31. August 2006

Andy, Maria, Sergio und Greg Normans Tochter

Die Klatschgeschichte von den US Open aus Flushing Meadows: Andy Roddick hat öffentlich erklärt, dass die beiden kein Verhältnis miteinander haben. O-Ton: "We are not dating." Sie ein großartiges Mädchen und man rede miteinander. Das sei schon alles. Gut, dann sollten wir noch hinzufügen, dass Roddick (nun mit Trainer Jimmy Connors unterwegs und bereits für die dritte Runde qualifiziert) nicht bei Reebok unter Vertrag ist. Das stand hier irrtümlicherweise vor ein paar Tagen und muss also korrigiert werden. Schade um die schöne Headline. Sein neuer Werbepartner ist die französische Marke Lacoste, die von dem herausragenden Tennisspieler gleichen Namens erfunden worden war. Der Vertrag bringt dem Amerikaner laut Time Magazine im Laufe von sechs Jahren 30 Millionen Dollar ein. Nicht schlecht für jemanden, der mal gerade ein Grand-Slam-Turnier in seinem Leben gewonnen hat.

Die andere Klatschgeschichte hat der Golfer Sergio Garcia produziert, der darauf verzichtete, bei den BWM International in Moosinning-Eichenried nördlich von München an den Start zu gehen, weil er für den Ryder-Cup qualifiziert ist. Da kann er die Zeit nutzen, seine frisch entfachte Begeisterung für die Tochter von Greg Norman pflegen. Die 23jährige Morgan-Leigh besucht eine Universität in Boston. Vor einer Woche wurde der Spanier, der einst als Liebhaber von Martina Hingis Schlagzeilen machte (sie war wahrscheinlich mehr hinter ihm her als er hinter ihr) auf die Beziehung angesprochen. Garcias Antwort: "Ich will nicht darüber reden. Sie ist wunderbares Mädchen. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt."

Hier das Link zur Turnierseite in Eichenried
Hier das Link zu Greg Normans Webseite mit dem Foto der Tochter Morgan-Leigh
Hier das Lacoste-Werbevideo mit Andy Roddick
Hier die ausführliche Geschichte über Martina Hingis, in der es heißt, ihr derzeitiger Gefährte sei Radek Stepanek

Nowitzki: Herz, Schmerz und dies und das

Dirk Nowitzki und die Bauermann-Gang haben am Donnerstag in Japan einen kurzen Moment lang zu lange ausgeatmet. Und dann war auch schon die Ambition auf den sehr ehrenwerten Platz 5 bei der WM perdu. Das Wort liegt nahe, denn die 73:75-Niederlage kam gegen Frankreich. So stieg dpa denn auch mit einem eigenen sprachlichen Gag in die Vollzugsmeldung ein: "Bonjour tristesse!" Guten Tag? Wohl eher gute Nacht. Auch sprachlich gesehen. Denn Dirk Nowitzki zeigte, was passiert, wenn man zu lange in den USA lebt: Dann erfindet man deutsche Ausdrücke, die es nicht gibt. In der zweiten Halbzeit hätten sie sich "das Herz rausgespielt", sagte der Mann von den Mavericks. Das gibt es nur auf Englisch - in Formulierungen wie: sing your heart out, eat your heart out, cry your heart out und auch play your heart out. Das kann er denn auch bald wieder machen. Bis zur nächsten NBA-Saison sind es nur noch ein paar Wochen.

Damit Kinder früh auf den richtigen Weg kommen


Und wo wir schon dabei sind, die tägliche Absurdität im Umgang mit Institutionen des Sports aufzuzeigen: Wie wär's damit? Eine englische Firma produziert sogenannte Action Figures, die der Fankultur eine zusätzliche Dimension geben. Das Thema sind Fußball-Hooligans. Das heißt: Die Webseite verkündete vor drei Tagen, dass man sich rechtlichen Problemem ausgesetzt sieht und deshalb den Verkauf von Figuren wie Slap Head Nick (Liverpool Lion Leaders), Dangerous Dirk (Chelsea Cat Crew) oder Terrible Henry (Arsenal Aardvark Avengers) erst einmal eingestellt hat (via Deadspin und The Offside).

Golfplätze zu Wohnsilos - Chavez macht's möglich

Der Begriff American wird hier hin und wieder etwas gedehnt. Manchmal bis in den fernen Südosten und heute einfach mal direkt bis in den mitteltiefen Süden: Denn die Meldung vom redblog ist einfach zu schön, um nicht in der Arena vorgeführt zu werden. Danach ist in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, ein Kampf darüber ausgebrochen, ob und wie man zwei existierende Golfclubs und deren Anlagen enteignet, um das Land für den öffentlichen Wohnungsbau zu benutzen. Offensichtlich ist Venezuela zu klein, um das notwendige Land für die Sozialmaßnahme anderswo zu finden. Für Leute, die dem Golfsport nichts abgewinnen können, wäre eine solche Maßnahme sicher kein Verlust. Zu denen gehören die Mitarbeiter von redblog. Für Menschen mit Respekt vor Kulturlandschaften - eines der betroffenen Areale, der Caracas Country Club, wurde 1918 gegründet - sieht die Sache schon sehr viel anders aus. Ich klinge ungern wie jemand, der eine Elitesportart verteidigt, obwohl ich dafür als passionierter Golfspieler und Golfjournalist allen Grund hätte. Aber hier geht es gar nicht ums Verteidigen, sondern darum aufzuzeigen, dass in der venezolanischen Innenpolitik unter Hugo Chavez auffallend viel Unsinn verzapft wird. Diese Nachricht gehört als eines der deutlichsten Ausstellungsstücke auf die Liste.

Die Webseite des venezolanischen Golfverbandes mit den Adressen der Mitgliedsclubs

30. August 2006

...und danke auch an den Sponsor

Niemand ist so gut darin trainiert, in jedwede öffentliche Erklärung einen kleinen Werbehinweis einzubauen wie die NASCAR-Fahrer. Diese Reverenz vor den Sponsoren scheint so in die Knochen zu gehen, dass der Reflex selbst nach dem Ende der Karriere nicht verschwindet. Das konnte man gestern bei Rusty Wallace erleben, der Mann, der früher mit einem Dodge und der Nummer 2 ins Rennen ging und in so manchem gefährlichen Crash verwickelt war. Ihm war in einem Vorort von Charlotte an einer Kreuzung eine Frau mit ihrem Mercedes in den Wagen geknallt, die die Vorfahrt nicht beachtet hatte, weil sie mit Mobiltelefonieren beschäftigt war. Das Resultat: Blechschaden.

Wallace lobte denn auch vor allem die Leute, die sein Auto gebaut haben. Die Firma Daimler/Chrysler, die Fahrzeuge unter der Marke Dodge produziert. "Du hörst immer wieder, das Hersteller über Sicherheit reden. Aber ich kann Ihnen sagen, dass meine Frau" - saß ebenfalls im Wagen - "und ich sehr dankbar für die Forschung und Entwicklung sind, die bei Dodge in die Sicherheit ihrer Fahrzeuge einfließen." Der 50jährige Wallace arbeitet inzwischen als Fernsehkommentator.

Ganz kurz gesehen: Amerikas Fußball-Impresario

Der einflussreiche, aber öffentlichkeitsscheue Miliardär Philip Anschutz, der mit seiner Anschutz Entertainment Group vier Mannschaften in der amerikanischen Fußball-Liga betreibt und neulich seinem etwas weniger reichen Millardärs-Kollegen Dietrich Mateschitz aus Salzburg von Red Bull das New Yorker Team verkauft hatte, wurde am Montag ganz kurz gesehen. Er hielt eine einminütige Ansprache, als er in die National Soccer Hall of Fame in der kleinen Stadt Oneonta im Staat New York berufen wurde. Dann verschwand er, ehe ihn Major League Soccer Commissioner Don Garber auch nur ein paar nette Worte hinterherrufen konnte. Die Geehrten mussten alle diese seltsamen roten Jackets mit dem aufgenähten Wimpel tragen. Vielleicht wollte er in dem Wams nicht eine Sekunden länger gesehen werden als unbedingt nötig.

Die Webseite der National Soccer Hall of Fame and Museum

College Football: Hilfe für Einsteiger

Nach dem Lamento von neulich über die eigene Unfähigkeit, sich im amerikanischen College-Football auch nur für eine einzige Mannschaft richtig zu interessieren (siehe Blog-Eintrag), bin ich über diesen Beitrag in allesaussersport gestolpert. Der ist wirklich ein sehr lesenswerter Einstieg ins Thema. Er löst zwar nicht mein Problem. Aber vielleicht eines, das viele andere Fans des amerikanischen Sportgeschehens haben. Wer tiefer eintauchen will: In meinem Buch Faszination American Football kann man etwas über die Geschichte des Football-Spiels lesen (das an den Colleges in Harvard, Yale und Princeton entstand). Es gobt auch einen Abschnitt über die wenigen Regelabweichungen.

Kein Durchkommen

Das Bild des Tages: Deutschlands bester Mann abgefangen, ausgebremst, mit leerem Tank. Mehr Bilder von der Niederlage des Nowitzki-Teams im Viertelfinale der Basketball-WM gegen die USA auf der Bilderseite von Yahoo. Dies ist das erste Anzeichen, dass die Veransaltung endlich auch in den USA auf einigermaßen Interesse stößt. Obwohl: Wer das alles im Fernsehen verfolgen will, muss früh aufstehen. Interessant: Einige Blogger meckern, dass nur die Spiele der US-Mannschaft gezeigt werden. Es sei doch schließlich eine WELTmeisterschaft mit vielen Mannschaften aus allen Kontinenten.

Atlas will DOCH was mit Maske zu tun haben

Vor ein paar Tagen haben wir unter der Überschrift "Atlas will nichts mit Maske zu tun haben" die korrekte Meldung gebracht, dass der amerikanische Boxtrainer mit dem kräftigen Namen dem deutschen Boxer mit dem entlarvenden Namen eine Absage erteilt hat. Seitdem hat der Mann mit dem entlarvenden Namen (wir hoffen: dahinter steckt wirklich ein kluger Kopf) nicht nachgelassen und den Mann mit dem kräftigen Namen doch noch umgesungen. So meldet es der Boston Globe vor ein paar Stunden. Und so verbreitet es der Sportinformationsdienst (sid). Also alles in trockenen (Hand)Tüchern. Die schweißtreibende Arbeit kann beginnen - hier in New York. "Ich glaube, nach Amerika zu gehen und mit Teddy Atlas zu arbeiten, passt zu dieser Herausforderung. Ich habe großen Respekt davor, an diesem Punkt völlig neue Wege zu gehen, und doch habe ich das Gefühl, das Richtige zu tun", wird Maske zitiert. Das riecht nach einer richtig guten Reportage.

Hier noch ein Hinweis für Leser, die nicht wissen, wer Teddy Atlas ist: Der amerikanische Radiosender NPR hat eine Webseite mit dem Radiobeitrag, der aus Anlass der Veröffentlichung seines Buches entstand. Für mehr Info über das Buch mit dem Titel Atlas klickt man die Seite des Verlages HarperCollins an.

