Es ist schwierig, mit jemandem eine Diskussion zu führen, der Sport nach dem Schema einer blinden unverbrüchlichen Loyalität betrachtet. Also jemand wie der Kommentator auf 100 Percent Injury Rate, der sich an der Person des Basketballers LeBron James reibt, weil der zu einem Baseball-Playoff-Spiel der Cleveland Indians gegen die New York Yankees eine Kappe der Yankees trägt. James ist einer der überragenden Figuren der NBA und verdient sein Geld bei den Cleveland Cavaliers. Weshalb ihn das automatisch zu einem Anhänger der Indians machen sollte, ist nicht ganz klar. Zumal die Indians normalerweise nichts reißen, wenn es darauf ankommt. Die Yankees - obwohl überall in den USA verhasst - jedoch bieten seit Jahr und Tag ganz oben mit und beschäftigen die teuersten Spieler. Spieler von der Preisklasse eines LeBron halt, der vergangene Woche sogar einen Abstecher in der viel beachteten Comedy-Sendung Saturday Night Live hatte, die nicht etwa in Cleveland zu Hause ist, sondern ...in New York.
Wenn Cleveland wirklich eine schicke Stadt wäre, könnte man die Nörgelei ja noch verstehen. Aber ich kam vor zwei Jahren von einem mehrtägigem Ausflug mit dem Gefühl zurück, dass die Leute dort wahrscheinlich am liebsten selbst ganz woanders leben würden (und wohl auch deshalb, abgesehen von den Stadtstreichern, so wenige von ihnen in der Innenstadt zu finden sind). Die anderen sind Touristen, die wegen der Rock 'n' Roll Hall of Fame kommen und Zwischenstation einlegen auf dem Weg zum größten Achterbahn-Park der Welt in Cedar Point in Sandusky.
Immerhin fanden sie gestern in Cleveland einen Weg, sich auch noch bei den Touristen unbeliebt zu machen: mit einem Ausbruch von Abermillionen von kleinen Fliegen, die Yankess-Relief-Pitcher Joba Chamberlain den letzten Nerv raubten und am Ende dazu beitrugen, dass die Indians mit 2:0 in der Best-of-Five-Serie in Führung gingen. Mehr zu dem Match und den Fliegen bei allesaussersport.
• Was der japanische Baseball-Profi Ichiro über Cleveland zu sagen hat
• Profi-Sport in Cleveland und was Washington-Post-Kolumnist Michael Wilbon zu dem Thema denkt
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