Das Thema hat seit Tagen die Leute beschäftigt. Vor allem auch weil es eine Reihe von Journalisten gab, die voreilig Rückschlüsse auf den Lebensstil des Footballprofis zogen und das Gefühl hatten, es sei mal an der Zeit eine populistische Haltung zu beziehen. Seit gestern stellt sich die Sache so dar: Die Polizei hat vier Verdächtige verhaftet, die für den Tod von Sean Taylor, dem begabten Safety der Washington Redskins, verantwortlich sein sollen. Und sie hat eine Vorstellung davon, wie es zu der tödlichen Konfrontation kam: Die Tat hatte als Einbruch begonnen, weil niemand damit gerechnet hatte, dass sich der NFL-Profi (und seine Lebensgefährtin mit dem gemeinsamen Kind) während der Saison in der Villa in Miami aufhält. Als Taylor sich den Eindringlingen in den Weg stellte, wurde er von einem Pistolenschuss getroffen. Das Projektil verletzte eine der wichtigen Arterien. Er starb Stunden später, nachdem er Unmengen an Blut verloren hatte.
Und damit wenden wir uns zu den voreiligen Betrachtungen von Leuten, die diesmal gar nicht erst abwarten wollten, zu welchen Ermittlungsergebnissen die Behörden kommen. Und denen es so leicht fiel, den schwarzen Sportler als Vertreter aus dem Ghetto abzustempeln, obwohl sein Vater der Polizeichef im benachbarten Florida City ist. In der Washington Post, die die Meinungsführerschaft rund um die Redksins beansprucht und nicht erst seit Watergate einen Ruf als ausgezeichnete Zeitung genießt, waren gleich zwei Leute ziemlich sicher, dass Taylor nicht das unschuldige Opfer einer Attacke gewesen sein konnte. Leonard Shapiro schrieb (nach ein paar eloquenten Vorbemerkungen, die die Aussage abmildern sollten: "Trotzdem, könnte irgendjemand ehrlich sagen, er hätte das nicht kommen sehen? Man muss blind sein, um nicht die schillernde Vergangenheit von Taylor in Betracht zu ziehen." Sein Kollege Michael Wilbon, der im Nebenberuf bei ESPN die Sendung Pardon the Interruption mitmoderiert, hatte in einem Chat mit Lesern erklärt: Taylor sei in einer gewallttätigen Welt groß geworden und habe sie gut geheißen und "sich geweigert, sich davon zu verabschieden". Ein ESPN-Radiomann (Colin Cowherd), der über ein beachtliches Publikum verfügt, insinuierte in einer ausführlichen Tirade ganz ohne konkrete Anhaltspunkte, dass da bestimmt noch irgendeine Enthüllung käme, die den Toten in einem schlechteren Licht erscheinen lassen würde.
Solche Reaktion produzierten ein enormes Echo und Beschwerden. Besonders die Klagen aus dem schwarzen Lager über die Mainstream-Media-Rufschädigung provozierten Jason Whitlock, sich mit einem weitreichenderen Gedanken zu beschäftigen: der Tendenz von schwarzen Amerikanern, die Verbrechen von Schwarzen an Schwarzen zu verharmlosen. Whitlock nannte in diesem Zusammenhang die Täter mit Hilfe eines drastischen historischen Vergleichs: Black KKK.
Die vier Fotos, die die Polizei nach den Festnahmen von den Verdächtigen veröffentlichte, zeigen drei dunkelhäutige Gesichter. Das vierte zeigt einen Latino.
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