30. Juni 2009
Don't Kidd yourself
Kidd ist 36 und Free Agent und glaubt, er müsse noch ein paar Jahre arbeiten. Natürlich für ein Honorar in der höchsten Kategorie der NBA-Gehaltsskala. Das wäre der vollendete Wahnsinn, angesichts der Wirtschaftslage und der nüchternen Entwicklungsprognose, die man Kidd stellen muss. Den Zampano mimt er bestenfalls noch in einer Mannschaft, die für die Playoffs nicht in Frage kommt. Aber Cuban will ihn halten, so heißt es in Dallas. Eine Minute nach Mitternacht in knapp 24 Stunden wissen wir mehr. Dann beginnt das Rennen um die Freelancer.
29. Juni 2009
Shaq hat drauf gezahlt
Shaquille O'Neal dürfte derweil bereits etwas Passendes in Cleveland suchen. Das sollte nicht schwer fallen. Da stehen ganze Straßenzeilen leer. Ob die sich allerdings so einfach auf so schmuck trimmen lassen, ist schwer zu sagen. LeBron James hatte sich einst etwas ganz Neues bauen lassen. Der Komplex hat ein zweistöckiges Aquarium und eine Bowlingbahn.
Blick zurück: Villa im Angebot
Die Agentur und der Unfalltod eines deutschen Journalisten
Dass zunächst keine Namen mitgeliefert wurden, konnte man noch verstehen. Es ist schließlich nicht immer ganz leicht, vor Ort etwas zu recherchieren. Die Nachricht von heute allerdings ist traurig und bizarr zugleich: "Nach dem schweren Unfall von vier deutschen Sportjournalisten in Südafrika ist einer der Verunglückten am Montag gestorben. Das teilte die deutsche Botschaft in Pretoria mit." Aber wieder wurde kein Name genannt, nachdem in einer vorausgegangenen Depesche zumindest dieser scheinbar pietätvolle Hinweis eingehäkelt worden war: "Nähere Angaben wurden zum Schutz der Privatsphäre der Opfer nicht gemacht."
Deutlicher kann man gar nicht zeigen, dass man keinen Respekt vor dem Schicksal von Menschen hat. Was sind das für Meldungen, in denen die Opfer nicht genannt werden, aber das Mitgefühl der Oligarchen abgefeiert wird? Worin besteht da die Verhältnismäßigkeit? Weshalb hat man keine Zeit und keinen Platz für eine kurze Würdigung des verstorbenen Journalisten und einen Abriss seiner Karrierestationen? Er war schließlich nicht irgendjemand, sondern der ehemalige Ressortleiter des Berliner Tagesspiegel Wolfgang Jost. Ein Mann mit Profil: Er hat nach meinen Recherchen mindestens an einem Buch mitgeschrieben. Macht das zuviel Arbeit, das herauszufinden und es in knappen, klugen Worten zu formulieren? Ist es zuviel verlangt, zu recherchieren und festzustellen, dass der Verband der deutschen Sportjournalisten einen Spendenfonds für die Hinterbliebenen des Freiberuflers einrichten will? Soll das alles ungenannt bleiben, um eine nicht näher begründete Privatsphäre zu schützen?
Normalerweise nicht. Solche Informationen werden bei Menschen aus anderen beruflichen Sphären tagtäglich publiziert. In kleinen und in großen Blättern. Ausgerechnet bei einem Journalisten spielt man Omertà? Der Tagesspiegel sah das zum Glück anders.
Es geht übrigens auch auf diese Weise. Hier die Reuters-Meldung aus Südafrika.
Nachtrag am 1. Juli: Vor wenigen Minuten wurde bei SpOn eine Geschichte gepostet, die Informationen über den Unfall und die medizinische Versorgung der Opfer liefert. Wolfgang Jost hatte selbst die Risiken seiner Reise in Südafrika in einem Beitrag kurz vor dem Unfall für die Augsburger Allgemeine thematisiert. Sie spricht zudem Ereignisse detailliert an, die zeigen, dass im "kriminellsten Land der Erde" (Jost) Journalisten nicht nur im Straßenverkehr hochgradig gefährdet sind. Die Allgemeine hat es übrigens fertig gebracht, diesen Text grußlos mit der schon angesprochenen ersten dpa-Meldung über den Unfall zu verlinken. Mehr war wohl nicht drin, um den Lesern der Online-Ausgabe dieser Zeitung die traurige Nachricht zu bringen, dass der Mitarbeiter des Blattes und Autor jener ahnungsvollen Zeilen in der Ausübung seines Berufs tödlich verunglückt war.
28. Juni 2009
Gal patzt kurz vor Schluss
NASCAR wartet schon auf Danica Patrick
Der erfolgreichste Wechsler überhaupt ist Tony Stewart. Inzwischen hat sich offensichtlich nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch der ehemalige IndyCar- und Formel-1-Mann Juan Pablo Montoya aus Kolumbien etabliert. Ebenso deutlich ist das Interesse an anderen Autoherstellern gestiegen. Kein Wunder. General Motors (hatte einst mit Chevrolet und Pontiac zwei Marken im Rennen) und Chrysler (mit der Marke Dodge) werden sich auf die Dauer sehr beschränken müssen. Das Geld ist einfach nicht mehr vorhanden. Warum nicht Danica Patrick? Die Frau hat sich längst zu einer Werbefigur ersten Ranges hochgetunt. Die muss man niemanden mehr erklären. Ob sie in dem Gedröhne mithalten kann, ist eine andere Frage.
US-Fußballnationalmannschaft: Diese Formation hat Potenzial
Wer den Spielverlauf nachlesen will: der Live-Blog-Text von Unprofessional Foul.
27. Juni 2009
Reinsdorf macht das Rennen?
Man kann über Reisndorf übrigens sagen, was man will. Seine Bulls haben sechsmal den NBA-Titel geholt und sind nach einem Marsch durch die Talsohle wieder auf einem guten Weg. In diesem Jahr hätten sie beinahe in der erste Runde die Boston Celtics aus den Playoffs geworfen. Ihr Spielstil hat Flair. Die White Sox haben zumindest einmal die World Series gewonnen (2005). Etwas was den Ortsrivalen seit Generationen nicht gelungen ist. Die Erfolge haben wenig mit Geld zu tun. Denn Reinsdorf – Lernberuf Anwalt – ist knausrig. Sondern mehr mit der Verpflichtung von Leuten, die es gebacken bekommen.
