30. Juni 2007

NBA: Das Feilschen und Pokern beginnt

Der alljährliche Draft-Abend in der NBA ist ein konsumierbares Fernsehereignis, bei dem - in der ersten Runde - der Herr Commissioner persönlich alle paar Minuten aus einem Raum hinter der Kulisse durch ein Tor und an ein Mikrophon tritt und die Entscheidung des Clubs verkündet. Er liest vom Blatt ab und schaut mindestens dreimal genau hin: Wenn er sagen muss, um welchen Pick es sich handelt, wenn er den Namen des Clubs nennt und wenn er den Namen des Spielers verlautbart. Das ist spätestens ab Pick Nummer 10 nicht mehr sonderlich spannend, besitzt aber eine formaltheatralische Konsequenz. Und wir alle sind Zeugen.

Ab heute nacht läuft das komplette Gegenstück ab. 130 Spieler (also etwa ein Viertel von allen) werden in diesem Augenblick auf einen Schlag und offiziell vertragsfrei und können mit jedem Club verhandeln, der ihnen ein Angebot macht. Das läuft ohne Commissioner, ohne Bühne und ohne Kameras ab. Man muss sich das mehr so vorstellen wie in einem Bienenstock. Viel Gesumme, viel Flügelschlag, aber alles im Dunkeln. Und jeder hofft, dass am Ende Honig dabei herauskommt.

Mal abgesehen davon, dass sich zu diesem Zeitpunkt keine Spekulation darüber lohnt, wie das Geschiebe und Geschacher ausgehen wird - soviel steht fest: Der Effekt der Free-Agent-Transaktionen ist größer als der der Verpflichtung von hoch eingeschätzten Nachwuchsspielern. Mit anderen Worten: Die Draft-Show ist im Prinzip mehr Augenauswischerei als alles andere. Eine Art von Theater, das den publizistischen und kommerziellen Stellenwert einer Sportinstitution wie der NBA dokumentiert und darin mit dem All-Star-Weekend zu vergleichen wäre. Der größte Unterschied: Die All-Star-Veranstaltungen wandern durchs Land. Die Draft hat einen festen Standort: New York. Madison Square Garden. Mit dem lauten New Yorker Publikum, das sich gelegentlich unmissverständlich zu Wort meldet (diesmal als der Trade mit Portland bekannt wurde, der Zach Randolph zu den Knicks bringt und Steve Francis an die Westküste expediert).

Wer einen Überblick über die Free-Agent-Situation gewinnen möchte, dem sei dieser Artikel in der New York Times empfohlen, in dem die vertragslosen Gesellen etwas abschätzig als pawns (die Bauern im Schachspiel) charakterisiert werden. Die Analogie ist schief. Bauern haben wirklich kein Mitspracherecht bei der Wahl ihrer Einsatzzone. Und die wenigsten schaffen es bis zur Grundlinie und zu einer Umwandlung in einen Offizier. Free Agents haben Wahlmöglichkeiten (längere Verträge/kürzere Verträge, Meisterschaftsaspiranten/Aufbauprojekte). Und vor allem können sie sich ihre Agenten und Berater vorher aussuchen. Das heißt: Sie stehen nicht einfach nur so dumm da.

Aber es ist schon klar, was Times-Mann Howard Beck sagen will: Am Ende sind die meisten Spieler einfach nur Gestaltungsmasse in den Plänen irgendwelcher Manager und Trainer. Und da sich die nicht in ihre Karten schauen lassen, entwickeln die Profis (und die Öffentlichkeit) das Gefühl, dass da immer mehr an geheimnisvollen Machenschaften im Spiel ist, als tatsächlich der Fall sein dürfte.

Über den interessantesten Freien haben wir neulich schon gesprochen. Chauncey Billups kann ganze Kaskaden an neuen Trades auslösen - je nachdem, wo er landet. (Dallas wäre gut beraten, ihn zu holen). Rashard Lewis von den Seattle SuperSonics braucht man das nicht zuzutrauen. Landet er bei den Lakers (als Friedensangebot an Kobe Bryant, weil sie Kevin Garnett nicht bekommen) oder bei den Miami Heat, wo man nachrüsten muss, um im Osten mithalten zu können, dürfte das keine großen Wellen schlagen.

29. Juni 2007

Fazekas ein Bringer? Die Rechenkünstler sagen ja

Nachdem die NBA-Saison vorbei war, gab es eigentlich keinen Grund mehr, sich bei den Statistikern von Wages of Win zu tummeln. Schon gar nicht, wenn man mit Mathematik so wenig anfangen kann. Die Zahlenmeister hatten ihre Schuldigkeit getan und zum Beispiel den Fall Iverson und den Aufschwung bei den Philadelphia 76ers ohne ihn vorab hinreichend gut vorausgesehen. Doch David Berri und seine Gastautoren haben nicht aufgehört, zu rechnen und zu schreiben. Und so finden wir dieser Tage auf WoW eine hübsche Aufstellung auf der Basis der Rechenformel des sogenannten Win Score bezogen auf die Draft-Aspiranten. Zusammengestellt wurde sie übrigens vor dem letzten Donnerstag. Umso reizvoller ist es, sie am Freitagabend zu studieren, einen Tag nachdem sich die Clubs entschieden haben. Denn tatsächlich bietet die Übersicht einen Knaller: Sie bewertet Nick Fazekas von der University of Nevada als den Spieler mit dem besten Win-Score-Wert - und zwar mit Abstand. An welcher Stelle wurde Fazekas gepickt? Als 34. in der zweiten Runde. Von wem wurde er gepickt? Von den Dallas Mavericks, die vorher keine Picks hatten und vermutlich froh waren, dass sie sich so spät noch ein solchen Spieler angeln konnten. Ein anderer Spieler, der aufgrund seinem Rang in der Statistik als regelrechter Gewinn eingestuft werden muss, ist Stephane Lasme aus Gabun von der University of Massachusetts, der mit dem 46. Pick von den Golden State Warriors genommen wurde. Wages of Win ist keine total sichere Einschätzungsgrundlage, aber eine überdurchschnittlich gute. Hier wurde bereits das Talent von Leuten wie Josh Howard und Carlos Boozer erkannt, ehe der Rest der Basketballwelt richtig hingeschaut hat.
Foto: flickr/creativecommons/mrjerz

Ende, Aus, Amen: NFL macht Schluss mit lustig

Vollzugsmeldung: Die NFL hat heute offiziell den Stecker aus ihrem Europa-Ableger gezogen. Man hatte es allerorten bereits geahnt.

Späte Revanche nach Playoff-Niederlage: Mavericks-Besitzer verklagt Ex-Trainer

Wäre da nicht der Nowitzki-Aufhänger würden wir uns eher selten mit Mark Cuban beschäftigen. Der Mann ist selbstdarstellungstechnisch ziemlich eindimensional unterwegs. Aber diese Geschichte wäre trotzdem eine Meldung wert. Denn so etwas gab es in der NBA noch nie: Cuban, Eigentümer der Dallas Mavericks, hat seinen ehemaligen Trainer Don Nelson verklagt, weil der seinen Sieg über sein altes Team in der ersten Playoff-Runde mit Hilfe von Betriebsgeheimnissen zustande gebracht habe. Diese Information hat Nelsons Anwalt ausgeplaudert, der schon seit einer Weile dem derzeitigen Coach der Golden State Warriors dabei hilft, einen finanziellen Anspruch von 6,5 Millionen Dollar in ausstehenden Gehaltszahlungen gegen Cuban durchzudrücken. Nelson, früher mal in Doppelfunktion als Trainer und Manager in Dallas tätig, hatte zuletzt nur noch eine Rolle als Berater. Pikanter Nebenaspekt: sein Sohn ist (immer noch) für den Basketballbetrieb bei den Mavericks verantwortlich.

Es gibt in den USA viele seltsame Rechtsstreitigkeiten. Aber nicht alle werden am Ende auch verhandelt. Richter haben die Befugnis, jedweden baren Unsinn von vornherein abzulehnen. Diese Geschichte hat jedoch abseits aller vordergründiger Absurdität (was ist ein Betriebsgeheimnis in einem Sportclub? Die Doping-Dosis für die Teammitglieder?) den Hauch eines Musterprozesses, der für den ständig wachsenden Sportkommerz und seine Vertragsrealität von Belang sein könnte. Dass Cuban mit seinem Prozess durchkommt, ist unwahrscheinlich. Die Gegenattacke dürfte eher ein Versuch sein, vor einem Schiedsgericht einen Verhandlungsstand zu erreichen, der ihm ermöglicht, Nelson weniger Geld hinterherzuwerfen (via deadspin und Uwe Blog).
Blick zurück: Nellies Welt ist voller Wendungen
Blick zurück: Playoff-Betrachtungen
Blick zurück: Nelson wechselt zu Golden State

RoboCup: Die Zukunft des Fußballs


Unbestätigten Gerüchten zufolge wird der neue Trainer von VfL Wolfsburg mit einer Delegation von Schweißrobotern aus dem Volkswagen-Werk am Wochenende in Atlanta erwartet, um sich mit Blick auf die neue Bundesligasaison inspirieren zu lassen. In der Olympiastadt von 1996 findet nämlich in der kommenden Woche der RoboCup statt, zu dem 300 Teams aus mehr als 30 Ländern erwartet werden. Also eine Art Weltmeisterschaft oder so etwas. Wer weiß? Vielleicht kann man dort tatsächlich bereits das eine oder andere Talent erspähen, das sich als Verstärkung für die Mannschaft aufdrängt. Roboter haben viele Vorzüge. Unter anderem geben sie keine Widerworte (via The Offside)

Raubtiere im Streichelzoo

Was wäre im Eishockey das Gegenstück zu einem Spielball? Ein Spielpuck? Oder ist es so etwas wie die Nashville Predators, die ihrem Namen (Raubtier/Räuber) überhaupt keine Ehre machen. Sie werden - am grünen Tisch und in den Köpfen reicher Männer - hin- und hergeschoben, als wären sie kleine flauschige Wesen im Streichelzoo, die sich nicht wehren können. Nachdem sich die Anhänger des Sports zwischen Toronto und Buffalo bereits den Mund wässrig geträumt hatten, weil ein wohlhabender Kanadier den Club kaufen und nach Hamilton verpflanzen wollte, ist nun ein neuer Jäger im Gespräch. Der würde weniger bezahlen, bekäme aber sicher die Zustimmung der anderen Clubbesitzer in der National Hockey League zum gewünschten Umzug, denn mit dem ging die Reise vorausichtlich nach Kansas City. Dort steht eine nagelneue Arena leer herum. Und es gibt keine NHL-Konkurrenz. Das nächste Team sitzt in St. Louis wo man sich sich über die Lokalrivalität sogar noch freuen würde. Die St. Louis Blues machen ihrem Namen zur Zeit alle Ehre und können Motivation gut gebrauchen. Nniemand redet darüber, dass die Predators noch einen Vertrag in Nashville haben, aus dem sie gar nicht so einfach herauskönnen. Aber dabei geht es vermutlich um Peanuts (im Vergleich zu den Millionen, die der egegnwärtige Eigentümer in den letzten Jahren verloren hat).
Blick zurück: Vorsicht vor der Verwendung des Wortes "Clown"

28. Juni 2007

NBA-Draft: Bastelstunde für Visionäre und blinde Angler

Ray Allen von Seattle nach Boston (Verblüffung bei allen, denn einen solchen Deal hatte keiner in dem allgemeinen Kobe Bryant/Kevin Garnett-Getöse auf dem Zettel), Zach Randolph von Portland zu den New York Knicks (Begeisterung bei den Fans im Madison Square Garden, weil damit der ungeliebte Steve Francis endlich aus der Stadt verschwindet). Joakim Noah zu den Chicago Bulls, die sich aus allen Tauschgeschäften herausgehalten haben. Da sollten die Los Angeles Lakers auch irgendwie zu Potte kommen, oder? Nicht heute abend.

