Hinterher tat der Anwalt so, als würde ein prominenter Sportler in den USA gewöhnlich härter bestraft als irgendein armer Schlucker, der in die Mühlen der Justiz geraten ist und sich keinen vernünftigen Rechtsbeistand leisten kann. Das war natürlich Unsinn: Tank Johnson hatte die Bewährungsauflagen ignoriert, die ihn ein Jahr vorher vor dem Gefängnis bewahrt hatten. So konnte der Verteidiger der Chicago Bears diesmal wirklich nicht damit rechnen, dass der Richter Verständnis zeigt. Zumal es sich um das gleiche Delikt handelte: illegaler Besitz von Waffen (nicht von einer, sondern von sechsen). Sein berühmter Mitspieler Brian Urlacher hatte vergeblich ausgesagt und erklärt: "Ich denke nicht, dass er ein Krimineller ist. Ich denke, er ist guter Kerl." Genauso wie sein Trainer Lovie Smith, der ein ähnlich tolles Bild von ihm zeichnete. Was einem leicht fällt, wenn man ignoriert, dass erst vor ein paar Monaten ein Leibwächter von Johnson erschossen wurde. Der Football-Profi hatte zwar keine unmittelbare Schuld an dem Zwischenfall, aber er stand nicht weit weg, als es passierte. Ein guter Kerl?
Richter John Moran sah das anders und verhängte eine Strafe von 120 Tagen Gefängnis. Polizisten nahmen den Sportler anschließend in Gewahrsam. Der sah "sichtlich überrascht" aus, wie die Chicago Sun-Times meldete. Bei guter Führung muss er nur die Hälfte absitzen. Wenn er sich hinter Gittern fit hält, ist rechtzeitig zur nächsten Saison wieder im Einsatz und hat keinerlei finanzielle Einbußen. Abgesehen von den Kosten für Anwalt und Verfahren und einer zusätzlichen Geldstrafe von 2500 Dollar. Johnson verdient eine halbe Million Dollar im Jahr und konnte aufgrund einer Ausnahmeregelung im Februar mit seiner Mannschaft am Super Bowl in Miami teilnehmen. Die Bears verloren das Spiel gegen die Indianapolis Colts.
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