30. November 2008
Dem Aktionär ist nichts zu schwer
Ein Hinweis auf einen Text, in dem es sehr viel um Aktien geht, aber noch mehr um Mark Cuban. Der Eigentümer der Dallas Mavericks bestreitet, auch nur irgendetwas Widerrechtliches getan zu haben (ein Vorwurf, der ihm von der Aufsichtsbehörde des US-Aktienhandels gemacht wird). Das Verfahren schwebt. Und wird wohl noch eine Weile weiterschweben.
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Früher begann der Tag mit einer Schusswunde, heute endet er damit
Richtig klar ist die Sache noch immer nicht. Sieht man mal davon ab, dass Wide Receiver Plaxico Burress im Krankenhaus war und dass er einen Anwalt hat, der mit ihm am Montag zur Polizei stiefeln will. Die Medienberichte sind sich zumindest so weit einig: Der NFL-Profi hatte eine Handfeuerwaffe dabei, als er am Freitag in einer New Yorker Kneipe war. Und mit der hat er sich selbst eine Schwusswunde im Oberschenkel zugefügt. Antonio Pierce, ein Mannschaftskollege von den New York Giants war wohl mit Burress zum fraglichen Zeitpunkt gemeinsam unterwegs. Der Mann mit dem kuriosen Vornamen gehört zu den eitlen Figuren in der Liga und steht anderen Wideouts wie Terrell Owens (Dallas Cowboys) und Chad Ocho Cinco (Cincinnati Bengals) kaum nach. Wie undiszipliniert Burress ist, wurde Ende September klar, als berichtet wurde, dass er in den fünf Jahren seiner Karriere in New York vom Club zwischen 40- und 50mal mit einer Geldbuße belegt wurde. Die Mannschaftsführung sah sich am Anfang der Saison gezwungen, die Daumenschrauben mit einer Spielsperre etwas anzuziehen. Zuletzt musste er schon früh mit einer Verletzung den Platz verlassen.
Nachtrag: Genau genommen handelt es doch um einen Schuß zum Tagesbeginn (Sorry, Mr. Wondratschek für die Konfusion). Die Szene spielte sich nämlich kurz nach Mitternacht ab. Was danach passierte, ist bester Lesestoff. Die New York Post hat das ganze Klavier gespielt und folgende Partitur rekonstruiert: Der Club hat den Zwischenfall nicht den Behörden gemeldet (verstößt gegen die Waffengesetze). Das Krankenhaus hat die Behandlung der Wunde nicht den Behörden gemeldet (verstößt gegen die Waffengesetze). Die Pistole vom Kaliber 40 wurde von der Polizei bei Burress in der Küche gefunden. Der Spieler und seine Freunde haben vor dem Gang ins Krankenhaus eine kleine Geschichte erfunden und dafür gesorgt, dass er sich unter falschem Namen registriert. Er wurde trotzdem vom Personal erkannt.
Nachtrag: Genau genommen handelt es doch um einen Schuß zum Tagesbeginn (Sorry, Mr. Wondratschek für die Konfusion). Die Szene spielte sich nämlich kurz nach Mitternacht ab. Was danach passierte, ist bester Lesestoff. Die New York Post hat das ganze Klavier gespielt und folgende Partitur rekonstruiert: Der Club hat den Zwischenfall nicht den Behörden gemeldet (verstößt gegen die Waffengesetze). Das Krankenhaus hat die Behandlung der Wunde nicht den Behörden gemeldet (verstößt gegen die Waffengesetze). Die Pistole vom Kaliber 40 wurde von der Polizei bei Burress in der Küche gefunden. Der Spieler und seine Freunde haben vor dem Gang ins Krankenhaus eine kleine Geschichte erfunden und dafür gesorgt, dass er sich unter falschem Namen registriert. Er wurde trotzdem vom Personal erkannt.
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Super-Bowl-Werbespots: Schwer zu verkaufen
Ein weiterer Indikator dafür, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise in den USA das Sportgeschäft ramponiert: NBC müht sich seit September vergeblich, der Werbewirtschaft Buchungen für die Übertragung vom nächsten Super Bowl zu verkaufen. Die meisten Verträge sind zwar unter Dach und Fach, aber die restlichen teuren Slots gähnen die Verantwortlichen beim Sender jeden Tag aufs Neue an. Da viele Firmen radikal mit dem Rotstift arbeiten, schrumpfen die Marketing- und Sponsorenbudgets querbeet. Der professionelle Sport, der seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich den Mythos einer idealen Werbefläche kultiviert hat, ist davon in vielen Bereichen betroffen. Nachdem General Motors sogar Tiger Woods ein Jahr vor Ablauf aus seinem Vertrag entließ, kam die Nachricht aus dem Frauengolf, dass man im nächsten Jahr gleich drei Turniere streichen wird. Don Dahlmann hatte freundlicherweise in einem Kommentar auf die besonderen Aspekte der turmhohen NASCAR-Probleme hingewiesen. Eine umfangreiche Geschichte zu dem Thema wurde heute von der FAS gebracht (nicht online). Die Probleme der Veranstalter der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver klingen in diesem Radiobeitrag im Deutschlandfunk an.
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29. November 2008
Ein Nachschlagewerk für besondere Fälle: Dickipedia
Schon seit einer Weile wird diese Enzykloparodie von fleißigen und inspirierten Schreibern gefüllt, aber dass sie auch jede Menge Sportler abhandelt, war mir nicht aufgefallen. Deshalb mit Verspätung erst heute der Hinweis auf Dickipedia und Einträge über Lance Armstrong, Kobe Bryant, Brett Favre und andere. Viel Vergnügen beim Lesen. Betrieben wird die Veranstaltung von den Machern der politisch angehauchten Humorseite 236.com, die sich von einer Slangbedeutung des Wortes dick inspirieren ließen (und vom strengen Layout von Wikipedia). Das Wort lässt sich nicht sehr elegant übersetzen. Schlappschwanz entspräche sicher von der Sprachebene her und ist adäquat abwertend, trifft es aber nicht. Arsch wäre sicher treffender. Frauen sind denn auch trotz fehlendem Genital übrigens – zumindest theoretisch – von der Kategorie nicht ausgeschlossen.
27. November 2008
UFL: Jetzt geht's los?
Ein Lebenszeichen von einem Patienten, von dem man noch immer nicht glauben mag, dass er je den Inkubator auf seinen zwei Beinen verlassen wird: Die United Football League (UFL) will nicht nur Geld in einen Trainingskomplex in Arizona investieren, sondern am 1. Dezember in einer Pressekonferenz endlich erklären, wie, wo und was. Die Webseite ist auf jeden Fall noch nicht auf dem letzten Stand. Und der Werbespruch: ("Where the Future Stars Come to Play") klingt noch ziemlich lahm. Der Stand der Vorankündigungen: Ab dem Sommer 2009 soll gespielt werden. Sechs Clubs – drei im Westen, drei im Osten – werden voraussichtlich aufgeboten. Sie sollen in "wichtigen Märkten, die zur Zeit profifootballmäßig unterversorgt sind", verankert werden. Der einzige Markt, der einem da einfällt, ist Los Angeles. Mit Abstrichen müsste man wohl auch noch Las Vegas nennen. San Antonio? Im Osten wirkt Orlando wie ein Kandidat. Sagte jemand Pittsburgh (die Geburtsstadt von Mark Cuban, der auch mal seine Finger in dem Projekt hatte)? Also gut: Pittsburgh. Wer wird die Nummer sechs? Raleigh-Durham?
Diese Leute scheinen übrigens am heißesten auf all die Informationen zu sein, die da kommen werden. Was besonders interessant sein dürfte: Wie diese Liga in einem wirtschaftlichen derart schlechten Klima das Umfeld aus Sponsoren beackern will, ohne das keine Organisation im kommerziellen Sport auskommt.
Diese Leute scheinen übrigens am heißesten auf all die Informationen zu sein, die da kommen werden. Was besonders interessant sein dürfte: Wie diese Liga in einem wirtschaftlichen derart schlechten Klima das Umfeld aus Sponsoren beackern will, ohne das keine Organisation im kommerziellen Sport auskommt.
Fünf gerade sein lassen
Amerikanische Medien haben brav aus Guatemala vermeldet, was auf den ersten Blick wie ein Aprilscherz ausssieht: Pierre de Coubertins guter alter Moderner Fünfkampf wird verstümmelt. Laufen und Schießen soll in einen Wettbewerb zusammengelegt werden. Gebastelt wird seit Jahr und Tag an dieser esoterischen Disziplin, weil sie als das arme Waisenkind der versponserten und durchkommerzialisierten IOC-Welt nicht die Mindestanforderungen der Postmoderne erfüllt. Zuschauer vor Ort haben Schwierigkeiten, das Geschehen zu verfolgen. Und fürs Fernsehen sind die Wettkämpfe völlig uninteressant. Sie lassen sich aufgrund ihres Punktesystems nicht spannend darstellen. Von der fehlenden Starpower der Teilnehmer gar nicht zu reden. Wenn die Umbauarbeiten nichts fruchten, gibt es noch die eine odere andere Möglichkeit, das Ganze attraktiver zu gestalten: Reiten mit Schwertern und Duelle wie einst bei Ivanhoe. Oder Schwimmen und Schießen kombinieren (mit Wasserpistolen).
Bei der Namensgebung hält man sich in Sachen Umbau erstmal noch zurück. Zumindest einige haben andiskutiert, ob ein modifizierter Wettbewerb nicht anders heißen sollte (im englischen Sprachgebrauch wird die Disziplin Modern Pentathlon genannt). Konsequent wäre es. Wie wär's mit Modern Tetrathlon? Oder Modern Tri+Biathlon (kurz: Tribi)?
Bei der Namensgebung hält man sich in Sachen Umbau erstmal noch zurück. Zumindest einige haben andiskutiert, ob ein modifizierter Wettbewerb nicht anders heißen sollte (im englischen Sprachgebrauch wird die Disziplin Modern Pentathlon genannt). Konsequent wäre es. Wie wär's mit Modern Tetrathlon? Oder Modern Tri+Biathlon (kurz: Tribi)?
25. November 2008
Klinsmann singt
Diesen Klinsmann sollte man sich vielleicht zur Abwechslung mal reinziehen. Nicht wegen der Musik oder der Frisur, aber wegen des Namens. Klinsmann Coleiro aus Malta. Nichts für die Champions League, aber dafür umso mehr darum bemüht, sich für den Songwettbewerb der Eurovision 2009 in Moskau zu qualifizieren.
Wenn sich Dieter Bohlen um den Jungen kümmern würde, müsste er eigentlich auch in Deutschland eine Chance haben. Musikalisch haben sie ungefähr den gleichen Geschmack.
Wenn sich Dieter Bohlen um den Jungen kümmern würde, müsste er eigentlich auch in Deutschland eine Chance haben. Musikalisch haben sie ungefähr den gleichen Geschmack.
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24. November 2008
Tiger sucht neuen Tank
Ein Zeichen der Zeit oder so etwas wie eine Wasserstandsmeldung in Sachen Sponsoren und Sport: General Motors und Tiger Woods haben sich gütlich voneinander getrennt. Der beste Golfer der Welt, der einst für die altväterliche Marke Buick angeworben worden war, die aber im Laufe der Jahre um keinen Deut umpositioniert wurde, war vermutlich ohnehin nie der ideale Imagepartner. So einen Mann will man doch nicht mit einer Kutsche mit wabbelweichen Stoßdämpfern und randhohem Teppichboden sehen. Der gehört doch eher zu Aston Martin, Maserati oder Lamborghini – also zu solchen Schlitten, die er mal früher bei seinen Abstechern nach Deutschland auf der Autobahn ausprobiert hat. Dass er einen neuen Vertrag bekommt, darf man annehmen. Vielleicht werden andere Firmen ein bisschen vorsichtig sein beim Bieten (General Motors droht der Bankrott). Ich denke mal, die deutschen Firmen werden sich alle bemühen, aber vielleicht dann doch lieber den Japanern den Vortritt lassen. Wenn ich raten darf, wer das Rennen macht? Lexus (gehört Toyota). Die haben ganz tiefe Taschen und könnten eine Figur auf der Kühlerhaube wie Woods gut gebrauchen.
Buick-Werbespots mit Tiger Woods, wo nicht immer alles gleich mit dem erste Take geklappt hat:
Buick-Werbespots mit Tiger Woods, wo nicht immer alles gleich mit dem erste Take geklappt hat:
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22. November 2008
Rosen in Dosen
Ein bisschen Feedback aus besonderem Anlass: Der Text vom vergangenen Wochenende mit dem Titel Wenn Vasen wackeln hat etwas weitere Kreise gezogen, als das gewöhnlich mit American Arena-Beiträgen passiert. Das lag sicher nicht nur am hochbrisanten Hintergrund dieser Betrachtung, dem Disput zwischen dem Deutschen Fußballbund und dem Journalisten Jens Weinreich, der mittlerweile ein ganz erhebliches Medienecho ausgelöst hat. Sondern vermutlich an einem besonderen Umstand. Der Text lief auch bei Carta, dem neuen Mehr-Autoren-Blog, der sich stark auf Medienstoffe eingeschossen hat und ein anderes Publikum anspricht. Dort entdeckten ihn die Netzeitung, der Medieninformationsdienst Turi2 und Sportjournalist Erik Eggers, der podcastet und hier (zweiter Audio-Beitrag auf der Seite) zu hören ist. Direkte Links und Leseempfehlungen gab es auch – darunter vom Direkten Freistoß, dem Ground-Zero-Blog in Sachen Zwanziger vs. Weinreich, vom Wesen der Dinge, vom Cleveland-Cavaliers-Blog und vom Onezblog.
Die Kernaussage war: Deutsche Blogs führen in diesen Tagen rund um den aktuellen Fall den etablierten Medien vor, dass sie eine ganz wesentliche Rolle im neuen Medienalltag spielen können. Damit verbunden war die Klage darüber, dass viele klassische Journalisten noch immer nicht kapieren wollen, was die Medienentwicklung – ob mit oder ohne sie – produziert. Nur am Rande erwähnte ich den New Yorker Professor Jay Rosen und seine Arbeit. Umso schöner, dass SpOn ein paar Tage später ein Interview mit Rosen parat hat.
Was er sagt, sollte sich irgendwann in ganz Deutschland herumsprechen. Zum Faktor Online-Medien: "Wir leben in einer neuen Ära von Konkurrenz und Innovation. Es gibt eine Vielzahl neuer Wettbewerber, wir können aber auch mehr ausprobieren. Jeder kann heute mit den Werkzeugen der Medienproduktion umgehen, das macht diese neue Phase für die Presse so spannend."
