Auf dem zurück von der Westküste kamen beim Blick nach unten ein paar Assoziationen und Erinnerungen hoch. Diesmal lag da Lake Powell, den sie aus dem Wasser des Colorado River aufgestaut haben. Vorher konnte man einen dieser Aquädukte auf dem Weg durch die trockene Landschaft Richtung Los Angeles sehen, mit dem Wasser aus den Rocky Mountains, das alles in der Kunststadt am Ozean, die auf Sand gebaut ist, am Leben erhält. Vor allem die Illusion einer zukunftsorientierten Metropolis, die als Modell und Inspiration für andere herhalten kann. Dann kamen die schneebedeckten Bergketten der Rocky Mountains ins Bild, die zur Zeit so aussehen wie verstreute Zeltdörfer und die mit diesem visuellen Charakter den Architekten des Flughafens in Denver dazu inspiriert haben, eine Abflughalle zu bauen, die ganz ähnlich aussieht.
Aus dem Schnee wird das Wasser, das den Colorado River hinabfließt, durch den Grand Canyon, durch den Lake Powell, durch die Aquädukte nach Kalifornien, Arizona und Nevada, so dass am Ende, an der Mündung des Flusses in Nordwestmexiko nichts mehr übrig bleibt, ausser einer Sand- und Geröllrinne.
Ich habe den Schnee schon häufiger genossen - zum Beispiel auf Skiern in Aspen, von wo die Schmelze direkt Richtung Colorado River fließt. Ich habe auch schon den Fluss erlebt - oberhalb von Moab auf dem Raft und im Kanu, wo man Stromschnellen herunterschießt und dann durch die tiefe Einkerbung gleitet, die das Wasser im Verlauf der Jahrtausende in den Sandstein gegraben hat, vorbei an den monumentalen steilen Erhebungen mit allerlei poetischen Namen wie Fisher Towers, auf die die Autoindustrie früher gerne ihre Allrad-Benzinfresser hochgehievt hat, um dann aus der Hubschrauberperspektive die geheimnsivolle Urlandschaft als absurde Kulisse für ihre Werbebilder einzufangen. Ich habe auf Golfplätzen in Südkalifornien gespielt, die nur existieren, weil man das Wasser von weither zur Verfügung hat. Ich kenne die Stationen und weiß glelichzeitig, dass man normalerweise als Freizeitkonsument die Verbindung zwischen ihnen gar nicht erkennt. Es sei denn, man schaut versonnen aus dem Fenster einer Boeing und sieht auf einmal ein wenig mehr von dem großen Ganzen.
Die Region erlebt seit vielen Jahren eine anhaltende Dürre und wird irgendwann die zig Millionen Wasserverbraucher nicht mehr hinreichend versorgen können. Las Vegas hat bereits jetzt die Grenzen seiner Zuteilungsquote erreicht. Wenn Global Warming demnächst dafür sorgt, dass die Rocky Mountains weniger Schnee abbekommen und dadurch weniger Wasser den Colorado hinunterfließen wird, kann auch Los Angeles einpacken. Aber niemand weiß genau, wie es ausgehen wird. Man stelle sich vor: In diesen Tagen ist so eine Art Winter in Südkalifornien mit ungewohnten Nachtfrösten, die dazu führen, dass Wasserleitungen platzen, durch die normalerweise die tropisch anmutenden Gärten mit automatisierten Sprinklersystemen befeuchtet werden. Das hat an einzelnen Stellen zu Unterspülungen und Erdrutschen geführt. Der Frost hat auch die Zitrusfrüchte-Plantagen in Verlegenheit gebracht. Laut ersten Schätzungen kann man rund drei Viertel des Obstes wegwerfen.
2 Kommentare:
Zu dem Thema kann man immer wieder nur das Buch "Ökologie der Angst" von Mike Davis empfehlen...
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