30. Oktober 2009
Wenn Dummheit bestraft wird
Was genau ist daran so verwerflich, dass Dummheit für Misserfolg sorgt und Intelligenz für Super-Bowl-Siege? Nun Mr. Byrne sagt es uns: Früher hätten auch die schlecht geführten Clubs zwischendurch eine Chance gehabt, wenn sie kurzfristig viel Geld in die Mannschaft pumpten. Geld sei "der große Gleichmacher".
Wenn man so etwas unter der Rubrikenüberschrift Cold Hard Football Facts auf der Seite von Sports Illustrated liest, runzelt man erst mal die Stirn. Das Blatt, in dem einst Dr. Z. für die Auswertung der harten Fakten zuständig war und Peter King jeden Stein (und seinen schwergewichtigen Korpus) in Bewegung setzt, um den Lesern erhellende Informationen zu liefern, ist jetzt auch eine Anlaufstelle für Dummschwätzer?
Zunächst ist die Beobachtung, dass Denver, New England, Indianapolis und Pittsburgh in den letzten Jahren die NFL dominiert haben, nicht von der Hand zu weisen. Wobei wir aus New England wissen, dass man das geschafft hat, obwohl man ständig gute Spieler und Trainer ziehen lassen musste. Es ist auch richtig, dass Mannschaften wie Denver, Indianapolis und New Orleans in diesem Jahr ein Kunststück fertig gebracht haben, das es noch nicht gab. Drei Mannschaften, die nach sieben Spieltagen ungeschlagen sind.
Wer New Orleans sagt, sollte allerdings vielleicht auch erwähnen, dass diese Mannschaft einst weder mit viel Geld noch mit guten Worten irgendetwas Bemerkenswertes auf die Beine stellen konnte. Sie war das, was die Lions heute sind: abgrundtief schlecht. In sofern kam hier parity zum Tragen. Auch die Arizona Cardinals, die im Februar zum ersten Mal den Super Bowl erreichen konnten, waren früher einfach nur eine Fußmatte für die anderen Clubs. Zur Zeit muss man mit ihnen rechnen.
Erstes Fazit: Wer parity nur an einer Handvoll von Teams misst, die Super Bowls gewinnen, hat keinen Blick fürs große Ganze.
Zweitens: Wer die Tatsache ignoriert, dass die NFL mit 32 Mannschaften, aber nur 16 Spieltagen einen hochgradig manipulierten Spielplan hat, der versteht nicht das kleine Einmaleins der Tabelle. Gute Mannschaften haben nicht nur Erfolg, weil sie gut gemanagt werden, sondern, weil sie im Schnitt leichtere Gegner haben. Pittsburgh trägt vier Spiele pro Saison gegen die Cleveland Browns und die Cinicinnati Bengals aus. Das waren zuletzt Spaziergänge. New England hat im Osten der AFC mit Buffalo und Miami und den Jets zu tun. Auch das waren Aufbauprogramme und keine Leistungstests.
Drittens: Eine Liga mit 32 Teams und mithin 1600 Footballprofis kann nicht auf ewige Zeiten davon ausgehen, dass sie genug gute Spieler anlocken kann. Die Expansion der Liga hat zwangsläufig für eine Ausdünnung der Leistungsdecke gesorgt. Die NHL konnte das gleiche Problem mit dem Import von hochtalentierten Eishockeyspielern aus Europa kompensieren. Auch die NBA vertritt eine Politik der offenen Tür. Major League Baseball holt sich mittlerweile einen erheblichen Teil des Nachwuchs aus der Karibik und lockte gute Japaner an. Welches Reservoir hat die NFL? Den Collegesport in den USA. Trainer und Scouts, die in einer solchen Landschaft die Spieler mit Potenzial und Lernbereitschaft erspähen, erarbeiten sich selbstverständlich auf diese Weise sehr viel leichter ein Fundament für Erfolg. Die Leute mit Tomaten auf den Augen werden als das entlarvt, was sie sind: blind.
Was sollte daran falsch sein?
29. Oktober 2009
Verlag zieht Enthüllungsbuch des NBA-Schiedsrichters zurück
Die Sache spitzte sich allerdings erst in dieser Woche zu, als Deadspin Auszüge aus dem Buch druckte, nachdem man eine Kopie zugespielt bekommen hatte. Darin wird namentlich genannten NBA-Schiedsrichtern vorgeworfen, dass sie Star-Spieler wie Kobe Bryant bei der Zumessung von Fouls besser behandelten, einer zeigte in seinem Hass auf Allan Iverson dem kleinen Dribbler meistens die kalte Schulter. Selbst wenn er regelwidrig behindert wurde.