Und was wird aus den Journalisten, die noch immer daran glauben, dass ihnen ein Big Daddy-Verleger den Arbeitsplatz bereitstellt und die teuren Gerätschaften, damit sie loslegen können? "Sie werden viele Dinge ändern müssen, vor allem ihre Einstellung zur Technologie. Früher mussten Journalisten bloß die Schreibmaschine bedienen, um alles Weitere hat sich eine andere Abteilung gekümmert... Zudem müssen sie lernen, von Lesern gelieferte Informationen zu nutzen, um ihre Berichterstattung und ihre Recherche zu optimieren.... Schließlich müssen Journalisten bereit sein, sich selbst neu zu erfinden. Die guten alten Zeiten sind vorbei, in denen man in einer stabilen Organisation eine Position ausfüllen konnte – das gibt es in der heutigen Medienwelt nicht mehr." Danke, Herr Professor. Besser kann man es nicht sagen.
Die Kernaussage war: Deutsche Blogs führen in diesen Tagen rund um den aktuellen Fall den etablierten Medien vor, dass sie eine ganz wesentliche Rolle im neuen Medienalltag spielen können. Damit verbunden war die Klage darüber, dass viele klassische Journalisten noch immer nicht kapieren wollen, was die Medienentwicklung – ob mit oder ohne sie – produziert. Nur am Rande erwähnte ich den New Yorker Professor Jay Rosen und seine Arbeit. Umso schöner, dass SpOn ein paar Tage später ein Interview mit Rosen parat hat.
Was er sagt, sollte sich irgendwann in ganz Deutschland herumsprechen. Zum Faktor Online-Medien: "Wir leben in einer neuen Ära von Konkurrenz und Innovation. Es gibt eine Vielzahl neuer Wettbewerber, wir können aber auch mehr ausprobieren. Jeder kann heute mit den Werkzeugen der Medienproduktion umgehen, das macht diese neue Phase für die Presse so spannend."
Und was wird aus den Journalisten, die noch immer daran glauben, dass ihnen ein Big Daddy-Verleger den Arbeitsplatz bereitstellt und die teuren Gerätschaften, damit sie loslegen können? "Sie werden viele Dinge ändern müssen, vor allem ihre Einstellung zur Technologie. Früher mussten Journalisten bloß die Schreibmaschine bedienen, um alles Weitere hat sich eine andere Abteilung gekümmert... Zudem müssen sie lernen, von Lesern gelieferte Informationen zu nutzen, um ihre Berichterstattung und ihre Recherche zu optimieren.... Schließlich müssen Journalisten bereit sein, sich selbst neu zu erfinden. Die guten alten Zeiten sind vorbei, in denen man in einer stabilen Organisation eine Position ausfüllen konnte – das gibt es in der heutigen Medienwelt nicht mehr." Danke, Herr Professor. Besser kann man es nicht sagen.
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Landon Donovan – das American-Arena-Interview (mit einem US-Blogger)
Joshua Mayers schreibt den besten amerikanischen Fußball-Blog The Beautiful Game. Wir wollten wissen, was er von Landon Donovan und seinem Umzug zu Bayern München hält.
American Arena: Als Landon zum zweiten Mal aus Leverkusen in die USA zurückgekehrt ist, wurde er von vielen verspottet. Sie sahen in seiner Haltung einen Mangel an Durchhaltewillen. Er sagte in einem Interview: "Ich wollte mich nicht elend fühlen. Ich bin 23. Ich muss das nicht haben." Stimmt meine Einschätzung, was die Reaktion der Fans angeht? Und hat sich sein Image gewandelt?
Joshua Mayers: Ich denke, dass die Art und Weise wie Landon nach seinem Versagen in der Bundesliga dargestellt wurde, gerechtfertigt war. Es ist klar, dass er mental nicht ganz auf der Höhe war, um mit Widrigkeiten fertig zu werden. Er hatte die Kritik verdient. Seine Reaktion war die eines Teenagers. Da war es berechtigt, ihn entsprechend zu behandeln, bis er das Gegenteil beweist. Allerdings glaube ich wirklich, dass er reifer geworden ist und diesmal mit den Herausforderungen umgehen kann. Er ist Spielführer der amerikanischen Nationalmannschaft geworden und ein Botschafter für Major League Soccer. Ich glaube, diesmal passt alles viel organischer zusammen. Und seine Leistung wird das zeigen.
American Arena: Was du vermutlich nicht weißt: Landon spricht überraschend gut Deutsch. Das habe ich bei einem Interview mit ihm im Juni festgestellt, und es hat meine Einschätzung seiner Person auf einen Schlag verändert. Er spricht sehr gut Spanisch. Welchen Eindruck von ihm gewinnst du aus seinen englischen Interviews?
Joshua Mayers: Landon ist ein sehr ehrlicher Mensch. Ich lese aus seinen Interviews heraus, dass er unverfälscht und glaubwürdig ist. Das Zitat aus der ersten Frage spiegelt die Ehrlichkeit wider. Er sagt, was ihm durch den Kopf geht. Vermutlich in jeder Sprache.
American Arena: Wie beurteilst du ihn als Fußballspieler, sein technisches Können, seinen Blick fürs Spielgeschehen?
Joshua Mayers: Ich habe ihn als Spieler immer sehr verehrt. Manchmal schient es schwierig zu sein, die beste Position für ihn zu finden. Und er kämpft darum, einen großen Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Davon mal abgesehen wird er immer der Star in seiner Mannschaft sein, egal ob in der Liga oder in der Nationalmannschaft. Er musste immer alles machen. Ich glaube sein Leistungsvermögen wird sich deutlicher in einer Mannschaft mit überragenden Talenten und geringeren Erwartungen zeigen. Im Zusammenspiel mit Leuten wie Toni und Klose wird Donovan nach meinem Gefühl zu einem besseren Spieler.
American Arena: Wird man ihn in der MLS vermissen?
Joshua Mayers: Ich denke, man wird ihn der MLS ein bisschen vermissen. Wahre amerikanische Fußballfans allerdings wollen, dass sich die besten US-Spieler in Europa weiterentwickeln. Wir wissen, er ist ein großartiger Spieler und wollen erleben, dass er auf einem höheren Niveau Erfolg hat. Es ist zwar traurig, ein Toptalent gehen zu sehen, die meisten werden jedoch erkennen, dass dies besser für den amerikanischen Fußball ist.
American Arena: Millionen von jungen Amerikanern spielen Fußball, aber die besten Talente legen eine Einstellung an den Tag, die von dem im Rest der Welt abweicht. Was für ein Typus spielt in den USA eigentlich Fußball (und nicht Basketball oder Football)? Der intelligentere Typ? Jemand, der weniger streit- und rauflustig ist?
Joshua Mayers: Ich bin nicht sicher, ob ich eine genaue Einschätzung darüber abgeben kann, welche Jugendlichen sich für Fußball entscheiden. Ich denke, die Attraktivität der Sportart besteht darin, dass jeder mitmachen kann. Wenn ich raten soll, würde ich sagen: die Sportart zieht generell eher kleinere und aggressivere Kinder an.
Nachtrag: Das Fußball-Establishment stuft Donovans Erfolgsaussichten eher niedrig ein und sagt das auch klar und deutlich – bei ESPN. Hier der Schnipsel:
Jürgen Klinsmann sieht das anders und erklärt es ganz locker auf Englisch:
Beide Links bei The Beautiful Game gefunden.
American Arena: Als Landon zum zweiten Mal aus Leverkusen in die USA zurückgekehrt ist, wurde er von vielen verspottet. Sie sahen in seiner Haltung einen Mangel an Durchhaltewillen. Er sagte in einem Interview: "Ich wollte mich nicht elend fühlen. Ich bin 23. Ich muss das nicht haben." Stimmt meine Einschätzung, was die Reaktion der Fans angeht? Und hat sich sein Image gewandelt?
Joshua Mayers: Ich denke, dass die Art und Weise wie Landon nach seinem Versagen in der Bundesliga dargestellt wurde, gerechtfertigt war. Es ist klar, dass er mental nicht ganz auf der Höhe war, um mit Widrigkeiten fertig zu werden. Er hatte die Kritik verdient. Seine Reaktion war die eines Teenagers. Da war es berechtigt, ihn entsprechend zu behandeln, bis er das Gegenteil beweist. Allerdings glaube ich wirklich, dass er reifer geworden ist und diesmal mit den Herausforderungen umgehen kann. Er ist Spielführer der amerikanischen Nationalmannschaft geworden und ein Botschafter für Major League Soccer. Ich glaube, diesmal passt alles viel organischer zusammen. Und seine Leistung wird das zeigen.
American Arena: Was du vermutlich nicht weißt: Landon spricht überraschend gut Deutsch. Das habe ich bei einem Interview mit ihm im Juni festgestellt, und es hat meine Einschätzung seiner Person auf einen Schlag verändert. Er spricht sehr gut Spanisch. Welchen Eindruck von ihm gewinnst du aus seinen englischen Interviews?
Joshua Mayers: Landon ist ein sehr ehrlicher Mensch. Ich lese aus seinen Interviews heraus, dass er unverfälscht und glaubwürdig ist. Das Zitat aus der ersten Frage spiegelt die Ehrlichkeit wider. Er sagt, was ihm durch den Kopf geht. Vermutlich in jeder Sprache.
American Arena: Wie beurteilst du ihn als Fußballspieler, sein technisches Können, seinen Blick fürs Spielgeschehen?
Joshua Mayers: Ich habe ihn als Spieler immer sehr verehrt. Manchmal schient es schwierig zu sein, die beste Position für ihn zu finden. Und er kämpft darum, einen großen Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Davon mal abgesehen wird er immer der Star in seiner Mannschaft sein, egal ob in der Liga oder in der Nationalmannschaft. Er musste immer alles machen. Ich glaube sein Leistungsvermögen wird sich deutlicher in einer Mannschaft mit überragenden Talenten und geringeren Erwartungen zeigen. Im Zusammenspiel mit Leuten wie Toni und Klose wird Donovan nach meinem Gefühl zu einem besseren Spieler.
American Arena: Wird man ihn in der MLS vermissen?
Joshua Mayers: Ich denke, man wird ihn der MLS ein bisschen vermissen. Wahre amerikanische Fußballfans allerdings wollen, dass sich die besten US-Spieler in Europa weiterentwickeln. Wir wissen, er ist ein großartiger Spieler und wollen erleben, dass er auf einem höheren Niveau Erfolg hat. Es ist zwar traurig, ein Toptalent gehen zu sehen, die meisten werden jedoch erkennen, dass dies besser für den amerikanischen Fußball ist.
American Arena: Millionen von jungen Amerikanern spielen Fußball, aber die besten Talente legen eine Einstellung an den Tag, die von dem im Rest der Welt abweicht. Was für ein Typus spielt in den USA eigentlich Fußball (und nicht Basketball oder Football)? Der intelligentere Typ? Jemand, der weniger streit- und rauflustig ist?
Joshua Mayers: Ich bin nicht sicher, ob ich eine genaue Einschätzung darüber abgeben kann, welche Jugendlichen sich für Fußball entscheiden. Ich denke, die Attraktivität der Sportart besteht darin, dass jeder mitmachen kann. Wenn ich raten soll, würde ich sagen: die Sportart zieht generell eher kleinere und aggressivere Kinder an.
Nachtrag: Das Fußball-Establishment stuft Donovans Erfolgsaussichten eher niedrig ein und sagt das auch klar und deutlich – bei ESPN. Hier der Schnipsel:
Jürgen Klinsmann sieht das anders und erklärt es ganz locker auf Englisch:
Beide Links bei The Beautiful Game gefunden.
Ein letzter Gruß
Eine der besten Golferinnen aller Zeiten hat gestern ihre Karriere beendet. Annika Sörenstam verabschiedete sich am Freitag mit einer nicht so denkwürdigen Leistung nach nur zwei Runden bei dem mit nur 30 Spielerinnen besetzten Prestige-Turnier in West Palm Beach/Florida – der ADT Championship. Bei der Pressekonferenz quetschte sie ein paar Tränen weg. Aber das war nicht die letzte Tat. Der letzte Akt ihrer Laufbahn war der Gang auf die Damentoilette und die Abgabe einer Dopingprobe. So streng sind neuerdings die Bräuche auf der LPGA. Die Frage lautet: Sollte sie tatsächlich positiv getestet werden, wird sie dann gesperrt? Wie sperrt man jemandem, der nicht mehr spielt?
19. November 2008
Gehen die Stock-Car-Leute bald am Stock?
Ganz, ganz dunkle Wolken hängen über der einst so intakten und vielversprechenden Zirkus-Show namens NASCAR. Die amerikanische Autoindustrie kann sich nämlich im Prinzip die Ausgaben für die Rennserien nicht mehr leisten. Dazu kommen abnehmendes Zuschauerinteresse und ungünstige Prognosen aus der Sponsorenecke. Wenn man es mit den Meterologen sagen will: the perfect storm. Viel mehr zum Thema gibt es hier. Aber das wird noch nicht das letzte Wort gewesen sein.
Der Klingelbeutel: Hoppe, hoppe Ryder
• Das ist doch mal eine gute Nachricht: Bernhard Langer hat die Funktionärsriege im deutschen Golf auf seine Seite gebracht und lässt ausrichten, dass man sich für Deutschland um den Ryder-Cup 2018 bewirbt. Das ist noch lange hin, wird aber schon bald von einem Gremium der European Tour entschieden. Alle anderen Termine zwischen jetzt und dann sind bereits vergeben. Wenn es mit dem Projekt nicht klappt, kommt erst wieder 2022 in Frage, weil der Ryder-Cup nur alle zwei Jahre und im steten Wechsel mal an einem Austragungsort in den USA und mal an einem in Europa ausgespielt wird. Für Deutschland spricht, dass die bisherigen Wettkämpfe auf europäischer Seite (außer 1997 in Spanien und 2006 in Irland) immer nur in Großbritannien ausgetragen wurden, die Mannschaften jedoch längst ein ganz anderes Flavor haben. Es spricht auch dafür, dass man mit Martin Kaymer einen Repräsentanten hat, der in den kommenden Jahren Stammspieler im Team werden dürfte. Den Rest muss Langer selber hinbekommen (was angesichts der Sympathie, die er international genießt, nicht so schwierig sein wird). Der Knackpunkt: Es muss ein neuer Platz gebaut werden, die sowohl sportlich als auch von der infrastrukturellen Anbindung und der Zuschauerkapazität her passt. Man darf davon ausgehen, dass Bernhard Langer rund um diesen Problemkreis hinter verschlossenen Türen bereits einige Pflöcke eingeschlagen hat.
