31. Januar 2007
Super Bowl vor Ort: Einmal und nie wieder
Es lohnt sich für einen Reporter, einmal im Leben zum Super Bowl zu reisen. Einmal. Und dann nie wieder. Einmal eine ganze Woche lang von Party zu Party marschieren, mehr als tausend Journalisten auf einem Haufen begegnen, vorsichtige Fragen auf Englisch halblaut vorformulieren, bevor man sie dann doch nicht in den Raum hineinruft, wenn Medienmenschen mal den Stars etwas näher auf die Pelle rücken dürfen. Einmal dem Geheimnis auf die Spur kommen wollen, wohin die dicken Kabel führen, die die Leute vom Fernsehen überall ausgelegt haben und wie sie das Bild mischen, das später über den Sender geht, was manchmal heißt, dass man mit dem Boss vom Sender selber verhandeln muss, weil der Pressemann einen hinhält. Einmal den Leuten dabei zuschauen, wie sie durch die NFL Experience laufen und sich hinter riesigen Figurinen mit Football-Trikots, denen der Kopf fehlt, zum Foto aufbauen. Einmal die schlechte Luft der Schwarzhändler einatmen, die sie ausgeatmet haben beim Flüstern und ihnen zuschauen, wie sie das Spiel praktizieren. Einmal eine Hand mit vielen Super-Bowl-Ringen an den Fingern von ganz nahe sehen. Und diese Ringe ganz genau betrachten, die so teuer sind, aber so billig aussehen. Einmal die Kollegen von Sports Illustrated dabei beobachten, wie sie nach jedem Info-Detail fahnden und sei es noch so unbedeutend und jedes Bild von den 20 Vertragsfotografen betrachten. Tausende von Aufnahmen. Zehntausende. Hunderttausende. Einmal mit Menschen reden, die angereist sind und ihr eigenes Geld bezahlt haben, um dabei sein zu können und mit langen Stretch-Limousinen durch die Straßen zu schweben, und verstehen lernen, was ihnen dabei durch den Kopf geht. Einmal im Stadion sitzen und herumwandern, während ein Spiel läuft, das meistens schon nach der ersten Halbzeit nicht mehr spannend ist. Einmal ganz lange inne halten und in sich hineinhorchen und sich ehrlich fragen: Musst du das noch einmal haben? Und dieses eine Mal sich selbst den frivolen Gedanken gestatten: Es mag zwar die halbe Welt als Privileg betrachten, an solch einem Tag vor Ort zu sein. Aber was die halbe Welt für Prioritäten hat, ist ohnehin nicht weiter wichtig. Was du selbst dort suchst, ist wichtig. Und die Erkenntnis, dass man nicht mehr hin muss. Dann, wenn man das alles einmal erlebt hat.
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