9. Dezember 2007

Die Fernsehpolitik der NFL: Wieder in der Sports Bar

Vor etwas mehr als einer Woche war's die Politik der NFL, die ihren eigenen Kanal popularisieren will und die einen auf diese Weise hinaus in die Kälte und in die Sports-Bar zwei Blocks weiter trieb. Heute war es der Umstand, dass der übertragende Sender - in diesem Fall CBS - bei der Auswahl der Begegnungen, die er in einem bestimmten Markt ausstrahlt, Vorfahrt für den örtlichen Club geben muss. In diesem Fall: Weil die unterirdischen New York Jets zur gleichen Zeit wie die Steelers und Patriots antraten und alle Karten ausverkauft waren, bekam ganz New York eine der schlechtesten Mannschaften der Liga aufs Auge gedrückt.

Vor anderen Kneipen standen bereits Schlangen, ehe die Übertragung der Hauptattraktion des Sonntags begann, die sich die Lokale über Satellit reinholen, wofür sie richtig Geld bezahlen. Unser Schuppen war einfach nur randvoll. Mit 60 zu 40 Sympathien zu Gunsten von Pittsburgh und Leuten in den entsprechenden T-Shirts. Die Stimmung war seltsam. Ein bisschen zu kräftig der Applaus, wann immer Roethlisberger etwas zustande bekam. Ansonsten nur Grundrauschen und Gebrabbel aus allen Ecken. Der amerikanische Fan am Sonntagnachmittag mit einem Glas Bier in der Hand ist und bleibt ein Kuriosum. Da flutet nichts an. Da ebbt nichts ab. Keine Gesänge und keine Erwartung. Nur Starren auf den Großbildschirm. Und wenn der Spielzug zu Ende ist, wird vielleicht mal kurz gebrüllt. Davon kann man sich angesichts der sich ewig in die Länge ziehenden Übertragungen beim besten Willen nicht mitreißen lassen. Ich ging in der Halbzeit und verfolgte den Rest des Spiels zuhause online.

Die Steelers schienen das gemerkt zu haben. Sie produzierten in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Punkt mehr. Die Patriots machten aus dem 17:13, das noch einige Spannung versprach, ein 34:13. Sie verdoppelten ihre Punktzahl. Natürlich habe ich noch etwas Hübsches verpasst: zum Beispiel den Flea-Flicker-Spielzug zwischen Tom Brady und Randy Moss, bei dem der Pass bei Jabar Gaffney landete, der einen Touchdown produzierte.


Von der Live-Übertragung waren eine ganze Reihe von Städten ausgeschlossen. Nicht nur New York, Denver und Kansas City, die zur gleichen Zeit spielten, sondern auch San Diego (wo der örtliche Fernsehkanal selbstherrlich entschied, dass sich die Leute gefälligst für die Divison-Rivalen der Chargers zu interessieren haben: nämlich Denver und Kansas City), San Francisco (weil die 49ers ebenfalls die Bude voll bekommen hatten). Das soll gut sein für die Einschaltquote?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wenn ich diese ganzen zustände mit den fernsehgesellschaften und ihrer NFL-spielauswahl (bzw. -vorgabe) in den USA so höre, dann sind wir in deutschland mit NASN gar nicht so schlecht dran... obwohl man hier zwar auch in der vergangenheit dem willen der fernsehmacher ausgeliefert war, scheint heutzutage jemand hinter den reglern zu sitzen, der uns woche für woche die besten spiele beschert - das ist vielleicht etwas cowboys/patriots lastig, aber was soll's... wir bekommen unterhaltsamen football der top-teams ins wohnzimmer, nach dem sich der großteil der amerikaner die finger lecken würde