Wegen üblicher Nachrede oder Verleumdung eines Prominenten belangt zu werden, ist in den USA übrigens ziemlich schwierig. Und dass NBA-Schiedsrichter den Status von Prominenten genießen, dürfte unbestritten sein. Dazu muss der Betroffene einem Gericht glaubwürdig nachweisen, dass der Urheber der Vorwürfe mit voller Absicht etwas behauptet hat, das komplett unwahr ist.
Dass das Buch das Zeug zu eine Beststeller hat, dürfte unbestritten sein. Da Donaghy keine Repressalien zu fürchten hat, dürfte er kein Blatt vor den Mund genommen haben. Dass in der NBA Manipulationen seitens der Unparteiischen vorkommen, ist ein offenes Geheimnis. Nur wie sie ablaufen und von wem sie auf welche Weise betrieben werden, das hat sich bisher noch niemand zu sagen getraut.
Blick zurück: Der NBA-Schiedsrichter und die Mafia
Das AP-Video zur Urteilserkündung:
28. Oktober 2009
Mavericks noch schlapp und müde?
Zur zwölften Saison von Dirk Nowitzki in der NBA und den Umbauarbeiten in Dallas habe ich einen Vorbericht für die FAZ geschrieben, der am Dienstag online gestellt wurde. Den Text über seine Attitüde und Befindlichkeit als Mensch und Sportler, der in der FAS erschienen ist, kann man sich nur über das Archiv der Zeitung berogen.
26. Oktober 2009
NFL in London: Vogelscheuchen und rostige Messer
"Wir sind sehr für eine Expansion, aber das London-Spiel kommt einem wie der alljährliche Besuch beim Onkel vor: Pflicht, unbeeindruckend und kaum zu erklären. Trotz all dem Getöse um den guten Eintrittskartenverkauf – das Wembley-Stadion verkaufte angeblich die ersten 20.000 Tickets innerhalb von sieben Minuten, was uns glaube machte, das Spiel sei als Partie zwischen New England und Robbie Williams und der Königin angepriesen worden – sah es im dritten Viertel bereits so aus, als hätte ein Großteil der Zuschauer bereits vor ihrem Bier im Pub gesessen. Wer könnte es ihnen verübeln? Die Patriots nahmen die Rostigen-Messer-Piraten von Beginn an auseinander und gewannen 35:7. Amerikaner behaupten gerne, dass ihre Football-Version im Fernsehen sehr viel funkelnder aussieht. Aber wir schauen uns lieber an, wie Wayne Rooney eine Stunde lang seinen Kopf gegen den Torpfosten rammt als die Buccaneers."
Enough said.
25. Oktober 2009
Jetzt redet Trevor Graham
Blick zurück: Alle Beiträge über Trevor Graham
22. Oktober 2009
Programmhinweis: The Pope's World Cup
Zum Wochenende als Empfehlung ein kurzer Dokumentarfilm über Fußball im Vatikan und den sogenannten Clericus Cup. Zusammengestellt wurde er von einem amerikanischen Team mit Regisseur Nick Calori für den Kabelkanal Current TV, der sich zu einem reizvollen und experimentierfreudigen Sender für Fundsachen aller Art entwickelt hat. Gedreht mit zwei Kameras in drei Tagen.
Blick zurück: Fußball im Vatikan – die Kirche bleibt im Dorf
Bald Arsenal richtig in amerikanischer Hand?
Blick zurück: Es gab mal eine Zeit, da tat Kroenke so, als interessiere ihn England nicht
Blick zurück: St. Louis und Limbaugh – Don't mix politics with sports
21. Oktober 2009
Jermaine Jones kann kommen
Die Reaktionen auf die jüngste Nachricht in der amerikanischen Blogosphäre:
Soccer by Ives
Prost Amerika Soccer
Yanks Abroad
19. Oktober 2009
Der Roboter schreibt die Spielberichte
18. Oktober 2009
Neulich im Fußball-Universum...Folge 2
Heute kommt Folge zwei auf den Markt. Diesmal geht es um eine Figur aus dem Fußball. Der Titel der Serie Neulich im Sport-Universum wurde denn passend dazu leicht abgewandelt. So nennt sich das Ganze nun Neulich im Fußball-Universum. Die Idee aber bleibt die gleiche: Figuren aufs Korn zu nehmen, die es aufgrund ihrer (Medien)Präsenz verdienen, in ein noch helleres Licht gerückt zu werden. Die heutige Folge beantwortet die Frage: "Was erwarten die Zuschauer eigentlich von Calli.TV?"
