30. Oktober 2009

Wenn Dummheit bestraft wird

Es ist nicht ganz leicht nachzuvollziehen, worüber sich Kerry J. Byrne eigentlich beschwert. Da listet er zuerst in einem ellenlangen Artikel eine Reihe von statistischen Auffälligkeiten auf, die allesamt einen eindeutigen Trend bestätigen: Dass die 32 Clubs der National Football League in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zerfallen und dass die oft geäußerte Behauptung der Liga-Führung, man habe Ausgewogenheit ("parity") und Chancengleichheit in der NFL pure Propaganda ist. Und dann beschließt er diesen Beitrag mit der Feststellung, dass das gegenwärtige Regularium mit seinen strengen Salary-Cap-Regeln, den nicht garantierten Verträgen und einer ernormen Mobilität unter den Trainern und Spielern diesen Effekt hat: "Die NFL hat ein System geschaffen, das gut gemanagte Teams belohnt und schlecht gemanagte Teams bestraft. Die Colts, Patriots und Steelers verfeinern weiterhin jahrein, jahraus und eine erfolgreiche Saison nach der anderen dieses System. Die Browns, Lions und Teams (wie zuletzt) die Redskins machen Fehler bei ihren verzweifelten Entscheidungen abseits vom Spiefeld, die dafür sorgen, dass sie auf dem Platz nicht mithalten können."

Was genau ist daran so verwerflich, dass Dummheit für Misserfolg sorgt und Intelligenz für Super-Bowl-Siege? Nun Mr. Byrne sagt es uns: Früher hätten auch die schlecht geführten Clubs zwischendurch eine Chance gehabt, wenn sie kurzfristig viel Geld in die Mannschaft pumpten. Geld sei "der große Gleichmacher".

Wenn man so etwas unter der Rubrikenüberschrift Cold Hard Football Facts auf der Seite von Sports Illustrated liest, runzelt man erst mal die Stirn. Das Blatt, in dem einst Dr. Z. für die Auswertung der harten Fakten zuständig war und Peter King jeden Stein (und seinen schwergewichtigen Korpus) in Bewegung setzt, um den Lesern erhellende Informationen zu liefern, ist jetzt auch eine Anlaufstelle für Dummschwätzer?

Zunächst ist die Beobachtung, dass Denver, New England, Indianapolis und Pittsburgh in den letzten Jahren die NFL dominiert haben, nicht von der Hand zu weisen. Wobei wir aus New England wissen, dass man das geschafft hat, obwohl man ständig gute Spieler und Trainer ziehen lassen musste. Es ist auch richtig, dass Mannschaften wie Denver, Indianapolis und New Orleans in diesem Jahr ein Kunststück fertig gebracht haben, das es noch nicht gab. Drei Mannschaften, die nach sieben Spieltagen ungeschlagen sind.

Wer New Orleans sagt, sollte allerdings vielleicht auch erwähnen, dass diese Mannschaft einst weder mit viel Geld noch mit guten Worten irgendetwas Bemerkenswertes auf die Beine stellen konnte. Sie war das, was die Lions heute sind: abgrundtief schlecht. In sofern kam hier parity zum Tragen. Auch die Arizona Cardinals, die im Februar zum ersten Mal den Super Bowl erreichen konnten, waren früher einfach nur eine Fußmatte für die anderen Clubs. Zur Zeit muss man mit ihnen rechnen.

Erstes Fazit: Wer parity nur an einer Handvoll von Teams misst, die Super Bowls gewinnen, hat keinen Blick fürs große Ganze.

Zweitens: Wer die Tatsache ignoriert, dass die NFL mit 32 Mannschaften, aber nur 16 Spieltagen einen hochgradig manipulierten Spielplan hat, der versteht nicht das kleine Einmaleins der Tabelle. Gute Mannschaften haben nicht nur Erfolg, weil sie gut gemanagt werden, sondern, weil sie im Schnitt leichtere Gegner haben. Pittsburgh trägt vier Spiele pro Saison gegen die Cleveland Browns und die Cinicinnati Bengals aus. Das waren zuletzt Spaziergänge. New England hat im Osten der AFC mit Buffalo und Miami und den Jets zu tun. Auch das waren Aufbauprogramme und keine Leistungstests.

Drittens: Eine Liga mit 32 Teams und mithin 1600 Footballprofis kann nicht auf ewige Zeiten davon ausgehen, dass sie genug gute Spieler anlocken kann. Die Expansion der Liga hat zwangsläufig für eine Ausdünnung der Leistungsdecke gesorgt. Die NHL konnte das gleiche Problem mit dem Import von hochtalentierten Eishockeyspielern aus Europa kompensieren. Auch die NBA vertritt eine Politik der offenen Tür. Major League Baseball holt sich mittlerweile einen erheblichen Teil des Nachwuchs aus der Karibik und lockte gute Japaner an. Welches Reservoir hat die NFL? Den Collegesport in den USA. Trainer und Scouts, die in einer solchen Landschaft die Spieler mit Potenzial und Lernbereitschaft erspähen, erarbeiten sich selbstverständlich auf diese Weise sehr viel leichter ein Fundament für Erfolg. Die Leute mit Tomaten auf den Augen werden als das entlarvt, was sie sind: blind.

Was sollte daran falsch sein?

29. Oktober 2009

Verlag zieht Enthüllungsbuch des NBA-Schiedsrichters zurück

Der amerikanische Verlag, der das Buch des verurteilten NBA-Schiedsrichters Tim Donaghy veröffentlichen wollte, hat sich kurzfristig dazu entschieden, von dem Projekt zurückzutreten. Das Unternehmen, eine Unterabteilung des Bertelsmann-Verlags, der seit einiger Zeit seine Buchaktivitäten unter dem Namen Random House betreibt, hat kalte Füße bekommen. Man ließ zumindest intern durchblicken, dass man Angst vor Prozessen wegen Verleumdung hat. Weshalb die Furcht erst so spät hochkroch, nachdem Blowing the Whistle – The Culture of Fraud in the NBA eigentlich in wenigen Tagen auf den Markt kommen sollte, lässt sich nicht ergründen. Denn Donaghys detaillierte Beschreibungen des merkwürdigen Verhaltens seiner Kollegen gegenüber bestimmten Spielern standen sicher bereits im Rohmanuskript. Wer angesichts solcher Vorwürfe nicht gleich den Hausanwalt konsultiert, macht sich selbst das Leben schwer.

Die Sache spitzte sich allerdings erst in dieser Woche zu, als Deadspin Auszüge aus dem Buch druckte, nachdem man eine Kopie zugespielt bekommen hatte. Darin wird namentlich genannten NBA-Schiedsrichtern vorgeworfen, dass sie Star-Spieler wie Kobe Bryant bei der Zumessung von Fouls besser behandelten, einer zeigte in seinem Hass auf Allan Iverson dem kleinen Dribbler meistens die kalte Schulter. Selbst wenn er regelwidrig behindert wurde.

Wegen üblicher Nachrede oder Verleumdung eines Prominenten belangt zu werden, ist in den USA übrigens ziemlich schwierig. Und dass NBA-Schiedsrichter den Status von Prominenten genießen, dürfte unbestritten sein. Dazu muss der Betroffene einem Gericht glaubwürdig nachweisen, dass der Urheber der Vorwürfe mit voller Absicht etwas behauptet hat, das komplett unwahr ist.

Dass das Buch das Zeug zu eine Beststeller hat, dürfte unbestritten sein. Da Donaghy keine Repressalien zu fürchten hat, dürfte er kein Blatt vor den Mund genommen haben. Dass in der NBA Manipulationen seitens der Unparteiischen vorkommen, ist ein offenes Geheimnis. Nur wie sie ablaufen und von wem sie auf welche Weise betrieben werden, das hat sich bisher noch niemand zu sagen getraut.

Blick zurück: Der NBA-Schiedsrichter und die Mafia

Das AP-Video zur Urteilserkündung:

28. Oktober 2009

Mavericks noch schlapp und müde?