26. Juni 2009
Zu weit weg von Eichenried
Während dessen spielt Sandra Gal in den USA ihr derzeit bestes Golf. Nach dem ersten Tag lag sie auf dem ersten Platz beim LPGA-Turnier im Locust Hill Country Club in Rochester im Bundesstaat New York. Am Freitagabend wurde wegen Dunkelheit die wegen Regen zwischendurch unterbrochene zweite Runde vertagt. Sie spielte 18 Löcher und rutschte leicht ab: auf Platz zwei. Anja Monke verpasste erneut und wieder knapp den Cut. In Deutschland kann man nichts darüber lesen. Muss erst die Bild-Zeitung kommen und die Golferin zum Thema machen?
John Daly verliert Rechtsstreit – und eine Menge Geld
Es dauerte eine Weile, bis sich ein Gericht in Florida mit dem Fall beschäftigte und die Klage zurückwies. Keiner der von Freeman zitierten Tatbestände sei falsch. Also habe der Journalist auch das Recht diese Fakten als Fundament für eine Meinungsäußerung zu nutzen. Es handle sich mithin nicht um üble Nachrede ("libel"). Das Problem für Daly. Er hat nicht nur seinen eigenen Kosten für das Verfahren zu tragen, sondern wurde dazu verdonnert, die 271.763,99 Dollar zu übernehmen, die der Gegenseite entstanden waren.
Eine solche Entscheidung ist selten. Da man in den USA das Prinzip, wonach der Verlierer in Rechtstreitigkeiten automatisch alles bezahlen muss, nicht kennt. Die Entscheidung wurde schon im März verkündet und in einigen Zeitungen verlautbart. Aber erst jetzt hat Freeman sich dazu geäußert. Er schreibt inzwischen für CBS Sports.
Das Wort thug erlaubt Interpretationsspielräume. Man kann es mit Gangster, aber auch mit Strolch übersetzen. Freemans Kolumne sprach übrigens – ein wenig chiffriert – ein Thema an, dass in den USA nur selten angepackt wird: schwarze Sportler werden schnell in der Öffentlichkeit abgeurteilt. Ein weißer Golfer wie Daly dagegen genießt endlose Sympathien und vedient viel Geld mit allerlei Werbeverträgen. Der Amerikaner, der in den USA die Tourkarte verloren hat, spielt zur Zeit in Eichenried, weil man ihm dort immer noch den roten Teppich ausrollt. Der Mann produziert noch jedes Mal ein beachtliches Echo in den Medien. Siehe hier und hier und hier. Das ist gut fürs Geschäft des Turnierveranstalters.
25. Juni 2009
Mosleys Mann
J und J und Jam
Das fertige Video zu Jam gibt es hier. Einflicken in den Blog geht ausnahmsweise nicht, weil YouTube nicht will. Hier der Song-Text.
Das Kornheiser-Syndrom
Im Sportjournalismus ist die Lust auf Selbststilisierung eher neu, wurde aber keineswegs von ESPN erfunden. Die Disney-Tochter spielt das Instrumentarium einfach nur aus. Die Imageaufwertung von profilierten Sportschreibern geht auf eine langjährige hochwertige Arbeit bei Sports Illustrated zurück, wo man einen Reportagestil entwickelt und gepflegt hat, der dem profanen Milieu Sport den Stempel von Nachdenklichkeit und Analysetiefe aufdrückte. So konnte eine Buchserie wie "The Best American Sportwriting" entstehen. Die Hinwendung von Qualitätszeitungen wie New York Times und Washington Post zu einer anspruchsvolleren Beschäftigung mit Sportthemen hatte einen zusätzlichen Effekt. Dort konnten Kolumnisten ihr Profil schärfen. Nicht jeder von diesen exponierten Figuren hat den Hang dazu, aus jedem Fenster hinaus auf die Straße hinabzubrüllen. Aber sehr viele können es nicht lassen. Was oft – zumindest kurzfristig – durchaus der eigenen Karriere nützen kann.
So sind solche Biographien wie Stephen A. Smith entstanden, der am meisten verlachte Sportschreiber des Landes. Der hatte zwischendurch sogar seine eigene Fernsehtalkshow bei ESPN und durfte während des Obama-Wahlkampfs bei anderen Sendern seine Ansichten zu politischen Themen äußern. Der Mann hat nichts Interessantes zu sagen. Er besteht aus nichts anderem als attitude. Seine Fahrkarte hatte er beim Philadelphia Inquirer gelöst, als er es verstand, sich in den Allen-Iverson-Jahren bei den 76ers als Basketball-Journalist in den Vordergrund zu spielen. Sein Abstieg begann, als er seinen Job bei der Zeitung verlor, wo man keine Lust mehr hatte auf im Blackberry hastig getippte und eingesandte Texte.
Wir könnten auch über Mike Lupica reden, den kleinen Vielschreiber, der den Chef des Sportreporter-Corps mimt, wenn sonntags bei ESPN diese Quasselrunde zusammensitzt. Der Mann scheint noch im Sattel zu sitzen, weil er sich zumindest jeden Tag hinreichend anstrengt und nicht mit anderen Medien-Outlets flirtet.
Etwas ähnliches ist Tony Kornheiser nicht gelungen. Nach dem Aufstieg hin zu Pardon The Interruption und zu Monday Night Football (wo angeblich er in den Sack gehauen hat, vielleicht war es ja auch ganz anders, who knows?) kam die Schattenseite ins Spiel. Die Washington Post hatte keine Lust mehr auf einen Mitarbeiter, dessen Texte sie den Lesern nicht mehr allzu oft präsentieren konnte. Das akzeptiert man bei dieser Zeitung nur bei einem: dem angesehenen Ex-Watergate-Reporter Bob Woodward, der nur noch Bücher schreibt, das dort akkumulierte Wissen zwischendurch für sich behält, aber bei Erscheinen der Werke dem Blatt jeweils einen Vorabdruck gewährt. Kornheisers aktuelles Lamento fällt vergleichsweise milde aus. Wenn auch die Verteidigungsrede einen Grad an Selbstüberschätzung verrät, der uns zum eingangs aufgeworfenen Phänomen zurückbringt. Zitat: "...wenn Michael Wilbon und Tony Kornheiser keine Marke für die Washington Post sind, was wäre es dann?"
Ich nehme an, dass Wilbon, der noch viel für die Zeitung schreibt, aber längst bei seinen vielen Auftritten vor den Fernsehkameras die Aura eines Pfaus ausstrahlt, schon bald seinen Kolumnistenposten verliert. Zeitungen, die Auflagen einbüßen und (noch stärker) Anzeigenumsätze, haben eine Strukturkrise zu bewältigen, die eitle Luxusgeschöpfe, die sich nicht mehr als Dienstleister, sondern als Stars betrachten, nicht länger finanzieren kann. Hinter dieser Entwicklung verbirgt sich das Ende einer Ära. Das Prestige, das man sich durch die Arbeit für Zeitungen und Zeitschriften erarbeiten kann, geht ebenfalls flöten. Das neue Erfolgsprodukt (und springen wir jetzt mal zur Verdeutlichung nach Deutschland) ist so etwas wie Rheinische Post Online, die sich nicht daran stören, dass ihnen das journalistische Format fehlt, um ein gutes Produkt abzuliefern, und dass sie zum Lachsack einer medienkritischen Kundschaft werden. Sie laufen Klickzahlen hinterher. Typisch: eine der Hauptverantwortlichen und ihre Berichte aus ihrer Freizeit in einem prätentiösen vollgefaselten Blog. Autorenleistung? Fehlanzeige. Wie sagt man hierzulande? When you live by the sword you die by the sword.
Shaq muss wandern – von einem Ort zum andern
24. Juni 2009
Weinreich und carta ausgezeichnet
Ein weiterer Preisträger ist carta.info, eine Blogger-Plattform, die sich vor allem medienpolitischen Themen widmet. Denen kann und sollte man ebenfalls gratulieren. Disclosure: Ich habe auch schon mehrfach bei carta.info publiziert. Unter anderem über Aspekte der Causa Weinreich. Allen beiden gratuliere ich schon mal persönlich von hier aus.
USA schlägt Spanien 2:0
Schlechte Nachricht: Vier deutsche Sportjournalisten wurden bei einem Unfall auf der Fahrt zum Spiel schwer verletzt und wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Um wen es sich handelt, ist noch nicht bekannt (via Kommentar bei allesaussersport).
Nachtrag: Die amerikanischen Tore auf Video (spanischer Kommentar)
Brad Pitt kann's nicht ändern: Verfilmung von Moneyball gestoppt
Immerhin hat sportsbybrooks seitdem weiter recherchiert und eine schöne Fundsache aufgetrieben: ein Drehbuch, das der Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzung zwischen Produzentin und Regisseur ist. Niemand vermag zu sagen, ob dies eine alte oder eine aktuelle Version ist. Aber sicher ist es nicht die, die Soderbergh zuletzt daraus gemacht hatte. Denn die war zum Stein des Anstoßes geworden.
Kompliziert? Wenn man mal die Blaumilchkanal-Welt von Hollywood wegstreicht, wo sich Produzenten weniger Gedanken über die Qualität von Stoffen machen als viel mehr darüber, wie man wieviel Publikum ins Kino locken kann und ob Frauen die Filme sehen wollen und ob man mit einem solchen Werk im Ausland die Lichtspielhäuser füllen kann, bleibt immer noch ein Lesestück (als pdf-Datei). Der Drehbuchautor ist übrigens kein Unbekannter. Steven Ziaillian hat Schindlers Liste, American Gangster, Gangs of New York und Mission:Impossible geschrieben. Die Szene über die alle reden, ist allerdings kein Meisterwerk. Da hat der Oakland A's-Manager Billy Beane in einem Restaurant Sex mit der Kellnerin, die ihm das Essen serviert hat.
Blick zurück: Die Meldung über den Einstieg von Brad Pitt ins das Projekt,
Blick zurück: Wie Oakland im Baseball gegen die reichen Clubs besteht
Kleines Extra: Autor Michael Lewis in einem Interview zu seinem Football-Buch The Blind Side.
Das Beispiel Landon Donovan
23. Juni 2009
Gutes Rad ist teuer
Der Mann aus Texas hat trotz seines Comebacks viel Zeit. Neulich legte er sich per Leserbrief mit dem Wall Street Journal an und bestritt Aussagen, die ein Reporter über seine Rolle im Hintergrund eines Rechtsstreits zwischen Greg LeMond und dem Radhersteller Trek getroffen hatte. Wie immer, wenn er sich beschwert oder sich verteidigt, argumentierte Armstrong nicht besonders genau und faktenorientiert, sondern wie ein getroffener Hund mit Hirn, der hofft, dass die anderen Mitleid mit ihm haben, weil er bellt. Aber so kennen wir ihn – als großen Nebelwerfer vor dem Herrn. Beispiel aus dem Schrieb, den er auf seinem eigenen Blog komplett publizierte, nachdem sich die Zeitung weigerte, den ganzen Sermon ("generell gesprochen lag der Artikel auf vielen Ebenen unter einem Minimum an journalistischen Standards") zu publizieren.
Ein Beispiel für Armstrong und seine Verdrehungsmethode: "Wäre ich für Treks Verhalten verantwortlich, wäre ich in diesem Fall ein Beklagter; hätte ich mit böser Absicht seine Geschäftsaktivitäten behindert, wäre ich in diesem Fall ein Beklagter. Ich bin es nicht."
Das hatte die Zeitung aufgrund ihrer Recherchen geschrieben: "Die Zivilklage behauptet ebenfalls, dass Herr Armstrong mit böser Absicht andere Geschäftsaktivitäten von LeMond behindert hat."
Ehe wir das hier zu einem Seminar über die Kunst des Schreibens ausarten lassen: Das Blatt zitiert ein Rechercheergebnis. Armstrong zieht daraus seine eigene Schlussfolgerung, baut darauf eine Absurdität ("wäre ich in diesem Fall ein Beklagter") und bemüht sich auf diese Weise den Originaltext zu desavouieren. Armstrong ist nur deshalb kein Beklagter, weil LeMond ihn nicht vor den Kadi gezerrt hat. Das ist keine Frage der Rechtslogik, sondern eine der angewandten Rechtsmechanik. LeMond hat sich einfach ein anderes Ziel ausgesucht als den Mann, den er vor Monaten bei einer Pressekonferenz mit kritischen Fragen auf den Keks gegangen war.
Die Taktik von LeMonds Anwälten ist nicht schlecht. So versuchen sie, Armstrongs Ex-Frau Kristin im Rahmen des Vorverfahrens als Zeugin zu vernehmen. Sie soll beschwören, dass Lance einst bei einem Abendessen gesagt haben soll, er würde dafür sorgen, dass Trek LeMond in die Mangel nimmt. Die Radfirma stellte lange Jahre die Räder des dreifachen Tour-de-France-Siegers und ersten amerikanischen Radheroen her. Im letzten Jahr beendete sie die Geschäftsbeziehung vorfristig, offensichtlich weil LeMond erneut die alten Dopingvorwürfe an die Adresse von Armstrong aufgegriffen hatte. Trek ist auch Geschäftspartner von Armstrong, der wichtigsten Werbefigur des Unternehmens, und hatte einst LeMond abgenötigt, den Mund zu halten.
Der Klingelbeutel: Musik drin
• Michael Stich hat in London zu Beginn des Wimbledon-Turniers, das er immerhin schon mal gewonnen hat, eine Mini-Kontroverse angezettelt. Es geht um Frauen und Tennis und um die Frage, weshalb sich Menschen wohl ernsthaft für deren Spiel interessieren. Stich, der (anders als Jermaine Jones) hervorragend Englisch spricht, wird etwas mysteriös aus dem Zusammenhang gerissen zitiert und wirkt dabei doch nur so, als ob er eine Urerkenntnis des Kapitalismus zitiert: Sex sells. Aber wer das sagt, der bekommt heutzutage gleich was vor den Koffer.
• Eishockey-Dinosaurier Chris Chelios ist 47 und hat wohl auch deshalb von den Detroit Red Wings keinen neuen Vertrag mehr erhalten. Verständlich auch deshalb: Im Stanley-Cup-Finale saß er nicht mal auf der Bank. Trotzdem will er weitermachen. Irgendwo in der NHL.
• Irgendjemand bei den Boston Celtics ist nicht mit dem Kader zufrieden. Nehmen wir mal an, es handelt sich dabei vor allem um Manager Danny Ainge. Sonst wäre nicht neulich folgendes Tauschgeschäft ins Gespräch gebracht worden: Ray Allen und Rajon Rondo für Tayshaun Prince, Richard Hamilton und Rodney Stuckey von den Detroit Pistons. Aus der Sache wurde nichts.
• Der Chef der mächtigen Baseballspieler-Gewerkschaft gibt seinen Posten auf. Donald Fehr geht nach nach 26 Jahren im Amt. Er ist 61 und wird den Leuten wegen drei Dingen im Gedächtnis bleiben: Der Streik in den neunziger Jahren, dem eine World Series zum Opfer fiel, dem beharrlichen Verhindern eines brauchbaren Anti-Dopingreglements und den extrem gestiegenen Gehältern der Profis. ESPN hat eine Liste mit der Entwicklung der Durchschnittssummen.
Gerne noch "ein paar kleine Dirks"
Mehr zum Thema verbreitet dpa: "Cristal Taylor sei eine 'sehr interessante Frau' gewesen. 'Witzig, überhaupt nicht langweilig. Und jeder, der sie getroffen hat, hat gemerkt, wie intelligent sie ist.' Es werde für eine Frau nun schwieriger sein, sein Herz zu gewinnen. Auf jeden Fall aber wolle er eine Familie haben und 'mal ein paar kleine Dirks rumrennen' sehen."
Nicht zu empfehlen: die riesenlange Geschichte auf SpOn, vollgestopft mit Klischees über den Sport in Amerika, das Leben von reichen Leuten, ein paar nichtssagenden Recherchergebnissen von Gesprächen mit Randfiguren (einem Privatdetektiv in Beaumont/Texas und einem NBA-Angestellten in New York) und geschrieben im Stil einer Bild-am-Sonntag-Sottise. Die Autorin hat übrigens Nowitzki sogar in Würzburg getroffen und dabei kein bisschen davon herausgefunden, was sein Verhalten in der Angelegenheit erklärt.
Die Antwort auf die hier gestellte Frage hat er diesen Berichten zufolge bislang noch nicht gegeben.
22. Juni 2009
Für Lucas haut's so gerade hin
Besetztzeichen bei Reebok unter Favres Nummer
21. Juni 2009
Im Auge des Tigers
Typisch New York: Golfer auf dem Nervengrill
Bei Golfturnieren in Augusta und anderen Gegenden der Vereinigten Staaten bringen die Zuschauer noch die Selbstdisziplin mit, die Spieler möglichst nicht aus der Ruhe zu bringen. Im Weichbild von New York kann man das vergessen. Die US Open im Tennis waren da der Tempomacher. Sie locken seit dem Umzug nach Flushing Meadow in kavernöse Stadienbauten die lautesten und respektlosesten Grand-Slam-Zuschauer auf dem Globus an. Im Golf sieht das nicht anders aus. Bethpage, das eine Tages-Kapazität von 45.000 Zuschauern verkraften kann, ist das jüngste Beispiel für eine Verhaltenskultur, die auf den Straßen von Manhattan geboren ist. Statt gehupt wie dort, wird auf dem Platz nun zynisch gebrüllt. Und es werden Witze gerissen. Alles nach dem Motto: Provozieren geht über studieren. Irgendein Spieler wird doch vielleicht reagieren, ärgerlich werden und auf diese Weise aus dem Tritt geraten. Das ist vor sieben Jahren, als das Turnier zum letzten Mal in Bethpage ausgetragen wurde, dem Spanier Sergio Garcia passiert. Damals hat er noch minutenlang in einem Anflug von manierierter Nervösität vor dem Schlag den Griff immer wieder neu angesetzt. Das dauerte den Zuschauern zu lange. Also haben sie den Mund aufgemacht. Garcia, der Chancen hatte, das Turnier zu gewinnen, was not amused und zeigte Nerven.
Ein ähnliches Opfer hat sich in diesem Jahr noch nicht herausgeschält. Aber das kann sich noch ändern. Die ersten haben sich bereits in Stimmung gebracht. Denn nicht nur der Regen fließt in Strömen, auch das Bier.
US Open: Hank und das Wetter
20. Juni 2009
Gillett sorgt für eine glatte Rasur
Nachtrag: Sehr viele gute Detailinformationen in diesem Beitrag auf allesaussersport.
Singh mir das Lied von Sir Allen
In der letzten Woche wurde Stanford, dem sie auf der Karibikinsel Antigua, einer Steueroase, den Adelstitel Sir verliehen haben, festgenommen. Nun versuchte ein Reporter des Wirtschaftsfernsehkanal CNBC ein weiteres Geheimnis zu lüften: Weshalb läuft der Golfprofi Vijay Singh noch immer mit dem Logo von Stanford herum? Der Mann schuldet auch ihm noch immer sehr viel Geld und wird es vermutlich nie bezahlen. Gegenüber Reuters druckste der bekannt wortkarge Singh ebenfalls herum. Immerhin verzichtete er auf der zweiten Runde der US Open auf einen Golfsack mit dem Aufdruck. Vielleicht war er die Fragerei leid.
Dichtung und Wahrhaftigkeit
Ich weiß, es war als Provokation gedacht. Als Stolperstein, so wie die kurzen Zeilen auf den Werbetafeln in der New Yorker U-Bahn, auf die unweigerlich der Blick fällt, weil man den Augen des Gegenübers entgehen will und niemanden aus Versehen anstarren. Aber das macht nur Sinn, wenn man sich mit dem in einem reizvollen flachgebürsteten schottischen Akzent vorgetragenen Gedicht auch wirklich beschäftigt. Und so wird man feststellen, dass Jerusalem von William Blake einem angesichts seiner nachlässigen Haltung gegenüber der Philosophie der Aufklärung heute eher gar nichts sagt. Außer dass diese Worte verdammt gut klingen. Aber das ist mir zu wenig (via Anke Gröner)
Kavaliere der Landstraße gesucht
Also kam ein neuer Name auf – der von Yao Ming. Das macht nach einer schlichten Arithmetik Sinn, weil nämlich neulich chinesische Investoren mit einer Einlage in den Club eingestiegen sind. Chinesisches Geld für chinesische Sportler in Amerika? Das klingt nach "Deutsche esst deutsche Bananen". Ganz abgesehen davon, könnte Ben Wallace einfach seinen Rücktritt erklären, wofür es ebenfalls Anzeichen gibt. Dann fällt der ganze Luftballon einer Tauschaktion in sich zusammen, und Cleveland müsste sich auf dem Markt der Free Agents verstärken. Dort ist zur Zeit nicht viel zu holen. Ich tippe mal, dass eher diese Lösung ausgekocht wird: Antawn Jamison von den Washington Wizards geht nach Cleveland. Aber diese Spekulation ist so gut wie jede andere auch.
Die Koffer stehen bereit
Wenn er sich nicht verbessert – sein Zwischenstand ist vier über Par – kann er seine Koffer packen. Warum? Die Leute an der Spitze konnten gestern in der zweiten Tageshälfte spielen, teilweise bei strahlendem Sonnenschein und auf einem Platz, der aufgrund des Regens seine Fangzähne eingebüßt hatte. Wenn die Grüns wattig weich sind anstatt knallhart, wie sonst bei den US Open, platzieren die Profis ihre Bälle viel näher an die Fahnen. Und da die Grüns auf dem Bethpage Black nicht diabolisch gestaltet sind, kommen auf diese Weise einige Birdies zustande. Diese Vorausetzungen hat Woods heute fürs erste auch. Aber nicht, wenn die Himmelschleusen aufgehen. Zuviel Wasser produziert auf diesem Platz auch wieder Probleme. Das konnte man am Donnerstag sehen, als Brigaden von Helfern mit Wischroll-Geräten herumliefen, um die enormen Pfützen wegzubringen. Schafft also Tiger Woods überhaupt den Cut? Das ist die Frage des Tages. Martin Kaymer hat ein ähnliches Schicksal getroffen. Auch er muss sein Zwischenresultat verbessern. Auch er saß gestern den ganzen Tag herum.
Mehr zum Thema auf faz.net: "Spielen, bis ein Champion gefunden ist"
18. Juni 2009
Herzgeschichten
17. Juni 2009
Sosa in der Falle
Die Sätze klingen im Nachhinein ziemlich messerscharf gewählt. Vor allem dann, wenn sich Sosa statt per Spritze den Stoff oral verabreicht haben sollte, was man einst in der DDR hinreichend praktizierte. Dann hätte er nicht mal gelogen. Und die Feststellung, dass er keine Gesetze gebrochen habe, müsste man ihm als legitime Meinungsäußerung durchgehen lassen. Auch wenn der Besitz von nicht verordneten Anabolika in den USA damals strafbar war. Ein positives Testresultat aus dem Jahr 2003 wäre aber zumindest die Basis für den Vorwurf, dass er die Politiker unter Eid bewusst an der Nase herumgeführt haben könnte. In wie weit das justiziabel ist, wird man sehen.
In der Zwischenzeit sei die Lektüre dieser Kolumne von Rick Reilly anempfohlen, in der der ehemalige Sports-Illustrated-Autor beschreibt, wie er im Jahr 2002 Sosa in der Umkleidekabine ansprach und ihm anbot, mit ihm zu einem Labor zu gehen. Ziel: Herauszufinden, ob der Baseballprofi wirklich so sauber ist, wie er immer behauptet hatte. Was war an der Konfrontation so ungewöhnlich? Sosa hatte zuvor öffentlich posaunt, man könne ihn jeder Zeit testen. Reilly wurde jetzt noch einmal zu dieser Geschichte befragt, die damals viel Staub aufwirbelte.
Solidarität in grün
Gal schafft US-Open-Qualifikation
Übrigens steht Martin Kaymer ab Donnerstag bei den US Open der Männer in Bethpage vor einer neuerlichen Bewährungsprobe. Ich werde das Turnier für die FAZ und den Züricher Tages-Anzeiger verfolgen. Vorberichte werden morgen in beiden Zeitungen erscheinen. Möglich, dass die Online-Ausgaben die Texte vorher bringen. Auf wen sollte man, abgesehen von Tiger Woods, achten? Auf Paul Casey und Henrik Stenson auf jeden Fall. Martin Kaymer hat zwar theoretisch viel zu bieten, um den schweren Platz in den Griff zu kriegen (an den ich mich noch gut anlässlich zweier vor ein paar Jahren selbst gespielter Runden erinnern kann). Aber man wird bei dem 24 Jahre alten Golfer noch immer nicht das Gefühl los, dass er mit zuviel Respekt an die Sache geht und sich aus der Perspektive an die schweren Plätze nähert, dass er dort ganz viel lernen will. Während Lernbereitschaft sicher eine schätzenswerte Tugend ist, zeigt sie sich im direkten Kampf gegen die Besten der Welt eher als hinderlich. Die Jungs mögen noch so zurückhaltend wirken. Sie haben alle keine Scheu. Vor nichts und niemandem.
Nachtrag: Die beiden angesprochenen Beiträge kann man inzwischen online lesen. Hier und hier.
16. Juni 2009
Coyote-Konkurs: Balsillie bekommt nur einen Kaktus
Blaue Augen oder nur blauäugig?
Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: Ja, das kommt vor. Man versteht den Gesprächspartner in einem Interview schon mal falsch. Aber dass ein Reporter das glatte Gegenteil heraushört und schreibt, halte ich für eine Schutzbehauptung des Sportlers. Und zwar vor allem deshalb, weil Jermaine Jones überhaupt nicht bestreitet, etwas anderes gesagt zu haben: Dass Beckham als weißer Fußballer mit seinen Tätowierungen nie auf Probleme in der Öffentlichkeit gestoßen ist. Was soll der Hinweis auf Beckham, wenn nichts anderes als seine eigene These abzustützen? ("Maybe because I don’t have blue eyes and blond hair"). Hätte er das Gegenteil gesagt – sinngemäß: "das hat mit meiner Hautfarbe nichts zu tun, dass ich nicht in der Nationalmannschaft spiele" – wäre Beckham überhaupt nicht zur Sprache gekommen. Worin bestände denn sonst auch die Verknüpfung? Doch wohl nur als Beispiel für die Kontrasterfahrung. Jeder andere Bezug zu Beckham wäre so vermessen, dass der Reporter sicher verwundert nachgefragt hätte. Sinngemäß wohl so: "Sie vergleichen sich mit Beckham? Worin besteht die Parallele?"
Jermaine Jones' Berater haben übrigens noch einen anderen hübschen red herring in ihre eilige Reaktion hineingearbeitet. Angeblich habe der Reporter zugesichert, dass er das Geschriebene noch einmal per E-Mail vorlegt. Das sogenannte Autorisieren von Stellungnahmen und Zitaten von Prominenten ist eine deutsche Krankheit. Die hat sich unter dem Deckmantel eines Generalverdachts eingebürgert, wonach man den Journalisten nicht trauen kann, dass sie ihren Beruf ordentlich machen. Das kennt man in den USA nicht, und so wird auch von niemandem Autorisierung gefordert. Einer der Gründe dafür ist, dass amerikanische Journalisten in einem Umfeld von Schadensersatzklagen arbeiten, die die Verlage ruinieren können. Wer mit solchen Risiken konfrontiert ist, arbeitet konzentrierter, besser, weniger gedankenlos und wägt sehr viel genauer ab. Er fragt auch gerne noch mal nach, um Dinge abzuklären.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jermaine Jones und seine Berater bei der Lektüre einer E-Mail von Times-Reporter Jack Bell den entscheidenden Passus herausgestrichen hätten. Aber vermutlich nur deshalb, weil sie die Explosivkraft einer solcher Stelle erkannt hätten, nicht weil Jones das Gegenteil gesagt hatte.
Autorisierter Journalismus mag ja für die Prominenten ganz schick sein. Aber nicht für die Leser, die gar nicht wissen, wie da im Hintergrund gearbeitet wird und denen wichtige Sachverhalte gar nicht erst mitgeteilt werden. Leute, die nicht zu dem stehen wollen, was sie denken und sagen, sind Heuchler und Manipulateure. Und von denen gibt es immer mehr. Leider.
Blick zurück: Reaktionenen auf die Jones-Ankündigung – mit einem Fehler, der inzwischen auf der Webseite der New York Times getilgt wurde. Bell hatte Jones in seiner Urversion an einer Stelle als James bezeichnet.
15. Juni 2009
Der Klingelbeutel: Tote fahren länger
...ein Blogger, der sich vom Imperium NBC inhalieren lässt, verspricht auch weiterhin Unabhängigkeit und rattenscharfe Infos. Man wird sehen, ob ProFootballTalk das auch wirklich hinbekommt. Denn bekanntlich ist NBC einer der Finanziers der NFL und zeichnet sich hauptsächlich durch eine interessenidentische Cheerleader-Haltung aus (via The Big Lead).
...die Zeitung mit der Nase für das Thema war die New York Times. Unsereins hängt sich da nur dran. Allerdings freut man sich, wenn man mit Nachklappern immer noch vor den anderen Krach schlägt. So früh, dass ich heute morgen auf der Straße in New York dem aus Kalabrien stammende Hausbesitzer von schräg gegenüber von Guiseppe Rossi aus New Jersey erzählen konnte. Rechtzeitig vor dem Spiel Italien gegen USA und rechtzeitig vor dem ersten großen Auftritt dieses jungen Signore Rossi, der nach einem Bericht der FAZ "Weltmeister Italien gegen zehn Amerikaner vor einem Fehlstart beim Confederations Cup bewahrt" hat. Die Mannschaft gewann mit 3:1. Ob die Amerikaner gewonnen hätten, wenn der geborene Amerikaner Rossi für sie gespielt hätte, werden wir nie erfahren. Aber vielleicht gibt es mal irgendwann Computerspiele, mit denen man solche Unwägbarkeiten abwägen kann.
...ein Hinweis in eigener Sache. Der abschließende Bericht zum Meisterschaftserfolg der Los Angeles Lakers ist hier erschienen und steht morgen in der gedruckten Ausgabe der FAZ. Was die Printausgabe nicht bieten kann, sind Kommentare unter den Artikeln. Ich möchte aus gegebenem Anlass aber mal auch auf den Kommentar unter diesem Artikel hinweisen. Sehr lesenswert, weil voller guter Informationen. Davon wünscht man sich als Autor noch sehr viel mehr.
An der Strippe
Überraschend hohe Quoten beim Stanley Cup
Was braucht man aber, um vo viele Fernsehkonsumenten auf Dauer neugierig zu machen? Vor allem braucht man Mannschaften aus Städten, in denen die Eishockeybegeisterung virulent ist. Dann braucht man Mannschaften mit Köpfen und Können und Identifikationsschnittlinien, die den peripheren Sportkunden neugierig machen. Obendrauf ein Sahnehäubchen aus Tradition, und schon kommt ein attraktives Produkt dabei heraus. Diese Mischung kann man nicht backen. Aber man kann auf sie zusteuern, wenn man eine Liga mit zuviel totem Holz durchharkt und exakt auf jene Märkte herunterfährt, in denen das eigentliche Potenzial schlummert. Die NHL käme auch mit 15 US-Clubs bestens zurecht.
14. Juni 2009
Kobe hat's geschafft
Dreist, gemein, brutal
Die New York Times hat den Namen noch nicht richtig drauf.
"Sie sind nicht allein, wenn Sie noch etwas über James [sic!], einen Mittelfeldspieler von Schalke 04 in der Bundesliga gehört haben."
Immerhin Englisch kann er, meint das Blatt aus bester Quelle zu wissen. “'Ich verstehe es, aber ich kann es nicht gut sprechen'", sagte Jones über die Sprache seines Vaters, "ehe er ziemlich gut in passablem Englisch sprach."
Soccer by Ives vermutet Gerangel um einen Stammplatz: "Die am besten besetzte Position in der amerikanischen Nationalmannschaft wird demnächst noch besser besetzt sein."
"Ein dreister defensiver Mittelfeldspieler mit einer unglaublichen Athletik und einer hinlänglich bekannten gemeinen Ader."
Major League Soccer Talk liefert eine Einschätzung des Leistungsvermögens: "Abgesehen von den Pluspunkten von Jones inklusive der Tatsache, dass er Stammspieler in einem europäischen Spitzenclub ist, ist er ein Fall für den Psychologen. Anders als Jose Torres, der andere jüngste Konvertit, verfügt er über keine besonders guten technischen Fähigkeiten und ist ein wenig der brutale Typ, der gut in die Bundesliga passt, aber ein Problem im Kampf mit lateinamerikanischem Flair haben könnte."
Vielleicht wäre es an der Zeit, mal von Herrn Wieland vom Königsblog die Sache genauer erklärt zu bekommen.
Kein bisschen Mitleid
Ein Mann, ein Ball, ein Ziel, ein Video mit Symbolkraft: Dirk Nowitzki trainiert und trainiert und trainiert....
Ziemlich alleine ist auch die kleine Frau, die die Polizei in seinem Haus festgenommen hat. Sie sitzt in Untersuchungshaft, weil ihr das Geld für die Kaution fehlt. Wenn man etwas länger nachdenkt, stößt man zumindest auf einige ungelöste Fragen: Nachwievor gibt es keine Nachrichten, wonach Dirk Nowitzki von der Dame auf gesetzwidrige Weise geschädigt wurde. Warum hilft aber ein Mensch mit viel Geld nicht einer Frau, mit der er mal ziemlich eng zusammen war (und die Zeitungsberichten zufolge ein Kind von ihm erwartet), wenn die ihm offensichtlich de jure noch nie zu nahe getreten ist? Warum empfindet der Fahnenträger auf einmal so wenig Zuneigung zur Mutter seines ungeborenen Kindes, dass er sie im Knast schmoren lässt? Glaubt er, dass die Haftanstalten in Texas so etwas sind wie Pflegeheime, in denen die Menschen bestens versorgt werden? Oder ist da doch etwas vorgefallen, was ihn zutiefst verletzt hat, woraufhin er – anders als im Steuerhinterziehungsfall Geschwindner (musste ebenfalls in U-Haft, und zwar weil die Finanzbehörden mit Erfolg beim zuständigen Richter wegen Verdunkelungsgefahr antchambrierten) – jede Form von Solidarität sausen ließ?
Wie so oft werden solche Fragen gar nicht erst aufgeworfen, wenn in den Medien die Güterabwägung vorgenommen wird. Denn zunächst gilt mal die Unschuldsvermutung auch gegenüber einem Menschen, der selbst gar nicht in die Mühlen der Justiz geraten ist. "Nicht berichten" und "Nicht nachhaken" kann man auf unterschiedliche Weise. Die bislang geschickteste Methode in diesem Zusammenhang kann man dieser Geschichte in der Würzburger Mainpost finden. Da werden den Lesern all jene süffisanten Informationen geliefert, nach denen sie gieren, aber gleichzeitig mit einer saftigen Medienschelte drapiert. Honi soit qui mal y pense. "Scheinbar seriöse Blätter der Republik" hätten im Privatleben des Sohnes der Stadt herumgestochert, heißt es da ohne einen Anflug von Ironie und ohne einen Hinweis darauf, dass der besagte Sohn der Stadt der Öffentlichkeit eine Antwort schuldet. Zumindest auf die eingangs aufgeworfene Frage: Warum, Herr Nowitzki, lassen sie die mutmaßliche Mutter ihres Kindes in einer Zelle in Texas sitzen, während Sie in den Indischen Ozean in die Ferien fliegen? Die Antwort des Vaters reicht nicht.
13. Juni 2009
Der Klingelbeutel: Von Manchester über Paris nach Madrid
Nachtrag: Guter Spruch zum Thema vom twitternden Oliver Fritsch: "Warum knutscht Ronaldo eigentlich mit der Hilton rum? Kann der sich keinen richtigen Mann nehmen?"
... Michael Vicks Zukunft in Atlanta ist offiziell zu Ende. Die Falcons haben versucht, den Quarterback an ein anderes NFL-Team abzugeben. Die Tauschambitionen führten ins Nichts. Jetzt wurde er aus seinen Vertragsverpflichtungen entlassen. Theoretisch könnte er bereits in der nächsten Saison als Free Agent irgendwo unterkommen.
...Nicht alle Leute, die man extra anheuert, um sich zuhause etwas sicherer zu fühlen, sind wirklich koscher. Basketballprofi Tony Parker (San Antonio Spurs) weiß von einem solchen Fall zu berichten. Ein Teil seines Privateigentums wurde von einem Angestellten auf Craigslist angeboten. Die Geschichte hat eine hübsche Pointe, die zeigt, dass Verbrecher auch im Zeitalter des Internet noch nicht viel schlauer geworden sind. Der mutmaßliche Täter bot ein Trikot von Tony Parker für 500 Dollar an, dass nach Schätzungen der Polizei um die 20.000 Dollar wert sein dürfte.
...Die Aktion von NASCAR-Fahrer Kyle Busch, der vor einer Woche nach dem Sieg in Nashville im Stil von Pete Townshend anno 1966 auf spektakuläre Weise die Gitarre zertrümmerte, die ihm als Ehrenpreis überreicht wurde, klingt noch nach. Busch sieht keinen Grund, sich für die radikale Tat zu entschuldigen (das spricht für ihn). Und sein Spruch über die Qualität der Arbeit des Gitarrenherstellers Gibson ist geradezu grandios: "Das Auseinanderbrechen verlief nicht ganz nach Plan. Gibson macht verdammt solide Gitarren." Das kann ich übrigens bestätigen. Von einem Besuch in der Fabrik vor ein paar Jahren in Memphis, wo wir zwar keine Zerstörungswut an den Objekten auslassen durften, aber sehen konnten, in welchem Zustand sich reparaturbedürftige Instrumente befinden: meistens in einem noch ziemlich brauchbaren. Noch mehr off topic: Im gleichen Haus sitzt Rock N Soul Museum. Das ist anders als die Manufaktur wirklich einen Besuch wert.
Altmetall von besonderem Wert
Gefäße aus Silber mit und ohne Deckel, mal bauchig, mal gertenschlank, die sich gut in Glasvitrinen machen, sind so etwas wie die mysteriösen Legate an uns aus jener Zeit, als sich Mannschaftsportarten formierten und Leute Regeln in praktische Handhabungen auf den Sportplätzen umgossen. Man könnte auch sagen: Lang ist's her. Aber immer mal wieder wird man durch schnell hingeworfene Aussagen wie "die älteste Mannschafts-Trophäe der Welt" daran erinnert, das sie noch mit uns sind – die "Trophäen" von einst. Wobei die Schüssel von Lord Stanley womöglich dieses Etikett gar nicht verdient hat. Nicht nur, weil die Übersetzung des Wortes trophy extrem daneben geht. Ein Umstand, an den wir dank Wikipedia erinnert werden: Demnach versteht man im deutschen Sprachgebrauch unter "Trophäe" zumindest seit 1905 Dinge wie im "Kampf eroberte Fahnen, Standarten und Geschütze, auch Zusammenstellungen von Waffen" und feindliche Besitztümer aller Art, natürlich auch Geweihe und Schrumpfköpfe. Pokale im Sport sind nicht darunter. Und abgesehen davon: Der Stanley Cup gehört jeweils ein Jahr lang dem Gewinner der NHL-Playoffs. Dann muss er ihn wieder herausrücken.
Das Problem mit dem Superlativ "älteste" wäre allerdings noch etwas größer. Denn so gab es ab 1872 zumindest den FA Cup, der 1895 aus dem Schaufenster eines Schuhgeschäftes in Birmingham gestohlen wurde und auf immer verschwand und mit einem Nachfolgeexemplar ersetzt wurde. FA steht übrigens für Football Association und demnach für eine Mannschaftssportart. Man darf annehmen, dass Lord Stanley die Idee für die Schüssel für die Eishockeyspieler in der Kolonie Kanada aus dem Mutterland kopiert hat.
Jetzt könnte natürlich jemand argumentieren und sagen: Weil der Pokal von Lord Stanley (verlängert um einen massiven Sockel) noch existiert und keiner weiß, wo der alte FA Cup abgeblieben ist (vielleicht wurde er sogar eingeschmolzen), ist er älter. Aber das ist natürlich ein Scheineinwand. Denn die Information darüber wie alt ein Pokal ist, ist ziemlich unerheblich im Vergleich dazu, wie alt der Wettbewerb ist, in dessen Rahmen er ausgespielt wird. Also zum Beispiel wie beim America's Cup, dem von vielen Rechtshändeln bestimmten Segelwettbewerb. Dessen Pokal stammt aus dem Jahr 1851 und ist damit die "oldest active trophy in international sport". Ich überlasse es mal anderen, diese Sprachkonstruktion vernünftigt zu übersetzen. Genauso wie ich mir eine Entscheidung darüber spare, ob das Segeln mit mehr als zehn Mann an Bord, die alle perfekt aufeinander abgestimmt synchron arbeiten müssen, wenn sie gewinnen wollen, eine Einzelsportart oder eine Mannschaftssportart ist.
Übrigens ist die NHL und ihr System, den Meister zu ermitteln, nicht so alt wie der Cup. Die Liga ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts und hat den Pott in den zwanziger Jahren einfach ursupiert und kam damit auch juristisch durch, als man 1947 den Umgang mit dem Ding in ein rechtsverbindliches Papier goss.
Penguins holen den Pott
Beobachtung am Rande: Warum Commissioner Bettman den Cup überreicht, ist mir ein Rätsel. Der ist einen halben Kopf kleiner als der auf einem Tisch aufgebaute Pott. Das sieht immer so aus, als sei er im falschen Film.
11. Juni 2009
Wie einst im Juni 2006
Nachtrag: Orlando verliert zum zweiten Mal in dieser Serie nach Verlängerung, nachdem die Mannschaft zum zweiten Mal hervorragende Chancen besaß, das Spiel im Rahmen der regulären Spielzeit zu gewinnen. Da kommt eine besondere Form von fehlendem Können zum Tragen. Ein Problem der Magic: Center Dwight Howard ist ein grottenschlechter Freiwurfschütze, steht aber ganz oft an der Linie, weil er oft gefoult wird. Der Zwischenstand von 1:3 wirkt wie ein Nagel im Sarg. Wie soll diese Mannschaft drei Begegnungen in Folge für sich entscheiden? Und das müsste sie nun hinbekommen. Ja, ganz knapp daneben ist auch vorbei.
Fazit: Die Serie läuft nicht so ab wie im Jahr 2006. Orlando ist nicht so stark besetzt wie es damals Miami war.