Die einstmals ziemlich angesehene Sportzeitschrift Sports Illustrated arbeitet seit Jahren an einem Sinkflug, der nur zum Teil auf die Anziehungskraft des Internets zurückzuführen ist. Und auch nur zum Teil auf die Anstrengungen von ESPN, wo man mit einem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin der wöchentlich publizierenden Konkurrenz auf den Fersen ist. So wie der Spiegel nie von Focus ernsthaft in Sachen journalistisches Angebot in die Enge getrieben wurde, sondern zu seinem eigenen größten Feind wurde, so hält man es auch bei SI: Was man selbst erledigen kann, das tut man. Und sei es die eigene Entleibung. Seppuku auf Raten, ganz stilvoll und ganz langsam. Wenn auch allerdings ohne den Charme der japanischen Samurai-Tradition, wo man mit dem Selbstmord im gesellschaftlichen Kontext seine Ehre wiederherstellen konnte.
Solche Selbstvernichtungsmechanismen ziehen in Redaktionen ein, sobald sie die wichtigste Währung ihres eigentlich überflüssigen Produkt ignorieren: ihre Relevanz. Im Fall von Sports Illustrated lässt sich das an einem simplen Beispiel zeigen. Da bemüht man sich seit ein paar Jahren, dem quer durch alle Sportarten betrachtet erfolgreichsten Athleten unserer Zeit den Titel "Sportler des Jahres" NICHT zu geben. So wurde in jenem Jahr, als die Miami Heat die Dallas Mavericks die NBA-Meisterschaft aus den Händen rissen, ein gewisser Dwayne Wade mit dieser Auszeichnung bedacht. Dann musste es unbedingt Brett Favre sein. Zwischendurch sah man sich genötigt, Schwimmer Michael Phelps zum Top-Mann des Jahres auszurufen. Und in diesem Jahr hat man auch wieder einen Pappkameraden gefunden: Derek Jeter von New York Yankees. Derek f...ing Jeter???
Irgendwo in der Internet-Walachei von si.com hat Redaktionsmitglied S. L. Price sanften Widerspruch deponieren dürfen. Es ist die simple Begründung dafür, weshalb man irrelevant wird, wenn man einen der besten Sportler aller Zeiten nicht würdigt. Schon gar nicht in dem Jahr, in dem er durch weitere Grand-Slam-Erfolge seinen Status zementiert hat.
30. November 2009
29. November 2009
Der Klingelbeutel: Wendekreis des Hydranten
Die Aufzeichnung des Notrufs in Windermere/Florida wurde herausgegeben, durch den die Polizei und Ambulanz alarmiert wurde, nachdem Tiger Woods mit seinem Cadillac in der Nacht zum Freitag gegen einen Baum gefahren war. Der Name des Golfers wird in dem Telefonat nicht erwähnt. Der Name des Anrufers wurde ausgeblendet. Der Wagen sah an dem Abend übrigens so aus: Nicht so kaputt, dass man die hinteren Scheiben mit einem Golfschläger zertrümmern musste, um den Fahrer aus dem Wagen zu helfen.
• Rachel Uchitel ist nach Los Angeles geflogen und hat sich eine Anwältin genommen. Und zwar eine berühmte mit Namen Gloria Allred. Das sieht nach mindestens einer Klage gegen den National Enquirer aus, der die Geschichte mit der Tiger-Woods-Affäre in die Welt gesetzt hatte.
• Tiger Woods hat zwar erneut abgelehnt, mit der Polizei zu sprechen und statt dessen einen Anwalt an die Tür geschickt, wo der den Führerschein und den Versicherungsnachweis vorlegte und damit das Minimum an Kooperation an den Tag gelegt, das in Florida bei Verkehrsunfällen verlangt wird. Aber er hat sich zumindest an die Öffentlichkeit gewandt. Zitat: "Diese Situation ist mein Fehler. Und sie ist offensichtlich für meine Familie und mich beschämend. Ich bin ein Mensch. Und ich bin nicht perfekt. Ich werde ganz sicher dafür sorgen, dass dies nicht noch einmal passiert." Die Stellungnahme wurde auf seiner Webseite tigerwoods.com publiziert und ist nicht mehr als ein durchsichtiger Versuch, den Sachverhalt nicht aufzuklären. Deshalb sehr zu empfehlen: die neueste Kolumne von George Vecsey in der New York Times, die Woods unmissverständlich vorhält, dass er sein Image mit seinem Verhalten "geradewegs ins Rough, zwischen die Bäume und in den Teich" schießt: "Er sieht wie ein Mann aus, der etwas zu verbergen hat."
• Sein Privatleben hat Tiger Woods schon immer extrem gehütet (wir erinnern an folgenden Fall, für den der Schiffbauer seiner Yacht namens Privacy am Ende 1,6 Millionen Dollar an den Golfer zahlen musste). Aber hin und wieder dringen ein paar Dinge durch. Zum Beispiel seine Sonderwünsche auf Flugreisen: Er mag Bagels mit Erdnussbutter geschnittenen Bananen, ist allergisch gegen Knoblauch, verlangt nach Spielkarten und nach Action-Filmen zur Ablenkung. Seine Frau Elin hätte gerne Fiji-Wasser und ist auch beim Tee wählerisch: Earl Grey soll's schon sein (und zwar mit Honig).
• Der Artikel in der Montagausgabe der FAZ, der den Wissensstand vom frühen Sonntag zusammenfasst.
• Die bewachte Privatsiedlung Isleworth in Windermere außerhalb von Orlando, in die Woods zog, nachdem er Profi wurde, und die er auswählte. weil dort sein lebensälterer Freund Mark O'Meara lebte, ist normalerweise kein Schauplatz für spektakuläre Ereignisse. Das liegt an den Bewohnern, zu denen viele Profigolfer gehören und wohlhabende Athleten aus anderen Sportarten (einst wohnte hier auch Shaquille O'Neal, als er für die Orlando Magic spielte). Aber im September wurde die Ruhe erheblich gestört. Häusliche Gewalt von der ganz brutalen Sorte: Ein Mann brachte seine Frau mit einem Kopfschuss um. Akuter wirtschaftlicher Druck mag eine Rolle gespielt haben: Der mutmaßliche Täter soll seine monatliche Hypothek von knapp 17.000 Dollar nicht mehr bezahlt haben. Das Haus stand für 5,2 Millionen Dollar zum Verkauf. In Isleworth sind so einige Hütten auf dem Markt. Diese Seite hat Bilder und nennt Preise.
Labels:
Autounfall,
Isleworth,
Tiger Woods,
Verletzung
28. November 2009
Vollmers Kopfverletzung: Belichick schweigt
Sebastian Vollmer hat sich am Sonntag im Spiel der Patriots gegen die Jets verletzt. Er kehrte zwar nach einer Pause auf den Platz zurück. Aber seit Montag hat man ihn nicht mehr beim Training gesehen. Der offizielle Report des Clubs spricht von einer Kopfverletzung. Trainer Bill Belichick ließ sich am Samstag bei der Pressekonferenz nach dem letzten Training vor der Abreise nach New Orleans (am Montagabend findet dort die Begegnung gegen die noch ungeschlagenen Saints statt) nicht abringen, was den deutschen Footballprofi plagt. "Es ist das, was in dem Verletzungsbericht steht", sagte er und lächelte dabei. "Ist das eine Hilfe?"
Natürlich ist es keine. Aber so sind die Verhältnisse in der NFL (und auch in anderen Ligen wie der NHL). Die Mannschaften müssen keine genauen Angaben machen, nur sagen, ob der Einsatz eines verletzten Spielers wahrscheinlich oder fraglich ist. Das sind keine Informationen für den Gegner oder die Fans, sondern für die Buchmacher. Denn das gehört zu den Grundsätzen in der National Football League, dass man den Zockern gerne so weit entgegen kommt wie möglich.
Zurück zu Vollmer, der bereits in seiner ersten Profi-Saison in der Abwesenheit des verletzten Matt Light durch pure Leistung seinen Anspruch auf einen Stammplatz auf der Left-Tackle-Position unterstrichen hatte. Es spricht vieles dafür, dass er eine Gehirnerschütterung erlitten hat und dass man ihn wegen der neuen Aufmerksamkeit für solche medizinischen Probleme und der Gefahr für Dauer- und Spätschäden lieber schont. Light trainierte in dieser Woche zum ersten Mal.
Natürlich ist es keine. Aber so sind die Verhältnisse in der NFL (und auch in anderen Ligen wie der NHL). Die Mannschaften müssen keine genauen Angaben machen, nur sagen, ob der Einsatz eines verletzten Spielers wahrscheinlich oder fraglich ist. Das sind keine Informationen für den Gegner oder die Fans, sondern für die Buchmacher. Denn das gehört zu den Grundsätzen in der National Football League, dass man den Zockern gerne so weit entgegen kommt wie möglich.
Zurück zu Vollmer, der bereits in seiner ersten Profi-Saison in der Abwesenheit des verletzten Matt Light durch pure Leistung seinen Anspruch auf einen Stammplatz auf der Left-Tackle-Position unterstrichen hatte. Es spricht vieles dafür, dass er eine Gehirnerschütterung erlitten hat und dass man ihn wegen der neuen Aufmerksamkeit für solche medizinischen Probleme und der Gefahr für Dauer- und Spätschäden lieber schont. Light trainierte in dieser Woche zum ersten Mal.
Labels:
Bill Belichick,
Football,
New England Patriots,
NFL,
Sebastian Vollmer,
Verletzung
Frau Woods ist aus anderem Holz
Es gab da in diesem Hause schon vor ein paar Tagen den Verdacht, dass die Nachricht von der angeblichen Tiger-Woods-Liaison mit einer New Yorkerin nicht auf kleiner Flamme weiterkochen würde. Aber dass es gleich im Krankenhaus enden würde, war nun wirklich nicht zu erwarten. Wieder unter Vorbehalt, aber überhaupt nicht auszuschließen: Die Klatsch-Webseite tmz.com hat folgende Version der Ereignisse in der Nacht zum Samstag in der Reichenenklave Isleworth außerhalb von Orlando zusammengestöpselt: Demnach hat sich der Golfer die Gesichtsverletzungen, von denen gestern die Rede war, nicht beim Zusammenstoß mit einem Baum zugezogen, sondern die wurden ihm angeblich von seiner Gattin bei einem Disput zugefügt. Und die Information, wonach die gute Dame ihn dadurch gerettet habe, dass sie mit einem Golfschläger ein Fenster zertrümmerte (angeblich weil Woods anders nicht aus dem Auto zu befreien war), bekommt jetzt auch einen anderen Dreh. Demnach sei Elin Nordegren ihrem Ehemann mit besagtem Schläger in der Hand hinterher gelaufen und habe schlecht gelaunt das Auto attackiert. Der Angriff wiederum habe den besten Golfer der Welt beim Fahren aus dem Konzept gebracht. Folge: grobe Fahrfehler wie das Zertrümmern eines wehrlosen Hydranten am Straßenrand und die Bruchlandung am Baum.
Vielleicht werden wir irgendwann den Ablauf der Ereignisse offiziell mitgeteilt bekommen. Aber bis dahin wirkt das wie eine ziemlich sinngerechte Interpretation der Faktenlage. Jede andere hingegen – wie etwa, dass jemand aus seiner eigenen Einfahrt herauskommt und einfach nicht weiß, wo die Straße ist und mit weniger als 50 km/h derart herbe gegen einen Baum fährt – eher dünn. Zumal niemand die Frage beantwortet hat: Was hatte Tiger Woods eigentlich nachts um 2:30 Uhr vor, als er ganz allein sein Haus verließ? Einfach nur den Cadillac spazierenfahren? Oder ein Kaltgetränk am Convenience Store kaufen? Der gleiche Tiger Woods, der gewöhnlich früh abends ins Bett geht und morgens um 6 Uhr Richtung Fitness-Studio marschiert?
P.S. Inzwischen gibt es mehrere Stellungnahmen von Rachel Uchitel, die zur gleichen Zeit im selben Hotel in Melbourne war wie Tiger Woods, in denen sie eine Affäre mit dem Golfer kategorisch dementiert.
Blick zurück: Die Nachricht über den Verdacht auf Seitensprung
Blick zurück: Familienangelegenheit – Tiger nicht zur Taufe
Vielleicht werden wir irgendwann den Ablauf der Ereignisse offiziell mitgeteilt bekommen. Aber bis dahin wirkt das wie eine ziemlich sinngerechte Interpretation der Faktenlage. Jede andere hingegen – wie etwa, dass jemand aus seiner eigenen Einfahrt herauskommt und einfach nicht weiß, wo die Straße ist und mit weniger als 50 km/h derart herbe gegen einen Baum fährt – eher dünn. Zumal niemand die Frage beantwortet hat: Was hatte Tiger Woods eigentlich nachts um 2:30 Uhr vor, als er ganz allein sein Haus verließ? Einfach nur den Cadillac spazierenfahren? Oder ein Kaltgetränk am Convenience Store kaufen? Der gleiche Tiger Woods, der gewöhnlich früh abends ins Bett geht und morgens um 6 Uhr Richtung Fitness-Studio marschiert?
P.S. Inzwischen gibt es mehrere Stellungnahmen von Rachel Uchitel, die zur gleichen Zeit im selben Hotel in Melbourne war wie Tiger Woods, in denen sie eine Affäre mit dem Golfer kategorisch dementiert.
Blick zurück: Die Nachricht über den Verdacht auf Seitensprung
Blick zurück: Familienangelegenheit – Tiger nicht zur Taufe
27. November 2009
NASCAR laufen die Zuschauer davon
Es sieht weiterhin eher trübe aus in der NASCAR-Welt. Vor allem bei den Fernsehübertragungen, wo der Abschwung in den Einschaltquoten querbeet durch alle Sender, die Rennen live übertragen (Fox, TNT, ABC) anhält. Es sind keine dramatischen Zuschauerverluste, aber sie sind deutlich genug, um den Verdacht zu nähren, dass diese uramerikanische Automobilserie den Zenit überschritten hat. Jahrzehntelang standen alle Zeichen auf Wachstum. Das galt für die Zahl der Schauplätze, das Fassungsvermögen der Rennstrecken, die geographische Ausdehnung aus dem Süden in alle Himmelsrichtungen und für die Einnahmen aus den Sponsorentöpfen. Es schien so, als hätten sie in Daytona im Hauptquartier des Familienunternehmens das von einem Otto-Motor betriebene Perpetuum mobile gefunden. Tatsächlich hatten sie nichts anderes gefunden als das Patentrezept, um einem vorwiegend weißen Publikum eine Sportart zu offerieren, in dem die Protagonisten anders als im Basketball und Football nicht schwarz sind.
