31. März 2008

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Cejka mit seinen roten Bullen

Der Golfer Alex Cejka hat am letzten Wochenende eine Odyssee hinter sich gebracht, die einem enormen Respekt abnötigt. Er war am Samstag nach der dritten Runde des Zurich Classic im TPC Louisiana nach Las Vegas geflogen, weil er dachte, die Veranstaltung sei für ihn mit dem 54-Löcher-Cut zu Ende (eine neue und ziemlich konfuse Regel). War sie aber nicht, weil für einige die dritte Runde wetterbedingt am Sonntag weiterging. Wie dem auch sei: Wäre Cejka zu Hause geblieben, hätte ihn die Turnierleitung disqualifiziert. Resultat: Kein Preisgeld. Und keine Punkte im Langzeitkampf um den FedEx-Cup.

Was tat der Gute? Er bestieg Samstagabend bei seiner Ankunft in Las Vegas postwendend ein Flugzeug nach Houston (New Orleans ist flugtechnisch nur schlecht zu erreichen). In Texas kam er nachts um 1 Uhr an, mietete sich ein Auto und setzte sich ans Steuer, um die 500 Kilometer lange restliche Strecke abzuspulen. Er rollte um 6.40 Uhr auf dem Platz vor, rund eine Stunde vor seiner Abschlagzeit - in Jeans, T-Shirt und in Gummilatschen und ohne seine Schläger, die er hatte in Las Vegas nicht mehr rechtzeitig einsammeln und wieder aufgeben konnte. Er besorgte sich im Clubhaus ein ordentliches Hemd, Golfschuhe und eine Kappe mit dem Clublogo. Ein Mitspieler lieh ihm seine Regenüberziehhose, denn Jeans sind auf Golfplätzen aus Gründen der Etikette nicht gestattet. Außerdem musste er sich einen Satz Leihschläger mieten, die natürlich nicht exakt nach seinen Bedürfnissen angefertigt waren.

"Die ersten 200 Kilometer war ich wirklich müde", sagt er hinterher, nachdem er eine 71 gespielte hatte, die beste Runde der ganzen Woche. "Ich habe sechs Red Bulls gekauft, um mich wach zu halten. Die ersten Löcher sind gut gelaufen. Also haben mich die Red Bulls wohl weiter gepusht. Cejka belegte den 75. Platz, bekam einen Scheck über 11.656 Dollar, was weit mehr war als die 400 Dollar für das Flugticket und die Kosten für den Mietwagen. Mit dem konnte er anschließend gleich wieder nach Houston gondeln, wo er am heutigen Dienstag in einem Pro-Am-Turnier erwartet wird.

30. März 2008

Die schlimmsten Tätowierungen

Alles, was die Welt in den neunziger Jahren noch brauchte, waren Sportler mit Tätowierungen. (Nachdem die Matrosen ausgestorben waren und durch Container-Schiffe ersetzt). Und die Welt bekam Sportler mit Tätowierungen. Zuerst waren es vor allem Basketballer. Und von denen ließen sich die ersten noch recht dezent dekorieren. Inzwischen gibt es Athleten, die ganz offensichtlich das Konzept der Ganzkörper-Tätowierung betreiben. Schlimme Fälle gibt es zuhauf. Soviele jedenfalls, dass man bei si.com jemanden bat, die seiner Meinung nach fünf schlimmsten zusammenzustellen. Kurioserweise wurde der schlimmste Fall nicht im Bild dokumentiert. Hier das Link zu einem Foto, auf dem man wenigstens eine Ahnung davon bekommt, wovon die Rede ist.

29. März 2008

Macht neugierig auf mehr

Mit Martin Kaymer hat es damals auch eine Weile gedauert, bis der Rest der Welt begriff, dass in dem Jungen aus Mettmann mehr steckt als in den interimistisch angepriesenen Golfern deutscher Provinienz, die nach Bernhard Langer kamen. Also werden wir jetzt auch nicht gleich nervös, weil das nächste Ausnahmetalent aus Deutschland dieser Tage irgendwo in den Dreißigern eines ausgewachsenen LPGA-Turniers in Arizona rangiert. Sandra Gal - so heißt die junge Golferin aus Leichlingen - spielt in diesem Jahr zum ersten Mal bei den Profis mit, nachdem sie vorher an der Universität Florida in der Mannschaft stand. Sie hat in dieser Saison (inklusive dem gerade laufenden) an drei Turnieren teilgenommen und dreimal den Cut überstanden und Preisgeld verdient. Das summiert sich zwar noch zu keiner Riesenschlagzeile, aber macht neugierig auf mehr.

Die neue Frau an seiner Seite

Wir wissen, welche Art von Domestiken Lance Armstrong gut fand. Wir wissen, welche Frauen ihn interessieren. Und welche Ausdauersportarten ihm eine Herausforderung bieten. Und nun wissen wir auch, in welche Art von Kunst er investiert. 20.000 Dollar war ihm diese Skulptur der amerikanischen Künstlerin Morgan Herrin wert. Der Galerist war froh, dass jemand von dem Kauf Notiz nahm.

28. März 2008

Nassgemacht

Das Ganze hieß mal Royal Tennis oder auch Real Tennis und wurde in engen Höfen gespielt. Dann kam die leisure class im viktorianischen England auf die Idee, das Spiel auf Gras umzutopfen, und nannte es lawn tennis. So weit so gut. Schon schlimm genug, dass daraus irgendwann die Varianten auf Asche und auf Bitumen entstanden und der Rasen von Forest Hills und der von Melbourne aus dem Kalender genommen wurden. Aber neuerdings reicht auch das nicht mehr. Rafael Nadal und Roger Federer haben neulich auf einem Platz gespielt, der zur Hälfte aus Sand und zur Hälfte aus Rasen bestand. Jetzt standen sich Serena Williams und Rafael Nadal auf einem Swimmingpool in Miami Beach gegenüber. Es sollte der Eindruck entstehen, die beiden spielten auf der Wasseroberfläche. Unsereins wurde dabei eigentlich nur klar, dass Wasserball auch eine schöne Sportart ist. Und niemand bisher auf die Idee gekommen ist, sie in einem anderen Milieu auszutragen.

In eigener Sache: Radio

Das war eine Art Premiere - und zwar im Kleinen: der fünfminütige Radio-Beitrag über den Golfer Martin Kaymer, der am Ostermontag beim Deutschlandfunk (übrigens in einer wirklich bestens gemachten Sportsendung) in den Äther geschickt wurde. Bei dem Erstwerk soll es nicht bleiben. Es sind bereits andere Themen angedacht. Vielleicht greift sogar in Zukunft bei der fertigen Ware auch noch der eine oder andere ARD-Sender zu und strahlt die fertigen Sprechkonserven ebenfalls aus. Es wird nicht ganz leicht sein, von hier aus - früh genug - jeweils konkrete Hinweise auf Sendetermine oder Streams oder Podcasts zu geben. Vielleicht lassen sich wenigstens nach der Ausstrahlung mitunter Links posten. Das alles wird sich weisen.

Liga gibt Cuban contra

Mark Cuban, der selbst ernannte Chefideologe in allen Fragen der neuen Medien, der neuen Basketballwelt und aller restlicher Fragen, die man ihm stellt, darf in der NBA noch immer nicht alles das machen, was er möchte. Neulich hat er die Blogger aus der Umkleidekabine der Mavericks hinausgescheucht (um ehrlich zu sein: es war einer). Nun hat die Liga in New York den Sachverhalt aufgegriffen und entschieden: So geht das nicht. Wie reagiert Cuban? Gagamäßig. Jetzt will er, dass alle Blogger kommen. Er möchte nämlich belegen, dass dann plötzlich genau das passiert, was er prophezeite, als er den einen Blogger aussperrte: Dass in der Kabine nicht genug Platz für alle ist. In dieser Saison müssen wir allerdings nicht mehr mit viel Andrang rechnen. Die Mavericks sind dabei, sich aus den Playoffs hinauszuspielen. Die Niederlage am Donnerstag in Denver gegen einen der zwei Rivalen um Platz 8 der Conference-Tabelle war bezeichnend. In der ersten Hälfte war das Fehlen von Dirk Nowitzki überhaupt kein Problem. Die Mannschaft spielte schnell. Jason Kidd traf endlich mal den Korb und schwuppidiwupp hatte Dallas eine Führung von 70:60 herausgespielt. Das war der Halbzeitstand (fast so wie in den alten Zeiten, als Nellie noch am Ruder war). Aber für ein ganzes Match reichte die Energie nicht. Und so ging die Partie verloren. Und zwar deutlich genug. Samstag gibt es die nächste Abreibung - gegen die Golden State Warriors.