• Hiobsbotschaften aus Vancouver 15 Monate vor den Olympischen Winterspielen: Es gibt finanzielle Schwierigkeiten, die durch die derzeitige Finanzkrise noch größer werden können. Der kanadische Steuerzahler wird es ausbaden.
• Die NFL und das Wettgeschäft: Am Sonntag ging das Match zwischen den Pittsburgh Steelers und den San Diego Chargers auf merkwürdige Weise zu Ende. Zum Leidwesen von tausenden, die mit Millionen von Dollar gewettet hatten.
• Hiobsbotschaften aus Vancouver 15 Monate vor den Olympischen Winterspielen: Es gibt finanzielle Schwierigkeiten, die durch die derzeitige Finanzkrise noch größer werden können. Der kanadische Steuerzahler wird es ausbaden.
• Die NFL und das Wettgeschäft: Am Sonntag ging das Match zwischen den Pittsburgh Steelers und den San Diego Chargers auf merkwürdige Weise zu Ende. Zum Leidwesen von tausenden, die mit Millionen von Dollar gewettet hatten.
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17. November 2008
Urteil: NFL-Spielergewerkschaft muss Millionen zahlen
Ein Gericht in San Francisco hat einen Meilenstein im Umgang mit pensionierten Fußballprofis gesetzt. Es entschied, dass die Spielergewerkschaft den Ehemaligen insgesamt 28 Millionen Dollar schuldet. Warum? Die Arbeitnehmerorganisation, der alle NFL-Spieler angehören und die die Rahmentarifvertäge mit der Liga aushandelt, hat ganz offensichtlich versucht, die alten Herren um ihren Anteil an der Ausschüttung von Lizenzen für das populäre Madden-Computerspiel zu bringen. Auf allein 7,1 Millionen Dollar wurde der entgangene Betrag beziffert. Der Rest ist ein zusätzlicher Strafbetrag, der eine Spezialität des amerikanischen Schadensersatzrechts ist.
In Madden, das Jahr für Jahr in einer aktualisierten Auflage auf den Markt kommt, werden nicht nur zeitgenössische Teams und Spieler abgebildet, sondern auch berühmte Figuren von einst und zwar in Form von insgesamt 142 legendären Mannschaften wie etwa den Green Bay Packers von 1996 oder den Dallas Cowboys von 1971. Namensgeber John Madden war einst Trainer der Oakland Raiders und arbeitet seit vielen Jahren als hochbezahlter Fernsehkommentator, zur Zeit für NBC, das jeden Sonntagabend ein Spiel live überträgt. Sein Stil ist volkstümlich und simpel, er wirkt wie der Typ von nebenan, der zufälligerweise ganz viel über Football weiß.
Er selbst spielte allem Anschein keine Rolle bei dem Versuch der Gewerkschaft, die oft verarmten und kranken Ehemaligen um ihr Geld zu bringen, darunter auch Raiders-Spieler, die unter ihm ihre Knochen hingehalten hatten. Dafür wundert es umso mehr, dass die Organisation selbst, die sich mehr schlecht als recht um die gesundheitlichen Probleme der Ex-Profis kümmert, aktiv involviert war. So soll ein Vertreter der Gewerkschaft dem Spielehersteller den Tip gegeben haben, die Gesichter der alten Spieler technisch so zu verfremden, dass man sie nicht wiederkennen kann. Ein Versuch, der zeigte, dass die entscheidenden Leute durchaus wussten, dass es in den USA ein Recht am eigenen Bild gibt, das man nicht einfach übergehen kann.
Die umstrittene Führungsfigur der Gewerkschaft, Gene Upshaw, ist übrigens vor wenigen Monaten überraschend gestorben. Sein Tod gibt vielen die Hoffnung, dass der Laden alsbald mit neuen und integeren Leuten besetzt wird.
Hier ein Trailer des Spiels:
In Madden, das Jahr für Jahr in einer aktualisierten Auflage auf den Markt kommt, werden nicht nur zeitgenössische Teams und Spieler abgebildet, sondern auch berühmte Figuren von einst und zwar in Form von insgesamt 142 legendären Mannschaften wie etwa den Green Bay Packers von 1996 oder den Dallas Cowboys von 1971. Namensgeber John Madden war einst Trainer der Oakland Raiders und arbeitet seit vielen Jahren als hochbezahlter Fernsehkommentator, zur Zeit für NBC, das jeden Sonntagabend ein Spiel live überträgt. Sein Stil ist volkstümlich und simpel, er wirkt wie der Typ von nebenan, der zufälligerweise ganz viel über Football weiß.
Er selbst spielte allem Anschein keine Rolle bei dem Versuch der Gewerkschaft, die oft verarmten und kranken Ehemaligen um ihr Geld zu bringen, darunter auch Raiders-Spieler, die unter ihm ihre Knochen hingehalten hatten. Dafür wundert es umso mehr, dass die Organisation selbst, die sich mehr schlecht als recht um die gesundheitlichen Probleme der Ex-Profis kümmert, aktiv involviert war. So soll ein Vertreter der Gewerkschaft dem Spielehersteller den Tip gegeben haben, die Gesichter der alten Spieler technisch so zu verfremden, dass man sie nicht wiederkennen kann. Ein Versuch, der zeigte, dass die entscheidenden Leute durchaus wussten, dass es in den USA ein Recht am eigenen Bild gibt, das man nicht einfach übergehen kann.
Die umstrittene Führungsfigur der Gewerkschaft, Gene Upshaw, ist übrigens vor wenigen Monaten überraschend gestorben. Sein Tod gibt vielen die Hoffnung, dass der Laden alsbald mit neuen und integeren Leuten besetzt wird.
Hier ein Trailer des Spiels:
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16. November 2008
Wenn Vasen wackeln
Man entdeckt Blogs meistens nicht zufällig, sondern auf der Suche nach Informationen, die man nicht in den klassischen Quellen findet. Mein Aha-Erlebnis liegt schon eine Weile zurück. Es war im Sommer 2005, als es die amerikanische Journalistin Judith Miller vorzog, monatelang ins Gefängnis zu gehen, anstatt sich zu einer Zeugenaussage in einem Ermittlungsverfahren zu bequemen, durch das ein ganz besonders infames Beispiel des Machtmissbrauchs der amerikanischen Regierungsspitze aufgeklärt werden sollte – die Preisgabe der Identität der hochrangigen CIA-Mitarbeiterin Valerie Plame. Die allgemeine Informationslage im Mainstream war damals von Zurückhaltung geprägt, insbesondere bei der New York Times, bei der Miller in Lohn und Brot stand. Das Vakuum war groß, aber es wurde von einer Reihe von Blogs gefüllt, darunter von dem des Journalismus-Professors Jay Rosen von der Columbia University in New York.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass in der letzten Woche in Deutschland in einem etwas anderen Themensegment und auf etwas niedrigerem Niveau etwas ähnliches passiert ist: Dass viele Menschen, die sich für Fußball und für Sportmedien interessieren, entdeckt haben, was Blogs leisten können. Ich bin mir zwar sicher, dass die Autoren vom Spiegel, die neulich in einem ausführlichen Artikel über das "Blog-Entwicklungsland" Deutschland gelästert haben ("Hier regieren allenfalls Beta-Blogger statt massenmediale Alphatiere") diesen Vorgang genauso abtun werden wie das auch in anderen, sogenannten Qualitätsmedien gerne geschieht. Aber ich nehme das schon länger nicht mehr ernst. Solche Darstellungen entspringen dem mangelhaften Neugierverhalten in deutschen Redaktionen, wo das Vergnügen der (fest angestellten) Journalisten daran, sich mit dem eigenen Bauchnabel und dem Status Quo zu beschäftigen, größer ist als das Interesse daran, die Verschiebung der tektonischen Platten unter ihren eigenen Füßen zu vermessen.
Andere Leute werden trotzdem gespürt haben, was da am Wochenende – einem leichten Erdbeben gleich – in der deutschen Medienlandschaft passiert ist. Sie haben gesehen, wie da ein paar Vasen im Regal gewackelt haben, als sie beim Spaziergang durch das alternative Informationsangebot die Geschichte rund um das Vorgehen des Deutschen Fußballbundes gegen einen kritischen Journalisten zusammengetragen haben. Das Wackeln könnte noch stärker werden, wenn der Hauptbetroffene, der Kollege Jens Weinreich, die Attacke der DFB-Spitze mit rechtlichen Schritten beantwortet. Denn wenn der Fall eine Gewissheit produziert hat, dann diese: Die Machtmenschen aus Frankfurt, gewohnt nach alten Medienregeln mit der undifferenzierten Kraft eines King Kong herumzuwüten, haben in diesem (von ihnen ohne Not aufgeworfenen) öffentlichen Streit ganz schlechte Karten. Sie müssen aufgrund ihres eigenen Mangels an Realitätssinn einen ziemlich starken Imageverlust befürchten.
Und alles nur wegen dieser neuen Kommunikationsplattform namens Blogs, die vom Establishment so gerne belächelt oder ignoriert werden. Blogs sollten hiermit dem letzten Skeptiker eine ernsthafte Lektion in Sachen Medienrealität erteilt haben: Ohne sie hätte die ganze Sache nie begonnen, wäre sie nicht öffentlich abgehandelt worden und wäre die verlogene Kampf- und Kampagnenmentalität der DFB-Spitze wohl kaum aufgedeckt worden. Ich weiß nicht, wieviele tausende von Lesern sich auf Blogs wie diesem oder diesem oder diesem oder diesem oder meinetwegen auch bei American Arena einen Eindruck von der Geschichte gemacht haben und anschließend den Links gefolgt sind, um die Dokumente, die Screenshots, die Argumente und die Kommentare zu verfolgen. Aber ich habe durchaus eine gewisse Vorstellung von der Zahl der Neugierigen und von ihrem Interesse am Thema. Auch hier kamen schließlich viel mehr Leser als sonst vorbei.
Das würde sich qualitativ kaum messen lassen, würde man nur den Mainstream auswerten. Es gab bislang nur Geschichten in der Financial Times, der Frankfurter Rundschau und ein Kommentar im Deutschlandfunk. Und sie alle haben einen entscheidenden medienimmanenten Mangel: So ausführlich und detailliert sie auch sein mögen, sie stellen nicht jene Transparenz her, die durch die Arbeit von Jens Weinreich selbst produziert wurde. Die Argumentation des Landgerichts Berlin gegen Zwanzigers Antrag auf Einstweilige Verfügung (kann man hier finden). Der Vorfall in Gießen (Zwanziger wirft einem Journalisten "demagogische Fragen" vor) wird hier abgehandelt und verlinkt. Die Frage, ob Weinreich tatsächlich eine irgendgeartete Erklärung abgegeben hat, die Zwanziger dazu brachte, von der geplanten Klage abzusehen – kann man anhand dieser Kopie eines Schreibens seines Anwalts sehr viel besser beantworten. Das alles setzt einen neuen Standard für Belegarbeit im kritischen Journalismus. Genauso wie die Informationen, die man aus dem ausführlichen Interview von Oliver Fritsch mit Theo Zwanziger destillieren konnte. Genauso wie Stefan Niggemeiers Analyse der am Freitag von Generalsekretär Wolfgang Niersbach losgetretenen Kampagne gegen Jens Weinreich.
Ohne diese Arbeit hätte die Presseerklärung des DFB am Freitag vermutlich eine Flut von Agenturberichten und eine beachtliche Resonanz in den Zeitungen ausgelöst. Welche nicht weiter involvierten Sportjournalisten hätten schon das Wort des mächtigen Fußballverbands angezweifelt und die infame DFB-Aktion durch eigene Recherchen und Telefonate auseinandergepflückt? In den USA gibt es ein altes Zitat aus dem Kampf gegen Korruption und Machtmissbrauch, das sehr gut illustriert, was die neue Medienrealität leisten kann (und in den USA bereits nach Kräften leistet, siehe Wahlsieg von Barack Obama): "Sonnenlicht ist das beste Desinfizierungsmittel". Geprägt wurde der Spruch von Verfassungsrichter Louis Brandeis, der damit unter anderem meinte: die glaubwürdigsten und am meisten respektierten Organisationen arbeiten in einer Atmosphäre bewusster Offenheit. Da wo das nicht geschieht, muss die Transparenz von anderen hergestellt werden.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass in der letzten Woche in Deutschland in einem etwas anderen Themensegment und auf etwas niedrigerem Niveau etwas ähnliches passiert ist: Dass viele Menschen, die sich für Fußball und für Sportmedien interessieren, entdeckt haben, was Blogs leisten können. Ich bin mir zwar sicher, dass die Autoren vom Spiegel, die neulich in einem ausführlichen Artikel über das "Blog-Entwicklungsland" Deutschland gelästert haben ("Hier regieren allenfalls Beta-Blogger statt massenmediale Alphatiere") diesen Vorgang genauso abtun werden wie das auch in anderen, sogenannten Qualitätsmedien gerne geschieht. Aber ich nehme das schon länger nicht mehr ernst. Solche Darstellungen entspringen dem mangelhaften Neugierverhalten in deutschen Redaktionen, wo das Vergnügen der (fest angestellten) Journalisten daran, sich mit dem eigenen Bauchnabel und dem Status Quo zu beschäftigen, größer ist als das Interesse daran, die Verschiebung der tektonischen Platten unter ihren eigenen Füßen zu vermessen.
Andere Leute werden trotzdem gespürt haben, was da am Wochenende – einem leichten Erdbeben gleich – in der deutschen Medienlandschaft passiert ist. Sie haben gesehen, wie da ein paar Vasen im Regal gewackelt haben, als sie beim Spaziergang durch das alternative Informationsangebot die Geschichte rund um das Vorgehen des Deutschen Fußballbundes gegen einen kritischen Journalisten zusammengetragen haben. Das Wackeln könnte noch stärker werden, wenn der Hauptbetroffene, der Kollege Jens Weinreich, die Attacke der DFB-Spitze mit rechtlichen Schritten beantwortet. Denn wenn der Fall eine Gewissheit produziert hat, dann diese: Die Machtmenschen aus Frankfurt, gewohnt nach alten Medienregeln mit der undifferenzierten Kraft eines King Kong herumzuwüten, haben in diesem (von ihnen ohne Not aufgeworfenen) öffentlichen Streit ganz schlechte Karten. Sie müssen aufgrund ihres eigenen Mangels an Realitätssinn einen ziemlich starken Imageverlust befürchten.