Der lange Chinese Yi Jianlian geht an Nummer sechs weg und landet in Milwaukee weitab vom Schuss (sehr zum Leidwesen seiner chinesischen Entourage, die wahrscheinlich gar nicht weiß, wo diese sportlich unbedeutende Stadt eigentlich liegt). Don Nelson holt den Italiener Marco Belinelli (echte 21 Jahre alt) aus Bologna zu den Golden State Warriors, weil der wie die schwarze Gang vor Ort von allen Ecken aus schießen kann. Der Vater von Mike Conley jr. gewöhnt sich langsam daran, dass er als Mike Conley sr. mit einer Goldmedaille im Dreisprung bei den Spielen 1992 in Barcelona, nur noch der Vater eines Basketballprofis ist, der bei den Memphis Grizzlies in die NBA einsteigt. Sein Trost: Er ist der Agent seines Sohnes und der von Greg Oden, der als Nummer eins in Portland gelandet ist. Mit anderen Worten: Mike sr., ist der eigentlichge Sieger dieser Draft. Ach ja. Und die Los Angeles Lakers, die mit einem unmotivierten Kobe Bryant geschlagen sind, kamen keinen Schritt voran. Aber das sagten wir schon.

Die Philadelphia 76ers, die drei Erst-Runden-Picks hatten, fanden für dieses Bündel keinen Interessenten. Komisch eigentlich, angesichts des Umstands, dass weder die Denver Nuggets noch die Toronto Raptors noch die Indiana Pacers einen Pick hatten. Dafür zogen sie an 30 einen Finnen. Gut für ihn. Denn damit hat er einen Drei-Jahres-Vertrag sicher und wurde Minuten später nach Portland geschickt - für einen Erst-Runden-Pick in der Zukunft und Bargeld. Und die Los Angeles Lakers...

Das größte Talent des Abends - Kevin Durant - ging übrigens nach Seattle, wo man noch immer keinen Coach gefunden hat. Die Namen, die derzeit zirkulieren, klingen wie ein Witz. Aber vielleicht zucken die besseren Aspiranten mit den Achseln angesichts der Aussicht eines Umzugs der Mannschaft in die tiefe Provinz. Detlef Schrempfs Vertrag mit dem Club als Assistenztrainer läuft am kommenden Samstag aus: "Ich habe keine Ahnung, mit wem sie reden", meinte er vor ein paar Tagen am Rande seines Promi-Golf-Turniers, mit dem er jedes Jahr Geld für karitative Zwecke sammelt. "Keiner weiß etwas. Das ist alles geheim." Wenige Tage vorher hatte er sich ungewohnt offen und kritisch über seinen Arbeitgeber geäußert: "Das war aus meiner Sicht eine schlecht gemanagte Organisation und war am Ende beschämend für jeden." Wenn sich nichts ändert, habe er kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit.

Ach so. Und Mitch Kupchak sah fast magenkrank aus, als er von ESPN interviewt wurde. Ob das an Kobe Bryant liegt?

Was man alles lernt, wenn man lange genug beim HSV auf der Bank sitzt

Angeblich trägt sich Benny Feilhaber mit Abwanderungsgedanken. Er ist noch bis 2008 beim HSV unter Vertrag, kann also nicht so einfach weglaufen. Seine Einsatzquote war minimal. Seine Torausbeute: Zero. Jetzt schießt er ein Tor für die USA gegen Mexiko (im Finale des CONCACAF-Gold-Cups) und auf einmal sehen ihn viele mit anderen Augen. Auch Trainer Huub Stevens, der gesagt haben soll: "Schade, dass er so lange weg ist und viel von der Vorbereitung verpasst." Das Tor zeigen wir hier mit spanischem Orginalkommentar:

Und dann wollen wir noch hinzufügen: Vielleicht sollte Feilhaber viel häufiger in der amerikanischen Nationalmannschaft spielen. Da entfaltet er wenigstens Wirkung und Selbstvertrauen und sitzt nicht dauernd auf der Bank. Die Gelegenheiten dazu kommen noch: im Rahmen der Copa America. Obwohl, beim weiteren Nachdenken, fragt man sich: Vielleicht kann man beim HSV auf der Bank sitzend das Toreschießen lernen. Irgendwoher muss er es ja haben...
Blick zurück: Wie sich ein Jung-Profi aus Amerika in der Bundesliga fit hält

Draft-Tag in der NBA: Hochgejazzt und doch so tonlos

Nichts an den Spekulationen rund um die heute anstehende NBA-Draft ist wirklich inspirierend. Außer den Chefs von Portland und Seattle (und vielleicht noch Atlanta) weiß sowieso niemand, welche Szenarien greifen. Und die reden nicht darüber. Ein Grund mehr, sich mit anderen Aspekten der Draft zu beschäftigen, zum Beispiel den Edelsteinen, die manche Manager immer wieder weiter unten ausbuddeln. Aber das ist schwieriger, als wieder und wieder der hochgejazzten Frage nachzuhetzen, wer denn wohl die vermeintlichen Stars pickt. Warum? Dazu muss man sich ausführlicher mit dem weiten Angebot an Nachwuchsspielern beschäftigen, muss Collegemannschaften kennen, die es nicht bis zu den Final Four geschafft haben, und Basketballer aus anderen Ländern. Man muss sich auch ausmalen können, dass das Spiel Fünf gegen Fünf nicht nur von dominanten Figuren geprägt wird, sondern von einer geheimnisvollen Mischung von Talenten, die einander in einem bestimmten taktischen Gefüge ergänzen und sich gegenseitig besser machen. Und da müssten viele, nein, fast alle, eingestehen, dass sie gar nicht genug wissen, um sich auch nur leicht aus dem Fenster zu lehnen. Also gibt es von dieser Stelle aus keinen Piep zum Vor-Draft-Gedöns - nur ein Hinweis auf eine hübsche Geschichte in der New York Times von heute, in der jemand recht kundig die Schieflage in den populären Einschätzungen analysiert. Sein stärkstes Beispiel: Josh Howard, den Don Nelson 2003 nach Dallas holte - mit dem 29. Pick. Vier Jahre später schaffte er es ins All-Star-Team.

Sicherheit geht vor

Du willst ein NFL-Spiel besuchen? Dann musst du dich darauf gefasst machen, dass man dich fast so intensiv abtastet wie auf dem Flughafen beim Einchecken. Du willst dagegen protestieren und dich dabei auf die amerikanische Verfassung berufen, die der Staatsmacht "unbegründete Durchsuchungen und Beschlagnahmen" untersagt? Dann musst du dich darauf gefasst machen, dass die Richter kein Problem damit haben. Erstens, weil es sich bei den Sicherheitsmaßnahmen der National Football League um keinen Polizeieinsatz handelt, sondern um eine privat organisierte Veranstaltung mit Hausrechtbefugnissen. Und zweitens, weil du mit dem Kauf einer Eintrittskarte und dem Gang in Stadion, rein rechtlich gesehen, der Sicherheitskontrolle zugestimmt hast (auch wenn du in dem Augenblick der Abtasterei Einspruch erhebst). Das wurde einem Lehrer in Florida inzwischen bereits zum zweiten Mal - nämlich in zweiter Instanz - erklärt. Aber es kann sein, dass er weiterkämpft. Die Chancen, dass sich der Supreme Court in Washington der Sache annimmt, stehen allerdings schlecht. Der mischt sich gewöhnlich nur ein, wenn die örtlichen unteren Instanzen eine Streitfrage unterschiedlich auslegen. Das war bisher offensichtlich nicht der Fall.

27. Juni 2007

Beckham spielt mit Bush (dem Running Back)


Man nehme: drei Streifen, zwei Typen und eine lahme Idee und begebe sich in ein kleines Stadion, um dort stundenlang diese lahme Idee mit den zwei Typen auf Video zu bannen, um damit Reklame für die drei Streifen zu machen. Es ist eher ein Armutszeugnis für die geistige Frische der Kreativen in Herzogenaurach geworden, die sich nichts Besseres ausmalen konnten, als Reggie Bush (Running Back der New Orleans Saints) und den Neu-Amerikaner David Beckham mit Fußbällen und Football-Eiern herumhantieren zu lassen, um sich bei der Gelegenheit gegenseitig zu bestätigen, dass sie nicht genug vom Gewerbe des anderen verstehen und auch nicht tauschen würden. Beckham braucht beim besten Willen keine Einführung mehr in den USA. Er ist bekannt. Und Reggie Bush, der demnächst ins Trainingslager für seine zweite Saison einziehen wird, hat bislang noch nicht den Rang eines Spitzenspielers erreicht. Er gehört noch in die Abteilung "Talent mit Potenzial". Wobei man allerdings sagen muss: So gesehen ähneln sich die beiden schon sehr. Beckham hat schießlich auch nie mehr symbolisiert als Potenzial. In entscheidenden Momenten kam davon nicht viel zum Vorschein (via withleather)

26. Juni 2007

Fußball ohne Füße ist wie Denken ohne Hirn

c
Es gibt Möglichkeiten, die lange Sommerpause zu überbrücken. Zum Beispiel auf diese Art und Weise wie diese Burschen in England. Oder auf diese Weise: Man schickt gleich zwei unterschiedliche Automarken ins Rennen.

Oder auch so: Das Video wurde bei YouTube leider nicht zum Embed freigegeben. Nachtrag: die Info ist korrigiert.

25. Juni 2007

NBA: Nimm doch Billups

Der erste Dominostein, der Bewegung in die NBA-Landschaft bringen kann, liegt auf dem Tisch: Chauncey Billups von den Detroit Pistons hat verbindlich erklärt, dass er alle Möglichkeiten austesten will, die ihm der Status eines Free Agents bietet. Wer ihn haben will, muss den Pistons keine(n) Spieler im Austausch geben, sondern bereit sein, viel Geld auszugeben. Man muss nicht lange überlegen, wer für solche Offerten in Frage kommt: die Kellerkinder, die sich viel Salary-Cap-Manövriermasse geschaffen haben, und die Dallas Mavericks. Mit Billups an Bord entstünde in Dallas Gestaltungsspielraum für gute Tauschgeschäfte, bei denen man solche Figuren wie Jason Terry und Erick Dampier (und deren viel zu hoch dotierten Verträge) los werden könnte. Zusammen mit einem Draftplatz wäre das bereits ein attraktives Paket für die Minnesota Timberwolves, die zusehen werden, dass sie für Kevin Garnett einen respektablen Gegenwert bekommen (vielleicht über einen Dreieckstausch mit den Boston Celtics). Billups ist 30 Jahre alt, war vor seiner Zeit in Detroit viel unterwegs (Celtics, Denver, Orlando und Minnesota), war der MVP der Finalserie 2004, als die Pistons den Titel gewannen. Die ersten Meldungen klingen so, als ob er am liebsten in Michigan bleiben würde. Aber weshalb das für ihn sportlichen Sinn machen soll, wird nicht gesagt. Detroit befindet sich auf dem absteigenden Ast.

Marion Jones ist pleite

Marion Jones hat einst als alles überragende Figur der amerikanischen Leichtathletik sehr viel Geld verdient. Inzwischen ist sie offensichtlich pleite, während sie gleichzeitig einigen Leuten noch immer erhebliche Beträge schuldet. Nach Recherchen der Los Angeles Times hat die 31-jährige im Rahmen eines anhängigen Zivilgerichtsverfahrens erklärt, dass die Gesamtsumme ihrer flüssigen Mittel bei unter 2000 Dollar liegt. Im letzten Jahr nahm ihr danach sogar die Bank ihre Villa in Chapel Hill/North Carolina ab, nachdem sie die Hypothekenzahlungen schuldig geblieben war. Sie musste angeblich zwei weitere Häuser in North Carolina verkaufen, um ausstehende Rechnungen zu bezahlen und verlegt sich seitdem aufs Beten, wie sie dem Anwalt der Gegenseite im Streit mit Ex-Trainer Dan Pfaff um ausstehende Honorarzahlungen vonmehr als 200 000 Dollar erklärte. Der wollte herausfinden, wo denn die Millionen geblieben seien, die sie in den Jahren zuvor verdient hatte. “Das wüsste ich auch gerne”, sagte sie. “Rechnungen. Anwälte. Eine Menge unterschiedliche Dinge, um den Lebensstil aufrecht zu erhalten.”

Jones lebt inzwischen in Austin mit ihrem zweiten Ehemann, dem Sprinter Obadele Thompson aus Barbados, der in Sydney über 100 Meter die Bronzemedaille gewonnen hatte. Ob sie ihre sportliche Karriere fortsetzen wird, ist nicht bekannt.
Blick zurück: Jones ist verschwiegen

Montoya gewinnt sein erstes Rennen von Bedeutung

Wir haben zu vermelden: Juan Pablo Montoya, Kolumbiens Antwort auf Dale Earnhardt sr., hat am Sonntag sein erstes Rennen um den Nextel-Cup gewonnen. Es wurde in Sonoma/Kalifornien auf einer Strecke ausgetragen, die gewisse Ähnlichkeiten mit einer Formel-1-Piste besitzt. Das war jedoch nicht der entscheidende Faktor. NASCAR-Fahrer, die sonst meistens auf Ovals fahren, haben durchaus mehr drauf, als nur links herum brettern. Montoya gewann mit seinem Dodge, weil er die skeptischen Sprit-Kalkulationen seiner Crew nicht eintrafen. Er hatte am Ende mehr Sprit im Tank als gedacht und musst nicht mehr an die Boxen beziehungsweise kam im Ziel an, während einigen Rivalen um die Spitze der Saft ausging. Die Leistung von Montoya, war trotzdem bemerkenswert, weil er kein konservatives Rennen fuhr, sondern kontiniuerlich attackierte und sich dabei durchaus auch mal verbremste. NASCAR-Teams benutzen drei verschiedene Chassis im Laufe einer Saison - neben dem für die Mehr-Kurven-Strecke sind es eins für die kleinen Ovale und eins für die High-Speed-Pisten. Mit anderen Worten: Der Sieg bedeutet erstmal noch gar nichts in der Karriere der Nummer 42. Einmal ist keinmal.

Arbeitsplatz Umkleidekabine: Weibliche Reporter kämpfen mit Vorurteilen

Es gibt eine sehr sinnvolle Regelung im amerikanischen Sportalltag, die den Medienmitarbeitern ermöglicht, sich selbständig und ohne das Szenario irgenwelcher lahmer Pressekonferenzen die Stellungnahmen von Sportlern abzuholen: der Zugang zur Umkleidekabine. In manchen Mannschaftssportarten darf man während eines festgelegten Zeitfensters sogar vor der Match hinein (NBA), in jedem Fall hat man hinterher Zutritt - auch bei den Clubs von Major League Soccer. Diese traditionelle Ausweitung des Arbeitsrahmens für Journalisten hat zwar in der Vergangenheit schon mal zu Zwischenfällen geführt, als weibliche Reporter den Beruf ergriffen und von nackten oder halbnackten Macho-Typen dumm angemacht wurden (der berühmteste Fall wurde der von Lisa Olson, die heute bei der Daily News in New York arbeitet), aber seit den frühen neunziger Jahren schien sich das Thema erledigt zu haben. Nun haben wir einen neuen Fall, ausgelöst von einem chilenischen Fußballer in der Mannschaft der Los Angeles Galaxy, der eine Journalistin mit aller Kraft aus der Umkleidekabine scheuchen wollte. So als hätten Andrea Canales und ihre Kolleginnen nicht das gleiche Recht auf Informatuonsbeschaffung wie die männlichen Berichterstatter. Die Sache wird sicher noch ein größeres Echo auslösen. Mal schauen wie David Beckham demnächst auf solche Verhältnisse reagiert, wenn er aus der Dusche kommt. Übrigens: Lothar Matthäus hat das damals sehr cool genommen, obwohl er sich sichtlich nicht wohl fühlte - nicht wegen irgendwelcher Frauen, sondern wegen des Andrangs.

Gijon 1982: Erinnerungen an eine Packelei

Ein sehr empfehlenswerter Text von Christian Eichler heute bei faz.net aus Anlass des 25jährigen Jahrestages eines Fußballspiels, an das ich mich leider noch immer sehr gut erinnern kann: Deutschland gegen Österreich bei der WM 1982 in Gijon. Beide Mannschaften hätten damals wegen Unsportlichkeit aus dem Turnier geworfen werden müssen. Ich frage mich immer, wie die Österreicher dieses Ekelspiel verarbeitet haben, das sie in die Zwischenrunde brachte, wo sie in ihrer Dreiergruppe noch ein Unentschieden (gegen Nordirland) auf die Beine stellten, aber mehr auch nicht. Zwar gibt es Andeutungen in diesem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, was den Wissensstand der Spieler auf dem Rasen angeht (mit solchen kleinen Schnitzern wie: "Es war jenes Spiel, in dem angeblich 21 Fußballer Bescheid wussten, und der 22. war Walter Schachner." Damals wurden auf deutscher Seite in der zweiten Halbzeit noch Matthäus und Fischer eingewechselt.) Aber ansonsten schwebt eine Wolke über der Sache. Noch vier Jahre vorher hatten die Österreicher den 3:2-Sieg von Cordoba als historische Großtat gefeiert, bei dem ein halbes Jahrhundert an Minderwertigkeitskomplexen und nationaler Schmach abgearbeitet wurden. Wunderbar, diese Parodie:

Dass man heute noch so tut, als sei diese merkwürdige Bereitschaft zur Niederlage einfach so über die österreichische Mannschaft gekommen, ist mehr als kurios. Man denke an dieses Zitat des damaligen Torwarts Koncilia: "Wir hätten die Deutschen gerne aus dem Stadion geschossen und sie wie vier Jahre zuvor aus dem Turnier geworfen. Aber zu diesem Zeitpunkt war die Mannschaft dazu einfach nicht in der Lage." Die Mannschaft hatte vorher zwei Spiele gewonnen und hätte mit einem Unentschieden die Deutschen hinausgekegelt. Am liebsten wird wohl in Wien der besagte Schachner zitiert, weil dessen damalige Leistungsbereitschaft einen positiven Nachgeschmack erzeugt. Nach dem Motto: Da war wenigstens einer, der wirklich gewinnnen wollte und keine Ahnung hatte, dass alles abgekartet war. Immerhin schimmert hier ein wenig mehr aus donaurepublikanischer Sicht durch. Darunter ein neues Wort für den Betrug: Packelei.

22. Juni 2007

FIFA entschädigt Sponsor: Geben ist eben seliger als Nehmen

Joseph Blatter muss sie nicht aus seiner eigenen Tasche bezahlen. So etwas sehen die Statuten der FIFA nicht vor. Also werden die 90 Millionen Dollar aus dem großen Topf kommen müssen. Und die Kreditkartenfirma Mastercard kann sich dieses Jahr eine teure Weihnachtsfeier leisten. Wir schlagen vor: in den Räumen der Rechtsabteilung. Denn die hat gute Arbeit geleistet. Man wendet schließlich nicht jeden Tag ein mit vielen kauderwelschigen Formulierungen durchmengtes Vertragspapier und macht es zu soviel Geld. Das ging natürlich nicht rubbeldiekatz. Es bedurfte eines vor Gericht ausgetragenen Streits (die Kosten dafür tragen beide Seiten selber, macht also noch ein paar Millionen extra an Auslagen für die Vereinsmeier aus Zürich. Mastercard kann seinen Batzen aus der Entschädigung lässig finanzieren) und einer außergerichtlichen Einigung, bis alles geregelt war. Nun wird Visa die Sponsorenrolle übernehmen. Mal sehen, wie lange das gut geht.
Blick zurück: Wie man hausintern reagierte

Blick zurück: Das Urteil in der ersten Instanz

21. Juni 2007

NBA-Draft: Aspirant aus China ein Fall für die Behörden

Abseits von allen Spekulationen rund um die anstehende NBA-Draft, über die Top-Picks und alle möglichen Trade-Geschäfte gibt es hier eine faszinierende Geschichte über einen kuriosen Fall von Altersschwindel. Eigentlich kann es einem egal sein, wie alt er Chinese Yi Jianlian ist, für den sich ein paar Teams interessieren, weil er mit 2,11 Meter so groß ist wie Dirk Nowitzki und einen braucbaren Sprungwurf hat. 19, wie es in seinem chinesischen Reisepass steht. 23, wie eine Information in einem alten Turnierprogrammheft vermuten lässt. Oder vielleicht sogar 25, wie sich aus dem ergäbe, was der NBA-Aspirant angeblich Shane Battier am Rande eines Vorbereitungsspiels vor der WM 2006 erzählt hat. Die einzigen Leute, die sich allerdings sehr genau dafür interessieren, sind die Einwanderungsbehörden der Vereinigten Staaten, die für die Vergabe von Arbeitsvisa zuständig sind und die es überhaupt nicht toll finden, wenn sie auf den Formularen, die Bewerber ausfüllen müssen, angelogen werden. Das Schlimmste, was einem droht, ist die Ausweisung. Aber das reicht ja bereits für einen Basketballer, der theoretisch in der NBA sehr viel Geld verdienen kann. Aufgedröselt hat den Fall der Sports Law Blog. Die Kommentare zu dem Post sind informativ und sehr empfehlenswert. Denn offensichtlich ist das Problem bei chinesischen Basketballern nicht neu.