Aber solches Wachstum sorgt für Sättigung. Besonders wenn der populärste Fahrer – Dale Earnhardt jr. – nicht gewinnt und wenn die Autos einen technologischen und stilistischen Standard repräsentieren, der irgendwo zwischen den siebziger und den achtziger Jahren stehen geblieben ist. Alle auflackierte Farbenpracht der Fahrzeuge mit ihren Firmenlogos und alle noch so große Bereitschaft der Fahrer und ihrer Teams, sich Fans und Medien gegenüber stets freundlich und zuvorkommend zu verhalten, reicht irgendwann nichts mehr aus, zusätzliches Interesse anzustacheln. Und natürlich hilft es NASCAR nicht, wenn die amerikanische Autoindustrie so aussieht, als ob sie die Fabriken zumachen muss, weil sie keine ansprechenden Fahrzeuge entwickelt. Gute Metakommunikation ist das nicht.
Die ersten Anzeichen für die Baisse kamen mit den exorbitanten Benzinpreisen des Jahres 2008, als es viele Zuschauer zuhause hielt, weil sie sich die Trips zu den Rennstrecken nicht mehr leisten konnten. Was die eigentliche Ironie der Geschichte ist, dass ausgerechnet die Mineralölfirmen und die Spekulanten hinter ihnen als Steigbügelhalter eines Trends arbeiteten, die ihren eigenen Interessen zuwider läuft. Aber das sehen wir in diesem Wirtschaftssystem häufiger, dass die Profiteure nie wissen, wann sie auf die Bremse treten müssten, um nicht selbst zu Schaden zu kommen (Stichwort: die an Wall Street hochgekochte jüngste Finanzkrise). Das Minus beim Live-Publikum hätte den Abfall der Einschaltquoten der Fernsehsender aufhalten können. Fans, die zuhause bleiben, würden ja normalerweise die Glotze einschalten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Das mag so sein. Wenn ja, dann haben sich andere Publikumsgruppen abgewendet. Vermutlich also jene Peripherie- und Schönwetter-Zuschauer, die sich nicht wirklich für eine Sportart interessieren, sondern nur für den Unterhaltungswert, den sie abwirft.
Die werden vielleicht für kurze Zeit wiederkommen, wenn Danica Patrick am Steuer eines NASCAR-Autos sitzt. Denn sie wird jene vordergründig interessante Medienaufmerksamkeit auslösen, die sich kurzfristig in eye balls auswirken wird. Aber wenn die Frau genausowenig an Erfolg auf die Beine stellt wie in der Vergangenheit, normalisiert sich das schon bald wieder.
Labels:
Automobilrennen,
Danica Patrick,
Einschaltquoten,
NASCAR
26. November 2009
Happy-Gilmore-Golfschwung vor Gericht
Adam Sandler hat in seiner Komödie Happy Gilmore einen Abschlag beim Golf vorgeführt, der verheerend aussieht, aber dem Ball durchaus mehr Fahrt mit auf den Weg geben kann. Getestet wurde diese Hypothese schon vor einer Weile von einem Team der amerikanischen Fernsehsendung Sports Sciene, die dafür den Iren Padraig Harrington gewinnen konnte. Sein Fazit: Ja. Mit dem Anlauf steigt das Schwungtempo. Der Distanzgewinn liegt bei etwa zehn Prozent. Harrington will die Technik trotzdem nicht in sein Spiel einarbeiten. Er macht sich Sorgen vor einem Verlust an Präzision. Die Fairways bei den Profi sind schließlich gertenschlank.
Und was ist mit den Amateuren? Zu der Frage hat sich ein kanadischer Richter in der Provinz Nova Scotia zu Wort gemeldet, der einen Fall zu verhandeln hatte, bei dem es um die Verletzung eines Mitspielers und Schadenersatz ging. Die Antwort: Amateure sollten, besonders dann, wenn sie auf dem Platz auch noch sehr dem Alkohol zusprechen wollen, es lieber beim klassischen Schwung belassen, weil sie andernfalls das Risiko für andere größer wird. Verboten ist der Gilmore-Schlag übrigens nicht. In den Regeln des Golfspiels wird nur festgelegt, dass sich der Ball vor dem Kontakt mit dem Schläger nicht bewegen darf. Wie sich der Spieler bewegt, um den Ball zu bewegen, ist ihm freigestellt (via Huffington Post)
Eitel ja, Freude nein
Rund um die Entscheidung von Allen Iverson, seine Karriere als NBA-Spieler zu beenden, kreiste gestern eine hübsche Petitesse aus dem von vielen eitlen Menschen durchsetzten amerikanischen Sportmedienalltag. Im Mittelpunkt des Vorgangs: der Sportjournalist Stephen A. Smith, der einst als Kolumnist beim Philadelphia Inquirer unter Vertrag war und seinen beruflichen Aufstieg weniger seiner – eher beschränkten – Kapazität als Schreiber zu verdanken hat, sondern seinen hervorragenden Beziehungen zu den Philadelphia 76ers während der Iverson-Periode.
Seine Laufbahn, die viel damit zu tun hat, dass Smith im Fernsehen mit seiner scheinbar beredten Art und seinem ungebrochenen Selbstbewusstsein ganz gut einen scheinbar durchblickenden Experten gibt, katapultierte ihn von dort aus bis in die höheren Hemisphären von ESPN. Dort bekam er seine eigene Talk-Show (Quite Frankly With Stephen A. Smith), die allerdings aus Mangel an Zuschauerinteresse wieder eingestellt wurde. Parallel lieferte er beim Inquirer immer noch Texte ab, wenn auch zunehmend aus der Ferne und offenbar hauptsächlich auf dem Blackberry getippt. Weil der Inhaltsquotient gegen Null ging, die Fehlerquote aber stieg, trennte sich die Zeitung abrupt von Smith, nachdem sie ihn zunächst zu einem normalen Reporter herabgestuft hatten.
Weil dieser Abschied nicht von den Tarifvereinbarungen mit der zuständigen Journalistengewerkschaft gedeckt war, musste der Verlag seinen teuersten Mann wieder einstellen. Aber seitdem streitet man sich über die Details des Arbeitsverhältnisses. Und so stellte Smith seinen Iverson-Scoop einfach auf seiner eigenen Webseite ins Schaufenster und ließ den Inquirer im Dunkeln.
Fernsehzuschauer einer Kabelsendung, in der er immer wieder Meinungsmacher für alles mögliche inklusive Politik und Barack Obama auftritt, erfuhren immerhin, dass Smith vermutet, dass Iverson sich das alles noch mal überlegt und vom Rücktritt zurücktritt. Allen ist schließlich erst 34 Jahre alt.
Smith über sich selbst in einem Flickr-Video.
Blick zurück: Ein erster Hinweis auf den "am meisten verlachten Sportschreiber des Landes"
Seine Laufbahn, die viel damit zu tun hat, dass Smith im Fernsehen mit seiner scheinbar beredten Art und seinem ungebrochenen Selbstbewusstsein ganz gut einen scheinbar durchblickenden Experten gibt, katapultierte ihn von dort aus bis in die höheren Hemisphären von ESPN. Dort bekam er seine eigene Talk-Show (Quite Frankly With Stephen A. Smith), die allerdings aus Mangel an Zuschauerinteresse wieder eingestellt wurde. Parallel lieferte er beim Inquirer immer noch Texte ab, wenn auch zunehmend aus der Ferne und offenbar hauptsächlich auf dem Blackberry getippt. Weil der Inhaltsquotient gegen Null ging, die Fehlerquote aber stieg, trennte sich die Zeitung abrupt von Smith, nachdem sie ihn zunächst zu einem normalen Reporter herabgestuft hatten.
Weil dieser Abschied nicht von den Tarifvereinbarungen mit der zuständigen Journalistengewerkschaft gedeckt war, musste der Verlag seinen teuersten Mann wieder einstellen. Aber seitdem streitet man sich über die Details des Arbeitsverhältnisses. Und so stellte Smith seinen Iverson-Scoop einfach auf seiner eigenen Webseite ins Schaufenster und ließ den Inquirer im Dunkeln.
Fernsehzuschauer einer Kabelsendung, in der er immer wieder Meinungsmacher für alles mögliche inklusive Politik und Barack Obama auftritt, erfuhren immerhin, dass Smith vermutet, dass Iverson sich das alles noch mal überlegt und vom Rücktritt zurücktritt. Allen ist schließlich erst 34 Jahre alt.
Smith über sich selbst in einem Flickr-Video.
Blick zurück: Ein erster Hinweis auf den "am meisten verlachten Sportschreiber des Landes"
Labels:
Allen Iverson,
Medien,
Philadelphia Inquirer,
Stephen A. Smith
Problemfall: Leistungsdruck
Womit junge Eishockeyspieler aus Europa zu kämpfen haben, wenn sie nach Nordamerika gehen: Leistungsdruck. Zitat aus einem Interview von Spox mit Sascha Goc, der inzwischen für die Hannover Scorpions spielt:
SPOX: Sie sprechen aus eigener Erfahrung. Sie wurden früh von den New Jersey Devils gedraftet, konnten sich aber nie richtig durchsetzen.
Goc: Stimmt, ich habe das alles am eigenen Leib erfahren. Ich war 19 Jahre alt, als ich rüber gegangen bin. Im Nachhinein denke ich mir, dass ich vielleicht lieber noch zwei Jahre hätte warten sollen. Der Schritt in die USA ist schon gewaltig. Da gibt es so viele gute Spieler, die in die Mannschaft wollen. Einen derartigen Leistungsdruck ist man als junger deutscher Spieler überhaupt nicht gewöhnt. Die Kanadier kennen das schon aus der Jugend. Um dagegen anzukommen, sollte man schon eine gewisse Reife besitzen
25. November 2009
Tiger Woods: Wo die Liebe hinfällt
Der National Enquirer hat es am liebsten, wenn er schmuddelige Enthüllungen auftischen kann. Was wohl daran liegt, dass die Zielgruppe des wöchentlich erscheinenden Blatts in die Millionen geht und sich an den Schmuddelgeschichten der Prominenz ergötzt. Immer nach dem Motto: Sind auch nur Menschen. Die meisten Meldungen verweisen auf anonyme Quellen, aber sie haben besonders bei richtigen Stars eine ziemlich hohe Trefferquote. Will sagen: die Pikanterien werden durch aufwändige Recherchen abgesichert.
Und mit dieser Vorbemerkung widmen wir uns ganz kurz dem Privatleben des besten Golfers der Welt, dem die Klatschpostille eine außereheliche Affäre nachsagt. Mit Bildern von der anderen Frau. Er heißt – natürlich – Tiger Woods (oben mit der angetrauten Elin und Tochter Sam neulich in Stanford). Und sie heißt Rachel Uchitel. Die Dame kommt viel herum. Hier wird ihr erst neulich ein Verhältnis mit einem Fernsehschauspieler nachgesagt. Hier verbreitet sie sich als Fachfrau fürs Nachtleben von New York. Hier lernen wir sie als Verlobte eines Mannes kennen, der am 11. September 2001 im World Trade Center sein Leben verloren hat ("Ich hatte keine Chance, mich von ihm zu verabschieden. Ich habe ihm zuhause keinen Abschiedskuss gegeben, weil ich Lippenstift aufgetragen hatte.")
Warum soviel Aufmerksamkeit für eine Klatschmeldung? Weil man gespannt sein darf, welches Format diese Geschichte in den Medien haben wird. Wir reden schließlich nicht nur von Ms. Uchitel, sondern vom reichsten Sportler der Welt. Für Menschen von diesem Kaliber werden Scheidungen meistens ziemlich teuer (siehe Michael Jordan, Greg Norman und Shaquille O'Neal).
Blick zurück: Das Leben in Manhattan – wenn man Nachbarn hat, die jeder kennt
Labels:
Geliebte,
National Enquirer,
Tiger Woods
Mehr NBA-Schiedsrichter in Wettskandal verwickelt?
Im Schatten der umfangreichen Ermittlungen über den organisierten Betrug im Fußball wirken die Anschuldigungen eines der Gangster, die im NBA-Schiedsrichter-Skandal eine entscheidende Rolle spielten, fast schon harmlos. Aber der Vorwurf steht seit kurzem im Raum: Angeblich wurden damals 13 Referees in die Affäre hineingezogen. Die bestand nach dem bisherigen Wissensstand wohl nicht hauptsächlich daraus, den Ausgang von Spielen zu manipulieren, sondern Informationen von Unparteiischen zu erhalten, durch die sich das Resultat leichter voraussagen lassen kann. Die berühmteste Figur – Tim Donaghy – hat inzwischen die Gefängnisstrafe abgesessen und versucht ein Buch auf den Markt zu bringen. Der erste Verlag bekam allerdings kalte Füße, nachdem Auszüge aus dem Manuskript in der Öffentlichkeit auftauchten. Eine Reaktion seitens der Liga steht noch aus.
Blick zurück: Die erste Geschichte über die Anklage gegen Tim Donaghy in der FAZ
Blick zurück: Der jüngste Bericht über Donaghys Versuch, sein Enthüllungesbuch zu publizieren – ebenfalls in der FAZ
Blick zurück: Die American-Arena-Beiträge zu Stichwort Donaghy
Blick zurück: Die erste Geschichte über die Anklage gegen Tim Donaghy in der FAZ
Blick zurück: Der jüngste Bericht über Donaghys Versuch, sein Enthüllungesbuch zu publizieren – ebenfalls in der FAZ
Blick zurück: Die American-Arena-Beiträge zu Stichwort Donaghy
Labels:
Betrug,
NBA,
Schiedsrichter,
Tim Donaghy,
Wettskandal
Catch as catch can
FC Barcelona spielt am Wochenende nur 1:1 unentschieden bei Athletic Bilbao, gibt die Tabellenspitze an Real Madrid ab und verliert Leo Messi wegen einer Verletzung. Alles schlecht, oder? Aber nicht für alle Zuschauer. Die sahen einen der besten Anti-Flitzer-Einsätze aller Zeiten in der Kategorie "in Bekleidung". Wenn man auf diese Weise auch die Wettbetrüger einfangen könnte...
