16. Januar 2008

Vor dem großen Spiel: Nicht duschen, bitte

Es gibt im kalten Norden der USA eine Theorie, die jeden Winter aufs Neue auf die Probe gestellt wird. Dann marschieren tausende von Fans der Green Bay Packers in das von kanadisch-arktischen Winden heruntergekühlte Stadion namens Lambeau Field, bewaffnet mit allem, was sie haben, vor allem mit den auf ihrer Haut sitzenden Abbauprodukten ihrer Körper. Denn die Theorie lautet: Wer vorher aus Gründen der Hygiene oder um der Umwelt den unangenehmen Geruch zu ersparen, unter die Dusche geht, hält die Temperaturen nicht aus. Angeblich haben die alten Partikel eine wärmedämmende Wirkung. Vielleicht ist es auch nur ein Ritual, wie das viele Urvölker pflegen. Denn eines ist klar: In der NFL sind die Packers-Fans so etwas wie das Urvolk schlechthin.

Über solche Ratschläge allerdings hat man sich in dieser Woche in New York blendend amüsiert. Fördern sie doch den hinreichend gepflegten Hochmut in dieser unserer Stadt, dass der Rest der USA von einer unglaublichen großen Zahl von Dummköpfen bevölkert wird, deren Verhaltensmuster und Überlebensmechanismen man immer wieder gerne belächelt. Selbst in solchen Situationen, in denen Eli Manning und die New York Giants nach Wisconsin fliegen müssen und ein paar Zuschauer mitbringen, die auf dem Schwarzen Markt bis zu 2500 Dollar ausgeben, um ein Ticket zu ergattern. Ein Ticket für das Vergnügen, sich durch die Kälte zu zittern.

In Green Bay tut man allerdings mehr, um die Eindringlinge aus New York auf dem Feld der Ehre zu besiegen und die Anhängerschar bei Laune zu halten. Die Madison Church of Christ verlegt die Messe am Sonntag auf 16 Uhr vor, damit die Gläubigen auch alle kommen und beten - und zwar auch für den Sieg. Wie das in der Kirche riechen könnte, kann man sich vorstellen. Wie in einer schlecht gelüfteten Umkleidekabine. Es sei denn, die Messdiener geben gehörig mit Weihrauch Gas.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Der USA"? Mich stört ja schon immer, wenn USA im Singular verwendet werden, etwa "Die USA ist ein großartiges Land."* Jetzt auch noch in maskuliner Form setzt da gleich noch etwas drauf.

* Mir ist bewusst, dass es im origninal auch "The USA is a great country." heißen würde. In einem deutschen Sprachkontext treibt es mir trotzdem die Nackenhaare hoch!

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Da fehlten zwei Wörter und die sind jetzt eingebaut (danke!) Maskulin sind die USA wohl nur im Gehabe ihrer Außenpolitiker und Präsidenten (mal sehen, wie Frau Clinton den Laden schmeißt). Im Sprachgebrauch jedoch nicht. Wir sind da total einer Meinung.

Davon abgesehen: Hier noch ein Hinweis zum Thema Singular/Plural im Englischen. Es gibt die sogenannten "collective nouns". Ich habe das mal ausführlich in den Kommentaren beim Trainer Baade angefasst http://www.trainer-baade.de/?p=1480#comments
Wichtigste Erkenntnis: Briten und Amerikaner sind sich im Umgang mit diesem Aspekt der Grammatik nicht einig. Für den Nicht-Anglisten wird's dann ziemlich schwierig.

Anonym hat gesagt…

Man laesst wirklich nichts unversucht in Green Bay:
"WLUX Fox 11 normally airs a “Seinfeld” rerun at 5:30 p.m. on Saturdays. But when it heard that “Seinfeld” was Eli Manning’s favorite show, it decided to pull this Saturday’s broadcast in a promotional stunt."
Quelle:http://www.lohud.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20080116/SPORTS01/801160385/1108/SPORTS01