Der Weltranglistenerste Tiger Woods wünscht sich Dopingtests auf der PGA Tour. "Ich weiß nicht, ab wann das eingeführt werden kann. Sollte es morgen sein, bin ich damit einverstanden." Die Haltung des Golfers, der vor einer Woche überlegen die PGA Champonship gewonnen hatte, ist eher verblüffend. Während Tour Commissioner Tim Finchem schon seit Wochen abwiegelt, erklärte sein Aushängeschild unumwunden: "Es ist besser aktiv zu sein als reaktiv. Wir sollten den Sport so rein wie möglich halten."
Die Dopingdiskussionen im Profigolf sind bislang von einer ziemlichen Scheinheiligkeit geprägt. Typisch war der Kommentar von Finchem: "Ich kenne keine andere Sportart, in der Fehler auf ihrer Scorekarte oder einen Strafschlag, den sich jemand selbst zuerkennt, hunderte von tausend Dollar kosten." Mit anderen Worten: Der einzigartige Ehrenkodex im Golf, der die Spieler dazu zwingt, sich ehrlich und regelgemäß zu verhalten, soll angeblich ausreichen, um die Muskelmast zu stoppen.
Das Argument ist nachgerade grotesk. Ohne die vielen Fernsehkameras, die heutzutage in den USA jedes Profi-Turnier übertragen und den Spielern bis ins tiefste Rough folgen, wäre die Selbstdisziplin nur halb so wirksam. Außerdem wird jeder Flight von einem Schiedsrichter begleitet, der gewöhnlich von den Spielern in Zweifelsfragen konsultiert wird. Bei der amerikanischen Art zu denken (man nennt es compartimentalization, was so viel bedeutet, wie alles und jedes sauber auseinanderzuhalten und in seinen Teilaspekten zu bewerten, anstatt das große Ganze zu sehen - was in der Politik zu diesen maßlosen Rechtfertigungen für den Einmarsch in fremde Länder führt) ist es leicht vorstellbar, dass ein betrugswilliger Golfer folgende Logik anwendet: Solange ich mir keine Dopingsubstanzen auf dem Golfplatz bei einem Turnier verabreiche, gibt es keinen Grund, mich selbst zu bestrafen.
Den Ball ins Rollen gebracht hatte der Royal & Ancient Golf Club, der außerhalb der USA und Mexiko für die Regeln verantwortlich ist. Er wird erstmals bei der World Amateur Team Shampionship in Südafrika im Oktober nach dem Zufallverfahren Spieler zur Dopingprobe bitten.
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