29. August 2006

College Football: Die besten Nachwuchslieferanten der NFL

Selbst nach so vielen Jahren in den USA habe ich noch immer nicht verstanden, wie man aus der übergeordneten Warte des Zugereisten seine College-Footballmannschaften herausfischt und ihnen loyal die Treue hält. Das Angebot ist schlichtweg überwältigend. Genauso wie die Informationseinheiten, die vor der Saison über dem Kopf des normalen Medienverbrauchers ausgekippt werden. Es nützt auch nichts, dass es schon gleich nach Beginn der kurzen Saison Abstimmungen von Trainern und Journalisten gibt, die eine einheitliche Rangliste mit den Teams aus verschiedenen Conferences festlegen, obwohl diese Teams gar nicht gegeneinander gespielt haben und also gar nicht vergleichbar sind.

Nun habe ich zum ersten Mal eine Analyse gesehen, die Sinn macht. Da hat sich jemand angeschaut, wie stark die Kontingente der NFL-Profis sind, die die einzelnen Collegemannschaften produziert haben. Genutzt wird ein ausgefeiltes Punktesystem, das berücksichtigt, ob jemand in der Startaufstellung stand oder nur als Ersatzmann eingesetzt wurde. Das Resultat ist ein alumni success score für mehr als 250 Universitäten überall im Land. Hier sind die Top Ten - die besten Nachwuchsschmieden der NFL:
  1. Florida State
  2. Florida
  3. Georgia
  4. Tennessee
  5. Ohio State
  6. Michigan
  7. Miami
  8. Auburn
  9. Louisiana State
  10. North Carolina

Die größte Überraschung: Solche Erfolgsunis wie USC und Nebraska werden nicht hoch gehandelt.

Mehr über diese etwas andere Betrachtungsweise findet man bei The Sports Economist

Nowitzki-Förderer geht zur Golden State

Der Mann, der sich damals extra ein Flugzeug angelte und mit den Bossen der Dallas Mavericks nach Würzburg düste, um den soeben gedrafteten Dirk Nowitzki davon zu überzeugen, dass er unbedingt sofort in die NBA wechselt. Also der Mann, der fast seinen Job verloren hätte, weil Dirk Nowitzki in der ersten Saison so wahnsinnig hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurückblieb. Also der Mann, der den von allen anderen unterschätzten Spielmacher Steve Nash zu den Mavericks holte und dann erleben musste, wie er in Phoenix nicht einmal, sondern zweimal zum Most Valuable Player wurde. Also der Mann, der diesen Macht-Dampf-greift-an-spielt-schnell-Basketball kultiviert, der Zuschauer begeistert und mit dem Spitznamen "Nellie-Ball" belegt wird. Also dieser Mann verlässt den Posten des Beraters von Mark Cuban und seinen Feriensitz auf der Insel Maui und krempelt wieder die Arme hoch. Was für eine angenehme Nachricht. Don Nelson wird Trainer bei den Golden State Warriors, wo er einst schon in glelicher Funktion Gutes getan hatte.

Natürlich wird er dort auch an eine seiner zwei großen Pleiten erinnert (die andere war der Rauswurf bei den New York Knicks). Aber das Abenteuer mit Chris Webber, für den er viel zu viele Draftplätze aufgegeben hatte, mit dem er sich dann öffentlich anlegte, was ihm einen unrühmlichen Abgang in Golden State einbrachte, ist längst vergeben. Der Mann hat schließlich eine absolute Nase für Talente, Er kann halt nur nicht mit aufsässigen Schmollheimern umgehen, die denken, der Trainer sei dazu da, ihnen das Handtuch zu reichen, wenn sie vom Platz trotten.

Die Quelle der Nachricht: San Francisco Chronicle.

NFL: Doping per Rezept

Nachdem die Leichtathleten und die Baseballprofis in den USA in Sachen Doping endlich ihr Fett abkriegen, sind als nächstes die NFL-Profis an der Reihe. Es wird nicht über Nacht passieren, aber es ist unvermeidlich. Man braucht bloss zu lesen, was im Prozess gegen den Anabolika-Lieferanten der Carolina Panthers zutage kam. Dabei handelt es sich um einen ausgewachsenen Arzt - Dr. James Shortt -, der mit seinem Rezeptblock nunmehr namentlich bekannten Spielern bei ihren Versuchen bestückte, noch mehr Kraft zu tanken. Der Staatsanwalt bezeichnete das System der Dopingproben in der NFL als "beinahe ein Witz".


Die Nebeneffekte einiger Spieler wie Todd Steussie waren natürlich nicht halb so lustig. Der Lineman musste Tabletten nehmen, um etwas gegen die auffällig anschwellenden Brüste zu tun. Kollege Jeff Mitchell klagte darüber, dass seine Hoden geschrumpft waren und dass er Haare verlor.

Dr. James Shortt wurde im letzten Monat zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und einem Tag verurteilt, nachdem er sich zu dem Vorwurf schuldig bekannt hatte, illegal den Vertrieb von Steroiden und Wachstumshormonen betrieben zu haben. Das waren jedoch nicht alles, was er verordnete. Testosteron gehörte auch dazu. Insgesamt handelte es sich um fünf verschiedene Substanzen, die auf der Verbotsliste der National Football League stehen. Insgesamt sechs NFL-Aktive wurden von Dr. Shortt versorgt. Sie pfiffen sich am meisten Stoff in der Zeit ein, als sich den Weg bis in den Super Bowl bahnten. Das war im Jahr 2004.

In der Zwischenzeit hat die NFL wohl weiter an ihren Kontrollen gebastelt. Angeblich um mehr Missetäter zu finden. Darauf können wir wohl noch lange warten. Denn die NFL-Profis starten nicht bei Olympia und sie fahren nicht bei der Tour de France.

Weit mehr Details in der Geschichte aus dem Charlotte Observer vom Sonntag, der die Akten aufblätterte

Agassi gibt noch mindestens eine Vorstellung

Andre Agassi machte es zum Auftakt der US Open in Flushing Meadows ziemlich spannend. Erst im vierten Satz und nach drei Tiebreaks hatte er im Abendspiel des Montag den Rumänen Andrei Pavel besiegt. Nun steht er in der Runde der letzten 64. Der nächste Gegner ist Marcos Baghdatis, the bärtige Zypriote, der an Nummer acht gesetzt ist und in diesem Jahr im Finalelvon Melbourne und im Halbfinale von Wimbledon stand. Diesmal waren über 23 000 Zuschauer Arthur-Ashe-Stadion, das als Centre Court der Anlage in Queens fungiert. Darunter: seine Familie und seine Freunde.Es war viertel vor eins, als das Match endlich vorbei war und er in einem Korridor zur Umkleidekabine auf Steffi Graf und die Kinder Jaz und Jaden traf. Der vierjährige Jaden umarmte seine Vater als erster. "Bist du noch immer auf?" fragte ihn Andre Agassi und lachte.

Siehe auch das Video von Agassis und Federer Werbeauftritt auf dem Hubschrauberlandeplatz des riesigen Hotels in Dubai

28. August 2006

"USA basketball practice, interviews in Tokyo"

Es koennen nicht viele amerikanische Reporter nach Japan zur Basketball-WM geflogen sein. Aber die Profis zucken nicht angesichts des geringen Interesses und stellen sich brav den Interviewfragen eines Jungen der von einem obskuren Video Projekt names "Access E Teen" los geschickt wurde und nun mit grossen Augen von den Stars wissen will, ob sie irgendwelchen Erfolgsdruck empfinden. "I don't never feel pressure", sagt Dwayne Wade und enthuellt, dass er waehrend der WM in Tokio noch ein bisschen Voelkerkunde betreiben moechte: "Wir haben viel gutes gehoert, speziell ueber die Technologie." Hoehepunkt des Videos: Der kleine Teen-Reporter laesst sich von LeBron James ein Autogramm geben. Wahrscheinlich war das einzige, was ihn von Anfang an interessiert hat. Fans als Journalisten. Ist das die Zukunft?

Weisheiten vom Guru

Hier die kleinen Nuggets aus dem englischsprachigen Holger-Geschwindner-Interview mit fiba.com, der Website des Internationalen Basketballverbandes, das in Saitama geführt wurde:

Was sagt der Guru über Nationalmannschaftstrainer Dirk Bauermann?

"Der Trainer hat die richtige Entscheidung getroffen, dass er ihn einsetzt. Man kann sehen, woran er im Training arbeitet. Dirk hat die meisten Korbvorlagen in der Mannschaft. Er arbeitet an dem Spielmacher-Zeug und sieht dabei aus meiner Sicht bis jetzt sehr gut aus."
Welche Chancen gibt der Guru den Deutschen am Mittwoch im Viertelfinale gegen die USA?
"Das ist für jeden eine große Herausforderung. Vielleicht können wir nahe dran bleiben, und vielleicht haben wir Glück."

Hat Dirk Nowitzki nach Ansicht des Gurus noch Entwicklungspotential?

"Er muss mehr für siene Fitness tun. Aber ich denke, dass er in zwei Jahren die Leistungsspitze erreichen wird. Er steigert sich jedes Jahr. Und wir haben einen ziemlich guten Plan, damit er sich konzentriert."

Die Fragen stellte Cyndia Garcia-Bennett. Das komplette Protokoll gibt's hier (via Mavsmoneyball)

Eine blendende Idee

Es gibt sicher einen Haufen Leute, die denken: Sportfotograf in Amerika, das ist ein Klasse-Job. Wie so oft im Leben: Es kommt darauf an, mit wem man es zu tun hat und an welchem Ort man sich befindet. In Kalifornien zum Beispiel ist dem offiziellen Mannschaftsknipser der San Diengo Padres folgende Geschichte zugestoßen. Er wurde von zwei Spielern der Pittsburgh Pirates bei seiner Arbeit mit einem Laser-Lichtstift so lange durch das Objektiv geblendet, dass er auf dem Auge, mit dem er durch den Sucher schaut, sein Augenlicht verlor. Nach einer Woche ist seine Sehkraft zu 90 Prozent wiederhergestellt. Es handelte sich um einen Jux. Wir werden wohl die Schadensersatzklage abwarten müssen, um herauszufinden, wie teuer der Spaß wird.

Gefunden beim Sportsshooter, einem Blog für Fotografen

Im Kalender anstreichen: Homeless World Cup

Nachdem das Thema in immer mehr Berichten hochkocht, ist es dringend an der Zeit, den Scheinwerfer auf den Homeless World Cup zu richten. Bitte vormerken, Termin: 24. bis 30. September. Austragungsort: Kapstadt. 48 Länder nehmen teil. Darunter das Team mit dem spanischen Namen Venceremos, das Deutschland vertritt. Das Turnier der Obdachlosen-Kicker wurde 2003 erstmals in ausgetragen. Und zwar im österreichischen Graz. Das Spielsystem ist gewöhnungsbedürftig: Jede Mannschaft hat vier Spieler, einer davon ist Torwart, und kann vier Spieler einwechseln. Ein Match dauert 14 Minuten und wird auf einem Feld ausgetragen, das 20 Meter lang und 14 Meter breit ist.

Die Veranstaltung hat die Unterstützung von Nike und der UEFA gefunden. In einigen Fällen gibt es Kontakte zu namhaften Clubs wie Manchester United, Real Madrid und Benfica Lissabon.

Der Homeless World Cup Eintrag bei Wikipedia
Die britische Website www.streetsoccer.org, die sich um den Cup kümmert Hier kann man auch Geschichten über Spieler finden, deren Leben dank Fußball eine Wende zum Positiven genommen hat.