Weitere Fragen und Antworten von ähnlichem Calli-ber werden in der Zukunft regelmäßig angepackt. Wenn es geht, jedes Mal mit der Hilfe von kreativen Talenten, die sich mit ihren Animationsarbeiten im Netz tummeln. Wer übrigens Lust hat, in der Zukunft an solchen kurzen Filmchen mitzuwirken und Ideen hat, sollte unbedingt eine Email schicken. Das Universum ist zwar riesengroß. Die Welt, in der wir alle leben, dagegen ist ziemlich klein.
Eishockey: Torontos Misere macht US-Olympiateam zu schaffen
17. Oktober 2009
Tyson entschuldigt sich bei Holyfield
Ich habe mich eine Weile danach mit dem Ringrichter des Kampfs in Las Vegas unterhalten. Hier Auszüge aus dem Interview mit Mills Lane, der nach seinem Rücktritt als aktiver Kampfrichter eine erfolgreiche Gerichtssendung mit dem Titel Judge Mills Lane hatte:
Haben Sie jemals gedacht, Sie wuerden sich eines Tages mitten in einer Kontroverse befinden, über die die ganze Welt spricht?
MILLS LANE: Nein. Aber du spielst im Leben die Karten, die ausgeteilt worden sind, und machst das beste daraus.
Sie sind damals kurzfristig nominiert worden, nachdem das Tyson-Lager einen Ihrer jüngeren Kollegen abgelehnt hat.
MILLS LANE: Ja. Er hat verzichtet, weil er nicht wollte, dass er im Mittelpunkt steht.
Vermutlich eine gute Idee...
MILLS LANE: Er wäre in einer schwierigen Situation gewesen.
Zum Glück stand mit Ihnen einer der besten Ringrichter in Amerika zur Verfügung.
MILLS LANE: Ich halte mich nicht für den besten, aber ich gehöre sicher zu den Top-Leuten. Und ich war körperlich und mental in Form.
Haben Sie eine Ahnung, weshalb Boxer im Ring durchdrehen?
MILLS LANE: Nein. Aber in meiner aktiven Zeit habe ich erlebt, wie es einem ergehen kann, wenn man einen Kopfstoß abbekommt und die Augen zuschwellen. Es tut weh.
Tyson war die rechte Augenbraue aufgeplatzt. Er behauptete hinterher, Holyfield habe ihn bewusst verletzt. Wie haben Sie den Kampf gesehen?
MILLS LANE: Es ging ziemlich rauh zu. Aber der Kopfstoß war meiner Meinung nach unabsichtlich. So etwas passiert bei Leuten mit dem Box-Stil von Tyson und Holyfield andauernd.
Was sagen Sie zu Tysons Rechtfertigung?
MILLS LANE: Nur soviel: Nach solch einem Kampf kommt der wahre Charakter eines Menschen sehr schnell ans Tageslicht.
Haben Sie mal mit ihm über den Vorfall geredet?
MILLS LANE: Nein. Als Ringrichter hält man so viel Abstand wie möglich von den Boxern und ihrem Umfeld.
Ein Boxer wie Tyson fasziniert die Zuschauer. Weshalb eigentlich?MILLS LANE: Boxen ist das Grundmodell für jede Form von Auseinandersetzung. Einer gegen einen. Faust um Faust. Es entspricht einem Grundverständnis im Menschen.
Aber ohne den dritten Mann im Ring geht es nicht.
MILLS LANE: Absolut. Jemand muss dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden und die Integrität des sportlichen Zweikampfs gewahrt bleibt. Ohne den Ringrichter wäre das Ganze nur eine Wirtshausschlägerei.
Post scriptum: Mills Lane erlitt 2002 einen Gehirnschlag und kann seitdem kaum sprechen.
Wenn der College-Trainer mit dem Helikopter kommt...
Keine Hilfe vom Touchdown Jesus
Das ist Nate Montana. Sohn von Joe Montana, einer der besten Quarterbacks in der Geschichte der NFL, der mit den San Francisco 49ers viermal den Super Bowl gewann (und zwar teilweise auf phantastische Art und Weise).