Und alles nur wegen dieser neuen Kommunikationsplattform namens Blogs, die vom Establishment so gerne belächelt oder ignoriert werden. Blogs sollten hiermit dem letzten Skeptiker eine ernsthafte Lektion in Sachen Medienrealität erteilt haben: Ohne sie hätte die ganze Sache nie begonnen, wäre sie nicht öffentlich abgehandelt worden und wäre die verlogene Kampf- und Kampagnenmentalität der DFB-Spitze wohl kaum aufgedeckt worden. Ich weiß nicht, wieviele tausende von Lesern sich auf Blogs wie diesem oder diesem oder diesem oder diesem oder meinetwegen auch bei American Arena einen Eindruck von der Geschichte gemacht haben und anschließend den Links gefolgt sind, um die Dokumente, die Screenshots, die Argumente und die Kommentare zu verfolgen. Aber ich habe durchaus eine gewisse Vorstellung von der Zahl der Neugierigen und von ihrem Interesse am Thema. Auch hier kamen schließlich viel mehr Leser als sonst vorbei.
Das würde sich qualitativ kaum messen lassen, würde man nur den Mainstream auswerten. Es gab bislang nur Geschichten in der Financial Times, der Frankfurter Rundschau und ein Kommentar im Deutschlandfunk. Und sie alle haben einen entscheidenden medienimmanenten Mangel: So ausführlich und detailliert sie auch sein mögen, sie stellen nicht jene Transparenz her, die durch die Arbeit von Jens Weinreich selbst produziert wurde. Die Argumentation des Landgerichts Berlin gegen Zwanzigers Antrag auf Einstweilige Verfügung (kann man hier finden). Der Vorfall in Gießen (Zwanziger wirft einem Journalisten "demagogische Fragen" vor) wird hier abgehandelt und verlinkt. Die Frage, ob Weinreich tatsächlich eine irgendgeartete Erklärung abgegeben hat, die Zwanziger dazu brachte, von der geplanten Klage abzusehen – kann man anhand dieser Kopie eines Schreibens seines Anwalts sehr viel besser beantworten. Das alles setzt einen neuen Standard für Belegarbeit im kritischen Journalismus. Genauso wie die Informationen, die man aus dem ausführlichen Interview von Oliver Fritsch mit Theo Zwanziger destillieren konnte. Genauso wie Stefan Niggemeiers Analyse der am Freitag von Generalsekretär Wolfgang Niersbach losgetretenen Kampagne gegen Jens Weinreich.
Ohne diese Arbeit hätte die Presseerklärung des DFB am Freitag vermutlich eine Flut von Agenturberichten und eine beachtliche Resonanz in den Zeitungen ausgelöst. Welche nicht weiter involvierten Sportjournalisten hätten schon das Wort des mächtigen Fußballverbands angezweifelt und die infame DFB-Aktion durch eigene Recherchen und Telefonate auseinandergepflückt? In den USA gibt es ein altes Zitat aus dem Kampf gegen Korruption und Machtmissbrauch, das sehr gut illustriert, was die neue Medienrealität leisten kann (und in den USA bereits nach Kräften leistet, siehe Wahlsieg von Barack Obama): "Sonnenlicht ist das beste Desinfizierungsmittel". Geprägt wurde der Spruch von Verfassungsrichter Louis Brandeis, der damit unter anderem meinte: die glaubwürdigsten und am meisten respektierten Organisationen arbeiten in einer Atmosphäre bewusster Offenheit. Da wo das nicht geschieht, muss die Transparenz von anderen hergestellt werden.
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Auf dem Weg nach unten
Dirk Nowitzki spielt heute im Madison Square Garden in New York. Das wird eine interessante Auseinandersetzung. Nicht um Ruhm und Ehre, sondern um die Frage zu klären: Welche der drei teuersten Mannschaften in der NBA hat ihr Geld am schlechtesten angelegt?
Der Gegner der Dallas Mavericks war jahrelang der Inbegriff für Inkompetenz und neureiches Gehabe. Dann wurde eine neue Leitung installiert, ein neuer Trainer geholt, und der setzte seinen kostspieligsten Mann einfach auf die Bank. Der Kalender hat den New York Knicks am Anfang der Saison ein paar ziemlich leichte Gegner zugeteilt. Aber was soll man sagen? Ihre Zwischenbilanz steht bei 6:3. Das sieht ganz stark nach Aufschwung aus und nach einem Stimmungswechsel, wie er in dem zyklischen Geschehen der NBA häufiger vorkommt, aber der nur dann gelingt, wenn eine Serie von richtigen Entscheidungen getroffen wird.
Die Zwischenbilanz der Mavericks sieht so aus: 2:7. Man kann mehrere Erklärungen für die Situation finden: die Verletzung von Josh Howard (der, wenn er spielt, statistisch nachweisbar im letzten Viertel an einer kuriosen Wurfschwäche leidet), der Spielplan mit sehr starken Gegnern wie den Rockets und den Lakers. Aber was man nicht findet, ist ein positives Zeichen. Im Gegenteil. Die Hauptfiguren scheinen abergläubisch einen eigenartigen Rechtfertigungsreflex auszuleben. Als ob es ein gutes Zeichen ist, wenn man Spiele erst in den letzten Minuten verliert oder gar nur in den letzten Sekunden (wie am Freitag gegen Orlando Magic).
Vielleicht wäre es das, wenn die Mannschaft erst seit vorgestern so spielen würde. Tatsächlich geht das jetzt schon eine ganze Weile so. Und an den Hauptfiguren und ihrer Einstellung zum Spiel und zu den Gegnern hat sich nichts geändert. Die gehen nicht etwa mit der Haltung auf den Platz, dass sie froh sein können, wenn sie gewinnen, sondern mit dem falschen Selbstbewusstsein, dass sie tatsächlich das Zeug besitzen, theoretisch in jedem Match als Sieger vom Platz gehen zu können.
Das stimmt auf eine gewisse Weise. Jedes Team kann in der NBA an jedem Tag jedes andere schlagen. Aber durchsetzen können sich nur Mannschaften, die über 82 Saisonspiele überzeugen. Und die in langwierigen Best-of-Seven-Serien in den Playoffs ihre Klasse bestätigen. In dieser Liga kann mit dem einen oder anderen lucky punch nichts erben.
Natürlich sitzt das Problem ganz oben in der Hierarchie. Mark Cuban hat bis heute noch nicht erkannt, dass er sich in dem zyklischen NBA-Betrieb trotz aller Gute-Laune-Propaganda und dem Gerede ("wir werden alles tun") auf dem Weg nach unten befindet. Weshalb eigentlich nicht? Wieso sollten nur die Miami Heat, die ihm damals den Titel streitig gemacht haben, unter diesem Phänomen leiden? Weshalb kommen die Chicago Bulls nicht auch nur ansatzweise an die Jahre mit Jordan und Pippen heran? Weshalb fielen die Knicks trotz enormer Gehaltszahlungen an ihre Spieler in dieses tiefe Loch? Warum ist die Banane krumm?
Was wäre zu tun?
"Yup. It’s over. They had a great run from 2000-2006 and will be forgotten in due time. It’s time to blow it all to hell, Mark Cuban. Your fan base will greatly appreciate it. So what to do? Take a deep breath. You ready? Trade Dirk Nowitzki. It’s time. His numbers are steadily dropping." (Hoopsvibe)
"... right now, as a fan, the only guy I care about seeing on this team is Nowitzki. Maybe Gerald Green, but everyone else is on the trading block. It's not that the Mavericks shouldn't be broken up, but it's more like they can't broken up. Which is most frustrating." (Uwe Blog)
Ich wäre eher für die erste Version.
Der Gegner der Dallas Mavericks war jahrelang der Inbegriff für Inkompetenz und neureiches Gehabe. Dann wurde eine neue Leitung installiert, ein neuer Trainer geholt, und der setzte seinen kostspieligsten Mann einfach auf die Bank. Der Kalender hat den New York Knicks am Anfang der Saison ein paar ziemlich leichte Gegner zugeteilt. Aber was soll man sagen? Ihre Zwischenbilanz steht bei 6:3. Das sieht ganz stark nach Aufschwung aus und nach einem Stimmungswechsel, wie er in dem zyklischen Geschehen der NBA häufiger vorkommt, aber der nur dann gelingt, wenn eine Serie von richtigen Entscheidungen getroffen wird.
Die Zwischenbilanz der Mavericks sieht so aus: 2:7. Man kann mehrere Erklärungen für die Situation finden: die Verletzung von Josh Howard (der, wenn er spielt, statistisch nachweisbar im letzten Viertel an einer kuriosen Wurfschwäche leidet), der Spielplan mit sehr starken Gegnern wie den Rockets und den Lakers. Aber was man nicht findet, ist ein positives Zeichen. Im Gegenteil. Die Hauptfiguren scheinen abergläubisch einen eigenartigen Rechtfertigungsreflex auszuleben. Als ob es ein gutes Zeichen ist, wenn man Spiele erst in den letzten Minuten verliert oder gar nur in den letzten Sekunden (wie am Freitag gegen Orlando Magic).
Vielleicht wäre es das, wenn die Mannschaft erst seit vorgestern so spielen würde. Tatsächlich geht das jetzt schon eine ganze Weile so. Und an den Hauptfiguren und ihrer Einstellung zum Spiel und zu den Gegnern hat sich nichts geändert. Die gehen nicht etwa mit der Haltung auf den Platz, dass sie froh sein können, wenn sie gewinnen, sondern mit dem falschen Selbstbewusstsein, dass sie tatsächlich das Zeug besitzen, theoretisch in jedem Match als Sieger vom Platz gehen zu können.
Das stimmt auf eine gewisse Weise. Jedes Team kann in der NBA an jedem Tag jedes andere schlagen. Aber durchsetzen können sich nur Mannschaften, die über 82 Saisonspiele überzeugen. Und die in langwierigen Best-of-Seven-Serien in den Playoffs ihre Klasse bestätigen. In dieser Liga kann mit dem einen oder anderen lucky punch nichts erben.
Natürlich sitzt das Problem ganz oben in der Hierarchie. Mark Cuban hat bis heute noch nicht erkannt, dass er sich in dem zyklischen NBA-Betrieb trotz aller Gute-Laune-Propaganda und dem Gerede ("wir werden alles tun") auf dem Weg nach unten befindet. Weshalb eigentlich nicht? Wieso sollten nur die Miami Heat, die ihm damals den Titel streitig gemacht haben, unter diesem Phänomen leiden? Weshalb kommen die Chicago Bulls nicht auch nur ansatzweise an die Jahre mit Jordan und Pippen heran? Weshalb fielen die Knicks trotz enormer Gehaltszahlungen an ihre Spieler in dieses tiefe Loch? Warum ist die Banane krumm?
Was wäre zu tun?
"Yup. It’s over. They had a great run from 2000-2006 and will be forgotten in due time. It’s time to blow it all to hell, Mark Cuban. Your fan base will greatly appreciate it. So what to do? Take a deep breath. You ready? Trade Dirk Nowitzki. It’s time. His numbers are steadily dropping." (Hoopsvibe)
"... right now, as a fan, the only guy I care about seeing on this team is Nowitzki. Maybe Gerald Green, but everyone else is on the trading block. It's not that the Mavericks shouldn't be broken up, but it's more like they can't broken up. Which is most frustrating." (Uwe Blog)
Ich wäre eher für die erste Version.
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14. November 2008
Handgas
...und dann war da noch der Rallye-Fahrer, der in den Motorraum kletterte, um den abgerissenen Gaszug zu bedienen, während sein Beifahrer den Wagen über den Rest der Strecke bis zum nächsten Kontrollpunkt pilotierte. Die eingebaute Kamera hinter den Sitzen hielt das Abenteuer in bewegten Bildern fest. Die Szene aus etwas anderer Perspektive sah so aus:Aufgetrieben wurde das Material zu dieser wilden Fahrt (bei der Rallye de Serrians) in Frankreich vom Blog Axis of Oversteer und mit der hübschen Frage garniert: "Zielstrebigkeit oder Darwin?" Keine schlechte Werbung für Renault. Solche Autos baut doch heute sonst niemand mehr. Aufgespürt bei With Leather.
Dirk und die Luftveränderung
Die Geschichte über den seltsamen Saisonbeginn der Dallas Mavericks in der Donnerstagausgabe der FAZ enthielt keinerlei Geheimwissen (mal abgesehen von dem schon etwas älteren Gerücht aus dem Umfeld der Mannschaft, das bislang noch nirgendwo groß gelaufen war, wonach Avery Johnson letztes Jahr Dirk Nowitzki abgegeben hätte, wenn er dafür Kevin Garnett oder Kobe Bryant bekommen hätte). Aber sie enthielt ein Gedankenspiel, das man in der Beschäftigung mit dem Team nicht mehr länger vom Tisch fegen kann. Wie werden Mark Cuban und das Management des Clubs auf die Resultate reagieren, nachdem knapp zehn Prozent der Saison absolviert sind und die Zeit allmählich drängt? Antwort (zugegeben sehr spekulativ): Mit einem Trade. Denn dass sie Trainer Rick Carlisle feuern, der erst seit ein paar Wochen seinen Job macht, ist quasi ausgeschlossen.
Sobald man aber über einen Trade nachdenkt, der substanziell etwas an der Lage ändern soll, muss man auch den Namen Dirk Nowitzki nennen.
Erstens: Der Club bekommt für niemanden mehr Gegenwert als für ihn.
Zweitens: Josh Howard ist zwar ein nut case, aber zur Zeit in Dallas auf jeden Fall sein Geld wert (wenn er gerade mal nicht verletzt ist).
Drittens: Jason Kidd ist keine Verstärkung, aber wer will den haben? Ganz abgesehen von der Trade-Mathematik, die verlangt, dass der Tauschpartner einen Gehaltsgegenwert abgeben muss, für den man angesichts des Verdienstniveaus von Kidd unglaubliche Verrenkungen anstellen muss (man erinnere sich an den Tausch der Mavericks mit den Nets, der fast nicht zustande gekommen wäre).
Viertens: Die chronische Notlage auf der Center-Position wird man nicht durch irgendeinen anderen NBA-Center beenden können. Auf dem Markt schwirren keine reizvollen Alternativen herum. Was man sich ertauschen kann, gehört in die Preisklasse Joakim Noah. Alles nur Leute mit Potenzial. Wer will so lange warten, bis die wirklich gut sind?