Dankschreiben

Gestern gab es Post aus Wien, von wo aus Nikolaus Panny solche Outlets wie sportnet.at und das große, bunte, monatliche Sport-Magazin bedient. Manchmal kommt ihm dabei American Arena als Inspirationsquelle zu Hilfe, wie er schrieb. Denn er hatte in einem Beitrag über Kobe Bryant den Hinweis auf einen Schweizer und sein Enthüllungsbuch gefunden. Darin wird der Basketballprofi beschuldigt, einen Mordauftrag gegeben zu haben. Panny war so nett und bedankte sich für die Fährte, nachdem er den Mann gefunden und das gewünschte Interview erhalten hatte. Einen Ausschnitt kann man bei sportnet.at lesen. Für die gesamte Konversation muss man sich das Heft besorgen.

27. März 2008

Alex - oder so ähnlich

Jeder kann herausfinden, welcher amerikanische Baseball-Profi ihm typmäßig am meisten ähnelt. Das dürfte besonders für Leute interessant sein, die keine Ahnung von dem Spiel haben. Und die nicht wissen, wer wer ist. Ich streue jedenfalls schon mal Asche auf mein Haupt. Denn das kam dabei heraus, als ich die Fragen des Computers beantwortet habe.
Find out Which Major Leaguer Are You at LiquidGeneration.com!

Alex Rodriguez ist übrigens der neueste Schlagzeilenlieferant der von seinem ehemaligen Mannschaftkollegen Jose Canseco im Rahmen der PR für seines zweites Buch losgetretenen Dopingverdächtigungen. Cansecos erstes Buch Juiced, das ihm den Ruhm eines Verräters in der Branche eingebracht hat, wurde von den darin Benannten und Beschuldigten pauschal als Unsinn abgetan. Inzwischen wissen wir, wie wahr das alles gewesen muss.

25. März 2008

Mutti, der Mann mit den Eiern ist da (fast da)

Man sollte sich um Himmels Willen nicht zu früh freuen. Aber die Zeichen für einen Rauswurf von Isiah Thomas bei den New York Knicks sind unübersehbar. Die sich abzeichnenden Veränderungen besagen: mit Donnie Walsh kommt ein neuer Verantwortlicher für die Basketball-Abteilung des Madison Square Garden nach Manhattan. Der wird sich dann mit den weiteren Personalfragen abmühen, nachdem Club-Eigentümer Joe Dolan nicht die cojones aufgebracht hat, das Großreinemachen selbst zu besorgen. Die Besonderheit: Walsh hat Thomas einst bei den Indiana Pacers den ersten Trainerposten gegeben. Angeblich ist das Verhältnis der beiden ungetrübt. Dann dürfen wir mal gespannt sein, wie teuer die Vertragsauflösung wird.

An der Wand


Jetzt ist endlich klar, wodurch das Logo der Olympischen Spiele von Peking inspiriert wurde (via Deadspin).

18. März 2008

Landis: Alles noch einmal von vorne

Irgendwann zwischen all den Elogen auf den Ritter der Landstraße und den unablässigen Versuchen, ihn vor den schwersten Angriffen in Schutz zu nehmen, muss dem amerikanischen Autor und Radsportexperte Martin Dugard doch noch ein Licht aufgegangen sein. Kein großes. Denn dazu war er viel zu lange von den verwinkelten Facetten der klassischen Aufsteiger-Biographie von Floyd Landis gefangen. Aber ein kleines. Und also beschloss er, einen Artikel zu schreiben, der letzte Woche, nur wenige Tage vor dem Beginn der Berufungssverhandlung in der Dopingsache Floyd Landis in einem Lifestyle-Magazin in Kalifornien erschien und in der Radszene für Aufsehen sorgte.

Der Text enthält keine sensationellen Erkenntnisse. Außer vielleicht jenem hingeworfenen Zitat, mit dem Dugard zum ersten Mal andeutet, dass Landis wohl schon immer mehr über illegale Substanzen gewusst hat, als er öffentlich zugibt: “Nur dass du es weißt, Marty”, hat der 32-jährige Sportler seinem Bewunderer mal in einem achtlosen Moment in einem Restaurant in Kalfornien gesagt. “Lance hat gedopt.” Es war denn auch weniger der Mangel an handfesten Informationen, der die große Fangemeinde des berühmtesten Manipulateurs in der Geschichte der Tour de France in Wallung brachte. Sondern dass er am Ende erklärte, dass ein Mann mit seinem Wissensstand auf gar keine andere Schlussfolgerung als diese kommen kann: “Denkst du, dass er es getan hat? Ja.”

Das Schiedsmännergremium des Court of Arbitration of Sports (CAS), das ab Mittwoch in einer Anwaltskanzlei in New York mit einer auf sechs Tage angesetzten Beweisaufnahme den Fall Landis noch einmal aufrollt, könnte durchaus zu einem anderen Urteil kommen. Denn das Sportgericht wird sich nicht darauf beschränken, die rechtmäßige Abwicklung des erstinstanzlichen Verfahrens zu bewerten, das im September des letzten Jahres mit einem Schuldspruch und einer Sperre bis zum Januar 2009 endete. Bei der neuerlichen Verhandlung wird alles ganz genau ein zweites Mal durchgenommen, um zu bestimmen, ob Landis auf der 17. Etappe der Tour 2006 nach Morzine synthetisches Testosteron im Körper hatte und ob das französische Labor, das den Nachweis führte, korrekt gearbeitet hat.

Der größte Unterschied zum ersten Verfahren in Santa Monica vor knapp einem Jahr, das mehr als eine Woche dauerte und eine 84 Seiten starke Urteilsbegründung produzierte: Die Öffentlichkeit ist diesmal, so wie sonst auch, ausgeschlossen. Und sie ist darauf angewiesen zu spekulieren. Immerhin wollen die CAS-Juroren am Ende der Beweisaufnahme in New York einen verbindlichen Termin dafür nennen, wann sie ihre Entscheidung verkünden wollen.

Während dessen hat Dugard erfahren dürfen, was es heißt, “der Prügelknabe dieser Quasi-Radsportfans” zu sein, die glauben, dass “Fahrer aus jedem anderen Land dopen, nur nicht aus Amerika”. Früher hat er von dieser engstirnigen Haltung durchaus profitiert. Sein Buch “Chasing Lance”, das den siebten Tour-de-France-Erfolg von Armstrong im Jahr 2005 unkritisch beschreibt, verzichtet auf die Auseinandersetzung mit dem Kernthema des Radsports.

Dabei signalisiert die wetterwendische Neuorientierung des Autors nicht mehr als einen Stimmungswandel im ganzen Land. Der geht vor allem auf die Meineidprozesse zurück, die als Ausläufer der BALCO-Ermittlungen Sportler wie Marion Jones ins Gefängnis gebracht haben. Ein ähnliches Schicksal versucht übrigens derzeit in San Francisco die ehemalige Radfahrerin Tammy Thomas abzuwenden. Sie war ebenfalls am Rand der staatsanwaltlichen Untersuchungen gegen Victor Conte und das von ihm vertriebene THG ins Räderwerk der Justiz geraten. Sie bestitt unter Eid, Mittel aus der Fabrikation des inzwischen ebenfalls verurteilten Steroid-Designers Patrick Arnold genommen zu haben. Inzwischen wurde im Rahmen der Anklageerhebung bekannt, dass sich bereits ihre Ärztin im Jahr 2000 besorgt darüber geäußert hatte, dass sich bei der Bahnradfahrerin der Bartwuchs eines Mannes eingestellt hatte und ihre Stimmlage in ein tieferes Fach gesunken war.

Thomas, die im zweiten Semester Jura studiert, bekannte sich im ersten Verfahrensgang erneut nicht schuldig. Die Beweisaufnahme beginnt am 24. März. Der Prozess wird vor allem von den Anwälten des Baseballprofis Barry Bonds mit großem Interesse verfolgt. Denn ihr Klient - ebenfalls im Rahmen der BALCO-Ermittlungen unter den Verdacht des Meineids geraten – ist als nächster an der Reihe. Die Verteidiger erhoffen sich Einblick in die taktische Vorgehensweise der Anklagevertreter, die bislang noch in keinem Fall ihr Arsenal auf den Tisch legen mussten. Alle Fälle endeten bislang mit Teilgeständnissen der Beschuldigten.

17. März 2008

Ziemlich klamottig


Irgendwann muss in der NBA die alte, devote Haltung gegenüber den Vertretern des Fernsehens im Mülleimer gelandet sein. Der Grad an Respektlosigkeit ist unterschiedlich. Besonders, wenn es um TNT-Reporter Craig Sager geht, der den Eindruck erweckt, als er seine Garderobe im Fundus von alten Theatern zusammensucht. Aber der jüngste Fall von Lakers-Trainer Phil Jackson, der mitten in eine Antwort auf die Frage nach seinen taktischen Plänen ein Kompliment in Sachen Bekleidung einbaut. ESPN-Reporterin Michele Tafoya nahm es ohne mit der Wimper zu zucken. Löst das Reden über Klamotten demnächst jedes ernsthafte Gespräch über Basketball ab? Oder geht es schon gar nicht mehr um Basketball, sondern nur noch um Stil und schönen Schein?

14. März 2008

Unfreiwilliger Salto

Niemand weiß, wie riskant und mühsam die Arbeit von kanadischen Fernsehreportern wirklich ist. Meistens ist Winter. Viele Leute schauen US-Programme - also nicht zu. Und jedes Mal, wenn man nach Quebec zum Termin muss, darf man auch noch sein Französisch auspacken. Und dieser Alltag wird dann noch von Mutproben unterbrochen, die auf die Knochen gehen. Und zwar live. Und dann lädt das Ganze auch noch jemand ins Internet. Yikes.

Tiger düst im Sauseschritt?

Letzte Woche im Madison Square Garden beim Tennis, heute in Orlando beim Golfturnier und am 20. März auf dem Weg ins All? Tiger Woods, was ist der Plan?

via With Leather

Der Klingelbeutel: Gebrauchte Urinale teuer abzugeben

MITTEN IN INDIANA, also mitten in den USA, haben die Menschen das ziemlich auspeprägte Gefühl, den wahren Geist des Landes zu repräsentieren. Wir in New York nennen das auch gerne Fly-Over Country, weil wir auf solche Dinge wie dies nur von oben herabschauen: Die Indianapolis Colts versteigern die Urinale aus der Umkleidekabine der Spieler im RCA Dome.
Die Porzellangefäße sind überflüssig geworden, weil die Mannschaft ein nagelneues Stadion bezieht und die alten Dinger nicht mitnehmen will.

NEULICH HABEN wir Martin Kaymer von dieser Stelle aus den Tipp gegeben, eine Scorekarte gut aufzuheben - als Souvenir und zur Erinnerung an eine formidable Runde. Diese hier sollte er allerdings gleich in Orlando lassen oder verbrennen. Hatte der 23-jährige nach der ersten Runde durchaus noch eine realistische Chance, den Cut zu schaffen, kegelte er sich heute in der zweiten Runde mit zwei frühen Doppel-Bogeys aus dem Feld der Geldverdiener heraus. Alex Cejka ist mit einem 17. Platz in der Zwischenwertung auf einem guten Weg. Kaymer hat nächste Woche in Miami eine neue Chance. Es ist, weil unter dem Banner der World Golf Championship ein auserlesenes Teilnehmerfeld. Der Platz - Doral - sollte ihm jedoch liegen.

IN DER HEIMAT von Kige Ramsey hat man die Nase voll von anonymen Bloggern und Kommentaristas. Und so hat jemand einen Gesetzesentwurf eingebracht, um dem Internet endlich Manieren beizubringen. Nicht anzunehmen, dass es durchkommt. Und wenn, betrifft es nur die Hinterwäldler in diesem Landstrich. Kige ist nicht betroffen. Er nennt ja jedes Mal brav seinen Namen, wenn er sich von seinen Videozuschauern verabschiedet. Der Blogger, bei dem der Hinweis auf dieses Thema heute auftauchte, hat übrigens nach mehreren Jahren seine Anonymität frewillig aufgegeben. Das könnte ein Trend werden, denn im Februar hatte bereits Fire Joe Morgan die Maske fallen lassen. Eine der Mitstreiter schreibt übrigens für die Sitccom The Office.

NIEMAND WEISS WIRKLICH, wieviel die amerikanische Wirtschaft an Sozialprodukt einbüßt, wenn Millionen die Live-Übertragungen vom College-Basketball anschauen und wegen March Madness ihre Arbeit ignorieren. Aber die Zahlen sind wilde Schätzungen und provozieren zurecht jemanden wie King Kaufman bei salon.com zu einem Beschwerde-Post.

When Billy met Paul

Solange Major League Baseball Clubs noch solche Wünsche erfüllen, wird man einen Rest von Sympathie behalten: Der Schauspieler Billy Crystal durfte gestern in einem ernsthaften Spiel der New York Yankees einmal ernsthaft an den Schlag und freute sich hinterher wie Bolle auf dem Milchwagen. 60 Jahre ist der ziemlich kleine Mann, der in Filmen wie When Harry Met Sally und als Oscar-Moderator berühmt wurde und mit City Slickers einen Comedy-Klassiker auf die Beine stellte. Und sicher kein Gegner für einen Pitcher wie Paul Maholm von den Pittsburgh Pirates, um den auch nur annähernd in Schwierigkeiten zu bringen. Lesenswert: Die Geschichte über das Ereignis in der New York Times von heute.

12. März 2008

Eiskapaden auf der Bühne: Die Rock-Oper "Tonya & Nancy"

Die Klasse von Tommy hat sie wohl nicht - die Rock-Oper Tonya & Nancy, die vor ein paar Tagen in Portland welturaufgeführt wurde. Aber so gut, dass die Veranstalter verlängerten, ist sie wohl dann doch. Und auf jeden Fall so interessant, dass Tonya Harding, die verfemte ehemalige Eiskunstläuferin, bei der Premiere sogar selbst vorbeischaute. Bevor wir hier die ganze Seifenkiste jener merkwürdigen Rivalität aus dem Winter 1993/1994 noch einmal auspacken - wofür gibt es eigentlich das American-Arena-Archiv? - hier lieber ein paar Infos über die Autoren: Geschrieben wurde das Werk von Elizabeth Searle, die Rock ’n’ Roll-Version hat Michael Teoli komponiert. Beide leben an der Ostküste in Massachusetts (wo Kerrigan zuhause ist), waren aber froh, dass man in der Heimatregion von Harding in Oregon Gefallen an dem Projekt fand. Hier die ausführliche Besprechung eines Bloggers.