27. August 2006

Für Unersättliche: der Tennis Channel

Den Golf Channel gibt es seit zehn Jahren, und er wirft Geld ab. Die Studios befinden sich in einem kleinen Komplex am Stadtrand von Orlando, wo viele Spieler und Trainer wie David Leadbetter wohnen und überträgt, ja, was wohl, Golf - 24 Stunden lang. Das Live-Angebot von den Turnieren waren bislang zweite Wahl. Aber ab dem nächsten Jahr will die PGA Tour die Donnerstags- und Freitagsrunden hier abdudeln lassen. Das wertet den Kanal weiter auf. Er läuft in 70 Millionen Haushalten und fast jedem Hotel in den USA, das etwas auf sich hält.


Die Erfolgsgeschichte hat andere Investoren ermuntert, den Tennis Channel ins Leben zu rufen. Übertragen wird, ja, was wohl, 24 Stunden Tennis. Das Zielpublikum ist bedeutend schmaler, das Angebot an aktuellem gutem Sport ebenfalls. Umso wichtiger, dass sich der Laden ein paar Sahnestücke ins Schaufenster legt. Der erste Vertrag wurde jetzt ratifiziert. Der Tennis Channel übernimmt ab 2007 die Rechte für die French Open - die in der amerikanischen Grand-Slam-Hierarchie Platz drei hinter Flushing Meadows und Wimbledon einnehmen.

Der Kanal ist in rund 10 Millionen Haushalten zugeschaltet. ESPN2, das bisher die Bilder aus Roland Garros brachte, hat eine Reichweite von 90,6 Millionen Haushalten. Was sagt der Media Direktor der French Open: Der Tennis Channel sei trotzdem das bessere Outlet. "Sie kümmern sich mit 200 Prozent Energie um Tennis." Ja, was denn sonst?

Das Runde muss ins Runde

Die Prosaiker der Deutschen Presseagentur nannten es "hauchdünn", was Dirk Nowitzki und seine Kollegen bei ihrem heutigen Einsatz im Achtelfinale in Japan vor weiteren Verlängerungen und einem härteren Schicksal bewahrt haben. Hauchdünn? 285:284 wäre nach allen mathematischen Erkenntnissen, die uns hier zur Verfügung stehen noch hauchdünner gewesen als 78:77. Aber lassen wir das. Ich sagte schon vor dem Spanien-Spiel etwas von Durchschummeln. Wenn man es positiv charakterisieren will, nennt man es Effizienz.

Nun also das vorweggenommene Endspiel (WM) beziehungsweise das nachgeholte Finale (NBA) oder wie man auch das Duell Dirk Nowitzki gegen Dwayne Wade bezeichnen möchte, wofür sich vermutlich endlich auch die Amerikaner erstmals von weit weg via Bildschirm mental in den Turnierverlauf einklinken werden und ESPN anschalten. Hier in der Arena muss ich niemandem sagen: Das wäre am 30. August.

Wie die Deutschen das gewinnen werden? Keine Ahnung. Bauermann geh du voran. Das Runde muss ins Runde und zwar oft.

26. August 2006

Der Fernsehplanet quietscht und eiert

Was für die Fernsehzuschauer in Europa längst ein alter Hut ist, regt in den USA noch jede Menge Leute auf. Hier verstößt es gegen die Etikette, wenn ein Team von TV-Kommentatoren in einem Studio weit vom Schuss sitzt und Bilder kommentiert, die es selbst nur auf dem Bildschirm sieht. Aktuelles Beispiel: Die Live-Quasi-Live-Berichterstattung von ESPN (Werbeslogan: The World Leader in Sports) von der Basketball-WM in Japan. Das Sprecherteam verfolgt das Geschehen im riesigen Sendekomplex in Bristol/Connecticut. Eine Tatsache, die den Zuschauern jedoch nicht mitgeteilt wird. Zu der ganzen Aufregung mehr bei Boston Sports Media (via deadspin).

Ich könnte aus dem Nähkästchen plaudern und von meiner Arbeit für Eurosport erzählen (als Kommentator vor Ort und vom Studio in Paris aus). Da habe ich schnell herausfinden können, dass man selbst mit Hilfe zugeschalteter Internet-Infos hoffnungslos in der Uhr hängt, sobald etwas Unvorgesehenes passiert. Für die Pariser waren und sind natürlich die Kosten der Grund für diese Arbeitsweise. Was es bei ESPN ist, kann ich nicht beurteilen. Geld hat der Laden zum Schaufeln. Ich weiß nur, dass sie bei der Fußball-WM in der Vorrunde ebenfalls zwei Kommentatoren-Teams in Bristol vor den Monitor gesetzt haben. Immerhin waren parallel zwei weitere Teams in Deutschland vor Ort.
ESPN Commercial with Roger Federer

Der Spot - Eigenwerbung des Sportsenders ESPN - ist schon ein paar Monate alt. Die ganze Sache muss von IMG eingefädelt worden sein (Scharapowa hatte einen ähnlichen Spot und ist auch bei IMG). Nachdem Federer jahrelang ohne Vermarktungsprofis an seiner Seite auskam, wird er jetzt Stück vor allem in den USA aufgebaut. Das ist nötig. Denn obwohl er zu den besten Tennnisspielern aller Zeiten gehört und ständig gewinnt, rangiert er nicht mal auf der Liste der 100 einflussreichsten Prominenten, die die Zeitschrift Forbes neulich veröffentlicht hat (siehe American Arena Archiv unter dem 14. August).

US Open Tennis: Federer wehrt sich

An den meisten Tagen spielt Roger Federer nur gegen sich selbst. Es sei denn, er trifft auf Rafael Nadal. Dann hat er einen richtigen Gegner. Vor über einer Woche hat der Erste der Weltrangliste ausnahmsweise trotzdem verloren. In der zweiten Runde in Cincinnati gegen Andy Murray. Das Resultat: 5:7, 4:6. Mit der Niederlage gingen mehrere Serien zu Ende. Bemerkenswert: Es war das früheste Aus für den Schweizer bei einem Turnier in zwei Jahren. Die amerikanische Fernsehkommentatorin Mary Carillo, die seit Jahr und Tag beim Tennis herumschwadronieren darf, obwohl sie wirklich keine Leuchte ist, bezichtigte Federer daraufhin, er sei nicht mehr als seiner Anwesenheitspflicht nachgekommen. "Das ist absurd", meinte der medienfreundliche und eigentlich eher sanftmütige Eidgenosse, als er vorgestern von dem Anwurf hörte. "Nur weil ich verloren habe, habe ich das Match hingeschmissen?"

Solch eine Mini-Kontroverse können die US Open gut gebrauchen. Das Grand-Slam-Turnier hat zwar keine Not, Eintrittskarten zu verkaufen. Aber der Sportart mangelt es an Fernsehzuschauern. Im Vergleich zum Golf ist Tennis eine Randsportart geworden. Dazu kommt das Karrierende von Andre Agassi und das jammervolle Abschneiden der Amerikaner in Wimbledon - fertig sind die düsteren Vorahnungen und Unkenrufe. Dazu habe ich in der Schweizer Tenniszeitschrift Smash in diesem Monat einen ausführlichen Bericht beigesteuert (leider gibt es keinen Link).

Zwei Holes-in-One auf einer Runde

Zum ersten Mal in der Geschichte der PGA-Tour hat ein Golfer zwei Holes-in-One auf einer Runde produziert. Der Magier? Yusaku Miyazato, der bei den Reno-Tahoe Open auf dem Montreux Golf and Country Club mit einem Vierer-Eisen auf dem abschüssigen 231 Yards langen 7. Loch und und mit einem Siebener-Eisen auf der 173 Yards langen 12. Bahn einlochte. Er konnte beide Male nicht sehen, wie der Ball im Loch verschwand. Die Chancen, dass jemanden so etwas gelingt, sind geringer als ein Sechser im Lotto. Miyazato spielt normalerweise in seinem Heimatland und kam in das Turnier, weil die Stars an diesem Wochenende in Ohio spielen. Er hat die Absicht, sich im Rahmen der Qualifying School Ende des Jahres die Tourkarte zu erkämpfen.

Wahrscheinlich läuft ihm dort Alex Cejka über den Weg, der in Montreuz nach zwei Runden immerhin auf dem vierten Platz lag. Er hat damit beste Aussichten, in dieser Woche seine schlechte Position auf der Geldrangliste (142.) zu verbessern. Er muss jedoch in dieser Saison noch mindestens 150 000 Dollar an Preisgeld einnehmen, um sich in die sichere Zone der Top 125 vorzuarbeiten.

So was zieht selbst Nike die Schuhe aus

Der bedeutendste Sponsor der amerikanischen Leichtathletik hat zum ersten Mal seine Haltung zu der anhaltenden Dopingkrise in den USA klar gemacht. They just did it: Sportausrüster Nike kündigte den Vertrag mit Trainer Trevor Graham, dessen Läufer in den letzten Jahre zu Hauf überführt wurden. Der jüngste Fall: LaTasha Jenkins, deren A-Probe von einem Sportfest das anabole Steroid Nandrolon enthielt. Ein Sprecher der Firma wollte sich nicht zu den Gründen äußern. Aber über die muss man sicher nicht spekulieren. Das NOK der USA hat Graham bereits Hausverbot erteilt. Und europäische Veranstalter lehnen es ab, seine Athleten einzuladen. Grahams Anwalt konterte, Nike könne den Vertrag nicht einfach "auf der Basis von Gerüchten und Verdächtigungen" auflösen, und drohte rechtliche Schritte an. Nike hat sich gleichzeitig vom überführten Doper Justin Gatlin - ebenfalls ein Graham-Kunde - getrennt.

Nach Recherchen der New York Times spüren Athleten quer durch verschiedene Sportarten derzeit die Verunsicherung auf Seiten von Sponsoren. Das Blatt zitierte den Chef einer Vermittlungsagentur, die im Auftrag von Unternehmen Werbeverträge mit Prominenten einfädelt. Danach zucken amerikanische Firmen vor allem vor Geschuaftsverbindungen mit Baseball-Profis zurück. Zitat: "Das Risiko, einen Sportler unter Vertrag zu nehmen, der in einen Steroid-Skandal verwickelt wird, ist zu gross."

25. August 2006

US Open: Kleine Einstimmung aus Touristensicht

Nach New York verlaufen sich jedes Jahr Millionen von Touristen. Die meisten leben in kleineren Städten, aber alle kommen mit irgendwelchen Erwartungen. Vor ein paar Wochen war Aaron vom Unofficial San Antonio Spurs Blog in der Stadt und, Junge, konnte der hinterher viel schreiben. "Es war verrückt heiß da. Über 100 Grad (entspricht fast 38 Grad Celsius). Ich habe keine Ahnung, wie Leute das jeden Tag aushalten."

Und nun kommt eine lange Liste von Ausschweifungen, die ich in Ausschnitten gerne weitergebe, weil ich erstens befürchte, dass er recht hat (und weil ich zweitens möchte, dass die Menschen, die dies hier lesen, eine relativ stimmige Idee von der Stadt bekommen, in der an diesem Wochenende die US Open im Tennis beginnen. Aarons markanteste Beobachtungen lauten:

"Jeder in New York ist sehr unhöflich. Ich meine SEHR unhöflich. Alte Damen, Kassierer, Kellner, Bewachungspersonal, jeder. Ich nehme an, es hat nicht geholfen, dass ich ein T-Shirt mit der Aufschrift getragen habe: "Wenn du das lesen kannst, hat mir deine Mutter einen geblasen".

