31. Juli 2008
Maradonas Sohn spielt barfuß
Ken Griffey jr. zu den White Sox
(Nachtrag um 18.30 Uhr: Manny geht zu den Los Angeles Dodgers in die National League. Die Red Sox zahlen das Gehalt für den Rest des Jahres.)
Während wir warten, dürfen wir allerdings vermelden, dass sich ein anderer berühmter Baseball-Profi auf dem Weg an einen neuen Arbeitsplatz befindet: Ken Griffey jr., sozusagen das Gegenstück zu Ramirez. Der Mann, der das Zeug hatte, den Namen Barry Bonds vom ersten Platz in der Home-Run-Statistik zu verdrängen, aber vorläufig nur dem anderen Doper Sammy Sosa auf den Schuhen steht. Sosa steht auf Platz fünf all-time. Griffey hat jahrelang in Seattle bei den Mariners unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt und nicht die Spur einer Chance auf einen Auftritt in der World Series gehabt. Dann kam der Wechsel zu den Cincinnati Reds in die National League, zu einem Club, der über diese Personalie hinaus nichts getan hat, um an seinen hervorragenden Ruf aus den siebziger und frühen achtziger Jahren anzuküpfen. Die Zeit, in der sein Vater für die Reds spielte und in der er in der Industriestadt aufwuchs.
Griffey jr. wechselt zu den Chicago White Sox, zurück in die American League, wo man sich Chancen auf eine erfolgreiche Saison ausrechnet.
Wer sich jetzt noch verpissen möchte....zu spät
Cap der guten Hoffnung
In diesem Zusammenhang muss man die Entscheidung von Ron Artest sehen, ein Jahr vor dem Auslaufen seines alten Deals mit den Sacramento Kings keinen neuen zu unterschreiben und auf den Free-Agent-Markt im kommenden Sommer zu setzen. Artest wurde inzwischen nach Houston geschippert, wo man nun auf dem Papier mit ihm und Tracy McGrady und Yao Ming eine starke Truppe beieinander hat. Fürs Feintuning ist Trainer Rick Adelman zuständig. Der chinesische Center macht sich Sorgen um die Chemie in der Mannschaft.
29. Juli 2008
Tränen lügen doch
Aber endgültig heißt nicht wirklich endgültig. Und so werden die Packers jetzt mit der Frage konfrontiert, was sie mit Favre anfangen werden. Vertraglich besitzt das Thema keine Brisanz. Die Packers haben die Rechte an seinen Diensten und müssen ihm das im Rahmen des alten Deals vereinbarte Gehalt zahlen. Wenn sie ihn auf die Ersatzbank setzen, muss er das akzeptieren. Wenn der Club das möchte, kann er ihn auch an ein anderen Team abgeben. Dass die Packers im Tausch für einen alten Quarterback aber sehr viel an Gegenwert erhalten, wird man nicht annehmen dürfen. Als Anhaltspunkt sollte man sich mit dem Joe-Montana-Trade von 1993 beschäftigen. Damals mussten die San Francisco 49ers einen Spieler und einen Dritt-Runden-Draft-Pick abgeben, um einen Erst-Runden-Pick zu bekommen. Joe Cool war damals erst 36 Jahre alt und absolvierte noch zwei komplette ziemliche erfolgreiche Spielzeiten.
Blick zurück: Brett macht Schluss, sagt er (und ein paar Arena-Links zu dem Mann mit dem goldenen Arm)
Hamm sagt Olympia ab
28. Juli 2008
"Der Wahrheit ins Auge"
Wir leiden mit. Und zwar mit niemand anderem als Karl-Heinz Rummenigge (der für solche Darbietungen wie in diesem Video verantwortlich ist). Wie sagte er doch neulich so richtig? "Der Tag ist gekommen, wo wir der Wahrheit ins Auge sehen müssen." Wir leiden unter anderem, weil er tatsächlich sagte, "der Tag..., wo..." (wir nehmen mal an, weil er die herrschenden Knebelungen der Grammatik nicht mag.). Und weil er sagte, dass diese Wahrheit auch noch weh täte. Und dann ließ er das so stehen und überließ dem werten Fußballvolk, diese Erkenntnis richtig einzuordnen. Was er wohl meinte, aber nicht so klar sagte: Dass das Kartellamt den Fußball-Clubs das Geldverdienen erschwert.
Es war hübsch zu sehen, dass da seit Neuestem ein Mann auf der Trainerbank beim FC Bayern München sitzt, der sich auf eine solche billige Weise nicht die Motivationsaufgabe kaputt reden lassen will ("Ich akzeptiere das Argument der finanziellen Diskrepanz zu den Großen nicht. Die Top-15-Vereine in Europa sind alle mit lauter Nationalspielern bestückt. Und letztlich ist die Atmosphäre, ist die Arbeitsphilosophie wichtiger als ein Hundert-Millionen-Transfer"). Aber das Problem sitzt tiefer: Solange ein Mann wie Karl-Heinz Rummenigge über die Grundsätze der Finanzierung von Club-Fußball in Deutschland mitreden darf, wird es keine Fortschritte geben. Nicht im Vergleich mit jenen – wenigen – Ländern, hinter denen man leistungsmäßig und finanziell hinterherhinkt. Und nicht in jenem Bereich, der ganz konkret seit langem per Gesetz geklärt werden muss: der kartellrechtliche Sonderfall von kommerziell betriebenen Sportligen.
Die einzige Wahrheit, die sich übrigens im Zusammenhang mit diesem Thema aufdrängt: Leute wie Rummenigge tun immer so, als könnten sie sich trotz so vieler ungeklärter Präzedenzfälle durchwurschteln und dabei hinreichend schlau den eigenen Nutzen mehren. Ans große Ganze denken sie nicht. Und weil sie dazu ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, entstehen keine verbindlichen, sinnvollen, neuen Rahmenbedingungen. Stattdessen kommt es zu fehlgesteuerten Mikroeingriffen von Institutionen wie dem Kartellamt, das eigentlich nach Lage der geltenden Gesetze nur eines tun dürfte: die Bundesliga als einen wettbewerbswidrigen Geschäftszusammenschluss auseinanderschlagen. Weil sich darüber aber jeder Fußball-Fan aufregen würde, tut man so, als gäbe es rechtlich vertretbare Alternativen. So kam es – ohne Sinn und Verstand – zu einem absurden Eingriff in die Vertragsfreiheit des Kartells und der Auswertung jener wirtschaftlich ertragreichen Rechte, die es meistbietend verhökern möchte.
