30. Mai 2007

Die Papierheimer lernen nur langsam dazu

Es ist schade um jeden, der vor seiner Zeit aus dem Leben scheiden muss. Aber junge Medienprodukte sterben bisweilen nicht zu früh. Sie gehen ein, weil sie nie richtig lebendig waren. Totgeboren sozusagen. Keine Ahnung, was den hochwohlgeborenen Deutschen Sportverlag dazau gebracht hat, eine tägliche "Sportzeitung" in deutscher Sprache herauszubringen und kostenlos über die Lounges der Lufthansa unters lesende Volk zu bringen. Eine knallharte Analyse der Verhältnisse kann es nicht gewesen sein. Wer heute Printprodukte in den Markt quetscht, deren Zielgruppe sich ihren Stoff aus der Tageszeitung holt (und zunehmend online konsumiert), kann sich gleich in das Papier einwickeln, das von den Lastwagen am Druckereitor abgeladen wird. Aber da der hochwohlgeborene Deutsche Sportverlag in dieser bombigen Medienstadt Köln sitzt und dort seine bombigen Papierheimer verlegt (die Titel heißen: laufen, Handballwoche, Boxsport, Leichtathletik, Vollblut) hat er natürlich den direkten Draht zum Markt, die Adressen von Abonnenten, die auskunftsfreudigen Leserbriefe - also einfach den Durchblick.

Und nun? TAZ-Blogger Rob Alef (Volk ohne Raumdeckung) verbreitet soeben, was wohl schon seit ein paar Tagen kursiert: Die Sportzeitung namens Sportzeitung erscheine nach weniger als einem halben Jahr "in diesen Tagen vorerst zum letzten Mal". Offiziell liegt das Projekt auf Eis, wie der Geschäftsführer vor ein paar Tagen dem Online-Mediendienst DWDL erklärte. Gesucht wird jemand mit Geld für "aktuelle Themen rund um den Sport" (Selbstdarstellung).

Das Geld wäre an anderer Stelle sicher besser angelegt. Die Sportmedienlandschaft wird konsequent ins Internet abwandern, auch wenn die dürftige Situation im deutschsprachigen Bereich einen solche Entwicklung nicht unbedingt vermuten lässt. Mit dem Geld aus fehlinvestierten Print-Konzepten wie Player und Sportzeitung wären einige schon sehr viel weiter. Nicht bei den öden Newsportalen, die sich als Abspielkanäle für Agenturmaterial und Praktikantentexte verstehen. Die haben kein Profil. Nein, bei den Bloggern (mit Profil und Ideen), denen es bislang an der Personalausstattung und der Unterstützung fehlt, wie sie etwa Gawker Media in New York bereit hält. Hier verdient man übrigens mit Blogs Geld und schustert nicht zu.

Bis sich so etwas herumspricht, wird noch ein bisschen Zeit vergehen. Vor allem, wenn Leute wie der Hamburger Journalistik-Professor Dr. Siegfried Weischenberg weiter so tun, als brauche das alles Zeit und ein Umdenken in den Köpfen der Medienverantwortlichen. Mit Verlaub: Das ist Unsinn. Was es braucht ist das Geld von Kapitalisten, die erwarten, dass ihr Einsatz eine Rendite abwirft, und die erkennen, dass sie bei den Baumverbrauchern nicht mehr zu verdienen ist.

Die Katze ist aus dem Sack: Neue Football-Liga tritt gegen NFL an

Gestern mittag hatte ich das Gefühl, ich könnte einen Mini-Scoop landen. Da machte jemand aus der New Yorker PR-Branche bei einem Pressetermin Andeutungen über eine neue amerikanische Profi-Football-Liga, die in direkter Konkurrenz parallel zur NFL antreten will. Die Information hatte nur einen Haken: Niemand in der Online-Welt wusste mehr. Heute sickerte mehr über die UFL durch - und darüber, wer unter anderem involviert sein wird: ein relativ bekannter Risikokapitalspezialist, der Anfang der achtziger Jahre, als erstmals eine Alternativliga namens USFL (1983 - 1985) ihr Glück versuchte, als Investor beim Club Oakland Invaders beteiligt war, dazu ein Topmanager von Google und Mark Cuban, der Besitzer Dallas Mavericks.

Der Initiator, er heißt Bill Hambrecht, hat nach Auskunft der New York Times schon seit jenen Tagen über eine Konkurrenzliga nachgedacht, als die Rams aus Anaheim nach St. Louis zogen und die Oilers nach Tennessee (wo sie sich in Titans umbenant haben). Los Angeles und Umgebung und Houston gehören zu den größten zehn bevölkerungsreichsten Agglomerationen in den USA. Die haben Zuschauer für alle möglichen Profi-Sportarten. Inzwischen wurde durch eine weitere Expansion ein schwächelndes Team nach Houston vergeben. In Los Angeles gibt es keinen Club. Also will die UFL genau dorthin und nach Las Vegas, nach Mexico City und andere Städte von einer akzeptablen Größe, in denen das Mutterschiff des amerikanischen Sports nicht vertreten ist.

