Wie real ist Real Salt Lake? Eher surreal. Oder vielleicht auch irreal. Das kommt davon, wenn man den Instinkten eines Mormonen in die Sandbüchse von Utah folgt und dort einen Fußballclub der Major League Soccer installiert. Denn dieser Club (eine franchise, wie das auf Englisch so schön heißt) mag zwar einen Namen haben, der sich gewaschen hat (Real) und einen Eigentümer, der früher in New York die Geschicke des Madison Square Garden mitsamt New York Knicks und New York Rangers lenkte (der Mormone Dave Checketts). Aber davon hat er noch kein vernünftiges Stadion und keine Steuerzahler, die bereit wären, dem Club das Stadion zu finanzieren. Als Checketts jetzt diese unangenehme Nachricht vernahm, kündigte er an: Das Team (jetzt noch realer dank Neuerwerb Freddy Adu) wird noch eine Saison in Salt Lake City bleiben und dann "wahrscheinlich verkauft". Die Jungs vom Fußball-Blog The Offside rechnen mit dem Schlimmsten - nicht nur mit einem Umzug, sondern auch mit einer Umbenennung in "AC Miami, Olympique Ontario oder Sporting San Antonio".
Wie empfindlich die Menschen in Utah sind, wenn es um öffentliche Gelder und Sport geht, dürfte hinreichend bekannt sein. Zu dem Bestechungsskandal, der mit den Winterspielen 2002 verknüpft ist, wäre es vermutlich nie gekommen, wenn die Bürger dort gesagt hätten: Wir ziehen die Spendierhosen an und geben dem IOC eine riesige Party. So kamen Privatleute ins Spiel, die im Hintergrund herumfingerten, um das Geschäftsereignis "Olympia" mit unlauteren Mitteln in die Region zu holen. Seitdem das ruchbar wurde, ist man in Salt Lake City noch empfindlicher geworden. Man hat Angst, dass jedwede schlechte Nachricht aus dem Mormonenland ein schlechtes Licht auf alle wirft.
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