Es ist schade um jeden, der vor seiner Zeit aus dem Leben scheiden muss. Aber junge Medienprodukte sterben bisweilen nicht zu früh. Sie gehen ein, weil sie nie richtig lebendig waren. Totgeboren sozusagen. Keine Ahnung, was den hochwohlgeborenen Deutschen Sportverlag dazau gebracht hat, eine tägliche "Sportzeitung" in deutscher Sprache herauszubringen und kostenlos über die Lounges der Lufthansa unters lesende Volk zu bringen. Eine knallharte Analyse der Verhältnisse kann es nicht gewesen sein. Wer heute Printprodukte in den Markt quetscht, deren Zielgruppe sich ihren Stoff aus der Tageszeitung holt (und zunehmend online konsumiert), kann sich gleich in das Papier einwickeln, das von den Lastwagen am Druckereitor abgeladen wird. Aber da der hochwohlgeborene Deutsche Sportverlag in dieser bombigen Medienstadt Köln sitzt und dort seine bombigen Papierheimer verlegt (die Titel heißen: laufen, Handballwoche, Boxsport, Leichtathletik, Vollblut) hat er natürlich den direkten Draht zum Markt, die Adressen von Abonnenten, die auskunftsfreudigen Leserbriefe - also einfach den Durchblick.
Und nun? TAZ-Blogger Rob Alef (Volk ohne Raumdeckung) verbreitet soeben, was wohl schon seit ein paar Tagen kursiert: Die Sportzeitung namens Sportzeitung erscheine nach weniger als einem halben Jahr "in diesen Tagen vorerst zum letzten Mal". Offiziell liegt das Projekt auf Eis, wie der Geschäftsführer vor ein paar Tagen dem Online-Mediendienst DWDL erklärte. Gesucht wird jemand mit Geld für "aktuelle Themen rund um den Sport" (Selbstdarstellung).
Das Geld wäre an anderer Stelle sicher besser angelegt. Die Sportmedienlandschaft wird konsequent ins Internet abwandern, auch wenn die dürftige Situation im deutschsprachigen Bereich einen solche Entwicklung nicht unbedingt vermuten lässt. Mit dem Geld aus fehlinvestierten Print-Konzepten wie Player und Sportzeitung wären einige schon sehr viel weiter. Nicht bei den öden Newsportalen, die sich als Abspielkanäle für Agenturmaterial und Praktikantentexte verstehen. Die haben kein Profil. Nein, bei den Bloggern (mit Profil und Ideen), denen es bislang an der Personalausstattung und der Unterstützung fehlt, wie sie etwa Gawker Media in New York bereit hält. Hier verdient man übrigens mit Blogs Geld und schustert nicht zu.
Bis sich so etwas herumspricht, wird noch ein bisschen Zeit vergehen. Vor allem, wenn Leute wie der Hamburger Journalistik-Professor Dr. Siegfried Weischenberg weiter so tun, als brauche das alles Zeit und ein Umdenken in den Köpfen der Medienverantwortlichen. Mit Verlaub: Das ist Unsinn. Was es braucht ist das Geld von Kapitalisten, die erwarten, dass ihr Einsatz eine Rendite abwirft, und die erkennen, dass sie bei den Baumverbrauchern nicht mehr zu verdienen ist.
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