Jeder, der mitmachen will, muss 30 Millionen Dollar mitbringen und bekommt dafür den halben Anteil eines Clubs. Weitere Anteile sollen nach einem aktienartigen System an Otto Normalverbraucher gehen. Die Spieler kommen aus dem Reservoir der unteren Draftränge der NFL, die aufgrund ihrer Salary Cap einen erheblichen Druck auf das Gehaltsninveau ausübt. Was wiederum gut ist für die neue Liga. Die alte USFL warf mit Geld nur so um sich, um einigermaßen attraktive Spieler anzulocken. Zu denen gehörte unter anderem Running Back Herschell Walker, der später den Dallas Cowboys bei einem Monster-Trade mit Minnesota Vikings noch viel Freude bereitete. Und Jim Kelly, später Quarterback der viermal im Super Bowl geschassten Buffalo Bills.

Die UFL muss mit dem Image der neulich gescheiterten XFL kämpfen und mit der Frage, ob sie überhaupt das Niveau einer Liga erreichen kann, die unersättliche Fans zufrieden stellt (via Can't Stop the Bleeding)

Nachtrag: Wer besser verstehen möchte, wieso weshalb warum Mark Cuban involviert ist, sollte seinen Blog-Eintrag zum Thema lesen.

Verzwickt, verrückt, vervickt: Die Pitbull-Mafia und der Quarterback

Es ist das Los der Begabten: Sie sind oft ziemlich gelangweilt, weil sich die Welt um sie herum extrem langsam dreht. Nicht alle allerdings kommen dann auf die Idee, sich für Kampfhunde zu interessieren. So wie Michael Vick, der Quarterback der Atlanta Falcons. Das Thema beschäftigt inzwischen sogar die Behörden, die einen Durchsuchungsbefehl für ein Grundstück in Richmond/Virginia erwirkt haben, auf dem sie 30 eingebuddelte Hundeleichen vermuten. Das Haus haben sie schon inspiziert - und zwar im Rahmen einer Drogenfahndungsaktion. Bei der Gelegenheit entdeckten sie mehr als 60 Hunde, die Mehrheit Pitbull-Terrier, und einige Gegenstände, die den Verdacht aufkommen ließen, dass Vick Hundekämpfe organisiert. Der Footballprofi hat die Schuld auf Verwandte geschoben, denen er das Haus überlassen habe. Recherchen von ESPN zufolge sind auch andere Schlussfolgerungen möglich. Vick soll in einen illegalen Ring verwickelt sein, der Kampftermine ausrichtet, bei denen pro Fight mehr als 30.000 Dollar gesetzt werden.
Blick zurück: Der Arena-Post, in dem Vick als Nike-Werbefigur auftritt und über seine Genitalherpes-Affäre und seinen Spitzname berichtet wird. Wir nannten ihn "ziemlich überschätzt". Davon rücken wir nicht ab.
Blick zurück: Quarterback Tom Brady macht Schlagzeilen wegen zwei Frauen - eine heißt Giselle
Blick zurück: Quarterback Ben Roethlisberger lebt gefährlich

Der Kobe-Vulkan kommt langsam auf Temperatur

Die Kobe-Bryant-Show in Los Angeles verspricht, in den nächsten Wochen ein nettes Theaterstück abzuliefern. Bryant vermittel auf vielen Kanälen den Eindruck, als ob das Management der Lakers erstens inkompetent ist und zweiten ihn an der Nase herumführt. Der Mann hat keine Lust auf eine Mannschaft, in der er alles alleine machen muss. Es scheint ihm nur wenig an persönlichem Lustgewinn gebracht zu haben, dass er nach der letzten Saison als unbestrittener Punktekönig der Liga angesehen wird und sicher auch als bester Spieler seiner Generation. Es war seine Methode, der Clubführung zu signalisieren, dass er nicht auf den Händen sitzt, sondern ackert. Jetzt mischt er sich lautstark in die politischen Prozesse ein (davon könnte sich Dirk Nowitzki durchaus mal eine Scheibe abschneiden). SportsbyBrooks hat heute die aktuelle Übersicht - mit Hinweisen auf Radiointerviews und Zitaten. Es ist eine einzige Anklage, von der Trainer Phil Jackson kurioserweise ausgenommen wird, weil der trotz seiner Liaison mit der Tochter des Clubbesitzers Jerry Buss nicht im Verdacht steht, an irgendwelchen Strippen zu ziehen. Wer allerdings glaubt, Buss, der soeben von der Polizei mit Alkohol am Steuer erwischt wurde und sich gerne mit jungen Frauen knapp über 20 vergnügt, sei ein Vollidiot, der schätzt den Mann völlig falsch ein. Die Lakers gehören ihm seit 1979. Seitdem haben sie 13mal die Western Conference gewonnen und achtmal den Titel. Mehr hat in derselben Zeit niemand sonst in der NBA auf die Beine gestellt.
Blick zurück: Kobe Bryant bringt sich ins Gespräch - will er wirklich weg aus LA?

