Ein Jahr nach dem überragenden Sieg von Barbaro beim Kentucky Derby findet heute in Louisville die Neuauflage statt. Und obwohl eine neue Generation von Dreijährigen am Start ist, wollen fast alle nur über Barbaro reden, der letzten Mai ein Rennen später in Baltimore mehrere komplizierte Beinbrüche erlitt und dann doch irgendwann trotz enormer und teurer Bemühungen in einer tiermedzinischen Klinik in Pennsylvania eingeschläfert werden musste (mehr über das Phänomen Barbaro in diesem Artikel in der FAZ aus dem Januar) Bis der vor kurzem geborene Bruder von Barbaro so weit ist und zeigen kann, ob in ihm das Potenzial eines guten Galoppers steckt, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Die Nachricht von seinem Entstehen zeigt jedoch, dass sich die Barbaro-Besitzer einige Hoffnungen machen und auf jeden Fall jene Tierliebe weiter anstacheln werden, die in der Zucht von Vollblütern auf einen seltsamen biologischen Mythos reduziert wird: den Stammbaum. Da passt es ganz gut, dass sich Fernsehkameras heute bei der Live-Übertragung vermutlich auf eine Person konzentrieren werden, die in der Loge von Churchill Downs sitzt und die den Amerikanern im letzten Jahr mit Hilfe eines oscar-preisgekrönten Kinofilms (The Queen) wurde. Pferdefreundin Elizabeth II., Repräsentantin der alten, anderswo längst auf die Müllhalde der Geschichte geworfenen Prinzips, wonach Herkunft und Abstammung darüber entscheiden, welche Rolle jemand in der Gesellschaft spielt. Die gute Frau sieht übrigens inzwischen verdammt alt aus. Aber das wird die US-Regie nicht bremsen. Aus Ermangelung echten Adels herrscht in der ehemaligen Kolonie eine unausrottbare Faszination mit der Familie Windsor, die während der Zeit mit Diana ihre Blüten trieb.
Blick zurück: Barbaro - die Projektionsfläche
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