
Nicht an dem Abend. Da spielte Sosa die verfolgte Unschuld mit der Perfektion eines Juristen. Das ging damals noch: So tun, als sei der Journalist das Schwein, weil er auch nur die Courage hatte, das Thema aufzuwerfen. Und als sei er als Muskelpaket von Michelin-Mann-Dimensionen der Öffentlichkeit gar nichts schuldig, sondern dürfe unbeschwert selbige Öffentlichkeit vergackeiern und sich von angesehenen Magazinen wie Sports Illustrated zusammen mit anderen Anabolika-Konsumenten ungestraft zum "Sportler des Jahres" ausrufen lassen (sieh Bild).
Sosa war neulich eine ganze Saison lang abgängig. Vor ein paar Tagen tauchte er im Trainingslager der Texas Rangers wieder auf. Ein Mensch, der deutlich weniger wiegt und sich noch immer herausredet, wenn sich jemand traut, die Frage auf das Thema Anabolika zu lenken. "Ich muss niemanden überzeugen", sagte er am Freitag. "Ich weiss, wer ich bin. Ich bin gut für dieses Spiel gewesen. Ich werde auch weiterhin hervorragend für dieses Spiel sein."
Wie bitte? Derselbe Sammy Sosa, der vor zwei Jahren wie ein hilfloser Junge vor dem ermittelnden Ausschuss des Kongresses saß, wo der der ganze Dopingzauber mit der Macht von Zwangsvorladungen und Aussagen unter Eid auf seinen Kern reduziert wurde? Ja, derselbe: "Ich will nicht darüber reden", sagt Sammy Sosa, der inzwischen 38 Jahre alt ist. "Lass uns über Baseball reden." Das wollte er schon immer am liebsten. Über die Hilfsmittel, mit denen man sich zu einem Home-Run-Hitter aufpumpt, natürlich nicht.
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