20. März 2007

March Madness: Der Mann, der USC zu einem Favoritenschreck gemacht hat

Unter den vielen gesichtslosen narzistischen Männern, die allesamt glauben, sie hätten das Zeug als Trainer einer Basketballmannschaft zu bestehen, ist Tim Floyd einer der angenehmsten. Das liegt nicht nur daran, dass er in der Zeit nach Michael Jordan, nach Scottie Pippen und nach Phil Jackson bei den Chicago Bulls gearbeitet hat und dort die Hucke voll gekriegt hat, was bescheiden macht. Es liegt an seiner Art der Selbstdarstellung. Er spielt nicht den lauten Clown, nicht den Zampano, nicht den Chefideologen und nicht den Schönredner. Er spielt sich sich selbst: den Typ aus Mississippi, der in seinen ersten zehn Jahren als Assistenztrainer bei einem genialen Lehrmeister namens Don Haskins in El Paso in die Schule ging, einem Mann, der in die Basketball Hall of Fame berufen wurde.

Normalerweise wäre der weitere Karriereverlauf kein gutes Omen, noch irgendwo eine verantwortliche Stellung zu erhalten. Die Episode in Chicago, in die er von seinem Mentor Jerry Krause förmlich hineingelotst wurde, und danach eine etwas kürzere mit den New Orleans Hornets waren unterm Strich. Aber bei den mehr als hundert Universitäten, die im Collegsport in der oberen Etage spielen, der sogenannten Division I, ist ständig Reise nach Jerusalem. Weshalb man mit etwas Glück auf einen Stuhl rutschen kann, der mehr bietet als einen Platz im Warmen und ein Dach überm Kopf. Floyd ist das in Los Angeles zugestoßen, wo er den Job als Basketballtrainer der University of South California bekam, die unter dem Logo USC antritt und in der Sportart der zu groß geratenen Männer, anders als im Football, noch nie etwas gerissen hat.

Irgendetwas muss er richtig machen, sonst hätte sein Team nicht am Wochenende die höher eingestuften Longhorns der Universität Texas aus dem Turnier geworfen und würden nicht auf einmal im Achtelfinale stehen, wo sie am Freitag gegen den haushohen Favoriten North Carolina vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe stehen. Floyd wird sich nicht grämen. Denn den eigentlichen Scoop hat er bereits gelandet. Er überzeugte den mutmaßlich besten High-School-Basketballer des Landes namens O. J. Mayo dazu, sich im kommenden Spätsommer bei USC zu immatrikulieren. Da das Team im wesentlichen zusammen bleiben wird, ist damit das Ziel bereits gesteckt: Im nächsten Frühjahr spielt Floyds Truppe um den Titel. Und um die innerstädtische Vormachtstellung, die bislang unbestritten von UCLA eingenommen wurde, wo man seit Jahren so spielt, als habe man Basketball, wenn schon nicht erfunden, dann zumindest geistig aufs Strahlendste veredelt.

Ein paar Kilometer weiter bei de Los Angeles Lakers arbeitet übrigens ein gewisser Phil Jackson. Es ist die zweite Schicht. Und niemand weiß genau, wie lang er noch Lust auf diesen Job hat. Auch das ein reizvoller Kontrast für Leute, die die Sportart mit Hingabe verfolgen. Denn Jackson ist zwar eine Überfigur. Aber er hat in Jahren gezeigt, in denen er ohne solche Kaliber wie Michael Jordan und Shaquille O'Neal auskommen musste, dass er bei aller Grütze und all dem Motivationstalk wirklich nur mit Wasser kocht. Neulich wurde Floyd von einem Kolumnisten der Los Angeles Times mit der Frage behelligt, ob er dann nicht irgendwann der Nachfolger von Jackson bei den Lakers werden könne. Die Antwort blieb er schuldig. Wer will schon einen Stuhl, auf dem man sportlich nichts erben kann?

Nachtrag einen Tag später: Heute reicht die New York Times die nahezu unglaubliche Geschichte nach, wie Mayo zu USC und Floyd kam. Der Trainer musste gar nichts machen, sondern einfach nur zustimmen. Wenn man das liest, bekommt man das Gefühl, dass ohne einen so starken Mann wie David Stern auch die NBA irgendwann zu einem Laden wird, bei dem die jungen Spieler über die Institution bestimmen und nicht umgekehrt. Aber abgesehen davon: Der Artikel von Lee Jenkins ist Erster-Klasse-Journalismus und hervoragend getimed.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Passend dazu: O.J. Mayo verabschiedet so http://www.youtube.com/watch?v=6V9NaJtrncw
von seiner High School Karriere und amcht zudem ein Triple Double (41/10/11)

Anonym hat gesagt…

Ich glaube Majo zeichnet sich nicht grade durch Bodenständigkeit aus. Er hat ja sogar schon mal einen Refree beleidigt und mit Dope wurde er auch schon erwischt.