20. Februar 2007

Turner geht nach San Diego, Dungy macht weiter

Man kann in der NFL seinen Job verlieren, weil man besser ist als der Schnitt. Und man kann in der NFL denselben Job bekommen, weil man schlechter ist als der Schnitt. Das klingt nicht nur paradox, das ist es auch. Aber das liegt an den Erwartungen und Einschätzungen, mit denen ein Gewerbe belegt wird, für das es durchaus ein paar objektive Bewertungskritierien gibt. Die werden jedoch meistens nichts angewendet. Das jüngste Beispiel sind die San Diego Chargers, die sich neulich mit sehr viel Verspätung von Marty Schottenheimer getrennt haben (und das Geld für den noch ein Jahr weiter laufenden Vertrag bezahlen) und die gestern Norv Turner als seinen Nachfolger ernannten. Schottenheimer ist der Mann, der das Team nach oben gebracht hat, das es vorher zehn Jahre lang nicht mal bis in die Playoffs geschafft hatte. Turner ist der Mann, der an seinen zwei Stationen als Cheftrainer (Washington Redskins und Oakland Raiders) zu gut wie nichts gebacken bekam und in insgesamt neun Jahren nur einmal die Playoffs erreichen konnte. Die Mutmaßungen über Norv kreisen darum, dass er einen hervorragenden Ruf als Offensive Coordinator hat. Was erstainlich ist, denn der stammt aus seiner Zeit mit den Dallas Cowboys in der ersten Hälfte der neunziger Jahre. Das war obendrein eine Mannschaft, die - einmal eingstellt - auch ganz alleine funktionierte.

Das sollte der Angriff der Chargers allerdings eigentlich auch. Denn dort arbeitet mit LaDainian Tomlinson der gegenwärtig beste Running Back der Liga. Für Turner scheinen aber andere Qualitäten zu sprechen. Ungefähr das, was auch für Erich Ribbeck den Ausschlag gab: Er sieht gut im Anzug aus und kann sich gepflegt artikulieren. Ach, ja und er war im Jahr 2001 der Offensive Coordinator der Chargers (mehr über die weiteren Rochaden bei allesaussersport).

Die vermutlich sehr viel wichtigere Nachricht an der Trainerfront in der NFL ist die Rückkehr von Tony Dungy. Kaum jemand hatte Notiz davon genommen, dass der Coach von Super-Bowl-Gewinner Indianapolis Colts ernsthaft darüber nachgedacht hatte, ob er seinen Vertrag erfüllt, bei dem er noch ein Jahr auf der Uhr hat. Nun muss niemand auch nur grübeln.
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