Für die Dallas Mavericks begann die neue Saison so ähnlich wie die letzte. Man lässt sich offensichtlich mal wieder Zeit, ehe man die Maschine auf volle Betriebstemperatur hochheizt. So konnten die Washington Wizards im ersten Spiel von Gilbert Arenas seit urlangen Zeiten einen lockeren Sieg verbuchen. Das Resultat: 102:91. Einzelheiten findet man im Spielbericht von Associated Press.

Zur zwölften Saison von Dirk Nowitzki in der NBA und den Umbauarbeiten in Dallas habe ich einen Vorbericht für die FAZ geschrieben, der am Dienstag online gestellt wurde. Den Text über seine Attitüde und Befindlichkeit als Mensch und Sportler, der in der FAS erschienen ist, kann man sich nur über das Archiv der Zeitung berogen.

26. Oktober 2009

NFL in London: Vogelscheuchen und rostige Messer

Die griffigste Depesche zum diesjährigen Ausflug der NFL nach London, wo die New England Patriots eine Demonstration ihrer Sportart gaben (und bei der Gelegenheit die Tampa Bay Buccaneers als Versammlung an ziemlich unbeweglichen Vogelscheuchen entlarvten), kann man heute in der Online-Ausgabe des Wall Street Journal lesen:

"Wir sind sehr für eine Expansion, aber das London-Spiel kommt einem wie der alljährliche Besuch beim Onkel vor: Pflicht, unbeeindruckend und kaum zu erklären. Trotz all dem Getöse um den guten Eintrittskartenverkauf – das Wembley-Stadion verkaufte angeblich die ersten 20.000 Tickets innerhalb von sieben Minuten, was uns glaube machte, das Spiel sei als Partie zwischen New England und Robbie Williams und der Königin angepriesen worden – sah es im dritten Viertel bereits so aus, als hätte ein Großteil der Zuschauer bereits vor ihrem Bier im Pub gesessen. Wer könnte es ihnen verübeln? Die Patriots nahmen die Rostigen-Messer-Piraten von Beginn an auseinander und gewannen 35:7. Amerikaner behaupten gerne, dass ihre Football-Version im Fernsehen sehr viel funkelnder aussieht. Aber wir schauen uns lieber an, wie Wayne Rooney eine Stunde lang seinen Kopf gegen den Torpfosten rammt als die Buccaneers."

Enough said.

25. Oktober 2009

Jetzt redet Trevor Graham

Die Weißwaschkampagne des ehemaligen Trainers von Marion Jones, Tim Montgomery und Justin Gatlin hat begonnen. New-York-Times-Reporter Duff Wilson durfte Trevor Graham in seinem Haus in Raleigh/North Carolina besuchen, wo er bis zum letzten Freitag als Teil seiner Strafe unter Hausarrest stand. Graham hatte eines die Kanüle mit jenem Stoff an ein Dopinglabor in Los Angeles geschickt, die das Ausmaß der bestens verschleierten Dopingaktivitäten der Firma BALCO dokumentierten. Der amerikanische Leichtathletikverband hat Graham auf Lebzeiten gesperrt. Angeblich trainiert er jedoch wieder Sportler. Welche das sind, wollte er der Zeitung nicht verraten. Nur soviel wollte er sagen: Natürlich hat er niemals niemandem Dopingmittel gegeben. Wer etwas anderes im Prozess gegen ihn gesagt hat, der habe gelogen. Graham gegen den Rest der Welt...
Blick zurück: Alle Beiträge über Trevor Graham

22. Oktober 2009

Programmhinweis: The Pope's World Cup


Zum Wochenende als Empfehlung ein kurzer Dokumentarfilm über Fußball im Vatikan und den sogenannten Clericus Cup. Zusammengestellt wurde er von einem amerikanischen Team mit Regisseur Nick Calori für den Kabelkanal Current TV, der sich zu einem reizvollen und experimentierfreudigen Sender für Fundsachen aller Art entwickelt hat. Gedreht mit zwei Kameras in drei Tagen.
Blick zurück: Fußball im Vatikan – die Kirche bleibt im Dorf

Bald Arsenal richtig in amerikanischer Hand?

Hinter den Kulissen regt sich wieder mehr bei Arsenal. Der amerikanische Anteilseigner Stan Kroenke, dem die Colorado Avalanche (NHL), Denver Nuggets (NBA) und Colorado Rapids (MLS) gehören hat sich in aller Stille 28,9 Prozent der Aktien des Clubs gesichert und ist damit der größte Mitbesitzer und nur noch einen Prozentpunkt von der Macht im Laden entfernt. Sein Appetit ist beachtlich. Da ihm 40 Prozent der St. Louis Rams gehören, käme er natürlich gegenwärtig auch für eine stärkere Rolle in der NFL in Frage. Es gibt da nur ein Problem. Die Football-Liga hat strenge Regeln, die besagen, dass jemand der in der NFL am Ruder eines Clubs sitzt, woanders nicht mitmischen darf.
Blick zurück: Es gab mal eine Zeit, da tat Kroenke so, als interessiere ihn England nicht
Blick zurück: St. Louis und Limbaugh – Don't mix politics with sports

21. Oktober 2009

Jermaine Jones kann kommen

Gestern schon kurz getwittert: Jermaine Jones hat von der FIFA seine Papiere erhalten und darf nun für die USA spielen. Da er zur Zeit aufgrund einer Verletzung pausiert, wird er ganz bestimmt nicht in den nächsten Länderspielen zum Einsatz kommen. Aber es ist unbestritten, dass er sich auf dem Radarschirm von Trainer Bob Bradley befindet. Einen Fußballer mit seinen mentalen Qualitäten haben die Amerikaner nicht. Ob sie ihn im Rahmen ihrer Chemie überhaupt gut absorbieren könnten, steht auf einem anderen Blatt. Als die Nachricht von den Absichten des Schalkers laut wurde, kam es bereits zu einer ersten Kontroverse. Natürlich hat sich Jones dank der FIFA nun eine Chance verbaut: einen Rückweg zu Jogi's Jungs gibt es nicht.

Die Reaktionen auf die jüngste Nachricht in der amerikanischen Blogosphäre:
Soccer by Ives
Prost Amerika Soccer
Yanks Abroad

19. Oktober 2009

Der Roboter schreibt die Spielberichte

Studenten vom Intelligent Information Laboratory der Northwestern University in der Nähe von Chicago ist etwas gelungen, was außergewöhnlich klingt, worüber man sich aber eigentlich gar nicht wundern sollte: Sie haben ein Programm entwickelt, das journalistische Spielberichte von Baseball-Begegnungen schreibt und die Reporter arbeitslos macht. Man gibt einfach nur während des Matches alle statistischen Details ein (und das sind in der statistikverliebten Welt des Baseball ziemlich viele) und drückt am Ende auf eine Taste, die aus dem Material einen lesbaren Text verfertigt. Lesbar und durchaus sinnig geschrieben, wirkt das Resultat, wie die New York Times berichtet. Was daran liegt, dass die Beschreibung von repetitivem Sportgeschehen auch in den Köpfen von klassischen Sportjournalisten mit Hilfe von irgendwelchen Baukastenschemata passiert. Gewinner und Verlierer, Favorit und Außenseiter, Erwartungen und Überraschungen – die Denkschablonen, die man braucht, um das geistig in den Griff zu bekommen, sind gar nicht so vielfältig. Man kann sich leicht vorstellen, dass das System auf fast alle Sportarten anzuwenden ist. Auch auf Fußball, dessen Free-Flow-Dynamik in Agenturberichten auf Kernauskünfte reduziert wird, die – angereichert – um ein paar Zitate von Trainern und Spielern, ebenso austauschbar werden wie in datendefinierten Sportarten. Wann das ganze in die Praxis vor allem der Agenturarbeit, weiß noch keiner. Nur soviel steht fest: Es wird kommen. Der Kostendruck in den Medien wird dafür sorgen.

18. Oktober 2009

Neulich im Fußball-Universum...Folge 2

Vor ein paar Tagen begann diese neue Video-Serie mit einem Mashup der Interviewantworten, die Jens Weinreich von IOC-Mitgliedern und anderen Honoratioren aus dem Sport in Kopenhagen mit seiner Sony-Kamera eingesammelt hatte. Bis heute haben sich mehrere hundert Neugierige den kurzen Bilderbogen angeschaut, zu dessen Highlights die gezeichnete Olympia-Animation des Holländers Peter Baars gehört. F.K. Waechters berühmte Sorge ("Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein") hätte sich damit als unbegründet erwiesen.

Heute kommt Folge zwei auf den Markt. Diesmal geht es um eine Figur aus dem Fußball. Der Titel der Serie Neulich im Sport-Universum wurde denn passend dazu leicht abgewandelt. So nennt sich das Ganze nun Neulich im Fußball-Universum. Die Idee aber bleibt die gleiche: Figuren aufs Korn zu nehmen, die es aufgrund ihrer (Medien)Präsenz verdienen, in ein noch helleres Licht gerückt zu werden. Die heutige Folge beantwortet die Frage: "Was erwarten die Zuschauer eigentlich von Calli.TV?"

Weitere Fragen und Antworten von ähnlichem Calli-ber werden in der Zukunft regelmäßig angepackt. Wenn es geht, jedes Mal mit der Hilfe von kreativen Talenten, die sich mit ihren Animationsarbeiten im Netz tummeln. Wer übrigens Lust hat, in der Zukunft an solchen kurzen Filmchen mitzuwirken und Ideen hat, sollte unbedingt eine Email schicken. Das Universum ist zwar riesengroß. Die Welt, in der wir alle leben, dagegen ist ziemlich klein.

Eishockey: Torontos Misere macht US-Olympiateam zu schaffen

Die Toronto Maple Leafs haben mit ihrer gestrigen Niederlage gegen die New York Rangers einen relativ alten Rekord eingestellt. So schlecht wie in dieser Saison (sechs Niederlagen in sieben Spielen) haben sie erst einmal eine Spielzeit begonnen. Das war vor fast zwanzig Jahren. Man kann allerdings nicht behaupten, dass die Mannschaft seit damals sehr viel vorzuweisen hätte. Der Mangel an Erfolgen in DER Eishockey-Metropole des ganzen Kontinents klebt wie eine Seuche an den Spielern und Trainern, die kommen und gehen. Eine Zeitlang haben sie im Club das Problem mit Geld attackiert, was vor der Einführung der strikten Salary Cap kein Problem war. Denn Geld haben die Maple Leafs ohne Ende. Mittlerweile muss man mit Grips und Intuition arbeiten. So wie die anderen Teams auch. Das macht die Lage schwieriger. Nun braucht man eine kluge Draft- und Scouting-Politik, muss junge Leute mit Potenzial finden und sie fördern und behalten. Und so etwas braucht Zeit. Zeit, die man in Pittsburgh hatte. Zeit, wie man sie bei den Carolina Hurricanes hatte. Aber die hat man in Toronto nicht, weshalb man dort immer die gleichen Rochaden spielt. Man sucht sich angesehene Autoritätsfiguren, deren Reputation stark genug ist, um den täglichen Kampf mit hartnäckigen Zeitungen und den Erwartungen eines kompetenten Zuschauerpools zu bestreiten. Reputation produziert keine Erfolge. Und so ist bei den Maple Leafs eine bemerkenswerte Situation eingetreten. Der neue Clubmanager Brian Burke und Trainer Ron Wilson werden sich nicht mehr lange aneinander festhalten können, wenn die Mannschaft nicht gewinnt. Das sind die beiden Männer, die in der nach Gutsherrenart betriebenen Verwaltung der amerikanischen Eishockeynationalmannschaft für die Vancouver die gleichen Positionen besetzen. Weshalb die langsam um sich greifende Nervosität demnächst auch in den USA zu spüren wird. Denn auch wenn man in den Vereinigten Staaten die meiste Zeit völlig darauf pfeift, woher die Spieler kommen - bei den Olympischen Spielen sieht die Sache ganz anders aus. Dann schleppt jede Mannschaft, die mit dem aufgenähten Sternenbanner antritt, die mit der Nostalgie des Miracle on Ice von 1980 in Lake Placid verbundenen Ansprüche mit sich. Aber nur eine gut zusammengesetzte und hochmotivierte Truppe dürfte gegen Kanadier, Russen und vor allem gegen die Schweden eine Chance auf die Goldmedaille haben. Ist Ron Wilson dazu wirklich der richtige Mann?
USA Olympic Men's Ice Hockey Orientation Camp

17. Oktober 2009

Tyson entschuldigt sich bei Holyfield

Es ist keine aufregende Episode in der Geschichte einer brutalen Sportart. Aber irgendwie trotzdem bemerkenswert. Denn dass sich Frauen als Friedensstifter einmischen und ihr Millionenpublikum mit solchen Szenen abfüllen, hat es noch nicht gegeben. Also dann: Mike Tyson entschuldigt sich bei Evander Holyfield in der Talk-Show von Oprah Winfrey. Wir erinnern uns: Tyson hatte vor vielen Jahren Holyfield im Ring ein Stück vom Ohr abgebissen.

Ich habe mich eine Weile danach mit dem Ringrichter des Kampfs in Las Vegas unterhalten. Hier Auszüge aus dem Interview mit Mills Lane, der nach seinem Rücktritt als aktiver Kampfrichter eine erfolgreiche Gerichtssendung mit dem Titel Judge Mills Lane hatte:

Haben Sie jemals gedacht, Sie wuerden sich eines Tages mitten in einer Kontroverse befinden, über die die ganze Welt spricht?

MILLS LANE: Nein. Aber du spielst im Leben die Karten, die ausgeteilt worden sind, und machst das beste daraus.

Sie sind damals kurzfristig nominiert worden, nachdem das Tyson-Lager einen Ihrer jüngeren Kollegen abgelehnt hat.

MILLS LANE: Ja. Er hat verzichtet, weil er nicht wollte, dass er im Mittelpunkt steht.

Vermutlich eine gute Idee...

MILLS LANE: Er wäre in einer schwierigen Situation gewesen.

Zum Glück stand mit Ihnen einer der besten Ringrichter in Amerika zur Verfügung.

MILLS LANE: Ich halte mich nicht für den besten, aber ich gehöre sicher zu den Top-Leuten. Und ich war körperlich und mental in Form.

Haben Sie eine Ahnung, weshalb Boxer im Ring durchdrehen?

MILLS LANE: Nein. Aber in meiner aktiven Zeit habe ich erlebt, wie es einem ergehen kann, wenn man einen Kopfstoß abbekommt und die Augen zuschwellen. Es tut weh.

Tyson war die rechte Augenbraue aufgeplatzt. Er behauptete hinterher, Holyfield habe ihn bewusst verletzt. Wie haben Sie den Kampf gesehen?

MILLS LANE: Es ging ziemlich rauh zu. Aber der Kopfstoß war meiner Meinung nach unabsichtlich. So etwas passiert bei Leuten mit dem Box-Stil von Tyson und Holyfield andauernd.

Was sagen Sie zu Tysons Rechtfertigung?

MILLS LANE: Nur soviel: Nach solch einem Kampf kommt der wahre Charakter eines Menschen sehr schnell ans Tageslicht.

Haben Sie mal mit ihm über den Vorfall geredet?

MILLS LANE: Nein. Als Ringrichter hält man so viel Abstand wie möglich von den Boxern und ihrem Umfeld.

Ein Boxer wie Tyson fasziniert die Zuschauer. Weshalb eigentlich?

MILLS LANE: Boxen ist das Grundmodell für jede Form von Auseinandersetzung. Einer gegen einen. Faust um Faust. Es entspricht einem Grundverständnis im Menschen.