Im letzten Jahr gehörte der Sohn noch zum Aufgebot der College-Mannschaft von Notre Dame (also jener Universität, an der sich im Schatten von Touchdown Jesus sein damals vergleichsweise dünner Vater damals ohne dicke Muskelpakete auf den Knochen mühsam ins Team kämpfte) und stand im Match gegen USC an der Seitenlinie. Zum Einsatz kam er nicht. Dann wollen wir mal aus Anlass de heutigen Begegnung zwischen Notre Dame und USC in South Bend erzählen, was aus dem Sohn geworden ist. Er wechselte für das Herbst-Semester zu einem Junior College in Kalifornien, um nicht länger am Rand herumzustehen, sondern Spielpraxis zu erleben. Im Frühjahr will er nach Indiana zurückgehen.
15. Oktober 2009
US-WM-Qualifikation: Spätes Leid für Costa Rica
Das US-Team musste ohne den vielversprechen Stürmer Charlie Davies antreten, der kurz vor dem Spiel bei einem schweren Autounfall außerhalb von Washington verletzt wurde und womöglich seine Karriere nicht fortsetzen kann.
Sport und Politik: Limbaugh scheitert
Bei ProFootballTalk spielte sich die Entwicklung unter anderem in den Kommentaren ab. Limbaugh-Fans - und Apologeten (Spitzname: "Dittoheads") schrieben sich in den Kommentaren die Finger wund und beschuldigten Florio, er sei eine Marionette von NBC und deren Eigentümer General Electric und damit der Regierung. Ein Teil der Meinungsäußerungen dokumentierte allerdings eine subtile und sehr viel gefährlichere Haltung: Der Anspruch von rechts gestrickten Sportanhängern, dass man ihnen in einem Sportblog möglichst keine Texte serviert, die auch nur im entferntesten etwas mit Politik zu tun haben. Diese Gruppe von Lesern stellt gerne die Behauptung auf, dass das eine (Sport) und das andere (Politik) nichts miteinander zu tun haben, um auf Basis dieses denkschwachen Axioms die Inhalte zu beeinflussen.
An dieser Haltung ist zumindet soviel bemerkenswert: Sie dürfte bei einer großen Mehrheit der Sportjournalisten auf Zustimmung stoßen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Sportberichterstattung nach Möglichkeit jeden systemkritischen und systemanalytischen Ansatz vermeidet. Obwohl die Strukturfehler des kommerziellen Sports (sei es die Abhängigkeit von Fernsehgeldern und Sponsoren, Doping zur Leistungssteigerung, Korruption und Betrug) nicht mehr von der Hand zu weisen sind. Ob und wie Mike Florio der Gegenwind aus den Kommentaren beeinflusst, wird man sehen.
13. Oktober 2009
Die nackte Wahrheit: Zuschauerschwund bei viel zu vielen NHL-Clubs
12. Oktober 2009
Neulich im Sport-Universum...Folge 1
Aber weil es etwas mühsam ist, sich durch jedes einzelne bei YouTube durchzuklicken, habe ich ein paar Highlights herausgefischt und in einem Mashup auf ihren Kern zugeschnitten. Hilfe gab es dabei von zwei sehr liebenswürdigen YouTube-Nutzern, die mir die Genehmigung gaben, ihre kreative Beschäftigung mit den olympischen Ringen einzubauen. Dabei handelt es sich um die Zeichnungen von Peter Baars (lookoutshirts.nl) aus den Niederlanden und die Puzzle-Aufnahmen von Pantazis C. Houlis (houlis.com) aus Australien. Die Welt ist klein.
Das Resultat ist Teil eins einer Serie, die in loser Folge unter dem Titel "Neulich im Sport-Universum" laufen soll. Stoff gibt's genug.
"Eine lebendige Subkultur"
11. Oktober 2009
Bewaffnete Soccer Mom ist tot: Vom Ehemann erschossen
Es gibt in den USA viele kuriose Argumente, mit denen die Waffenlobby den Besitz von Handfeuerwaffen aller Art rechtfertigt. Zu ihnen gehört, dass Menschen, die geladene Pistolen tragen, sich auf diese Weise jeder Zeit gegen gefährliche Übergriffe verteidigen können. Die Tatsache selbst soll eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Gewalttäter haben. So gibt es Leute in diesem Land, die in Diskussionen zum Thema ernsthaft behaupten, dass die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nur deshalb nicht von Hitlers Armeen überfallen wurde, weil jeder Eidgenosse in seiner Rolle als wehrpflichtiger Milizionär ein Gewehr im Schrank hat. Das Risiko, von diesen Soldaten zurückgeschlagen zu werden, war den Nazis angeblich zu groß. Dieselbe Wehrmacht, die in die Sowjetunion einmarschierte, Polen und Frankreich trotz beachtlichen Widerstands im Eiltempo besetzte, in Norwegen und Nordafrika landete und tausende von Fallschirmjägern über Kreta aus dem Flugzeugen kippte, besaß demnach vor niemandem Respekt außer vor den Schweizern und ihren Karabinern.