Wenn die NBA in die Stadt kommt: Angst vor Egomanen und Schießereien


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Die Identifikation der Fans vor Ort mit Mannschaften aus den großen US-Ligen wird ganz offensichtlich stark überschätzt. Sicher. Die Club-Eigentümer tun immer so, als sei eine Stadt ohne Teams in den Oberhäusern des amerikanischen Sports nur ein Kaff zweiter oder dritter Kategorie. Und viele Bewohner sehen das ebenso. Deshalb kommen immer wieder diese Förderungsmaßnahmen zustande, bei denen die Politiker Steuergelder ausgeben, um riesige Hallen oder Stadien zu bauen und im Prinzip in die gleiche Falle tappen. Denn es handelt sich um irre Subventionen, die sie anderen Wirtschaftszweigen nie zukommen lassen würden. Gut geht es bei so etwas immer nur den Sportlern, deren Gehälter inzwischen ins Unermessliche steigen. Und den Club-Eigentümern.

Seattle wird also ohne die SuperSonics kein bisschen leiden. Jedenfalls nicht an angeknackstem Selbstwertgefühl. Und nicht an Langeweile. Vielleicht werden sich die Bewohner der Stadt demnächst sogar amüsieren, wenn der offensichtlich unabwendbare Umzug vollzogen ist. Und zwar über die Bewohner von Oklahoma City, die zwar gefragt wurden, ob sie mit ihren Steuern die existierende Halle ausbauen wollen und mehrheitlich zustimmten. Aber einige sagten neulich zum ersten Mal den örtlichen Medien öffentlich, was sie denken und dass im Bible Belt die Uhren anders ticken: "We don't want the NBA, with its image problems, fatherless children, egomaniacs and shootings. No thanks", hieß es.

Die Liga von David Stern hat offensichtlich nicht das saubere Image, was man in Oklahoma gerne mit Sport verbindet. Einige glauben, dass die Anwesenheit der Spieler irgendwie die Kriminalität in die Höhe treiben wird und das Image der Stadt nach unten ziehen. Hören wir da vielleicht eine gewaltige Portion unverhohlenen Rassismus durch? Der Schreiber dieses Artikels findet es überhaupt nicht angebracht dass seine Mitbewohner so schlecht über die NBA reden. Nach allem, wie gut sich die New Orleans Hornets bei ihrem zweijährigen hurricanebedingten Abstecher benommen haben.

David Stern spielt in all dem eine dubiose Rolle. Er hat nichts dagegen, dass der Club umzieht und in eine Stadt wechselt, in der er spätestens in sechs Jahren am Stock gehen wird (so wie die Eishockey Clubs in Nashville und Columbus). Er zeigt damit sein wahres Gesicht: das eines Menschen, der Stromlinie den Weg des geringsten Widerstandes geht (via Sports Media Watch).

11. März 2008

Medienarbeit in Dallas: Ein Blogger sperrt die Blogger aus

Foto: flckr/creative commons/mil8 via valleywag

Mark Cuban hat ein Mantra, das er vermutlich ernst meint, wenn es aus ihm heraus oooooohhhmt. "Regel Nummer eins für mich beim Bloggen ist, ehrlich zu sein." Klingt gut. Aber immer mehr Leute bezweifeln, dass Dirk Nowitzkis Arbeitgeber wirklich weiß, was das ist: ehrlich. Cuban hat vor wenigen Tagen einen Blogger der Dallas Morning News per Dekret aus der Umkleidekabine der Mavericks geworfen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil akkreditierte Journalisten in der NBA und in anderen Ligen Zugang zur Umkleidekabine haben, um dort mit den Spielern sprechen zu können - vor einem Match und hinterher. Und der Blogger ist nicht anderes als ein Journalist, der auf der Website seiner Zeitung einen anderen Berichterstattungsstil pflegt. Cuban behauptet, er müsse einen Strich ziehen und Bloggern diese Arbeitsmöglichkeit nehmen, die er ihnen bislang eingeräumt hatte, weil es an Platz fehlt. Alles nach dem Motto: Die vielen Blogger treten den normalen Journalisten auf die Füße und stören bei der Arbeit.

Das wäre vielleicht noch zu verstehen, wenn die Umkleidekabine wirklich eng wäre. Sie ähnelt aber mehr einer kleinen Halle. Es wäre vielleicht auch noch zu verstehen, wenn sich Journalisten über die Blogger beklagt hätten. Aber davon redet Cuban gar nicht. Er redet auch nicht davon, dass er neulich eine eigenartige Beschwerde gegenüber Deadspin-Blogger Will Leitch los lies, weil der nach der Veröffentlichung des Interviews mit Cuban für das Magazin GQ noch ein paar Sätze in einem Schwester-Blog absonderte. Er redet von einem Prinzip. Es geht ihm um Gleichbehandlung und Fairness und all der hochgestochene Unsinn, der einem Mann über die Zunge rollt, wenn er die Macht hat, die Regeln festzulegen und dem Publikum die Regeln nach Gusto zu erklären.

Cuban ist ein seltsamer Mann. Und diese Aktion bestätigt es nur aufs Neue. Bezeichnend dass die Maßnahme in eine Zeit fällt, in der die Fans anspruchsvoller werden und zum ersten Mal mit sehr klugen Argumenten die Qualitäten des Trainers Avery Johnson in Zweifel ziehen. Extreme Eitelkeit schimmerte durch, als Johnson vor ein par Tagen aus Anlass des neuen von Dirk Nowitzki aufgestellten Clubrekords folgendes erklärte: "Er hat mir gestattet, das Beste aus ihm herauszuholen. Er hatte einen Triple Double in diesem Jahr. Er ist MVP gewesen...." Der Hinweis auf seine eigene angebliche Rolle in der Entwicklung des Würzburgers nervt Anhänger. Denn sie haben nicht vergessen, dass es Holger Geschwindner war, der ihn entdeckte und förderte. Und dass es Don Nelson war, der ihn draftete und das erste schwierige Jahr durchhielt und ihm zur Entfaltung seiner Sprungwurf-Fähigkeiten verhalf. Sie wissen auch, dass Nowitzki niemand braucht, der ihn motiviert. Kaum jemand in der NBA trainiert mehr und härter. Und das seit Jahren.

Obendrein spricht sich allmählich herum, dass Johnson ein lausiger Playoff-Coach ist und weit mehr Verantwortung für die beiden Pleiten der letzten Jahre hat als sein bester Spieler, der auf dem Platz nicht genug Hilfe bekommt. Johnson hat bisher kurioserweise stets einen Freifahrtschein erhalten - von den Medien und auch von den Fans. Nach dem Jason-Kidd-Trade will ihm niemand mehr irgendwelche Fehlleistungen nachsehen. Der Lack ist ab. Jetzt muss er beweisen, dass er etwas hinbekommt. Dass Johnson der falsche Trainer für den Deutschen ist, sollte man spätestens seit dieser Nachricht wissen.

Etwas weniger deutlich habe ich das bereits vor dem Anfang der Saison in der FAZ geschrieben, als ich meine Verwunderung darüber formulierte, dass Nowitzki sich nicht endlich gegen die Bevormundung von Johnson zur Wehr setzt. Die Zeichen standen schon damals an der Wand. Nur wollte sie kaum jemand lesen.

Lohn für Gartenarbeit am Abend: Kappe in schwarz

Roger Federer, Teil 2: Der Bericht über die gestrige Abendveranstaltung im Madison Square Garden in der FAZ wurde online gestellt. Der Text erscheint gedruckt in der Mittwochausgabe. Tennis hat es im Garden schon viele Jahre nicht mehr gegeben. Nachdem die WTA-Tour abwanderte, weil das Jahresabschlussturnier der Besten beim anspruchsvollen New Yorker Publikum kaum noch Stimmung entfachte, wirkte die Showveranstaltung fast schon wie eine Wiedergeburt. Montags bei einem Spiel, in dem es um nichts geht. Und 19.000 Zuschauer pilgern in die Halle - das ist schon bemerkenswert. Die wurden dann auch noch in ihrer Lust auf Prommis bedient. Tiger Woods war da und sah meistens in die Tiefe des Raumes. Donald Trump wurde gesichtet, genauso wie Anna Wintour, die Chefredakteurin der Vogue. Ich sah den Medien-Tycoon Barry Diller und verwickelte dann noch den ehemaligen Bürgermeister David Dinkins beim Herausgehen in ein Gespräch. "Das ist der beste, den es je gab", sagte der ehemaliger Politiker, dem es die Stadt verdankt, dass nicht auch die US Open irgendwann abgewandert wäre, über Federer, den die New Yorker sicher irgendwann als einen der ihren adoptieren werden. Diese Eloquenz bei den Pressekonferenzen, ständig bereit zu einem Lächeln, ein gut aussehender Metrosexueller mit einer eigenen Parfümserie, der diesmal ganz in Schwarz spielte - das gab es noch nicht. Dagegen wirkt sogar ein Ur-New Yorker wie John McEnroe, der als Kommentator fürs Fernsehen dabei war, wie ein abgewetzter Stein. Später in der U-Bahn fand ich in der Tüte mit den Gastgeschenken eine schwarze Kappe mit dem Schriftzug, den ich am Morgen nicht auf Anhieb gedeutet hatte. Dessen Magie will ich demnächst mal antesten. In unserem Country Club gibt es sechs Tennisplätze und Mitglieder, die leidenschaftlich gerne dem gelben Ball hinterherlaufen. Die sollten zumindest neugierig werden.

10. März 2008

Logo raten

Roger Federer sah heute morgen bei der Pressekonferenz in einem Restaurant am Central Park ziemlich fit aus. Aber am fittesten wirkte die rote Kappe auf dem Kopf. Die sah aus, wie angeschmiedet. Man schaut die ganze Zeit drauf und denkt: Was soll dieses Logo, das aus einer Andeutung von zwei Buchstaben besteht bloß sagen? Ist das eine neue Sache von Nike? Und dann geht einem plötzlich ein Licht auf: Es sind die Anfangsbuchstaben von dem Mann unter der Kappe: RF. Und ja. Nike steckt dahinter. Federer sah nicht nur fit aus, sondern war auch locker drauf, was das Antworten von Fragen angeht. Pete Sampras, sein Gegner heute abend im Madison Square Garden, wirkte ebenfalls extrem gut gelaunt. Die Halle ist übrigens ausverkauft - 19.000 Leute wollen den Schaukampf sehen. Mehr darüber in umfangreichen Berichten in der Mittwochausgabe vom Tages-Anzeiger und von der FAZ.

March Madness für Fortgeschrittene: Wie wär's mit einem kleinen Eingriff?

Frage: Wann ist eigentlich die beste Zeit für eine Vasektomie? Antwort: Das kommt darauf an. Auf die Zahl der Kinder, die man bereits in die Welt gesetzt hat, zum Beispiel. Und auf die Umstände. Männer, die sich bereits intensiv mit dem Gedanken beschäftigt haben, sollten sich vielleicht mal diese Geschichte durchlesen. Da wird der Eingriff für die ersten Tage von March Madness empfohlen - also jene Periode, die jetzt wieder vor der Tür steht und in der von morgens bis abends überall in den USA in einem KO-Turnier irgendwelche Collegemannschaften im Basketball gegeneinander antreten. Eine Zeit, in der viele Kerle sowieso nichts anderes tun wollen, als auf der Couch herumzulungern und in die Glotze zu starren.

Der Blog, auf dem es die Illustration gibt, hat übrigens noch eine ganz andere Idee, wie man die Zeit überbrücken kann: mit Musik, die irgendwie zum Thema passt: Dies ist die Liste der "zehn Songs für deine Vasektomie". Auf Platz eins steht Love Removal Machine von The Cult.

9. März 2008

Gegen Mädchen auf die Matte

Nachtrag zum Internationalen Frauentag am Samstag: Groben Schätzungen zufolge gibt es inzwischen in den USA 7.000 Mädchen, die sich die Sportart Ringen als Freizeitbeschäftigung ausgesucht haben. In hunderten von Schulen wird die Disziplin als Wettbewerbssport betrieben. Das heißt für die ambitionierten weiblichen Teilnehmer: Sie müssen gegen Jungen auf die Matte. Manche schlagen sich hervorragend und verpassen den jungen männlichen Gegnern ein Trauma fürs Leben. Gegen ein Mädchen zu verlieren - was könnte schrecklicher sein? Hier ein aktueller Bericht über die Entwicklung und das Für und Wider, der bei ESPN lief (via AOLFanhouse).

Gehe direkt über Los

Das lernt man eigentlich schon ganz früh in den Marketing-Seminaren an den besseren Business-Colleges, dass man als Unternehmen mit seinem Markennamen nicht herumspielt. Nicht mit den Worten und nicht mit dem Schriftbild. Aber was wären Regeln ohne Ausnahmen? Und was wären Amerikaner ohne diese Pseudo-Attitüde des Schmelztiegels aller Rassen und Hautfarben, wenn sie nicht ab und zu zeigen würden, dass sie für den Extra-Dollar alle Regeln sausen lassen und auch Menschen ansprechen, die sie sonst lieber links liegen lassen? Das nennt man dann eine Imageförderungmaßnahme.

Das jüngste Beispiel: Die San Antonio Spurs, die aus Anlass irgendeiner Latino-Woche in einem Trikot mit dem Schriftzug Los Spurs herumlaufen. Letztes Jahr boten die San Francisco Giants im Baseball eine ähnliche Show auf - als Gigantes. Nun macht die NBA diesen Quatsch: Es gab heute im Match gegen San Antonio auch Los Suns. Besonders im Fall der NBA ist die Idee geradezu idiotisch. Zwar nennt der Spanisch sprechende Teil der fanaticos den Club Los Spurs oder Los Suns. Aber das ist so wie die Englisch sprechende Gruppe, die die Mannschaft the Spurs nennt oder the Suns - ein bestimmter Artikel, den man aus Gründen des besseren Verständnisses braucht. Ich bin sicher, dass die Liga das nie mit einer deutschen Version versuchen würde: Die Mavericks klingt irgendwie so, als ob man jemandem den Tod wünscht.

Warum Shaq und Cejka plötzlich wach werden

Wenn mehr auf dem Spiel steht, werden selbst Sportler noch mal wach, die bereits so wirkten, als wären sie auf dem Weg in die Frührente. Wir reden von ersten Spiel von Shaquille O'Neal im Trikot der Phoenix Suns, bei dem er seinen müden schweren Körper endlich auf die Betriebstemperatur gebracht hat, die man von ihm in Arizona von Anfang an erwartet hat. Wenn man sieht, wie reaktionsschnell Shaq auf einmal arbeitet und wie er in die dritte Sitzreihe fliegt, um noch einen Ball im Spiel zu halten (siehe Video), kommt man nur auf eine Erklärung für die Energieleistung: ein Gegner von der Klasse der San Antonio Spurs. Das ist gut. Denn um in den Playoffs gegen die Spurs und gegen Tim Duncan zu bestehen, wurde O'Neal geholt. Da macht es Sinn, dass er bereits kurz vorher mal aufblitzen lässt, was die Suns mit ihm gegen San Antonio auszurichten in der Lage sind.