Aber ohne den dritten Mann im Ring geht es nicht.

MILLS LANE: Absolut. Jemand muss dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden und die Integrität des sportlichen Zweikampfs gewahrt bleibt. Ohne den Ringrichter wäre das Ganze nur eine Wirtshausschlägerei.

Post scriptum: Mills Lane erlitt 2002 einen Gehirnschlag und kann seitdem kaum sprechen.

Wenn der College-Trainer mit dem Helikopter kommt...

Wie beeindruckt man einen jungen hochtalentierten High-School-Footballspieler, der noch nicht weiß, bei welcher Universität er sich einschreiben soll? In dem der College-Trainer einen Hubschrauber chartert und zu einem Spiel einfliegt. Das unterschwellige Signal an den Nachwuchsathleten: Wir scheuen keine Mühe und kein Geld, um dich bei uns willkommen heißen zu können. Die Show-Einlage gehört zu den ohnhin schon bizarren Gepflogenheiten im amerkanischen College-Football, wo die Coaches mehrere Millionen Dollar im Jahr verdienen und als Halbgötter verehrt werden und man selbst jenen Studenten, die nicht richtig lesen oder schreiben können durch heimliche Unterstützungsmaßnahmen den Stress einer vernünftigen akademischen Ausbildung erspart. Die NCAA, die als Aufsicht den Sportbetrieb überwacht und extrem viele Regeln hat, die dafür sorgen sollen, dass die Chancengleichheit zwischen den Universitäten erhalten bleibt, hat die Hubschrauber-Arie noch nicht verboten. Aber dank dieses Artikels in der New York Times wird sie sich vermutlich erstmals damit beschäftigen müssen.

Keine Hilfe vom Touchdown Jesus

CFB: Notre Dame vs USC Nov 29
Das ist Nate Montana. Sohn von Joe Montana, einer der besten Quarterbacks in der Geschichte der NFL, der mit den San Francisco 49ers viermal den Super Bowl gewann (und zwar teilweise auf phantastische Art und Weise).
Nate Montana's having a ball in Hawaii!
Im letzten Jahr gehörte der Sohn noch zum Aufgebot der College-Mannschaft von Notre Dame (also jener Universität, an der sich im Schatten von Touchdown Jesus sein damals vergleichsweise dünner Vater damals ohne dicke Muskelpakete auf den Knochen mühsam ins Team kämpfte) und stand im Match gegen USC an der Seitenlinie. Zum Einsatz kam er nicht. Dann wollen wir mal aus Anlass de heutigen Begegnung zwischen Notre Dame und USC in South Bend erzählen, was aus dem Sohn geworden ist. Er wechselte für das Herbst-Semester zu einem Junior College in Kalifornien, um nicht länger am Rand herumzustehen, sondern Spielpraxis zu erleben. Im Frühjahr will er nach Indiana zurückgehen.

15. Oktober 2009

US-WM-Qualifikation: Spätes Leid für Costa Rica

Die Amerikaner haben gestern spät in der Nachspielzeit beim WM-Qualifikationsheimspiel gegen Costa Rica zum 2:2 ausgeglichen. Das Tor hatte Wirkung. Nicht für die Amerikaner, die nach dem Sieg in Honduras bereits für Südafrika gebucht waren, sondern für Honduras. Die sind ebenfalls im nächsten Jahr sicher dabei. Der Treffer zwang Costa Rica in die Playoff-Auseinandersetzung mit Uruguay, das sich zur gleichen Zeit gegen Argentinien die Butter vom Brot nehmen ließ.

Das US-Team musste ohne den vielversprechen Stürmer Charlie Davies antreten, der kurz vor dem Spiel bei einem schweren Autounfall außerhalb von Washington verletzt wurde und womöglich seine Karriere nicht fortsetzen kann.

Sport und Politik: Limbaugh scheitert

Eine der erfolgreichsten fachspezifischen neuen Webseiten aus dem Sportbereich in den USA ist ProFootballTalk. Gegründet wurde das Projekt 2001 von Mike Florio. Im Juni wurde es von NBC Sports übernommen. Im Umgang mit den Nachrichten aus der NFL hat die Seite einen leicht ironischen Ton. Das gilt nicht für ernsthafte Themen wie die Absicht des ultrarechten und ultrareichen Talk-Radio-Magnaten Rush Limbaugh, sich zusammen mit anderen die darbenden St. Louis Rams einzuverleiben. Aus der Absicht wird zwar nichts, weil nicht nur Spieler und die Spielergewerkschaft nervös wurden, als der Plan bekannt wurde. Selbst Leute wie Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban meldeten sich zu Wort und zeigten auf, welche Schwierigkeiten der NFL bevorstehen würden, sollte der Radio-Mann auch als Club-Eigentümer weiterhin jeden Nachmittag über Mittelwelle landesweit seine hasserfüllten Tiraden auf die derzeitige Regierung, auf selbstbewusste Frauen (Limbaugh: "Feminazis") und seine Haltung gegen über schwarzen Amerikanern ausspucken. Der wichtigste Partner im Übernahmeprojekt – der Sportmanager Dave Checketts – zog die Reißleine und trennte sich gestern von Limbaugh.

Bei ProFootballTalk spielte sich die Entwicklung unter anderem in den Kommentaren ab. Limbaugh-Fans - und Apologeten (Spitzname: "Dittoheads") schrieben sich in den Kommentaren die Finger wund und beschuldigten Florio, er sei eine Marionette von NBC und deren Eigentümer General Electric und damit der Regierung. Ein Teil der Meinungsäußerungen dokumentierte allerdings eine subtile und sehr viel gefährlichere Haltung: Der Anspruch von rechts gestrickten Sportanhängern, dass man ihnen in einem Sportblog möglichst keine Texte serviert, die auch nur im entferntesten etwas mit Politik zu tun haben. Diese Gruppe von Lesern stellt gerne die Behauptung auf, dass das eine (Sport) und das andere (Politik) nichts miteinander zu tun haben, um auf Basis dieses denkschwachen Axioms die Inhalte zu beeinflussen.

An dieser Haltung ist zumindet soviel bemerkenswert: Sie dürfte bei einer großen Mehrheit der Sportjournalisten auf Zustimmung stoßen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Sportberichterstattung nach Möglichkeit jeden systemkritischen und systemanalytischen Ansatz vermeidet. Obwohl die Strukturfehler des kommerziellen Sports (sei es die Abhängigkeit von Fernsehgeldern und Sponsoren, Doping zur Leistungssteigerung, Korruption und Betrug) nicht mehr von der Hand zu weisen sind. Ob und wie Mike Florio der Gegenwind aus den Kommentaren beeinflusst, wird man sehen.

13. Oktober 2009

Die nackte Wahrheit: Zuschauerschwund bei viel zu vielen NHL-Clubs

Die Krankenakte der National Hockey League ist eine Statistik, die man bei espn.com schön übersichtlich zusammengetragen hat. Das Material besteht aus zwei Werten: den reinen Zuschauerzahlen pro Club und der Kapazitätsauslastung der Arenen. Stand: letzte Saison. Die Situation scheint sich für die am stärksten betroffenen Clubs nicht zu verbessern. Die Nashville Predators waren vor ein paar Tagen nicht mal in der Lage, das Eröffnungsspiel der neuen Spielzeit auszuverkaufen. Was an dem Datenpaket auffällt: Abgesehen von den New York Islanders handelt es sich bei den am schlimmsten betroffenen Teams allesamt um Neuschöpfungen aus der Expansionsphase der Liga. Am schlimmsten dran sind die Atlanta Thrashers, die bei ihren Heimspielen auf eine Auslastung von 78,9 Prozent kamen. Die anderen Patienten vegitieren in Nashville, Phoenix (mit den im klassischen Sinn als Umzugsclub aus Winnipeg schon etwas länger existierenden Coyotes), Columbus, Miami (Florida Panthers). Eine Überraschung ist das erlahmende Interesse an den Colorado Avalanche, die noch vor ein paar Jahren als Musterbeispiel herhalten konnten. Wer will, kann aus den Zahlen nur noch einen Schluss ziehen (denn mit einem Umzug in andere, nicht größere Städte kann der Mangel an Interesse nur kaschiert werden): Die Liga muss schrumpfen und einen Weg finden, die am schlimmsten leidenden Clubs aus dem Verkehr zu ziehen. Was früher immer als Gegenargument herhielt – die Ambotionen auf einen lohnenden US-Fernsehvertrag, haben sich ohnehin längst als Fata Morgana erwiesen. Obendrein zeigen die Ansetzungen auf NBC, welche Clubs überhaupt für Quoten sorgen. Die kranken Clubs tun es nicht, sondern die in New York, Philadelphia, Chicago, Boston und Detroit.