NHL: Schrille Töne aus Nashville

Man täte einer ganzen Berufsgruppe Unrecht, wenn man jedes Mal, wenn ein Unternehmer einen NHL-Club kaufen will und dabei so tolpatschig wirkt, dass die man über die ganze Liga lachen möchte, als Clown tituliert. Clowns wissen, was sie tun. Die Fratzenschneider im nordamerikanischen Eishockey eher nicht. Man braucht sich nur die seltsame Geschichte durchzulesen, die AP seit gestern verbreitet und die um den angeblichen Verkauf der Nashville Predators an den Co-Geschäftsführer des BlackBerry-Herstellers geht. Ein Kanadier mit Namen Jim Balsillie. Der hatte vor Monaten bereits in Pittsburgh seine Finger im Spiel, kam aber nicht zum Zuge, weil man eine andere Lösung für die Penguins fand. Diesmal bot er noch mehr Geld (angeblich über 200 Millionen Dollar - ein Vielfaches des Preises, den Disney vor zwei Jahren für die Anaheim [Mighty] Ducks erhalten hatte). Gleichzeitig sicherte er sich die Unterstützung der Eishalle in Hamilton in der kanadischen Provinz Ontario, wo man bereits Eintrittskarten offeriert. So viel Chuzpe muss man erst mal haben. Zumal NHL-Commissioner Gary Bettman bei einem informellen ersten Gespräch gesagt wurde: Die Mannschaft wird im Fall eines Verkaufs nicht nach Hamilton verpflanzt. Das ist schon aus einem einfach Grund von Bedeutung: Die Stadt liegt im Geschäftsradius der Toronto Maple Leafs, die nach den Regeln der Liga ein Wort mitzureden haben und verhindern können, das jemand in ihre Nähe zieht.

Abgesang auf ein Ziehkind

Es wäre schön, wenn es anders wäre. Aber es dürfte kaum Zweifel geben, dass diese Geschichte von Leonhard Kazda in der FAZ den Stand der Dinge sehr gut einfängt: das Ende der NFL Europa ist nah. 30 Millionen Dollar bezahlt die NFL für ihr Ziehkind in Europa jedes Jahr und dürfte für diesen Betrag nur wenig auf der Plusseite verbuchen können. Man darf davon ausgehen, dass die Einnahmen aus den Eintrittspreisen das Loch zu einem gewissen Teil stopfen helfen. Aber das betrifft nur die finanzielle Seite. Der erhoffte sportliche Profit ist nicht eingetroffen. Und das zählt auch. Der Ableger produziert keine Talente, die in den USA auf sich aufmerksam machen. Da ist es - im Rahmen der weltweiten Vermarktungsbemühungen - sicher sehr viel vielversprechender, reguläre NFL-Spiele in Europa auszutragen und den Rummel um solche Veranstaltungen auszuschlachten. Kostenmäßig kommt die Liga dabei sehr viel besser weg. Was die Medienpräsenz angeht ebenfalls.
Blick zurück: Miami und New York in London. Und danach Kansas City in Deutschland?

FedEx-Cup ohne Langer

Drüben bei Plock (via foremenblog) kam gestern aus Anlass der BMW International in Eichenried das Thema FedEx-Cup auf. Und zwar hochgeharkt aus dem Blickwinkel von Bernhard Langer, der trotz einer relativ guten Ausgangsposition signalisiert, dass ihn dieser neue Wettbewerb nicht interessiert. Er will sich nicht mehr bei jeder Gelegenheit mit den Topleuten seiner Branche messen, die in diesem neuen Punkterennen, einer Art Playoff-System, das die PGA Tour der NASCAR-Serie und den Mannschaftssportarten abgeschaut und extrem verfeinert hat, um einen Siegerscheck von 10 Millionen Dollar spielen. Der Mann hat damit die eigentliche Schwäche des FedEx-Cups auf den Punkt gebracht: Wer keine realistische Chance darauf hat, sich in bis in die Tour Championship der besten 30 vorzuarbeiten, braucht gar nicht erst seine Zeit damit vertun, es zu versuchen. Das Pensum besteht aus vier Turnieren. Die Verlockung besteht (im Fall von Langer) aus dem unbehaglichen Gedanken, dass man gegen Konkurrenten antreten muss, die 20 oder gar 30 Jahre jünger sind (und dass man nur mithalten kann, wenn die alle schlapp machen) und sehr viel stärker motiviert. Ganz viel Geld kann Langer ab dem Herbst sehr viel entspannter auf der Champions Tour gewinnen.

Im Moment zeichnet sich noch nicht ab, ob andere Spieler in den USA es Langer gleich tun werden und souverän diesem prestigelosen, aber geldsäckigen Format den Rücken zudrehen. Das dürfte jedem Spieler schwer fallen, der keine gute Entschuldigung hat (Verletzung, Frau ist hochschwanger, Vater liegt im Sterben etc.). Die Veranstalter von Turnieren und das Netzwerk aus Sponsoren auf der PGA Tour zeigen Spielern, die sich allzu offensichtlich verächtlich geben, schon mal die sprichwörtliche kalte Schulter (nur John Daly hat den Narren-Bonus und kommt auch so durch). Das kann dann manchmal weh tun. Zum Beispiel, wenn man einen Brief schreiben und darum bitten muss, zu einem Turnier eingeladen zu werden, an dem man unbedingt teilnehmen möchte.

Langer passiert so etwas nicht.
So kantig er oft auch rüber kommt (das liegt an seiner Geradlinigkeit), - er ist einer der großen Stilisten und Diplomaten des Spiels. Er fand eine wunderbare Ausrede für sein Desinteresse: Man hat ihn und seinen 17jährigen Sohn Stefan zu den KLM Open in die Niederlande eingeladen (23. bis 26. August). So wirkt die Entscheidung nicht brüsk, sondern nachgerade sympathisch. Vater und Sohn beim Golf. Wer hätte dafür kein Verständnis?

20. Juni 2007

Der Rubel-Bure schlägt wieder zu

Das kursiert seit ein paar Stunden auf der russischen Nachrichtenschleuder RIA Novosti in exakt dieser deutschen Übersetzung:
"Ein Moskauer Gericht hat die Klage des bekannten Eishockeyspielers Pawel Bure gegen British Airways auf 20 Millionen Rubel (etwa 570 000 Euro) zur Verhandlung angenommen. Bure wolle Schadensersatz, weil er auf dem Flughafen Domodedowo in Moskau aus einem Flugzeug gesetzt worden sei, teilte der Anwalt des Klägers, Dmitri Ragulin, der RIA Novosti mit. „Im Oktober vergangenen Jahres sollte Bure von Domodedowo aus über London nach Los Angelos fliegen. Vertreter von British Airways haben ihn jedoch ohne Angabe von Gründen aus dem Flugzeug gesetzt“, berichtete der Verteidiger. Einen Tag habe sein Mandant auf den nächsten Flug warten müssen."
Das kursiert seit ein paar Stunden auf nordamerikanischen Blogs wie diesem:
"Now hockey player is asking British Airways 20 million dollars for moral compensation, said his lawyer Dmitry Ragulin."
Der Unterschied? Ein paar Millionen.

So nebenbei taucht aber noch eine Frage auf. Warum ist einer der besten russischen Eishockeyspieler der letzten Jahre und Manager der russischen Nationalmannschaft in Moskau so schlecht bekannt, dass man ein derartiges Missverständnis nicht an Ort und Stelle aufklären kann?

Bure ist übrigens offensichtlich ein Prozesshansel erster Güte. Wikipedia nennt zwei Fälle: Einen der auf seine Beziehung zur Anna Kurnikowa zurückgeht und eine Veröffentlichung in einer russischen Zeitung, die geschrieben hatte, Bure habe sich von er Tennis-Diva getrennt, weil sie angeblich zwei Vaginas (Vaginae?) habe. Das zweite Mal ging er eine Kosmetikkette vor.

Strafe für Ballermann Jackson: Putzen, Anstreichen - stundenlang

Ich habe noch nicht gesehen, wie groß das blaue Auge ist, mit dem Basketball-Profi Stephen Jackson von den Golden State Warriors heute davon gekommen ist. Den Namen von seinem Anwalt sollte man für alle Fälle in sein Adressverzeichnis aufnehmen. Der Mann versteht was von seinem Beruf. Jackson hatte im letzten Oktober vor einem Strip-Club in Indianopolis mit seiner Pistole herumgeballert und war deswegen angeklagt worden. Eine Gefängnisstrafe schien unvermeidlich, da er mit der Tat gegen die Bewährungsauflagen verstoßen hatte, die er sich wegen seiner Rolle beim Artest-Zwischenfall in Detroit eingehandelt hatte (beide rannten 2004 in einem Match der Indiana Pacers gegen die Detroit Pistons auf die Zuschauertribüne, um sich mit Fans zu prügeln. Das wurde nicht nur von der NBA geahndet, sondern auch von der Justiz). Das Problem ist quasi vom Tisch (wenn er sich von jetzt an mehr am Riemen reißt und nicht wieder gegen irgendwelche Gesetze verstößt). Nachdem er sich in der Ballermann-Geschichte schuldig erklärte, erhielt er eine Geldstrafe von 5000 Dollar und muss 100 Stunden sogenannten Community Service leisten. Darunter kann man vieles verstehen. Die Staatsanwälte wollen, dass er in einer sozialen Einrichtung putzt und anstreicht und nicht etwa den Insassen das Basketballspielen beibringt. In Detroit kam er ebenfalls mit Community Service davon. In diesem Fall werden es zehn Tage sein.

Die Pacers hatten Jackson im Laufe der Saison im Rahmen eines Spielertausches nach Oakland zu den Warriors geschippert. Dort gehörte er zu den wichtigsten Akteuren, die die Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki in der ersten Runde aus den Playoffs kegelten.

Wie ist das normale Leben für jemanden wie Stephen Jackson? Dieses Video aus seiner Zeit mit den Pacers zeigt einen ganzen Tag. Von Waffen war nicht die Rede.

Baseball als Heimspiel

Nachdem hier neulich von Rodney Gessmann aus Regensburg die Rede war, der sich in der untersten amerikanischen Baseball-Liga in Florida als Rookie zu behaupten versucht, ist es ganz hilfreich, ein Interview mit einem deutschen Baseballspieler zu lesen, der das alles schon hinter sich hat: Mitch Franke. Er spielt nach seinem Abstecher nach Phoenix (in der Organisation der Milwaukee Brewers) mittlerweile in Paderborn. Geführt hat es Jörg Leopold (vielen noch bekannt als Leodator), der beim Tagesspiegel seinen Blog Heimspiel hat und geschickt lokale Themen mit seiner Vorliebe für Stoffe verknüpft, die er einst bei Wortwelt in den Mittelpunkt gestellt hatte. Der Tagesspiegel hat seine Webseite neulich ziemlich umgekrempelt, was unter anderem den Effekt hatte, dass die Blogger-Gruppe seitdem leichter zu finden ist.

