13. Mai 2007

Und am Ende der Saison: Herzlichen Glückwunsch zum Trostpreis

Jeder im professionellen Sport, der just in dem Moment einbricht, wenn es darauf ankommt, sollte in der nächsten Saison so bestraft werden wie italienische Clubs beim Korruptionsskandal. Ab in die zweite Liga. Oder wenigstens ein Strafkonto mit 20 Minuspunkten. Klingt drakonisch, ich weiß. Aber wie sollte man anders einem Team wie dem FC Schalke 04 klar machen, dass es in diesen Wochen um etwas geht, wenn die Belohnung für eine schlampige Leistung in der Teilnahme an der Champions League in der kommenden Spielzeit besteht? Für Ruhrpott-Ehre scheinen sie nicht zu spielen, sonst wäre ihnen gegen Borussia Dortmund nicht so wenig eingefallen. Für Traditionspflege sicher auch nicht. Kein Wunder. Was haben die Profis von heute auch mit jenen Fußballern zu tun, die den Namen eines Gelsenkirchener Vororts zu einem Begriff gemacht haben? Die wüssten sicher nicht mal, wie man aus dem Polnischen stammende Namen wie Kuzorra, Szepan und Abramczyk richtig schreibt, wenn sie bei einer Quiz-Sendung Wer wird Millionär? danach gefragt würden. Müssen sie auch nicht. Sie sind ja schon Millionäre. Die gehen denn auch sicher nie in den Erlebnistunnel im Schalke-Museum, wo vier Filme von insgesamt 35 Minuten Länge laufen, die einem den Mythos näher bringen.

Aber Belohnungen für Leute, denen zur falschen Zeit der Strom ausgeht, liegen ganz im Stil der Zeit. So wird Dirk Nowitzki in dieser Woche offiziell zum Most Valuable Player der NBA-Tabellenrunde ausgerufen. Autsch. Das also erhalten die Fans als Gegenwert für die Vertragsverlängerung von neulich (bis 2011). Das und dass sich Teambesitzer Mark Cuban so blendend aufs Sparen an der falschen Stelle spezialisiert hat (er ließ Steve Nash und Michael Finley ziehen und sah nicht ein, dass Trainer Don Nelson noch Geld zusteht). Cuban und Nowitzki - die beiden verdienen einander.

Übrigens gab es gestern eine lesenswerte Geschichte auf faz.net über die wirtschaftlichen Folgen eines Abstiegs aus der ersten Bundesliga. Sie enthielt den Hinweis darauf, dass zwischendurch mal zwölf von 18 Clubs sich mit nichts anderem abquälten als mit der Angst vorm Abstieg. So weit ist es gekommen: Mehr als die Hälfte starren phasenweise gebannt nach unten, kaum noch jemand orientiert sich nach oben. Das muss das Gegenstück zur pathologischen Besitzstandswahrungsphobie des Kleinbürgers sein, die in Deutschland schon seit ein paar Jahren diesen katastrophalen Reformstau in der Politik verantwortet.

Reformieren könnte man auch im deutschen Fußball so einiges. Das wurde an dieser Stelle schon mehrfach thematisiert: hier in einem Beitrag, der aufzeigt, was man vom amerikanischen System lernen kann und hier in einem Beitrag über die schwächelnde Liga mit dem Hinweis auf drei Hauptproblempunkte: der katastrophale Einfluss des FC Bayern München, der Mangel an Fußball-Ingenieuren mit Visionen auf den Trainerbänken und die fehlenden Arena-(oder anderen Pay-per-View-Anbietern)Fernseheinnahmen aus großen Städten wie Düsseldorf, Leipzig, Dresden und derzeit zu einem gewissen Grad auch Köln (zweite Liga). Doch so wie die Berliner Regierung trotz dieser enormen Stimmenmehrheit im Bundestag nicht viel auf die Beine stellt, was zukunftstauglich ist, so tun auch die Verantwortlichen der Bundesliga so, als könnten sie nichts ändern. Gleichzeitig wird das Unternehmen von der Premier League im internationalen Wettbewerb um massive Fernsehgeldeinnahmen abgehängt. Das kommt davon, wenn man mit dem Trostpreis zufrieden ist. Na dann: Herzlichen Glückwunsch.

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