12. Oktober 2009

Neulich im Sport-Universum...Folge 1

Über 20 Honoratioren aus dem Sport hat Kollege Jens Weinreich neulich in Kopenhagen vor die kleine Kamera gelotst, um ihnen eine zentrale Frage zu stellen, die angesichts einer zunehmenden Zahl von Unregelmäßigkeiten im großen und kleinen Rahmen überall auf der Welt, immer dringlicher wird: Brauchen wir eine Anti-Korruptions-Agentur? Wie die Anti-Doping-Agentur WADA zeigt, wären die Sportverbände und das IOC komplett überfordert, sich im Kampf gegen den Sportbetrug mit pharmakologischen und medizinischen Mitteln auch nur ansatzweise zu behaupten. Doch die meisten Ober-Olympioniken sehen das alles nicht so dramatisch. Es gibt da eine Ethik-Kommission. Und die hat die Probleme angeblich alle im Griff. Wie die Honoratioren ticken, die die Mammutveranstaltung Olympische Spiele inszenieren und mit dem Geld von Fernsehsendern und global aufgestellten Firmen finanzieren, zeigen die Videos ganz gut.

Aber weil es etwas mühsam ist, sich durch jedes einzelne bei YouTube durchzuklicken, habe ich ein paar Highlights herausgefischt und in einem Mashup auf ihren Kern zugeschnitten. Hilfe gab es dabei von zwei sehr liebenswürdigen YouTube-Nutzern, die mir die Genehmigung gaben, ihre kreative Beschäftigung mit den olympischen Ringen einzubauen. Dabei handelt es sich um die Zeichnungen von Peter Baars (lookoutshirts.nl) aus den Niederlanden und die Puzzle-Aufnahmen von Pantazis C. Houlis (houlis.com) aus Australien. Die Welt ist klein.

Das Resultat ist Teil eins einer Serie, die in loser Folge unter dem Titel "Neulich im Sport-Universum" laufen soll. Stoff gibt's genug.

"Eine lebendige Subkultur"

Für Sports Illustrated war die anhaltende Begeisterung vieler Deutscher für das amerikanische Football-Spiel eine Reise und eine ziemlich lange Geschichte wert. Zitat: "...eine lebendige Subkultur hat das amerikanische Spiel für sich entdeckt. In Deutschland allein gibt es hunderte von Mannschaften, tausende von Spielern und zehntausende von Fans, die aufmerksam das Geschehen in der deutschen Football-Liga verfolgen. Einige dokumentieren diese Zahlen – auch wenn sie im Vergleich zum Fußball sehr klein sind – die Zukunft der Sportart." Hat Tip an Show Me the Moneyyy.

11. Oktober 2009

Bewaffnete Soccer Mom ist tot: Vom Ehemann erschossen

Vor einem Jahr wurde Meleanie Hain zu einem Symbol für den Waffenwahnsinn in den Vereinigten Staaten. Die Frau trug eine geladene Pistole der Marke Glock im Holster, während sie am Spielfeldrand stand und ein Fußballspiel ihrer fünfjährigen Tochter verfolgte. Die Szene, die sich aufgrund besorgter anderer Eltern in den Medien niederschlug, spielte sich auf dem platten Land in Pennsylvania ab – zig Kilometer von der nicht ganz ungefährlichen Millionenmetrople Philadelphia entfernt – in der Nähe des Landstrichs, in dem die Amish leben, die friedfertigen Nachfahren einer strenggläubigen Einwanderergruppe aus Deutschland, die Strom, Autos und andere Errungenschaften der Moderne ablehnen.

Es gibt in den USA viele kuriose Argumente, mit denen die Waffenlobby den Besitz von Handfeuerwaffen aller Art rechtfertigt. Zu ihnen gehört, dass Menschen, die geladene Pistolen tragen, sich auf diese Weise jeder Zeit gegen gefährliche Übergriffe verteidigen können. Die Tatsache selbst soll eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Gewalttäter haben. So gibt es Leute in diesem Land, die in Diskussionen zum Thema ernsthaft behaupten, dass die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nur deshalb nicht von Hitlers Armeen überfallen wurde, weil jeder Eidgenosse in seiner Rolle als wehrpflichtiger Milizionär ein Gewehr im Schrank hat. Das Risiko, von diesen Soldaten zurückgeschlagen zu werden, war den Nazis angeblich zu groß. Dieselbe Wehrmacht, die in die Sowjetunion einmarschierte, Polen und Frankreich trotz beachtlichen Widerstands im Eiltempo besetzte, in Norwegen und Nordafrika landete und tausende von Fallschirmjägern über Kreta aus dem Flugzeugen kippte, besaß demnach vor niemandem Respekt außer vor den Schweizern und ihren Karabinern.

Natürlich brauchen Amerikaner im Grunde überhaupt keine Rechtfertigung für ihre Ballermänner, denn die Verfassung garantiert den Bürgern dieses Privileg im Second Amendment. Das wurde zwar damals kryptisch formuliert, aber neulich vom Obersten Gerichtshof im Kern noch einmal so ausgelegt: Eine Stadt wie Washington, D. C. kann selbst, wenn die Gewalt- und Waffenkriminalität ins Unkontrollierbare steigt, nicht per Beschluss der politischen Organe den Besitz von Pistolen und Gewehren pauschal verbieten.

Und so könnte nach dem Willen des Supreme Court keine Stadt und kein Bundesstaat verhindern, was Meleanie Hain vorgestern zugestoßen ist. Sie wurde in ihrem eigenen Haus von ihrem eigenen Ehemann erschossen. Der brachte sich anschließend mit einer Schrotflinte um. Die drei Kinder waren aus dem Haus geflüchtet. Meleanies Glock hing im Holster an der Tür.

9. Oktober 2009

Der Klingelbeutel: Pfänderspiele

Der Arm der amerikanischen Justiz ist nicht wahnsinnig lang, aber ziemlich stark und ausdauernd. Das dürfte Olympiakos Piräus in diesen Tagen zu spüren bekommen. Die Mannschaft befindet sich im Anflug auf die USA zu einem Freundschaftsspiel gegen die Cleveland Cavaliers mit LeBron James und Shaquille O'Neal. Da aber noch aus einem alten Rechtsstreit um die Bezahlung eines amerikanischen Spieleragenten eine Rechnung offen ist, hat dieser Agent vor Gericht den Antrag gestellt, dass die für solche Aufgaben zuständigen US Marshalls alles pfänden, was am griechischen Team nicht niet- und nagelfest ist. Eventuell sogar das Flugzeug, mit dem die Truppe anreist. Der Betrag, um den es geht, ist nicht gering. Er liegt bei 400.000 Dollar. Das Spiel ist für Montag geplant. Die ausführliche Geschichte über den Fall gibt es hier.

* Golf und Rugby wurden heute ins Programm der Olympischen Spiele aufgenommen. Darüber wird an anderer Stelle noch ein wenig ausführlicher zu berichten sein. Nur soviel: Rio de Janeiro als erster Austragungsort, den die Expansion betrifft, hat keinen passenden Golfplatz und wird noch ein paar Millionen Dollar mehr im Budget finden müssen, um das Problem zu lösen.