Die Lemminge sind schon auf dem Weg

Wenn man sich als Blogger eine ordentliche Dosis Bescheidenheit reinziehen will, muss man gar nicht viel tun. Einfach nur die monatlichen Einschaltquoten für die populärsten amerikanischen Sportportale anschauen und schon weiß man wieder, wo man steht: ganz unten mit einem steifen Hals und dem Blick steil nach oben. Theoretisch sollten sich allerdings vor allem die klassischen Printmedien angesichts solcher Werte eine Ladung Demut gönnen und ein bisschen selbstkritisches Nachdenken üben. Denn dies ist wahrlich nur der Anfang eines totalen Paradigmen-Wechsels. Hier die Besucherzahlen im Mai (in Millionen):
Yahoo! Sports: 15,0
Fox Sports: 14,4
Espn.com: 12,7
Sports Illustrated: 4,9
Sportsline: 3,8
Während amerikanischer Beobachter wie etwa The Big Lead, wo die Liste herstammt, sich mehr für die Reihenfolge interessieren und die Spekulationen darüber, wer warum so erfolgreich ist (AOL fehlt völlig, was eine solche Betrachtung verzerrt), sollte man sich statt dessen einfach nur mit den Zahlen beschäftigen. 500 000 Leute am Tag bei Yahoo! Sports - da hat man bald die Auflage der New York Times im Visier.

Oder anders gesagt: Wer jetzt noch Geld in Print investiert wie neulich in Deutschland (oder auch in Österreich), darf sich nicht beschweren, wenn's nicht funktioniert.

Beckham-Malus: Gelalle von Lalas

Das ist der eigentliche Nachteil des Wechsels von David Beckham nach Kalifornien: Jetzt muss man sich dauernd das Geschwätz von Alexi Lalas anhören, dem Manager der Los Angeles Galaxy. Der Mann ist geschult in der amerikanischen Art des Marktschreiers an der Losbude auf der Kirmes und war das schon als mäßiger, wenn auch knüppelharter Verteidiger in seinen aktiven Zeiten. Wie wenig er wirklich drauf hat, haben die Leute von Red Bull ziemlich schnell gesehen, als sie den Club kauften, der früher unter dem Namen New York-New Jersey MetroStars in der US-Fußballliga firmierte. Also taten sie ihn an den Gang. Bei Galaxy, wo man mit dem passenden Stadion und einer Fanverankerung im hispanifizierten Großraum Los Angeles einen anderen sportwirtschaftlichen Stellenwert genießt, hat man ihn gerne mit offenen Armen aufgenommen. Die Entscheidungen werden dort ohnehin auf einer höheren Etage getroffen. Lalas jüngster Klops: ein anmaßender Vergleich zwischen Major League Soccer und der Premier League, den man in England nicht mehr als humorvoll empfindet. Die Hybris ("Die Tatsache, dass ein Teil der Welt in Form der Premier League ein minderwertiges Produkt verehrt, ist deren Sache...") ist beeindruckend. Weniger angesichts der Tatsache, dass die Amerikaner allenfalls auf Regionalliga-Niveau spielen. Sondern vielmehr im Licht all der massiven Investitionen amerikanischer Sportunternehmer in Clubs wie Arsenal, Liverpool, und Manchester United, die demnach als Vollidioten eingestuft werden müssten, weil sie einen viel zu hohen Preis für ihre Anteile bezahlt hätten. Das werden die natürlich sehr gerne hören, besonders jemand wie Arsenal-Mann Stan Kroenke, der mit den Colorado Rapids einen Club in der MLS besitzt.

Übrigens: Bis man in den USA mal solche wahren Fußball-Fans wie den Engländer Jim Coan
findet, wird noch viel Wasser an die Gestade von Los Angeles schwappen. Der kann sich kein Spiel seines Lieblingsvereins FC Liverpool anschauen, weil es ihnen komplett aus den Pantinen haut.

19. Juni 2007

Vanek nach Philadelphia?

Die Philadelphia Flyers sind im Kaufrausch. Nachdem sie soeben die Nashville Predators überreden konnten, zwei der besseren Spieler abzugeben, sind sie nun auf der Pirsch, um Thomas Vanek einzusacken, den talentierten Österreicher, der bei den Buffalo Sabres zu einem erfolgreichen Torschützen herangereift ist (leider nicht in den Playoffs, wo er leider ziemlich nowitzkiesk auftrat und unter seinen Möglichkeiten blieb). Die Verhandlungen können nach den Regeln der National Hockey League erst am 25. Juni beginnen. Das heißt: richtige Verhandlungen sind es gar nicht. Der 23jährige ist sogenannter restricted free agent. In solch einem Fall läuft das eher wie Poker mit offenen Karten: Der interessierte Club bietet ein Jahresgehalt und solange das alte Team den gleichen Betrag offeriert, bleibt der Spieler, wo er ist (und bekommt dort das neue, höhere Gehalt). Irgendwann wird eine der beiden Seiten sagen: rien ne va plus. Und dann ist die Sache entschieden. Buffalo ist finanziell wegen der Salary Cap extrem in der Klemme. Die Sabres wollen nämlich auch die beiden teuren Co-Kapitäne Daniel Briere und Chris Drury behalten. Die Flyers haben natürlich cap-bedingt auch nicht endlos Geld. Nicht ausgeschlossen, dass noch ein weiterer Aspirant auftaucht und den Preis des Grazers weiter in die Höhe treibt. Prognose von hier aus: Er wird an der kommenden Saison mehr als 3 Millionen Dollar Jahresgehalt beziehen - egal, wo er landet.
Blick zurück: Das konnte man kommen sehen

Trainieren aus der Zelle

Morgen beginnen in Indianapolis die amerikanischen Leichtathletik-Meisterschaften. In der Vorschau für die FAZ musste ich jedoch vor allem über jemanden reden, der gar nicht da sein kann: den Trainer des favorisierten Sprinters Tyson Gay. Warum? Bitte selber lesen.

Tiger mit Tochter, die einen Jungennamen bekam

Tiger Woods hat in gestelzter Form auf seiner Webseite bekanntgegeben, dass seine Frau Elin eine Tochter mit Namen Sam Alexis zur Welt gebracht hat. Da Tiger eigentlich Eldrick heißt und seine Mutter Kultida nehmen wir mal an, dass bei der Kreation ein einfacher Buchstabensatz aus der Scrabble-Schachtel benutzt wurde. Vielleicht auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Kind mal in zukünftigen Sommern im schwedischen Heimatland der Mutter auf Gleichaltrige treffen könnte, die sich an anderen Konstruktionen verschlucken könnten. Herr Woods hatte Glück mit dem Terminkalender oder vielleicht auch nur mit den Ärzten und deren Timing und ihren Spritzen in dem bislang geheim gehaltenen Hospital. Am Sonntag war Vatertag in den USA und er versuchte vergeblich die US Open zu gewinnen. Am Montag hatte er Zeit.

Wie laut Mädchen mit dem Vornamen Sam sein können, kann man bei diesem Video nachvollziehen. Sam Brown: For Once in Your Life

Das ominöse Kobe-Video schlägt alle in den Bann

Es war nicht ganz leicht, in den letzten Tagen die Übersicht über die Entwicklung der Kobe-Bryant-Geschichte in Los Angeles zu behalten. Das liegt daran, dass die Lakers die Rechte an seiner Arbeitskraft haben und damit auch das letzte Wort über einen Trade. Und daran, dass Bryant entweder eine neue Strategie ausprobiert hat (man sagt das, was einem gerade in den Sinn kommt, auch wenn es etwas widerspricht, was man vorher erklärt hat) oder überhaupt keine hatte. Das erste ist eher unwahrscheinlich. Das zweite kommt vermutlich hin.

Inzwischen hat die Sache einen völlig neuen Dreh erhalten. Dadurch wird sie zwar nicht übersichtlicher, aber interessanter. Bryant soll angeblich auf einem Parkplatz in Newport Beach in einem ungefilterten Gespräch mit Fans seinen Frust über die Lakers freien Lauf gelassen haben, ohne zu wissen, dass jemand eine Videokamera dabei hatte, mit der dieser Moment festgehalten wurde. Um das Video gibt es derzeit viel Gedöns. Und es sieht so aus, als ob der pfiffige Kameramann, in den nächsten Tagen sehr viel Geld damit verdienen wird. 1,99 Dollar muss man bezahlen, wenn man es sehen will. Der PR-Effekt rund um das Video ist erstaunlich. Selbst die New York Times stieg heute auf die Geschichte ein, die in sich selbst dann auch wieder ziemlich unübersichtlich ist. Aber da Bryant, zumindest wenn man den Verkauf von Trikots an Fans zum Maßstab macht, der populärste Basketballer in den USA ist, wird wohl dieser Gossip-Schnipsel ebenfalls ein Umsatzknüller werden. (Foto: flickr/creativecommons/Ian Broyles)
Blick zurück: Was will Kobe? Weg

US-Sport-Blogger auf dem Radarschirm der Großen

Erste Anzeichen dafür, dass es amerikanische Sportblogger auf den Radarschirm der etablierten Medien geschafft haben: Das Fachmagazin Media Week berichtet über die Aktivitäten von ESPN und Sports Illustrated in Sachen Ankauf von Talenten und Ideen aus der Blogger-Szene. Man kann davon ausgehen, dass dies erst der Anfang einer Entwicklung ist, durch die neuer digitaler Content abseits der typischen Berichterstattung immer mehr auf leistungsstärkere Plattformen hochgezogen wird. Wir warten allerdings noch immer auf Informationen darüber, welchen finanziellen Zuschnitt solche Kooperationen haben (via The Big Lead)
Blick zurück: TrueHoop steigt auf

18. Juni 2007

NASCAR: Mussolini lässt grüßen

Die NASCAR-Leute waren noch nie Kinder von Traurigkeit. Die herbe Note des Parfums, das sie verbreiten, riecht nicht umsonst nach Gummi und verbrannten Oktan. Und ihre geschäftlichen Methoden waren nicht von ungefähr immer diktatorisch einfach. Die Familie France in Daytona bestimmt (im Einklang mit ein paar Rennstreckenbesitzern). Und die anderen müssen folgen. Das brachte Geld und stabiles Wachstum und sicher auch diesen patriarchalischen Eifer, der sich bisweilen in heftigen Auseinandersetzungen Luft macht. Aber dies ist selbst für NASCAR eine dicke Nummer: Die Organisation hat die Telefonfirma AT&T auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt, weil sie durchgedrückt hat, dass sie ihr Logo groß und breit auf den Wagen von Jeff Burton kleben kann. Burton (Nummer 31) fuhr früher mit dem Markennamen Cingular durch die Gegend, was so lange gut und schön war, wie es dieses Unternehmen noch gab. Aber AT&T hat Cingular neulich aufgekauft, will den Markennamen beerdigen und möchte nun von dem existierenden Sponsorenvertrag profitieren.

NASCAR stellt sich auf den Standpunkt, dass so etwas gar nicht in Frage kommt, weil die Mobiltelefonfirma Nextel, die den Cup sponsert (für 700 Millionen Dollar über zehn Jahre), um den sich alles dreht, exklusive Werberechte genießt. Das wäre alles noch verständlich, wenn es nie diese Cingular-Spezialerlaubnis gegeben hätte, mit der man bei NASCAR möglich machte, was man eigentlich nicht will: dass zwei Konkurrenten im selben Werbeumfeld auftauchen dürfen. Tatsächlich sind es drei, denn es gibt noch einen weiteren Sponsor aus dem Milieu: die Firma Alltel (mit Ryan Newman in der Nummer 12).

