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Wie stimmt man sich auf den vorzeitigen Abschied von Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks aus den diesjährigen Playoffs ein? Am besten mit ein bisschen Lesen. Da war zum Beispiel heute dieses sehr gelungene Kompakt-Stück von Michael Wilbon in der Washington Post, in dem der erfahrene Kolumnist (mittlerweile durch seine Mitwirkung in der ESPN-Quassel-Show Pardon the Interruption ein paar mehr Leuten ein Begriff) seine Begeisterung für die Serie gegen die Golden State Warriors kund tut. Kurz und knapp: Wenn die NBA jedes Jahr derartige Begegnungen aufbieten könnte, wäre sie bald wieder ein Quotenknüller (genau so sagt er es nicht, aber das ist die zwingende Schlussfolgerung aus seiner Eloge).
Die Serie enthalte "eine inzestuöse Nebenhandlung nach der anderen", schrieb Wilbon genussvoll - mit Vater gegen Sohn (Nelson vs. Nelson), Mentor gegen Zögling (Nelson vs. Johnson), Architekt gegen Gebäude (Nelson vs. das von ihm im Laufe der Jahre zusammengebaute Team) und verärgerter Ex-Chefmanager gegen ehemaligen Arbeitgeber (Nelson vs. Cuban). Das freut den Kolumnisten, der heimlich immer hofft, dass die sehr sachliche Art und Weise, mit der die meisten NBA-Spieler und -Trainer ihrem Beruf nachgehen, doch mal so richtig überbrodelt und auf die Fans überschwappt, die eine Halle phonmäßig an den Rand des Erträglichen bringen.
Ja, sie meckern gerne, die Herren Kolumnisten, wenn Ron Artest auf die Zuschauertribüne rennt und Fans des anderen Teams vertrimmt. Und wenn Carmelo Anthony einem Weichei auf der anderen Seite einen Kinnhaken verpasst. Aber wenn die Missetäter mit Hilfe von Sperren und Strafen und allerlei Verhaltensmaßregeln zu braven Waisenknaben werden, hat der Kolumnist wieder was zu meckern. Denn plötzlich fehlt dem Geschehen die kribbelnde Rivalität. Aber nur wenn Spannung herrscht, macht das Zuschauen (und das lange Aufbleiben) wirklich Spaß. Wie schreibt Wilbon über Mavericks gegen Warriors? "Es ist bei weitem nicht der beste Basketball, den wir je gesehen haben. Aber man kann sich nur schwerlich ein besseres Unterhaltungsprogramm vorstellen." D'accord.
Ebenfalls zu empfehlen: dieser Beitrag von Bill Simmons, der auf der Webseite von ESPN die Liga der Meinungsschreiber anführt. Diesen Satz sollte man sich vor allem merken: "Das Schicksal eines Basketballspiels hängt von der Verbindung zwischen Spielern und Fans ab." Dann watscht er die Zuschauer ab, die im vergangenen Jahr in ihren weißen Hemden in Miami die Halle füllten. "Ihr habt dem Jumbotron gehorcht, habt euch nach den musikalischen Einlagen gerichtet und euren Zweck erfüllt. Mit anderen Worten. Ihr wart so wie jedes andere NBA-Publikum."
Nur zwei Clubs haben seiner Meinung nach ein kultiviertes, gebildetes Publikum mit Zuschauern, die seit 30 bis 40 Jahren zu den Spielen kommen und jede Nuance eines Basketballspiels verstehen. "Die brauchen keinen Jumbotron, um ihnen auszuhelfen. Zur Hölle, sie wollen keinen Jumbotron, um ihnen zu auszuhelfen." Wo sind diese Fans? In Oakland und in Manhattan. Die Anhänger der Golden State Warriors - das sind die, die auch zu Streetball-Turnieren in Rucker Park gehen würden, weil sie sich einfach nie satt sehen können an einer explosiven, zirsensischen Sportart. Die Anhänger der New York Knicks - das sind intelligente Snobs mit Anspruchsdenken und der Kohle, jedes Jahr ihre immer teurer werdenden Jahreskarten zu erneuern und die wissen, dass die eigentlichen Wurzeln dieses Spiels in New York liegen. Egal, was die Leute von der Hall of Fame in Springfield/Massachusetts ihren Besuchern auch weis machen wollen (Wie es der Zufall so will, habe ich vor zwei Monaten nach meinem letzten Besuch im Madison Square Garden so etwas angedeutet, allerdings nicht so durchdacht und gut formuliert wie Simmons.) Der wagte auf der Basis dieser Gedanken und der Erfahrungen der letzten Tage folgende Prognose: "Ich glaube nicht, dass die Dallas Mavericks des Jahres 2007 das Herz haben, um sich in Oakland durchzusetzen. Nicht angesichts der Tatsache, dass die Warriors-Fans Blut riechen und - besser als alle anderen in der jüngsten Zeit - eine der elektrisierendsten/tollwütigsten/emotionalsten/verrücktesten Atmosphären aller Zeiten schaffen."
Unter denen dürften nicht wenige sein, die auf die Warriors gewettet haben, als die Quote noch bei 9:1 stand. Die Leute, die solche Wetten angeboten haben, dürften heute abend ziemlich arm werden.
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