• Die mysteriöse Rolle des ehemaligen Football- und Baseballprofis Deion Sanders und derzeitigen Fernsehkommentators im privaten Umfeld von jungen amerikanischen Sportlern wie Michael Crabtree. "Seit Jim Jones eine Gruppe von Anhängern nach Guayana führte, ist kein religiöser Hochstapler mehr für soviele irregeleitete junge Leute verantwortlich gewesen." Schreibt Jason Whitlock. Der Vergleich mit Jones ist extrem, aber griffig. In Jonestown starben mehrere hundert Menschen bei einem von Jones angeordneten Massen-Suizid. Bei den jungen Leuten steht allenfalls die sportliche Karriere auf dem Spiel.

Neuer Podcast: Die besten Sportspielfilme


Podcast Nummer zwei ist im Kasten. Diesmal geht es um Kinofilme, die mit ihren Geschichten um Figuren aus dem Sportmilieu kreisen. Genauer gesagt: Es geht um die Glanzlichter des Genres. Interviewgast ist Carsten Elleszus, der unter dem Namen tumulder den lesenswerten Blog Zeitverschwender betreibt. Bei ihm geht es um Film, Musik und Schalke. Allerdings nicht immer in dieser Reihenfolge. Seine Kritiken sind ausführlich und bieten Stoff für eine kluge Auseinandersetzung mit einem emotionalen Material, das Sportspielfilme nun einmal sind. Denn sie wandern auf einem schmalen Grat zwischen heroisierendem Kitsch und distanzierter Sympathie, zwischen konventionellen Liebe-Triebe-Hiebe-Plots und einem Auge für eine glaubwürdige Darstellung der jeweiligen Sportart.

Eines der Probleme ist: Die meisten Filme werden in der Illusionsmaschine Hollywood produziert. Was bedeutet, dass sie von Geldgebern finanziert werden, denen mehr an formelhaftem und klischiertem Kino liegt als an eigenständigen, pointierten Produkten von Autoren, die auf der großen Leinwand vielleicht nicht den großen visuellen Punch besitzen, aber viele kleine Momente, die stimmen.

Trotzdem sind in Hollywood immer wieder bemerkenswerte Sportspielfilme entstanden. Von denen haben die besten oft allerdings diesen einen Haken: Weil sie sich mit einem Milieu wie Baseball oder Football beschäftigen, fehlt den Zuschauern in Europa die Beziehung zum Kern der Sache. So wirkt denn auch für viele Kinofans in Deutschland eine Rangliste wie die des American Film Institute – abgesehen von den beiden Topfilmen Raging Bull und Rocky mit ihren Boxer-Stories – eher mysteriös. Obendrein wurden von den im Rahmen einer Umfrage zu Wort gebetenen Drehbuchautoren, Kameraleuten, Regisseuren und Schauspielern Filme aus dem nicht-amerikanischen Teil der Kinowelt komplett ignoriert.

Wer sich wirklich einen Überblick verschaffen will, der wird spätestens beim Blick auf diese Wikipedia-Seite die Stirn in Falten legen. Hunderte von Titeln gibt es, und zig Sportarten sind vertreten. Auch Fußball. Bei sportwissenschafen.info kann man sich weiter in die Materie einlesen. Deren Verzeichnis umfasst sogar Kurzfilme.

Carsten a.k.a. tumulder ist da vielleicht sogar die etwas bessere Quelle. Denn er liefert im Blog auch die Antwort auf die Frage: Wie ordnet man die einzelnen Filme ein? Er hat ein Bewertungssystem mit maximal zehn Punkten eingeführt und pflegt seine Ansprüche. Selbst die unumstrittenen Klassiker müssen froh sein, wenn sie bei ihm neun Punkte bekommen.

Und weil er sich auskennt, während sich unsereins sich nur punktuell mit dem Thema beschäftigt, soll es in diesem Podcast in erster Linie um seine Einschätzungen gehen. Ganz nach dem Konzept dieses Formats. Denn der American Arena Podcast ist keine Videobude für Monologe eines Kappeskopps mit Mikrofon vorm Bauch noch soll er ein Debattierclub werden. Er soll anregen und informieren.

Obwohl: Meinungen und Kommentare – sei es hier im Blog oder auf YouTube Dailymotion – sind selbstverständlich hochwillkommen. Zum Beispiel zu der Frage: Wie esoterisch ist diese Auswahl und sind die dazugehörigen Ausschnitte aus den Filmen?

Selbstverständlich haben Carsten und ich uns ausführlicher über dieses breit gefächerte Thema unterhalten, als sich dies in einem Video in dem von YouTube Dailymotion vorprogrammierten Zeitfenster von maximal zehn Minuten einfangen lässt. Was am Ende im Video unter den Tisch fiel, war unter anderem unser Gedankenaustausch zu Bull Durham, dem 1988 entstandenen Drehbuch- und Regie-Debüt des ehemaligen Baseballprofis Ron Shelton (mein Lieblingsfilm in dieser Kategorie). Und sein und mein Lamento über das hässliche Häkeldeckchen aus Zelluloid aus deutscher Produktion – Das Wunder von Bern. (tumulder: "Das ist ein fürchterlicher Film, kitschig in jedem Fall. Er kommt mir so vor, als ob er aus einem Baukastensystem entstanden ist.")

Blick zurück: Der erste Podcast – "Baseball zieht in den Krieg" war der Auslöser für eine Leserdebatte auf zeitonline über den Wert oder Unwert von Werbevideos, die sich martialischen Symbole der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu eigen machen. Titel: "Darf Werbung alle Waffen einsetzen?" Die Kommentare im Blog von Gesprächspartner Philip Würfel auf MLB-Insider.de beschäftigen sich mehr mit der Stimm-Performance der beiden Podcast-Protagonisten.

P. S. Vielleicht an dieser Stelle noch ein Hinweis auf ein anderes, sehr vielversprechendes Podcast-Projekt: Am Dienstag erschien die fünfte Ausgabe jener Fußball-Blogger-Gemeinschaftsarbeit, die bislang noch unter dem Arbeitstitel Nullnummer firmiert. Die Themen: Die Lage bei Hertha BSC und Bayern München sowie ein Ausblick auf das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Russland. Die Drähte laufen alle zwei Wochen in der Münchner Küche von probek zusammen, der zu den Initiatoren gehört. Weil er gewöhnlich als Moderator mit seinem Lieblingsthema – dem FCB – zu kurz kommt, wurden diesmal die Rollen verteilt. Er wurde interviewt. Die Produktionsweise des Podcasts ist übrigens bemerkenswert. So läuft während der Aufnahmesession über UStream das Live-Videobild aus der Küche übers Internet, während die Mitwirkenden aus den anderen Städten parallel in einem Chat-Room versammelt sind und nicht nur miteinander, sondern auch mit probek kommunizieren. Gemischt wird in Hamburg von dogfood, der bei der Gelegenheit die Musik einbaut. Wann die Stützräder abgenommen werden und das Ganze auch tontechnisch in der oberen Liga spielt, steht noch nicht fest. Die Trainingsphase geht zunächst noch weiter.

Für ESPN gibt Sandra Gal ihr letztes Hemd

Das Rumoren rund um die Body-Ausgabe der amerikanischen Sportzeitschrift ESPN - The Magazine wird immer lauter. Für das Gegenstück zur Swimsuit Issue von Sports Illustrated, die seit Jahren ein Auflagenbringer und Dickschiff für Anzeigen ist, hatte die Redaktion dank bester Kontakte nur wenige Schwierigkeiten, Sportler zu finden, die das frivole Spiel mit den voyeuristischen Blicken des Publikums mitmachen und sich ganz oder teilweise nackt abbilden lassen. Um die Neugier zu steigern, sickern seit Wochen immer wieder Namen nach draußen. Besonders heiß gehandelt wurde Danica Patrick, die bereits für SI posiert hatte. Die jüngste Meldung besagt, dass die Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Gina Carano auf den Titel kommt. Also jene Athletin, die sich neulich umständlich hinter mehreren Handtüchern versteckte, als sie sich beim Wiegen der Unterwäsche entledigte.