Kompliziert? Eigentlich nicht (mehr). AT&T hatte erstinstanzlich vor Gericht gewonnen und kann deshalb seit Mitte Mai Burton mit der neuen Aufschrift auf die Pisten schicken. Oder vielleicht auch doch. NASCAR behauptet, dass AT&T mit dieser Klage gegen den existierenden Vertrag mit der Rennserie verstoßen hat. Wie das? Nach den Vorstellungen der Herrscher in der NASCAR-Zentrale hat kein Geschäftspartner auch nur das Recht, sich vor Gericht gegen Entscheidungen zur Wehr zu setzen. Solches Verhalten "untergräbt die Autorität von NASCAR als der sanktionierenden Institution" im Bereich Stock-Car-Rennen. Und das ist laut Vereinbarung geschäftsschädigend. Weshalb man 100 Millionen Dollar Schadensersatz fordert und ein Gericht in Atlanta angerufen hat, um diesen absurden mussolinihaften Anspruch durchzusetzen.

Wir bleiben dran.

Gedrucktes Allerlei

In eigener Sache nachgereicht:

Die FAZ hatte zum Auftakt der US Open in der letzten Woche mein Interview mit dem australischen Vorjahressieger Geoff Ogilvy gedruckt. Der Text wurde online gestellt. Auch wenn er diesmal nicht vorne mitmischen konnte: Der Australier gehört zu den Sportlern, die was zu sagen haben. In dem Interview kamen leider einige Dinge zu kurz. Darunter Ogilvys große private Leidenschaft. Er spielt Hard-Rock-Gitarre - unterwegs im Hotel eingestöpselt in den Laptop und mit Kopfhörern. Und er ist der Vorzeigegolfer für Sportausrüster Puma, deren Zusammenarbeit mit der schwedischen Firma J. Lindeberg leider zu Ende geht. Die Schuhkollektion war hervorragend.

Des weiteren: Am heutigen Montag erscheint die Print-Ausgabe mit einem Bericht über Juan Pablo Montoya. Ob faz.net mitzieht, lässt sich in diesem Augenblick nicht sagen.

Nachlesen kann man hingegen einen Artikel über das finanzielle Ausmaß der Floyd-Landis-Verteidigung im Doping-Verfahren von Malibu. Der war Teil eines umfangreichen Doping-Dossiers im Züricher Tages-Anzeiger am letzten Freitag.

17. Juni 2007

Cabrera gewinnt und darf jetzt ganz oft spielen

Wir werden Ángel Cabrera von jetzt ab noch öfter sehen. Ihn und diesen mächtigen, schweren Gang und dieses ovale Gesicht, auf dem das Lächeln so spontan und unmittelbar heraufzieht, als käme es von tief innen und nicht mechnisch von oben unterm Hut. Fünf Jahre hat der Argentinier jetzt erstmal automatisch Startberechtigungen bei den vier Majors (sogar zehn bei den US Open) und auf der PGA Tour - egal wie gut er spielt. Und alles nur, weil er die US Open gewonnen hat: in Oakmont, auf dem mutmaßlich schwersten Platz, den man im professionellen Golfsport den Spielern zumutet. Nichts gegen Carnoustie, wo der Tross der besten in ein paar Wochen bei den British Open Station macht. Das ist für die meisten ebenfalls eine enorme Nuss zu knacken. Aber solche Grüns gibt es dort nicht.

Marion Jones: Nichts Genaues weiß man nicht

Das Netz der Scheckbetrüger, in dem unter anderem Ex-Weltrekordler Tim Montgomery und sein Trainer Steve Ridick mitwirkten, kann nicht auf Zufallsbeziehungen aufgebaut gewesen sein. Wie AP am Freitag berichtete, war unter anderem der Agent von Montgomery und seiner ehemaligen Lebensgefährtin Marion Jones beteiligt - ein Mann namens Charles Wells. Der hatte bereits im März seine Rolle in dem Projekt gestanden. Jones hat übrigens im Februar erneut geheiratet. Ihr neuer Mann ist der Sprinter Obadele Thompson aus Barbados, Bronzemedaillengewinner über 100 Meter von Sydney. Die Eheschließung wurde bislang nicht offiziell von den beiden bestätigt (obwohl sie auf der Jones-Webseite vorher angekündigt worden war). Der Geistliche, der die Zeremonie vornahm, ist bislang der einzige, der den Mund aufgemacht hat. Das Schweigen im Walde von North Carolina bedeutet, dass bislang niemand weiß, ob Marion Jones noch an sportlichen Wettkämpfen interessiert ist. Sie hat jedenfalls nicht für die amerikanische Meisterschaft gemeldet. Aber nur wer dort teilnimmt und sich qualifiziert, kann als Mitglied der USA-Mannschaft zur WM.
Blick zurück: Das Urteil gegen Riddick

Der andere Fußball: Japan macht's möglich


(via With Leather)

16. Juni 2007

Das andere Amerika: Fußball macht's möglich

Steven Wells hat in seinem Blog im Guardian anlässlich des Beckham-Wechsels nach Los Angeles folgende Feststellung getroffen:
"Öffentliche Toiletten, Atheismus, öffentlich finanziertes Radioprogramm und Fußball - das sind alles Dinge, von denen keine Gesellschaft je genug haben kann. Man betrachte nur die Tatsache, dass das fußballspielende Amerika massiv liberal, liebevoll, fürsorglich, gesellschaftsbewusst und nett ist. Demgegenüber besteht das fußballhassende Amerika aus zunehmend isolierten Banden aus Bush unterstützenden, mit der Bibel herumhauenden, waffenvernarrten, Arbeitsklamotten tragenden, Banjo spielenden, quasifaschistischen Hühnerliebhabern und ihren zwölffingrigen, dummköpfigen, zyklopenartigen, sabbernden Monsterkindern."
Das Pamphlet ist an die Briten gerichtet und kommt mit der These daher, dass sich viele Engländer heimlich wünschen, dass Fußball in den USA kein Erfolg wird, damit man auf der Insel nicht eines Tages auch noch von den Spielern aus er einstigen Kolonie was auf die Rübe bekommt. Lesenswert.

Kobe will weg

Alles noch gerüchtemäßig auf dünnen Beinen, aber trotzdem auf der Nachrichtenschleuder und deshalb einfach hübsch so kurz vor der NBA-Draft, weil es die Tauschphantasien anregt: Kobe Bryant will immer noch von den Lakers weg und soll das Teambesitzer Jerry Buss bei einem Gespräch in Barcelona noch einmal verklickert haben.

Das sind natürlich kleine Fische gegen das, was Bryant's ehemaliger Leibwächter dieser Tage erzählt: Kobe wollte angeblich, dass die Frau in Colorado umgebracht wird, die ihn wegen Vergewaltigung angezeigt hatte. Das Buch, in dem diese Vorwürfe enthalten sind, kann man hier online bestellen. Es hat den Titel "Dead Women Tell no Tales".

Schwarzer Humor

Man kann Amerikanern ja vieles vorwerfen. Zum Beispiel, dass sie mit Scheuklappen den Rest der Welt betrachten, die auf so eng gestellt sind, dass man sich fragt, ob sie überhaupt noch etwas sehen können. Aber solche Fehlleistungen sorgen bisweilen für Heiterkeit. Zum Beispiel in diesem Fall, bei dem zwei seriöse Medienunternehmen - ESPN und der Charlotte Observer - ihre Schnitzer hinterher eingestanden:
"In einem Nachrichtenüberblick am 11. Juni in der Sendung Mike and Mike in the Morning auf ESPN2 wurde der Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton, der erste Schwarze, er ein F1-Rennen gewonnen hat, als Afroamerikaner bezeichnet. Er ist aus England."

"Eine Geschichte auf den Sportseiten vom Montag hat Lews Hamilton als ersten afroamerikanischen Fahrer falsch identifiziert. Er hätte als der erste schwarze Fahrer der Serie bezeichnet werden sollen. Hamilton ist Brite."

(siehe auch Kommentare)

15. Juni 2007

Zurück in New York

Das Bloggen kann einem schnell vergehen, wenn man es unter den Bedingungen betreiben muss, wie ich sie in Deutschland vorfinde. Kein Internet-Anschluss in meiner Bleibe in NRW. Kein Zugang zur Blogger-Software beim einzigen Hot-Spot weit und breit (McDonalds's). Ich weß nicht, ob ich lachen oder weinen sollen über solche Verhältnisse. Oder ob ich einfach nur genieße, wieder in New York zu sein.

Ab jetzt also wieder neue Einträge im alten Rhythmus.

7. Juni 2007

Fron wie Fron

Feiertag in Deutschland, da möchte man sich doch ebenfalls entspannen. Aber heute gehen die NBA-Finals in San Antonio los. Und am Sonntag erscheint die FAZ und will einen Bericht darüber bringen, weshalb die Spurs so gut sind. Also heißt es wieder: in sich gehen, recherchieren, lesen, in die Tasten hauen und sehen, was LeBron James im ersten Match auf die Beine stellt. Fron wie Fron eben. Und nicht wie "Frohen" oder so. Nur soviel heute von hier aus: Wer glaubt, die Cavaliers hätten keine Chance, wird sich noch wundern...

6. Juni 2007

Entenhausen steht Kopf: Anaheim gewinnt den Cup

Dies wäre der Ordnung halber zu vermelden, weil damit die NHL-Saison zu Ende ging: Die Anaheim Ducks besiegen im fünften Match der Serie in eigener Halle die Ottawa Senators mit 6:2 und holen sich den Pott. Ottawa mag zwar in der Auseinandersetzung qua Geographie als das kanadische Team gelten. In Wirklichkeit sind die Ducks (die am Anfang der Saison das Wort "Mighty" eingebüßt hatten) die kanadische Mannschaft. Kein NHL-Club beschäftigt soviele Profis aus dem Mutterland des Sports wie Anaheim. Scott Niedermayer wurde zum MVP ernannt. Er war der einzige, der den Stanley Cup schon mal gestemmt hatte (in New Jersey). Ausnahmetalente wie Teemu Selänne und Chris Pronger, denen auf ihren bisherigen Stationen der Erfolg verwehrt geblieben war, können nun ebenfalls beruhigt ihr Pferd besteigen und in den Sonnenuntergang reiten.