Natürlich brauchen Amerikaner im Grunde überhaupt keine Rechtfertigung für ihre Ballermänner, denn die Verfassung garantiert den Bürgern dieses Privileg im Second Amendment. Das wurde zwar damals kryptisch formuliert, aber neulich vom Obersten Gerichtshof im Kern noch einmal so ausgelegt: Eine Stadt wie Washington, D. C. kann selbst, wenn die Gewalt- und Waffenkriminalität ins Unkontrollierbare steigt, nicht per Beschluss der politischen Organe den Besitz von Pistolen und Gewehren pauschal verbieten.
Und so könnte nach dem Willen des Supreme Court keine Stadt und kein Bundesstaat verhindern, was Meleanie Hain vorgestern zugestoßen ist. Sie wurde in ihrem eigenen Haus von ihrem eigenen Ehemann erschossen. Der brachte sich anschließend mit einer Schrotflinte um. Die drei Kinder waren aus dem Haus geflüchtet. Meleanies Glock hing im Holster an der Tür.
9. Oktober 2009
Der Klingelbeutel: Pfänderspiele
* Golf und Rugby wurden heute ins Programm der Olympischen Spiele aufgenommen. Darüber wird an anderer Stelle noch ein wenig ausführlicher zu berichten sein. Nur soviel: Rio de Janeiro als erster Austragungsort, den die Expansion betrifft, hat keinen passenden Golfplatz und wird noch ein paar Millionen Dollar mehr im Budget finden müssen, um das Problem zu lösen.
• Die mysteriöse Rolle des ehemaligen Football- und Baseballprofis Deion Sanders und derzeitigen Fernsehkommentators im privaten Umfeld von jungen amerikanischen Sportlern wie Michael Crabtree. "Seit Jim Jones eine Gruppe von Anhängern nach Guayana führte, ist kein religiöser Hochstapler mehr für soviele irregeleitete junge Leute verantwortlich gewesen." Schreibt Jason Whitlock. Der Vergleich mit Jones ist extrem, aber griffig. In Jonestown starben mehrere hundert Menschen bei einem von Jones angeordneten Massen-Suizid. Bei den jungen Leuten steht allenfalls die sportliche Karriere auf dem Spiel.
Neuer Podcast: Die besten Sportspielfilme
Podcast Nummer zwei ist im Kasten. Diesmal geht es um Kinofilme, die mit ihren Geschichten um Figuren aus dem Sportmilieu kreisen. Genauer gesagt: Es geht um die Glanzlichter des Genres. Interviewgast ist Carsten Elleszus, der unter dem Namen tumulder den lesenswerten Blog Zeitverschwender betreibt. Bei ihm geht es um Film, Musik und Schalke. Allerdings nicht immer in dieser Reihenfolge. Seine Kritiken sind ausführlich und bieten Stoff für eine kluge Auseinandersetzung mit einem emotionalen Material, das Sportspielfilme nun einmal sind. Denn sie wandern auf einem schmalen Grat zwischen heroisierendem Kitsch und distanzierter Sympathie, zwischen konventionellen Liebe-Triebe-Hiebe-Plots und einem Auge für eine glaubwürdige Darstellung der jeweiligen Sportart.
Eines der Probleme ist: Die meisten Filme werden in der Illusionsmaschine Hollywood produziert. Was bedeutet, dass sie von Geldgebern finanziert werden, denen mehr an formelhaftem und klischiertem Kino liegt als an eigenständigen, pointierten Produkten von Autoren, die auf der großen Leinwand vielleicht nicht den großen visuellen Punch besitzen, aber viele kleine Momente, die stimmen.
Trotzdem sind in Hollywood immer wieder bemerkenswerte Sportspielfilme entstanden. Von denen haben die besten oft allerdings diesen einen Haken: Weil sie sich mit einem Milieu wie Baseball oder Football beschäftigen, fehlt den Zuschauern in Europa die Beziehung zum Kern der Sache. So wirkt denn auch für viele Kinofans in Deutschland eine Rangliste wie die des American Film Institute – abgesehen von den beiden Topfilmen Raging Bull und Rocky mit ihren Boxer-Stories – eher mysteriös. Obendrein wurden von den im Rahmen einer Umfrage zu Wort gebetenen Drehbuchautoren, Kameraleuten, Regisseuren und Schauspielern Filme aus dem nicht-amerikanischen Teil der Kinowelt komplett ignoriert.
Wer sich wirklich einen Überblick verschaffen will, der wird spätestens beim Blick auf diese Wikipedia-Seite die Stirn in Falten legen. Hunderte von Titeln gibt es, und zig Sportarten sind vertreten. Auch Fußball. Bei sportwissenschafen.info kann man sich weiter in die Materie einlesen. Deren Verzeichnis umfasst sogar Kurzfilme.
Carsten a.k.a. tumulder ist da vielleicht sogar die etwas bessere Quelle. Denn er liefert im Blog auch die Antwort auf die Frage: Wie ordnet man die einzelnen Filme ein? Er hat ein Bewertungssystem mit maximal zehn Punkten eingeführt und pflegt seine Ansprüche. Selbst die unumstrittenen Klassiker müssen froh sein, wenn sie bei ihm neun Punkte bekommen.
Und weil er sich auskennt, während sich unsereins sich nur punktuell mit dem Thema beschäftigt, soll es in diesem Podcast in erster Linie um seine Einschätzungen gehen. Ganz nach dem Konzept dieses Formats. Denn der American Arena Podcast ist keine Videobude für Monologe eines Kappeskopps mit Mikrofon vorm Bauch noch soll er ein Debattierclub werden. Er soll anregen und informieren.
Obwohl: Meinungen und Kommentare – sei es hier im Blog oder auf
Selbstverständlich haben Carsten und ich uns ausführlicher über dieses breit gefächerte Thema unterhalten, als sich dies in einem Video in dem von
Blick zurück: Der erste Podcast – "Baseball zieht in den Krieg" war der Auslöser für eine Leserdebatte auf zeitonline über den Wert oder Unwert von Werbevideos, die sich martialischen Symbole der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu eigen machen. Titel: "Darf Werbung alle Waffen einsetzen?" Die Kommentare im Blog von Gesprächspartner Philip Würfel auf MLB-Insider.de beschäftigen sich mehr mit der Stimm-Performance der beiden Podcast-Protagonisten.
P. S. Vielleicht an dieser Stelle noch ein Hinweis auf ein anderes, sehr vielversprechendes Podcast-Projekt: Am Dienstag erschien die fünfte Ausgabe jener Fußball-Blogger-Gemeinschaftsarbeit, die bislang noch unter dem Arbeitstitel Nullnummer firmiert. Die Themen: Die Lage bei Hertha BSC und Bayern München sowie ein Ausblick auf das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Russland. Die Drähte laufen alle zwei Wochen in der Münchner Küche von probek zusammen, der zu den Initiatoren gehört. Weil er gewöhnlich als Moderator mit seinem Lieblingsthema – dem FCB – zu kurz kommt, wurden diesmal die Rollen verteilt. Er wurde interviewt. Die Produktionsweise des Podcasts ist übrigens bemerkenswert. So läuft während der Aufnahmesession über UStream das Live-Videobild aus der Küche übers Internet, während die Mitwirkenden aus den anderen Städten parallel in einem Chat-Room versammelt sind und nicht nur miteinander, sondern auch mit probek kommunizieren. Gemischt wird in Hamburg von dogfood, der bei der Gelegenheit die Musik einbaut. Wann die Stützräder abgenommen werden und das Ganze auch tontechnisch in der oberen Liga spielt, steht noch nicht fest. Die Trainingsphase geht zunächst noch weiter.
Für ESPN gibt Sandra Gal ihr letztes Hemd
Seit ein paar Tagen ist ein von ESPN während der Fotosessions produziertes Video im Internet zu sehen, das andeutet, wieviel Aufwand getrieben wurde, damit sich am Ende selbst die Nackten keine wirkliche Blöße geben. Im Video-Verschnitt nur ganz kurz zu sehen: der kleine deutsche Beitrag zu der riesigen Produktion. Die Profi-Golferin Sandra Gal, die bei der Modelagentur Wilhelmina einen Vertrag hat, posiert zusammen mit ihren Kolleginnen Anna Grzebien und Chrstina Kim auf einem Golfkarren (via Linksgolfer). Spekulationen um den Auftritt hatte es bereits vor Wochen gegeben. Auch in Deutschlands Fachorgan GOLFmagazin. Wie sich der Linksgolfer-Blogger zu recht mokiert: Das wichtigste an dem Vorgang hatte man dort nämlich gar nicht verstanden, als man meldete, die Golferin sei "auf dem amerikanischen Sender ESPN in der Sendung 'Bodies'" abgelichtet worden, "die sich ganz auf nackte Sportstars konzentriert". Dass der Medienkonzern seit Jahren ein erfolgreiches Magazin druckt, hat sich wohl noch nicht überall herumgesprochen.
