AP rechnet in der letzten Meldung vom Landis-Doping-Verfahren damit, dass heute noch die Plädoyers gehalten werden. Und damit, dass die drei unabhängigen Schiedsmänner, die die Entscheidung treffen, mehr als einen Monat zubringen werden, bis sie sich durch das Beweismaterial, die Indizien und die Zweifel an der Zuverlässigkeit des französischen Labors durchgearbeitet haben.
Die ehemalige Phonak-Ärztin Dr. Denise Demir tauchte zwar nicht in personam in Malibu auf. Aber von ihr war dann doch noch die Rede. Velo News berichtete von einer ominösen E-Mail-Kommunikation zwischen ihr und einem Vertreter des internationalen Radsportverbandes UCI, was am Dienstag innerhalb des Verfahrens die Frage aufwarf: Sollten da womöglich Langzeit-Blut-Profile vertuscht werden, die etwas anderes bewiesen hätten, als Dr. Demir in ihrem Interview mit der Bild-Zeitung verbreitet hatte ("Wir können anhand von Trainingsdaten beweisen, daß Floyd solche Leistungen erbringen kann..."). Aber dann erklärte die Landis-Seite, sie hätten die Unterlagen gefunden und würde sie zur Verfügung stellen. Eine Einlassung, die die Herzfrequenz des Usada-Anwalts wieder auf akeptable Werte senken half. Wir spekulieren: Dr. Demir wurde wohl deshalb nicht nach Kalifornien geladen, weil die Unterlagen, zu denen sie hätte aussagen können und Landis entlasten, zwischendurch verschollen waren. Wie gesagt: Wir spekulieren.
Mehr lässt sich auch nicht über das zu erwartende Urteil sagen. Einer der zwei Schiedsmänner (der Amerikaner) ist klar auf Seiten von Landis, was sich bereits im Vorverfahren zeigte. Die beiden Kanadier haben bisher wie ein Tandem gewirkt, das sich nicht von den Nebelwürfen der Verteidigung beeindrucken lässt. Das Labor in Paris kann man nicht verteidigen. Da arbeiten Amateure. Ob die Resultate ihrer Arbeit juristisch bestehen können? Vielleicht.
Morgen, Donnerstag, in der Print-Ausgabe der FAZ gibt es eine kleine Abhandlung von dieser Stelle aus. Der Artikel wurde nicht online geschaltet. Das Foto stammt von der New Yorker Rad-Webseite Trackstar und wurde dort vor einem Jahr herausgegeben. Im Moment ist deren Store nicht anklickbar. Wer sich für das Hemd interessiert, sollte auf anderem Weg Kontakt mit den Jungs aufnehmen.
Nachtrag: Dr. Denise Demir hat per Email mitgeteilt, dass sie aufgrund einer Auflage des Schiedsgerichts in Malibu (auf Englisch: "gag order") bis nach dem Urteil im Fall Landis keine Stellungnahmen abgeben kann. Ich bin nicht sicher, ob dies auch für prozesstaktische Themen gilt, aber das muss man akzeptieren.
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