Seit ein paar Jahren ribbelt sich der warme dicke Pullover auf, den man sich in den USA gestrickt hat, um den Dopingskandal zu verhüllen, der die ganze Bigotterie des Mythos vom amerikanischen Sport auf den Punkt bringt. Im Zweifel war das Publikum meistens für den Angeklagten, a.k.a "die arme Sau", die erwischt wurde. So wie man auf der Straße in Manhattan erst mal unwillkürlich den Mitmenschen zur Seite springen will, wenn ihn die Polizei am Wickel hat. Wir mögen keine Polizisten. Im Zweifel war das Publikum auch eher für nicht groß nachfragen, lieber wegschauen, für "was ist das Problem?" Betrügen nicht alle irgendwann ein bisschen, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen?
Vor ein paar Tagen müsste ein gewisser Jason Giambi, Baseballprofi in Diensten der New York Yankees, den letzten die Augen geöffnet haben, um was beim Doping geht. Nicht um arme Säue, sondern um reiche. Nicht um kleine Vorteile, sondern um große Verträge. Jason Giambi will zwar inzwischen zumindest ein bisschen sein schlechtes Gewissen los werden, aber nicht die 120 Millionen Dollar, die ihm die Hilfe aus dem Hause BALCO bei den Verhandlungen 2001 mit den Yankees eingebracht hat. Giambi war einer der Kunden von Victor Conte. Einer der Zeugen bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Einer, der eine verworrene Entschuldigungslitanei von sich gab, ohne sagen zu wollen, um was es sich handelt. Einer, der sich wundert, ob sein gutartiger Tumor an der Hirnanhangdrüse durch seinen Drogenkonsum verursacht wurde.
Am Samstag saß Floyd Landis zum ersten Mal im Zeugenstuhl bei seiner Anhörung in Malibu und bestritt alles. Wahrscheinlich hätte er auch bestritten, dass Luft in den Reifen ist, wenn er sich davon etwas versprochen hätte. Am Montag ist Kreuzverhör. Dann wird die Usada das Unmögliche versuchen: einen Mann, der es faustdick hinter den Ohren hat und der hundert seiner Artgenossen in den Alpen das Gesäß gezeigt hat, von vorne anzufassen. Dorthin, wo's weh tut. Ich muss gestehen, das würde ich mir gerne aus der Nähe anschauen. Vielleicht klappt's beim nächsten Mal.
Nachtrag: Noch ist es reine Spekulation. Aber nach einer Meldung der New York Daily News versuchen die Yankees den Vertrag mit Giambi zu kippen. Das wäre eine interessante Wendung der Ereignisse.
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