(via The Offside)
(via The Offside)
23. November 2009
Denver feiert die Uwe-Krupp-Nacht
Für Denver war es ein besonderes Ereignis, die Nacht im Juni 1996 in Miami, als Uwe Krupp das Tor schoss, mit dem die Colorado Avalanche den Stanley Cup gewannen. Das kann man verstehen. Und irgendwie auch nicht. Denn wenn eine Mannschaft einen Gegner in einer Best-of-Seven-Serie so dominiert wie damals das Team von Krupp die Florida Panthers beherrschte, dann sollte einem der Verstand sagen: Alles nur eine Frage der Zeit. Irgendeiner der Jungs wird es schon hinbekommen. Bitte um etwas Geduld. Und wenn es bis zur dritten Verlängerung dauert.
Aber die Projektionen, mit denen Fans und Sportreporter ihr Leben füttern, um sich an der "schönsten Nebensache der Welt" zu delektieren, bestehen meistens nur aus Scheinrationalität und aus Scheinargumenten. Im Prinzip suchen sie sich das Objekt ihrer Fixierung am liebsten frei Schnauze. Im Zweifel ist das Objekt dann eben jemand wie Uwe Krupp, der damals dank seiner hervorragenden, aber unauffälligen Arbeit im Gefüge dieser Mannschaft so oder so mit guten Worten hätte überschüttet werden müssen. Warum mochte ihn der Reporter der Denver Post? Weil er "sehr intelligent" war und man sich mit ihm auch über andere Themen unterhalten konnte als Eishockey. Weil er eine zynische Ader hatte und keine Furcht hatte, mit seinen Auffassungen gegen den Strich zu bürsten.
Heute abend werden sie diesen Kerl und die Erinnerungen an ihn in der Halle in Denver noch einmal zelebrieren. Das hat was (via gamesmustgoon). Und wir wollen auch gar nicht zynisch sein und vermuten, dass diese kleine Feier etwas damit zu tun haben könnte, dass die Avalanche die Halle nicht mehr voll bekommen. Kein Regen auf diese Parade. Nicht von von dieser Stelle aus.
Nachtrag: Die Denver Post hat über den Abend ein paar Zeilen verloren. Eine Kleinigkeit am Ende der Meldung fiel auf: Krupps Sohn Björn, der in Kalifornien geboren wurde und im Nachwuchsprogramm der USA-Nationalmannschaft gefördert wurde, hat einen entry-level-Vertrag bei den Minnesota Wild unterschrieben. Er spielt noch in Kanada in der Ontario Hockey League.
Labels:
Colorado Avalanche,
Eishockey,
NHL,
Stanley Cup,
Uwe Krupp
Als sei der Rasierapparat ausgerutscht
Von all den Frisuren, mit denen David Beckham im Laufe der Jahre seinen Sinn für überkandidelten gestalterischen Wagemut angedeutet hat, wirkt die Kreation “Herbst/Winter 2009” am ausgetüfteltsten. Links und rechts in der Nähe der Schläfen hat der Rasierapparat Löcher hinterlassen, die so aussehen, als sei dem Coiffeur die Hand ausgerutscht. Und oben wippen Büschel in der Signalfarbe blond, die nach hinten kürzer werden und den Schopf in einer kolorierten breiten Strähne auslaufen lassen.
Man könnte das Ganze einen “angedeuteten Irokesen” nennen. Genauso wie man David Beckham einen unvollendeten Fußballspieler nennen könnte. Aber eher wir uns in dieser Skizze verlieren, lieber der Hinweis auf den jüngsten Beitrag über ihn in der aktuellen FAZ – aus Anlass der Niederlage von Los Angeles Galaxy gegen Real Salt Lake im MLS Cup. Beckham geht zunächst wieder nach Mailand. Der Köder dafür, dass er in die USA zurückkehrt: Er soll Besitzer des 20. zu gründeten Clubs in der Liga werden. Wir sind zur Zeit bei 15.
21. November 2009
Lecker Mädchen
Wenn man als erster Sportler von einem erstklassigen Eiskrem-Hersteller mit einer eigenen Sorte geehrt wird, muss schon irgendetwas an diesem Athleten dran sein. Zumindest kann Hannah Teter Gedichte schreiben. Und sie hat auch keine Probleme, sie zu rezitieren. Mit solchen und anderen Auftritten, bei denen sie immer so aussieht, als könnte sie keiner Fliege etwas antun, macht sie seit dem Olympiasieg von Turin in der Halfpipe hervorragende Geschäfte. Teter und die besagte Eiskremfirma Ben & Jerry's kommen übrigens beide aus dem kleinen Bundesstaat Vermont. Genauso wie die erfolgreiche Snowboard-Company Burton. Was zeigt, dass in den USA auch abseits der ausgetretenen Pfade bemerkenswerte Erfolge entstehen.
Das Gedicht hat den Titel Wise Eyes. Die Eiskremsorte hat den Namen Hannah Teter's Maple Blondie. Was auf eine weitere Errungenschaft von Vermont hinweist: Auf den Ahorn-Syrup, den man in dem Landstrich jeden Winter in rauhen Mengen abzapft und verarbeitet.
Blick zurück: Die Nackedei-Bildchen auf den Brettern von Burton
Das Gedicht hat den Titel Wise Eyes. Die Eiskremsorte hat den Namen Hannah Teter's Maple Blondie. Was auf eine weitere Errungenschaft von Vermont hinweist: Auf den Ahorn-Syrup, den man in dem Landstrich jeden Winter in rauhen Mengen abzapft und verarbeitet.
Blick zurück: Die Nackedei-Bildchen auf den Brettern von Burton
Labels:
Hannah Teter,
Snowboard,
Vermont,
werbung
19. November 2009
Auch im Leeren immer aus dem Vollen
Gestern war hier die Rede von einem Sportpalast, der nicht mehr ganz frisch ist, und der für eine schlappe halbe Million den Besitzer wechselte. Wenn es um schlappe tausend halbe Millionen geht, sind die Geschäftsgebaren etwas zickiger. So malt sich ein gewisser Tom Hicks aus, wie er der Mehrheitseigner der Texas Rangers bleiben kann, obwohl er doch eigentlich der Mann ist, der den Club durch das Anhäufen exorbitanter Schulden in die Krise gebracht hat. Nicht ausgeschlossen, dass er ein paar Dumme mit hinreichend finanzieller Reserve findet, die ihn für einen seriösen Geschäftspartner halten. Zumindest deuten die Berichte aus Texas so etwas an. Aber vielleicht sollten sie nicht unbedingt von dem beeindrucken lassen, was er ihnen erzählt, sondern lieber ihr Gehirn anstrengen. Das ist nämlich der gleiche Hicks, der es in Liverpool geschafft hat, den dortigen Fußballclub ins Schlingern zu bringen. Dort hat er vor ein paar Tagen ähnlich Optimismus verbreitet und behauptet, der FC könnte locker Unsummen für die Namensrechte für ein neues Stadion auftreiben, dessen Planung neulich ins Stocken kam, weil das Geld fehlt. Um wieviel geht es: Um schlappe 800 halbe Millionen Dollar oder in der Landeswährung: 250 Millionen Pfund. Dabei sind die Probleme an der Anfield Road sehr viel akuter: Wenn die Mannschaft sich nicht für die nächste Champions League qualifiziert, wird sie gezwungen sein, Topspieler zu verkaufen. Natürlich hat das Tom Hicks bei der Gelegenheit bestritten. Was vermutlich daran lag, dass er neulich einen neuen Trikotsponsor aus dem Hut gezaubert hat, der ihm für die nächsten vier Jahre 80 Millionen Pfund überweisen will – ein Betrag, der den Club in dieser Einnahmekategorie auf eine Stufe mit Manchester United stellt. Die Strategie der Firma Standard Chartered, einer in Großbritannien beheimateten Bank, die allerdings auf der Insel so gut keine Geschäfte tätigt, bedarf allerdings noch einer vernünftigen Erklärung. Zumindest solange Liverpool nicht besser in der Tabelle der Premier League steht als jetzt.
Blick zurück: Zeig mir das Geld
18. November 2009
WM-Arena für eine halbe Million an neuen Besitzer
Kurz vor der Fußball-WM 1994 haben die Eigentümer des Silverdome in Pontiac vor den Toren von Detroit alles in Bewegung gesetzt, um in der Arena richtigen Rasen bereit zu haben, sobald die Spiele stattfinden. Man hat damals ein System aus Rollwagen mit einer Erdschicht und Gras obendrauf entwickelt, die man die meiste Zeit draußen vor der riesigen Halle parken konnte. Zu den Spielen wurden sie hinein geschoben. Es gab keine andere Lösung. Denn im Innern wäre das Gras selbst bei bester Pflege eingegangen – selbst im Silverdome, in den tagsüber ein stark gefiltertes Restlicht gelangt. Die Atmosphäre während der Spiele war feucht warm, also nicht besonders angenehm. Aber die Halle war ausverkauft – zumindest beim Vorrundenspiel zwischen den USA und der Schweiz.
Arenen wie der Silverdome waren mal der letzte Schrei in den Vereinigten Staaten und so wurden sie eine Zeitlang überall gebaut: in Houston, New Orleans, Atlanta, St. Louis, Minneapolis, San Antonio, Tampa, Seattle und eben auch in Pontiac. Für die Kaltwetterregionen war es die Antwort auf Schnee und Regen. Für die Warmwettergebiete der Clou gegen die Hitze draußen. Denn in den Hallen wurden riesige Klimaanlagen installiert. Die Erfahrungen mit den Gebäuden waren jedoch eher negativ. Von den Unterhaltskosten nicht zu reden. Weshalb seit ein paar Jahren kaum noch eines der neuen Football- oder Baseballstadien mehr total überdacht wurden. Ausnahme von der Regel: das neue Footballstadion der Detroit Lions in der Innenstadt, das in einen Enertainment-Komplex mit einer neuen Arena für den Baseball-Club Detroit Tigers integriert wurde. Was heißt neu? Ford Field ist bereits seit 2002 im Einsatz. Und seither ist der Silverdome obsolet.
Wie wenig er wert ist, wurde jetzt bei einer Auktion deutlich, bei der das Gebäude für ganze 583.000 Dollar den Besitzer wechselte. Das entspricht den Baukosten einer gleich großen Parkgarage in der Gegend. Tatsächlich gibt es Pläne, den Silverdome in eine Fußballspielstätte zu verwandeln. Wozu unter anderem gehören würde, die Kapazität abzubauen. 80.000 Stühle füllt in der Region keine Mannschaft. Außerdem ist das Spielfeld, das von einer Betonmauer eingerahmt wird, für Fußball eigentlich zu schmal. Die Halle war 1975 von der Stadt Pontiac gebaut worden und hatte damals fast 60 Millionen Dollar gekostet.
Arenen wie der Silverdome waren mal der letzte Schrei in den Vereinigten Staaten und so wurden sie eine Zeitlang überall gebaut: in Houston, New Orleans, Atlanta, St. Louis, Minneapolis, San Antonio, Tampa, Seattle und eben auch in Pontiac. Für die Kaltwetterregionen war es die Antwort auf Schnee und Regen. Für die Warmwettergebiete der Clou gegen die Hitze draußen. Denn in den Hallen wurden riesige Klimaanlagen installiert. Die Erfahrungen mit den Gebäuden waren jedoch eher negativ. Von den Unterhaltskosten nicht zu reden. Weshalb seit ein paar Jahren kaum noch eines der neuen Football- oder Baseballstadien mehr total überdacht wurden. Ausnahme von der Regel: das neue Footballstadion der Detroit Lions in der Innenstadt, das in einen Enertainment-Komplex mit einer neuen Arena für den Baseball-Club Detroit Tigers integriert wurde. Was heißt neu? Ford Field ist bereits seit 2002 im Einsatz. Und seither ist der Silverdome obsolet.
Wie wenig er wert ist, wurde jetzt bei einer Auktion deutlich, bei der das Gebäude für ganze 583.000 Dollar den Besitzer wechselte. Das entspricht den Baukosten einer gleich großen Parkgarage in der Gegend. Tatsächlich gibt es Pläne, den Silverdome in eine Fußballspielstätte zu verwandeln. Wozu unter anderem gehören würde, die Kapazität abzubauen. 80.000 Stühle füllt in der Region keine Mannschaft. Außerdem ist das Spielfeld, das von einer Betonmauer eingerahmt wird, für Fußball eigentlich zu schmal. Die Halle war 1975 von der Stadt Pontiac gebaut worden und hatte damals fast 60 Millionen Dollar gekostet.
"Der schlimmste Klubbesitzer aller Zeiten"
Es wäre ganz nützlich, den scharfen Verriss zu verlinken, den Matt Taibbi vom Rolling Stone in der letzten Ausgabe vom 12. November dem Besitzer der Washington Redskins hat angedeihen lassen. Aber das Magazin stellt nicht alle Texte online. Und so muss man sich auf Zitate stützen. Diese hier hat Dan Steinberg vom D. C. Sportsbog ausgewählt, der seit langem zu den Kreuzrittern der Washington Post gehört, die einen Kleinkrieg mit Klubeigentümer Dan Snyder führen:
O-Ton Taibbi:
"In typical Washington spirit, he spent a decade throwing gazillions at perpetual failure and this year attacked a crisis of his own making (in his case, an NFL team that couldn't score 17 points against a 145-pound-and-under Pop Warner club) with the same policies that got him there: big-ticket free agents, bad coaching hires and enough neurotic meddling to make George Steinbrenner look like the Dalai Lama."
"His performance this year has been a tour de force of executive [badwordery], solidifying his status as the very worst owner not just in football but in sports."
"He looks like a cross between Mitt Romney and a male nurse, with a spray-helmeted cube of black mannequin hair atop the pinched, entitled face of a guy [complaining to] a Howard Johnson's waitress about his curly fries not being curly enough."
"The players, for all the money he throws at them, look like they wouldn't touch him with a two-foot Whizzinator."
Anmerkungen zum besseren Verständnis der Passagen (ich habe das Heft mit dem Artikel vor mir liegen):
Das bad word lautet: douchery und geht auf die Slang-Verwendung für das Wort Vaginaldusche (douche bag) zurück. Ein Begriff, der Leute charakterisiert, die arrogant sind und sich anstößig betragen. George Steinbrenner ist der berühmt-berüchtigte Eigentümer der New York Yankees, der sich in seinen frühen Jahren in alles einmischte, was mit dem Spiel auf dem Platz zu tun hatte, Ein Whizzinator ist ein Gerät, mit dessen Hilfe man versucht, bei Urintests etwas von Arbeitgebern auf Drogenkonsum zu die Resultate zu verfälschen. Howard Johnson ist eine amerikanische Billighotelkette. Mitt Romney einer der republikanischen Präsidentschaftskandidaten aus dem letzten Jahr, der zuvor die Olympischen Spiele von Salt Lake City gemanagt hatte und Gouverneur in Massachusetts gewesen war.
