16. Mai 2007

Wie auf Montage: Der undankbare Job, die Landis-Affäre zusammenzustückeln

Wir werden uns ab heute die Mühe machen und ein Bild zusammensetzen. Ein Bild von der Landis-Doping-Affäre, die seit heute morgen Ortszeit in der Pepperdine Universität im kalifornischen Malibu (Bild rechts) von den Vertretern der USADA aus ihren Einzelteilen in einer Collage zusammenmontiert wird. Und von den Anwälten des amerikanischen Radfahrers sicher ganz konsequent auseinandergenommen wird. Wer also am Ende noch einen Überblick oder gar einen Durchblick haben will, muss wohl in der Lage sein, sehr viele Stücke zusammenzumontieren.

Hier Auszüge aus dem Bericht, der am Mittwoch in der Printausgabe der FAZ erscheint:
"Es gibt Augenblicke im Leben eines Athleten, die geben auf den ersten Blick optisch nicht viel her. Aber Mütter denken oft anders. Und so stand Arlene Landis am Montagmorgen von ihrem Platz in der ersten Zuschauerreihe auf und knipste ein Erinnerungsfoto. Ihr Sohn kaute Kaugummi und lächelte, ehe das Dopingverfahren der bereits offiziell begann. Und die alte Frau mit dem weißen Kopftuch, das an die strengen Bräuche ihrer mennonitischen Religionsgemeinschaft in Pennsylvania erinnert, lächelte ebenfalls. “Er weiß, dass er unschuldig ist,” sagte sie. “Also gibt es auch nichts, dass einen frustrieren kann.”

Die Szene aus dem fensterlosen Gerichtssaal in der juristischen Fakultät der Pepperdine University in Malibu wird sich in den nächsten zehn Tagen vermutlich noch häufiger abspielen. Denn der amerikanische Radrennfahrer Floyd Landis hat beschlossen, dass er auf seine Art gegen den Vorwurf der Leistungsmanipulation antreten will: mit einer öffentlichen pauschalen Anklage gegen das ganze System der Dopingkontrolleure, Labore und Schiedsgerichte....

...Floyd Landis kämpft seit neun Monaten gegen den Vorwurf, dass er einen Tag nach einem massiven Leistungseinbruch bei der 17. Etappe der Tour de France mit synthetischem Testosteron gedopt war. Die Entscheidung über die Beweislage werden in den nächsten Tagen drei eigens für dieses Verfahren berufene Schiedsmänner treffen, die nach den Regeln der American Arbitration Association agieren, einer Institution, die sich um viele Streitfälle im amerikanischen Geschäftsalltag kümmert. Eigentlich sind sie die Hauptpersonen: die beiden kanadischen Rechtsanwälte Richard McLaren und Patrice Brunet und der ehemalige Ringer Chris Campbell, ein Jurist aus Boston, der im Verfahren gegen Olympiasieger Tyler Hamilton in der gleichen Rolle gewirkt hat und damals als einziger im Gremium für einen Freispruch des amerikanischen Radrennfahrers gestimmt hat.


Aber am liebsten würde wohl Maurice Suh, der das vielköpfige Landis-Team aus Anwälten und Medizinern vertritt, die drei gleich mit anklagen. “Dieser Fall ist eine absolute Katastrophe”, erklärte er, ehe er die vielen angeblichen Fehlleistungen im französischen Labor auflistete, die seinem Mandanten eine mehrjährige Sperre und den Ruf des Sportbetrügers einhandeln könnten....

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