Ich habe noch nie so viele schöne Frauen in meinem Leben gesehen. Vielleicht liegt es einfach an der Mathematik , mehr Menschen = mehr attraktive Menschen, aber New York ist voll von sagenhaften Frauen. Und die nicht gefärbten Blondinen, und nicht der Typ mit den künstlichen Brüsten. Ich rede von Natur pur hier."

Berichte von den US Open ab morgen. Von Frauen ist dann auch wieder die Rede.

Woods für Dopingtests im Golf

Der Weltranglistenerste Tiger Woods wünscht sich Dopingtests auf der PGA Tour. "Ich weiß nicht, ab wann das eingeführt werden kann. Sollte es morgen sein, bin ich damit einverstanden." Die Haltung des Golfers, der vor einer Woche überlegen die PGA Champonship gewonnen hatte, ist eher verblüffend. Während Tour Commissioner Tim Finchem schon seit Wochen abwiegelt, erklärte sein Aushängeschild unumwunden: "Es ist besser aktiv zu sein als reaktiv. Wir sollten den Sport so rein wie möglich halten."

Die Dopingdiskussionen im Profigolf sind bislang von einer ziemlichen Scheinheiligkeit geprägt. Typisch war der Kommentar von Finchem: "Ich kenne keine andere Sportart, in der Fehler auf ihrer Scorekarte oder einen Strafschlag, den sich jemand selbst zuerkennt, hunderte von tausend Dollar kosten." Mit anderen Worten: Der einzigartige Ehrenkodex im Golf, der die Spieler dazu zwingt, sich ehrlich und regelgemäß zu verhalten, soll angeblich ausreichen, um die Muskelmast zu stoppen.

Das Argument ist nachgerade grotesk. Ohne die vielen Fernsehkameras, die heutzutage in den USA jedes Profi-Turnier übertragen und den Spielern bis ins tiefste Rough folgen, wäre die Selbstdisziplin nur halb so wirksam. Außerdem wird jeder Flight von einem Schiedsrichter begleitet, der gewöhnlich von den Spielern in Zweifelsfragen konsultiert wird. Bei der amerikanischen Art zu denken (man nennt es compartimentalization, was so viel bedeutet, wie alles und jedes sauber auseinanderzuhalten und in seinen Teilaspekten zu bewerten, anstatt das große Ganze zu sehen - was in der Politik zu diesen maßlosen Rechtfertigungen für den Einmarsch in fremde Länder führt) ist es leicht vorstellbar, dass ein betrugswilliger Golfer folgende Logik anwendet: Solange ich mir keine Dopingsubstanzen auf dem Golfplatz bei einem Turnier verabreiche, gibt es keinen Grund, mich selbst zu bestrafen.

Den Ball ins Rollen gebracht hatte der Royal & Ancient Golf Club, der außerhalb der USA und Mexiko für die Regeln verantwortlich ist. Er wird erstmals bei der World Amateur Team Shampionship in Südafrika im Oktober nach dem Zufallverfahren Spieler zur Dopingprobe bitten.

Gesetze? Was für Gesetze?

Der ehemalige Baseball-Profi Albert Belle, berühmt für seine Wutausbrüche, wird bis zu drei Monate im Gefängnis verbringen und hat danach fünf Jahre Bewährung, weil er seiner Ex-Freundin nachgestellt hat. Quelle: Can't Stop the Bleeding

Der Basketballprofi Lonny Baxter, der vor etwas mehr als eine Woche in der Nähe des Weißen Hauses in Washington wild herumgeschossen hatte, muss für zwei Monate ins Gefängnis. Er spielte früher bei den Charlotte Bobcats und hat derzeit einen Vertrag mit Montepaschi Siena in der italienischen Liga, aber keine Chance, pünktlich zu Saisonbeginn im Oktober vor Ort zu sein. Diese Karriere ist auf Stand-by. Mehr in der AP-Geschichte, wie sie der Globe & Mail in Toronto gebracht hat

Die Zeitung USA Today hat vor einer Weile eine interessante Zusammenstellung publiziert: Die Verfehlungen von Profisportlern aus den letzten Jahren, die in den USA ihr Geld verdienen (darunter auch Ausländer) und die mit einer Billigstrafe davonkamen: dem sogenannten Community Service. Das ist das, was ein Kriegsdienstverweigerer viele Monate lang macht. Die Liste an Vergehen ist bunt und reicht von Sexualitätsdelikten über Alkohol am Steuer bis zu den typischen Fällen von Körperverletzung, die bei Muskelmänner einfach zum Verhaltensrepertoire gehören. Hier geht's zur Übersicht, schön alphabetisch geordnet.

24. August 2006

Endlich enthüllt: Der typische Tag eines HSV-Profis

Es ist immer wieder verblüffend zu sehen, auf welchem Niveau in Amerika die Beschäftigung mit Fußball stattfindet. Neulich hat ESPNsoccernet den jungen Benny Feilhaber interviewt, der beim Hamburger SV um einen Stammplatz kämpft. Das Gespräch mit dem 21jährigen, der in Brasilien geboren wurde, aber einen US-Pass besitzt, hat uns keineswegs näher gebracht, wie er tickt und wie er spielt. Aber jetzt wissen wir endlich, wie ein typischer Trainingstag in Hamburg aussieht (minus Wetterbericht und Wasserstandsmeldungen). Daraus lernen wir folgendes: Feilhaber wacht um 8.30 Uhr auf und trinkt jeden Morgen Kakao. Er trifft eine Dreiviertelstunde vor Beginn des Trainings auf der Anlage ein, weil er sonst seine Gymnastik und die anderen Vorbereitungsaktivitäten nicht erledigt bekommt. Er isst mittags zuhause meistens ein Sandwich und trinkt dazu brasilianischen Eistee. Nachmittags sieht er fern, klickt sich ins Internet und spielt manchmal Winning Eleven auf PlayStation 2. Um 18 Uhr bereitet er sich ein Abendessenzu, wofür er eine Stunde braucht. Er kalkuliert eine halbe Stunde für den Vorgang des Verzehrs. Dann schaut er sich noch ein paar Fußball-Highlights im Fernsehen an oder einen Film. Um 23 Uhr ist Zapfenstreich.

Wir nehmen an, dass solche Information für die Leser von ESPNsoccernet extrem wichtig sind, weshalb sie dort noch ausführlicher zu lesen sind.

Die Packung mit Nowitzki

Das Wort Packung in einem Atemzug mit dem Namen Dirk Nowitzki zu verwenden, ist kein Frevel. Spielehersteller Electronic Arts hat das auf dem Gewissen. Die bedrucken die Schachtel mit dem neuen NBA LIVE 07 für den deutschen Markt mit dem Würzburger. Aus einem nicht ganz klaren Grund zeigt ihn das Foto mit dem Ball in der linken Hand. Nowitzkis Rolle ist beschränkt: In anderen europäischen Ländern kommen ebenfalls Einheimische zum Zug: Pau Gasol in Spanien, Tony Parker in Frankreich. Der Rest der Welt kriegt Tracy McGrady serviert. Tracy McGrady? Bezieht der nicht seit Jahr und Tag in Houston in jedem zweiten Spiel eine Packung? Ab dem 25. September 25 gibt's das Spiel für Xbox 360, Xbox, PlayStation 2, PSP, PC, und Mobiltelefone. Die PlayStation-3-Version wird ab November in den Läden sein.

Ach, ja. Und dann war da noch diese Krampfveranstaltung bei der WM in Japan gegen Angola. Dreifache Verlängerung. 108:103. Eine "Sternstunde von NBA-Play-off-Format" wie der Berichterstatter von dpa die Leistung von Nowitzki einordnete. Man kann es auch anders beschreiben. Ohne die enorme Leistung des Mav-Manns wäre das Ding in die Hose gegangen. So sah es Nachspiel: "Nowitzki hat das Spiel alleine gewonnen...eine riesige Teamleistung war das nicht."

Jetzt haben die Burschen zwei Tage Pause. Dann geht es gegen Nigeria. in dem Match hilft nur ein Sieg, um weiterzukommen. Denn ab dem Achtelfinale heißt das Ding: Ko-Runde.

Atlas will nichts mit Maske zu tun haben

Im Rahmen einer linkisch getexteten Pressemitteilung hat Teddy Atlas Henry Maske ausrichten lassen, dass er ihm nicht bei seinem Comeback zur Seite stehen wird. Für den Kampf gegen Virgil Hill, der zur Zeit auf den 31. März in München angesetzt ist, muss der Deutsche also weiter nach einem Trainer suchen. Maske war sogar persönlich in New York, um Atlas zu gewinnen. Der lehnte jedoch ab, als er das Gefühl bekam, dass Maske ein merkwürdiges Spiel spielt. Um Boxerehre und Revanche scheint es nicht zu gehen. Sondern um andere Motive. Atlas blieb da sehr kryptisch. Wir hoffen, dass sein Buch (siehe Cover) etwas klarer formuliert.

Atlas hat seit seiner Zeit bei Cus d'Amato, der den jungen Mike Tyson herausbrachte, einen Ruf wie Donnerhall in der Branche. Er ist vielbeschäftigter Fernsehkommentator und hat sicher das Geld nicht nötig. Wir spekulieren, dass Maske nicht genug Geld geboten hat, um Atlas die lange Arbeit in einem Trainingscamp zu versüßen.

23. August 2006

Esoterik auf amerikanisch: die AAFL

Der Kollege dogfood von allesaussersport hat ein sehr esoterisches Thema aus dem amerikanischen Sport angepackt, das vieler erklärender Vorbemerkungen und Hinweise bedarf: die All American Football League. Hut ab vor soviel Elan. Ich halte mich gewöhnlich bei solchen Geschichten sehr zurück. Aus reiner Angst davor, dass beim werten Leser allzu rasch die Rolläden runtergehen. Ausnahme: wenn man über enormen Platz verfügt wie zum Beispiel in Büchern. In American Sports und Faszination American Football steht denn auch eine Menge über amerikanischen Collegesport.

Den letzten Artikel für die FAZ mit Collegebezug habe ich über den Schmu geschrieben, der im Tennis abläuft, wo eine beachtliche Zahl an deutschen Stipendiaten gegen die Amateurregeln verstößt. Die Trainer stecken mit den Spielern unter einer Decke und tun so, als ob sie nichts wüssten. Die Erfahrung lehrt: Selbst solch schwarz-weiß-gerasterten Themen in hundert Zeilen zu erklären, ist unerhört schwierig

Die Kanzept der AAFL zu erklären ist noch viel schwieriger, da sie noch ein zusätzliches Problem mit sich bringt: Sie existiert nur auf dem Papier. Die Idee kann man durchaus nachvollziehen: Die besten Colleges produzieren mehr akzeptable Nachwuchsfootballkräfte als die NFL (und die Canadian Football League) aufnehmen kann. Für die ausgesiebten Athleten gibt es jedoch keine Auffangstation, keine Farm Teams, keine Developmental League etc. Auf der anderen Seite stehen die riesigen Division 1 Stadien wie in Ann Arbor (University of Michigan) oder Knoxville (University of Tennessee) mit Platz für sage und schreibe 100 000 Zuschauer im Frühjahr einfach leer. Wie kann man das kombinieren? Indem man die arbeitslosen Talente in den leeren Stadien in einer neuen Liga gegeneinander antreten lässt.