Im Golf haben wir einen ähnlichen Fall. Obwohl die Anhaltspunkte dafür eher verschwommen sind. Aber wieso spielt Alex Cejka auf einmal so viel besser als in den letzten Jahren, in denen er immer froh sein durfte, wenn er die Tourkarte für ein weiteres Jahr behalten durfte? Falls er die Forumsbeiträge auf seiner eigenen Webseite liest, vermag man nur auf eine Erklärung für den Aufschwung zu kommen: Martin Kaymer. Der 23jährige macht dem einst als Nachfolger von Bernhard Langer apostrophierten Exil-Tschechen mit dem deutschen Pass und dem amerikanischen Lebensmittelpunkt gerade vor, wie man eine Karriere so exerziert, dass die richtigen Leute aufmerksam werden. Der Sieg in Abu Dhabi und der zweite Platz in Dubai war nicht die einzige Botschaft, die Kaymer an die Welt geschickt hat. Die viel deutlichere Nachricht stand in Dubai auf seiner Mütze zu lesen, auf der sich in Abu Dhabi noch kein Sponsorenname befand: Er hatte einen Vertrag mit Titleist abgeschlossen, der renommiertesten Firma im internationalen Ausrüstergeschäft. Das heißt unter anderem: dass er die besten (und populärsten) Bälle im Bag hat. Cejka muss, weil ihn niemand anderer haben wollte, Srixon spielen. Was keine Schande ist. Aber trotzdem ist das so etwas wie der Ausweis seines Zweit-Liga-Status. Ein Status, auf die Stirn gedruckt, mit dem man jede Woche, vertraglich bedingt, öffentlich herumlaufen muss. Natürlich gibt es da nur eins: Besser spielen, positiv auffallen, die Vertreter der anderen Firmen beeindrucken, um bei der nächsten Vertragsrunde ein bemerkenswertes Angebot auf den Tisch zu bekommen. Am besten von einer Firma mit einem guten Namen. Und mit hervorragendem Material (Disclaimer: Ich spiele Ping-Eisen, einen Cleveland-Driver, Callaway-Hölzer, einen Mizuno-Putter und gefundene Bälle der Marken Titleist, Callaway und Nike - ich bin keiner Marke verpflichtet).

8. März 2008

Apotheose einer kranken Sportart

Ein Maler, der sich für den Radsport interessiert und deshalb die Helden der Landstraße auf die Leinwand bannt, muss nicht unbedingt ein Auge für die Legitimität ihres Schaffens haben. Allerdings taucht die Frage womöglich dann später trotzdem auf. Sagen wir mal dann, wenn es ums Verkaufen der Bilder geht. Oder anders formuliert: Wer bezahlt wirklich 1600 Dollar für ein Gemälde wie dieses, das einen als Dopingsünder überführten und gesperrten Radprofi zeigt? Ein Maler namens Steve Dennis aus Brooklyn, der seine Bemühungen auf der Webseite www.velopaint.com präsentiert, scheint das zumindest zu hoffen. Erst recht, nachdem die Blogger-Firma Gawkermedia ihn im Rahmen einer Goodwill-Aktion als Hätschelfall eingestuft hat und nun dafür sorgt, dass einem 'Kessler' (die Anführungsstriche sind vom Künstler persönlich) im alten Magenta-Trikot immer wieder von den Seiten der Firma entgegenbrüllt. Lang soll er leben, der 'Kessler', genagelt an irgendeine Wand, hoffentlich unverkäuflich, die eingefrorene, kunstgewordene Apotheose einer kranken Sportart, in der offensichtlich alles ging, solange niemand genau hingeschaut hat. Steve Dennis betrachtet seine Arbeit als Versuch, "den Geist, die Emotion und die Essenz des Radsports einzufangen". Wir sehen das ziemlich anders. Solange jemand nicht auch die Werkzeuge und die Helfershelfer der Doper widerspiegelt, hat er die Essenz des Radsports nicht verstanden. Und die von 'Kessler' auch nicht.

6. März 2008

22,86 Zentimeter lange Nägel aus keinem besonderen Grund

Warum man eigentlich immer erst einen Anlass braucht, um so etwas Markantes und Ausgefallenes in seinen Blog zu stellen wie das Video vom Auftritt von Nine Inch Nails beim Woodstock-Aufguss anno 1994 in Saugerties? Schwer zu sagen. Aber ich habe einen gefunden. Und niemand möge fragen, wie das zusammenpasst. Also hier die Meldung: Aus der Idee, eine neue Football-Liga auf die Beine zu stellen, die sich hauptsächlich aus Spielern rekrutiert, die bei der Draft durchgefallen sind, wird wohl nichts. Die All American Football League ist nach einem Bericht im Orlando Sentinel kurz davor, den Geist auszuhauchen. Noch ehe richtig Leben in die Sache kam. Dass so etwas in der Planung war, hatten wir gemeldet. Danach war es lange still.

Und nun die Musik und dazu noch ein paar Reminiszenzen. Denn ich habe das Konzert an dem Abend im Sommer 1994 erlebt und war von der Energie und der Musikalität einfach nur geplättet. Notizen zu dem Auftritt habe ich keine mehr. Denn mein eigentlicher Job bei diesem Festival war es, über ein paar andere Bands zu schreiben. Und über die brauchen wir heute kein großes Wort mehr zu verlieren. Genausowenig wie über das Interview mit Sheryl Crow im Tour-Bus, die zu jener Zeit gerade ihre erste CD herausgebracht hatte und sich als eine der Frauen mit Gitarre vorm Bauch profilierte, wie es sie damals zu hunderten gab. Und über die Nails brauchen wir eigentlich auch nicht zu reden. Die sprachen damals eindeutig eine so ausdrucksstarke Sprache, dass eigentlich nur eine Frage bleibt? Ganz aufdrehen oder noch lauter?

In einem Jahr wird es womöglich wieder Woodstock-Nostalgie geben. Wegen vierzig Jahre Jubiläum und so. Dann wird hier vielleicht die Geschichte über diese kleine Stadt ausgepackt. Und über die Konzert-Wiese (die ganz woanders war). Und über den Gedenkstein in jener Wiese, auf dem so mancher, der nicht bei dem Festival dabei war, später saß und gedankenverloren ins Nichts schaute.

5. März 2008

NBA-Expansion nach Europa: Nicht in den nächsten zehn Jahren

Image: http://etchasketchist.blogspot.com (used by permission)

Vor ein paar Wochen rotierte ein Gerücht, wonach NBA-Commissioner David Stern während des All-Star-Weekend in New Orleans seine Pläne für eine Expansion nach Europa enthüllt. Als ich am selben Wochenende in Deutschland von einer Kollegin gefragt wurde, was denn wohl an dem Gerücht dran sei, musste ich gestehen, dass ich das auch nicht weiß. Daß der amerikanische Schreiber, der das Thema lanciert hatte, aber in der Branche als unzuverlässig gilt. Und dann habe ich eine ganze Liste von Dingen heruntergerattert, weshalb die Liga KEINEN Ableger in Europa auf die Beine stellen wird.

Der wichtigste ist eine Kombination von zwei Dingen: Ohne Fernsehgelder von amerikanischem Zuschnitt (wo sollen die herkommen bei dieser dünnen Zuschauerdecke?) und ohne sogenannte expansion fees, die neue Clubs aufbringen müssen, damit sie zugelassen werden (inzwischen sicher mehr als 200 Millionen Dollar pro Team) - also ohne richtig viel Kohle ist es piepegal, ob man irgendwann in Europa große Hallen hat.

Nun gut. Der Commissioner hat in New Orleans nichts erzählt, aber dafür jetzt bei einem Abstecher nach Portland gesprochen. Hier der Dialog, der im Rahmen einer improvisierten Pressekonferenz stattfand - ausnahmsweise auf Deutsch übersetzt, um zu dokumentieren, wie vage das alles geblieben ist:

"Frage: Sie haben über die Expansion nach Europa in der Vergangenheit gesprochen. Was ist der Zeitrahmen dafür und für die Zukunftsaussichten?

David Stern: Ich habe einen Zeitrahmen von einem Jahrzehnt gesetzt, weil ich nicht denke, dass es morgen passiert. Aber es ist eine Tatsache, dass es AEG [Anschutz Entertainment Group] gibt, die das Staples Center [in Los Angeles] gebaut haben. Sie haben eine Arena in London gebaut. Sie bauen in Berlin. Sie gießen die Fundamente für eine Arena in Rom. Real Madrid und FC Barcelona haben Pläne für neue Arenen. Deshalb sehe ich eine Zeit, in der es Hallen im NBA-Stil geben wird. Ist das genug? Nein. Wir müssen dafür sorgen, dass die Zuneigung der Fans zu unserem Sport etwas wert ist, dass sie sich wirklich hinreichend dafür interessieren und dass die Einnahmesituation an den Punkt kommt, dass sie eine NBA-Mannschaft tragen kann. Sollte das alles passieren, und ich denke, ein Jahrzehnt ist im Moment der richtige Zeitrahmen, kann ich mir eine Division mit fünf Mannschaften in Europa ausmalen. Und ich meine eine Division, die spielt....das ist nicht meine Idee. Das wurde mit von einem Spanier vorgeschlagen, der gesagt hat, die Division sollte in einem Jahr im Osten spielen und im nächsten im Westen. Das macht das Reisen einfacher. Was weiß ich? Aber es eine interessante Idee. Und es ist keine große Sache von Boston nach Paris zu reisen. Ich sage dass zu einer Gruppe von Reportern, die weiß, wie weit es ist von Portland nach Orlando oder Boston ist. Das ist ziemlich interessant und anregend, darüber zu reden, über etwas, das noch ein Jahrzehnt weit weg ist, wenn man 65 ist."

Alles klar? Stern macht AEG keine Zusagen, nicht mal Versprechungen. Wenn man in Europa nicht hunderttausende von Basketballanhängern motivieren kann, wird man die Finger von der Expansion lassen. Und: Wir sollten jetzt zehn Jahre lang einfach nicht mehr spekulieren, was die NBA macht. Nicht mal in unseren Träumen...

4. März 2008

Blogs mit dem gewissen Etwas machen manche Leute einfach nervös

Amerikanische Sport-Blogger sind entweder
a) witzig
b) schlagfertig
c) respektlos
d) neugierig
e) kommunikativ
f) nervtötend
oder alles zusammen oder kommen in irgendeiner Kombination dieser Eigenschaften daher.

Sie sind NICHT
a) einflussreich
b) wohlhabend
c) wirtschaftlich abhängig von ihrer Schreiberei
d) leicht einzuschüchtern.

Und sie freuen sich, wenn ihre kleinen Stichelein und Provokationen ihre eigentlichen Zielpersonen aus der Sport- und Medienwelt aus der Ruhe bringt. Neulich äußerte sich Paul (korrigiert: Tony) Kornheiser (Washington Post, Pardon The Interruption, Monday Night Football) lang und breit und ziemlich genervt darüber, wie er mit den neuen Aufpassern und Nörglern aus dem Internet umgeht. Aber er behielt die Fassung und wie wir hier sagen: He staid in character.

Schon weit weniger cool scheint der Anwalt von George Karl, Trainer der Denver Nuggets, drauf zu sein, wenn es darum geht, die lästige Publizität abzuwehren, die seinem Klienten durch den Blog Fire George Karl blüht. Vor ein paar Tagen bekam der Blogger eine Email in einem ziemlich aggressiven Ton und mit einer Klageandrohung für den Fall, dass der aufmützige Schreiber die Grenzen der freien Meinungsäußerung überschreitet. Man könnte das auch als einen Einschüchterungsversuch bezeichnen.

Typisch Denver. Die Stadt hat zwar zwei Zeitungen, die Denver Post und die Rocky Mountain News. Aber dabei handelt es sich um Blätter mit Schreibern, die ihre Sportfiguren devot verehren und vor jeder Konfrontation zurückschrecken. Diese subalterne Haltung verführt natürlich die Spieler und Trainer dazu zu glauben, sie seien mächtig und im Zweifel stärker als die veröffentlichte Meinung.

Die Denver Nuggets spielen nicht gut, nachdem Karl sie in der ersten Phase nach seiner Übernahme der Mannschaft durchaus in Schwung gebracht hatte und durch den Allen-Iverson-Trade ziemliche Erwartungen entstanden waren. Das muss nicht unbedingt an George Karl liegen. Klar ist allerdings, dass er seit seinen relativ erfolgreichen Jahren mit den Seattle SuperSonics in den Neunzigern sicherlich höher eingeschätzt wird, als er es verdient hat.

Hamm und Hambüchen im Garden

Einer der Gründe, warum hier in letzter Zeit nicht so viele neue Beiträge aufgetaucht sind, hat mit Paul Hamm zu tun. Und mit Fabian Hambüchen. Der eine ist der umstrittene Turn-Olympiasieger von Athen, der sich nach einer langen Pause auf die nächsten Spiele in Peking vorbereitet. Und der andere ist der deutsche Reck-Weltmeister, der zwar im Mehrkampf in China nur als Außenseiter auf einen Platz auf dem Treppchen gilt, aber an seinem Paradegerät die schwerste Übung von allen turnen wird. Die hätte ich mir am Samstag im Madison Square Garden gerne von Nahem angeschaut. Aber Hambüchen meldete sich kurzfristig ab, weil ihn noch immer die Nachwehen eines Infekts plagen. Wer möchte schon oben am Reck mitten im Flug gegen Schwindelgefühle ankämpfen oder gar gegen Brechreiz? Und wer möchte sehen, wie der Bursche absteigt und sich verletzt?

Mit Fabian und seinem Vater und Trainer Wolfgang konnte man schon am Vortag ausgiebig reden. Was gut war. Denn wenn man nur alle hundert Jahre über Turnen schreibt, braucht man verlässliche Gesprächspartner, die nicht murren, wenn man sie löchert. Das etwas ausführlichere Resultat der Arbeit erschien heute in der Dienstagausgabe der FAZ und wurde gerade online gestellt. Es geht vor allem um Paul Hamm, von dem man in den kommenden Monaten in den USA sicher noch zum Erbrechen hören wird. Aber es wird nicht Fabian sein, dem es dabei hochkommt. Die beiden sind schon ziemlich gute Freunde, nachdem der Jüngere, der zwar nur eine Zwei im Sport-Abitur schaffte, aber ganz hervorragend Englisch spricht (kein Vergleich mit dem Dummschwätzer), sich mit einer netten Geste beim Älteren gemeldet hatte und ihm seine deutsche wohl erprobte Lederriemen-Marke fürs Reck angetragen hatte. Stände nicht die Gesundheit im Vordergrund, wäre Hambüchen zur Zeit für eine Woche bei Hamm in Columbus/Ohio zum Trainieren. So flog er lieber wieder zurück nach Wetzlar, um sich auszukurieren.

Brett Favre geht in Pension

Weil es ganz frisch über den Ticker gekommen ist und vermutlich die Aufmacher-Meldung auf den Sportseiten der morgigen Zeitungen sein wird, hier ganz schnell: Brett Favre, einer der besten Quarterbacks in der Geschichte der NFL, macht Schluss mit Football. Im Alter von 38 und nach 17 Jahren im Einsatz löst das keine Verwunderung aus. Er hatte schon bei anderen Gelegenheiten mit dem Karriereende geliebäugelt. In der abgelaufenen Saison hatten er und die Green Bay Packers noch einmal gezeigt, dass sie Super-Bowl-Potenzial haben. Aber da waren noch die New York Giants. Und die waren einfach einen Hauch besser.

Dieser Beitrag wird vermutlich noch mal aktualisiert.

So soll es denn also auch sein - Nachtrag vom Dienstagabend: Links zu lesenswerten Geschichten und Fundsachen, die auf Favres Karriere zurückblenden:
Milwaukee Journal Sentinel
Newsday
ESPN
YouTube mit Soundbites

Blick zurück: "Vielleicht haben wir heute Brett Favres letztes Spiel gesehen...."
Blick zurück: Unter den besten Quarterbacks auf Platz zehn

2. März 2008

Dem Barry Bonds sein Protokoll

Man kann ganz bestimmt seine Zeit mit etwas Besserem verbringen als das Prokoll der stundenlangen Vernehmung eines Baseballprofis vor der Staatsanwaltschaft zu lesen. Aber wenn man wissen möchte, wie die Ermittler ticken und welche Details sie bei Ihrer Beschlagnahmeaktion im Doping-Supermarkt BALCO vor ein paar Jahren ausfindig machen konnten, sieht die Sache schon anders aus. Zumal dieses Protokoll bei zwei schwerwiegenden historischen Begleitumständen eine Rolle gespielt hat. Weil sie daraus zitiert hatten, ohne es zu dürfen, standen zwei Journalisten vor etwas mehr als einem Jahr mit einem Bein im Gefängnis. Und weil die Strafverfolgungsbehörden, glauben, dass der Protokollant sie damals im Rahmen der in diesem Papier festgehaltenen Vernehmung mehrfach angelogen hat, steht nun Barry Bonds mit einem Bein im Gefängnis.