Hier noch ein Schlenker zu Ottawa, wo man nun vom nächsten Jahr träumt. Die Passage ist aus einem Text, der vor Beginn des Finales durch die Ritzen fiel:
"Wenn die Anhänger einer Sportmannschaft in Nordamerika nach eine Erklärung dafür suchen, weshalb ihr Club seit Jahrzehnten keinen Titel mehr gewonnen hat, kommt schon mal Aberglauben in Spiel. Es ist so viel einfacher, sich vorzustellen, dass ein Fluch auf einem Team lastet, als die tausend Gründe aufzulisten, die für den Mangel an Erfolg verantwortlich sind. In Ottawa, wo einst die besten Eishockeyspieler des Kontinents einen Stanley-Cup nach dem anderen gewannen, ist man deshalb irgendwann auch auf eine solche Vorstellung verfallen. Denn kaum hatten die Senators anno 1930 ihren überragenden Verteidiger Francis “King” Clancy (Foto) an ihren größten Rivalen, die Toronto Maple Leafs, verkauft, da gingen sie auch schon pleite. Und es dauerte bis 1992, ehe man in der kanadischen Hauptstadt wieder das Geld zusammen hatte, um eine Mannschaft für die National Hockey League auf die Beine stellen zu können.

Den Fluch soll damals der kleine Clancy ausgesprochen haben, weil er sich ärgerte, dass sein alter Club für ihn mehr Geld bekam, als er selbst verdiente. “Ich werde zwanzig Jahre tot sein, ehe ihr wieder den Cup stemmen könnt”, soll er Ottawas damaligem Trainer vor seiner Abreise zugerufen haben.

Den neuen Senators mit dem Emblem eines wehrhaften altrömischen Soldaten auf der Brust dürfte das nur Recht sein. Die zwanzig Jahre sind - nachdem Clancy 1986 gestorben war - vor kurzem abgelaufen."
Memo nach Ottawa: Kommt Zeit, kommt Cup.

Schopp im Passiv

Die meisten Menschen betrachten die amerikanische Fußball-Liga MLS, so als ob sie schielen. Ein Auge beschäftigt sich mit David Beckham. Das andere versucht den ganzen Rest zu verarbeiten. Das gilt sicher nicht für die Österreicher. Die schauen fixiert auf einen. Sie haben schließlich nicht nur mit den New York Red Bulls quasi ihre eigenen Aktien in der Liga, sondern bei diesen besagten Red Bulls einen Mann namens Markus Schopp im Einsatz. Oder auch nicht. Neulich kehrte er nach einer Leistenoperation aus München zurück und saß das gesamte Match auf der Ersatzbank. Da war natürlich für das Nachrichtenportal Sport1.at völlig klar, wie man das in eine griffige Überschrift umgießt: "NY Red Bulls verlieren ohne Schopp".

Im Moment läuft auf dem New Yorker Kanal MSG das Spiel der Red Bulls in Toronto. Mal abgesehen von dem vollen Stadion mit rund 20 000 gut gelaunten Besuchern und den ständig durchs Bild fliegenden Möwen (ist da eine Müllkippe in der Nähe?) ein ziemlich grautbrotmäßiger Kick. Schopp spielt. Das heißt, meistens findet das im Passiv statt: Ihm wird mitgespielt. Mit den Stollen am Ende seiner zwei gestreckten Beine ist er auch schon in den Mann gestiegen und hat sich eine gelbe Karte eingefangen. In der 73. Minute wird er ausgewechselt.

Aber Schopp ist ehrgeizig. "Ich habe immer gesagt, dass die EURO mein großes Ziel ist und ich mich dafür in den Vordergrund spielen möchte. Ich weiß allerdings, dass ich den Worten jetzt Taten folgen lassen muss", sagte er vor ein paar Tagen in einem ausführlichen Interview mit sportnet.at.

Zurück zum Spiel: Toronto ist neu in der Liga und ziemlich schwach in die Saison gestartet. New York ist seit Gründung der Liga dabei, spielt in diesem Jahr jedoch zum ersten Mal (unter ihrem neuen Trainer Bruce Arena) ernsthaft ganz oben mit. Einer der Gründe dürfte eine Verstärkung von Aston Villa sein: der technisch sehr beschlagene und bewegliche kolumbianische Stürmer Juan Pablo Ángel. Dem hat die New York Times heute eine kleine Eloge gewidmet ("Red Bull Import a Little Excellence"). Was gut und schön ist. Denn solche einfallsreichen Techniker gibt es kaum in der Liga. Aber bis zu den Fußballanhängern der Region scheint sich das nicht herumgesprochen zu haben. In dem riesigen Giants Stadium verlieren sich bei Heimspielen allenfalls 9000 Zuschauer. Ángels Beitrag heute: zwei Tore zum Sieg. Der Mann ist sein Geld wert.

5. Juni 2007

Amanda entblättert

"Und ich sach noch: Nimm das Buch nich mit ins Becken. Es wird nass. Aber da war es schon zu spät." Von dort über die Swimsuit-Ausgabe von Sports Illustrated in den Playboy ist zwar ein langer, aber irgendwie auch logischer Weg. Die amerikanische Schwimmerin Amanda Beard hat schon vor langer Zeit begriffen, dass sie einfach zu gut aussieht, um diesen Umstand nicht zu Geld zu machen. "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nass", geht nicht. Man muss hin und wieder blank ziehen. Was den Playboy betrifft, gibt es erst mal nur ein Titelbild - bei Sports Illustrated - und ein paar erste nervöse Reaktionen in der amerikanischen Blogosphäre. Niemand scheint dabei bisher aufgefallen zu sein, dass auch die Autorennfahrerin Danica Patrick im gleichen Heft auftaucht. In der Interview-Rubrik 20 Fragen an... Vielleicht weil sich keiner für die Antworten interessiert und nur dafür, was die Frau unter der Asbest-Unterwäsche zu bieten hat.
Nachtrag: Die Schwimm-Karriere von Amanda kann bei Wikipedia nacharbeiten. Zu ihrem Hang zu Automobilfahrern gibt es dort ebenfalls Hinweise. Wer ihre Webseite sucht, landet unweigerlich auf einer Promoseite von Getränkehersteller Red Bull.

Alle, die mit uns auf Kaperfahrt gehen, müssen Männer mit Bärten sein...

Die Ottawa Senators haben nicht das Zeug zum Stanley-Cup-Sieger. Das konnte man in den ersten vier Spielen der Serie deutlich genug erkennen. Am Montag war es ganz besonders grausam. Da fehlte den Anaheim Mighty Ducks wegen einer Spielsperre Chris Pronger, einer ihrer besten Verteidiger, und trotzdem wirkten die Burschen aus der kanadischen Hauptstadt meistens klar schwächer. Körperlich schwächer und aufgrund mangelender Energiereserven auch mental und stocktechnisch schwächer. Das ist schade für den Münchner/Straubinger Christoph Schubert, der eine hervorragende Saison gespielt und die ihm zugeteilte Rolle als umgeschulter Angreifer im vierten Sturm sehr gut gelöst hat. Was den Senators auf gar keinen Fall hilft, sind ihre Playoff-Bärte, die sie natürlich genauso tragen wie die Mighty Ducks. Seit dreißig Jahren machen Eishockey-Profis das schon und hören nach dem Ende der Tabellenrunde mit dem Rasieren auf. Eine Form von Aberglauben, die längst ihren tieferen Sinn eingebüßt hat und nur noch lächerlich wirkt.

Zu den Ottawa Senators gab es am Montag in der Printausgabe er FAZ einen Beitrag von dieser Stelle aus. Kernzitat (mit leicht hellseherischen Andeutungen):
"Aber selbst eine Zwangspause von einem Match für Pronger wird den Senators nicht genügen, um der ruppigsten Mannschaft der gesamten Saison, die die meisten Strafminuten auf dem Konto hat, den Cup streitig zu machen. Ottawas Probleme manifestieren sich meistens dann, wenn das Team mit einem oder sogar mit zwei Mann mehr auf dem Eis Chancen herausarbeiten soll. Gegen die geschickte Verteidigung der Mighty Ducks findet sich kaum mal für Sekundenbruchteile eine Lücke für einen Schlagschuss aufs Tor."
Zum Thema Bärte und vor allem zu dem zunehmenden Angebot an Barbieren in den USA, die einem eine perfekte Nassrasur verabreichen, gab es neulich ebenfalls einen Text. Der lief zuerst in der Zeitschrift Capital und später in der Sonntagsausgabe der Südostschweiz, einer Zeitung, die in Chur herausgegeben wird. Dort kann man die Online-Version zwar auch nur lesen, wenn man sich die pdf-Datei herunterlädt. Aber es soll ja Menschen geben, die sich für ein Thema derart intensiv interessieren, dass sie das in Kauf nehmen.

Zuviel Borat macht süchtig

Wenn einem Borat und sein Humor auf den Keks geht, wird es Zeit, eine Parodie zu drehen. Dies ist die bislang beste: eine Gruppe von Borat-Nachahmern bei einer Veranstaltung für Suchtkranke, die die Züge der Anonymen Alkoholiker hat (via SportbyBrooks)

Ligasport in den USA: Ein paar Zahlen mit vielen Nullen

Endlich mal ein paar Zahlen zu den Dimensionen es amerikanischen Ligasports, mit denen man etwas anfangen kann. Hat-Tip an den Nachrichtendienst Bloomberg und seinen Reporter Curtis Eichelberger, der aus Anlass des Verkaufs der Nashville Predators für die beachtliche Summe von 220 Millionen Dollar (der Umzug in eine andere, noch nicht benannte Stadt ist Teil des Planes) die wichtigsten Zahlen durchleuchtet.

Weshalb ist der Betrag beachtlich? Weil NHL-Clubs bislang für einen Preis vom Zwei- bis Dreifachen des Jahresumsatzes den Besitzer wechselten. Die Predators gingen für das 3,7-fache an den Chef der kanadischen Firma Research In Motion Ltd. Man darf also schlussfolgern, dass der betriebswirtschaftlich beschlagene neue Eigentümer den Eindruck hatte, in den Predators steckt ein Wert, den er über eine jährliche Rendite oder beim späteren Verkauf realisieren kann. Und das bei einem Team, das zuletzt 15 Millionen Dollar pro Jahr Minus gemacht hat. Es wird spekuliert, dass er dies an einem neuen Standort in Kanada hinbekommen will.

Bis dahin sollte man folgende Zahlen studieren: Clubs in der National Football League erzielen bem Weiterverkauf gewöhnlich zwischen dem Vier- und dem Sechsfachen des Jahresumsatzes. Die in der National Basketball Association liegen beim Drei- bis Viereinhalbfachen. Die entsprechende Spanne in Major League Baseball liegt beim Zweieinhalb- bis Vierfachen.

Woher kommen die Unterschiede zwischen den Ligen? Die Einnahmen aus den Fernsehrechten sind der entscheidende Faktor. Denn die liegen langfristig fest und sind ein Gradmesser für die Popularität einer Sportart beim Massenpublikum.

Die NFL erzielt etwa die Hälfte ihres Jahresumsatzes von 6 Milliarden Dollar durchs Fernsehen. Für Major League Baseball sind es nur 18 Prozent von 5,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Die NHL kommt auf 7,6 Prozent. Natürlich glauben die Optimisten unter den Eishockey-Managern, dass das nur noch besser werden kann. Wenn die Einschaltquoten jedoch eines zeigen, dann dies: Die Liga kann außerhalb der Städte mit NHL-Clubs keinen Blumentopf gewinnen. und selbst dort (siehe New York mit drei Mannschaften) kann man den Fernsehfaktor vergessen.

