23. Dezember 2007

Abgestellt auf dem Nebengleis


Unbesiegt. Das ist im Profiboxen der Goldstandard für aufkeimende Hoffnungen, hochfliegende Träume und die ganze heiße Luft dazwischen. Unbesiegt ist das, was Manager brauchen, um sich irgendwann eine Chance auf einen großen Zahltag gegen einen Titelträger auszurechnen. Weshalb bei der Karriereplanung schon früh immer ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl der richtigen Gegner gelegt wird. Widerstandsfähig sollen sie sein, aber auch schlagbar.

In Berlin lebt ein Boxer namens Manuel Charr (eigentlich Machmoud Omeirat Charr), der nach dieser Formel im Schwergewicht noch nach ganz oben kommen will. Er hat als Kickboxer angefangen, ist dann aber vor zwei Jahren zu Ulli Wegener gewechselt - ins klassische Metier - und hat seitdem sieben Gegner abgefertigt. Das Problem sind aber nicht die Kämpfer im Ring. Charr ist der Sohn illegaler Einwanderer aus dem Libanon und darf offiziell in Deutschland gar nicht arbeiten. Und so hat er in den bisherigen Kämpfen zwar viel Schweiß lassen müssen, aber entlohnt wurde er dafür nicht.

Dann wurde er auch noch im letzten Jahr in eine Messerstecherei verwickelt. Das sei inzwischen abgehakt, sagte er in einem Interview mit der amerikanischen Boxer-Webseite Eastside Boxing. Trotzdem darf er offensichtlich nicht das Land verlassen ("wegen meiner Reisepass-Probleme"). So stehen die Ambitionen des 22jährigen vorläufig auf einem Nebengleis. Seit 18 Monaten gab es keinen Fight mehr für ihn. Inzwischen hat er den Sauerland-Boxstall verlassen und ist zur Konkurrenz von Universum abgewandert. Da lässt er jetzt die beiden musculi pectoralis major tanzen und macht Eindruck im Gym. Mehr geht nicht, um die die Amerikaner zu beeindrucken, die sich über einen Araber bestimmt sehr freuen würden. Nichts kann man besser vermarkten als Bösewichter im Boxen.

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