Das soll zur Einstimmung genügen. Denn eigentlich wollte ich auf einen Artikel über Dan Snyder in der FAZ hinweisen. bei dem es sprachlich nicht ganz so in die Vollen geht. Der in der Substanz aber nichts anderes sagt: Snyder ist "Der schlimmste Klubbesitzer aller Zeiten".
Labels:
Clubbesitzer,
Dan Snyder,
Football,
NFL,
Washington Redskins
17. November 2009
Nowitzki trifft
Dirk Nowitzki mit dem Ball in der Hand Sekunden vor dem Ende. Wenn er das noch häufiger hinbekommt, rechtzeitig zum Brummen der Schlusssirene, wird er auch die letzten Skeptiker davon überzeugen, die immer behaupten, er habe nicht den Willen und die Nerven zum Titel. Die Zwischenbilanz der Mavericks nach elf Spielen: acht Siege. Die Richtung stimmt. Auch ohne Josh Howard, der noch immer an den Folgen einer Knöcheloperation leidet (via TheBigLead).
Labels:
Basketball,
Dallas Mavericks,
Dirk Nowitzki,
NBA
16. November 2009
Vollmer ohne Fehl und Tadel
Die Niederlage der New England Patriots gegen die Indianapolis Colts war kein Beinbruch. Aber medienpsychologisch gesehen war sie auf jeden Fall von Nachteil für einen Mann: Sebastian Vollmer. Denn alle Berichte beschäftigten sich mit der Entscheidung von Bill Belichick, kurz vor Schluss beim Fourth Down in der eigenen Hälfte nicht den Punter und das Special Team einzusetzen. Hätten die Patriots das Match gewonnen, hätte man unweigerlich nach den Vätern des Sieges geforscht und wäre dabei immer wieder auf einen Mann gekommen: die Numer 76 aus Kaarst. Denn während sein Mannschaftskollege Nick Kaczur auf der rechten Seite oft dem Ansturm seines Gegenüber nicht genug entgegensetzte und zwei Sacks auf dem Gewissen hatte, schirmte Vollmer links gegen Dwight Freeney alles ab. Der gleiche Freeney, der zur statistisch gesehen besten Verteidigungsreihe der laufenden Saison gehört, mühte sich redlich. Aber der Liga-Neuling schob ihn wie der Kran von Schifferstadt im griechisch-römischen Stil jedes Mal von Tom Brady weg. Jemand vom Providence Journal, der die Mannschaft ständig beobachtet, mutmaßte nach diesem Auftritt, dass die eigentliche Nummer eins auf der Position, der am Knie verletzte Matt Light, womöglich seinen Stammplatz eingebüßt hat. Von da bis zu der Spekulation, dass der sehr viel teurere Light in der nächsten Saison aus Salary-Cap-Gründen von Belichick abgegeben wird, ist dann nur noch ein kurzer Weg.
Eine Alternative, die in dem Artikel nicht angesprochen wird: Vollmer wurde unter anderem auch deshalb gedraftet, weil er ebenso als Right Tackle eingesetzt werden kann und auch dort einen guten Ausputzer abgeben würde. Deshalb mal von dieser Stelle folgende Prognose: Sobald Matt Light wieder fit ist, wird man bei den Patriots den Rookie auf rechts testen.
Labels:
Football,
New England Patriots,
NFL,
Sebastian Vollmer
Les Jeux oder Le Jux?
25 Prozent Chardonnay, 75 Prozent Pinot Noir, gewachsen und gekeltert in der Champagne – daraus macht ein pfiffiger Kellermeister schon mal ein spritziges Kaltgetränk. Was die Qualität angeht, lässt sich aus der Ferne keine Beurteilung abgeben. Wir hoffen allerdings, dass jemand bei der NBA mal die Gläser klingen ließ, ehe man Les Jeux Brut Prestige ("a multi layered palate of considerable harmony and balance" – also ein vielschichtiges Etwas aus bemerkenswerter Harmonie und Balance) das hochwertige Siegel der schweißgetränkten Athletenliga verlieh. Aber vielleicht handelt es sich um einen gepflegten Le Jux. Denn neben der My-Space-Seite zum Ganzen gibt es nur die Webpräsenz einer Firma namens JTE Spirits. Und die klingt nicht sehr vertrauenserweckend (via SportsByBrooks).
Das Fourth-Down-Syndrom: Schelte für Belichick
Man kann solange über diese Entscheidung diskutieren, bis einem die Puste ausgeht. Sollte man wenige Minuten vor dem Ende eines Football-Spiels beim vierten Down, wenn einem zwei Yards fehlen, den Punter auf den Platz schicken? Oder sollte man seinen Quarterback draußen lassen und die Angriffsformation die Aufgabe lösen? Wir kennen die Alternativen: Es sind zwei.
1. Lösung Punter: Fast hunderprozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner den Ball bekommt, wenn auch nahe an dessen Tor.
2. Zwei-Yard-Raumgewinn mit einem Quarterback wie Tom Brady herausarbeiten: Etwa fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit (dieser Mann sagt sogar: 60prozentige), dass man den ersten Down schafft. Problem: Gelingt einem das nicht, geht das Angriffsrecht an diesem Ort an den Gegner über. Und der steht dann nicht tief hinten auf seiner eigenen Seite, sondern in diesem Fall 30 Yards vor der eigenen Touchdown-Linie.
Bill Belichick hat sich am Sonntagabend beim Stand von 34:28 für die New England Patriots für Möglichkeit zwei entschieden. Er hatte seine Gründe. Denn mit einem First Down hat die Mannschaft den Sieg in der Tasche. Weil seiner Mannschaft am Ende bei dem Spielzug aber ein paar Zentimeter fehlten und sie den Ball abgeben musste, kippen jetzt die Neunmalklugen von der Seitenauslinie den Spott über dem besten Coach der National Football League aus. Denn die Patriots kassierten anschließend den einen entscheidenden Touchdown und verloren die Begegnung gegen die Indianapolis Colts mit 34:35. Ja, ja: Genie sieht anders aus.
Ehe wir uns weiter mit der Belichick-Schelte beschäftigen hier nur am Rande: Das Spiel war hochklassig und zeigte erneut eines: Sebastian Vollmer hat das Zeug zu einem erstklassigen Offensive Lineman, denn er reduzierte auf seiner Seite der Angriffslinie den hoch eingeschätzten Dwight Freeney zu einem Statisten.
Nun zurück zu den Vorwürfen an den Patriots-Trainer, der Tom Brady in dieser Situation einen Spielzug ausriefen ließ, an dem außer einer Kleinigkeit nichts falsch war. Der Pass erreichte Kevin Faulk an einer Stelle, an der man ihm normalerweise den ersten Down geben würde. Da er allerdings beim Fangen vom Verteidiger zurückgedrängt wurde und er den Ball nicht gleich komplett unter Kontrolle bekam, ging der Plan nicht auf. Nun könnte man argumentieren: Warum packen die Patriots nicht ein Running Play aus oder ein Passspiel, bei dem man ein paar Yards Pufferzone einbaut. Aber das wäre auch schon alles. Der Rest an der Kritik ist aufgeblasen. Zumal die Colts danach erst noch die Verteidigung der Patriots bezwingen mussten, um einen Touchdown zu erzielen. Und dass Peyton Manning das gelingt – dafür gab es keine Garantie.
Der Ausgang des Spiels stärkt natürlich wieder all jenen das Kreuz, die im Football immer auf Nummer sicher gehen wollen, obwohl solches Verhalten weder statistisch begründbare Vorteile hat noch den Zuschauern etwas bietet. Die Angst der NFL-Trainer vor risikovollen Entscheidungen ist übrigens legendär und wurde bereits hier ausführlich abgehandelt. Ihre Triebfeder: Furcht vor dem Jobverlust. Zum Glück braucht sich jemand wie Bill Belichick über so etwas keine Gedanken zu machen.
1. Lösung Punter: Fast hunderprozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner den Ball bekommt, wenn auch nahe an dessen Tor.
2. Zwei-Yard-Raumgewinn mit einem Quarterback wie Tom Brady herausarbeiten: Etwa fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit (dieser Mann sagt sogar: 60prozentige), dass man den ersten Down schafft. Problem: Gelingt einem das nicht, geht das Angriffsrecht an diesem Ort an den Gegner über. Und der steht dann nicht tief hinten auf seiner eigenen Seite, sondern in diesem Fall 30 Yards vor der eigenen Touchdown-Linie.
Bill Belichick hat sich am Sonntagabend beim Stand von 34:28 für die New England Patriots für Möglichkeit zwei entschieden. Er hatte seine Gründe. Denn mit einem First Down hat die Mannschaft den Sieg in der Tasche. Weil seiner Mannschaft am Ende bei dem Spielzug aber ein paar Zentimeter fehlten und sie den Ball abgeben musste, kippen jetzt die Neunmalklugen von der Seitenauslinie den Spott über dem besten Coach der National Football League aus. Denn die Patriots kassierten anschließend den einen entscheidenden Touchdown und verloren die Begegnung gegen die Indianapolis Colts mit 34:35. Ja, ja: Genie sieht anders aus.
Ehe wir uns weiter mit der Belichick-Schelte beschäftigen hier nur am Rande: Das Spiel war hochklassig und zeigte erneut eines: Sebastian Vollmer hat das Zeug zu einem erstklassigen Offensive Lineman, denn er reduzierte auf seiner Seite der Angriffslinie den hoch eingeschätzten Dwight Freeney zu einem Statisten.
Nun zurück zu den Vorwürfen an den Patriots-Trainer, der Tom Brady in dieser Situation einen Spielzug ausriefen ließ, an dem außer einer Kleinigkeit nichts falsch war. Der Pass erreichte Kevin Faulk an einer Stelle, an der man ihm normalerweise den ersten Down geben würde. Da er allerdings beim Fangen vom Verteidiger zurückgedrängt wurde und er den Ball nicht gleich komplett unter Kontrolle bekam, ging der Plan nicht auf. Nun könnte man argumentieren: Warum packen die Patriots nicht ein Running Play aus oder ein Passspiel, bei dem man ein paar Yards Pufferzone einbaut. Aber das wäre auch schon alles. Der Rest an der Kritik ist aufgeblasen. Zumal die Colts danach erst noch die Verteidigung der Patriots bezwingen mussten, um einen Touchdown zu erzielen. Und dass Peyton Manning das gelingt – dafür gab es keine Garantie.
Der Ausgang des Spiels stärkt natürlich wieder all jenen das Kreuz, die im Football immer auf Nummer sicher gehen wollen, obwohl solches Verhalten weder statistisch begründbare Vorteile hat noch den Zuschauern etwas bietet. Die Angst der NFL-Trainer vor risikovollen Entscheidungen ist übrigens legendär und wurde bereits hier ausführlich abgehandelt. Ihre Triebfeder: Furcht vor dem Jobverlust. Zum Glück braucht sich jemand wie Bill Belichick über so etwas keine Gedanken zu machen.
15. November 2009
"Lust am eigenen Gefühlsrausch"
Es hat ein paar Tage gedauert, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass man diese Trauershow à la Prinzessin Diana nicht ohne Nachdenken über sich hinwegschwappen lassen kann. Denn was der Freitod von Robert Enke in Deutschland ausgelöst hat, war schlichtweg...echt ohne Worte. "Gefehlt hätte schließlich nur noch eine Fan-Meile mit Robert-Enke-Devotionalien und der Bau eines Mausoleums", schrieb Christian Paschwitz auf sport1.
Es hätte durchaus eine kluge Maßnahme gegeben, diese Stimmung zu kanalisieren und auf angemessene Proportionen zurechtzudengeln: Wenn man seitens des DFB die Erkenntnis gehabt hätte, dass es sinnvoller ist, das geplante Spiel gegen Chile nicht einfach abzusagen. Es wäre die adäquate Gelegenheit und der richtige Rahmen gewesen, taktvoll, ausführlich und angemessen das Leben des Ersatztorwarts der Nationalmannschaft zu würdigen. Aber stattdessen ließ man sich treiben und surfte auf der hochwabernden Grundstimmung und wurde dafür auch noch belohnt. Am Wochenende wurde dem Verband in einem Teil der Öffentlichkeit tatsächlich bescheinigt, er habe an sozialer Kompetenz gewonnen.
Ehrlich gesagt: Der Verband hat, angetrieben von populistischen Instinkten und in Ermangelung einer angemessenen Vorstellung von seinem Rangplatz in der Gesellschaft, schlichtweg versagt. "Manchmal aber kippt der öffentliche Diskurs in einen geistigen Nihilismus ab, der durchaus etwas Beängstigendes hat", merkte denn auch Burkhard Müller-Ulrich am Samstag im Deutschlandfunk an, der zu den ersten gehörte, die sich kritisch mit dem Thema beschäftigten. "Die schrille Trauerekstase um einen Fußballer, der sich das Leben nahm, ist dafür ein Beispiel. Der Medieneinsatz war fast so exorbitant wie derjenige am Tag zuvor zum Gedenken an den Mauerfall vor 20 Jahren." Dazu passt, was Richard Wagner in der FAZ schrieb: "Der Trauerfuror, der über das Land hereinbrach und den die Medien - dabei nicht nur der gefräßige Boulevard - durch immer ausführlichere Berichte anheizten, ist abstoßend. Als das Ganze heute mit einem vom Boulevard mit Gebrüll angekündigten Spektakel in Enkes Heimstadion in Hannover seinen Höhepunkt fand, wurde es endgültig zu etwas Unangemessenem, Maßlosem. Enkes Selbstmord wirkte auf einmal wie ein beliebiger Anlass für eine massenhafte Lust am eigenen Gefühlsrausch."
Es ist bemerkenswert, dass sich die Kritiker nicht von dem etwaigen Vorwurf der Pietätlosigkeit mundtot lassen machen, sondern ansprechen, auf welche Weise eine Woche lang sich eine Allianz aus Fußballverband, Medien und tausenden von sich irgendwie ratlos und betroffen fühlenden Menschen die Projektionsfläche aus Fußballplatz und Depression "die Funktionsweise unserer modernen Gesellschaft als Erregungsgemeinschaft" vorexerzierte (Müller-Ulrich) und mit Leergut anfüllte . Keiner rief: "Halt, ich will runter von dieser Achterbahn". Tagelang raste der Waggon durch alle Schleifen und über alle Holterdiepolter-Hügel und besorgte Deutschland die "Inszenierung des künstlichen Herzens". Auch das eine gute Beschreibung der losgelassenen Emotionen von dem bereits zitierten Burkhard Müller-Ulrich.
Ich nehme an, dass ein anderer Mensch als Theo Zwanziger und sein Umfeld an der Spitze des DFB die Unverhältnismäßigkeit dieser Entwicklung erkannt hätte und den traurigen Fußballspielern des deutschen Nationalmannschaftskaders Mitte der Woche auf einfühlsame Weise erklärt hätte, dass man einen Freund und Kollegen eher dadurch ehrt, in dem man nicht einfach inne hält mit dem Spiel, das einen miteinander verbunden hat, sondern in dem man es spielt. Vor tausenden von Zuschauern im Stadion und Millionen live am Fernsehapparat. Aber die Fußballführung hatte eine andere Agenda. Sie wollte wohl auf eine unterschwellige Weise drei Jahre nach der WM mal wieder klar machen, dass ihr Deutschlands liebste Puppenbühne gehört, auf der tausende von Profis und Millionen von Amateuren tanzen. Immerhin wissen wir nun wieder, warum sie uns fasziniert: Sie hat "keinen anderen Sinn als gemeinsame Ekstase".
Es hätte durchaus eine kluge Maßnahme gegeben, diese Stimmung zu kanalisieren und auf angemessene Proportionen zurechtzudengeln: Wenn man seitens des DFB die Erkenntnis gehabt hätte, dass es sinnvoller ist, das geplante Spiel gegen Chile nicht einfach abzusagen. Es wäre die adäquate Gelegenheit und der richtige Rahmen gewesen, taktvoll, ausführlich und angemessen das Leben des Ersatztorwarts der Nationalmannschaft zu würdigen. Aber stattdessen ließ man sich treiben und surfte auf der hochwabernden Grundstimmung und wurde dafür auch noch belohnt. Am Wochenende wurde dem Verband in einem Teil der Öffentlichkeit tatsächlich bescheinigt, er habe an sozialer Kompetenz gewonnen.
Ehrlich gesagt: Der Verband hat, angetrieben von populistischen Instinkten und in Ermangelung einer angemessenen Vorstellung von seinem Rangplatz in der Gesellschaft, schlichtweg versagt. "Manchmal aber kippt der öffentliche Diskurs in einen geistigen Nihilismus ab, der durchaus etwas Beängstigendes hat", merkte denn auch Burkhard Müller-Ulrich am Samstag im Deutschlandfunk an, der zu den ersten gehörte, die sich kritisch mit dem Thema beschäftigten. "Die schrille Trauerekstase um einen Fußballer, der sich das Leben nahm, ist dafür ein Beispiel. Der Medieneinsatz war fast so exorbitant wie derjenige am Tag zuvor zum Gedenken an den Mauerfall vor 20 Jahren." Dazu passt, was Richard Wagner in der FAZ schrieb: "Der Trauerfuror, der über das Land hereinbrach und den die Medien - dabei nicht nur der gefräßige Boulevard - durch immer ausführlichere Berichte anheizten, ist abstoßend. Als das Ganze heute mit einem vom Boulevard mit Gebrüll angekündigten Spektakel in Enkes Heimstadion in Hannover seinen Höhepunkt fand, wurde es endgültig zu etwas Unangemessenem, Maßlosem. Enkes Selbstmord wirkte auf einmal wie ein beliebiger Anlass für eine massenhafte Lust am eigenen Gefühlsrausch."
Es ist bemerkenswert, dass sich die Kritiker nicht von dem etwaigen Vorwurf der Pietätlosigkeit mundtot lassen machen, sondern ansprechen, auf welche Weise eine Woche lang sich eine Allianz aus Fußballverband, Medien und tausenden von sich irgendwie ratlos und betroffen fühlenden Menschen die Projektionsfläche aus Fußballplatz und Depression "die Funktionsweise unserer modernen Gesellschaft als Erregungsgemeinschaft" vorexerzierte (Müller-Ulrich) und mit Leergut anfüllte . Keiner rief: "Halt, ich will runter von dieser Achterbahn". Tagelang raste der Waggon durch alle Schleifen und über alle Holterdiepolter-Hügel und besorgte Deutschland die "Inszenierung des künstlichen Herzens". Auch das eine gute Beschreibung der losgelassenen Emotionen von dem bereits zitierten Burkhard Müller-Ulrich.
Ich nehme an, dass ein anderer Mensch als Theo Zwanziger und sein Umfeld an der Spitze des DFB die Unverhältnismäßigkeit dieser Entwicklung erkannt hätte und den traurigen Fußballspielern des deutschen Nationalmannschaftskaders Mitte der Woche auf einfühlsame Weise erklärt hätte, dass man einen Freund und Kollegen eher dadurch ehrt, in dem man nicht einfach inne hält mit dem Spiel, das einen miteinander verbunden hat, sondern in dem man es spielt. Vor tausenden von Zuschauern im Stadion und Millionen live am Fernsehapparat. Aber die Fußballführung hatte eine andere Agenda. Sie wollte wohl auf eine unterschwellige Weise drei Jahre nach der WM mal wieder klar machen, dass ihr Deutschlands liebste Puppenbühne gehört, auf der tausende von Profis und Millionen von Amateuren tanzen. Immerhin wissen wir nun wieder, warum sie uns fasziniert: Sie hat "keinen anderen Sinn als gemeinsame Ekstase".
Labels:
DFB,
Fußball,
Nationalmannschaft,
Robert Enke
14. November 2009
Radschlag für Torleute beim Elfer
Es gibt durchaus Möglichkeiten für Torhüter, die Elfmeterschützen aus dem Konzept zu bringen. Zum Beispiel so: In dem man auf der Torlinie ein paar Räder schlägt. Diese Szenen aus dem Spiel zwischen Hartford und Stony Brook – ein College-Meisterschaftsmatch – zeigen es. Obwohl: Vor lauter Footballstrichen und Buchstaben auf dem Platz kann man den Kern den Handlung nur schwer verfolgen. Hübsch: Die Reaktion des gegnerischen Spielers, der dem radschlagenden Tormann aus Hartford einen Elfer ins Netz pflanzt: Er äfft ihn nach. Das Team des durchgeknallten Goalies gewann übrigens am Ende nicht.
(via SportsByBrooks)
(via SportsByBrooks)
LeBron James: Nicht mehr Nummer 23
LeBron James fällt nach so vielen Jahren in der NBA zum ersten Mal auf, dass er eigentlich die falsche Rückennummer trägt: die 23, die Michael Jordan hatte. Zumindest sagte er jetzt so etwas in der Art und verkündete, dass er im kommenden Jahr die Nummer 6 tragen will ("my Olympic number"). Oder etwas weniger kapriziös formuliert: die Trikotziffer, mit der er in der amerikanischen Nationalmannschaft angetreten ist. Aus der Ankündigung lässt sich allerdings nicht heauslesen, in welchem Club er antreten wird. Außer wohl, dass sich Cleveland sehr anstrengen muss, wenn sie ihn behalten wollen. Die Anwort auf die Frage von TNT-Reporter Craig Sager, wo er spielen wird, war keine Loyalitätserklärung an die Adresse der Cavaliers, sondern sybillinisch: "Wir werden sehen."
Eine neue Spekulation sieht ihn zusammen mit Chris Bosh und Dwayne Wade in Miami. Es wäre sicher ein formidables Dreigestirn. Aber keiner weiß, wo das Geld dafür herkommen soll. Die Heat haben in diesem Jahr jedem Angestellten eine zehnprozentige Gehaltseinbuße abverlangt, um Entlassungen zu vermeiden.
Eine neue Spekulation sieht ihn zusammen mit Chris Bosh und Dwayne Wade in Miami. Es wäre sicher ein formidables Dreigestirn. Aber keiner weiß, wo das Geld dafür herkommen soll. Die Heat haben in diesem Jahr jedem Angestellten eine zehnprozentige Gehaltseinbuße abverlangt, um Entlassungen zu vermeiden.
Labels:
Basketball,
LeBron James,
NBA,
Rückennummern
12. November 2009
Kluge Bekenntnisse auf Lettermans Couch
Das bislang beste Interview mit Andre Agassi seit der Veröffentlichung seiner Autobiographie (Titel: Open) hat David Letterman auf die Beine gestellt. Weil die Enthüllungen – Drogenmissbrauch und künstliche Haare – keine Nachrichtenwert mehr haben, schlägt der Showmensch eine andere Route ein, um den ehemaligen Tennisspieler zum Reden zu bringen. Das Resultat: kleine, aber kluge Bekenntnisse zur Psychologie des Sports und den Tennisspiels im besonderen: "Da musst du nicht gut sein, sondern nur besser als der Gegner. Das ist wie bei einem Wettbewerb, bei dem man sich gegenseitig anstarrt." Agassi wäre, so sagt er, lieber Mannschaftssportler geworden, um in etwas mitwirken zu können, dass größer ist als er selbst. Sein Vater, der ihn früh in die Misere trieb, aus der er sich erst nach der großen Selbstbefragung nach der Leistungskrise der neunziger Jahre herausarbeiten konnte, hat sich über die in dem Buch enthaltene familieninterne Abrechnung nicht weiter aufgeregt. Der allzu geldfixierte Erzeuger sagte seinem Sohn: "Ich würde alles genauso machen. Mit einer Ausnahme: Ich hätte dich Baseball oder Golf spielen lassen sollen. Da ist man länger im Geschäft."
Blick zurück: Die Ankündigung der Memoiren im Jahr 2007 mitsamt den Angaben zum Autorenhonorar und einer Fehleinschätzung: Agassi hatte tatsächlich noch ein paar interessante Details aus seinem Leben auf Lager
Blick zurück: Die Ankündigung der Memoiren im Jahr 2007 mitsamt den Angaben zum Autorenhonorar und einer Fehleinschätzung: Agassi hatte tatsächlich noch ein paar interessante Details aus seinem Leben auf Lager
Labels:
Andre Agassi,
Buch,
David Letterman,
Memoiren,
Tennis
11. November 2009
Fußball-Power-Index: Silver sieht Gold
Wenn man bei der Präsidentschaftswahl vor einem Jahr den Ausgang der Abstimmung in 49 von 50 Staaten richtig vorausgesagt hat und das mit dem Hinweis auf eine kluge Auswertung vorhandener statistischer Daten begründen konnte, sollte man keine Zeit verschwenden und sich größeren Aufgaben zuwenden. Schließlich findet im nächsten Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Eine Veranstaltung, bei der nur wenige der 32 Mannschaften ernsthaft für einen Titelgewinn in Frage kommen. Je weniger Aspiranten von echtem Schrot und Korn, desto leichter lässt sich das Thema zu einer prickelnden Versimplung zuspitzen: Wer wird es denn diesmal, wenn nicht Brasilien, Italien, Frankreich oder Deutschland?
Das weiß Nate Silver zu diesem Zeitpunkt natürlich auch noch nicht. Trotzdem hat er schon mal die Eckdaten für seinen Soccer Power Index zusammengetragen, der online von ESPN unters Volk gestreut wird. Natürlich kann man sich fragen, was denn wohl Nate Silver für statistische Werte abgreift und ob die Eckdaten einer seriösen Prüfung stand halten. Klar ist vermutlich nur eines: dass die Konkurrenz, die FIFA-Rangliste, einem überhaupt keine Anhaltspunkte über die relative Spielstärke einzelner Nationalmannschaften gibt. Weshalb eigentlich fast jede andere Auflistung zumindest genauso aussagerkäftig ist. Hier mal ein paar Beispiele, wie weit Silvers Kalkulationen die Tabelle durcheinanderwirbelt:
FIFA hat England auf sieben, Chile auf 17 und Uruguay auf 25. Silver, der sich einst im statistikbesessenen Baseball einen Namen gemacht hatte, gibt England den dritten Platz, Chile den achten und Uruguay den zehnten. Italien sackt vom vierten auf den zwölften Rang. Jogis Jungs werden auf dem sechsten Platz geführt, eine Position schlechter als in der FIFA-Liste. Das Silver-System berücksichtigt mehr als nur die Resultate der Spiele von Nationalmannschaften. Es bemuht sich auch um eine Gewichtung der Leistungen von Stammspielern im Rahmen ihrer Arbeit auf Clubebene in vier europäischen Ligen – England, Spanien, Italien und Deutschland. hier ist die aktuelle Tabelle. Und hier die Geschichte über Silver im Wall Street Journal.
Das weiß Nate Silver zu diesem Zeitpunkt natürlich auch noch nicht. Trotzdem hat er schon mal die Eckdaten für seinen Soccer Power Index zusammengetragen, der online von ESPN unters Volk gestreut wird. Natürlich kann man sich fragen, was denn wohl Nate Silver für statistische Werte abgreift und ob die Eckdaten einer seriösen Prüfung stand halten. Klar ist vermutlich nur eines: dass die Konkurrenz, die FIFA-Rangliste, einem überhaupt keine Anhaltspunkte über die relative Spielstärke einzelner Nationalmannschaften gibt. Weshalb eigentlich fast jede andere Auflistung zumindest genauso aussagerkäftig ist. Hier mal ein paar Beispiele, wie weit Silvers Kalkulationen die Tabelle durcheinanderwirbelt:
FIFA hat England auf sieben, Chile auf 17 und Uruguay auf 25. Silver, der sich einst im statistikbesessenen Baseball einen Namen gemacht hatte, gibt England den dritten Platz, Chile den achten und Uruguay den zehnten. Italien sackt vom vierten auf den zwölften Rang. Jogis Jungs werden auf dem sechsten Platz geführt, eine Position schlechter als in der FIFA-Liste. Das Silver-System berücksichtigt mehr als nur die Resultate der Spiele von Nationalmannschaften. Es bemuht sich auch um eine Gewichtung der Leistungen von Stammspielern im Rahmen ihrer Arbeit auf Clubebene in vier europäischen Ligen – England, Spanien, Italien und Deutschland. hier ist die aktuelle Tabelle. Und hier die Geschichte über Silver im Wall Street Journal.
