Der erfolgreichste NFL-Coach, der noch nie mit einer Mannschaft den Super Bowl erreicht hat, wird wohl auch in der nächsten Saison an diesem Umstand nichts ändern können. Nicht nachdem sich die San Diego Chargers in der Nacht zum Dienstag von ihm trennten und weit und breit keine Aufgaben in verantwortlicher Stellung frei sind. Marty Schottenheimer war bereits nach dem überaschenden Playoff-Aus gegen die New England Patriots in die Kategorie Dead Man Walking eingeordnet worden, aber dann hatte Clubbesitzer Dean Spanos ihm sogar eine Verlängeung seines Vertrages um ein Jahr angeboten. Doch das hatte der 63jährige Coach abgelehnt, der noch zwölf Monate im Rahmen seines laufenden Vertrages im Wort war. Anschließend allerdings brachen in der Hierarchie des Trainerstabs unter Schottenheimer die wichtigsten Balken weg. Offensive Coordinator Cam Cameron ging als erster - als Head Coach zu den Miami Dolphins. Defensive Coordinator Wade Phillips folgte vor ein paar Tagen. Er übernimmt die Verantwortung bei den Dallas Cowboys. Drei Positionstrainer kamen ebenfalls woanders unter. Nun also der Mann an der Spitze, der im Jahre 2004 die zehn Jahre sang- und klangloser Existenz des Teams in den unteren Tabellenzonen beendet hatte und die Mannschaft Baustein um Baustein in einen Titelfavoriten transformiert hatte. Der Nagel in den Sarg war offensichtlich Schottenheimers Entscheidung, seinen Bruder als Defensive Coordinator zu heuern und darauf auch angesichts des Widerstands seiner Vorgesetzten zu bestehen. Die Provokation hatte die vorhersehbaren Folgen. "Schottenheimlich" - ein Spitzname, der an das Heimlich-Manöver anspielt, das man bei Menschen anwendet, bei denen Lebensmittel in die Speiseröhre geraten ist, wurde an die Luft gesetzt.
Die Entscheidung seitens der Clubspitze wirkt logisch und idiotisch zugleich. Logisch, weil man einem Mann, der nur noch ein Jahr auf der Uhr hat, nicht gestatten möchte, einen völlig neuen personellen Unterbau einzuarbeiten, wo doch sowieso in einem Jahr der große Schnitt anstände. Iditiotisch, weil man jetzt erst einmal einen Mann finden muss, der auch nur annähernd so gut ist wie Schottenheimer, der 21 Jahre in der NFL Cheftrainer war - bei den Cleveland Browns, den Kansas City Chiefs und den Washington Redskins und zuletzt in Kalifornien. Namen werden zuhauf gehandelt, aber ehrlich gesagt, der Markt für Fachkräfte ist leer. Hätte man den Schnitt vor Wochen vollbracht, wären die Assistenten vermutlich noch da. Und einer von ihnen wäre jetzt nicht woanders Chef, sondern in San Diego
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen