18. Februar 2007

Die Rechnung geht nicht mehr auf: Clubs reißen Luxus-Suiten heraus

Foto: flickr/creativecommons/Scott Ableman

Sport in Amerika ist ein riesiges Geschäft. Quer durch alle populären Sportarten. Vernetzt mit allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen: den Medien, den Werbepartnern aus unterschiedlichen Industrien, den Sportausrüstern und den Herstellern von Statussymbolen wie Porsche oder Rolex, die bei den Stars einen Gutteil ihrer teuersten Modelle absetzen können. Dieses Geschäft zu finanzieren, verlangt Kreativität. Also begann irgendwann das Spiel, bei dem man Politiker erpresst, damit sie moderne Hallen und Stadien bauen - als sei es die soziale Aufgabe der Öffentlichkeit, die Clubs nicht nur über Eintrittsgelder und Fernsehgebühren zu finanzieren, sondern auch noch über Steuersubventionen.

Das reicht natürlich nicht, wenn die Gehälter der Spieler schneller steigen als die Löhne der Sportanhänger. Also entdeckten die ersten Clubs vor ein paar Jahren ein Instrument der Einnahmesteigerung, das lange Zeit als Druckmittel benutzt wurde, um neue Arenen einzufordern: abgeschlossene Luxus-Suiten im mittelhohen Rang mit eigener Bar, Kühlschrank, Fernsehapparaten, Kellnern und ausreichend Sitzen, die für jeweils eine ganze Saison an interessierte Firmen vermietet werden. Die benuzten diese Logen dazu, um Geschäftsfreunde einzuladen oder Angestellten eine Freude zu machen.

So weit, so gut. Nun berichtet das Wall Street Journal, dass die ersten Clubs im Begriff sind, die Zahl ihrer Suiten zu reduzieren. Warum? Immer weniger Firmen wollen - aus jeweils unterschiedlichen Gründen - das Geld ausgeben und die Räumlichkeiten mieten. Besonders hübsch: Eine Firma hat herausgefunden, dass es mehr bringt, Geschäftsfreunde auf eine Angelpartie einzuladen als zu einer Sportveranstaltung. Man kommt sich einfach leichter näher. Was die Trendumkehr im Denken von großen Banken und Zulieferfirmen der Autoindustrie für die Clubs und deren Einnahmesituation bedeutet, lässt sich nicht so leicht abschätzen. Vermutlich wird der Druck auf den Steuerzahler größer. Ebenso wahrscheinlich ist, dass nach Jahren relativer Standortstabilität wieder mehr Clubs in andere Städte umziehen werden. Dorthin wo sie mehr Publikum, mehr örtliches Gewerbe und mehr Subventionen finden können. Interessanterweise sind die Möglichkeiten nicht halb so groß wie noch vor ein paar Jahren. Eine intensive Expansionspolitik - sei es in der NFL, Major League Baseball oder NHL - hat viele Städte mit Major League Clubs versorgt, die damit wirtschaftlich so gut wie überfordert sind. Die besten Beispiele sind Tampa Bay (nach Football kam noch Baseball und Eishockey dazu) und Nashville (Football und Eishockey). New Orleans bräuchte auch ohne Hurricane Katrina künstliche Beatmung für das NBA-Team.

Weshalb man zum ersten Mal die Vermutung äußern darf, dass der professionelle Mannschaftssport einen Gipfel erreicht hat, von dem es nur noch in eine Richtung weitergeht: nach unten. Im Baseball hat man vor ein paar Jahren angesichts der Probleme in Montreal erstmals in der Geschichte der Liga ernsthaft eine Reduktion diskutiert. Das Modell: alle verbleibenden Clubs zahlen den Team-Eigentümer in der betreffenden Stadt aus einem gemeinsamen Topf aus. Das einzige Problem: auch das Geld muss irgendwo herkommen. Damals fand man eine andere Lösung: den Umzug nach Washington, wo aus den Expos die Nationals wurden.

Die National Hockey League, die nach dem einjährigen Lockout und der Einführung der Salary Cap auf gesünderen Füßen steht als vorher, ist sicher der stärkste Kandidat für ein Abschmelzen auf stabilere Fundamente. Besonders wenn man sieht, wie die Situation in Nashville aussieht, wo die Predators ihre Heimspiele nicht ausverkaufen können, obwohl sie - insbesondere nach dem Zugang von Peter Forsberg vor ein paar Tagen - das beste Team der Liga sind. Der Club hat seit Gründung 1999 noch nie Gewinn gemacht. Der Zuschauerschnitt pro Heimspiel liegt bei 14.700, darunter sind rund 1.500 Besucher, denen die Karte im Rahmen von Werbemaßnahmen geschenkt wurde. Die Halle hat Platz für 18.000 Zuschauer. Nur 60 der 72 Luxuslogen sind fest vermietet. Und niemand vor Ort sagt: Das wird besser, selbst wenn die Mannschaft den Stanley Cup gewinnt. Das hat schon den Carolina Hurricanes in der Diaspora einer basketballverliebten Region in Raleigh nicht geholfen. Der Club konnte zwar dank der Playoffs im letzten Jahr zum ersten Mal seit ewigen Gedenken Überschüsse erwirtschaften, aber das wachsende Interesse bei den Fans nicht in ein Mehr an Interesse bei der örtlichen Wirtschaft umsetzen. Wenn man jedes Jahr den Cup gewinnen muss, um zu überleben, wird es schwierig. Denn das schafft pro Saison immer nur eine Mannschaft.

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