Labels:
ESPN,
Fußball,
Fußball-Weltmeisterschaft,
Statistik
Der Klingelbeutel: Triangle Offense mit Shaq und Agent Zero?
Neu-Clevelander Shaquille O'Neal, dessen gekittete Ehe wohl endgültig auseinandergeht, und die Verlobte von Gilbert Arenas haben angeblich einen anregenden E-Mail-Verkehr. Wie die Protokolle der Kommunikation zwischen den beiden (Textprobe: "as long as u taste me and make me cum LOL") an die Öffentlichkeit geraten sind, ist noch nicht klar. Oder ob sie überhaupt echt sind. Wir erinnern uns: Das letzte Opfer einer größeren gefälschten Kampagne in der NBA war der Franzose Tony Parker von den San Antonio Spurs. Auch hier wurden Textmessages als Pseudo-Belege für die behauptete Affäre vorgelegt. Die Schwierigkeiten in seiner Beziehung hatte Agent Zero einst in seinem Blog öffentlich gemacht (via Huffington Post, die seit neuestem auch eine Sportseite betreibt).
• Die Oakland Raiders sind im Begriff, den amtierenden Trainer Tom Cable herauszukomplimentieren, nachdem der in eine hässliche Szene verwickelt war, nach der ein Assistenzcoach einen gebrochenen Unterkiefer hatte. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf eine Anklageerhebung, nachdem sie die Ermittlungen aufgenommen hatte. Bei Al Davis, dessen Team mit den Lions und den Rams um die Wette um die Laterne in der NFL spielt, gehört das Kappen von Vertragsverpflichtungen zum Alltag. Zur Auffrischung des Gedächtnisses: ein Link zu einem Beitrag für die FAZ über das Geschehen in Oakland in der vergangenen Saison.
• Gefühlte 150 Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wurde in Mississippi den Anhängern der Universitäts-Footballmannschaft von Ole Miss in Oxford das Abspielen eines Instrumentals untersagt (“From Dixie With Love”), weil Zuschauer während der Darbietung den Schlachtruf anstimmen: "The south will rise again". Das erste ist harmlos, das zweite sowohl geschmacklos als auch verräterisch. So ähnlich wie die alte Südstaaten-Flagge, die sich die Konföderierten gaben, als sie 1861 die Abspaltung vom Norden betrieben. Die wird zwar heute gerne eher als Symbol für eine rebellische Haltung und einen unabhängigen Geist angesehen, wird aber von den Nachfahren der Sklaven, die damals befreit wurden, als kompletter Affront empfunden. Also ungefähr das, was Nicht-Deutsche erleben, wenn sie heutzutage die erste Strophe vom Lied der Deutschen hören. Die wurde durch die Assoziation mit den militärischen Überfällen der Nazi-Wehrmacht auf halb Europa komplett desavouiert. Und das obwohl Textautor August Heinrich Hoffmann von Fallersleben mit seinem "Deutschland, Deutschland über alles" einen ganz anderen Gedanken verband.
Labels:
College-Sport,
Gilbert Arenas,
Mississippi,
NBA,
NFL,
Oakland Raiders,
Schlachtruf,
Shaquille O'Neal
Daily Show: Die legendären Helden des Mauerfalls
Jon Stewart hat gestern den 20. Jahrestag des Falls der Mauer dazu benutzt, all die eitlen Fernsehnachrichten-Leute vorzuführen, die meinten, auf diesen Umstand hinweisen zu müssen: Sie seien im November 1989 in Berlin gewesen. Als sei die Anwesenheit an einem Ort zu einem geschichtsträchtigen Zeitpunkt eine besondere erkenntnisfördernde Leistung und nicht schlichtweg nur die Funktion eines Präsentationsstils von Nachrichten im Fernsehen, bei dem Anchormen rund um die Welt geflogen und ins Bild geschoben werden, um die Glaubwürdigkeit und Authentizität vorzutäuschen, die der Zuschauer erwartet. Natürlich fehlte nicht das Bild von Bill O'Reilly, dem arroganten Fox-Quotenbringer, der in seiner Sendung seinen Stand-up von damals am Brandenburger Tor einspielte und meinte: "I was there" (1:52).
Das kann ich bestätigen. Ich stand damals neben der Kamera, als die Aufnahme gemacht wurde. O'Reilly kam übrigens in dem Beitrag der Daily Show ungeschoren davon. Statt dessen bekam der Schwatzbart Wolf Blitzer von CNN eine Ladung ab. Doch das war nur ein Sprungbrett für das Team, um die Absurdität der Arbeit amerikanischer TV-Leute auf den Punkt zu bringen.
Labels:
Berliner Mauer,
Bill O'Reilly,
Daily Show,
Jon Stewart
10. November 2009
Joe Montana braucht Kleingeld
Wahrscheinlich nur ein Gag. Aber ein teurer. Joe Montana will 49 Millionen Dollar für sein 250 Hektar großes Anwesen am Nordende vom Napa Valley haben, wo Kaliforniens gute Weine angebaut werden. Der Gag? Der Mann spielte einst für die San Francisco 49ers. Was die Besitzung wirklich wert ist, wird sich zeigen. Denn Kalifornien gehört zu den von der Wirtschafts- und Immobilienkrise am stärksten betroffenen Teilen der USA. Was bekommt man für sein Geld? Eine Reitanlage, zwei Bäche, einen Teich, ein Basketballspielfeld, einen Schießstand für dir Wurfscheiben-Sportart Skeet, eine Wohnung für den Hausmeister, ein Gästehaus, ein Swimming Pool, ein Fitness-Raum und lauter Olivenbäume. Familie Montana war nur selten da. Die Villa ist also so gut wie neu (via ProFootballTalk).
Vollmer im Mittelpunkt
Sebastian Vollmer hat erst drei komplette Spiele in der NFL abgewickelt. Aber wie er das gemacht hat, überrascht so einige, die die New England Patriots von Berufs wegen ganz genau beäugen. Schließlich ist dies sein erstes Jahr in der Liga. Eigentlich hätte man erwarten dürfen, dass er meistens draußen am Spielfeldrand steht und von seiner Chance träumt. Ich habe ihn vor zwei Wochen im Stadion in Foxborough getroffen und mich länger mit ihm unterhalten. Daraus ist ein Text für die FAZ geworden, der in der letzten Woche zuerst gedruckt wurde und dann auch online lief. Dass man in in seiner Heimat an dem Werdegang des 25-jährigen aus Kaarst Interesse hat, liegt auf der Hand. Es gibt außer ihm keinen NFL-Profi aus dem Football-Entwicklungsland Deutschland. Obendrein war er der erste Bundesbürger, der gedraftet wurde und einen Mehr-Jahres-Vertrag bekam (3,105 Millionen Dollar Volumen, davon 1,76 Millionen garantiert). Dass jetzt auch die Amerikaner immer wieder Vollmer-Geschichten produzieren, ist schon sehr viel bemerkenswerter. Das jüngste Beispiel heute im Blick auf das bevorstehende Match gegen die Indianapolis Colts kommt von der Online-Redaktion des lokalen Bostoner Sportkanals NESN.
Der Artikel geht auf eine Besonderheit ein, mit der Vollmer am Sonntag in Stadion der Colts zum ersten Mal konfrontiert werden wird. Die enorme Lautstärke der Zuschauer, die versuchen, den Snap Count der gegnerischen Angriffsreihe zu ersticken. Für eine eingespielte Angriffsreihe ist eine solche Ausgangslage schon schwierig genug. Einen Neuling muss es geradezu nervös machen. Das Problem: Wer zu schnell loslegt, verursacht womöglich eine Strafe, bei der die Mannschaft an Yards verliert. Wer von den Offensive Linemen zu langsam reagiert, so Coach Bill Belichick, kommt einen halben Schritt zu spät: "Das bedeutet nicht nur Tackles und Sacks, sondern gewöhnlich Ballverlust."
Das Match findet am Sonntagabend Ortszeit statt und wird von NBC übertragen. Indianapolis ist noch ungeschlagen. Die Patriots haben von ihren acht Partien zwei verloren.
Bild: New England Patriots
Der Artikel geht auf eine Besonderheit ein, mit der Vollmer am Sonntag in Stadion der Colts zum ersten Mal konfrontiert werden wird. Die enorme Lautstärke der Zuschauer, die versuchen, den Snap Count der gegnerischen Angriffsreihe zu ersticken. Für eine eingespielte Angriffsreihe ist eine solche Ausgangslage schon schwierig genug. Einen Neuling muss es geradezu nervös machen. Das Problem: Wer zu schnell loslegt, verursacht womöglich eine Strafe, bei der die Mannschaft an Yards verliert. Wer von den Offensive Linemen zu langsam reagiert, so Coach Bill Belichick, kommt einen halben Schritt zu spät: "Das bedeutet nicht nur Tackles und Sacks, sondern gewöhnlich Ballverlust."
Das Match findet am Sonntagabend Ortszeit statt und wird von NBC übertragen. Indianapolis ist noch ungeschlagen. Die Patriots haben von ihren acht Partien zwei verloren.
Bild: New England Patriots
9. November 2009
Die Freiheit des Ostens
Wir sind an diesem Samstagmorgen auf dem Flughafen Tegel angekommen, wo es lange Schlangen von Menschen gab, die anstanden, um sich ein Begrüßungsgeld abzuholen. Ich habe damals ein paar von den Wartenden gefragt, ob sie Englisch sprächen und ob sie bereit wären, sich für eine amerikanische Fernsehsendung interviewen zu lassen. Das war nämlich mein Job an diesem Wochende im November. Dafür hatte mich die Redaktion von Inside Edition angeheuert – und weil ich die Stadt kannte. Ich sollte zwei Reporter begleiten, die mit mir zusammen am Tag zuvor von New York aus in Marsch gesetzt wurden.
Ich hatte zur Sicherheit noch jemanden in Berlin angeheuert, um in dem Heuhaufen aus schüchternen, besorgt drein blickenden DDR-Bürgern jene zu finden, die eine Geschichte zu erzählen hatten, die nach den Vorstellungen der Fernsehredaktion umgefähr so aussehen sollte: Zwei Geschwister treffen sich zum ersten Mal seit dem Bau der Berliner Mauer wieder, liegen sich in den Armen und genießen öffentlich, was unter anderen Umständen ihre Privatsache wäre: Die Aufhebung einer unüberwindbaren Grenze, an der in den Jahrzehnten zuvor Menschen erschossen worden waren, die versucht hatten, vom Osten in den Westen zu wechseln.
Das war natürlich der typische amerikanische Traum. Eine Illusion. Nicht getrübt vom Wissen um Passagierschein-Abkommen und Rentnerbesuche und all den anderen bürokratisch gesteuerten Kanälen, die in den Jahren nach 1961 die Grenze wenn nicht geschleift, so doch durchlöchert hatten. Mittags hatten wir unsere erste Besprechung mit den beiden Kamerateams, die aus Paris angereist waren. Wir beschlossen einen Plan für den Produktionsablauf. Wir wollten nachmittags am Brandenburger Tor drehen, anschließend am Checkpoint Charlie und abends in in den Kneipen in der Nähe vom Kudamm. Am Sonntagmorgen wollten wir bei der Öffnung eines Stücks der Mauer in der Einöde des Pariser Platzes dabei sein und in dem Strom der Besucher aus dem Osten jenes herbeigesehnte emotionalisierte Wiedersehen filmen und dann diese Menschen in West-Berlin begleiten.
Was ich am Brandenburger Tor sah, war vor allem deshalb bemerkenswert, weil die breite Avenue, deren Namen an einen anderen Tag in der Geschichte des ostdeutschen Widerstands gegen die aufgezwungene Herrschaft einer einzigen Partei erinnerte, mit Plattformen voll gestellt war, auf denen sich zahllose Kamerateams eingerichtet hatten. Von hier aus hatten die Leute von NBC jene Einstellung eingefangen, in der Anchorman Tom Brokaw am 9. November in den Abendnachrichten live die Nachricht von den Menschen auf der Mauer gebracht hatte. LIVE. Ich hatte das in New York gesehen. Zusammen mit Millionen von Amerikanern, die sich in diesem Ereignis irgendwie widergespiegelt sahen. Die Menschen in der DDR hatten das geschafft, was man ihnen in den USA seit dem Beginn des Kalten Krieges so sehr gewünscht und gegönnt hatte: Die Freiheit des Westens.
Was mir am Brandenburger Tor auffiel: dass die Kameras von ARD und ZDF, die damals so gerne mit dem Spruch warben, man säße bei ihnen in der ersten Reihe, tatsächlich erst in der zweiten Reihe postiert waren. Die amerikanischen Sender hatten den Braten wohl eher gerochen und sich rechtzeitig von weit weg aufgemacht, um sich einen Ausguck zu bauen und ihren Zuschauern ein Spektakel zu bieten, das einst als Fata Morgana verlacht worden wäre: Dass Menschen auf der Mauer stehen und tanzen und sich in den Armen liegen und trinken. Ich habe an diese Wochenende Geschichten von deutschen Reportern gehört, die ihre festgebuchten Reservierungen auf Flügen nach Tegel verloren hatten, weil findige amerikanische Medienleute mehr boten. Nun war ich also einer von ihnen: den "Amerikanern". Weshalb ich nichts dabei fand, am Montagmorgen in Tegel einen der beiden Reporter, mit denen ich gekommen war, auf eine ausverkaufte Maschine nach Paris zu boxen. Der Mann musste schließlich in Charles-de-Gaulle die Concorde erwischen, um das geschnittene Videomaterial nach New York zu transportieren. Es war zwar nur eine Sicherheitsmaßnahme, weil man sich bei Inside Edition Sorgen machte, dass die Übertragung über den Satelliten funktionieren würde. Aber es bedeutete nichts anderes als: das Unmögliche möglich machen.