Fünftens: Alle kleinen Bastelarbeiten an der Zusammensetzung der Mannschaft machen einen Bogen um den großen Problemkreis: Dirk Nowitzki als Leistungsträger und Kapitän spielt (mal abgesehen vom Saisonauftakt, als er glänzte) nicht wie ein Leistungsträger und Kapitän. Ehrlich gesagt: Der Mann braucht – nach zehn Jahren Dallas – eine Luftveränderung. Wenn die Geschichte mit Don Nelson nicht so verfahren wäre, würde ich denken: Den Golden State Warriors müsste der 30jährige und sein Vertrag hervorragend ins Konzept passen. Aber wie feilscht man mit seinem eigenen Sohn (Donnie ist der Basketball-Chef in Dallas)? Und wie verhandelt man mit einem Mann (Mark Cuban), der einem nicht die Butter aufs Brot gönnt?
Sechstens: Andere denken neuerdings ähnlich: "At what point do you consider trading Dirk and just starting over?" (The Big Lead). Einer bringt den "Discount Superstar" bereits mit Detroit in Verbindung ("drei Monate davon entfernt, zu einem 1991er Tom Chambers zu werden"). Oder sie erwägen es, aber halten es für eine schlechte Maßnahme. Interessant: In Deutschland überlassen die Publikationen das Nachdenken über den Stand der Dinge offensichtlich lieber ihren Kommentar-Schreibern. Beispiele: am Freitag in der Welt und in Spox.
Sobald man aber über einen Trade nachdenkt, der substanziell etwas an der Lage ändern soll, muss man auch den Namen Dirk Nowitzki nennen.
Erstens: Der Club bekommt für niemanden mehr Gegenwert als für ihn.
Zweitens: Josh Howard ist zwar ein nut case, aber zur Zeit in Dallas auf jeden Fall sein Geld wert (wenn er gerade mal nicht verletzt ist).
Drittens: Jason Kidd ist keine Verstärkung, aber wer will den haben? Ganz abgesehen von der Trade-Mathematik, die verlangt, dass der Tauschpartner einen Gehaltsgegenwert abgeben muss, für den man angesichts des Verdienstniveaus von Kidd unglaubliche Verrenkungen anstellen muss (man erinnere sich an den Tausch der Mavericks mit den Nets, der fast nicht zustande gekommen wäre).
Viertens: Die chronische Notlage auf der Center-Position wird man nicht durch irgendeinen anderen NBA-Center beenden können. Auf dem Markt schwirren keine reizvollen Alternativen herum. Was man sich ertauschen kann, gehört in die Preisklasse Joakim Noah. Alles nur Leute mit Potenzial. Wer will so lange warten, bis die wirklich gut sind?
Fünftens: Alle kleinen Bastelarbeiten an der Zusammensetzung der Mannschaft machen einen Bogen um den großen Problemkreis: Dirk Nowitzki als Leistungsträger und Kapitän spielt (mal abgesehen vom Saisonauftakt, als er glänzte) nicht wie ein Leistungsträger und Kapitän. Ehrlich gesagt: Der Mann braucht – nach zehn Jahren Dallas – eine Luftveränderung. Wenn die Geschichte mit Don Nelson nicht so verfahren wäre, würde ich denken: Den Golden State Warriors müsste der 30jährige und sein Vertrag hervorragend ins Konzept passen. Aber wie feilscht man mit seinem eigenen Sohn (Donnie ist der Basketball-Chef in Dallas)? Und wie verhandelt man mit einem Mann (Mark Cuban), der einem nicht die Butter aufs Brot gönnt?
Sechstens: Andere denken neuerdings ähnlich: "At what point do you consider trading Dirk and just starting over?" (The Big Lead). Einer bringt den "Discount Superstar" bereits mit Detroit in Verbindung ("drei Monate davon entfernt, zu einem 1991er Tom Chambers zu werden"). Oder sie erwägen es, aber halten es für eine schlechte Maßnahme. Interessant: In Deutschland überlassen die Publikationen das Nachdenken über den Stand der Dinge offensichtlich lieber ihren Kommentar-Schreibern. Beispiele: am Freitag in der Welt und in Spox.
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"Elf Anwälte müsst ihr sein..."
13. November 2008
Am laufenden Band
Das Laufband war im Prinzip keine schlechte Erfindung. Man kommt zwar nicht vom Fleck. Aber man arbeitet sich ein paar Kalorien ab, die man andererseits vielleicht nicht los geworden wäre. Hier nun die perfektionierte Version: das Laufband, mit dem man sich von Ort A nach Ort B bewegen kann. Das vorliegende Gerät wirkt noch nicht wie eine wirklich geniale Weiterentwicklung, aber was ist nicht ist, kann ja noch werden (via Deuce of Davenport)
Internet-Zensur für Sportjournalisten
Was bei den Olympischen Spielen in Peking noch für sehr viel Aufregung gesorgt hat, gibt es auch in den USA. Nur finden das offensichtlich nur sehr wenige Journalisten wirklich bemerkenswert: Im Arbeitsbereich für Journalisten im Stadion der Philadelphia Eagles wird die Online-Nutzung zensiert. Nicht nur ist der Zugang zu Porno-Seiten blockiert, sondern auch zu Politik-Portalen und zu einer erstaunlichen Menge an Sport-Blogs. Rein rechtstheoretisch haben wir hier, in der Stadt, in der die Gründervater der Vereinigten Staaten einst den Ball in Sachen Freiheit und Gerechtigkeit ins Rollen brachten, ein interessantes Territorium erreicht. Die Frage lautet: Wie weit darf der Betreiber eines NFL-Spiels gehen, wenn er die Arbeit einer freien Presse beschränkt? Kann er sich aufs Hausrecht berufen? Muss er überhaupt irgendwelche transparenten Kriterien für seine Vorgehensweise haben (und etwa ihm Rahmen eines Aushangs im Arbeitsbereich der Journalisten erklären und beschreiben)? Und wer wird die Eagles verklagen, um den Rechtsanspruch auf freien Zugang zu frei zugänglichen Informationsquellen durchzusetzen?
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12. November 2008
Ein Witz auf Kosten der New York Times
Woran hätte man sofort erkennen müssen, dass die getürkte New York Times-Ausgabe, die heute an U-Bahnstationen in der Stadt verteilt wurde (Hauptschlagzeile: IRAQ WAR ENDS) nicht echt sein konnte? Richtig. Sie enthält keinen Sportteil. Den zu parodieren, muss den Machern allzu schwer gefallen sein. Der ist schon Satire genug. Mehr über das Projekt, das seit Stunden die New Yorker Medienbranche beschäftigt:
Und hier die Webseite der Leute, die hinter der Aktion stehen: die Yes Men. Im Video gibt es eine Stelle, an der ein Mitarbeiter des Blattes die journalistische Leistung der Zeitung im Umgang mit dem Irak-Krieg verteidigt. Dann fällt der Name Judith Miller, die Reporterin, die als mit ihren Artikeln ihren Beitrag zur Desinformationskampagne über die angeblichen Massenvernichtungswaffen geleistet hat später wegen einer anderen Sache in Beugehaft ging und dann die Zeitung verlassen musste. Da dreht sich der gute Mann mit bösem Gesicht um und flüchtet ins Büro. Wer möchte schon an seine Schandtaten erinnert werden?
Und hier die Webseite der Leute, die hinter der Aktion stehen: die Yes Men. Im Video gibt es eine Stelle, an der ein Mitarbeiter des Blattes die journalistische Leistung der Zeitung im Umgang mit dem Irak-Krieg verteidigt. Dann fällt der Name Judith Miller, die Reporterin, die als mit ihren Artikeln ihren Beitrag zur Desinformationskampagne über die angeblichen Massenvernichtungswaffen geleistet hat später wegen einer anderen Sache in Beugehaft ging und dann die Zeitung verlassen musste. Da dreht sich der gute Mann mit bösem Gesicht um und flüchtet ins Büro. Wer möchte schon an seine Schandtaten erinnert werden?
Wenn der Archetyp mal muss
In der Evolutionsgeschichte des Sportfans gibt es eine neue Stufe zu vermelden: Nach dem Hooligan nun der Archetyp des betrunkenen weiblichen Zuschauers, den man nirgendwo so authentisch erlebt wie in den Kavernen des Stadions. Beleg? Dieses Video von einem College-Football-Match, das User waneils 1 bei YouTube abgeliefert hat. Die entscheidende Stelle: 1:13 Min und bitte genau hinsehen – eine wichtige Rolle wird von einer Tür gespielt (via Deadspin).
11. November 2008
Next Stop: Säbener Straße
Die Frage schwebte Ende Oktober noch prophetisch im Raum herum: Wohin geht Landon Donovan? Jetzt wissen wir die Antwort: zu den Bayern nach München. Das heißt: Er ist schon da. Erst mal gilt das Arrangement nur für zehn Tage. Den Rest werden wir sehen. Auffällig: Trainer Klinsmann wollte den Spielgestalter von Los Angeles Galaxy und Nationalspieler, der einst bei Bayer Leverkusen versauert war, schon vor einer Weile und setzt jetzt anscheinend seinen Willen in Raten durch.
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10. November 2008
Die richtige Höhe
Das erste Mal, als ich bei einem Besuch in Bremen die beiden hinlänglich bekannten Vorzeigestücke gefunden habe – die Stadtmusikanten und den Roland – war ich ziemlich enttäuscht. Auf jemanden aus einer Großstadt wirken die beiden Figurinen so, als habe sie jemand aus einem Museum in Liliput gestohlen. Wie sie den Rang von Wahrzeichen erhalten haben, ist mir noch immer ein Rätsel. Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald – das ist ein Wahrzeichen. Der olle Bismarck in Hamburg – das ist ein Denkmal (so groß, dass die Nazis im Zweiten Weltkrieg im Sockel einen Luftschutzraum einrichten ließen).
Wenn also dieser Tage in Brockton im Bundesstaat Massachusetts Debatten darüber ausbrechen, wie groß die Statue sein darf, die man zur Erinnerung an einen Sohn der Stadt, den Boxer Rocky Marciano, bauen will, möchte man den Leuten dort zurufen: Je größer desto besser. Solange ihr das Geld auftreiben könnt, nur zu.
Der gegenwärtige Plan spricht von rund acht Metern, hat aber in der Region zu Naserümpfen geführt, weil man die Proportionen gewahrt wissen will. Schließlich hat man selbst den einstigen Präsidenten John F. Kennedy in Boston nicht mit mehr bedacht als einer Figurine in Lebensgröße. Und ganz abgesehen davon scheint sich auch im Sport das Format eins-zu-eins durchgesetzt zu haben. Alles andere gilt wohl als Hybris. Siehe die Abbildungen von Sportgrößen wie Michael Jordan (in Chicago verewigt) oder Wayne Gretzky (in Edmonton).
Aber reden wir mal von Proportionen. Fangen wir mal mit dem offensichtlichsten an: Marciano ist tot, aber es gab ihn wirklich (nicht so wie die Stadtmusikanten von Grimm oder der gute Roland, den man wohl als fiktives Kompositum bezeichnen muss). Und dann erhöhen wir ihn noch um folgenden Wert: Marciano war als Schwergewichtler ungeschlagen. Keinem anderen Profiboxer ist das je vorher oder nachher gelungen. Wir erhöhen weiter: Er war vier Jahre lang unumstrittener Weltmeister (nicht so wie heute, wo jeder dank der vielen Verbände jeder bessere Puncher sich so nennen kann). Und er hat 87 Prozent seiner Kämpfe mit K.O. gewonnen. Wir erhöhen weiter: Er starb früh den Tod von Otis Redding und Buddy Holly, beim Absturz eines Privatflugzeugs, was allein schon Legendenstatus bedeutet. Na, ich sag mal: acht Meter sind zu wenig. Zwölf bis sechzehn wären angemessener. Mehr über diesen Rocky in diesem Video.
Wenn also dieser Tage in Brockton im Bundesstaat Massachusetts Debatten darüber ausbrechen, wie groß die Statue sein darf, die man zur Erinnerung an einen Sohn der Stadt, den Boxer Rocky Marciano, bauen will, möchte man den Leuten dort zurufen: Je größer desto besser. Solange ihr das Geld auftreiben könnt, nur zu.
Der gegenwärtige Plan spricht von rund acht Metern, hat aber in der Region zu Naserümpfen geführt, weil man die Proportionen gewahrt wissen will. Schließlich hat man selbst den einstigen Präsidenten John F. Kennedy in Boston nicht mit mehr bedacht als einer Figurine in Lebensgröße. Und ganz abgesehen davon scheint sich auch im Sport das Format eins-zu-eins durchgesetzt zu haben. Alles andere gilt wohl als Hybris. Siehe die Abbildungen von Sportgrößen wie Michael Jordan (in Chicago verewigt) oder Wayne Gretzky (in Edmonton).
Aber reden wir mal von Proportionen. Fangen wir mal mit dem offensichtlichsten an: Marciano ist tot, aber es gab ihn wirklich (nicht so wie die Stadtmusikanten von Grimm oder der gute Roland, den man wohl als fiktives Kompositum bezeichnen muss). Und dann erhöhen wir ihn noch um folgenden Wert: Marciano war als Schwergewichtler ungeschlagen. Keinem anderen Profiboxer ist das je vorher oder nachher gelungen. Wir erhöhen weiter: Er war vier Jahre lang unumstrittener Weltmeister (nicht so wie heute, wo jeder dank der vielen Verbände jeder bessere Puncher sich so nennen kann). Und er hat 87 Prozent seiner Kämpfe mit K.O. gewonnen. Wir erhöhen weiter: Er starb früh den Tod von Otis Redding und Buddy Holly, beim Absturz eines Privatflugzeugs, was allein schon Legendenstatus bedeutet. Na, ich sag mal: acht Meter sind zu wenig. Zwölf bis sechzehn wären angemessener. Mehr über diesen Rocky in diesem Video.
9. November 2008
Der Klingelbeutel: Patriarch o muerte
• Zwei Hinweise in eigener Sache: Die FAZ druckt in der Montagausgabe einen Text aus meiner Werkstatt über die seltsamen Verhältnisse bei den Oakland Raiders, wo ein 79 Jahre alter Patriarch für Chaos sorgt. Er wurde vorab online gestellt. Nicht online: Der Beitrag heute in der Schweizer Sonntagszeitung über die bahnbrechende Vorarbeit der schwarzen amerikanischen Sportler, ohne deren Erfolge und deren Akzeptanz in der Gesellschaft Barack Obama sicher nicht Präsident geworden wäre.