Die Absurdität dieser Anmaßung wird noch größer, wenn man sich ausmalt, dass dieser Präzendenzfall bedeutet, dass eine Behörde darüber entscheidet, wer wann was im Fernsehen sehen kann. Das kann doch nicht wahr sein, oder? Eine Behörde macht das Fernsehprogramm in Deutschland?
Ich sagte: Eigentlich müsste das Kartellamt die Bundesliga auseinanderschlagen. Oder wenn es das vermeiden will, muss es sich an den Bundestag wenden und erklären: Hallo, Parlament, ihr seid am Zug. Wir halten den eingebauten Grundkonflikt – eine Liga braucht den kartellartigen Zusammenschluss um überhaupt funktionieren zu können, aber gleichzeitig wird hier der Markt außer Kraft gesetzt – nicht für lösbar. Warum auch nicht? Nur der Gesetzgeber kann allumfassend das löchrige und den neuen Entwicklungen hinterherhinkende Wirtschaftsrecht modernisieren, um uns für die Zukunft klare Richtlinien zu geben.
Gesetzliche Rahmenbedingungen werden auch deshalb gebraucht, weil sich der nicht geregelte neue Wirtschaftszweig "Mannschaftssport" andernfalls seine eigene Ethik und seine eigenen Prinzipien schafft. Etwas, was wir bereits beim IOC (mit seinem Herz für ein Kuddelmuddel an Einzelsportarten) sehen. Die alten Grundwerte der Olympischen Spiele sind da längst den Bach runter. Stattdessen entscheidet seit Jahren nur ein Mechanismus über den Betrieb: das Geld, das ein ganz bestimmter amerikanischer Fernsehsender für das Spektakel bezahlt. Wer sich für Ethik oder den Rest der Idee interessiert, die dereinst die Spiele möglich machte, muss auf Spurensuche ins Museum in Lausanne gehen.
Eine Beschäftigung des Bundestages mit einem konstruktiven, neuen – nennen wir es mal der Einfachheit halber Sportrecht – könnte viele anhängenden Fragen auf einmal anpacken und klären. Das betrifft nicht nur das Thema Kartell. Sondern auch die Frage, ab wann ist Doping als Betrug und damit als kriminell zu betrachten? Was ist mit der Rolle des Staates in der Sportförderung, Stichwort Bundeswehr? Weshalb geben wir für den privaten, kommerziellen Erfolg einzelner Athleten Steuergelder aus? Was davon zahlen die von ihren Werbeverträgen und ihren Leistungsprämien an den Bundeshaushalt zurück? Welche Rechte haben Zuschauer im Stadien, wenn sie für den eigenen Bedarf fotografieren oder Videos aufnehmen wollen? Und wie weit können Landesverbände gehen, die den unterklassigen Sport organisieren, wenn sie, obwohl gemeinnützig ausgerichtet und steuerlich befreit, anderen Leuten das Recht auf Berichterstattung streitig machen? Was ist mit dem Arbeitsrecht? Das Bosman-Urteil kann wirklich nicht das letzte Wort zu dem Thema Freizügigkeit gewesen sein. Warum sollten Clubs in der Bundesliga zum Beispiel nicht – ganz freiwillig – eine Absprache miteinander treffen können, wonach sie deutschen Spielern eine bestimmte Menge von Kaderplätzen garantieren? Es kann doch auch kein EU-Ausländer einen Platz in der deutschen Nationalmannschaft einklagen? Oder doch?
Und wenn wir schon dabei sind – wie wäre es mit einer Antwort auf die Frage: Wem gehört eigentlich der kommerzielle Sport? Dem einzelnen Athleten (weil er seinen Körper zu Markte trägt), dem Club (weil er die Kohle ranschafft) oder dem Verband/Kartell (weil er den Geschäftsbetrieb organisiert) oder gar der Allgemeinheit, also uns allen? Und wenn die Allgemeinheit nur als zahlende Schafsherde gebraucht wird, welche Schadensersatzansprüche kann sie oder können einzelne Mitglieder der Gemeinschaft gelten machen, wenn sie um eine Leistung gebracht werden, die ihnen qua Eintrittskarte, Decoder-Miete oder was auch immer zugesichert wurde?
Je eher dieses ziemlich dicke Paket von ungelösten, dahinschwelenden Problemen in eine gesamte, logische und sinnhafte Form gegossen wird, desto besser. Einen Mann wie Karl-Heinz Rummenigge sollte man angesichts solcher Wahrheiten lieber nicht behelligen. Er hat schon des öfteren durchblicken lassen, dass er nicht der Lage ist zu sehen, was das das große Ganze mit Bayern München zu tun haben könnte und wie sein Laden von mehr Rechtssicherheit und einer Ausgewogenheit im Spiel der Kräfte profitieren könnte.
Hand am Trikot
Der K-u-K-u-K ruft
Blick zurück: Was Coach K verdient
Blick zurück: Das Coach K-Porträt aus Anlass der WM vor zwei Jahren
26. Juli 2008
Comeback für den Arschbomben-Meister
Sein Spitzname ist The Hurtin Albertan, weil es weh tut, wenn er bei einem Wettbewerb vom Fünf-Meter-Brett ins Becken springt. Aber auch in Kanada lautet der Grundsatz: no pain no gain. Also quält sich Brian Utley durch manchen Arschbomben-Wettbewerb. Die Sportart klingt auf Englisch übrigens etwas eleganter. Man nennt den plumpen Satz mit angezogenen Knien einen Cannonball. Für ein Video geht man auf diese Seite.
Bau-Schau
24. Juli 2008
Ein Schimmer im dunklen Strom
Es wird also nicht ex ipso facto argumentiert (da war eine verbotene Substanz im Urin oder Blut, der Sportler ist für seinen Körper verantwortlich, ein anderer Teilnehmer der Olympia-Qualifikation hat mithin einen Anspruch auf den Startplatz in Peking), sondern auf der Basis der alten ausgeleierten Unschuldsvermutung. Noch besser: Offiziell darf das Testresultat erst dann bekannt gemacht werden, wenn der Sportler de jure als Doping-Täter gesperrt wird.
Die Kuriosität an dieser Behandlung von Dopingtätern ist vor allem der Kontrast zum Rechtsalltag in den Vereinigten Staaten. Da werden ständig Informationen über Verdächtige mit Polizei-Foto und Namen publiziert und nicht nur zu Fahndungszwecken. Die Polizei inszeniert gerne Überstellungen von Beschuldigten ins Gericht auf eine Weise, dass die mit Handschellen an einer Galerie von Fotografen und Fernsehkameraleuten vorbeilaufen müssen (der sogenannte perp walk – perp ist kurz für perpetrator, auf Deutsch "Täter"). In den Gerichtssälen der meisten Staaten laufen Fernsehkameras, die es ermöglichen, Prozesse live oder in Auszügen zu übertragen. In jedem dieser Verfahrensabschnitte geht es um einen Menschen, der nicht verurteilt ist und eventuell sogar freigesprochen wird. Die Debatte über dieses Kulturphänomen hat man in den USA schon vor langer Zeit beendet. Die Öffentlichkeit hat das Recht, informiert zu sein, und zwar über fast alles, was die Behörden und die Justiz tun.
Da wäre es doch nur logisch, auch des Dopings verdächtigte Sportler ganz offiziell namhaft zu machen und die Bekanntmachungen mit dem dicken Stempel "verdächtig", "beschuldigt", "nicht verurteilt" zu versehen. Aber nein, dazu ist man nicht in der Lage. Weshalb? Weil man im Zweifel noch immer am liebsten dem Athleten und seinen Unschuldsbeteuerungen und Theorien über die zufällige, ungewollte, unerklärliche Einnahme von Substanzen glaubt und nicht den Tests. Fast die gesamte Sprinterelite in den USA war gedopt und hatte Lieferanten für den Stoff. Die Baseballspieler haben sich wie blöd gemästet. Und einige haben sogar eigene Bluttests organsiert, um herauszufinden, wo die Werte liegen und wie man dosieren sollte. Das soll alles vorbei sein? Nur weil ein paar Lügner erwischt wurden?
Man kann über die Indiskretion nur froh sein, denn Hardy, die mit Clenbuterol erwischt wurde, hatte drei Startplätze für Peking. Nun sind die Verbandsfunktionäre gezwungen, sich noch vor den Spielen zu überlegen, wie sie die besetzen wollen. Die sollten sich aber auch schon mal mit anderen Namenslisten vertraut machen. Wenn das der einzige Doping Fall im US-Schwimmgeschäft in diesem Jahr war, wäre das ein Wunder.
22. Juli 2008
Baseball-Agent sitzt als Menschenschmuggler im Knast
Benzing bekommt in Michigan kein Stipendium
Was genau passiert ist, wurde aus der Presseerklärung und einer AP-Meldung vor ein Tagen nicht deutlich. Eine Andeutung in der Chicago Tribune weist auf ein neues Problem hin: Hatte Benzing womöglich nicht die Noten, die man braucht, um ein Stipendium zu bekommen? Staiger und Böke wurden das Opfer einer verschärften Auslegung der Amateurregeln seitens der NCAA. Für Staiger wurde sogar eine Online-Petition angeschoben, die mehr als 3000 Sympathisanten fand, und eine eigene Webseite gestartet: FreeLucca.com. In der Zwischenzeit wurde er auch noch das Opfer einer eigenartigen Politik: Im Staat Iowa können Menschen unter 21 nicht einfach in jede Kneipe gehen. Und wenn sie dabei ihr Alter nach oben lügen und erwischt werden, müssen sie sogar noch eine Busse bezahlen. Staiger ist 19 Jahre alt und damit auch in den USA voll geschäftsfähig. Aber amerikanische Alkoholgesetze berücksichtigen solche Sachverhalte nicht.
Die erste Hürde betreffend der rein schulischen Seite hat ein weiterer Spieler, Christopher Niemann, inzwischen genommen. Er wurde von der Universität Nebraska verpflichtet. Aber vor September wird in Lincoln niemand wissen, ob die NCAA eine ähnliche Strafaktion vorhat wie im Fall von Staiger und Böke. Auch Niemann hat an der Urspring-Schule Abitur gemacht, einem Internat, an dem Trainer Ralph Junge den talentierten Nachwuchs parallel in der Zweiten Bundesliga spielen lässt – bei Ehingen. Und darin besteht der Knackpunkt. Die NCAA betrachtet die Tatsache, dass diese Mannschaft auch Profis einsetzt, als Verstoß des Amateuerstatus für Spieler wie Junges Internatszöglinge, die überhaupt kein Geld erhalten. Der Coach hat vor Monaten auf einer Reihe in den USA versucht, die Probleme ganz grundsätztich in Gesprächen mit der Collegeaufsicht abzuklären. Der Fall Niemann wird zeigen, wie sehr das gefruchtet hat.
Nets: LeBron James im Visier
21. Juli 2008
Reibach in der Euro-Zone
Der Euro ist übrigens im Laufe der letzten fünf Jahre um 50 Prozent gegenüber dem Dollar gestiegen. Wer glaubt, dieses Hoch werde sich nicht wieder auf einen niedrigeres Niveau einpendeln, glaubt wahrscheinlich auch an den Weihnachtsmann und Osterhasen. Prognose von hier aus: mit einem neuen Präsidenten im Weißen Haus, der sich um die fundamentalen wirtschaftlichen Probleme des Landes kümmert, wird nicht nur der Ölpreis fallen, sondern auch der Dollar wieder Rückenwind bekommen. Wer also eine US-Reise plant, sollte bald fahren, solange man überall mit seinem Geld noch so viel bekommt wie jetzt.
20. Juli 2008
Frauen am Steuer: Fehde-Handtuch in den Boxen
"You like show, you like show, you like show, go, go out here...", sagt die Brasilianerin Milka Duno und zeigt der kleinen Patrick unmissverständlich den Weg aus der Box.
(via Deadspin und FanIQ. Mehr zur der Geschichte gibt es hier)
Blick zurück: Milka in Indianapolis
Blick zurück: Wie sich Danica Patrick einen Namen macht
Norman geht die Puste aus
Diese British Open in Royal Birkdale, bei denen vor allem der massive Wind sehr schwierige Bedingungen produzierte, gaben einen gutem Vorgeschmack auf die Qualität des europäischen Teams beim Ryder-Cup im September. Mit Harrington und Ian Poulter (Zweiter), Henrik Stenson (Dritter), David Howell, Paul Casey und Robert Karlsson (alle drei auf dem siebten Platz) zeigte sich ein erheblicher Teil des Kontingents von einer vielversprechenden Seite. Martin Kaymer, der zwar den Cut schaffte, aber auf den 80. Platz abdriftete, darf froh sein, wenn er sich tatsächlich für Nick Faldos Auswahl qualifiziert. Vermutlich kommt der Wettbewerb jedoch in diesem Jahr noch zu früh für ihn.
Noch ein Wort zu Ian Poulter. Der hatte am Sonntag viel Dampf, nachdem er sich aus dem Kleiderschrank ein paar dezente Stücke herausgesucht hatte. Man kann seine Klamotten übrigens kaufen. Mehr über ihn hat der Guardian neulich herauszufinden versucht – am Telefon. Lesenswert. Besonders vor dem Hintergrund jenem Satz, mit dem er sich Anfang des Jahres in die Nesseln gesetzt hatte: "Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Ich respektiere jeden Golfprofi. Aber ich weiß, ich habe noch nicht mein Potenzial ausgeschöpft. Wenn das passiert, dann sind da nur noch ich und Tiger."
Wenn einer einen Fingerabdruck hinterlassen will
Da wäre zuerst die katastrophale Niederlage vor zwölf Jahren, die ich damals für den Tages-Anzeiger in Zürich nachgezeichnet habe, als Norman, der einzige Profi, der Playoffs in allen vier Majors verloren und dazu noch dreimal einen Grand-Slam-Titel am letzten Loch verspielt hat, zum sechsten Mal in seiner Laufbahn bei einem Major als Spitzenreiter in die letzte Runde ging und zum sechsten Mal den Sieg verpasste. Hier ein Auszug:
"Wie ein soeben gestrickter Pullover an dem einen Faden, der ihn zusammenhält, so ribbelte sich Normans Nervenkostüm innerhalb von nur einer Stunde vom neunten Loch bis zum 12. Loch auf, als er all jene Fehler machte, die er drei Tage lang vermieden hatte. In den vier Löchern verlor er fünf Zähler. Und sein Vorsprung, der ohnehin bereits auf drei Schläge geschrumpft war, verwandelte sich in einen Rückstand von zwei Schlägen. "Ich habe schlecht mit den Eisen gespielt und den Preis dafür gezahlt", versuchte er den unerklärlichen Leistungskollaps zu rechtfertigen.
Nach Ansicht von Norman-Kennern lag das Problem jedoch erneut im mentalen Bereich. Norman, der in seiner Freizeit Düsenflugzeuge, Hubschauber, Motorboote und schnelle Autos steuert, trat nach drei Tagen, in denen er mit der Sorgfalt eines Feinmechanikers zu Werke gegangen war, mit einem Hauch von Hochmut auf den schweren Platz. Alle Sicherheitsgedanken hatte er am Vorabend weggewischt: "Ich werde so spielen, als ob keiner in Front liegt."
Ein paar Jahre später habe ich Norman für die Zeitschrift Architectural Digest in seiner Rolle als erfolgreicher Golfplatzarchitekt interviewt, nachdem ich mir vor Ort den formidablen Links-Platz Doonbeg an der Westküste von Irland angesehen hatte. Es ging nicht ums Verlieren, sondern um die Fähigkeit, einem Stück Land ein kleines architektonisches Kunstwerk abzuringen. Das ist der andere Norman - der ohne Schläger in der Hand.
Mr. Norman, was macht einen guten Golfplatz aus?:
GREG NORMAN: Dass er so ausgelegt ist, dass ihn jeder spielen kann - von der Freizeitgolferin bis zum Spitzen-Professional.
Und was macht ihn zum Kleinod?
GREG NORMAN: Die herausragenden Plätze haben alle eine entscheidende Qualität, Sie fordern jeden - egal wie gut er ist - derart intensiv heraus und sind so abwechslungsreich, dass man sich nach der ersten Runde an jeden einzelnen Schlag erinnert.
Was ist eigentlich schwieriger: Plattes Land mit dem Bulldozer umzumodeln oder das Design der Natur abzulauschen?
GREG NORMAN: Es ist eine ziemliche Herausforderung, aus einem langweiligen Grundstück etwas zu machen. Aber wenn das Terrain perfekt ist, dann kommt eine andere Sorge ins Spiel: Du willst die Sache nicht versauen. Der Druck, etwas Großartiges zu entwerfen ist groß. Vor allem, weil ich das mit Leidenschaft betreibe. Ich möchte einen Fingerabdruck auf dem Gelände hinterlassen, an dem auch noch spätere Generationen ihre Freude haben.
Wie imaginiert man einen Golfplatz?
GREG NORMAN: Ich mag es nicht, wenn das Design künstlich aussieht. Ich schaue mir die Gegend in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern an. Ich lasse mich vom Horizont inspirieren, von Bergketten in der Ferne, von Seen und Bächen. Während des Baus bin ich so oft wie möglich vor Ort. Wenn man das macht, lernt man die Verhältnisse kennen, das Klima, der Wechsel der Temperaturen, die wechselnden Winde. Man wird dadurch einfach sehr aufmerksam und einfühlsam. Je stärker der Eindruck, desto besser wird der Platz.
In vier Stunden werden wir wissen, welchen Eindruck Royal Birkdale anno 2008 auf Greg Norman hinterlassen hat.
18. Juli 2008
Mavericks: Lieber keine Kopfschmerzen
17. Juli 2008
Der erste geht nach Europa
Der Fall Jennings entwickelte nur deshalb diese Dynamik, weil der Junge aus Kalifornien trotz guter Schule nicht die Noten produzieren konnte, die man als Mindestanforderung für ein Studium an einer normalen Universität braucht. Die Alternative wäre ein sogenanntes Junior College gewesen (etwa mit einer Fachhochschule zu vergleichen). Aber da lungern keine NBA-Scouts herum und Geld gibt es auch keines. Und das nächste Ziel ist schließlich klar: So weit oben wie möglich gedraftet werden.
Reyna sagt leise "Good-Bye"
Sideline Views: Kindness is Cruel
The Offside: A Personal Tribute to Claudio Reyna
Fan Nation: Reyna to Call It A Career
Erinnerungen an ein Denkmal der Sportgeschichte
Bei den Recherchen fiel mir auf, dass es übrigens gar nicht so abwegig ist, die Arena in die Reihe mythischer ausländischer Sportstätten mit markantem deutschen Bezug mit Wankdorf (WM-Finale 1954) und Wembley (WM-Finale 1966) zu stellen. Und das gar nicht mal, weil die Halbgötter der Yankees – Babe Ruth und Lou Gehrig – deutscher Abstammung waren. Es sind eher die beiden Boxkämpfe zwischen Jou Louis und Max Schmeling 1936 und 1938, die beide live im Radio über Kurzwelle nach Deutschland gingen und damals von Millionen verfolgt wurden, die diesen Bezug nahelegen. Zum zweiten Fight, bei dem es um die Weltmeisterschaft ging, hat der amerikanische Journalist David Margolick 2005 ein Buch veröffentlicht, das auch auf Deutsch erschienen ist. Titel: Max Schmeling und Joe Louis - Kampf der Giganten - Kampf der Systeme.
Ich habe Margolick damals getroffen und wir haben uns angeregt über seine Arbeit unterhalten. Darin schildert er nicht nur en detail die Begleitumstände des Kampfes von 1938, bei dem Schmeling in der ersten Runde KO ging. Sondern er kratzt ganz erheblich am Lack der in Deutschland üblichen unkritischen Verehrung für das Boxidol. Ein Ausschnitt aus dem Interview, das damals in der FAZ erschien (nicht online verlinkt):
Es gibt kaum einen populäreren deutschen Sportler als Max Schmeling. Was haben die Amerikaner für Probleme mit ihm?
MARGOLICK: Erstens war er der erste Schwergewichtsweltmeister, der seinen Titel gewann, indem er auf dem Rücken lag und sich beschwerte. Er galt als illegitimer Champion. Zudem wurde Schmeling als Hitlers Lieblingsboxer gesehen, ein Nazisympathisant, wenn nicht sogar ein Nazi. Im Ring wirkte er teutonisch, methodisch, langweilig. Dieser Mythos hielt sich bis nach dem Krieg, als ihm jahrelang die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert wurde. In der jüngeren Vergangenheit ist dann der dritte Mythos entstanden: das Klischee des rechtschaffenen Menschen, eine Stauffenberg-Figur, der sich gegenüber Hitler behauptete, seinen jüdischen Manager behielt und alle möglichen Juden rettete. Das alles sind Klischees, und sie sind alle falsch.
Was ist denn Ihre Analyse, nachdem Sie mehrere Jahre lang Zeitungsarchive ausgewertet und Zeitzeugen interviewt haben?
MARGOLICK: Ich sehe ihn als Chamäleon. Erst ist er ein Held der Intellektuellen in der Weimarer Republik. Als die fliehen, paßt er sich an Nazi-Deutschland an. Und nach dem Krieg wird er zur Verkörperung des Wirtschaftswunders und zum Millionär. Es gibt nicht viele Menschen, die sich so mühelos von einem Kulturkreis zum anderen bewegen können.
Mit anderen Worten ein klassischer Mitläufer?
MARGOLICK: Ja. Aber er war besser als jeder andere Deutsche seiner Generation in der Lage, sich öffentlich zu äußern. Er war einer der berühmtesten Sportler der Welt. Er verdiente sein Geld in Amerika. Er hatte viele jüdische Freunde. Aber kaum war Hitler an der Macht, hat Schmeling ihn reingewaschen. Er hat die amerikanische Presse angelogen, als er erklärte, er habe noch nie Hitler getroffen. Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme kam er herüber und sagte, alles sei bestens. Jeder habe Arbeit. Deutschland sei ruhig. Als die Amerikaner kurz davor standen, die Olympischen Spiele 1936 in Berlin zu boykottieren, hat er sich für das Regime verbürgt.
16. Juli 2008
NHL: Open Air am Neujahrstag in Chicago
Der Klingelbeutel: Wer den Schaden hat
• Der amerikanische Mountain-Bike-Fahrer Jeremy Horgan-Kobelski hat im letzten September in Peking bei einem Rennen den totalen Kollaps erlebt. Erst kam der Husten, dann das Erbrechen und dann der Abstieg vom Rad. Der Smog muss furchtbar gewesen sein. Nur acht der 50 Teilnehmer erreichten das Ziel. Mehr zum Thema Umweltbelastung im kommenden Monat bei Olympia hat die Medizin-Journalistin Gina Kolata heute in der New York Times.
• Wenn einem der Tanz um Brett Favre auf den Keks geht (und zwar seit die ersten Andeutungen darüber die Runde machten, dass er wieder spielen will), hofft man innerlich darauf, dass mal jemand diesem populären Football-Profi die Meinung geigt. Das ist ja nur fair angesichts einer völlig schrägen Berichterstattung, die sich nicht darum bemüht, jemanden wie den (ehemaligen?) Quarterback der Green Bay Packers daran zu erinnern, dass er da wohl im Frühjahr (bei seinem Abschied?) nicht mehr als eine Kindergarten-Show abgezogen hat. Und dass man Leute nicht ernst nehmen kann, die glauben, dass die Regeln der NFL für sie nicht gelten. Also dann bitte hier – without much further ado – zum Meinungsbeitrag des Orstzeitung, dem Milwaukee Journal.
15. Juli 2008
Sportblogger in LA: Ende des Doppellebens
Aber sieht man von dieser Komplikation ab, so zeigt sich einmal mehr, dass eine ganze Reihe von Talenten im Blogbereich schlummern und von den etablierten Medien nicht erkannt und schon gar nicht genutzt werden. Und das, während sie weiter unter einer schrecklichen Atrophie und Orientierungslosigkeit leiden. Kollege Jay Christensen sollte den Schock verdauen können und sicher woanders unterkommen. Er hat schließlich früh genug begriffen, wohin die Reise geht (via The Big Lead).
Kaymer spielt
Der NBA-Schiedsrichter und die Mafia: War noch ein anderer Referee verwickelt?
14. Juli 2008
Der Klingelbeutel: Wir nennen sie eine Gal-ionsfigur
• Die Meldung, dass Präsidentschaftskandidat Barack Obama seine Wahlkampfkampagne auf den Sprint Cup ausdehnt, kam zu früh. Ein Sprecher dementierte die Geschichte in Sports Illustrated, die wir allzu eilig zitiert hatten.
• Es dauert immer eine Weile, bis die Persönlichkeitsmerkmale von erfolgreichen Sportlern durchschimmern. Die der 41jährigen Schwimmerin Dara Torres hat ihr Ex-Ehemann angedeutet und dabei eine hübsche Sottise verraten. Zwischen den beiden ist sozusagen viel Chlor im Wasser. Warum? Der Mann, dem die Scheidung zuzuschreiben ist und der Vater ihrer zweijährigen Tochter, war der Arzt, der Torres und ihrem Gatten vergeblich dabei geholfen hatte, schwanger zu werden. Nachtrag: Zu der Frage, was die Schwimmerin genommen haben könnte, um sich auf Olympianiveau zu trimmen, gibt es in diesem älteren Post einen hochinteressanten Kommentar von Laborant, der Argumente nennt, die für Wachstumshormone sprechen.
13. Juli 2008
Starbury-Schuh-Firma hat Konkurs angemeldet
Sogenannte Analysten im Umfeld von Wall Street sind denn auch der Auffassung, dass es sich hierbei um eine Ausrede handelt. Vermutlich konnte das ganze Konzept nie funktionieren, weil die Margen nicht da waren. Wie Steve & Barry's trotzdem die Banken beschwatzt haben, um Geld für ihre Expansionspläne zu bekommen, ist noch nicht bekannt. Sie stehen mit 135 Millionen Dollar in der Kreide. Ein Konkursverfahren bedeutet nicht zwingend das Ende einer Firma. Wenn die Gläubiger auf ihre Forderungen verzichten oder (in der Hoffnung auf eine spätere Tilgung) umschulden, hat eine Firma eine Überlebenschance. Genauso wie Stephon Marbury, der ein Jahr vor dem Ablauf seines Vertrages mit den New York Knicks, vermutlich noch immer für den einen oder anderen NBA-Club interessant sein wird. Nicht aus sportlichen Gründen – jede Mannschaft, zu der Marbury stößt, spielt schlagartig schlechter – aber aus salary-cap-technischen Gründen. Die spannende Frage der nächsten Wochen wird deshalb lauten: Wieviel an Gegenwert werden die Knicks bei einem Trade erhalten? Und ab wann akzeptieren sie das Unvermeidliche? Dass sie für ihren Point Guard so gut wie nichts Brauchbares bekommen werden (via SportsByBrooks).
FBI untersucht die DomRep-Connection
Sportinteressierte außerhalb der USA und der Karibik haben es nicht ganz leicht, die Sachlage auf Anhieb zu verstehen. Selbst wenn es um einen im Grunde eher simplen Verdacht auf Wirtschaftsstraftaten wie Betrug und Unterschlagung geht. Also sollte man vielleicht erst einmal erwähnen, dass die Dominikanische Republik, gemessen an der Bevölkerungszahl (10 Millionen Einwohner) vermutlich derzeit das beste Baseball-Reservoir der Welt ist. Eine Zahl aus dem Jahr 2005 unterstreicht das ganz gut. Da kam jeder achte All-Star aus der DomRep und jeder neunte Profi in der Liga.
Dieses Reservoir wird von Major League Baseball sehr konsequent ausgeschöpft. Wahrscheinlich hätte die Liga lieber ihre Finger in Kuba, um dort die fertig ausgebildeten Talente abzuschöpfen, die man dort permanent mit hervorragenden Trainern und aufgrund einer hochstehenden Spielkultur ausbildet. Aber der Nachwuchs eine Insel weiter ist durchaus eine gute Alternative. Denn der ist billig zu haben. Die Spieler sind anpassungsfähig bis unterwürfig (aus Angst, die Aussicht auf ein gutes Einkommen zu vermasseln). Und der Selektionsprozess der Farm Teams von den Rookie Leagues über die Minor Leagues hinauf bis in die Majors existiert bereits. Man muss also für die jungen Spieler aus der Karibik – abgesehen vom Auffinden der attraktivsten Talente – keinen großen Extra-Aufwand treiben.
Die Zahlen auf dieser Seite mögen der Zeit ein wenig hinterherhinken. Aber sie deuten den wirtschaftlichen Effekt an, den die Anbindung an den Profi-Baseball in den USA für die DomRep bedeutet: Um die 75 Millionen Dollar pro Jahr stecken die Clubs zusammen vor Ort in ihre Arbeit. Sie unterhalten sogenannte Academies, zahlen Boni bei Vertragsabschlüssen (um die 40.000 Dollar pro Kandidat) und betreiben eine Summer League. Die Verlockungen sind für die Einwohner eines armen Landes ziemlich groß. Weshalb immer wieder Spieler, die nach den US-Regeln eigentlich schon zu alt sind, mit gefälschten Geburtsdaten antreten.
Zurück zu den Washington Nationals, die so etwas wie die Dominikanische Republik unter den Baseball-Clubs Amerikas sind. Ein armes Kind, das vor ein paar Jahren aus Montreal in die US-Hauptstadt verpflanzt wurde, nachdem sich in Kanada kaum jemand für die Mannschaft – genannt Expos – interessierte. In diesem Jahr sollte das alles ganz wunderbar werden, mit den Nationals. Sie bekamen von der Stadt ein nagelneues Stadion spendiert. Aber die Menschen in Washington reagierten nicht wie erhofft. Neulich zeigte Washington-Post-Blogger Dan Steinberg die ganze Dimension des Dilemmas auf. Nicht nur bekommt die Mannschaft die Arena nicht voll. Ganze 9000 Haushalte schalten im Schnitt die Live-Übertragungen im Fernsehen ein. Aber das ist noch nicht alles: Die Club-Leitung schuldet der Kommune 3,5 Millionen Dollar Miete und hält das Geld mit der Behauptung zurück, das Stadion, das die Nationals fleißig benutzen und an dessen Kassenhäuschen sie ordentlich Eintritt verlangen, sei noch nicht komplett fertig.
In diese Gemengelage platzte die Nachricht von den FBI-Aktivitäten (Hinweis: Herunterscrollen bis Stichwort Baseball). Sie kam den Verantwortlichen sicher höchst ungelegen. General Manager Jim Bowden bestreitet allerdings nicht nur, irgendetwas über die mutmaßlichen Machenschaften zu wissen. Er erklärte nach dem Besuch der Bundespolizei, dass sie sich für ihn persönlich gar nicht interessiert habe. Das ist gut möglich. Ein Teil der Recherchearbeit des FBI besteht aus der Beschaffung von Grundlageninformationen. Besonders bei komplexeren Sachverhalten, die nicht zum Alltag der Ermittler gehören. Und da die Zentrale in Washington ist, werden sie vermutlich immer erst einmal im engeren Radius mit der Arbeit anfangen. Auffällig ist allerdings, dass Bowden der Öffentlichkeit nicht alles erzählen will, was bei der Befragung auf den Tisch kam. Man sollte davon ausgehen, dass er mehr über das Untersuchungsverfahren weiß, als er zugeben möchte.
Übrigens arbeitet nicht nur das FBI an der Aufklärung der Angelegenheit, sondern auch die Liga selbst. Der Ausgangspunkt für die Ermittlungen muss ein Hinweis gewesen sein, der vor ein paar Monaten aus den Reihen der Chicago White Sox kam.
Einige der berühmtesten Spieler von der Insel sind: Sammy Sosa, Albert Pujols, Pedro Martínez, David Ortiz, Manny Ramírez, Miguel Tejada und Alfonso Soriano.
12. Juli 2008
Beckham: Die neue Normalität
So könnte man auf die Idee kommen, dass es um die Strahlkraft von David Beckham geschehen ist. Nach einem Abstecher nach Los Angeles neulich, verbunden mit zwei Besuchen auf dem Trainingsplatz der Los Angeles Galaxy in Carson und einem kurzen Dialog mit dem Star persönlich, möchte man das jedoch anders sehen. Warum? In den USA produziert der Fußball-Alltag keine Schlagzeilen. Das Reporter-Kontingent, das an einem normalen Trainingstag das Geschehen auf der Anlage verfolgt, lässt sich an einer Hand abzählen. Trotzdem ist Beckham in Kalifornien auch weiterhin eine Figur von Rang. Kein Wunder: Den Hauptteil seines Jahreseinkommens von 65 Millionen Dollar (Platz zwei in der jüngsten Forbes-Liste hinter Tiger Woods) verdient er mit Werbeaktivitäten.
Zu Beckham und der neuen Normalität steht heute in der Printausgabe der FAZ ein Bericht. Die Online-Fassung gibt es hier.
Das YouTube-Video haben wackere Fans beim offiziellen Start der neuen Unterhosen-Kampagne in San Francisco aufgenommen. Sein Auftritt war gut getimed. Der fand nämlich an einem Mittwoch statt. Mittwochs haben die Galaxy-Kicker trainingsfrei.
11. Juli 2008
Nike-Fußball-Werbespot: Die lange Fassung
Eine ziemlich späte Verbeugung von dieser Stelle aus vor der Arbeit von Nike und Regisseur Guy Ritchie. Man muss dazu nicht viel erklären. Es ist ein Point-of-View-Film. Niemand weiß, wer der Spieler ist, der mit der Kamera unterwegs war. Diese Version ist der Director's Cut. Was vermutlich heißt, dass es in den Entwicklungsschritten der Kampagne mal eine lange Fassung gab, die so lange heruntergeschreddert wurde, bis sie in das Format kurzer Werbefenster passte. Wer nach diesem Video Lust auf mehr hat, kann sich diesen etwas älteren BMW-Spot anschauen. Die Pointe ganz am Schluss geht auf Kosten der Hauptdarstellerin, die aber im echten Leben vermutlich zuletzt lacht. Grinsen wird sie bereits über die jüngste Behauptung von Ex-Baseball-Profi Jose Canseco, wonach sie vor ein paar Jahren ein Kind von ihm haben wollte. Das erzählte er einem US-Magazin, nachdem er gelesen hatte, dass die Dame etwas mit seinem Erzfeind Alex Rodriguez gehabt haben soll.
Ehe, ehe ich das Ende sehe
Was der besagte Blogger aber nicht weiter erörtert, sollte zumindest an dieser Stelle erwähnt werden. In zahlreichen Bundesstaaten in den USA kennt man das Rechtsgut der Common Law Marriage. Das bedeutet, dass dort vor dem Gesetz auch solche Beziehungen vermögenstechnisch wie Ehen betrachtet werden, die von keinem staatlich approbierten Friedensrichter beglaubigt wurden. Voraussetzung für die Aufteilung des Zugewinns ist in solchen Fällen einzig der Nachweis dafür, dass man zusammengelebt hat. Mit anderen Worten: Selbst das ungeregelte Konkubinat kann einen Mann mit Geld unter Umständen hinterher noch sehr viel kosten. Es gibt Alternativen – Zölibat, Prostituierte, Telefonsex – aber die werden für die meisten nicht in Frage kommen. Die meisten hoffen schließlich, irgendwann den Verlust so locker zu verkraften wie Michael Jordan. Dass es ihnen so ergehen könnte wie Evander Holyfield, ahnt niemand.
Packers oder Steelers oder was?
Das kann natürlich in die Hose gehen, besonders wenn mit jenseits der 70 schon Gedächtnislücken hat, die so groß wie Scheunentore sind. Wie John McCain. Der erzählte neulich in Pittsburgh eine Anekdote aus der schweren Zeit seiner Gefangenschaft im von den Amerikanern spöttisch genannten Hanoi Hilton während des Vietnam-Kriegs, wo er gefoltert wurde. Wenn sie auch ganz anders klang als die Version, die er einst in seinen Memoiren zu Papier gebracht hatte. In dem Buch hatte er erzählt, dass er, ein Marine-Pilot, den man in der Luft über Nord-Vietnam abgeschossen hatte, im Verhör Angriffsspieler der Green Bay Packers heruntergespult habe, als man ihn zwingen wollte, die Namen der Kollegen aus seiner Schwadron zu verraten. Anno 2008 wurde daraus plötzlich eine Liebeserklärung an die Pittsburgh Steelers und deren Verteidigungsreihe und erzwang eine peinliche Richtigstellung.
Der Republikaner McCain kann sich an vieles nicht erinnern, auch nicht an sein Votum im Senat, wonach er zwar dafür war, Medikamente wie Viagra für Männer als verschreibungspflichtig einzustufen, aber nicht Kontrazeptiva für Frauen, obwohl die sehr oft unter rein therapeutischen Vorzeichen verordnet werden. Die selektive Wahrnehmung der Welt ist für diesen Politikertypus nichts Neues und wird sich voraussichtlich noch bei weiblichen Wählern herumsprechen. Zumal McCain dafür ist, die Entscheidungsfreiheit von schwangeren Frauen in der Frage von Abtreibungen zu beenden. Bei diesem Thema hält es der Senator aus Arizona mit dem Papst.
Aber wir waren beim Sport und wollen deshalb noch ein Gerücht vermelden, wonach McCains formidabler Gegner Barack Obama einen Teil der Spendenmillionen, die er für seinen Wahlkampf ausgeben wird, einem Rennwagen-Team in der NASCAR-Serie um den Sprint Cup in den Rachen werfen will. Sports Illustrated vermeldet, dass er zunächst nur bei einem Rennen das Auto mit der Nummer 49 bepflastern will. Vorausgesetzt der Toyota mit Ken Schrader am Steuer qualifiziert sich. Vielleicht werden daraus auch mehrere Werbeauftritte. Die Idee ist nicht neu, aber sicher ihr Geld wert. Denn ein solcher Ausflug eines demokratischen Wahlkämpfers in eine feindliche Hochburg (sowohl die Betreiber als auch die Rednecks auf den Zuschauerrängen und den benachbarten Campingplätzen haben ein anderes Weltbild als Obama) wird sehr viel an Medienecho produzieren. Und es hilft auch noch dem Gegner: Die Eigentümer von Wagen Nummer 49 sind laut SI zwei "stramme Republikaner".
10. Juli 2008
Der Klingelbeutel: Es bleibt in der Familie
• Manchmal erfährt man über die seltsamsten Umwege, dass es Sportarten gibt, die vermutlich mehr Beachtung verdient haben. Diesmal Slamball, und zwar die Profiversion. Obwohl: erstmal verdient vermutlich diese Fernsehreporterin Beachtung und ihre Geschichte von dem Kerl, der sie geschlagen hat (via Deadspin).
• Das Porträt in der FAZ von Chris Kaman kann man jetzt auch online lesen. Alles weitere von den fachkundigen Kollegen vor Ort. Der letzte Stand: Er hat noch immer nicht gespielt, und ohne ihn haben sie ganz bestimmt keine Chance in Athen. Wie er sich einfindet ins Team? Das werden wir bald wissen.
9. Juli 2008
Schwimmen im Dunst
Was in diesem Zusammenhang zu erwähnen wäre, ist nicht nur die Tatsache, dass mit Amy van Dyken auch eine Schwimmerin als BALCO-Kundin enttarnt wurde (aber davon kam, weil sich die investigativen Journalisten auf andere Sportler konzentrierten). Es gibt da ein Zitat in der Washington Post aus dem Jahr 2004, dass einen aufhorchen lässt. Danach musste Dara Torres vor Sydney keinerlei Doping-Tests absolvieren, konnte sich also theoretisch ungestört ein schönes Fundament an Leistungsreserven einpfeifen, mit dem sie bei den Spielen stark genug war, um ein paar Medaillen einzufahren. Damals hat ihr eigener Trainer sich zwar über den Mangel an Tests beschwert, aber dass Trainer nicht allesamt sauber sind, wissen wir mittlerweile auch. Siehe der ehemalige Coach von Marion Jones und Justin Gatlin.
Der bislang größere Skandal ist allerdings, dass es keine Informationen über die Aussage von Amy van Dyken bei den BALCO-Ermittlungen gibt. Die kotzfreche Schwimmerin, die einst einer Gegnerin provokativ in die Bahn spuckte, um ihre Abneigung deutlich zu machen, war auch damals in San Francisco kein Freudenspender, als sie Journalisten vor dem Gerichtsgebäude, die sie nicht erkannten, ihren Namen nicht nennen wollte. So als habe sie etwas zu verheimlichen. Als dieser Name jetzt von Gary Hall im Rahmen seiner Tirade gegen Doping im Schwimmen genannt wurde, schoss sie giftig zurück: Vorwürfe, sie habe leistungssteigernde Mittel genommen, seien "verleumderisch, unerhört und entbehren jeder Grundlage". Nun würde man sich angesichts solcher Retourkutschen einen Zivilprozess wünschen, durch den die Öffentlichkeit endlich Akteneinsicht erhält. Vielleicht hat van Dyken ja den Mut, Hall zu verklagen.
Das gibt's: Foosball-Fieber
Das machen die mit links
Die NBA hat Indien entdeckt
Sagt, was ihr wollt über die alte NBA und die erstaunlich schwache Resonanz der Liga in Deutschland: Die Jungs (und Mädels) schauen nach vorne. Und nicht auf eine potenzielle Ausdehnung mit der Verankerung von Teams in Europa. Sondern auf ganz neue Märkte. Die nächste Wachstumszone steht auch schon fest. Nachdem man China dank Olympia und einiger Exportspieler wie Yao Ming fest im Visier hat, ist jetzt Indien an der Reihe. Wieder so ein Land, bei dem man nicht als erstes an 2-Meter-Leute denkt. Und wieder eines, das ein Bevölkerungsreservoir von mehr als einer Milliarde Menschen hat. Mehr über die eher zaghaften Anfänge der Vermarktungskampagne hat das Wall Street Journal zu vermelden (via The Big Lead).
8. Juli 2008
Aus dem Wald zurück
Für A-Rod wird das größte Problem darin bestehen, sein Vermögen zusammenzuhalten. Die angedichteten und die tatsächlichen Verhältnisse werden eher seinen Ruhm mehren. Trophäen kommen schließlich in unterschiedlichen Ausführungen daher.
Blick zurück: Michael Jordan und das Thema "teure Scheidung"
Blick zurück: A-Rod, der unbeliebte Star
7. Juli 2008
Erlebniswelt Bundesliga
Der jüngste Heimkehrer ist Josh Wolff, der anderthalb Jahre bei TSV 1860 München gespielt hat und nun mit seinen einerseits/andererseits-Eindrücke nicht mehr hinter den Berg halten möchte. Viel gebracht hat ihm die Zeit nicht, zumal er im taktischen Geschehen der Mannschaft in eine Rolle hineingedrängt wurde, in der er sich nicht nach Gusto entfalten konnte. Trotzdem rät er jedem Amerikaner mit Ambitionen, den Wechsel zu wagen. "Das schwierigste ist, sich zurechtzufinden. Wenn dir das gelingt, musst du dich als Spieler finden", sagte er der New York Times.
Wortmann mal nicht am Stück, sondern ganz fein geschnitten
Blick zurück: Wortmann und ein Herz, das erblüht