21. Oktober 2007

Beten und Dopen - das hormonelle Tandem

Es gibt Sportler, die wollen der Welt glauben machen, dass man durch Beten zu einem besseren Athleten werden kann. Das dürfte ungefähr genausogut funktionieren wie die Trainingstipps eines Schamanen oder eines Medizinmanns aus dem Busch. Obwohl. Das Wort Medizinmann bringt einen plötzlich auf Gedanken. Denn während Paul Byrd, der Pitcher der Cleveland Indians, der heute abend im siebten Spiel gegen die Boston Red Sox um den Einzug in die Word Series eingesetzt werden soll, seit Wochen so tut, als habe Beten etwas mit seinen anhaltenden Erfolgen zu tun (er hat sogar ein Buchmanuskript darüber geschrieben und es nett angepriesen), ist seit diesem Artikel im San Francisco Chronicle völlig klar, was für ein Medizinmann, seine Finger im Spiel hatte: Ein Zahnarzt in einer Anti-Alterungsspezialklinik in Florida, der die Rezepte ausstellte, mit deren Hilfe Byrd im Laufe der Zeit Wachstumshormone im Wert 25 000 Dollar erwarb. Der Pitcher hat bislang eine eigene Version zu dieser Geschichte parat, die an die alten Ausreden der vielen ertappten Dopingsünder erinnert. Angeblich hat er einen Tumor an der Hirnanhangdrüse. Und der Arzt habe Wachstumshormone verschrieben, um seinem Körper das zuzuführen, was er selbst nicht produziert.

Die hübschen Kleinigkeiten der Geschichte machen sehr viel Vergnügen. So hörte Byrd mit dem Einkauf auf, als Major League Soccer 2005 die Substanz offiziell auf die Dopingliste setzte. Die Indiskretion entsprang den gleichen Ermittlungen, die vor ein paar Monaten ruchbar wurden und bereits mehrere Sportler als schwere Dopingkonsumenten entlarvt haben. Die besondere Kuriosität an der Enthüllung von heute sind die Namen der beiden Autoren Mark Fainaru-Wada und Lance Williams, die das Buch Game of Shadows geschrieben hatten, in den versiegelte Informationen aus den Ermittlungen des BALCO-Skandals enthalten sind. Ihre investigative Arbeit hätte sie beinahe ins Gefängnis gebracht.
Blick zurück: Warum die Reporter dann doch nicht hinter Gittern mussten

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