28. Januar 2007

Wenn die Kommunisten wählen: All-Star-Politik in der NBA

Mark Cubans Mavericks müssen bis zum All-Star-Wochenende noch ein bisschen arbeiten, weshalb sie sich noch nicht mit dem Karneval beschäftigen, den die NBA alljährlich veranstaltet. In diesem Jahr geht es übrigens erstmals nach Las Vegas, wo es zwar jede Menge Hotelkapazität gibt, um für die Veranstaltung Besucher aus aller Welt unterzubringen, aber kein NBA-Team. Die anreisenden Basketballprofis veranstalten allerlei Mätzchen, gekrönt von einem Spiel zwischen den Abgesandten der Western Conference gegen die Abgesandten der Eastern Conference (am 18. Februar). Wer in der Startformation antreten darf, das bestimmen die NBA-Fans, und zwar seit ein paar Jahren mit Hilfe einer Abstimmung per Internet. Auf diese Weise kommen auch die Geschmacksvorstellungen von Menschen aus entfernten Ländern zur Geltung. Dass die so wahnsinnnig viel von Basketball verstehen, lässt sich nicht erkennen. Schon eher, dass sie von anderen Vorstellungen gelenkt werden. So machte im Westen kein anderer als Yao Ming von den Houston Rockets das Rennen, weil man zuhause in China schamlos seinen Namen in den Computer füttert. Die Popularität des Spitzenreiters im Osten hat vermutlich auch eher etwas mit einer Form von manipulativem Marketing zu tun: LeBron James ist die Vorzeigefigur von Schuhhersteller Nike geworden, die ihn im Herbst mit einer Reihe von erfolgreichen Werbespots ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gepusht haben. Um wieviele Stimmen geht's da so? LeBron James erhielt nach Angaben der NBA 2 516 049, was knapp hinter dem Rekord von Ming aus dem Jahr 2005 liegt (2 558 278). Der Chinese kam diesmal auf 2 451 718. Das Reglement sieht vor, dass die fünf Positionen auf dem Spielfeld jeweils einzeln ermittelt werden. Hier die Aufstellungen:
Eastern Conference
Forwards: LeBron James (Cleveland), Chris Bosh (Toronto)
Center: Shaquille O’Neal (Miami)
Guards: Dwyane Wade (Miami), Gilbert Arenas (Washington)
Western Conference
Forwards: Kevin Garnett (Minnesota), Tim Duncan (San Antonio)
Center: Yao Ming (Houston)
Guards: Kobe Bryant (L.A. Lakers), Tracy McGrady (Houston)

Was an den Namen in der Western Conference auffällt: Zwei Spieler fehlen, die zur Zeit als potenzielle MVP-Kandidaten gehandelt werden – Steve Nash (Phoenix Suns) und Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks). Ihnen fehlt nicht nur die Unterstützung aus ihren Heimatländern Kanada und Deutschland. Ihnen fehlt ganz offensichtlich das Charisma, um ganz gewöhnliche amerikanische Fans zu beeindrucken.

Das hat Mavericks-Besitzer Mark Cuban aufgebracht ("Es ist eine internationale Abstimmung, und jede Menge Kommunisten haben gewählt. Die wählen immer, was die Partei vorgibt."). Und es hat die Dallas Morning News dazu gebracht, diese verquere Betrachtungsweise auch noch abzudrucken. Nash und Nowitzki werden trotzdem dabei sein. Weil das Trainer-Team der Western Conference (angeführt von Suns-Coach Mike D'Antoni) den Rest der Kaderplätze festlegt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Darf denn Nash überhaupt "trotzdem dabei sein"? Wird das nicht dadurch ausgeschlossen, dass sein Vereinstrainer (Mike D'Antoni) auch Cheftrainer der Mannschaft der Western Conference ist?

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Mike D'Antoni wird wahrscheinlich sogar drei Suns spielen lassen: Neben Nash noch Stoudamire und Marion. Es gibt keine Regel, die das verhindert. Die einzige Regel, die man Trainer betreffend installiert hat, lautet: kein Coach kann zwei Jahre nacheinander diesen Ehrenposten ausüben, auch wenn er nach dem Tabellenstand seines Teams dazu qualifiziert wäre. So würde Avery Johnson von den Dallas Mavericks in diesem Jahr auch dann nicht das Amt erhalten, wenn Dallas zum entscheidenden Termin ganz oben steht. Er war im letzten Jahr der All-Star-Coach.