Juan Pablo Montoya hat in Amerika eine neue PR-Taktik aufgeschnappt: Man entschuldigt sich, wenn man gewinnt. Das wirkt einfühlsam und nett, kostet nichts und ändert nichts am Resultat. Das Resultat ist nämlich alles, was zählt. Und sei es nur in der zweitklassigen Busch-Series und auf einer Strecke in Mexico City, die mehr einem Rundstreckenrennen der Formel 1 ähnelt als dem klassischen Nudeltopf-Gebrause der NASCAR-Welt. Der Kolumbianer konnte so nach zwei mittelmäßigen Fahrten im Wettbewerb um den erstklassigen Nextel-Cup in Daytona und Fontana zum ersten Mal all die Erwartungen erfüllen, die ihn seit seinem Wechsel zurück in die USA nicht nur bei Chip Ganassi begleiten. Wie sein Teamgefährte Scott Pruett auf die Entschuldigung reagieren wird, der von Montoya acht Runden vor Schluss in einer Rechtskurve von hinten aus dem Weg gerempelt wurde, kann man sich ausmalen. Verständnisvoll und konziliant klang er nicht, als er nach dem Rennen erklärte: "Von allen Leuten ausgerechnet deinen Mannschaftskollegen aus dem Rennen zu werfen - das war niederträchtiges, hässliches, dreckiges Fahren."
Es gibt in den NASCAR-Serien keine Schönheitspreise. Geschubst wird selbst bei 300 km/h, was oft eine Reihe von Autos ins Schleudern bringt und zu riesigen Blechlawinen führt. Rüde Fahrer riskieren nicht nur die Rache ihrer Gegner, sondern müssen mit dem Risiko leben, dass man sie beim Windschattenfahren in der Schlange nach Strich und Faden auszumanövrieren versucht. Auf den Ovals im dichten Pulk kommt es allerdings nicht nur auf Risikobereitschaft an. Man muss auch kungeln und koalieren können. Das nächste Rennen, das wirklich zählt, nächsten Sonntag in Las Vegas, wird Montoya einmal mehr seine beschränkten Mittel aufzeigen.
1 Kommentar:
Besonders cool fand ich, dass ca. fünf Minuten vor dem Rempler sein Teamchef befragt wurde, ob es eine Teamorder gäbe. Seine Antwort (sinngemäß): Nur eine - rempelt Euch nicht gegenseitig raus!
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