4. Juni 2007

Victoria designt, David sinniert

Ich habe zwar schon ein paar Artikel über Wohnen und Design für Magazine wie Architectural Digest geschrieben. Das letzte Stück erschien neulich in einer Beilage der Zeit (über den New Yorker Hansdampf Jonathan Adler). Aber zu einem Buch hat es nicht gereicht. Football und Golf waren einfach faszinierender (siehe Liste weiter unten rechts). Victoria Beckham sieht das offensichtlich ganz anders. Sie schreibt gar nicht erst über Sport, sondern lieber gleich ein Buch über Interior Design. So besagt die Meldung, die sicher die kleine Nebensächlichkeit unterschlägt, dass da jemand der Gattin von "Becks" stark zur Hand gehen wird. Womöglich kommt das Projekt auch gar nicht zustande. So leger wie die Dame dieser Tage die ursprünglich geplante Reality-TV-Sendung über ihren Umzug nach Los Angeles wieder abgesagt hat.... Denn da wäre noch diese Petitesse: David, zwischendurch als Kandidat für einen Ritterschlag gehandelt, krümmt sich innerlich bei der Vorstellung, nach Kalifornien zu gehen. Der Auftritt gegen Brasilien im neuen Wembley-Stadion und die Sympathiekundgebungen der englischen Fans haben ihn daran erinnert, wie weit weg man von so etwas ist, wenn man abends der untergehenden Sonne in den Pazifik hinterherglotzt. Er klang noch nicht wie ein Mann auf der Suche nach einem Alibi für den Ausstieg aus dem mit Los Angeles Galaxy geschlossenen Vertrag (was würden Angela Jolie und Tom Cruise von ihm halten?). Aber er zeigte einen Hauch von Heimweh - zwei Monate, ehe er diesseits des großen Teichs antreten soll.

Wie das Ehepaar als Zuschauer beim Fußball auftritt, sieht man in diesem Video vom Match Real gegen Español vor ein paar Wochen. Gefunden: bei victoriadavidbeckham.blogspot.com, dem extremstenm Blog, den es derzeit über die beiden gibt. Die haben wirklich jeden Pups.

Donovan verzichtet auf neuen NBA-Job

Was wollte der erfolgreichste College-Basketball-Trainer der letzten Jahre in Orlando? Keine Ahnung. Und er muss es vergessen haben. Und zwar ganz schnell. Was erklärt, weshalb ihn sein neuer Arbeitgeber heute lieber großzügig aus dem soeben geschlossenen Vertrag entließ als ihn unter Druck an sich zu ketten. Billy Donovan bleibt also in Gainesville und trainiert weiterhin die Mannschaft von der University of Florida. Das NBA- Team Orlando Magic muss sich einen neuen Mann suchen. Und wir müssen nicht mal eine Korrektur an eine alte Meldung anfügen. Wir hatten den Vertragsabschluss schlichtweg als unbedeutend ignoriert. Manchmal ist es sein Segen, wenn man gar nicht erst in die Tasten haut...
Blick zurück: Final Four - ein Vorbericht
Blick zurück: Final Four - ein Nachschlag

3. Juni 2007

Der Mann hinter den Boston Red Sox verbrennt sein Geld

Das eigentliche Ziel von Investmentfirmen ist Geld zu vermehren und nicht zu verbrennen. Das ist John W. Henry, dem Haupteigentümer der Boston Red Sox, über weite Strecken seiner Karriere auch gelungen. Aber kaum konnte das Baseball-Team Ende 2004 das Martyrium einer mehr als achtzigjährigen Flaute beenden und die World Series gewinnen, da ging es mit Mr. Henry bergab. Sein größter Aktienfonds, Strategic Allocation, hat seitdem nominell mehr ein Drittel verloren. Ein weiterer mit Namen GlobalAnalytics sank um 20 Prozent. Und das obwohl der Aktienmarkt in den USA in er gleichen Zeit stetig nach oben kletterte. Noch dramatischer ist der Verlust an Kapital, dass Henry im Auftrag von Kunden verwaltet: Das ging von gigantischen 3,3 Milliarden Dollar auf fast anämische 500 Millionen Dollar zurück. Entsprechend schrumpfen die Gebühren, die Henry seinen Kunden abknöpfen kann, um sich solche Vergnügungen wie dieses legendäre Baseball-Team zu leisten.

Übrigens: die Red Sox spielen in diesem Jahr wieder ausnehmend gut. Ganz im Unterschied zu den Yankees, bei denen Alex Rodriguez ("A-Rod") allenfalls durch seine Kontakte zu männlich wirkenden Frauen auffällt, mit denen er nicht verheiratet ist (neuer Spitzname: "Stray-Rod"). Die jüngste Gefährtin kann man sich sowohl auf den Seiten der New Yorker Boulevardblätter anschauen als auch in ihrer puren Form auf diesen Seiten. Während dessen profiliert sich Red-Sox-Pitcher Curt Schilling immer mehr als Alpha-Blogger. Er kommt mit 38 Pitches nach Angaben von technorati auf mehr als 2000 Links. Das dürfte über allem liegen, was einem bekannten Sportler bislang auf die Beine gestellt hat.
Blick zurück: New York und die Beziehung der Fans zum teuersten Baseballprofi der Welt
Blick zurück: Das Sockenprogramm in Boston und Schillings Intimfeind

Kaymer: Nah dran und dann doch zu weit weg

Ganz nah dran und am Ende doch noch sehr weit weg - dieses seltsame Gefühl aus Ohnmacht und Was-wäre-wenn hat Martin Kaymer am Sonntag zum ersten Mal auf der European Tour so richtig ausgiebig erlebt. Bei den Welsh Open in Celtic Manor ging er als Erster im Zwischenklassement auf die vierte und entscheidende Runde, rutschte aber mit einem vergleichsweise durchschnittlichen Resultat noch ziemlich ab: auf den 14. Rang. Auf dem Marsch über den eingeregneten Platz neben dem Waliser Bradley Dredge, der sich ausgerechnet am letzten Loch einen Patzer leistete, der ihm den möglichen Sieg im Rahmen eines Stechens verbaute, wirkte Kaymer entspannt und konzentriert. Diesen Eindruck konnten jedenfalls Zuschauer des amerikanischen Golf Channel gewinnen, der die Turniere aus Europa meistens live überträgt. Dem 22jährigen wurde in diesem Rahmen erstmals jede Menge Bildschirm-Präsenz zuteil, vor allem solange er noch eine Chance besaß, sich ganz oben auf dem Leaderboard festzukrallen. Die Fotos von Kaymers TV-Momenten sind alle missraten, sonst hätten wir hier und heute zumindest eines gepostet. Seinen Entwicklungsprung in seinem ersten Jahr auf der Tour muss man weiterhin als phänomenal einstufen. Er wird auch diese Woche wieder in der Order of Merit und der Weltrangliste weiter nach oben klettern.

Videoszenen von einem Turnier mit Kaymer sind rar. Hier eine Fundsache aus dem letzten Jahr von einer französischen Webseite der Firma FF Production, von der auch das Foto stammt. Am Ende wird er auf Englisch interviewt und darf die Trophäe übernehmen.

2. Juni 2007

Spiel sechs: Cleveland macht die Pistons nass und steht im Finale

Eine massive Drei-Punkt-Woge hat am Samstagabend in Cleveland die höher eingeschätzen Detroit Pistons einfach weggefegt. Der kleine Daniel Gibson war der Mann mit der sicheren Hand, der nach einem dürftigen Auf und Ab b eider Mannschaften, das sich über drei Viertel hinzog, im vierten Viertel das Spiel und die Serie entschied. LeBron James, der vor zwei Tagen mit einer seltenen Energieleistung in Detroit das Match ganz alleine für die Cavaliers nach Hause geholt hatte, musste diesmal nicht das Letzte geben. Das Problem nahm im Gibson ab, der insgesamt fünf Drei schoss und bei seinem bislang besten Auftritt in der Liga 31 Punkte erzielte. Endstand: 98:82

Die Niederlage markiert das Ende einer guten Zeit in Detroit. Die Pistons hatten in den letzten Jahren einmal den Titel gewonnen, einmal das Finale erreicht und im letzten Jahr die Cavaliers auf dem Weg ins Halbfinale aus dem Weg geräumt. Das Team dürfte auseinanderfallen, sollte sich Spielmacher Chauncey Billups in den nächsten Wochen absetzen und woanders unterschreiben.

Die Cavaliers hatten es in ihrer Clubgeschichte noch nie bis ins Finale geschafft. Während der letzten guten Phase Anfang der neunziger Jahre waren ihnen vor allem die Chicago Bulls im Weg. Die Finalserie gegen die San Antonio Spurs beginnt am 7. Juni. Cleveland hat dank LeBron James die Sympathien der meisten NBA-Fans. heißt nicht, dass sie auch nur eine Chance hätten, den Titel zu holen. Die Spurs sind rundum besser.

Eine starke Tour? Der Rest der Golfwelt sehnt sich nach einer Fusion

Die Andeutungen und Diskussionen rund um eine starke neue Profi-Golf-Tour außerhalb der USA nehmen zu. Während die amerikanische PGA Tour durch Tiger Woods und andere Topspieler bis auf weiteres in ihrer starken Position kaum zu bedrängen ist, machen andere so langsam schlapp. Was gibt es so?
• Die Japan Golf Tour, die in ihrem Heimatland wirtschaftlich akzeptabel funktioniert, aber kaum Wetklassegolfer hervorbringt.
• Die Asian PGA Tour, die in den Ländern Thailand, Südkorea und Indien Station macht und ebenfalls nur selten mal bemerkenswerten Nachwuchs produziert.
• Die PGA Tour of Australasia ist der Frühbeetkasten aus dem junge Talente wie Adam Scott und Geoff Ogilvy und eine ganze Reihe von Australiern entsprungen sind. Ihgre Unterstützung basiert hauptsächlich auf dem intensiven Sportförderungssystem in ihrem Heimatland, nicht auf den finanziellen Möglichkeiten der Profitour.
• Die Sunshine Tour in Südafrika fungierte bislang ebenfalls als Sprungbrett für Golfer von Format, kann aber keine Spieler halten. Die Abgesandten des Landes wandern meistens zuerst nach Europa aus und ziehen im Erfolgsfall in die USA weiter.
• Und dann ist da die European Tour, die sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr zu einer Rest-der-Welt-Tour entwickelt hat - mit Abstechern nach Singapur, Malaysia, China, Südafrika und Dubai. Die hat zumindest die Sponsoren, um großrahmig zu denken und möglicherweise demnächst die anderen Organisation zu absorbieren. Das neue Kind bräuchte zuallererst einen klangvollen Namen (World Tour scheint nicht in Frage zu kommen, weil es zu prätentiös klänge). Dann bräuchte es eine Regularium, das sicher stellt, dass sich die Juniorpartner von den anderen Kontinenten nicht einfach nur absorbiert vorkommen. Niemand will irgendetwas übers Knie brechen. Aber zumindest in Großbritannien scheint man den Gedanken zu akzeptieren. Was nahezu erstaunlich ist. Denn die Rolle der Briten in einem größeren Ganzen wäre kleiner denn je.