23. Januar 2007

Der Mythos der verwundeten Männerseele

So viel ist klar: Aus Sicht des Miami Herald hat es in den letzten Jahren keine größeren Jammerlappen gegeben als die Spieler, der Trainerstab und der Eigentümer der Dallas Mavericks. Für eine solche Bestleistung gibt es in der NBA keine Auszeichnung und keinen Ring. Was man dafür bekommt, ist die öffentliche Zurschaustellung einer Haltung, die so wirkt, als ob sie vom Teamarzt mit speziellen halluzinationsinduzierenden Pillen ständig weiter wachgehalten wird. Die größte Dosis scheint an den Mann mit dem größten Portemonnaie zu gehen: "Es würde weniger weh tun, wenn wir gegen ein besseres Team verloren hätten", sagte er der Zeitung am Wochenende, während seine Spieler an jenem Ort, an dem sie im Juni ihre Grenzen vorgeführt bekamen und den sicher geglaubten Titel verloren, eine Revanchehandlung vollbrachten und die Miami Heat mit sechs Punkten Vorsprung besiegten (99:93).

Wieviel besser muss ein Team nach Meinung von Mark Cuban sein, bis einer wie er akzeptiert, dass die Mavericks damals in vier Spielen nacheinander abgewienert wurden? Bis einer die kindliche Vorstellung über Bord wirft, dass all die neurotische Selbstliebe, all das viele Geld für Spieler und das bisschen an Basketballverstand in der Lage wären, ihm unumstößliche Einsichten zu vermitteln, die anderen verschlossen bleiben?

Wir sagten "kindlich"? Vielleicht wäre "post-pubertär" besser. Denn Cuban vergleicht das Erlebnis der Finalniederlage mit einem Mann, der sich von einer Frau trennt, von der er wusste, dass er sie heiraten wird. "So leer." Welche Männer machen eigentlich solche Erfahrungen, wenn sie ihre ersten starken Hormonschübe und die ersten Liebesbriefphantasien der Teenagertage mal hinter sich haben? Richtig. Nur die Träumer. Und was stellen die später im Leben noch so alles auf die Beine?

Die Spieler wirken wie ein Spiegelbild ihres Zahlmeisters. Jason Terry behauptet, er habe "drei oder vier Nächte" nach der Niederlage nicht geschlafen. Er habe sich noch immer die Aufzeichnungen der Begegnungen angeschaut, bis ihm der Trainer gesagt habe, er solle damit aufhören. Derselbe Trainer, der damals erlebte, wie einige seiner Spieler in der Umkleidekabine "auf dem Boden geweint haben". Das war "wirklich emotional" und "einfach krank".

Aaah, der Mythos der verwundeten Männerseele. Das Lamento der verpassten Gelegenheiten. Mehr als ein halbes Jahr später noch immer ein Thema. Schreibt da jemand Protokoll. Hey, Homer, hast du Zeit für eine neue dicke Schwarte?

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