2. Dezember 2007

Wie ein kalter, flacher Pfannekuchen

Die Probleme eines Clubs wie die Toronto Maple Leafs kann man aus New Yorker Sicht gut verstehen. Da rollen reiche Inhaber angesichts einer loyalen, aber anspruchsvollen Fangemeinde gerne vermeintlich starken Spielern Schubkarren voller Dollars hinterher. Und alles, was am Ende dabei heraus kommt, ist so flach und öde wie ein kalter Pfannekuchen. Die Knicks im Basketball und die Rangers im Eishockey haben das fast schon zu einer Kunstform kultiviert. Zur Zeit warten wir auf den Raufwurf von Isiah Thomas, dem Manager und Trainer in Personalunion, was den ohnehin schon aufgeblähten Etat noch weiter aufpumpen wird (ohne wirklich einen Neuanfang zu bringen, ohne den es nicht geht, denn die Spieler sind danach immer noch da).

Aber zurück zu Toronto, der Dampfmaschine der kanadischen Wirtschaft, Sitz der Eishockey Hall of Fame (die im Vergleich zu der Baseball Hall of Fame in Cooperstown nur ein schlappes Hallchen ist. Oder sagt man Hallein?). Hauptstadt des kanadischen Selbstwertgefühls und Produktionsstätte einer der zehn besten Zeitungen der Welt - des Globe & Mail. Das Blatt versteht sich zwar als überregional, seine Eishockey-Reporter wären aber ganz bestimmt nicht traurig, wenn es mehr und besseres über das örtliche Team zu berichten gäbe. Man ist nun mal als Berichterstatter immer auch Lokalpatriot.

Aber bis auf weiteres gilt es wohl, die allenfalls ein einzigartiges Regime aus lauter Mismangement zu evaluieren. Mit weniger vordergründigem Zynismus als man das in New York macht. Aber mit sehr viel Kopfschütteln, nevertheless. Hier ist das jüngste Testat: eine Abhandlung über die Draftleistungen der Verantwortlichen im Laufe der letzten 20 Jahre, Unterabteilung erste Runde. Der Club hat das fast schon von der Wahrtscheinlichkeitsrechung her Unmögliche hinbekommen und lauter Platzpatronen geladen. Der beste Scorer ist Sean Thornton (278 Punkte im Laufe von 18 Jahren mit sechs Mannschaften). Die beste Jahresbilanz: Brad Boyes mit 26 Toren und 43 Vorlagen (für die Boston Bruins und nicht für die Maple Leafs). Der Globe & Mail hat es durchgerechnet:
"Der beste Club, die Quebec Nordiques/Colorado Avalanche, hat ein Erst-Runden-Kontingent gezogen, das im Schnitt 24 Tore und 37 Vorlagen pro Saison verbuchen konnte. Der NHL-Durchschnitt liegt bei 42 Punkten [Tore plus Vorlagen]. Mehr als 60 Prozent besser als die Leafs."
Wer ist für solch ein konsequentes Versagen verantwortlich? Und wie soll das weitergehen im Zeitalter einer Salary-Cap-Politik, die den reichen Clubs nicht mehr die Möglichkeit einräumt, sich teure Namen zu kaufen, um die Löcher in der Aufbauarbeit des Kaders zu kaschieren?

Ich nehme mal an, wenn der Autor des Artikels die Antwort wüsste, würde man ihm bei den Maple Leafs schon morgen den Job des Chefmanagers antragen. Übrigens: den Fans in Vancouver (oder auch Detroit) passt die Dauerkrise ganz gut ins Konzept. Sie hassen die Leafs und produzieren Videos, um das zu illustrieren.

Keine Kommentare: