Man kann die Basketballfans in Seattle und Umgebung eigentlich nur bedauern. Die Stadt ist in den neunziger Jahren zu einer Metropole aufgestiegen, die in vielen Bereichen Amerika wichtige Impulse gab: durch Microsoft und deren Computerideen, durch Nirvana und Pearl Jam und die anderen Musiker in der Stadt, durch Starbucks, deren Kaffee es inzwischen an jeder Ecke zu kaufen gibt. Für die SuperSonics reichte es in der gleichen Zeit allerdings nie zu mehr als Platz zwei. Denn im entscheidenden Moment waren die Chicago Bulls und Michael Jordan einfach einen Hauch besser. "Es ist sehr enttäuschend, wenn es so zu Ende geht", sagte Detlef Schrempf im Juni 1996 nach der Finalniederlage, der damals zu den Leistungsträgern der Mannschaft gehörte. "Wir waren so nahe dran."
Seitdem wurden die SuperSonics mehrfach bis auf die Karkasse völlig runderneuert. Die Eigentümer wechselten. Die Spieler wechselten. Und selbst die Tatsache, dass nun Detlef Schrempf wieder dabei ist - als Assistenztrainer - sollte niemand als sentimentale Geste auslegen. Der Leverkusener, der mit seiner deutschen Frau und zwei Kindern in Seattle seine zweite, permanente Heimat fand, kam nur deshalb an Bord, weil Coach Bob Hill angestellt wurde. Der war schon ein Fan des zurückhaltenden Blondschopfs und seiner Spielintelligenz, als beide noch bei den Indiana Pacers waren - Hill als Trainer, Schrempf auf dem Weg zum All-Star.
Tatsächlich symbolisieren die beiden auf eine tragische Weise nur eines: Intelligenz allein produziert keine Erfolge. Und ohne den ist noch jede Mannschaft in der NBA ein Zuschussgeschäft. Erst recht mit einer Halle, die, obwohl erst in den neunziger Jahren ausgebaut, nicht mehr auf dem letzten Stand all der kreativen Einnahmemöglichkeiten ist, die der amerikanische Profisport den anderen Clubeigentümern im Land bietet. Nachdem die Einwohner der Stadt mit Steuermitteln zwei anderen Teams - den Mariners im Baseball und den Seahawks im Football - unter die Arme griffen, um sie aus dem hässlichen Kingdome zu befreien, kamen natürlich auch bei den SuperSonics Begehrlichkeiten auf. Aber selbst der populäre Starbucks-Erfinder Howard Schultz vermochte in seiner Eigenschaft als Mitbesitzer die Öffentlichkeit nicht zu überzeugen. Weshalb als er und seine Partner vor kurzem den Club an eine Gruppe von wohlhabenden Investoren aus Oklahoma City verkauften, die Weichen gestellt schienen: Die Mannschaft wird wohl über kurz oder lang inmitten der Prärie landen. dort wo zur Zeit die vom Hurricane gebeutelten New Orleans Hornets ihr Biwak eingerichtet haben.
Die neuen Eigentümer haben jedoch noch nicht aufgegeben. Obwohl: Nachdem am Montag bekannt wurde, wofür sie die Millionen bisweilen verwenden, die sie in Seattle aus den Taschen der Steuerzahler herausfingern wollen, stehen die Chancen schlechter denn je. Zwei von ihnen, Tom Ward und Aubrey McClendon, sind die Finanziers einer politischen Aktionsgruppe, die einen ehemaligen Präsidentschaftskandidaten mit mehr als einer Millionen Dollar unterstützt hat, der sich selbst als einer der Sprecher der religiösen Rechten des Landes versteht. Seine jüngste Kampagne steht unter dem Banner Americans United to Preserve Marriage, ein Vehikel im aktuellen Kulturkampf gegen Homosexuelle und ihre Gleichstellung in Sachen Eheschließung. Bei diesem Thema gäbe es in Bundesstaaten wie Oklahoma, wo sich eine lautstarke Mehrheit sich in ihrem christlichen Wiedererweckungsfieber unverhohlen auf die Seite der Schwulengegner stellt, keinen Gegenwind. Im politischen Klima von Seattle, eines der politisch fortschrittlich denkenden Zentren des Landes, allerdings trifft eine solche Allianz auf einen empfindlichen Nerv. Es riecht nach Geldwäsche, bei der man politisch aufgeklärten Menschen mit fortschrittlichen Ideen und Symapthien für Schwule die Dollars abnimmt und gegen sie gerichtete Kampagnen steckt.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Demnächst mehr (via True Hoop)
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