• Walujew gegen Holyfield in Zürich am 20. Dezember. Gevatter Tod, ick hör dir trapsen.... Oder ist das nur der Weihnachtsmann? Nachtrag: Ein Anruf bei der in Aussicht genommenen Arena (Hallenstadion) ergab heute, Montag: Es gibt Gespräche, aber noch keine unterzeichneten Verträge. Man hätte allerdings an diesem Tag noch Platz im Kalender. Mal sehen, was passiert.
• Ashton Kutcher hat beschlossen, der Welt zu zeigen, dass er neben den anderen Dingen, die er nicht kann, noch etwas anderes nicht beherrscht: Footballtrainer. Seine jugendlichen Schützlinge reagierten denn auch cool auf sein Fachwissen und seine Herangehensweise. Sie haben ihm einen griffigen Spitznamen gegeben: Aston Doucher.
• Nicht mehr lange bis zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver, wo man festgestellt hat, dass das Bauprojekt "Olympisches Dorf" unter einem ziemlichen Dachschaden leidet. 100 Millionen kanadische Steuer-Dollar (angeblich nur in Form eines Kredits) wird es kosten, das Problem zu beseitigen. Aber wer wird sich beklagen: Es ist ja für einen guten Zweck...
• Und wo wir schon über Geld reden: Jetzt kommt im amerikanischen Collegesport die Rechnung auf den Tisch, wo Teams gerne allen Schwimmern den über 500 Dollar teuren rekordfördernden Schwimmanzug der Firma Speedo verpassen würden. Aber wer soll das bezahlen? Vielleicht hat Michael Phelps ein Einsehen und spendet interessierten Universitäten einen Teil der enormen Werbeeinnahmen, die er seit diesem Jahr scheffelt. Es wäre nur gerecht. Er verdankt einen Teil seiner Goldmedaillen dem Ganzkörpergummistrumpf (via Deadspin)
• Walujew gegen Holyfield in Zürich am 20. Dezember. Gevatter Tod, ick hör dir trapsen.... Oder ist das nur der Weihnachtsmann? Nachtrag: Ein Anruf bei der in Aussicht genommenen Arena (Hallenstadion) ergab heute, Montag: Es gibt Gespräche, aber noch keine unterzeichneten Verträge. Man hätte allerdings an diesem Tag noch Platz im Kalender. Mal sehen, was passiert.
• Ashton Kutcher hat beschlossen, der Welt zu zeigen, dass er neben den anderen Dingen, die er nicht kann, noch etwas anderes nicht beherrscht: Footballtrainer. Seine jugendlichen Schützlinge reagierten denn auch cool auf sein Fachwissen und seine Herangehensweise. Sie haben ihm einen griffigen Spitznamen gegeben: Aston Doucher.
• Nicht mehr lange bis zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver, wo man festgestellt hat, dass das Bauprojekt "Olympisches Dorf" unter einem ziemlichen Dachschaden leidet. 100 Millionen kanadische Steuer-Dollar (angeblich nur in Form eines Kredits) wird es kosten, das Problem zu beseitigen. Aber wer wird sich beklagen: Es ist ja für einen guten Zweck...
• Und wo wir schon über Geld reden: Jetzt kommt im amerikanischen Collegesport die Rechnung auf den Tisch, wo Teams gerne allen Schwimmern den über 500 Dollar teuren rekordfördernden Schwimmanzug der Firma Speedo verpassen würden. Aber wer soll das bezahlen? Vielleicht hat Michael Phelps ein Einsehen und spendet interessierten Universitäten einen Teil der enormen Werbeeinnahmen, die er seit diesem Jahr scheffelt. Es wäre nur gerecht. Er verdankt einen Teil seiner Goldmedaillen dem Ganzkörpergummistrumpf (via Deadspin)
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8. November 2008
Der gütige Oligarch
Die erste Reaktion von Menschen, die sehen, mit was für einer läppischen Beschwerde ein studierter Jurist wie DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger (Bild) einen Journalisten vor Gericht zerrt, pendelt zwischen Überraschung und Verständnislosigkeit. Es liegt hauptsächlich an dem Streitpunkt: der Interpretation eines Begriffs, den der ehemalige CDU-Politiker und Steuerinspektor Zwanziger auf Teufel komm raus mit der Geschichte des Dritten Reichs verbindet.
Dieser Teil der Geschichte ist allerdings schon vor einer Weile passiert und wäre im Prinzip längst abzuhaken. Aber seit ein paar Tagen hat die Angelegenheit ganz andere Dimensionen erhalten. Die Chronologie:
In einem ersten Durchlauf wurde dem Fußball-Funktionär von zwei von ihm angerufenen gerichtlichen Instanzen ausführlich erklärt, dass er falsch liegt. Nicht nur habe er das Recht von Jens Weinreich (Bild links) zu akzeptieren, ihn als "unglaublicher Demagoge" zu bezeichnen. Sondern vermutlich auch noch sehr viel mehr: Ein Kritiker dürfe im öffentlichen Meinungskampf einer freiheitlichen Demokratie "seine Meinung grundsätzlich auch dann äußern, wenn sie andere für 'falsch' oder für 'ungerecht' halten", schrieb das Landgericht Berlin, als es den Antrag auf eine einstweilige Verfügung ablehnte. Weinreichs Charakterisierung sei eine "zulässige Meinungsäußerung..., die keinen schmähenden Charakter hat".
Diesen Rückschlag kann Dr. Zwanziger nicht akzeptieren. Weinreich soll gefälligst zu Kreuze kriechen oder einen Prozess in Kauf nehmen und mit beidem in die Enge getrieben werden. Das wissen wir, weil der DFB-Präsident Oliver Fritsch (Bild rechts), dem Betreiber des Blogs Direkter Freistoß, auf dessen Seiten der Kommentar publiziert wurde, ein ausführliches Interview gegeben hat. In dem gab der Fußball-Funktionär deutlich zu erkennen, dass er rechts- und beratungsresistent ist. Was viele Gründe haben kann, nicht nur den, dass er trotz allen behaupteten Nachschlagens nicht herausfand, wie der von ihm zitierte Duden den Begriff "Demagoge" tatsächlich erklärt (mehr dazu bei Stefan Niggemeier).
Man ist geneigt zu sagen: Dr. Zwanziger muss ein schrulliger Typ sein. Doch irgendetwas an seinem Verhalten gibt einem das Gefühl, dass da mehr im Busch ist. Es gibt Hinweise darauf, dass er als Inhaber eines Prestigeamtes ein Exempel statuieren möchte, das mit der vorliegenden Sache gar nichts zu tun hat.
Indiz eins: Seine Anwalts- und Prozesskosten übernimmt der DFB, auch wenn er den Rechtsstreit verliert. Er trägt also nur ein Risiko, und das ist klein: dass er sich lächerlich macht. Wogegen er sich prophylaktisch schon mal mit dem Fritsch-Interview zu schützen versuchte. Wie? In dem er sich selbst zum Opfer stilisierte und als großzügiger, ehrenwerter Herr. Schuld an allem sei der Journalist, suggerierte Zwanziger: "Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe, dann soll er mir zwei Zeilen schreiben, dann ist die Sache vom Tisch. Und dann können wir uns gerne zum Interview treffen, und er kann mir die kritischsten Fragen stellen." Anmerkung: Einen Volksverhetzer hatte Weinreich den DFB-Präsidenten überhaupt nicht genannt. Was soll also die Aufforderung zum Kniefall?
Indiz zwei: Dr. Theo Zwanziger weiß, wie Medien funktionieren. Sonst würde er nicht mit dem Begriff der "Kommunikationsherrschaft" herumhantieren, den er in diesem Sommer offensichtlich zum ersten Mal eingesetzt hat ("Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.") Er hat im Fritsch-Interview die erbetene Erläuterung sehr schwammig formuliert. Und wir dürfen also auch weiterhin annehmen, dass er mit dem Begriff "Herrschaft" eine Deutung verbindet, wie sie der Soziologe Max Weber formuliert hat: "Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden." Gehorsam wäre mithin der Gegenentwurf von Herrschaft.
Ich schrieb dazu in einem Kommentar im Oktober im Direkten Freistoß: "Wir haben es hier übrigens nach meiner Einschätzung mit der Geschäftspolitik von Oligarchen und ihrer Anmaßung zu tun, unbotmäßigen Kritikern und Kreativen das Leben schwer zu machen, damit die irgendwann die Lust verlieren." Und malte schon mal schwarz an die Wand: "Da es so viele unterbeschäftigte Anwälte gibt, sollte man davon ausgehen, dass da über die juristische Schiene noch viel mehr kommt." Ich bin kein Hellseher. Aber ein paar Tage später wurde die Prophezeiung wahr: Der Doktor der Jurisprudenz will weiter prozessieren.
Indiz drei: Das Verhalten und das Verhältnis von Dr. Theo Zwanziger zur Person Dietmar Hopp, in dessen Bundesliga-Club sein Sohn Ralf beschäftigt ist und dessen noch zu bauendes Stadion in Sinsheim bereits den Zuschlag für die Frauen-Fußball-WM 2011 erhalten hat. Es gibt in der Öffentlichkeit keine Belege für unsaubere Absprachen. Aber das Geflecht beginnt einer Interessensgemeinschaft zu ähneln, wie sie für machtpolitisch gefestigte Oligarchien bezeichnend ist. Was der Rest der Welt zu den gegenseitigen Gefälligkeiten sagt, wird kommunikationsherrschaftlich plattgebügelt. Und sei es mit einer Gegenfrage: "Warum eigentlich diese Unterstellung?"
Ja, warum eigentlich? Warum muss sich ein gütiger Oligarch, der einen steuerbefreiten Verband leitet und sich selbst für eine reine Seele hält (Zitat: "Ich bin ein Mensch, der seine Aufgaben gewissenhaft angehen möchte.") eigentlich vor der Öffentlichkeit rechtfertigen – über die Redlichkeit seines Tuns, über seine Erwerbstätigkeit, über seine Ansichten zur Meinungsfreiheit und seine Rolle auf dem Verschiebebahnhof millionenschwerer Sportbusiness-Interessen? Wie konnten wir so anmaßend werden, ihm andere als die von ihm postulierten Absichten zu unterstellen? Warum kann er nicht von uns allen ohne jede Skepsis auf dem Schild getragen werden, auf dem sich Oligarchen der eigenen Standortbestimmung nach so gerne häuslich einrichten wollen (bis der geriatrische Super-GAU oder der Tod sie aus dem Amt befördert)?
Auf Dr. Theo Zwanziger, der als Fußball-Funktionär immer hübsch nach oben gerutscht ist, muss die ganze Geschichte erheblich Eindruck gemacht haben. Er hat nämlich laut einem Zeitungsbericht, der von Anwesenden im Kern bestätigt wurde, bei einer Podiumsdiskussion am 6. November in Gießen Fragen des Moderators, Deutschlandfunk-Sportredakteur Herbert Fischer-Solms, mit einem Wort belegt, dass er als Anspielung an die Nazi-Zeit versteht. Mit dem Wort "demagogisch". Der Vorgang wäre Indiz vier für die Arbeitshypothese, die wir uns seit ein paar Tagen zusammenbasteln: Dr. Theo Zwanziger, der ambitionierte Kommunikationsherrscher, möchte Worte als ehrverletzend einstufen lassen, wenn er von anderen kritisiert wird, aber sie jeder Zeit nach eigenem Gutdünken benutzen. Das Muster kennen wir schon. Es ist so ähnlich wie die „verlogene Argumentation des deutschen Fußballkartells“ (Weinreich) in Sachen Fernsehrechte.
Dieser Teil der Geschichte ist allerdings schon vor einer Weile passiert und wäre im Prinzip längst abzuhaken. Aber seit ein paar Tagen hat die Angelegenheit ganz andere Dimensionen erhalten. Die Chronologie:
In einem ersten Durchlauf wurde dem Fußball-Funktionär von zwei von ihm angerufenen gerichtlichen Instanzen ausführlich erklärt, dass er falsch liegt. Nicht nur habe er das Recht von Jens Weinreich (Bild links) zu akzeptieren, ihn als "unglaublicher Demagoge" zu bezeichnen. Sondern vermutlich auch noch sehr viel mehr: Ein Kritiker dürfe im öffentlichen Meinungskampf einer freiheitlichen Demokratie "seine Meinung grundsätzlich auch dann äußern, wenn sie andere für 'falsch' oder für 'ungerecht' halten", schrieb das Landgericht Berlin, als es den Antrag auf eine einstweilige Verfügung ablehnte. Weinreichs Charakterisierung sei eine "zulässige Meinungsäußerung..., die keinen schmähenden Charakter hat".
Diesen Rückschlag kann Dr. Zwanziger nicht akzeptieren. Weinreich soll gefälligst zu Kreuze kriechen oder einen Prozess in Kauf nehmen und mit beidem in die Enge getrieben werden. Das wissen wir, weil der DFB-Präsident Oliver Fritsch (Bild rechts), dem Betreiber des Blogs Direkter Freistoß, auf dessen Seiten der Kommentar publiziert wurde, ein ausführliches Interview gegeben hat. In dem gab der Fußball-Funktionär deutlich zu erkennen, dass er rechts- und beratungsresistent ist. Was viele Gründe haben kann, nicht nur den, dass er trotz allen behaupteten Nachschlagens nicht herausfand, wie der von ihm zitierte Duden den Begriff "Demagoge" tatsächlich erklärt (mehr dazu bei Stefan Niggemeier).
Man ist geneigt zu sagen: Dr. Zwanziger muss ein schrulliger Typ sein. Doch irgendetwas an seinem Verhalten gibt einem das Gefühl, dass da mehr im Busch ist. Es gibt Hinweise darauf, dass er als Inhaber eines Prestigeamtes ein Exempel statuieren möchte, das mit der vorliegenden Sache gar nichts zu tun hat.
Indiz eins: Seine Anwalts- und Prozesskosten übernimmt der DFB, auch wenn er den Rechtsstreit verliert. Er trägt also nur ein Risiko, und das ist klein: dass er sich lächerlich macht. Wogegen er sich prophylaktisch schon mal mit dem Fritsch-Interview zu schützen versuchte. Wie? In dem er sich selbst zum Opfer stilisierte und als großzügiger, ehrenwerter Herr. Schuld an allem sei der Journalist, suggerierte Zwanziger: "Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe, dann soll er mir zwei Zeilen schreiben, dann ist die Sache vom Tisch. Und dann können wir uns gerne zum Interview treffen, und er kann mir die kritischsten Fragen stellen." Anmerkung: Einen Volksverhetzer hatte Weinreich den DFB-Präsidenten überhaupt nicht genannt. Was soll also die Aufforderung zum Kniefall?
Indiz zwei: Dr. Theo Zwanziger weiß, wie Medien funktionieren. Sonst würde er nicht mit dem Begriff der "Kommunikationsherrschaft" herumhantieren, den er in diesem Sommer offensichtlich zum ersten Mal eingesetzt hat ("Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.") Er hat im Fritsch-Interview die erbetene Erläuterung sehr schwammig formuliert. Und wir dürfen also auch weiterhin annehmen, dass er mit dem Begriff "Herrschaft" eine Deutung verbindet, wie sie der Soziologe Max Weber formuliert hat: "Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden." Gehorsam wäre mithin der Gegenentwurf von Herrschaft.
Ich schrieb dazu in einem Kommentar im Oktober im Direkten Freistoß: "Wir haben es hier übrigens nach meiner Einschätzung mit der Geschäftspolitik von Oligarchen und ihrer Anmaßung zu tun, unbotmäßigen Kritikern und Kreativen das Leben schwer zu machen, damit die irgendwann die Lust verlieren." Und malte schon mal schwarz an die Wand: "Da es so viele unterbeschäftigte Anwälte gibt, sollte man davon ausgehen, dass da über die juristische Schiene noch viel mehr kommt." Ich bin kein Hellseher. Aber ein paar Tage später wurde die Prophezeiung wahr: Der Doktor der Jurisprudenz will weiter prozessieren.
Indiz drei: Das Verhalten und das Verhältnis von Dr. Theo Zwanziger zur Person Dietmar Hopp, in dessen Bundesliga-Club sein Sohn Ralf beschäftigt ist und dessen noch zu bauendes Stadion in Sinsheim bereits den Zuschlag für die Frauen-Fußball-WM 2011 erhalten hat. Es gibt in der Öffentlichkeit keine Belege für unsaubere Absprachen. Aber das Geflecht beginnt einer Interessensgemeinschaft zu ähneln, wie sie für machtpolitisch gefestigte Oligarchien bezeichnend ist. Was der Rest der Welt zu den gegenseitigen Gefälligkeiten sagt, wird kommunikationsherrschaftlich plattgebügelt. Und sei es mit einer Gegenfrage: "Warum eigentlich diese Unterstellung?"
Ja, warum eigentlich? Warum muss sich ein gütiger Oligarch, der einen steuerbefreiten Verband leitet und sich selbst für eine reine Seele hält (Zitat: "Ich bin ein Mensch, der seine Aufgaben gewissenhaft angehen möchte.") eigentlich vor der Öffentlichkeit rechtfertigen – über die Redlichkeit seines Tuns, über seine Erwerbstätigkeit, über seine Ansichten zur Meinungsfreiheit und seine Rolle auf dem Verschiebebahnhof millionenschwerer Sportbusiness-Interessen? Wie konnten wir so anmaßend werden, ihm andere als die von ihm postulierten Absichten zu unterstellen? Warum kann er nicht von uns allen ohne jede Skepsis auf dem Schild getragen werden, auf dem sich Oligarchen der eigenen Standortbestimmung nach so gerne häuslich einrichten wollen (bis der geriatrische Super-GAU oder der Tod sie aus dem Amt befördert)?
Auf Dr. Theo Zwanziger, der als Fußball-Funktionär immer hübsch nach oben gerutscht ist, muss die ganze Geschichte erheblich Eindruck gemacht haben. Er hat nämlich laut einem Zeitungsbericht, der von Anwesenden im Kern bestätigt wurde, bei einer Podiumsdiskussion am 6. November in Gießen Fragen des Moderators, Deutschlandfunk-Sportredakteur Herbert Fischer-Solms, mit einem Wort belegt, dass er als Anspielung an die Nazi-Zeit versteht. Mit dem Wort "demagogisch". Der Vorgang wäre Indiz vier für die Arbeitshypothese, die wir uns seit ein paar Tagen zusammenbasteln: Dr. Theo Zwanziger, der ambitionierte Kommunikationsherrscher, möchte Worte als ehrverletzend einstufen lassen, wenn er von anderen kritisiert wird, aber sie jeder Zeit nach eigenem Gutdünken benutzen. Das Muster kennen wir schon. Es ist so ähnlich wie die „verlogene Argumentation des deutschen Fußballkartells“ (Weinreich) in Sachen Fernsehrechte.
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Nirvana und Nowitzki
In einer Geschichte für die FAZ über den Saisonauftakt von Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks habe ich in der letzte Woche auf die Episode hingewiesen, bei der der Sidekick-Schrammel-Mann von Steve Nash neulich solo auftrat. Da griff er "...wie schon beim offiziellen Fototermin der Mannschaft im September zu einem Instrument, das nur wie eine Gitarre aussieht: dem Spielbrett von Guitar Hero, einem der populärsten Computerspiele der letzten Jahre. Im Duett mit dem Rechner servierte er auch nicht etwa ein eigenes Werk, sondern einen langsamen Oldie, bei dem man sich nicht gleich auf den Tastenfeldern der Apparatur die Finger abbricht." Der "sowohl textlich als musikalisch sehr verpuzzelte Pop-Song About a Girl der amerikanischen Grunge-Band Nirvana" war wohl das einzige, was er bei diesem Auftritt halbwegs solide hinzubekommen vermochte. Heute fanden wir hier alle Details zu der Einlage des 30jährigen vor geschätzten 2000 Zuschauern. Fazit: Der Mann hat wirklich Mut.
6. November 2008
NBA: Was für Geimpfte
Woran es eigentlich liegt, dass die NBA Schwierigkeiten hat, in Deutschland einen Sender zu finden, der ihre Außendarstellung pflegt, lässt sich von so weit weg nicht beurteilen. Seit zehn Jahren spielt ein deutscher Nationalspieler in der Liga und gehört dort einwandfrei zu den Besten. Wenn das keine Ausgangsbasis ist, um eine Sportart/Liga zu promoten, was dann? Braucht man drei Deutsche in der NBA, um die Maschine anzuwerfen?
Das würde womöglich auch nicht viel nützen. Wie man neulich auf allesaussersport lesen konnte, produziert die NBA auch in Frankreich (und im Rest von Europa) nur wenig Gegenliebe. Die Apathie in Frankreich ist besonders kurios – angesichts so vieler Abgesandten der grande nation: Alexis Ajinca (Charlotte Bobcats), Nicolas Batum (Portland Trail Blazers), Boris Diaw, (Phoenix Suns), Yakhouba Diawara (Miami Heat), Ian Mahinmi (San Antonio Spurs), Tony Parker (San Antonio Spurs), Johan Petro (Oklahoma City Thunder) Mickael Pietrus (Orlando Magic), Ronny Turiaf (Golden State Warriors). Das sind neun Namen und entspricht einer Quote von etwa 5 Prozent. Oder anders gesagt: Jeder 20. NBA-Profi ist Franzose (Korrektur: Rechenfehler meinerseits. Muss heißen: etwa 2 Prozent, also etwa jeder 50. Profi.)
Klar ist nur soviel: Wo das Fernsehen nicht hinleuchtet, führt eine Sportart ein schattiges Dasein. Da können sich Fan-Magazine (wie etwa Basket oder Five) noch so anstrengen. Sie bedienen bestenfalls das kleine Lager der Geimpften. Sie sind nicht in der Lage, die Sportart zu popularisieren. Was man leicht begreifen kann: Die Faszination NBA versteht man wirklich erst, wenn man sich regelmäßig die Spiele der besten Mannschaften anschaut. Dass mäßig Interessierte sich nun zum Preis von 84,95 Dollar für die ganze Saison den NBA League Pass Broadband International gönnen werden, darf man trotzdem nicht annehmen. Auch solch eine Offerte ist nur etwas für die Minderheit jener, die schon jetzt wissen, dass sie demnächst nachts am Computer sitzen werden, um sich die Live-Webcasts reinzuziehen. Und der Preis gilt sowieso nur bis zum 11. November, wie ich einer Pressemitteilung entnehme, die heute per Mail verteilt wurde. Es gibt auch Eintages-Deals und Monatsabonnements. Ob das viele motivieren wird? Einziges Plus: Die Webcasts kann man nach dem Spiel jeweils noch für 24 Stunden abrufen. Man muss sich also nicht jedes Mal eine ganze Nacht um die Ohren schlagen. Ich las neulich hier im Blog (kann es nicht mehr orten) , dass man auch anderweitig an Feeds herankommen kann. Es gibt also Alternativen.
Das würde womöglich auch nicht viel nützen. Wie man neulich auf allesaussersport lesen konnte, produziert die NBA auch in Frankreich (und im Rest von Europa) nur wenig Gegenliebe. Die Apathie in Frankreich ist besonders kurios – angesichts so vieler Abgesandten der grande nation: Alexis Ajinca (Charlotte Bobcats), Nicolas Batum (Portland Trail Blazers), Boris Diaw, (Phoenix Suns), Yakhouba Diawara (Miami Heat), Ian Mahinmi (San Antonio Spurs), Tony Parker (San Antonio Spurs), Johan Petro (Oklahoma City Thunder) Mickael Pietrus (Orlando Magic), Ronny Turiaf (Golden State Warriors). Das sind neun Namen und entspricht einer Quote von etwa 5 Prozent. Oder anders gesagt: Jeder 20. NBA-Profi ist Franzose (Korrektur: Rechenfehler meinerseits. Muss heißen: etwa 2 Prozent, also etwa jeder 50. Profi.)
Klar ist nur soviel: Wo das Fernsehen nicht hinleuchtet, führt eine Sportart ein schattiges Dasein. Da können sich Fan-Magazine (wie etwa Basket oder Five) noch so anstrengen. Sie bedienen bestenfalls das kleine Lager der Geimpften. Sie sind nicht in der Lage, die Sportart zu popularisieren. Was man leicht begreifen kann: Die Faszination NBA versteht man wirklich erst, wenn man sich regelmäßig die Spiele der besten Mannschaften anschaut. Dass mäßig Interessierte sich nun zum Preis von 84,95 Dollar für die ganze Saison den NBA League Pass Broadband International gönnen werden, darf man trotzdem nicht annehmen. Auch solch eine Offerte ist nur etwas für die Minderheit jener, die schon jetzt wissen, dass sie demnächst nachts am Computer sitzen werden, um sich die Live-Webcasts reinzuziehen. Und der Preis gilt sowieso nur bis zum 11. November, wie ich einer Pressemitteilung entnehme, die heute per Mail verteilt wurde. Es gibt auch Eintages-Deals und Monatsabonnements. Ob das viele motivieren wird? Einziges Plus: Die Webcasts kann man nach dem Spiel jeweils noch für 24 Stunden abrufen. Man muss sich also nicht jedes Mal eine ganze Nacht um die Ohren schlagen. Ich las neulich hier im Blog (kann es nicht mehr orten) , dass man auch anderweitig an Feeds herankommen kann. Es gibt also Alternativen.
5. November 2008
Harlem feiert
Wir waren mitten Harlem, als die Fernsehsender die Nachricht brachten, dass Barack Obama die Wahl gewonnen hat. Tausende strömten in die Straßen. Hupkonzerte. Zusammenbrechender Verkehr rund um die Public-Viewing-Zone an der 125th Street. Der (schwarze und blinde) Gouverneur des Staates New York hält eine Rede und erinnert an die Geschichte der afrikanischen Sklaven und an den Kampf gegen Diskriminierung. Für McCains Ansprache aus Phoenix interessieren sich nur wenige. Als Sarah Palin auf der Leinwand auftaucht, wird gebuht. Um Mitternacht steht Barack Obama in Chicago auf der Bühne. Da sind in New York inzwischen fast so viele Leute auf den Beinen wie bei dem kommenden Mann. Harlem, wo einst zum ersten Mal eine bemerkenswerte urbane schwarze Kultur entstand, weiß, was die Stunde geschlagen hat.
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Präsidentschaftswahlen
4. November 2008
Mythos wandert weiter
Es gibt sicher ganz viele gute Gründe, wieso diese Woche in der NBA diese schräge Tauschaktion zustande kam. Die Gründe auf Seiten der Denver Nuggets wollen einem noch am ehesten einleuchten. Das Team hat auf diese Weise endgültig zugegeben, dass das Experiment Allen Iverson gescheitert ist, und sich statt dessen mit Chauncey Billups einen mannschaftsdienlichen Spielmacher geholt. Was Iverson in Detroit ausrichten soll, bleibt einem schleierhaft. Scorer hat das Team genug. Sollen die in den nächsten Wochen auf dem Platz herumstehen und zuschauen wie der Neue seinen Wirbel entfacht? Ist das der Weg zum Titel?
So viel steht fest: Der Mythos Iverson ist einfach nicht totzukriegen. Es sei denn, man lebt in Philadelphia und mit den 76ers, wo man ohne die answer schon im Frühjahr eine wichtige Frage beantworten konnte. Man erreichte im April zum ersten Mal seit 2005 wieder die Playoffs. (beim Aus in der ersten Runde gegen Detroit in sechs Spielen sah die Mannschaft relativ stark aus). Es geht also nach oben. Die Mannschaft wurde im Sommer noch mit Elton Brand aufgepolstert und wirkt nun wie ein sehr respektabler Outfit für die Eastern Conference.
So viel steht fest: Der Mythos Iverson ist einfach nicht totzukriegen. Es sei denn, man lebt in Philadelphia und mit den 76ers, wo man ohne die answer schon im Frühjahr eine wichtige Frage beantworten konnte. Man erreichte im April zum ersten Mal seit 2005 wieder die Playoffs. (beim Aus in der ersten Runde gegen Detroit in sechs Spielen sah die Mannschaft relativ stark aus). Es geht also nach oben. Die Mannschaft wurde im Sommer noch mit Elton Brand aufgepolstert und wirkt nun wie ein sehr respektabler Outfit für die Eastern Conference.
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Wahltag
Obwohl viele Umfragen den Ausgang der heutigen Präsidentschaftswahl als klare Angelegenheit voraussagen und kein ernsthafter Demoskop John McCain vorne hat, darf man davon ausgehen, dass die Sache ziemlich knapp wird. Das liegt an der Grundstimmung in den USA, wo es ein ziemlich großes Stammpublikum für die politischen Phantasien einer Ausbeutungsphilosophie gibt, die in vielen anderen Ländern überwunden wurde.
Grob gesagt geht das Problem auf die Zeit zurück, als sich die Farmer und Plantagenbesitzer der 13 Kolonien an der Ostküste von der britischen Krone lossagten und sich im Blick nach vorn zwar von den progressiven Prinzipien Freiheit und Gleichheit leiten ließen. Solidarität jedoch – die dritte große Idee der französischen Revolution (fraternité) – stand nicht auf dem Zettel. Auch das Konzept von Gleichheit galt anfänglich nur beschränkt. Sklaverei? Kein Problem. Die Staatsgründer hatten schließlich selber welche. Indianer? Kein Problem. Kann man massakrieren und vertreiben.
