Der Rest der Welt ist heute endlich aufgewacht und hat den Doping-Tsunami in Deutschland zur Kenntnis genommen. Auslöser war eine AP-Meldung und eine Reuters-Nachricht mit den Namen Zabel und Aldag und einem Verweis auf die beiden Freiburger Ärzte. Für eine Beurteilung darüber, wie die amerikanischen Medien etwa die Geständnisse einordnen, ist es noch zu früh. Vor allem, weil da mal wieder die alten Kameraden Unkenntnis, Ignoranz und Desinteresse aufeinandertreffen. Bis die ihren Platz am Tisch räumen, wird noch etwas Zeit vergehen. Leider.
Die Crux ist wirklich kaum zu erklären und doch typisch Medienalltag (und gilt so auch für andere Länder): Wenn kein Amerikaner unmittelbar verwickelt ist, muss die Geschichte extrem spektakulär sein, sonst wird kaum berichtet. Es tut nichts zur Sache, dass man in diesen Tagen in Deutschland einen weiteren mächtigen Mosaikstein inspizieren kann (mehr Fahrer, Betreuer, Ärzte qua Selbstanzeige entlarvt als Mitglieder einer organisierten mafiösen Bewegung, die eine ganze Sportart unterwandert hat), um sich mit dem langjährigen Lügengebäude des internationalen Radsports zu beschäftigen und um die üblen Attacken von erwischten Sportlern Richtung Wada, Usada, Richard Pound und andere Ritter der ehrenwerten Tafelrunde zu entlarven. Nein, hier in Amerika seziert man lieber phasenklein den Fall Landis - und zwar geistig auf dem Stand vom Anfang der neunziger Jahre - wo man wirklich noch so tun konnte, als sei Doping die absolute Ausnahme. Hier in Amerika tut man noch immer so, als wäre die gute alte Unschuldsvermutung im juristischen Neuland "Sportbetrug" eine Heilige Kuh und dürfe nicht angetastet werden. Und alles nur, weil die Tests nicht gut und genau genug sind und in den Labors ein paar Schlamper sitzen, die nicht peinlich genau arbeiten.
Demnächst - hoffentlich - mehr. Wenn amerikanische Reporter mal richtig rangehen, sind sie ziemlich ergiebig und gut.
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