11. Februar 2007

Was hat Barack Obama mit Agent Zero zu tun? Jeder Außenseiter kämpft sich auf seine Art nach oben

Was die öffentlichen Sympathiebekundigungen wert sind, die jemanden dazu aninieren, sich um das Amt des amerikanischen Präsidenten zu bewerben, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Die Vorwahlen beginnen in einem Jahr. Dies ist die Zeit, um die Wassertemperatur zu testen und herauszufinden, ob man überhaupt das Geld auftreiben kann, um den Wahlkampf durchzustehen. Das gilt insbesondere für Senator Barack Obama, der am Samstag im eiskalten Springfield/Illinois offiziell seine Kampagne einläutete. Sein stärkster Gegner ist eine Frau: Hillary Clinton, ehemalige First Lady, inzwischen ebenfalls im Senat, ausgestattet mit den besten Verbindungen und einer halbgaren Position zum Krieg im Irak. Ein Umstand, der ihr innerhalb der eigenen Partei noch sehr viele Schwierigkeiten bereiten wird.

Die Obama-Euphorie hat US-Blogger Dan Shanoff inspiriert, ihn mit einem anderen neuen Sympathieträger zu vergleichen. Überschrift: "Ist Barack Obama der Gilbert Arenas der Politik? (Oder ist vielleicht Arenas der Obama der NBA?)" Arenas von den Washington Wizards ist der faszinierendste Spieler der Eastern Conference in dieser Saison und selbst ein Blogger. Das Interesse an ihm steigt permanent, seitdem ihn der Trainerstab der US-Mannschaft vor der Basketball-WM in Japan im Rahmen einer letzten Streichaktion aus dem Kader warfen (die offizielle Begründung: eine Verletzung).

Bei Coach K (siehe hier und hier) kann er sich nicht revanchieren. Der trainiert die Collegemannschaft von Duke. Braucht er auch nicht. Duke spielt in dieser Saison so schlecht wie schon lange nicht mehr. K's Assistenten allerdings werden von Arenas (Spitzname Agent Zero, eine Anspielung an seine Rückennumer 0) auf eine deutliche Weise vorgeführt: Im Dezember machte er gegen die Phoenix Suns (Coach Mike D'Antoni) 54 Punkte - eine Basketballshow ersten Ranges. Für das heutige Spiel gegen die Portland TrailBlazers (Coach Nate McMillan) hat er 50 Punkte angekündigt. (Nachtrag: Das ging schwer in die Hose. Er holte ganze neun Punkte und die Mannschaft verlor das Match.)

Zurück zu Shanoff und seiner Betrachtung über Arenas und Obama:
• "Beide werden von fast allen geliebt und respektiert" - Obamas Buch ist Nummer eins der Bestsellerliste, Arenas wurde von den Fans in die Startaufstellung der Eastern Conference beim All-Star-Spiel in Las Vegas gewählt.
• Beide wirken zugänglich und medienbewusst: Man denke nur an Arenas' spontanen Dreier-Wettstreit mit Wizards-Teamkollege DeShawn Stevenson (siehe unten), bei dem es um 20.000 Dollar ging. Mehr als 200.000 Menschen haben es bereits gesehen.

• Obama wäre der erste schwarze Präsident der USA. Gilbert Arenas nennt sich selbst The Black President auf seiner MySpace-Seite.
• Beide haben noch nicht sehr viel geleistet. Obama ist er seit zwei Jahren in Washington. Arenas hat bisher in den Playoffs noch nichts reißen können.
• Sie führen beide nicht in den Umfragen, mit denen alles steht und fällt. Obama liegt hinter Clinton zurück. Arenas ' Name fällt nichts als erstes, wenn über MVP-Ehren gesprochen wird (Steve Nash, Dirk Nowitzki, LeBron James werden höher gehandelt).

Das Wall Street Journal hat am Freitag eine ausführliche Würdigung von Arenas gebracht. Überschrift: "More Than Zero". Ein hübsches Zitat aus dem langen Beitrag: "Die Fans nennen es es 'Gilbertology'. Das Wort bezieht sich auf Mr. Arenas' weitschweifigen, auf ungewöhnliche Weise öffentlich zugänglichen Gedankenprozess, der unredigiert zum Vorschein kommt, wenn er redet." Der Artikel erhält einen Hinweis darauf, weshalb er die Nummer 0 trägt: Er hat schon immer mit Zweiflern zu kämpfen gehabt. Null Minuten, so wurde ihm prophezeit, würde er für die Mannschaft der Universität Arizona spielen. In seinem zweiten Jahr schaffte es die Mannschaft bis zu den Final Four. Arenas war die treibende Kraft.

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