Die hausinterne Aufklärungsarbeit, die den Anabolika-Missbrauch unter den Profis von Major League Baseball en detail ermitteln sollte, hat bisher nur zu einem geführt: Zur Verärgerung von George Mitchell, der im Rahmen seiner bereits zehn Monate währenden Untersuchungen vorwiegend auf Spieler trifft, die keine Lust haben, den Mund aufzumachen. Das kann man verstehen. Auch wenn die Einnahme von Dopingmitteln in der Vergangenheit keinerlei Sanktionen seitens der Liga nach sich zog, so war sie doch - ohne ärztliches Rezept - schlichtweg verboten. Das heißt: Athleten müssten zugeben, dass sie sich einen feuchten Kehricht um die Gesetze des Landes kümmern, wenn es darum geht, sich einen Leistungsvorteil zu verschaffen.
Mitchell ist kein unbedeutender Mann. Der ehemalige Senator aus Maine hat im Friedensprozess in Nordirland vermittelt, den Bestechungsskandal rund um die Vergabe der Olympischen Winterspiele an Stalt Lake City mit aufgearbeitet und wurde unter anderem gerade wegen seines Ansehens von Commissioner Bud Selig ausgewählt. Das wird er sich nicht von mundfaulen Sportlern ramponieren lassen und einen Bericht abliefern, der einen Mantel des Schweigens über die Vergangenheit legt. Baseball ist zwar nicht mehr die populärste Sportart in den USA (das ist Football), aber sicher die am stärksten in die Mythologie des Landes verwobene. Politiker in Washington, die 2005 schon einmal das Thema im großen Stil angepackt hatten, wetzen offensichtlich bereits die Messer. Sie können bei ihren Hearings im Kongress mehr Druck ausüben als Mitchell. Sie haben das Recht, Personen vorzuladen und sie unter Eid aussagen zu lassen. Das Spektakel kann man sich bereits ausmalen. Und so einfach wie Mark McGwire damals davon kam, als er sich um verbindliche Auskünfte zu seinem Anabolika-Konsum drückte, wird es diesmal nicht werden. (via si.com)
Blick zurück: Mark McGwire nicht in die Hall of Fame gewählt
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