Wir haben an diesem Wochenende eine Menge guter Bilder gedreht und zwei Beiträge produziert. Mit Leuten, die auf der Westseite an der Mauer herumhacken, mit hupenden Autos, die aus dem Osten durch den Übergang an der Friedrichstraße kamen, mit jungen DDRlern in den Kneipen am Kudamm. Die Geschichte mit der Familienzusammenführung kam nicht zustande, obwohl wir über eine Stunde lang in der dunstigen Kälte am Pariser Platz standen und lauerten. Am Ende konnte ich eine Familie mit einem kleinen Jungen überzeugen, dass wir sie begleiten durften. Was für sie sprach: Es war ihr allererster Besuch im Westen. Der kleine Junge war ein attraktiver Kamerablickfang. Und der Ehemann sprach wenigstens ein paar Fetzen Englisch. Für die sehr zurückhaltenden, sehr introvertierten Ost-Besucher hatte die Sache sogar ein paar Vorteile. Wir hatten Autos, um ihnen den Westen zu zeigen. Und wir hatten Westmark. Sie mussten sich nicht in die Schlangen für das Begrüßungsgeld anstellen.
In der Nacht zum Montag wurden die Beiträge in einem Studio in Charlottenburg geschnitten. Ich fuhr früh den einen Reporter direkt von dort zum Flughafen, nachdem ich in unserem Hotel seine schmutzige Wäsche in seinen Koffer gepackt hatte. Am frühen Abend fuhr ich nach Kreuzberg, wo ich an einem improvisierten Übergang ein paar Brocken der aufgehackten Betonmauer aufsammelte und in die Tasche steckte. Die Ost-Grenzer dort wirkten entspannt. Ich dachte: Jetzt wäre doch ein idealer Zeitpunkt, um einfach mal in den Osten zu fahren und sich anschauen, wie es dort aussieht, nachdem Millionen von Ostmenschen in den Westen gegangen und wieder in ihre Wohnungen zurückgekehrt waren. Ich hatte keinen Plan. Ich wollte mich treiben lassen, vielleicht am Alex herumlaufen, wo mir jemand viele Jahre zuvor beim Schwarztausch DDR-Geld vermacht und mich dabei belogen hatte: "Was du nicht ausgibst, kannst du bei deiner Rückkehr an der Grenze wieder zurücktauschen."
So ging ich am Übergang Heinrich-Heine-Straße auf den Wachposten zu und zeigte den beiden Uniformierten meinen Pass. Sie sahen überhaupt nicht freundlich aus, eher grimmig und verstimmt. Aber was noch besser war: Sie erklärten mir, sie könnten mich nicht reinlassen. Ich war verblüfft. Alle dürfen raus, aber unsereins darf nicht rein? Ich wurde belehrt: Wer ein Tagesvisum für den Ausflug nach Ost-Berlin haben wollte, der musste bis 16 Uhr an der Grenze erschienen sein. Wer später ankam, wurde zurückgewiesen. Bestimmungen waren eben Bestimmungen.
Das passte irgendwie zu der Erinnerung an jene Silversternacht in den frühen achtziger Jahren, als ich mit einem Freund und tausend anderen Neugierigen kurz vor Mitternacht auf den Kreuzberg wanderte, um von dieser nicht besonders hohen natürlich Erhebung aus das Feuerwerk über der Stadt zu sehen. Als um 12 Uhr die Raketen hochschossen, sah man nur im Westen, wie die Leuchtspurgeschosse durch die Luft flogen. Der Osten Berlins war komplett dunkel. Auch an diesem Abend blieb für mich der Osten einfach dunkel.
Ich bin ein paar Tage später nach New York zurückgeflogen und las auf dem Weg die neueste Ausgabe der ZEIT mit einem Artikel von Martin Ahrends, der einige Jahre zuvor in den Westen gewechselt war. Er schrieb darin über die "Freiheit des Ostens", jene schwer zu erklärende und doch so ganz reale Gemengelage, die hervorragende Schriftsteller, sehr gute Musiker und begabte Maler hervorgebracht hatte, mit denen ich mich einst in meinen Jahren in Berlin in der Halbdistanz so gerne beschäftigt und sie doch nie richtig verstanden hatte, weil wir in der gemeinsamen Sprache dann doch nicht eine gemeinsame Sicht der Welt formulieren konnten.
Ich hatte die Betonbrocken im Gepäck und habe sie nach meiner Rückkehr in einer kleinen Plastikschachtel dem Redakteur von Inside Edition geschenkt, dessen Tochter damit anschließend in die Schule ging, um ihren Mitschülern ein piece of history zu zeigen. Den einen Reporter sehe ich jetzt manchmal, aber ungerne bei Fox News im Fernsehen. Er ist ein big shot. Seine politischen Ansichten sind mir zuwider. Mit der Familie aus der DDR habe ich noch ein paar Monate lang Briefe ausgetauscht, die mir das Gefühl gaben, dass die drei noch immer auf einem anderen Planeten leben und ich ihnen nicht die Spur meiner Welt erklären kann, selbst wenn ich wollte. Bei Martin Ahrends habe ich mich wenig später bedankt. Zunächst per Brief. Und dann auch persönlich. Er hat mir damals ein Stück Welt erklärt. Weshalb ich heute aus Anlass dieser 20-Jahre-Erinnerungs-Nummer diesen Text noch mal hervorkramen werde. Zum Glück kann man ihn inzwischen online lesen.
Ich hatte zur Sicherheit noch jemanden in Berlin angeheuert, um in dem Heuhaufen aus schüchternen, besorgt drein blickenden DDR-Bürgern jene zu finden, die eine Geschichte zu erzählen hatten, die nach den Vorstellungen der Fernsehredaktion umgefähr so aussehen sollte: Zwei Geschwister treffen sich zum ersten Mal seit dem Bau der Berliner Mauer wieder, liegen sich in den Armen und genießen öffentlich, was unter anderen Umständen ihre Privatsache wäre: Die Aufhebung einer unüberwindbaren Grenze, an der in den Jahrzehnten zuvor Menschen erschossen worden waren, die versucht hatten, vom Osten in den Westen zu wechseln.
Das war natürlich der typische amerikanische Traum. Eine Illusion. Nicht getrübt vom Wissen um Passagierschein-Abkommen und Rentnerbesuche und all den anderen bürokratisch gesteuerten Kanälen, die in den Jahren nach 1961 die Grenze wenn nicht geschleift, so doch durchlöchert hatten. Mittags hatten wir unsere erste Besprechung mit den beiden Kamerateams, die aus Paris angereist waren. Wir beschlossen einen Plan für den Produktionsablauf. Wir wollten nachmittags am Brandenburger Tor drehen, anschließend am Checkpoint Charlie und abends in in den Kneipen in der Nähe vom Kudamm. Am Sonntagmorgen wollten wir bei der Öffnung eines Stücks der Mauer in der Einöde des Pariser Platzes dabei sein und in dem Strom der Besucher aus dem Osten jenes herbeigesehnte emotionalisierte Wiedersehen filmen und dann diese Menschen in West-Berlin begleiten.
Was ich am Brandenburger Tor sah, war vor allem deshalb bemerkenswert, weil die breite Avenue, deren Namen an einen anderen Tag in der Geschichte des ostdeutschen Widerstands gegen die aufgezwungene Herrschaft einer einzigen Partei erinnerte, mit Plattformen voll gestellt war, auf denen sich zahllose Kamerateams eingerichtet hatten. Von hier aus hatten die Leute von NBC jene Einstellung eingefangen, in der Anchorman Tom Brokaw am 9. November in den Abendnachrichten live die Nachricht von den Menschen auf der Mauer gebracht hatte. LIVE. Ich hatte das in New York gesehen. Zusammen mit Millionen von Amerikanern, die sich in diesem Ereignis irgendwie widergespiegelt sahen. Die Menschen in der DDR hatten das geschafft, was man ihnen in den USA seit dem Beginn des Kalten Krieges so sehr gewünscht und gegönnt hatte: Die Freiheit des Westens.
Was mir am Brandenburger Tor auffiel: dass die Kameras von ARD und ZDF, die damals so gerne mit dem Spruch warben, man säße bei ihnen in der ersten Reihe, tatsächlich erst in der zweiten Reihe postiert waren. Die amerikanischen Sender hatten den Braten wohl eher gerochen und sich rechtzeitig von weit weg aufgemacht, um sich einen Ausguck zu bauen und ihren Zuschauern ein Spektakel zu bieten, das einst als Fata Morgana verlacht worden wäre: Dass Menschen auf der Mauer stehen und tanzen und sich in den Armen liegen und trinken. Ich habe an diese Wochenende Geschichten von deutschen Reportern gehört, die ihre festgebuchten Reservierungen auf Flügen nach Tegel verloren hatten, weil findige amerikanische Medienleute mehr boten. Nun war ich also einer von ihnen: den "Amerikanern". Weshalb ich nichts dabei fand, am Montagmorgen in Tegel einen der beiden Reporter, mit denen ich gekommen war, auf eine ausverkaufte Maschine nach Paris zu boxen. Der Mann musste schließlich in Charles-de-Gaulle die Concorde erwischen, um das geschnittene Videomaterial nach New York zu transportieren. Es war zwar nur eine Sicherheitsmaßnahme, weil man sich bei Inside Edition Sorgen machte, dass die Übertragung über den Satelliten funktionieren würde. Aber es bedeutete nichts anderes als: das Unmögliche möglich machen.
Wir haben an diesem Wochenende eine Menge guter Bilder gedreht und zwei Beiträge produziert. Mit Leuten, die auf der Westseite an der Mauer herumhacken, mit hupenden Autos, die aus dem Osten durch den Übergang an der Friedrichstraße kamen, mit jungen DDRlern in den Kneipen am Kudamm. Die Geschichte mit der Familienzusammenführung kam nicht zustande, obwohl wir über eine Stunde lang in der dunstigen Kälte am Pariser Platz standen und lauerten. Am Ende konnte ich eine Familie mit einem kleinen Jungen überzeugen, dass wir sie begleiten durften. Was für sie sprach: Es war ihr allererster Besuch im Westen. Der kleine Junge war ein attraktiver Kamerablickfang. Und der Ehemann sprach wenigstens ein paar Fetzen Englisch. Für die sehr zurückhaltenden, sehr introvertierten Ost-Besucher hatte die Sache sogar ein paar Vorteile. Wir hatten Autos, um ihnen den Westen zu zeigen. Und wir hatten Westmark. Sie mussten sich nicht in die Schlangen für das Begrüßungsgeld anstellen.
In der Nacht zum Montag wurden die Beiträge in einem Studio in Charlottenburg geschnitten. Ich fuhr früh den einen Reporter direkt von dort zum Flughafen, nachdem ich in unserem Hotel seine schmutzige Wäsche in seinen Koffer gepackt hatte. Am frühen Abend fuhr ich nach Kreuzberg, wo ich an einem improvisierten Übergang ein paar Brocken der aufgehackten Betonmauer aufsammelte und in die Tasche steckte. Die Ost-Grenzer dort wirkten entspannt. Ich dachte: Jetzt wäre doch ein idealer Zeitpunkt, um einfach mal in den Osten zu fahren und sich anschauen, wie es dort aussieht, nachdem Millionen von Ostmenschen in den Westen gegangen und wieder in ihre Wohnungen zurückgekehrt waren. Ich hatte keinen Plan. Ich wollte mich treiben lassen, vielleicht am Alex herumlaufen, wo mir jemand viele Jahre zuvor beim Schwarztausch DDR-Geld vermacht und mich dabei belogen hatte: "Was du nicht ausgibst, kannst du bei deiner Rückkehr an der Grenze wieder zurücktauschen."
So ging ich am Übergang Heinrich-Heine-Straße auf den Wachposten zu und zeigte den beiden Uniformierten meinen Pass. Sie sahen überhaupt nicht freundlich aus, eher grimmig und verstimmt. Aber was noch besser war: Sie erklärten mir, sie könnten mich nicht reinlassen. Ich war verblüfft. Alle dürfen raus, aber unsereins darf nicht rein? Ich wurde belehrt: Wer ein Tagesvisum für den Ausflug nach Ost-Berlin haben wollte, der musste bis 16 Uhr an der Grenze erschienen sein. Wer später ankam, wurde zurückgewiesen. Bestimmungen waren eben Bestimmungen.
Das passte irgendwie zu der Erinnerung an jene Silversternacht in den frühen achtziger Jahren, als ich mit einem Freund und tausend anderen Neugierigen kurz vor Mitternacht auf den Kreuzberg wanderte, um von dieser nicht besonders hohen natürlich Erhebung aus das Feuerwerk über der Stadt zu sehen. Als um 12 Uhr die Raketen hochschossen, sah man nur im Westen, wie die Leuchtspurgeschosse durch die Luft flogen. Der Osten Berlins war komplett dunkel. Auch an diesem Abend blieb für mich der Osten einfach dunkel.
Ich bin ein paar Tage später nach New York zurückgeflogen und las auf dem Weg die neueste Ausgabe der ZEIT mit einem Artikel von Martin Ahrends, der einige Jahre zuvor in den Westen gewechselt war. Er schrieb darin über die "Freiheit des Ostens", jene schwer zu erklärende und doch so ganz reale Gemengelage, die hervorragende Schriftsteller, sehr gute Musiker und begabte Maler hervorgebracht hatte, mit denen ich mich einst in meinen Jahren in Berlin in der Halbdistanz so gerne beschäftigt und sie doch nie richtig verstanden hatte, weil wir in der gemeinsamen Sprache dann doch nicht eine gemeinsame Sicht der Welt formulieren konnten.
Ich hatte die Betonbrocken im Gepäck und habe sie nach meiner Rückkehr in einer kleinen Plastikschachtel dem Redakteur von Inside Edition geschenkt, dessen Tochter damit anschließend in die Schule ging, um ihren Mitschülern ein piece of history zu zeigen. Den einen Reporter sehe ich jetzt manchmal, aber ungerne bei Fox News im Fernsehen. Er ist ein big shot. Seine politischen Ansichten sind mir zuwider. Mit der Familie aus der DDR habe ich noch ein paar Monate lang Briefe ausgetauscht, die mir das Gefühl gaben, dass die drei noch immer auf einem anderen Planeten leben und ich ihnen nicht die Spur meiner Welt erklären kann, selbst wenn ich wollte. Bei Martin Ahrends habe ich mich wenig später bedankt. Zunächst per Brief. Und dann auch persönlich. Er hat mir damals ein Stück Welt erklärt. Weshalb ich heute aus Anlass dieser 20-Jahre-Erinnerungs-Nummer diesen Text noch mal hervorkramen werde. Zum Glück kann man ihn inzwischen online lesen.
