Egal wie sarkastisch man als Zuschauer des amerikanischen Sportbetriebs auch werden mag, an manchen Tagen ist man hin- und hergerissen von der Fähigkeit der Medienmaschinerie, die Protagonisten zu idolisieren und, je nach Anlass und moralischem Kompass, auf Fingerhutgröße zusammenzustauchen. Das bedeutet im Einzelfall fast immer overkill. Aber es gibt einem auch die Gelegenheit, über die kuriose Projektionsfläche "Profisportler" nachzudenken. Das waren früher mal Figuren wie wir, Leute, die sich hochgearbeitet hatten und es geschafft hatten (und dafür mit ein paar Extra-Dollars belohnt wurden). Sie sind heute nichts anderes als hochbezahlte Gladiatoren, die gar nicht mehr erwarten, dass ihnen diese althergebrachte sentimentale Loyalität entgegengebracht wird, weil sie für unsere Stadt, unsere Region, unser Land spielen. Sie wollen in Gold aufgewogen werden. Und, wenn's geht, ein Top-Model fürs Bett.
Das klingt nach wenig. Ist es auch. Wenn auch nicht für Tom Brady, der Quarterback des dreifachen Super-Bowl-Gewinners New England Patriots, der sich gerade in Europa mit Giselle Bündchen aufhält (sie muss als Mannequin arbeiten, er hat frei). Der Mann hat geschafft, wovon andere nur träumen (und weil sie es tun, auf der Suche nach Nacktfotos die Suchmaschinen der Online-Welt unsicher machen). Wie wenig sein Erfolg in der Frauenabteilung aber in den Augen der Öffentlichkeit zählt, sieht man daran, dass in den meisten Berichten noch von einer anderen Frau die Rede ist. Sie heißt Bridget Moynahan, ist eine kaum bekannte Schauspielerin, war lange Zeit seine Freundin und hat soeben bekanntgegeben, dass sie schwanger ist. Der Vater? Tom Brady.
Die Geschichte könnte damit auch schon zu Ende sein, denn Brady und Moynahan hatten sich vor Weihnachten getrennt. Aber irgendetwas vor allem unter den Fans und den Zeitungen am Patriots-Stammsitz Boston - katholisch, irisch, traditionsbewusst - regt sich, seit die Schwangerschaftsgeschichte hochkam. Ist Brady nicht auch katholisch? Kommen da nicht automatisch gewisse Verhaltensmechanismen zum Tragen, angelernt in hundertfacher Beichte, Absolution, Kommunion, die besagen: Man lässt nicht einfach die Mutter seines Kindes sitzen? Keiner weiß es, denn der Quarterback mit den eiskalten Nerven, hundertfach erprobt in den kitzligsten Situationen in den Stadien der National Football League, lässt sich nicht gerne in solch altväterlichen ethisch-moralischen Fragen in die Enge drängen. Wenn man soviel Geld verdient, kann man das. Man muss nur irgendwann ganz viel Unterhalt bezahlen. Und den bohrenden Reportern klar und deutlich erklären, dass es sich bei dieser Angelegenheit um eine Privatsache handelt.
Und man muss die Verfolgungsjagd der Paparazzi ertragen sowie den Spott einer Firma wie Condom Man, die angekündigt hat, Brady 2000 Verhüterli zu schicken (mit einer Anleitung, wie sie korrekt eingesetzt werden). "Hoffentlich wird ihn das vor weiteren Überraschungen in der Zukunft bewahren."
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