Man kann eigentlich nur noch mit den Achseln zucken, wenn man hört, dass der einst so hoch eingeschätzte Footballspieler Maurice Clarett verhaftet wurde, nachdem er in einer kugelsicheren Weste und mit vier geladenen Schusswaffen im Auto durch Columbus/Ohio fuhr. Die Nachricht fügt einer langen Liste von amerikanischen Sportlern, die den Unterschied zwischen legal und scheißegal nicht kennen, nur einen weiteren Namen hinzu.
Besonders Footballspieler scheinen sich in Sachen Gesetz und Gewalt nicht besonders gut auszukennen. Das vielbeachtete Buch Pros and Cons: The Criminals Who Play in the NFL zeigte bereits 1999 nach umfassenden Recherchen auf, wie weit verbeitetet das Problem ist: Danach waren rund ein Fünftel der damals aktiven Profis in die Mühlen der Justiz geraten (oft wegen illegaler Drogen). Zu den spektakulären Fällen gehörte Ray Carruth von den Carolina Panthers, der heute eine lange Haftstrafe absitzt, weil er jemandem den Auftrag gab, seine schwangere Freundin zu ermorden. Einer der Autoren, der Anwalt und Journalist Jeff Benedict, legte 2004 noch einmal nach und protokollierte die kriminellen Tendenzen unter Basketballprofis. Titel dieses Buchs: Out of Bounds: Inside the NBA's Culture of Rape, Violence and Crime. Kobe Bryants Vergewaltigungsprozess war damals noch in aller Munde.
Das besondere an diesem Thema ist nicht mal, dass Sportler mit viel Geld und einer Karriere, mit einer Ehefrau zuhause und vielleicht auch Kindern andere Menschen so behandeln, als seien sie Werkzeuge oder Waren. Die ganze Misere des Kults, der um den populären Profisport herrscht, zeigt sich erst, wenn ein Buch wie dieses auf den Markt kommt und die Mafia aus Spielergewerkschaftsbossen und Ligarepräsentanten das Ausmaß herunterspielt und Leute, die darüber reden wollen in den Ruch des Rassismus bringt. Denn - natürlich - viele der Täter sind schwarz (kein Wunder: viele Athleten sind schwarz).
Die Taktik hilft. Weshalb Kathy Redmond, die Direktorin der National Coalition Against Violent Athletes, ihren Ärger nicht verhehlen kann. Denn das einzige Kriterium, für das sich die Ligaverantwortlichen interessieren, ist nicht gefährdet: "Jemanden zu vergewaltigen, die eigene Frau zu verprügeln, sie zu betrügen, das schwächt nicht den Zusammenhalt in einer Mannschaft."
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