Um was geht es überhaupt: Na, um dieses Foto, das in dem Mini-Auflösungs-Online-Flash-Video als Standbild eingestrippt wurde. Wenn die Polizei dieses Bild für Fahndungszwecke benutzen wollte, hätte sie Schwierigkeiten. Die Gesichter der drei Personen sind so gut wie gar nicht zu erkennen. Aber die BILD-Zeitung wird's schon richten. Solche Sachen sind ein gefundenes Fressen für den Boulevard.
7. Oktober 2009
Der Apfel fiel endlich vom Stamm
Der jetzt unterschriebene Vertrag bindet ihn für mindestens fünf Jahre an die 49ers und dürfte eine ordentliche Vorabbonus-Garantie enthalten, mit der man dem Wide Receiver eine derart lange Laufzeit schmackhaft machen konnte. Dass er noch in dieser Saison groß zum Zuge kommen wird, ist eher unwahrscheinlich. Zumal die Mannschaft mit Shaun Hill keinen besonders begabten Quarterback besitzt, von dem man lange exakte Pässe erwarten kann.
Die Angelegenheit wird noch ein Nachspiel haben, weil die 49ers den New York Jets vorwerfen, sich hinter den Kulissen eigenmächtig eingemischt zu haben. Angeblich soll Ex-Profi Deion Sanders, der zur Zeit für NFL Network als Fernsehmann arbeitet, beteiligt gewesen sein. Die Liga wird den Sachverhalt untersuchen.
P.S.: Wie Football-Profis ticken, hat die Frauenzeitschrift Cosmopolitan zu ergründen versucht. Das Resultat ist nicht ermutigend. Aber vielleicht liegt es auch an den Reportern des Magazins. Die sollten vielleicht mal die Frauen fragen, die sich nichts Besseres vorstellen können, als sich einen Profisportler zu angeln. Auf diese Weise müssten eigentlich viel interessantere Details zu ermitteln sein.
6. Oktober 2009
Dirks neuer Mentor
5. Oktober 2009
Der Klingbeutel: Recht so
• Der Besuch einer New Yorker Zeitung im Gefängnis bei Plaxico Burress (einst der Held der New York Giants)
• Die Polizei hat einen Verdächtigen in der Video-Affäre um Erin Andrews festgenommen. Die Ermittlungsergebnisse wurden von Deadspin publiziert. Sie zeigen, wie detailliert sich die Behörden mit solchen Dingen wie kleinen Gucklöchern in Hoteltüren beschäftigen.
• Ein kanadischer Eishockey-Blog nimmt Toronto Maple Leafs Trainer Ron Wilson hops. Seine zu Papier gebrachten Motivationssprüche entlarven einen hochsimplen Arbeitsansatz. Jeder Sportfan käme auf solche Ideen.
2. Oktober 2009
Evert und Norman: Sie tanzten nur zwei Sommer
Warum Greg Norman mit der Nachricht nicht warten konnte, bis der Presidents Cup stattgefunden hat? Wer weiß? Vielleicht wird ihm jemand bei dem Turnier kommende Woche auf dem Harding Park Golf Course in San Francisco zwischen dem Team USA und den sogenannten Internationals (Spieler von den Kontinenten Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien) eine entsprechende Frage stellen. Vielleicht werden die Golfreporter sie lieber rücksichtsvoll drumherumschleichen, um dem weißen Shark nicht die Laune zu verderben.
Die Aufstellungen:
USA - Tiger Woods, Phil Mickelson, Steve Stricker, Kenny Perry, Zach Johnson, Stewart Cink, Sean O'Hair, Jim Furyk, Anthony Kim, Justin Leonard, Lucas Glover, Hunter Mahan, Captain: Fred Couples
INTERNATIONALS – Geoff Ogilvy (Australien), Vijay Singh (Fidschi), Camilo Villegas (Kolumbien), Retief Goosen (Südafrika), Ernie Els (Südafrika), Angel Cabrera (Argentinien), Mike Weir (Kanada), Robert Allenby (Australien), Y. E. Yang (Südkorea), Tim Clark (Südafrika), Ryo Ishikawa (Japan), Adam Scott (Australien). Captain: Greg Norman.