Die Sache hat mehr als einen Haken, wie man an solchen Beispielen wie der gescheiterten Frauen-Fußball-Liga sehen kann. Aber wer sagt, dass die Existenz in der Nische nicht möglich ist, möge bitte folgendes berücksichtigen: Wir haben eine Arena Football League in der Halle mit einem verkürzten Spielfeld. Die funktioniert. Wir haben eine Profi-Lacrosse-Liga. Die funktioniert. Wir haben die X Games auf ESPN, die sogar noch eine platte Kopie namens Gravity Games ausgelöst haben. Auch die funktionieren. Warum? Weil sich das Freizeitverhalten der Amerikaner und ihre Neugier auf etwas andere Entertainment-Angebote auf unterschiedlichen Kanälen entfaltet.

Konzepte, die in der Konkurrenz gegen die etablierten Ligen, gegen Golf und NASCAR eine Chance haben wollen, müssen vor allem den Metropolen bewusst aus dem Weg gehen. Metropolen schaffen Sachzwänge der seltsamsten Art. Zum Beispiel verbindet sich mit denen ein unausgesprochener Qualitätsanspruch. Provinzieller Sport ist von solchem Ballast befreit. Universitätssport ist die Inkarnation von provinziellem Sport, bei dem das halbe Land aus Tradition besoffen darüber hinwegsieht, auf welchem Leistungsniveau der eigentlich stattfindet.

Ich will's nicht zu kompliziert machen. Ich gebe der AAFL zumindest eine Chance. In Staaten wie Texas, Nebraska, Oklahoma, Tennessee, Alabama sind die Leute einfach unersättlich, wenn es um Football geht.

P.S. Ein großes Kompliment an dogfood für die Energie, das Wissen und die Courage, solche Themen anzupacken. Die NASN kann froh sein, dass jemand sich derart massiv reinhängt und die Aufklärungsarbeit leistet, ohne das amerikanisches Sportgeschehen im Fernsehen so aussieht wie Böhmische Dörfer.

NBA News: Pat Riley macht weiter

Nach mehreren Wochen des Nachdenkens hat sich Meistertrainer Pat Riley entschlossen, noch ein Jahr bei den Miami Heat dranzuhängen. "Nachdem ich den Titel gewonnen hatte, ist mir klar geworden, dass ich eindeutig zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten am richtigen Ort bin. Ich kann nicht warten, bis es wieder los geht." Gestern noch hatte nba.com in einem Interview mit dem von einem geschäftlichen Trip aus China zurückgekehrten Shaquille O'Neal einen kleinen Eiertanz um Rileys ungeklärte Situation gemacht. Nun können alle beruhigt Richtung neue Saison schauen. Alle - außer Dirk Nowitzki.

Was macht eigentlich...Detlef Schrempf?

Er fährt in der Welt herum und brachte vor ein paar Tagen armen Kindern in Marokko das Basketballspiel nahe. Das Programm wurde von der Detlef Schrempf Foundation auf die Beine gestellt und vom amerikanischen Botschafter in Rabat nett begleitet. Hier die Meldung in der englischsprachigen Morocco Times zum Thema.

Ansonsten sitzt er als Assistenztrainer der Seattle SuperSonics herum und dreht Däumchen. Warum? Der Klub wurde vor etwas mehr als einem Monat von Starbucks-Erfinder Howard Schultz und seinen Kumpanen an einen Geschäftsmann aus Oklahoma City verkauft. Für 350 Millionen Dollar. Ein Ortswechsel nach Oklahoma scheint so gut wie sicher. Zumal die New Orleans Hornets bei ihrem von Hurricane Katrina erzwungenen Aufenthalt in diesem abgelegenen Bundesstaat im Fly-over Country bewiesen haben, dass NBA-Basketball begeisterte Zuschauer anlockt. Die Hornets kehren bald wieder an die alte Wirkungsstätte zurück.

Schrempf lebt in Seattle - und zwar gerne. Und das nicht nur, weil er bei den SuperSonics die beste Zeit in seinen 16 Jahren als Spieler erlebt hatte (Stichwort: Finalteilnahme 1996 gegen die Chicago Bulls). Er hatte bereits als Student in Seattle gespielt und war als Austauschschüler in Centralia in Washington State gewesen. "Ich habe keine Ahnung, was passieren wird", sagte "Det" einem Reporter der Salt Lake Tribune, als er sich mit den jüngeren Spielern aus Anlass der Summer League in Utah aufhielt. "Ich würde es gerne sehen, wenn die Sonics in Seattle bleiben", sagte er. "Aber es ist ein Geschäft, und es geht um viel Geld."

22. August 2006

Happige Sperre für Gatlin: Acht Jahre

Der amerikanische Sprinter Justin Gatlin hat eine achtjährige Sperre der US-Anti-Doping-Agentur Usada akzeptiert und will ihr helfen, weiteren Sündern auf die Schliche zu kommen. Das meldet soeben die Nachrichtenagentur AP. Der 24jährige Goldmedaillengewinner von Athen war bei einer Urinprobe im April aufgefallen und war im Mai in Doha über 100 Meter die Weltrekordzeit von 9,77 Sekunden gelaufen. Die Hoffnungen der Dopingfahnder dürften darauf abzielen, Gatlins Trainer Trevor Graham zu bestrafen, der im Laufe der letzten Jahre eine ganze Reihe von überführten amerikanischen Leichtathleten betreut hat. Das Arrangement mit der Dopingaufsicht lässt Gatlin die Tür offen, im Rahmen weiterer Verhandlungen auf eine kürzere Sperre hinzuarbeiten.

Blick zurück: Die Nike-Connection - Prügel für den Masseur
Blick zurück: Der Nachtwächter ist aufgewacht - Hausverbot für Graham
Blick zurück: Je schneller desto Do(ha)ping - das Zielfoto vom Weltrekordlauf

50 Marathons in 50 Tagen

Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Aber jetzt steht sie, und nichts und niemand wird Dean Karnazes davon abbringen: 50 Marathonläufe in allen 50 amerikanischen Bundesstaaten in 50 Tagen. Der Trip beginnt am 17. September und bedurfte einer jahrelangen Vorbereitung. Denn die Rennen finden allesamt auf offiziell anerkannten Strecken statt. Mit Polizeieskorte und einer Reihe von anderen Freizeitsportlern, die sich ebenfalls diese Tortur nicht nehmen lassen wollen. Die soziale Einrichtung, die von all dem profitieren soll, kämpft gegen den Trend zu immer mehr Übergewicht bei Kindern. Einen Sponsor gibt es auch: die Bekleidungsfirma North Face. Die Vorbereitung ist intensiv. Deshalb hat Dean auch nur nur wenig Zeit, sich in seinem Blog zu verewigen.

Der 43jährige Karnazes ist Autor eines Buches, Titel Ultramarathon Man. Die Leute von Wikipedia haben ihn auch auf dem Radarschirm, halten ihm aber unter anderem mit erhobenem Zeigefinger seinen Hang zur Eigenwerbung vor.

Republikaner machen mit Team USA Politik

Inzwischen gibt es etwas mehr über eine seltsame Episode im Rahmen der Vorbereitung der amerikanischen Basketballnationalmannschasft auf die WM zu berichten. Der Dank geht an Dave Zirin von der Monatszeitschrift The Nation (via Can't Stop the Bleeding). Die Episode? Trainer Mike Krzyzewski ließ als kleine Motivationsmaßnahme einen im Irak erblindeten GI kommen, um den Teammitgliedern ein bisschen Grauen einzutrichtern. Es wirkte. Einige haben geweint.

Zirin liefert ein par Hintergründe. Coach K, ein ehemaliger Offizier in der Army, ist hundertprozentiger Republikaner. Genauso wie Team Manager Jerry Colangelo, der bei jeder Gelegenheit Geld für gleichgesinnte Aspiranten auftreibt. Vor allem, wenn sie zu den Evangelisten gehören, die nach Kräften die amerikanische Gesellschaft in eine theokratische Diktatur umwandeln wollen. Im Wahlkampfsommer 2004 schaltete er Radiowerbespots, die die Zuhörer aufforderten für Präsident George W. Bush zu beten. Er hilft radikalen Abtreibungsgegnern in ihrer fortgesetzten Kampagne gegen das verfassungsgerichtlich verbriefte Recht von Frauen, über den Abbruch von Schwangerschaften selbst entscheiden zu dürfen.

Er hat mit Coach K ein weiteres gemeinsam. Sie sind beide sogenannte "Chicken Hawks" - jene Sorte von Kriegstreibern wie George W. Bush und Dick Cheney, die zu feige waren, um ihr eigenes Leben an der Front zu riskieren, aber nichts dagegen haben, sinnlose Kriege auf Kosten anderer anzuzetteln.

Es gibt immerhin ein paar NBA-Profis, die solche Politmanöver durchschauen. Etan Thomas von den Washington Wizards war sauer, dass Armeeangehörige für Motivationszwecke missbraucht werden. "Ich wäre beschämt, wütend und traurig, dass dieser Soldat in einem Krieg sein Augenlicht verloren hat, den wir überhaupt nicht führen sollten."

P.S. Die Ameirkaner haben am Dienstag in Japan gegen Slowenien gewonnen (114:95) und haben mit drei Siegen in drei Spielen gezeigt, dass sie es ernst meinen.

Blick zurück: "Coach K auf heikler Mission" - Link zur FAZ-Geschichte über die US-Mannschaft

21. August 2006

Wenn Leser etwas zu sagen haben

Ein Ausflug in eine andere Themenwelt kann manchmal ziemlich inspirierend sein. Die FAZ hat heute meine Geschichte über den Erfolg von amerikanischen Bloggern im parteiinternen Wahlkampf der Demokraten gebracht. Die Recherche allein war schon erhellend genug - wenn man zur Abwechslung mal richtigen Hardcore-Bloggern wie Jane Hamsher von firedoglake gegenübersitzt und mit Staunen zur Kenntnis nimmt, dass sie jeden Tag 65 000 Besucher hat. Aber was einen am Ende doch noch sehr viel weiter bringt, ist die Reaktion der Leser von faz.net, wo der Artikel heute vom Medienressort gepostet wurde. Binnen eines Tages hatten sich fünf Leser mit einem Kommentar verewigt - ein imposante Zahl, wenn man weiß, wie wenige Leser sich zu Sportgeschichten in der gleichen Zeitung zu Wort melden.

Auch die Qualität der Reaktionen ist beeindruckend. Offensichtlich haben Menschen, die sich für politisch und gesellschaftlich interessantere Themen interessieren, mehr zu sagen und wollen es denn auch ausführlich tun. Demgegenüber vermitteln die Diskussionen rund um Sport eher den Blick vom Stammtisch. Getreu des alten Spruchs, dass die meisten Sportanhänger den geistigen Radius eines Bierdeckels besäßen. Es wäre schön, wenn sich das alsbald mal ändert. Ob auf diesen Seiten hier oder woanders ist ganz egal.