Seit ein paar Tagen ist ein von ESPN während der Fotosessions produziertes Video im Internet zu sehen, das andeutet, wieviel Aufwand getrieben wurde, damit sich am Ende selbst die Nackten keine wirkliche Blöße geben. Im Video-Verschnitt nur ganz kurz zu sehen: der kleine deutsche Beitrag zu der riesigen Produktion. Die Profi-Golferin Sandra Gal, die bei der Modelagentur Wilhelmina einen Vertrag hat, posiert zusammen mit ihren Kolleginnen Anna Grzebien und Chrstina Kim auf einem Golfkarren (via Linksgolfer). Spekulationen um den Auftritt hatte es bereits vor Wochen gegeben. Auch in Deutschlands Fachorgan GOLFmagazin. Wie sich der Linksgolfer-Blogger zu recht mokiert: Das wichtigste an dem Vorgang hatte man dort nämlich gar nicht verstanden, als man meldete, die Golferin sei "auf dem amerikanischen Sender ESPN in der Sendung 'Bodies'" abgelichtet worden, "die sich ganz auf nackte Sportstars konzentriert". Dass der Medienkonzern seit Jahren ein erfolgreiches Magazin druckt, hat sich wohl noch nicht überall herumgesprochen.

Um was geht es überhaupt: Na, um dieses Foto, das in dem Mini-Auflösungs-Online-Flash-Video als Standbild eingestrippt wurde. Wenn die Polizei dieses Bild für Fahndungszwecke benutzen wollte, hätte sie Schwierigkeiten. Die Gesichter der drei Personen sind so gut wie gar nicht zu erkennen. Aber die BILD-Zeitung wird's schon richten. Solche Sachen sind ein gefundenes Fressen für den Boulevard.

7. Oktober 2009

Der Apfel fiel endlich vom Stamm

Wer sich den Namen Michael Crabtree merken will, sollte sich eine Eselsbrücke basteln: Der erste Teil des Wortes deutet als Ursprung den crab-apple an (malus pumila), der auf Deutsch als Johannisapfel firmiert und als Urvater vieler gekreuzter Apfelsorten gilt. Oder er sollte ab demnächst mal bei den San Francisco 49ers vorbeischauen. Denn nach vier Spielen der laufenden Saison hat sich der talentierte Wide Receiver endlich dazu entschlossen, einen Vertrag mit dem Club zu unterschreiben. Die späte Einigung kam vor allem deshalb zustande, weil der in der ersten Draft-Runde gezogene Football-Spieler begriffen hatte, dass er sich mit seiner Weigerung karrieretechnisch in eine miserable Situation hineinmanövriert. Vermutlich hatte er vor Beginn der Spielzeit angenommen, dass sich der Club die Hacken abläuft, um ihn zu verpflichten. Denn die 49ers, einst der Goldstandard der NFL, waren zuletzt extrem schlecht und schienen auf jeden guten Spieler angewiesen. Die ersten Begegnungen (Zwischenstand 3:1) haben jedoch gezeigt, dass die Mannschaft theoretisch auch ohne Crabtree klar kommt, weil die von Trainer Mike Singletary geformte Gruppe diszipliniert spielt und sich nicht länger selber schlägt. San Francisco sah keinen Grund, den Johannisapfelbaum an einen anderen Club abzugeben und zwang ihn auf diese Weise in die Enge. Seine einzige Alternative wäre gewesen: Sich für den Draft-Pool des Jahres 2010 anzumelden und dort auf ein besseres Resultat zu hoffen. Mal abgesehen von dem Geld, das man auf diese Weise nicht verdient: Solch eine Strategie birgt viele Risiken.

Der jetzt unterschriebene Vertrag bindet ihn für mindestens fünf Jahre an die 49ers und dürfte eine ordentliche Vorabbonus-Garantie enthalten, mit der man dem Wide Receiver eine derart lange Laufzeit schmackhaft machen konnte. Dass er noch in dieser Saison groß zum Zuge kommen wird, ist eher unwahrscheinlich. Zumal die Mannschaft mit Shaun Hill keinen besonders begabten Quarterback besitzt, von dem man lange exakte Pässe erwarten kann.

Die Angelegenheit wird noch ein Nachspiel haben, weil die 49ers den New York Jets vorwerfen, sich hinter den Kulissen eigenmächtig eingemischt zu haben. Angeblich soll Ex-Profi Deion Sanders, der zur Zeit für NFL Network als Fernsehmann arbeitet, beteiligt gewesen sein. Die Liga wird den Sachverhalt untersuchen.
P.S.: Wie Football-Profis ticken, hat die Frauenzeitschrift Cosmopolitan zu ergründen versucht. Das Resultat ist nicht ermutigend. Aber vielleicht liegt es auch an den Reportern des Magazins. Die sollten vielleicht mal die Frauen fragen, die sich nichts Besseres vorstellen können, als sich einen Profisportler zu angeln. Auf diese Weise müssten eigentlich viel interessantere Details zu ermitteln sein.

6. Oktober 2009

Dirks neuer Mentor

Unser Mann in Dallas hat einen weiteren Mentor, der ihm die Rolle des Power Forward in der NBA erklären möchte. Der weise ältere Herr ist Kevin McHale, der in den achtziger Jahren zusammen mit Larry Bird und den Boston Celtics den Los Angeles Lakers mehr als nur das Wasser gereicht hat. Als Manager und Trainer der Minnesota Timberwolves war er zuletzt allerdings stark eingespannt und verspürte in der Zeit natürlich keine Lust, einem Spieler der Konkurrenz ein paar Lektionen mit auf den Weg zu geben. Aber nach einer sehr langen und sehr schwachen Bilanz im Amte wurde er nach der letzten Saison der Verantwortung enthoben und kann nun als free lancer gute Tipps und kluge Hinweise verteilen. Und seien sie so banal wie: Wenn die Verteidiger kleiner sind, rückt man als Power Forward näher an den Korb und macht Druck. Wenn sie größer sind, hält man sich weiter weg und gestaltet aus der Distanz. Der Einfädler für solche Informationseinheiten ist Dallas-Mavericks-Trainer Rick Carlisle, der einst in Boston gespielt hat und Nowitzki am liebsten mit Larry Bird vergleichen würde. Außer dass Larry Legend am Ende nicht nur ins Finale kam, sondern auch noch den Killerinstinkt hatte, die Meisterschaft zu gewinnen. Wer möchte so etwas Dirk Nowitzki beibringen? Freiwillige vor.

5. Oktober 2009

Der Klingbeutel: Recht so

Für Oakland-Raiders-Coach Tom Cable sieht es nicht gut aus. Die Attacke gegen seinen Assistenten könnte zu seiner Verhaftung führen.

• Der Besuch einer New Yorker Zeitung im Gefängnis bei Plaxico Burress (einst der Held der New York Giants)

• Die Polizei hat einen Verdächtigen in der Video-Affäre um Erin Andrews festgenommen. Die Ermittlungsergebnisse wurden von Deadspin publiziert. Sie zeigen, wie detailliert sich die Behörden mit solchen Dingen wie kleinen Gucklöchern in Hoteltüren beschäftigen.

• Ein kanadischer Eishockey-Blog nimmt Toronto Maple Leafs Trainer Ron Wilson hops. Seine zu Papier gebrachten Motivationssprüche entlarven einen hochsimplen Arbeitsansatz. Jeder Sportfan käme auf solche Ideen.