Blick zurück: Eine Betrachtung der Golfkarriere von Greg Norman und ein Interview
Second City nur Vierter
Chicago fliegt in Kopenhagen in der ersten Runde raus. (Die Kopie des Resultats im ersten Wahlgang als Foto bei Jens Weinreich.)
Amerikas nächste Herausforderung in einer Woche. Schafft es Golf, ins olympische Programm aufgenommen zu werden? Mehr dazu in einem Radiobeitrag für den Deutschlandfunk mit dem Stimmungsbild und ein paar Tönen von vor ein paar Tagen (Sendetermin war der 26. September). Die Interviews fanden allesamt am Rand der BMW Championship vor den Toren von Chicago statt.)
1. Oktober 2009
Kurzer Soundcheck
In den Kommentaren gab es überwiegend positive Resonanz, wenn auch eine überraschende Bewertung. Da schrieb mööp über "die Mucke" (ein Begriff aus dem Musiker-Jargon): Die sei ihm zu "bon-jovi-like". Ich wünschte, ich könnte das beurteilen. Ich habe zwar in meinem Leben schon viele Songs live in Konzerten und auf Konserven gehört. Aber von Bon Jovi waren vielleicht drei Lieder dabei, und keines fand ich inspirierend.
Solche Einschätzungen der eigenen Darbietungen erfährt man natürlich nur dann, wenn man überhaupt ein Publikum erreicht. Was noch nie wirklich leicht war (wie ich vor einer ganzen Weile im Rahmen der Arbeit mit einer Münchner Rock-Band feststellen durfte). Aber heutzutage noch viel schwieriger ist. Das liegt an dem allgemeinen Konsumverhalten, das sich herausgeschält hat, und an dem völligen Versagen der Musikindustrie – CD-Hersteller und Verlage gleichermaßen. Diese oligopolistischen Betriebe haben längst aufgehört, den kreativen Output auch nur oberflächlich auf vielversprechende Klänge und Ideen hin abzuhören und gezielt zu vermarkten.
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Mikropayment-Plattformen für Komponisten und Musiker. Aber man liest nirgendwo, dass die Zulieferer auf diese Weise den Lebensunterhalt bestreiten könnten. Weshalb man als Musiker vermutlich zunächst nur von ganz, ganz kleinen Brötchen träumen sollte. So wie sich Schreiber, die bloggen, auch keine riesigen Klickzahlen ausmalen.
Aber weg vom Blick über den Horizont und zurück zum Alltag. Auch beim Ballpod-Podcast, der zur Zeit noch unter dem Pro-Forma-Namen Nullnummer läuft, kommt ein Teil der Musik aus dieser Werkstatt hier in New York (den anderen Teil steuert Riks aus Freising bei). Und auch dort gab es eine Resonanz in den Kommentaren, die anspornt. Deshalb die Offerte an alle Blogger mit Podcast-Ambitionen. Wer Musik sucht und ein Ohr für solche Klänge wie diese hat:
der sollte sich melden.
Ansonsten geht die musikalische Produktion weiter. Das Stück aus dem ersten American-Arena-Podcast (Radio Days) bekommt in der nächsten Ausgabe eine Pause. Probieren geht über Studieren. Das Gesprächsthema steht übrigens fest. Auch der Interviewpartner. Mehr aber wird noch nicht verraten. Außer so viel: Am Sonntag wird aufgenommen. Anfang der nächsten Woche gibt's die fertige Version.
Die Ankündigung des Jahres
Wären wir beim Tennis würde es vielleicht eine Kommission geben, die ernsthaft herausfinden möchte, ob da irgendetwas manipuliert wurde. Aber da wir beim Baseball in den USA sind, geht man mit solchen Vorfällen nach guter alter Art eher folkloristisch und humorvoll um. So wie bei einem Hole-in-One beim Golf.
Wenn ein Ex-Profi wie Mike Blowers vor einem Spiel der Seattle Mariners voraussagt, dass ein soeben von der Minor League hochgeholter Spieler in seinem ersten Spiel bei seinem zweiten Auftritt am Schlag bei einem 3:1 Pitch-Count einen Home Run in die linke Zone und dort in die zweite Etage der Zuschauertribüne drischt, und genau das eintrifft, dann verneigen sich die naiven Fans vor soviel Prognosen-Glück. Skepsis? Nicht beim Baseball. Aber schauen wir doch einfach der Kommentatorin Rachel Maddow zu, die sich normalerweise um die hohe Washingtoner Politik kümmert und alles kritisch hinterfragt, einfach mal dabei zu, wie sie so etwas feiert. Wie ein kleines Kind.