Leser allerdings sind seltsame Lebewesen. Irgendetwas in ihrem Innern sagt ihnen, dass sie die Dinge besser wissen und besser beurteilen können als die Berichterstatter, von denen sie tagtäglich beliefert werden. Ganz typisch war der Kommentar zum Blogger-Artikel von einem Menschen, der die Washington Post online liest und der schrieb:
"Ich sitze in Wiesbaden und nicht in Washington, DC und weiß trotzdem mehr über den Stand der Dinge in Connecticut als die Frankfurter Allgemeine mit ihren Korrespondenten in DC. Sehr enttäuschend und schade."
Der Knick in der Optik von Leuten, die aus der Ferne ein paar Quellen betrachten und anschließend davon überzeugt, dass sie etwas von der Materie verstehen, wird uns Medienproduzenten noch mehr zu schaffen machen denn je. Vor allem mit dem deutschen Publikum, das von einer erheblichen Oberlehrerhaftigkeit geprägt ist. Und zwar leider von der unkritischen Art. Ich erinnnere mich noch an die giftige Wortwahl eines Lesers, der glaubte, dass der Inhalt in der einen Quelle, die er kannte - ein Buch aus dem Eichborn-Verlag - amtlichen Zuschnitt hatte. Und so warf er mir und der Zeitung alles mögliche vor. Vor allem die Unfähigkeit zu recherchieren. Es ging um das Entstehen des Namens World Series im Baseball. Eine alte Frage, die neulich von den Kollegen von Wortwelt noch einmal aufgebracht und beantwortet wurde.

Ich habe damals mehrere Quellen ausgewertet und bestätigt gefunden, dass der Leser mit seinen aufsässigen Vorhaltungen ("dieses subtile Stück anti-amerikanischer dumpfer Vorurteile” und “arrogante Törichtheit”) sowohl in der Sache als auch im Umgangston komplett daneben lag. Ich habe mich trotzdem in der Antwort um einen konzilianten Ton bemüht. Man will seine Leser ja nicht vor den Kopf schlagen, woraufhin sie mit einem Telefonanruf das Abo kündigen.

Aber davon abgesehen: Die Geschwindigkeit, mit der Informationen um den Globus reisen, und die wachsenden Zugriffsmöglichkeiten auf die unterschiedlichsten Quellen werden den Alltag von Auslandskorrespondenten wie unsereins vermutlich radikal verändern. Unsere Leser haben Ansprüche. Und wir werden uns denen nicht entziehen können. Und hinter der über Jahre angehäuften Autorität des Blattes, das in seiner Werbung den Spruch pflegt, "Dahinter steckt bestimmt ein kluger Mensch", werden wir uns auch nicht verstecken können.
Die Zeiten sind vorbei.

Link zum Artikel Die Königsmacher über die Politblogger in den USA in der FAZ vom 21. August 2006

Amerikaner nominieren Ryder-Cup-Team

Vorab ein Auszug aus dem Bericht, den ich für den Tages-Anzeiger über die 88. PGA Championship in Medinah geschrieben habe. Der erscheint in der Dienstagsprintausgabe. Der Tages-Anzeiger fährt seinen eigenen Kurs in Sachen Online-Präsenz. Für Nichtabonnenten gibt es nur ein dünnblütiges Nachrichtenangebot, gespeist aus dem Material Schweizer Agenturen. Wer alles lesen will, muss zahlen. Deshalb hier leider kein Link zum Bericht.
“Es war ein spezieller Tag da draussen”, sagte Tiger Woods am Sonntag, nachdem er auf dem anspruchsvollen alten Platz des Medinah Golf Course vor den Toren von Chicago das zwölfte Major-Turnier seiner Karriere gewonnen hatte. “Ich hatte das Gefühl, ich war in der Lage, den Ball aus jeder Lage aufs Grün zu spielen. Ich hatte das Gefühl, ich bekomme alles hin.” Er hatte über den Verlauf der Championship 270 Schläge benötigt und seine Verfolger weit hinter sich gelassen.

Ein solcher Grad an Perfektion, mit dem ein Mensch wie Woods den kleinen weissen Ball über Distanzen von 200 Meter befördert, erreichen an manchen Tagen auch andere Golfprofis. Doch im Verlauf eines Turniers, bei dem die gesamte Weltelite am Start ist, muss ein Spieler vier Runden lang methodisch genau und zuverlässig arbeiten. Dazu braucht man ein sehr viel Konzentration. Und das bringen nur die wenigsten. Schon gar nicht in unmittelbarer Gegenwart des Amerikaners, der in naher Zukunft den legendären Jack Nicklaus (18 Majors) in der Rekordliste einholen dürfte. So knickte Engländer Luke Donald, der nach drei Tagen noch chancenreich auf einem Spitzenplatz lag, auf der letzten Runde neben Woods förmlich ein und landete sechs Schläge zurück zusammen mit dem Spanier Sergio Garcia und dem Australier Adam Scott auf dem dritten Platz."


Mit der Championship ging für die Amerikaner die Qualifikation für deren Ryder-Cup-Mannschaft zu Ende. Keiner der Aspiranten aus den hinteren Reihen konnte aufrücken. Captain Tom Lehmann nominierte heute getreu des Reglements seine beiden persönlichen Favoriten: Stewart Cink und Scott Verplank. Die Amerikaner hatten vor zwei Jahren an ihrem Qualifikationsmodus herumgedoktert, weil sie das Gefühl hatten, dass sich zuviele Figuren ins Team spielen, deren Hochphase bereits allzulange vorbei ist. Nun haben sie sich Leute wie Vaughn Taylor, J.J. Henry, Zach Johnson und Brett Wetterich eingehandelt, von denen drei bei der PGA Championship nicht mal den Cut schafften.

Die Europäer, die den hoch favorisierten Amerikanern vor zwei Jahren eine regelrechte Blamage zugefügt hatten, rechnen erst in zwei Wochen ab. Beruhigend: Luke Donald und Sergio Garcia sind nach ihren dritten Plätzen sicher dabei und zeigen hervorragende Form. Captain Ian Woosnam wird vermutlich Padraig Harrington und Jose Maria Olazabal nominieren. Denen werden die nötigen Punkte fehlen. Sie sind aber als Ryder-Cup-Routiniers die beste Wahl.

"Nowitzki wirkt schnell müde"

Wenn man sich als Prophet betätigt, möchte man ziemlich rasch wissen, ob man richtig liegt. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, oder so. Hier eine kleine Zitatensammlung aus aktuellem Anlass: Basketball-WM in Japan, die deutsche Mannschaft nach der schroffen 71:92 Niederlage gegen Spanien:

"Dirk Nowitzki wirkt schnell müde." (Berliner Morgenpost)

"Nowitzki erzielte zwar gemeinsam mit dem Berliner Demond Greene mit jeweils 14 Punkten die meisten Körbe, konnte aber über weite Strecken des Spiels nicht überzeugen, was insbesondere an derr konsequenten Deckung der gegnerischen Defensive lag." (Spiegel Online)

"Es ist ein deutliches Zeichen, wenn der Superstar in den letzten Minuten einer Partie nicht mehr auf dem Parkett steht. Dirk Nowitzki erlebte die Schlusssirene beim Spiel gegen Spanien von der Ersatzbank aus." (Süddeutsche Zeitung)

"Der Schlüssel zum spanischen Sieg war das erfolgreiche Ausschalten des deutschen NBA-Superstars Dirk Nowitzki..." (dpa via yahoo.de)

"Dirk Nowitzki schimpfte und fluchte, warf in einer Auszeit sogar verärgert einen Stuhl aufs Parkett. Für einen Siegertypen wie den NBA-Superstar von den Dallas Mavericks war es das reinste Frusterlebnis." (sid via yahoo.de)

Blick zurück: American Arena spekuliert schon vor dem Spanien-Spiel über Nowitzki und seine Müdigkeit

20. August 2006

Basketball: Durchschummeln bei der WM

Wenn sich die deutsche Nationalmannschaft bei der Basketball-WM in Japan weiter so durchschummelt (bisher mit Siegen über Japan und Neuseeland), werden sie noch ganz weit vorne landen. So könnte man denken, wenn man weiß, dass es zu den Markenzeichen eines jeden Erfolgsteams gehört, möglichst wenig zu zeigen und nur das Nötigste zu leisten. Aber ehe irgendeine vorzeitige Euphorie ausbricht, hier die Prognose: Dirk Nowitzki ist müde und wird aufgrund seiner netten mannschaftsdienlichen Haltung dies nicht zugeben. Das wird in den Begegnungen gegen richtig gute Gegner noch deutlich genug werden. Das Team braucht die Punkte des Würzburgers (so wie die Dallas Mavericks auf seinen Teil an der Ausbeute im Angriff angewiesen sind). Ohne die sieht es spätestens in der zweiten Runde der besten 16 ziemlich dürftig für die Deutschen aus.

Man hofft, dass der Mentor und Privattrainer von Nowitzki eine ähnlich klare Sprache sprechen würde. Aber Holger Geschwindner tunkte nach der Niederlage gegen die Miami Heat im NBA-Finale in seiner umschweifenden Art alles in rosa: Bei der WM könne sein Schützling durchaus "das nächste Niveau" in seiner Entwicklung als Basketballer erreichen. Ein Niveau, das sich nicht in statistischen Werten ausdrückt. Was soll das sein? "Bessere Auswahl von Würfen, klügere Entscheidungen", sagte Geschwindner zu nba.com. "Sie erwarten, dass er in schwierigen Situation das Spiel kontrolliert. Und in dem Bereich muss er sich verbessern."

Was er nicht sagte:
1. Wer erwartet das alles von Nowitzki?
2. Weshalb drückt sich Entscheidungskraft nicht auf die Treffer- oder Assistquote aus?
3. Und wenn es das nicht tut, muss man dann nicht gezwungenermaßen schlussfolgern, dass irgendetwas mit den auf dem Platz getroffenen Entscheidungen nicht stimmt?
4. Was denkt Mavericks-Coach Avery Johnson?

"Vor der Wahrheit kann Marion Jones nicht flüchten"

Der Sinneswandel in der amerikanischen Öffentlichkeit nach Jahren von Lug und Trug war mal wieder eine Geschichte wert. Mein Beitrag zum Thema findet sich unter obriger Überschrift heute bei faz.net und wird morgen in der gedruckten Ausgabe stehen.

Kommt die billige Formel 1?

Gut zu wissen, dass der Wahnsinn in der Formel 1 nicht so weiter geht. 300 Millionen Euro kostet inzwischen ein gutes Team pro Jahr und muss das viele Geld bei wohlhabenden Sponsoren eintreiben, die vermutlich immer weniger heiß auf die Rennen sind, wenn doch immer dieselben gewinnen. Jetzt kommt also der Entwicklungsstopp für Motoren, was schon den amerikanischen Verhältnissen sehr ähnelt. Laut f1total.com (via yahoo) will Max Mosley die Budgets der Top-Teams auf 100 Millionen Euro drücken, kleinere Mannschaften könnten dann mit 40 oder 50 Millionen Euro konkurrenzfähig sein.

19. August 2006

Der lange Arm der Mafia aus Jerusalem

Das Dunkel lichtet sich langsam. Der Footballspieler, der mit vier Schusswaffen und in einer kugelsicheren Weste von der Polizei in Columbus/Ohio festgenommen wurde, hatte Angst vor der israelischen Mafia. Maurice Clarett schuldet offensichtlich einem Mann mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen im Vorderen Orient noch eine Menge Geld. Hai Waknine hatte den Jungprofi mit Barem, einem BMW, Leibwächtern, Chauffeuren und einer Strandvilla in der kalifornischem Reichenenklave Malibu ausgestattet. Im Austausch dafür sollte Clarett 60 Prozent aus seinem ersten NFL-Vertrag springen lassen. Dann wurde er weder gedraftet, noch kam er bei den Denver Broncos als Ersatz-Running-Back unter und konnte nicht bezahlen. So kann man es bei ESPN lesen, wo man die Geschichte sehr ausführlich berichtet hat. Hier gab vor ein paar Tagen einen kleinen Teaser zu Clarett und dem Thema "Mann, gibt es viele amerikanische Profis, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten."

