17. März 2007

Collegesportler verklagen Universitäten: Es geht um 300 Millionen Dollar

Die Begeisterung rund um March Madness verwischt für ein paar Wochen lang, dass Amerikas beste Mannschaftssportler in den Colleges auf eine Weise ausgebeutet werden, die schon nicht mehr schön ist. Früher, als es noch nicht die Milliardeneinnahmen aus Fernsehgeldern und aus dem Verkauf von Logo-Produkten gab, war die Sache noch im Lot: Die jungen Athleten gaben neben und zusätzlich zum Studium ihr Bestes und bekamen dafür ein Stipendium, das ihnen die Tür zu einem Examen und einem beruflichen Werdegang öffnete, den sie andernfalls vielleicht nie erreicht hätten.

Eine Zivilklage im Namen von mehr als 20.000 aktuellen und ehemaligen Football- und Basketballspielern von den 144 sportlich ambitioniertesten Universitäten des Landes, die in der Division I der National Collegiate Athletic Association (NCAA) zusammengefasst werden, illustriert, wie sich die Gewichte verschoben haben. Der Prozess basiert auf einem Paragraphen des Sherman Act, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Basis für das Vertragswesen im Geschäftsleben bildet. Unter anderem untersagt er willkürliche einseitige Einschränkungen. Im vorliegenden Fall geht es formaljuristisch darum, dass die Sportstipendiaten nicht alle Kosten für ihr Studium erstattet bekommen. Sie erhalten zwar kostenfrei ein Zimmer, das Essen in der Mensa und die Bücher fürs Studium und müssen die teilweise horrende Studiengebühren nicht bezahlen. Aber das sind nciht die einzigen Aufwendungen eines Studenten. Im Laufe eines Studienjahrs geben die meisten im Schnitt zwischen 2500 und 3500 Dollar fürs Wäschewaschen, Telefongebühren, Reisekosten und andere Dinge aus, die nicht ersetzt werden. Die Studenten sind jedoch in den vershcultern Unterricht und das Trainingsprogramm derart eingespannt, dass sie keine Chance haben, diese Geld auf andere Weise zu verdienen. Wer keine Eltern hat, die einspringen, kommt in Schwierigkeiten. Geld von Sportagenten, Schuhfirmen und anderen Repräsentanten des Profigeschäfts dürfen die Athleten nicht annehmen, sonst verlieren sie das Stipendium. Der Mannschaft droht die Aberkennung von sportlichen Erfolgen und Meisterschaftsstiteln. Eine Situation, wie sie derzeit rund um Running Back Reggie Bush in Los Angeles hochkocht, dessen Eltern in seiner Zeit bei USC jede Menge teure Geschenke gemacht wurden.

Daneben will die Klage die Universitäten dazu zwingen, die Krankenversicherungsleistungen und Lebensversicherungen zu verbessern und ihnen den Weg verbauen, verletzten Studenten das Stipendium zu streichen. Eine Praxis, die üblich ist und von den mächtigen Trainern gehandhabt wird, die hervorragend bezahlt werden und Halbgötter auf dem Campus sind. Gibt das Gericht den Klägern in vollem Umfang recht, dann dürften die Colleges einer Rechnung von 300 Millionen Dollar entgegensehen.

Sympathien schlägt den Athleten unter anderem von anderen Hochschullehrern entgegen, die schon lange machtlos mit ansnehen müssen, wie sich der Studentensport verselbständigt hat und die eigentlichge akademische Arbeit und Integrität der Bildungseinrichtungen immer wieder unterwandert. Wer sich für das Thema interessiert, findet im Sports Law Blog mehr. Dort schreiben mehrere Juristen. Dieser Beitrag ist von Michael McCann, der als Assistenzprofessor an der School of Law am Mississippi College in Jackson/Mississippi arbeitet. Weitere Informationen zum aktuellen Fall gab es in einem Artikel in der Pittsburgh Tribune-Review, die in ihrer Schlagzeile eine kurioses Detail der Geschichte bereit hält: Die Studenten werden von der Stahlarbeitergewerkschaft juristisch vertreten.

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