Im Laufe von 200 Jahren, in denen sich die USA über den gesamten Kontinent ausdehnten, einen blutigen Bürgerkrieg um die Macht im Staat ausfochten und in mehreren Phasen Millionen von weißen Einwanderern aus landwirtschaftlich geprägten Schwerpunktländern in Europa in den Industrialisierungsprozess integrierten, produzierte die Dynamik der realpolitischen amerikanischen Innenpolitik zwar Anpassungen an eine konsequentere Vorstellung der Menschenrechte, aber der ganz reale Rassismus wurde nie ausradiert. Er ist noch heute eine der Quellen für den Anti-Obama-Wahlkampf.
Obama benutzt zwar nicht die Vokabel "Solidarität", aber in seinem Sensorium existiert zumindest eine Vorstellung davon, warum eine funktionierende Gesellschaft ein Minimum an einer über zentrale Regierungen gesteuerten Umverteilung des erwirtschafteten gesellschaftlichen Ertrags braucht. Und zwar weniger als ethischer Imperativ (wie ihn Religionsgemeinschaften sehen, die sich denn auch in den USA intensiv im karitativen Bereich engagieren), sondern als simple Rechenaufgabe. Eine Nation, die nicht in die Bedürfnisse der Schwächeren investiert und ihre Lebensverhältnisse verbessert, produziert ein schlechteres wirtschaftliches Gesamtresultat.
Es gibt in den Vereinigten Staaten mehr als nur ein bizarres Beispiel für solche Fehlsteuerungen: Das Gesundheitswesen, das pro Kopf sehr viel mehr kostet als das aller anderen Länder, aber in den Statistiken, die wirklich zählen, weit zurückliegt – Kindersterblichkeit und Lebenserwartung. Ein weiteres Beispiel: Etwa 2 Millionen Amerikaner sitzen im Gefängnis, ein Prozentsatz, der dem totalitär geführter Nationen entspricht. Die Kosten für den Unterhalt der Insassen (inklusiver ärztlicher Versorgung) und der Produktionsverlust für die gesamte Gesellschaft ist exorbitant. Dazu kommt ein Bildungswesen, das zwar an der Spitze ein paar Glitzer-Institutionen vorweisen kann (Ivy League, MIT etc.), aber unter der Decke eine verblüffende Realität verharmlost. Rund ein Drittel aller Schüler verlässt die High School vor dem Abschluss und hat (anders als etwa in Deutschland) nur wenige Möglichkeiten das Versäumte später nachzuholen. Wer ins College gehen will, muss sich aufgrund der enormen Studiengebühren ganz beachtlich verschulden. Das System hat zwar im Laufe der Jahrzehnte immer wieder enorme Entwicklungsschübe produziert (Flugzeug- und Weltraumtechnologie, Computer, Biotechnologie), aber die fanden in einer Zeit statt, in der China kein Wirtschaftsfaktor war. Im nächsten Jahr wird das Milliardenland die USA in einer Kategorie den ersten Platz abgeben, den es mehr als hundert Jahre inne hatte: nationale Industrieproduktion.
Man darf davon ausgehen, dass John McCain von all diesen Dingen nicht nur nichts versteht, sondern sich auch nicht dafür interessiert. Er hat eine reiche Frau und acht oder mehr Wohnungen und Häuser. Seine Rhetorik verrät einen kindlichen Optimismus, wonach ein stark verschuldetes Land mit enormen sozialen Lasten auch ohne eine kompetente Regierung in der Lage sein wird, für die Wohlfahrt seiner Bürger zu sorgen. Nach dem Motto: Steuern senken, Staatsausgaben senken, der Rest kommt von alleine. Man darf auf der anderen Seite davon ausgehen, dass sich Barack Obama nicht nur mit solchen Fragen beschäftigt hat, sondern den Willen besitzt, sie auch anzupacken.
Dass ein schwarzer Politiker Präsident werden kann und vermutlich auch wird, zeigt jenseits der rein symbolischen Bedeutung, wie sehr die Karre im Dreck sitzt und wie sehr die alte regierende Kaste versagt hat. Die USA brauchen dringend Leute an der Spitze, die ihre Intelligenz auf etwas anderes verwenden, als sich auf Kosten der Mehrheit zu bereichern und dies dieser Mehrheit als große politische Errungenschaft zu verkaufen. Obama wird nicht das ganze Land umbauen können, aber vermutlich neue Schwerpunkte in der Aufarbeitung der angehäuften Probleme setzen. Heute abend wissen wir noch nicht, ob das auch passsiert. Aber wir werden wissen, wer gewonnen hat. Und das ist auch schon etwas wert. Vor allem in einem Land, das bereits beim Ausrichten einer demokratischen Grundübung wie dem Wählen ihrer Repräsentanten nicht ordentlich zu zählen versteht. (Remember 2000 und Florida?)
Grob gesagt geht das Problem auf die Zeit zurück, als sich die Farmer und Plantagenbesitzer der 13 Kolonien an der Ostküste von der britischen Krone lossagten und sich im Blick nach vorn zwar von den progressiven Prinzipien Freiheit und Gleichheit leiten ließen. Solidarität jedoch – die dritte große Idee der französischen Revolution (fraternité) – stand nicht auf dem Zettel. Auch das Konzept von Gleichheit galt anfänglich nur beschränkt. Sklaverei? Kein Problem. Die Staatsgründer hatten schließlich selber welche. Indianer? Kein Problem. Kann man massakrieren und vertreiben.
Im Laufe von 200 Jahren, in denen sich die USA über den gesamten Kontinent ausdehnten, einen blutigen Bürgerkrieg um die Macht im Staat ausfochten und in mehreren Phasen Millionen von weißen Einwanderern aus landwirtschaftlich geprägten Schwerpunktländern in Europa in den Industrialisierungsprozess integrierten, produzierte die Dynamik der realpolitischen amerikanischen Innenpolitik zwar Anpassungen an eine konsequentere Vorstellung der Menschenrechte, aber der ganz reale Rassismus wurde nie ausradiert. Er ist noch heute eine der Quellen für den Anti-Obama-Wahlkampf.
Obama benutzt zwar nicht die Vokabel "Solidarität", aber in seinem Sensorium existiert zumindest eine Vorstellung davon, warum eine funktionierende Gesellschaft ein Minimum an einer über zentrale Regierungen gesteuerten Umverteilung des erwirtschafteten gesellschaftlichen Ertrags braucht. Und zwar weniger als ethischer Imperativ (wie ihn Religionsgemeinschaften sehen, die sich denn auch in den USA intensiv im karitativen Bereich engagieren), sondern als simple Rechenaufgabe. Eine Nation, die nicht in die Bedürfnisse der Schwächeren investiert und ihre Lebensverhältnisse verbessert, produziert ein schlechteres wirtschaftliches Gesamtresultat.
Es gibt in den Vereinigten Staaten mehr als nur ein bizarres Beispiel für solche Fehlsteuerungen: Das Gesundheitswesen, das pro Kopf sehr viel mehr kostet als das aller anderen Länder, aber in den Statistiken, die wirklich zählen, weit zurückliegt – Kindersterblichkeit und Lebenserwartung. Ein weiteres Beispiel: Etwa 2 Millionen Amerikaner sitzen im Gefängnis, ein Prozentsatz, der dem totalitär geführter Nationen entspricht. Die Kosten für den Unterhalt der Insassen (inklusiver ärztlicher Versorgung) und der Produktionsverlust für die gesamte Gesellschaft ist exorbitant. Dazu kommt ein Bildungswesen, das zwar an der Spitze ein paar Glitzer-Institutionen vorweisen kann (Ivy League, MIT etc.), aber unter der Decke eine verblüffende Realität verharmlost. Rund ein Drittel aller Schüler verlässt die High School vor dem Abschluss und hat (anders als etwa in Deutschland) nur wenige Möglichkeiten das Versäumte später nachzuholen. Wer ins College gehen will, muss sich aufgrund der enormen Studiengebühren ganz beachtlich verschulden. Das System hat zwar im Laufe der Jahrzehnte immer wieder enorme Entwicklungsschübe produziert (Flugzeug- und Weltraumtechnologie, Computer, Biotechnologie), aber die fanden in einer Zeit statt, in der China kein Wirtschaftsfaktor war. Im nächsten Jahr wird das Milliardenland die USA in einer Kategorie den ersten Platz abgeben, den es mehr als hundert Jahre inne hatte: nationale Industrieproduktion.
Man darf davon ausgehen, dass John McCain von all diesen Dingen nicht nur nichts versteht, sondern sich auch nicht dafür interessiert. Er hat eine reiche Frau und acht oder mehr Wohnungen und Häuser. Seine Rhetorik verrät einen kindlichen Optimismus, wonach ein stark verschuldetes Land mit enormen sozialen Lasten auch ohne eine kompetente Regierung in der Lage sein wird, für die Wohlfahrt seiner Bürger zu sorgen. Nach dem Motto: Steuern senken, Staatsausgaben senken, der Rest kommt von alleine. Man darf auf der anderen Seite davon ausgehen, dass sich Barack Obama nicht nur mit solchen Fragen beschäftigt hat, sondern den Willen besitzt, sie auch anzupacken.
Dass ein schwarzer Politiker Präsident werden kann und vermutlich auch wird, zeigt jenseits der rein symbolischen Bedeutung, wie sehr die Karre im Dreck sitzt und wie sehr die alte regierende Kaste versagt hat. Die USA brauchen dringend Leute an der Spitze, die ihre Intelligenz auf etwas anderes verwenden, als sich auf Kosten der Mehrheit zu bereichern und dies dieser Mehrheit als große politische Errungenschaft zu verkaufen. Obama wird nicht das ganze Land umbauen können, aber vermutlich neue Schwerpunkte in der Aufarbeitung der angehäuften Probleme setzen. Heute abend wissen wir noch nicht, ob das auch passsiert. Aber wir werden wissen, wer gewonnen hat. Und das ist auch schon etwas wert. Vor allem in einem Land, das bereits beim Ausrichten einer demokratischen Grundübung wie dem Wählen ihrer Repräsentanten nicht ordentlich zu zählen versteht. (Remember 2000 und Florida?)
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2. November 2008
Der Klingelbeutel: Tendenz rot
Wir haben heute nacht eine dringend benötigte Extra-Stunde auf die Uhr bekommen und haben dann gleich das Gefühl, mehr Zeit zu haben. Mehr Zeit zum Schreiben, zum Lesen und zum Staunen. Heute über die Kreativität von Fans der Universität Ohio State, die sich mit Michigan und Florida um den inoffiziellen Titel der sportverrücktesten Bildungseinrichtung des Landes streitet. Dies ist das neueste Resultat einer etwas zu intensiven Beschäftigung mit dem Thema: Das T-Shirt (Bild oben links), das so aussieht, als trage einer ein Polohemd und einen ärmellosen Pullover drüber. Die Idee ist eine Verbeugung vor Ohio-State-Football-Coach Jim Tressel (Bild oben rechts). Die Uni, die das Recht hat, den Gebrauch des Logos zu sanktionieren, sah in dem Kleidungsstück nur Gutes und gab dem Erfinder eine Lizenz. Mehr als 10.000 Leibchen sind bereits verkauft.
• A propos Geld: Baseball-Profi Manny Ramirez hat in Los Angeles ein Angebot der Dodgers abgelehnt, das ihn zum höchstbezahlten Spieler der Liga (und in allen Mannschaftssportarten der USA) gemacht hätte. 30 Millionen Dollar im Jahr sind ihm zu wenig.
• Das kommt davon, wenn man monströse Sportanlagen baut und dem Spruch aus dem Baseball-Film Field of Dreams glaubt ("When you build it, they will come"): In Texas wird man an diesem Sonntag beim NASCAR-Rennen auf einem Teil der Karten für das 160.000 Zuschauer fassende Oval sitzen bleiben. Die ersten Anzeichen für eine schleichende Krise im Stock-Car-Geschäft gab es, als im Frühjahr die Öl- und damit auch die Benzinpreise explodierten. Jetzt wird man die heraufdräuende Rezession für die Abstinenz von tausenden verantwortlich machen. Wie wär's mit einer anderen Erklärung? Vielleicht hat das Nudeltopf-Rennformat einfach das Ende des Wachstums erreicht und langweilt immer mehr Leute?
• A propos Geld: Baseball-Profi Manny Ramirez hat in Los Angeles ein Angebot der Dodgers abgelehnt, das ihn zum höchstbezahlten Spieler der Liga (und in allen Mannschaftssportarten der USA) gemacht hätte. 30 Millionen Dollar im Jahr sind ihm zu wenig.
• Das kommt davon, wenn man monströse Sportanlagen baut und dem Spruch aus dem Baseball-Film Field of Dreams glaubt ("When you build it, they will come"): In Texas wird man an diesem Sonntag beim NASCAR-Rennen auf einem Teil der Karten für das 160.000 Zuschauer fassende Oval sitzen bleiben. Die ersten Anzeichen für eine schleichende Krise im Stock-Car-Geschäft gab es, als im Frühjahr die Öl- und damit auch die Benzinpreise explodierten. Jetzt wird man die heraufdräuende Rezession für die Abstinenz von tausenden verantwortlich machen. Wie wär's mit einer anderen Erklärung? Vielleicht hat das Nudeltopf-Rennformat einfach das Ende des Wachstums erreicht und langweilt immer mehr Leute?
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1. November 2008
Obama und die Formel 1
Man muss es den Briten lassen: Sie geben nie ganz auf. Selbst wenn eine alte Kolonie seit mehr als 200 Jahren auf eigenen Beinen steht und dem Imperium von einst seit mehr als hundert Jahren wirtschaftlich eine Nase dreht. Sie sind immer irgendwie involviert. Und sei es nur mit einer Sottise, die auf einer seltsamen statistischen Parallelle beruht. Aktuell: Die Londoner Times sieht eine Verbindung zwischen dem zu erwartenden Sieg von Barack Obama bei den Wahlen am Dienstag und den Formel-1-Rennfahrern von der Insel. Man weiß bei dem Stück allerdings nicht gleich, ob es ein satirischer Hieb Richtung Amerika ist oder einer gegen die eigenen Piloten, die genauso selten Grand-Prix-Weltmeister werden wie die Demokraten das Weiße Haus gewinnen. Hat Hamilton das Zeug für den Titel?
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