17. Februar 2007

Sport in Las Vegas: Eine kipplige Geschichte

Foto: flickr/creative commons/Tim Parkinson

Es sieht immer stärker danach aus, dass die beiden Maloof-Brüder die Sacramento Kings in jene Stadt transferieren werden, in der sie wirtschaftlich weit mehr engagiert sind als an Arnolds Schwarzeneggers Regierungssitz: nach Las Vegas. Das All-Star-Wochenende wird inzwischen von vielen als eine Art Testveranstaltung gesehen, um zu erkunden, ob sich die Mehrheit der Clubeigentümer mit einem solchenm Umzug anfreunden könnten. Es gibt ein paar Kinken: In Las Vegas kann man bislang auf alles legal wetten, auch auf NBA-Basketball. Das riecht nicht gut. Und es gibt noch keine Halle von dem Format, wie man sie heute in der Liga braucht - mit all den Luxus-Suiten etc. Der Steuerzahler in Nevada ist nicht dafür bekannt einzuspringen, wenn es um solche Projekte geht. In Las Vegas kommen die Steuern aus den Taschen der Besucher und werden aufgefangen von den Klimperhallen in den Casinos. Alles wird also davon abhängen, ob sich ein paar Casinos für das NBA-Projekt stark machen und die Baumaßnahme finanzieren.

Las Vegas und Sport - das ist eine Partnerschaft, die nie von langer Dauer scheint. Am besten funktionieren noch die Weltmeisterschaftskämpfe im Boxen, weil sie jeweils hochgehypte Einzelereignisse sind, die traditionell High-Roller und andere Leute mit Geld anziehen. Wäre Andre Agassi nicht in Las Vegas aufgewachsen, er hätte sich dort vermutlich nicht mit Frau Steffi und Kindern niedergelassen. Und wie lange Steffi das dort aushält, muss man sehen. Ein Golfturnier der PGA-Tour und eines der LPGA kriegt man ebenfalls auf die Beine. Das ist schließlich nur eine Frage des Sponsorengeldes. Was ebenfalls funktioniert, ist der Speedway. Trotzdem will man am 8. April die ChampCar-Serie auf einem Straßenkurs im Stadtzentrum antreten lassen - ein Novum für Las Vegas, das 1981 und 1982 Formel-1-Rennen auf einem Casino-Parkplatz ausgerichtet hatte.

Hier ein Überblick über die Versuche, in der Millionen-Metropole Teams aus den Mannschaftssportarten anzusiedeln. Die Liste zeigt, dass es nicht immer nur an Las Vegas liegt, wenn es nicht funktioniert. Die Stadt scheint traditionell gerne bei Projekten mitzumachen, die nur wenig Aussichten auf Erfolg haben. Das muss an der Zockermentalität liegen. Las Vegas ist zwar inzwischen eine ziemlich große Stadt (1,9 Millionen Einwohner), aber ihr fehlt ein Speckgürtel, der in anderen Teilen des Landes die Sportveranstalter übers Fernsehen mitstützt. So steht man nur auf Platz 51 der amerikanischen Fernsehmärkte, noch hinter Hartford und Albuquerque.

Las Vegas Thunder, 1993 bis 1999, spielte in der International Hockey League als Farm Team für Clubs wie Phoenix Coyotes in der NHL und Lokomotive Jaroslawl in der russischen Super League. Das Thomas and Mack Center mit einer Kapazität von 17 000 Zuschauern war zu groß. Der Club wurde dicht gemacht, als die Liga einpackte.

Las Vegas Wranglers, 2004 bis heute, spielt in der ECHL (früher mal Eastern Hockey League genannt), zwei Stufen unter der National Hockey League als Farm Team für die Calgary Flames (NHL) und die Omaha Ak-Sar-Ben Knights in der American Hockey League.

Las Vegas 51s, eine Namensneuschöpfung des örtlichen AAA-Baseball-Teams, nachdem es aus dem Farm-Team-System der San Diego Padres ausscherte und in das der Los Angeles Dodgers wechselte. Die Mannschaft geht in zwei Monaten in ihre 25. Saison. Es hatte vorher immer wieder Versuche gegeben, Minor League Baseball in der Stadt zu installieren, aber das war immer wieder nach kurzer Zeit gescheitert. Sicher auch wegen des Wetters. Auch wenn in der Sommerhitze in der Wüste die meisten Spiele abends ausgetragen werden, hat man es schwer den klimaanlagenverwöhnten Bewohnern der Metropole einen Besuch im Stadion schmackhaft zu machen. Das Team kommt urprünglich aus Spokane, einer Stadt im Osten des Bundessstaats Washington. Es wurde 1982 verpflanzt.

Las Vegas Posse, eines der schlechtesten Teams, die je in der Canadian Football League mitgemischt haben. Die Verantwortlichen für das Spiel mit den etwas anderen Regeln, das im Nachbarland im Norden praktiziert wird, hatten in den neunziger Jahren einen Blick über die Grenze geworfen, und fühlten sich stark, ähnlich zu expandieren wie Major League Baseball und die NBA, die Teams in Toronto haben. Die Posse spielte nur einen Sommer (1994). Ein Versuch, den Club nach Mississippi zu verlagern, scheiterte.

Las Vegas Outlaws gehörte zur XFL, dem Versuch von Wrestling-Unternehmer Vince McMahon und dem Fernsehsender NBC, im Jahr 2001 eine Pseudokonkurrenz zur NFL auf die Beine zu stellen. Das Experiment wurde nach einer Saison beendet. Immerhin: Die Liga hatte höhere Einschaltquoten als die NHL.

Las Vegas Gladiators, ein Club der amerikanischen Arena Football League, der seit 2001 in der Stadt zu Hause ist, nachdem Investoren die Überbleibsel einer Franchise in New Jersey kauften und transferierten. Arena Football hat sich in den USA im Laufe der Zeit neben der NFL etablieren können, da der Spielplan jede Kollision vermeidet.

Las Vegas Strikers, 2003 gegründet und Mitglied der National Premier Soccer League (NPSL), die vierte Liga im amerikanischen Fußball. Das Team ist ein fernes Echo der Las Vegas Dustdevils, die zwischen 1993 und 1997 in der Continental Indoor Soccer League antraten. Das Problem: die Liga fiel im Streit unterschiedlicher Interessen auseinander.

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