Dem bislang offiziell als Verschlusssache eingestuften Dokument wurde übrigens Ende der Woche von der Richterin, die den Prozess gegen Baseball-Profi Bonds leitet, offiziell der Schleier des Geheimnishaften genommen. Was Sinn macht. Denn wie sollte der anhängige Prozess öffentlich geführt werden, wenn das Ausgangsmaterial versiegelt bleibt?

Nachdem Marion Jones vor ein paar Wochen eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten erhielt, weil sie - unter anderem - die gleichen Staatsanwälte in ihren Bemühungen um eine Aufklärung der illegalen BALCO-Aktivitäten angelogen hatte, wartet Football-Profi Dana Stubblefield noch auf das Strafmaß. Er hatte im Januar zugegeben, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Jedes Lügengebäude ist anders gezimmert. Manches besser, manches schlechter.

Barry Bonds zum Beispiel bestritt bei seiner Vernehmung nicht, Substanzen erhalten und benutzt zu haben. Er erklärte einfach standfest, dass er keine Ahnung hatte, um was es sich dabei handelte und dass er seinem Fitnesstrainer blind vertraute. Die Einlassung wirkt unglaubwürdig, ist aber schwer zu erschüttern, weil der besagte Fitnesstrainer sich weigert, Stellung zu nehmen, und lieber in Beugehaft ging, anstatt auszusagen. Aus diesem Verhalten lassen sich natürlich Schlüsse ziehen, aber keine rechtswirksamen Indizien ableiten, um Bonds zu verurteilen. Welche Beweismittel die Staatsanwaltschaft besitzt, um ihre Anklage wegen Meineid abzustützen, ist noch nicht bekannt. Der Prozess steckt noch in der ersten Phase.

Das Protokoll (als pdf-Datei abzurufen) ist 152 Seiten lang und nicht besonders erhellend. So gelingt es den Staatsanwälten zu keinem Zeitpunkt, den eitlen Bonds auch nur in die Enge zu treiben.

Dem Bode Miller sein Humor


Bode Miller hat beste Aussichten den Gesamt-Welt-Cup gewinnen. Denn nach diesem Wochenende in Norwegen liegt er mit deutlichem Vorsprung an der Spitze der Wertung. Genauso wie in der inoffiziellen Wertung im Videowettbewerb der internationalen Sportgrößen um Selbstdarstellung und Eigenwerbung. So selbstironisch wie der amerikanische Skifahrer, der in diesem Winter erstmals abseits vom verhassten Verband unterwegs ist, ist noch niemand mit seinem eigenen Ruhm umgegangen.
Blick zurück: Die Solo-Tour beginnt
Blick zurück: Mord und Totschlag in der Familie

1. März 2008

Klinsmann-Watch: Baseball für Bayern

Es werden nicht so viele gemerkt haben, dass hier am Freitag für eine kurze Zeit ein Beitrag über Jürgen Klinsmann und seinen Besuch beim Baseball in Arizona stand. Denn er verschwand wieder, als klar war, dass es für das Thema in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hinreichend Platz geben würde. Warum? Ganz einfach. Weil man sich als Blogger keinen Gefallen tut, wenn man eine exklusive, kleine Geschichte im Blog zu früh auf den Markt wirft. Da kann es einem nämlich passieren, dass man damit eventuell mitlesende Konkurrenten von anderen Medienkanälen wach macht und so die Exklusivität des Beitrags in der Zeitung sabotiert.

Es gibt zwar Indizien dafür, dass die meisten Kollegen keine Notiz von American Arena nehmen, weil der Blog als Grundkonzept und das Themenfeld wohl nur eine kleine Gruppe anspricht. Aber diese Prämisse ernsthaft testen möchte man lieber nicht. Nicht bei populären Aufhängern wie Fußball und Klinsmann und Bayern München.

Hier deshalb nur ein Appetithappen - ein Ausschnitt aus dem kurz hochgeschalteten Text vom Freitag. Für den, der mehr wissen will: Die Zeitung gibt's am Sonntag an jeder Tanke.

"Oben über der Isar, unweit der Clubanlage von Bayern München an der Grenze zwischen den beiden Stadtteilen Giesing und Harlaching, gab es mal vor Jahren ein Spielfeld, auf dem eine Handvoll von Menschen jeden Sommer unverdrossen Baseball spielte. Keine Ahnung, ob es das noch gibt. Wenn nicht, sollte man über eine Wiederaufstehung nachdenken. Jürgen Klinsmann kommt. Und weil er ein Mann ist, der in seiner Freizeit unablässig über irgendwelche querdenkenden Arbeitsmethoden räsonniert, und weil er in seiner Zeit in Kalifornien Baseball kennengelernt hat, hat er eine Verbindung zwischen dieser Sportart und ihrem Kronjuwel, genannt Major League Baseball, auf der einen Seite und dem professionellen Fußball entdeckt. Sicher nicht auf dem Spielfeld, wo man einen Knüppel in der Hand hält und sich entweder Anabolika gibt oder Kautabak oder beides. Aber irgendwo in der Chefetage. Dort, wo die Jungs zusammenkommen, die sich Gedanken über den Einkauf von neuen Spielern machen und nach einem System suchen, wie man Talent bewertet....."

Falten im Gesicht

Dem Elend, das sich mit dem Namen New York Knicks verbindet, meißelt die Geschichte regelmäßig neuen Falten ins Gesicht. Die jüngste besteht in der Personalpolitik von General Manager und Trainer Isiah Thomas, der seinem teuersten Spieler den Zutritt zu Heimspielen im Madison Square Garden verwehrt und ihn mit der Auflage belegt hat, nicht mit Journalisten zu sprechen. Stephon Marbury, der seit Januar an einer Knöchelverletzung leidet und zuerst deshalb nicht mehr aufgeboten werden konnte, scheint auch in der Zukunftsplanung der Mannschaft nicht mehr vorzukommen. Das Problem: Marbury ist nur dann etwas wert, wenn man ihn an einen anderen Club abgeben kann, der für den Spielmacher im Tausch ein paar brauchbare Basketballer abgibt. Ansonsten müssten ihn die Knicks aus seinem Vertrag herauskaufen, was ungefähr ebenso teuer ist, wie Isiah Thomas wegen Erfolglosigkeit zu entlassen. Sich von beiden zu trennen, wäre ein Millionengrab in Rekordgröße. Das Thema dürfte als nächstes eher zäh dahinplätschern, denn der Trade-Termin in der NBA ist vor kurzem verstrichen. Aber genausogut kann der keimende Zwist wie ein Feuerwerk explodieren. Die Zeit ist reif.
Blick zurück: Isiah und Starbury - zwei, die einander verdient haben

"Wie jeder andere auch"


Dies ist Dustin Carter. Er ist 18 Jahre alt und Ringer. Die Sportart ist in manchen Regionen der USA eine große Sache. Man ringt in der Schulmannschaft. Man kann Stipendien für Universitäten bekommen, in denen Ringen zum Sportangebot gehört. Dustin Carter lebt in Ohio und ist ein guter Ringer. Nicht nur für einen jemanden, dem im Alter von fünf Jahren die beiden Unterarme und die Beine unterhalb der Oberschenkel amputiert wurden. Wie er mit der Behinderung umgeht, zeigt das Video. "Ich ringe wie jeder andere auch", sagt er. (via sportsbybrooks und AOLFanhouse)