6. November 2009
Frauenfußball: Hart im Geben
Jetzt wird auch im College-Fußball der Frauen ordentlich zugelangt. ESPN hat Ausschnitte aus einem Spiel zwischen der Universität Brigham Young in Provo/Utah (Kürzel: BYU) und New Mexico zusammengeschnitten. Höhepunkt: eine extrem giftige Person im roten New-Mexico-Trikot reißt eine von der Attacke total überraschte Gegnerin derart massiv am langen Zopf zu Boden, dass man fürchten muss, ihr würde dabei der Nacken gebrochen. BYU gewann das Match mit 1:0 und erreichte damit das Finale des Conference-Turniers (via The Big Lead)
Viele der Berichte zu dem üblen, mit vielen hintertückischen Fouls gespickten Auftritt der Lobos sind übrigens ähnlich bedenklich: Da ist meistens von catfight die Rede, einem Begriff mit dem man in den USA die Auseinandersetzung zwischen Frauen charakterisiert. Garniert mit Aussagen wie dieser: "Das unterstützt, was viele Sportfans seit ganz, ganz langer Zeit sagen: weibliche Athleten sind eindeutig härter als die Männer. Egal in welcher Sportart, du kannst genauso mit einem Schlagabtausch in einem Spiel der Frauen rechnen wie in einem der Männer."
Mal abgesehen davon, dass die Tatsache, dass Frauen sich womöglich auf dem Fußballplatz genauso in die Haare geraten wie die Männer – es bedeutet nicht, dass sie sich härter und womöglich brutaler und unfairer verhalten. Das Problem ist eher die Klischeevorstellung von einem Rollenbild, das man Frauen zugemessen hat. Danach haben die sich selbst auf dem Sportplatz gefälligst nett und zuvorkommend zu verhalten. Es gibt allerdings Phänome im Frauensport, die man von den Männern nicht kennt. Das beste Beispiel: Jene bizarre Abstrafungsaktion gegenüber der Torfrau der US-Nationalmannschaft bei der letzten WM in China. Immerhin: die Torfrau – Hope Solo – spielt wieder. Der Coach, den sie laut und vernehmlich attackiert hatte, verlor seinen Job.
Viele der Berichte zu dem üblen, mit vielen hintertückischen Fouls gespickten Auftritt der Lobos sind übrigens ähnlich bedenklich: Da ist meistens von catfight die Rede, einem Begriff mit dem man in den USA die Auseinandersetzung zwischen Frauen charakterisiert. Garniert mit Aussagen wie dieser: "Das unterstützt, was viele Sportfans seit ganz, ganz langer Zeit sagen: weibliche Athleten sind eindeutig härter als die Männer. Egal in welcher Sportart, du kannst genauso mit einem Schlagabtausch in einem Spiel der Frauen rechnen wie in einem der Männer."
Mal abgesehen davon, dass die Tatsache, dass Frauen sich womöglich auf dem Fußballplatz genauso in die Haare geraten wie die Männer – es bedeutet nicht, dass sie sich härter und womöglich brutaler und unfairer verhalten. Das Problem ist eher die Klischeevorstellung von einem Rollenbild, das man Frauen zugemessen hat. Danach haben die sich selbst auf dem Sportplatz gefälligst nett und zuvorkommend zu verhalten. Es gibt allerdings Phänome im Frauensport, die man von den Männern nicht kennt. Das beste Beispiel: Jene bizarre Abstrafungsaktion gegenüber der Torfrau der US-Nationalmannschaft bei der letzten WM in China. Immerhin: die Torfrau – Hope Solo – spielt wieder. Der Coach, den sie laut und vernehmlich attackiert hatte, verlor seinen Job.
Labels:
Brutalität,
College-Sport,
Frauen,
Fußball
NFL: Sorgenkind Jacksonville
Der Favorit für einen Umzug nach Los Angeles, wo die NFL seit Jahren keine Franchise hat: die Jacksonville Jaguars. Das sagt ESPN-Autor Greg Garber, der sich das Elend in Florida genauer angeschaut hat. Der Club hat in diesem Jahr 17.000 Jahreskarten weniger abgesetzt als in der Vergangenheit. Das Stadion ist nicht ausverkauft, weshalb die Heimspiele in Jacksonville und Umgebung nicht vom Fernsehen ausgestrahlt werden dürfen. Ein weiterer Faktor, der die Chancen der Jaguars reduziert, sich seinem Publikum zu empfehlen.
Man hat die Zuschauerkapazität schon händisch verkleinert. Aber auch das nützt nichts. 67.164 gehen rein. Nur 68,3 Prozent des Gestühls sind besetzt. Was Platz eins in der Liste der Sorgenkinder bedeutet. Die anderen Durchhänger Detroit Lions kommen immerhin auf 76,5 Prozent Auslastung. Die Oakland Raiders auf 77,8 Prozent. Die Eintrittskarte kostet im Schnitt 45 Dollar. Eigentlich nicht schlecht, aber auch das nützt nichts. Zumal die Ansetzungen in dieser Saison solche Schlappmeier wie die St. Louis Rams und die Tennessee Titans nach Jacksonville gebracht haben. Man könnte sich natürlich – mit einiger Verspätung – fragen, was hat die NFL eigentlich dazu gebracht, in einer solchen Region einen Club zu installieren? Denn dass das Einzugsgebiet ähnlich wie in New Orleans und in Green Bay eher klein ist, war ja kein Geheimnis.
Diese Geschichte auf foxsports ruft die fatale Begeisterung einer Reihe von einflussreichen Clubbesitzern der frühen neunziger Jahre wach und dokumentiert, mit welchen Arzneimitteln man zur Zeit in Jacksonville an der Saison laboriert: Man träumt davon, einige Heimspiele in Orlando austragen zu dürfen, um die Football-Fans dort neugierig machen zu können. Die beiden Städte liegen rund zweieinhalb Stunden mit dem Auto voneinander entfernt. Das wäre also etwas so, wie wenn man mit dem TSV 1860 München in Nürnberg ankommen würde, um dort Wurzeln zu schlagen.
Nur eines scheint klar: Die Taschen von Jaguars-Besitzer Wayne Weaver (Bild) sind tief genug. Er kann Geld zubuttern, egal wie hoch die Verluste auch ausfallen. Und auch das scheint klar: Wer diesen Winter in Florida Ferien macht, könnte sich in Jacksonville ohne Probleme eine Karte für ein NFL-Spiel besorgen. Nicht dass ich deshalb gleich dorthin fahren würde, aber wenn man in der Nähe ist...
5. November 2009
Football-Karriere mit Kino-Appeal
Soeben im Kino gab es den Trailer zu The Blind Side mit Sandra Bullock, eine Verfilmung des gleichnamigen Buches von Michael Lewis. Darin ist ein junger Schwarzer die zentrale Figur des einen Erzählstrangs. Er heißt Michael Oher und ist inzwischen in der NFL angekommen, und zwar bei den Baltimore Ravens, die ihn im Frühjahr an 23. Stelle gedraftet haben. Der andere Strang im Buch ist die Entwicklung des Offensivspiels im Football, der vor allem den Left Tackles eine wichtigere Rolle als den Beschützern des (rechtshändigen) Quarterbacks zukommen lässt und sie entsprechend gut dafür entlohnt. Darüber gab es vor einiger Zeit schon etwas mehr zu lesen - im Blog und in der FAZ.
Der Film beschäftigt sich nach den Vorberichten ausschließlich auf die Person des als Jugendlichem verwahrlosten Footballspielers, der von einer weißen Familie aufgenommen wird, die ihm die Chancen eröffnet, die ihm vorher gefehlt hatten. Sein Vater wurde umgebracht, als er noch klein war. Die Mutter war cracksüchtig.
Soweit sich das zur Zeit recherchieren ließ, hat der Film keinen deutschen Starttermin. Hier einer der Trailer, die im Moment zirkulieren.
Der Film beschäftigt sich nach den Vorberichten ausschließlich auf die Person des als Jugendlichem verwahrlosten Footballspielers, der von einer weißen Familie aufgenommen wird, die ihm die Chancen eröffnet, die ihm vorher gefehlt hatten. Sein Vater wurde umgebracht, als er noch klein war. Die Mutter war cracksüchtig.
Soweit sich das zur Zeit recherchieren ließ, hat der Film keinen deutschen Starttermin. Hier einer der Trailer, die im Moment zirkulieren.
Labels:
Film,
Football,
Michael Lewis,
Sandra Bullock
4. November 2009
New York Yankees gewinnen
Die New York Yankees haben das sechste Match der World Series mit 7:3 gewonnen. Pedro Martinez war als Pitcher für die Philadelphia Phillies kein ernthafter Gegner. Hideki Matsui mit einem Home Run und insgesamt sechs RBIs war der Mann der Stunde. Die Yankees gewinnen zum 27. Mal die World Series. Alex Rodriguez zum ersten Mal. Über ihn wird noch zu reden sein.
Nachtrag: Die Nachrede ist soeben bei faz.net erschienen: Gestelzter Stolz des geläuterten Stars
Nachtrag: Die Nachrede ist soeben bei faz.net erschienen: Gestelzter Stolz des geläuterten Stars
Extrablatt, Extrablatt: Kaman und Nowitzki waren zusammen essen
ESPN-Reporter Marc Stein, der in den Anfangsjahren von Dirk Nowitzki in der NBA als Reporter der Dallas Morning News im Einsatz war, muss eine besondere Schwäche für den Deutschen haben. Anders kann man nicht erklären, weshalb er seinem amerikanischen Publikum heute eine ausführliche Betrachtung über ein rein deutsches Thema servierte. Auslöser: Dirk Nowitzki war am Wochenende in Los Angeles zusammen mit Chris Kaman essen. Wir erinnern uns: Kaman von der Clippers ist der Mann, der rechtzeitig zur Olympia-Qualifikation im vergangenen Jahr ohne irgendein Kriterium des zuständigen Gesetzes zu erfüllen, die deutsche Staatsangehörigkeit geschenkt bekam. Ein Center, der anschließend für Deutschland in Peking spielte und danach deutlich machte, dass er womöglich nie wieder in Bauermanns Mannschaft auflaufen werde.
Da der normale ESPN-Leser diese Sachverhalte nicht kennen kann, muss Stein ziemlich weit ausholen und sich in Andeutungen ergehen, auf welche Weise die Antipoden Kaman und Deutschland vor London 2012 doch noch irgendwie auf einen Spielberichtsbogen gelangen könnten. Denn sonst stände ja die Idee für die schöne Geschichte nur einem dünnen Bein und würde in sich zusammenfallen. Falls der Reporter über diesen Teil der Zukunft etwas wissen sollte: Geschrieben hat er es jedenfalls nicht. Der ganze lange Artikel dient eigentlich nur als kaugummiartige Einleitung zu einem kurzen spekulativen Gedanken am Schluss: Da sich Kaman und Nowitzki so gut privat verstehen, wären sie doch sicher auch daran interessiert, mal in der NBA zusammen in einer Mannschaft zu spielen. Und was hat Stein darüber von Nowitzki in Erfahrung bringen können?
"Darüber reden wir kaum", sagte der Mavericks-Mann, der einen Beißer und Rackerer vom Typ Kamen in Dallas hervorragend gebrauchen könnte. "Darüber haben wir keine Kontrolle."
Na, supi. So etwas hatten wir uns bereits gedacht (Hat Tip an Björn Hesse).
Da der normale ESPN-Leser diese Sachverhalte nicht kennen kann, muss Stein ziemlich weit ausholen und sich in Andeutungen ergehen, auf welche Weise die Antipoden Kaman und Deutschland vor London 2012 doch noch irgendwie auf einen Spielberichtsbogen gelangen könnten. Denn sonst stände ja die Idee für die schöne Geschichte nur einem dünnen Bein und würde in sich zusammenfallen. Falls der Reporter über diesen Teil der Zukunft etwas wissen sollte: Geschrieben hat er es jedenfalls nicht. Der ganze lange Artikel dient eigentlich nur als kaugummiartige Einleitung zu einem kurzen spekulativen Gedanken am Schluss: Da sich Kaman und Nowitzki so gut privat verstehen, wären sie doch sicher auch daran interessiert, mal in der NBA zusammen in einer Mannschaft zu spielen. Und was hat Stein darüber von Nowitzki in Erfahrung bringen können?
"Darüber reden wir kaum", sagte der Mavericks-Mann, der einen Beißer und Rackerer vom Typ Kamen in Dallas hervorragend gebrauchen könnte. "Darüber haben wir keine Kontrolle."
Na, supi. So etwas hatten wir uns bereits gedacht (Hat Tip an Björn Hesse).
Labels:
Chris Kaman,
Dirk Nowitzki,
Nationalmannschaft,
NBA,
Olympische Spiele
3. November 2009
Wie Hollywood Frauen Baseball erklärt
Weil die World Series schon heute zu Ende gehen kann, hier eine kleine Reminiszenz. Im Film Woman of the Year (1942) lädt Sam Craig (Spencer Tracy), der Sportkolumnist des New York Chronicle, Tess Harding (Katherine Hepburn), eine politische Journalistin bei der gleichen Zeitung, zu einem Baseballspiel zwischen den Yankees und den A's ein (ab 6:35). Die Szene in der Pressbox ist von feinsinniger Komik. Nicht nur, weil man zu jener Zeit noch laut rufen durfte: "No women in the pressbox!", sondern weil Tracy der Dame die Grundzüge der Baseballregeln zu erklären versucht. Bei den A's dürfte es sich übrigens um die Philadelphia Athletics handeln, die zu den Gründungsmitgliedern der American League gehörten und später abwanderten (1955 nach Kansas City und dann 1968 weiter nach Oakland).
Frau Hepburn wundert sich übrigens an einer Stelle darüber, dass die gemeinsame Zeitung zwar gleich zwei Reporter zum Baseball schickt, aber nur einen an den provisorischen französischen Regierungssitz Vichy, von dem aus nach dem Überfall der deutschen Armee 1940 das teilbesetzte Land verwaltet wurde. Tracys Reposte ist ein Klassiker: "Vichy? Are they still in the league?"
Frau Hepburn wundert sich übrigens an einer Stelle darüber, dass die gemeinsame Zeitung zwar gleich zwei Reporter zum Baseball schickt, aber nur einen an den provisorischen französischen Regierungssitz Vichy, von dem aus nach dem Überfall der deutschen Armee 1940 das teilbesetzte Land verwaltet wurde. Tracys Reposte ist ein Klassiker: "Vichy? Are they still in the league?"
Labels:
Baseball,
Hollywood,
Katherine Hepburn,
Medien,
Spencer Tracy
Abonnieren
Posts (Atom)