Blick zurück: Clarett und die mangelnde Fähigkeit von Sportlern zwischen legal und scheißegal zu unterscheiden

Die New York Times sagt: Es war EPO

Drei Leute haben mit Medienvertretern unter der Bedingung gesprochen, dass ihre Namen nicht genannt werden, sagt die New York Times. Und alle haben erklärt, beim Marion-Jones-Booster handele es sich um EPO. Während sich die Läuferin selbst seit ihrer überraschenden Abreise aus Zürich jedweder Befragung entzogen hat, nahm Richard Nichols, einer ihrer Anwälte prophylaktisch den Mund voll. Er mäkelte gegenüber der Agentur Reuters darüber, dass mit der Verlautbarung gegen die Integrität und die Vertraulichkeit des Testverfahrens verstoßen worden sei. Und er stimmte das alte Lied auf der ganz alten Leier an : “Marion Jones hat immer klar gesagt, dass sie keine leistungssteigerenden Mittel genommen hat. Weder jetzt noch jemals.” Was für ein netter Mann...

Der Fall Marion Jones - endlich ein Beweis

Sicher. Wir wollen nur allzu gerne wissen, was die Dame im Körper hatte, als sie bei den amerikanischen Leichtathletikmeisterschaften erwischt wurde. Aber noch interessanter wird die Auskunft von Marion Jones persönlich sein. Die Erklärung weshalb nicht sie für die Dopingwerte verantwortlich ist, sondern irgendeine andere anonyme Macht. Trevor Graham und Tim Montgomery fallen aus. Genauso wie der erste Ehemann C. J. Hunter. War es der Masseur von Justin Gatlin, der angeblich den 100-Meter-Mann misshandelt hat? War es eine Bouteille irgendeines legalen Nahrungsergänzungsmittels, das in der Herstellungsfabrik Spuren von einem verbotenen Stoff abbekommen hat (die sogenannte Verunreiningstheorie)? Oder bekommen wir eine völlig neue, noch nie gehörte Version verabreicht? Man darf gespannt sein. Bis zu weiteren Enthüllungen genießen wir die Sache mit einer gewissen Schadenfreude und danken schon mal den Kollegen von der Los Angeles Times und der Washington Post für die Vorabinformation.

18. August 2006

"Coach K auf heikler Mission"

Unter dieser Überschrift hat faz.net meine Geschichte aus der Sonntagszeitung über den Trainer des College-Teams der Duke University nachgezogen. Mike Krzyzewski ist der amtierende Coach der amerikanischen Nationalmannschaft - bei der WM und in zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Peking. Hier geht's zum Artikel

Die schönsten Fehlschüsse - hier freut sich der Torwart


Spätestens wenn man liest, dass Michael Schumacher für das "Tor des Monats" nominiert wurde, und wenn man weiß, dass auch Eigentore in die Auswahl genommen werden, kommt man ins Grübeln. Sollten nicht Tore eigentlich nur das Salz in der Suppe sei? Seit wann sind die Hauptmahlzeit? Das soll schmecken? Dabei schwimmen in der Suppe so viele schöne dicke Brocken herum. Wie diese Sammlung von wirklich attraktiven vergebenen Chancen. Haltet die dreieinhalb Minuten durch. Es lohnt sich. Am Ende kommen ein paar Szenen, da bleibt einem der Mund vor Staunen offen stehen. Pech? Unvermögen? Schlechtes Karma? Oder kroatische Einflussnehmer aus der Wettszene? Quelle: Google

17. August 2006

Marbury zum Supersonderpreis

Und dann war da dieser Basketballprofi aus New York, der seit Kindertagen als Genie gefeiert wurde. Der aber in der NBA die seltene Fähigkeit entwickelte, die Mannschaften besser zu machen, die ihn abschoben. Zur Zeit wartet man in New York darauf, dass er endlich von den Knicks weitergereicht wird. Denn hier wird diese Fähigkeit so nötig gebraucht wie nirgendwo sonst in der Liga. Die Mannschaft ist so schlecht, dass einem die Worte fehlen. Über das Marbury-Phänomen, das 2004 in Athen bis in die Nationalmannschaft durchschlug, habe ich schon vor einer Weile ausführlich in der FAZ geschrieben. Die NBA und das Marbury-Syndrom hieß die Geschichte, die man hier nachlesen kann.

Die ganze Sache muss dem hervorragend bezahlten Spielmacher zu denken gegeben haben. Er leistet Abbitte bei all den enttäuschten Fans in Minnesota, New Jersey, Phoenix und unterstützt eine löbliche Aktion: den Verkauf von Basketballschuhen für den Supersonderpreis von 14,95 Dollar. Das Produkt läuft unter dem Markennamen Starbury One und produziert in den USA eine Menge Aufmerksamkeit. Kein Wunder, die teuren Treter von Nike kosten mehr als 150 Dollar und haben zwar Prestigewert. Aber dafür kann sich der ärmere amerikanische Freizeitspieler bei McDonald's nichts kaufen, wenn kurz vor Ende des Monats das Geld fehlt. Marbury bekommt keinen Cent für Werbung. Dafür ist er am Verkaufserfolg beteiligt. Er will die Schuhe sogar bei den Spielen der kommenden Saison tragen, damit alle Welt zu glauben beginnt, dass die Billigheimer kein Schund sind. Vermarktet werden sie über eine Ladenkette in den USA, die für ihre Niedrigpreis-Sport-Logoprodukte bekannt sind.

Der langsame Preisverfall ist ein Zeichen der Zeit. Shaquille O'Neal hat den Dunkman Game Shoe, den eine Schuhladenkette für 39,99 Dollar vertreibt.

Mehr auf der Website www.starbury.com. Die logischere Domain www.starburyone.com hat jemand blockiert und verkauft jetzt ebenfalls Sneakers. Ein Fall von Ambush-Marketing.

Mutter Natur dreht auf

Über die Quelle und den Ort gibt es keine Informationen. Aber die Bilder sind auch so beeindruckend genug. Ein Mini-Tornado fegt mitten in einem Fußballspiel über den Platz. Alle paniken. Außer der Mensch mit der Videokamera. Der reagiert wie ein Profi und hält drauf. Gefunden auf Google via Deadspin.

Alle Zwiebeln fliegen hoch

Kann man Sport wirklich veralbern? Also so gut, wie die besten Kabarettisten die Politiker durch den Kakao ziehen? Schwer zu sagen. Die Ironisierung gelingt meistens bei den Leuten und Institutionen am besten, die sich selbst ganz wahnsinning ernst nehmen. Das gilt für den allgemeinen Profisport nur beschränkt. Beschränkt (im Sinne von "Wortschatz", "Vorstellungsvermögen", "gesellschaftliches Bewusstsein") ist in diesem Zusammenhang sicher der zentrale Arbeitsbegriff. Wie soll man Menschen lächerlich machen, die die Pointen am Ende gar nicht kapieren?

Die amerikanische Satirepublikation The Onion versucht es trotzdem und zwar, indem sie bei jedem Thema immer den gleichen Stiefel durchzieht. Sie produziert falsche Nachrichten im Stil von echten Nachrichten, die reine Phantasieereignisse abhandeln. Ein bisschen ähneln sie Aprilscherzen. Den Humor kann nur derjenige nachvollziehen, der die Hintergründe kennt (und die amerikanische Art, sich über andere lustig zu machen). Als Beispiel für die typische Konstruktion einer Meldung, siehe Yankees Ensure 2003 Pennant By Signing Every Player In Baseball, eine Geschichte aus dem Jahr 2003, die die Bemühungen der New York Yankees veräppelt, sich mit viel Geld den Titel zu erkaufen.

Das Bild oben wurde mit der Überschrift versehen Thin Air At Coors Field Blamed As Todd Helton Floats Out Of Ballpark. Ganz ohne weiteren Text. Lustig? Wer das denkt, soll bitte einen Kommentar hinterlassen. Wer nicht, soll bitte mitdiskutieren.

Landis Schwiegervater begeht Selbstmord

Der Schwiegervater von Floyd Landis hat sich am Dienstag in seiner Garage in Kalifornien erschossen. Über die Motive wird gerätselt. Der 57jährige David Witt, ein aktiver Amateurradfahrer, hatte den gedopten Tour-de-France-Sieger vor ein paar Jahren kennengelernt und davon überzeugt, dass er vom Mountainbike auf die Straße umsteigen soll. Zusammen mit seiner Frau hatte Witt vor einer Weile Hawthorn's Restaurant in San Diego eröffnet. Dem Vernehmen nach lief es jedoch nicht gut.

Die interessantere Entwicklung aus deutscher Sicht betreibt die Polizei in Thüringen und Sachsen-Anhalt voran. Sie hat einen Narkosearzt aus dem Südharz besucht, der als Doping-Lieferant des verdächtigten spanischen Mediziners Eufemanio Fuentes identifiziert worden ist. Paragraph 95, Absatz 1, Nummer 2a des Arzneimittelgesetzes scheint also doch für etwas gut zu sein. Er gibt den Ermittlern nämlich eine Handhabe, um das anzupacken, was die Dopingfahnder im Sport nie im Leben in den Griff bekommen: den kriminellen Unterbau der regelwidrigen Leistungsmanipulation.

Mehr über die Ermittlungen in Deutschland auf faz.net

100 Prozent umgebaut

Downhill Mountainbike ist etwas für Ausgeflippte. Ich bin vor ein paar Jahren in Mammoth Mountain in Kalifornien den gefürchteten Kamikaze-Hang vom Gipfel bis ins Ziel gefahren und habe die meiste Zeit gebremst. Und zwar nicht nur, weil ich die wirklich imposante Aussicht genießen wollte. Ich hatte die Absicht, mit heilen Knochen unten anzukommen. Dies als Einleitung zu einer bizarren Geschichte aus Kanada, wo eine von Mann auf Frau umoperierte Abfahrerin vor etwas mehr als einer Woche die Meisterschaft der Frauen gewann. Die Dame - Michelle Dumaresq - wurde bei der Siegerehrung auf dem Podium von der zweiten, Danika Schroeter, mit einer improvisierten Aufschrift auf dem weißen T-Shirt brüskiert: "100 % pure Woman Champion 2006". Schroeter wurde für diese Aktion für drei Monate vom Verband gesperrt und kann nicht an der WM teilnehmen.

Gefunden bei flash warner via deadspin.

Die Kontroverse ist nicht neu, wie man dem Trailer für den Film 100 Percent Woman entnehmen kann. Die Konkurrentinnen sind erheblich benachteiligt. Schwerkraft am Berg funktioniert nämlich so: Wer mehr wiegt, kommt schneller in Schuß. Ich muss bei der Episode nur an den Spruch denken, den mir Missy Giove, die ehemalige First Lady des Sports, damals auf die Frage präsentierte, weshalb sie - ein Fliegengewicht im Vergleich zu dem Brocken aus Kanada - die anderen regelmäßig abhängt. Missy, genannt The Missile, eine bekennende Lesbierin, gab dies zum Besten: "Ich habe wahrscheinlich die größeren Eierstöcke." Die Zeiten, das so etwas ins Gewicht fällt, sind ganz offensichlich vorbei. Dumaresq fährt ohne.

Mehr über Michelle Dumaresq auf ihrer Wikipedia-Seite
Mehr über den Film 100 Percent Woman, der sich mit der Bike-Lady beschäftigt
Die Position des IOC zum Thema

15. August 2006

BALCO-Reporter ins Gefängnis?