2. Oktober 2009

Evert und Norman: Sie tanzten nur zwei Sommer

Greg Norman hatte letzten Sommer zwei ziemlich große Auftritte. Die teure Hochzeit auf den Bahamas mit Chris Evert, der einstigen Grande Dame des amerikanischen Tennis, war der erste. Sein glorreiches Spiel bei den British Open, bei denen er drei Tage lang ganz überraschend an der Spitze lag, war der zweite. Evert war damals nie weit von ihm entfernt und schien ihn anzuhimmeln, wie das sonst nur Teenager tun. Das alles muss dem einstmals besten Golfer der Welt sehr gut getan haben. Vor allem nach der schwierigen und teuren Scheidung von seiner ersten Frau, die ihm 100 Millionen Dollar kostete. Ein Jahr später, und die Nachrichten aus der Norman-Evert-Welt klingen so, als wäre die Ehe der beiden ein Missverständnis gewesen. Heute wurde offiziell bekannt gegeben, dass sie sich voneinander trennen. Von Scheidung will noch keiner reden, vermutlich weil die Anwälte noch keinen Kassensturz gemacht haben. Anders als bei der letzten Eheauflösung dürfte die Sache für Norman nicht ganz so teuer werden. Auch in Amerika wird normalerweise nur der Zugewinn geteilt. Der ist nach so kurzer Zeit nicht besonders hoch. Und Chris Evert verdient seit Jahren ihr eigenes Geld mit einer Tennis-Akademie und anderen Verpflichtungen. Wenn sie am Ende zwei Millionen Dollar bekommt, wäre das schon viel.

Warum Greg Norman mit der Nachricht nicht warten konnte, bis der Presidents Cup stattgefunden hat? Wer weiß? Vielleicht wird ihm jemand bei dem Turnier kommende Woche auf dem Harding Park Golf Course in San Francisco zwischen dem Team USA und den sogenannten Internationals (Spieler von den Kontinenten Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien) eine entsprechende Frage stellen. Vielleicht werden die Golfreporter sie lieber rücksichtsvoll drumherumschleichen, um dem weißen Shark nicht die Laune zu verderben.

Die Aufstellungen:
USA - Tiger Woods, Phil Mickelson, Steve Stricker, Kenny Perry, Zach Johnson, Stewart Cink, Sean O'Hair, Jim Furyk, Anthony Kim, Justin Leonard, Lucas Glover, Hunter Mahan, Captain: Fred Couples

INTERNATIONALS – Geoff Ogilvy (Australien), Vijay Singh (Fidschi), Camilo Villegas (Kolumbien), Retief Goosen (Südafrika), Ernie Els (Südafrika), Angel Cabrera (Argentinien), Mike Weir (Kanada), Robert Allenby (Australien), Y. E. Yang (Südkorea), Tim Clark (Südafrika), Ryo Ishikawa (Japan), Adam Scott (Australien). Captain: Greg Norman.

Blick zurück: Eine Betrachtung der Golfkarriere von Greg Norman und ein Interview

Second City nur Vierter

Wie kann man so daneben liegen?

Chicago fliegt in Kopenhagen in der ersten Runde raus. (Die Kopie des Resultats im ersten Wahlgang als Foto bei Jens Weinreich.)

Amerikas nächste Herausforderung in einer Woche. Schafft es Golf, ins olympische Programm aufgenommen zu werden? Mehr dazu in einem Radiobeitrag für den Deutschlandfunk mit dem Stimmungsbild und ein paar Tönen von vor ein paar Tagen (Sendetermin war der 26. September). Die Interviews fanden allesamt am Rand der BMW Championship vor den Toren von Chicago statt.)

1. Oktober 2009

Kurzer Soundcheck

In der rechten Spalte ganz oben sind seit ein paar Tagen ein paar Links zu mehreren Audiodateien eingebettet, die man einfach anklicken und anklingen lassen kann. Vorausgesetzt man interessiert sich für Musik. Verbunden mit dem Angebot an Podcaster, die nach einer Untermalung suchen, diese Auswahl auf ganz praktische Weise zu nutzen. Kostenfrei. Ein erster Blog – Textilvergehen in Berlin – hat die Offerte angenommen und bei seiner letzten Podcast-Produktion den Titel Sports Theme 2 eingesetzt. Die nächste Produktion ist für das Wochenende angesetzt. Da sind die beteiligten Blogger ganz eisern. Was wohl vor allem daran liegt, dass sie nicht nur auf Berlin stehen, sondern vor allem auf Union.

In den Kommentaren gab es überwiegend positive Resonanz, wenn auch eine überraschende Bewertung. Da schrieb mööp über "die Mucke" (ein Begriff aus dem Musiker-Jargon): Die sei ihm zu "bon-jovi-like". Ich wünschte, ich könnte das beurteilen. Ich habe zwar in meinem Leben schon viele Songs live in Konzerten und auf Konserven gehört. Aber von Bon Jovi waren vielleicht drei Lieder dabei, und keines fand ich inspirierend.

Solche Einschätzungen der eigenen Darbietungen erfährt man natürlich nur dann, wenn man überhaupt ein Publikum erreicht. Was noch nie wirklich leicht war (wie ich vor einer ganzen Weile im Rahmen der Arbeit mit einer Münchner Rock-Band feststellen durfte). Aber heutzutage noch viel schwieriger ist. Das liegt an dem allgemeinen Konsumverhalten, das sich herausgeschält hat, und an dem völligen Versagen der Musikindustrie – CD-Hersteller und Verlage gleichermaßen. Diese oligopolistischen Betriebe haben längst aufgehört, den kreativen Output auch nur oberflächlich auf vielversprechende Klänge und Ideen hin abzuhören und gezielt zu vermarkten.

Es gibt mittlerweile eine Reihe von Mikropayment-Plattformen für Komponisten und Musiker. Aber man liest nirgendwo, dass die Zulieferer auf diese Weise den Lebensunterhalt bestreiten könnten. Weshalb man als Musiker vermutlich zunächst nur von ganz, ganz kleinen Brötchen träumen sollte. So wie sich Schreiber, die bloggen, auch keine riesigen Klickzahlen ausmalen.

Aber weg vom Blick über den Horizont und zurück zum Alltag. Auch beim Ballpod-Podcast, der zur Zeit noch unter dem Pro-Forma-Namen Nullnummer läuft, kommt ein Teil der Musik aus dieser Werkstatt hier in New York (den anderen Teil steuert Riks aus Freising bei). Und auch dort gab es eine Resonanz in den Kommentaren, die anspornt. Deshalb die Offerte an alle Blogger mit Podcast-Ambitionen. Wer Musik sucht und ein Ohr für solche Klänge wie diese hat:
Bread and Butter

der sollte sich melden.

Ansonsten geht die musikalische Produktion weiter. Das Stück aus dem ersten American-Arena-Podcast (Radio Days) bekommt in der nächsten Ausgabe eine Pause. Probieren geht über Studieren. Das Gesprächsthema steht übrigens fest. Auch der Interviewpartner. Mehr aber wird noch nicht verraten. Außer so viel: Am Sonntag wird aufgenommen. Anfang der nächsten Woche gibt's die fertige Version.

Die Ankündigung des Jahres


Wären wir beim Tennis würde es vielleicht eine Kommission geben, die ernsthaft herausfinden möchte, ob da irgendetwas manipuliert wurde. Aber da wir beim Baseball in den USA sind, geht man mit solchen Vorfällen nach guter alter Art eher folkloristisch und humorvoll um. So wie bei einem Hole-in-One beim Golf.

Wenn ein Ex-Profi wie Mike Blowers vor einem Spiel der Seattle Mariners voraussagt, dass ein soeben von der Minor League hochgeholter Spieler in seinem ersten Spiel bei seinem zweiten Auftritt am Schlag bei einem 3:1 Pitch-Count einen Home Run in die linke Zone und dort in die zweite Etage der Zuschauertribüne drischt, und genau das eintrifft, dann verneigen sich die naiven Fans vor soviel Prognosen-Glück. Skepsis? Nicht beim Baseball. Aber schauen wir doch einfach der Kommentatorin Rachel Maddow zu, die sich normalerweise um die hohe Washingtoner Politik kümmert und alles kritisch hinterfragt, einfach mal dabei zu, wie sie so etwas feiert. Wie ein kleines Kind.