14. Februar 2007

Beispiel Atlanta Braves: Wie US-Medienkonzerne einen Baseball-Club verhökern

Der amerikanische Medienunternehmer Ted Turner war schon immer ein ziemlicher Sportfanatiker. So hat er sich in jüngeren Jahren im America's Cup der Segler engagiert und ihn gewonnen (1977). Dann kaufte er Mitte der siebziger Jahre die Atlanta Braves (und die Hawks), die zu jener Zeit eine unglaublich schlechte Baseball-Mannschaft waren. Er fand nichts dabei, alle Spiele der regulären Saison auf seinem ersten Kabelkanal Turner Broadcasting Systems (TBS) abzududeln. Die stundenlangen Übertragungen sind billige Füller und helfen, die Bilanz zu verschönern. Mit diesem Schritt wurde TBS noch vor dem Aufstieg von ESPN ein Modell für das Live-Sportangebot im amerikanischen Kabelfernsehen von heute, das, regional aufgeteilt, so gut wie alle Spiele der NBA, NHL und von Major League Baseball ausstrahlt (die NFL fährt ein anderes Konzept). Turner ging irgendwann noch weiter und gründete die Atlanta Thrashers (NHL), um die Halle gleich neben seinem Stammsitz besser auszulasten. Und er erfand die Goodwill Games, um noch mehr Programm zu produzieren, die jedoch auf Dauer nicht gegen die Olympischen Spiele bestehen konnten.

Zwischendurch wurden die Braves ziemlich gut (besonders, nachdem er seine eigenen Ambitionen begrub, die Mannschaft zu trainieren), Olympia kam und ging, Turner Field entstand (als rückgebautes Olympiastadion), Turner ließ sich von TimeWarner schlucken. TimeWarner fusionierte mit AOL. Das Resultat: Je reicher der Fernsehpionier wurde (er hatte CNN gegründet und bewiesen, dass man profitabel 24 Stunden Nachrichten aus aller Welt liefern kann), desto mehr sank sein Einfluss. Der Milliardär hatte zwar ein riesiges Aktienpaket an dem Koloss, aber das war angesichts der Gesamtgröße des Konzerns anteilig so klein geworden, dass er an den Rand gedrängt wurde und vor einem Jahr resignativ seinen Posten im Vorstand räumte.

Die AOL-Fusion tat dem Medienunternehmen überhaupt nicht gut. Und so suchten die Bosse nach Möglichkeiten, ihre Sportclubs zu Geld zu machen, um den besorgten Aktionären ein wenig Freude zu bereiten. Der letzte Club aus dem Portfolio soll jetzt über den Tisch gehen. Neuer Besitzer der Atlanta Braves: Liberty Media, eine einflussreiche Kabelfernsehfirma, die vor allem Kabelnetze betreibt. Der Deal ist interessant. TimeWarner (das mittlerweile die größten Probleme mit AOL überwunden hat) bekommt kein Geld, sondern ein Drittel aller TimeWarner-Aktien, die Liberty zur Zeit hält und vermacht Liberty dafür noch ein paar Magazine und eine Milliarde Dollar in bar. Die Vereinbarung auf die Beinen zu stellen, dauerte nach Informationenen des Wall Street Journal ein Jahr. Sie muss nun noch von den Besitzern der anderen Major-League-Clubs noch gebilligt werden. Das ist mehr als eine Formalität. Die Eigentümer der Traditionsliga haben etwas dagegen, dass große Firmen mitmischen. Sie verstehen sich als mittelständische Familienbetriebe. Obendrein müssen sie darauf achten, dass ihnen nicht durch die Hintertür die Monopolrechte abhanden kommen, die ihr per Gesetz zugestanden wurden. Sobald der Laden zu sehr nach Business und weniger nach purem nostalgischen Spielbetrieb riecht, könnten im Kongress schlafende Hunde wach werden.

Turner interessiert das alles schon lange nicht mehr. Alles hat eine Ende. So wie vor fünf Jahren die Ehe zu Jane Fonda. Turner, dem mehr Land in den USA gehört (8000 Quadratkilometer), als jedem anderen Privatmann, kümmert sich um Umweltschutz und UNO-Themen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, ich weiss, dass jeder Blogger so schreiben darf wie ihm das gefällt. Aber ich habe die folgenden Sätze nicht so ganz verstanden:

Dann kaufte er Mitte der siebziger Jahre die Atlanta Braves (und die Hawks), die zu jener Zeit eine unglaublich schlechte Baseball-Mannschaft waren, aber fand nichts dabei, alle Spiele der regulären Saison auf seinem ersten Kabelkanal Turner Broadcasting Systems (TBS) Tatsächlich wurde abzududeln. Wenn man solche billigen Füller die Bilanz verschönern. tausende von Dollar pro Minute für Programm ausgeben muss, können TBS das Modell für das Live- Sportangebot im amerikanischen Kabelfernsehen von heute, in dem regional aufgeteilt und auf diese Weise so gut wie alle Spiele der NBA, NHL und von Major League Baseball laufen (die NFL fährt ein anderes Konzept)

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Da ist so einiges durcheinander. Ich danke für den Hinweis und werde die Passage überarbeiten, damit man sie auch verstehen kann.