Die beiden Journalisten Mark Fainaru-Wada und Lance Williams vom San Francisco Chronicle, die mit ihren Berichten und ihrem Buch Game of Shadows den BALCO-Skandal in ganzer Breite und Tiefe ausgeleuchtet haben, sind in Schwierigkeiten. Sie hatten den größten Teil ihrer Informationen aus Protokollen von Vernehmungen der Staatsanwaltschaft bezogen. Die Befragungen von Sportlern wie Marion Jones, Tim Montgomery und Barry Bonds und vielen anderen hatten hinter verschlossenen Türen stattgefunden und dürfen nach amerikanischem Recht nicht in den Medien ausgewertet werden. Zur Zeit läuft ein Ermittlungsverfahren, das aufklären soll, wie das Material heraussickern konnte.

In diesem Verfahren sollen auch die beiden Reporter aussagen. Doch die weigern sich und müssen nun damit rechnen, wegen Missachtung des Gerichts ins Gefängnis geschickt zu werden. Gegen die richterliche Entscheidung, die sie zur Offenlegung ihrer Quellen zwingen soll, werden die beiden Presseleute Berufung einlegen. Die Chancen auf Erfolg sind angesichts der Präzedenzentscheidungen in anderen Fällen mit Journalisten aus der jüngeren Vergangenheit eher gering. Eine Reporterin der New York Times saß mehrere Monate in Haft, ehe sie sich zum Reden entschloss.

Die Ironie besteht darin, dass die Welt ohne die Veröffentlichungen bis heute so gut wie im Dunkeln über den BALCO-Skandal wäre. Denn der Hauptverantwortliche Viktor Conte vermied einen öffentlichen Prozess mit Zeugenaussagen, als er sich mit den Strafverfolungsbehörden auf eine kurze Haftstrafe einigte. Die anderen Angeklagteb wie etwas der Fitnesstrainer von Barry Bonds bekannten sich ebenfalls schuldig und kamen so um das Schauspiel vor Gericht herum.

Wahrscheinlich gäbe es ohne Mark Fainaru-Wada und Lance Williams keine schärferen Dopingtests im Baseball und keinen Druck auf die Behörden, gegen Barry Bonds wegen Meineids zu ermitteln. Die beiden haben Zivilcourage bewiesen, als sie sich durch ihre Arbeit dem Risiko der Strafverfolgung aussetzten. Davor kann man nur Respekt haben. Ich weiß nicht, ob ich ebensoviel Mut hätte.

Blick zurück: Die erste Geschichte über die beiden Reporter in diesem Blog

Phonak: Die Luft ist raus

Als ich letzte Woche Donnerstag mit dem Pressesprecher von ishares telefonierte, zeichnete sich das Ganze bereits ab. “Wir wägen noch immer unsere Optionen ab”, sagte Lance Berg. Was nicht klang wie: Wir übernehmen und zwar mit Freude. Heute wurde in Zürich klar, dass von Wägen schon länger keine Rede mehr war. Und schon gar nicht von Wagen. Das Phonak-Team wird nicht zum ishares-Team wie ursprünglich geplant. Die bereits unterschriebenen Verträge werden einfach zerrissen. Das Team wird aufgelöst. Vielen Dank an Tour-de-France-Sieger Floyd Landis für seine tatkräftige Mithilfe. Denn ohne seine positive Dopingprobe von der 17. Etappe wäre das sicher nicht passiert. Vielleicht liefert diese Entwicklung eine Anregung für die UCI. Alle Mannschaften, die erwischt werden, sollten freiwillig oder gezwungenermaßen aus dem Verkehr gezogen werden. Wer dann noch übrig bleibt, darf starten.

Blick zurück: Der etwas andere Betrug, bei dem der Name Phonak fiel

Blick zurück: Als Nebensponsor ishares noch wollte, aber schon zuckte

14. August 2006

Reich und einflußreich: Die 20 Top-Sportler

Jedes Jahr machen sich die Kollegen des Wirtschaftsmagazins Forbes in New York die viele Arbeit und versuchen herauszufinden, wieviel Geld Menschen verdienen, die berühmt dafür sind, berühmt zu sein. Zu dieser Kategorie gehören Filmschauspieler und Regisseure, Popmusiker, Talkshow-Gastgeber, Schriftsteller, Köche, ja, Köche sowie ehemalige und aktive Sportler. Anschließend machen sich die Kollegen daran, die Zahlen mit ein paar Popularitätsmessungen abzugleichen (wer ist wie oft auf welchen Titelseiten und in welchen Talk-Shows) und am Ende ermitteln sie ein Power-Ranking. Auf Platz eins in diesem Jahr landete die Hollywood-Figur Tom Cruise. Wie es den Sportlern erging, die insgesamt 20 der 100 Spitzenplätze belegen, zeigt die nachfolgende Tabelle (in Klammern die Positionen des Vorjahres). Rein von den Einnahmeverhältnissen müsste man auch einen Mann wie Dirk Nowitzki in diese Liste einordnen. Aber offensichtlich fehlt es ihm noch immer an Power. Kein Wunder, wenn man nicht Meister wird…

5. (2.) Tiger Woods, Golfspieler $90 Millionen
13. ( - ) Muhammad Ali, Boxer $55 Millionen
18. (47.) Phil Mickelson, Golfspieler $47 Millionen
25. (19.) Kobe Bryant, Basketballer $31 Millionen
26. (16. Michael Jordan, Basketballer $32 Millionen
30. (17.) Michael Schumacher, Formel-1-Rennfahrer $58 Millionen
41. (5.) Shaquille O'Neal, Basketballer $30 Millionen
43. (26.) David Beckham, Fußballer $27 Millionen
46. (53.) LeBron James, Basketballer $26 Millionen
48. (48.) Alex Rodriguez, Baseballspieler $29 Millionen
52. ( - ) Tom Brady, Football-Quarterback $29 Millionen
53. ( - ) Ronaldinho, Fußballer $26 Millionen
58. (38.) Derek Jeter, Baseballspieler $27 Millionen
63. (57.) Maria Scharapowa, Tennisspielerin $19 Millionen
64. (63.) Valentino Rossi, Motorradrennfahrer $30 Millionen
73. ( - ) Carson Palmer, Football-Quarterback $28 Millionen
74. ( - ) Michelle Wie, Golfspielerin $17 Millionen
87. (62.) Serena Williams, Tennisspielerin $10 Millionen
90. (81.) Venus Williams, Tennisspielerin $7 Millionen
91. (89.) Annika Sörenstam, Golfspielerin $8 Millionen

Wer mehr über die Forbes-Liste wissen will: Hier clicken

Aston Villa in amerikanische Hände

Die Katze ist aus dem Sack. Die Premier League bekommt einen neuen Club-Besitzer aus dem Ausland. Und zwar erneut aus den USA. Der neue Mann in Aston Villa heißt Randy Lerner. Er ist der Eigentümer der Cleveland Browns und nach Recherchen von Associated Press ein Milliardär, desse Familie das Geld im Kredikartengeschäft verdient. Die Summe von 118,8 Millionen Dollar, für die er 56,85 Prozent der Anteile des Teams erwirbt, zahlt Lerner also aus der Portokasse. Für Aston Villa beginnt am Samstag bei Arsenal die neue Saison. Der Amerikaner übernimmt erst in ein paar Monaten.

Aston Villa (gegründet 1871) ist fast so alt die Vereinigten Staaten, macht aber derzeit Verluste. Weshalb Lerner wohl nicht mit sehr viel Respekt vor der Tradition ans Werk gehen wird. Schließlich ist er von der NFL ordentliche Überschüsse gewöhnt. Lerner muss in jungen Jahren als Zeugwart fuer die Cleveland Cobras aus der American Soccer League eine merkwürdige Liebe zum Fußball kultiviert haben. "Ich habe nie so viele stinkende Trikots, Socken und Handtuecher in meinem Leben aufgehoben", meinte er vor zwei Jahren, als er sich an die Episode erinnerte.

Blick zurück: Der Hinweis auf indirekter-freistoss.de auf meinen Artikel in der FAZ über den ersten Amerikaner, Malcolm Glazer, der Manchester United übernommen hatte

Chicago - 25 Or 6 To 4 (live on Tonight Show)

Dieses Stück der Band Chicago ist nicht nur eines der besten in der langen Geschichte der Gruppe, die sehr viel gute Musik geschrieben und aufgenommen hat. Es hat den mysteriösesten Titel. In einem Internet-Forum, in dem die Frage nach der Bedeutung der Ziffernkombination erörtert wurde, sahen einige eine Anspielung auf zwei verschiedene LSD-Sorten. Die wahre Geschichte ist wohl etwas harmloser. Die Zeile würde komplett so lauten: 25 or 26 to 4. Und damit wäre nichts anderes als die Angabe einer Uhrzeit gemeint ("25 oder 26 Minuten vor 4"). Das Stück befindet sich auf dem Doppelalbum Chicago II, das 1970 erschien und neben diesem einen weiteren Top-Ten-Song enthielt: Make Me Smile. Alles über die Band auf dieser Website: http://www.bignoisenow.com/chicago.html

13. August 2006

Die Revolution findet in adidas-Badeschlappen statt

Dieses Foto vom maximo leader Fidel Castro geht zur Zeit um die Welt. Es zeigt ihn nach seiner Operation, ein bisschen angegriffen, aber mit klarem Blick nach vorn. Hasta la victoria siempre? Das dürfte niemand denken, der mitbekommt, wie sich die aufsässigen Exilkubaner in Florida und New Jersey auf das Ableben des von ihnen so sehr gehassten Präsidenten einstimmen. Wie man sieht, trägt Castro nicht amerikanische Trainingsanzüge, sondern die gute Ware aus Herzogenaurach. Die Badeschlappen muss man sich dazu ausmalen. Aber das sollte nicht so schwer sein.

Bis zum 16. August findet in Havanna noch die 3rd World University Baseball Championship statt, zu der auch eine Baseball-Nationalmannschaft aus den Vereinigten Staaten angereist ist. Die Veranstaltung ist bislang von den US-Medien völlig ignoriert worden. Hier ist das Tagebuch der Amerikaner, das einen frischen und gar nicht gehässigen Eindruck von den Verhältnissen auf der Insel gibt.

Hallo Taxi

Aus der Abteilung für tiefergehende Fragen. Heute: Wer führt eigentlich wem beim Schreiben einer Nachricht die Hand? Dies ist die Passage aus einer Meldung auf faz.net, die auf Informationen von dpa und ddp basiert. Das Thema: die rechtlichen Probleme von Rocky Rocchigiani. Die Vermutung: Sie kreisen offensichtlich ausschließlich um Taxis und Lippen:

"Der Boxer hatte laut Urteil einem Taxifahrer im Dezember 2004 in der Nähe des Radison-Hotels in Berlin-Mitte mit einem Faustschlag die Lippe blutig geschlagen und die Tür des Taxis eingetreten. Der bis 2003 aktive Sportler mit dem kurz geschorenen Haar räumte die Vorwürfe ein.

Der in dunklen Nadelstreifen gekleidete Rocchigiani verließ das Gerichtsgebäude kommentarlos und stieg in ein bereitstehendes Taxi. Das Geständnis kam nicht über seine eigenen Lippen, sondern wurde von seinem Anwalt verlesen..."

Man ist schon jetzt über die Fortsetzung der Geschichte gespannt. Als Moderator empfehlen wir: Jürgen von der Lippe.