29. Mai 2007

Schön, wenn der Schmerz nachlässt


Anhänger von Bundesliga-Clubs wie Schalke 04, Werder Bremen, Bayern München, 1. FC Köln, Alemannia Aachen etc. werden sich am Ende der Saison so fühlen, wie die Burschen in diesem Video. Nicht zu vergessen die Fans des FC Liverpool und all der anderen Losern des Jahres. Ums kurz zu sagen: Es ist eine hübsche Kompilation an Szenen, in denen es Männern auf dem Rasen mächtig ans Gemächt geht. Unangenehm. Schmerzhaft. Aber man mag trotzdem seinen Blick nicht abwenden.

Alle im selben Hemd

Der neue Beitrag für die NBA Blog Squad dreht sich um die seltsame Bereitschaft von Anhängern amerikanischer Basketballteams, beim Spiel alle in dieselben T-Shirts zu schlüpfen. Man denkt unweigerlich an Orwell, an Leni Riefenstahl und irgendwie auch an Kindergarten.

Im Bikini über die Pferderennbahn


Sport in den Grenzbereichen von gutem Geschmack und körperlicher Belastung hat bislang noch viele Gestaltungsmöglichkeiten ungenutzt verstreichen lassen. Aber das wird sich sukzessive ändern - je langweiliger etwa die Finalspiele der NBA sind oder die Baseballsaison oder Boxen. Man denke nur an dieses 200-Meter-Rennen von Frauen im Bikini auf einer Pferderennbahn in Inglewood/Kalifornien. Niemand interessiert sich dafür, wer läuft und wer gewinnt, aber wenn die Frau in Führung kurz vor dem Ziel kopfüber in den Sand schießt, finden es es alle lustig und laden es bei YouTube hoch (via deadspin).

28. Mai 2007

Landis auf Video: Das Doping-Verfahren von Malibu

Man darf davon ausgehen, dass die Flut der Geständnisse aus dem deutschen Dopingsumpf die meisten Menschen ermattet. Wenn Jan Ulrich es nicht so spannend machen würde, hätten die meisten wohl längst schon die Mütze über den Kopf gezogen und sich geistig vom Radsport verabschiedet. Die amerikanische Variante ist das Verfahren gegen Floyd Landis, dessen Beweisuafnahme in der letzten Woche nach neun Verhandlungstagen zu Ende ging. Wer sich wirklich dafür interessiert, was im Sitzungssaal geschah und wie die Hauptbeteiligten aussehen, kann sich stundenlange Videoaufzeichnungen vom Courtroom View Network anschauen. Das Kreuzverhör der Usada mit Landis findet man unter dem Datum des 22. Mai in der Morgensession (mit AM gekennzeichnet). Das Besondere an dem Vorgang: das Landis-Verfahren ist das erste öffentliche in der Geschichte des Kampfs der Sportorganisationen gegen illegale Leistungsmanipulation. Landis, der schätzungsweise 2 Millionen Dollar für die gesamte Show bezahlen wird, hatte es so beantragt. (via Trust But Verify).
Blick zurück: Berichte über das Verfahren in Malibu in der Arena

Auf Becks-Patrouille: Tausende geben ihren Senf dazu

Wer verstehen möchte, weshalb David Beckham ein Phänomen ist, braucht nur zwei Dinge zu tun: auf diese Seite der BBC zu gehen und alle Kommentare zu diesem Post zu lesen, in dem gefragt wird, ob es richtig ist, dass Englands-Trainer den Star zurückholt. Warnung vorneweg: Man muss sehr viel Zeit mitbringen. Zur Zeit sind es 3237 Kommentare. Und es ist kein Ende abzusehen (via The Big Lead).
Blick zurück: Was man bei Los Angeles Galaxy von Beckhams Comeback hält

27. Mai 2007

NBA: Das wird ein tauschaktiver Sommer

Langsam werden die Gestaltungsräume für ein paar dringend notwendige Umbaumaßnahmen in einer Reihe von NBA-Clubs immer größer. Deshalb heißt es jetzt für wohlhabende Teams wie die Dallas Mavericks einfach: Nerven bewahren, cool bleiben. Die jüngste Personalie ist niemand anderer als Kobe Bryant, der bei den Lakers ein Ultimatum gestellt hat: Entweder kommt Jerry West als Manager zum Club zurück oder ich verlange einen Trade. Er gesellt sich damit zu solchen namhaften Umzugskandiaten wie
• Kevin Garnett (Minnesota Timberwolves), der in einem Jahr sowieso seinen Club verlassen kann und im Moment den Timberwolves noch einen ordentlichen Gegenwert bringen kann,
• Zach Randolph (Portland TrailBlazers), der ein Problemkind in Sachen Disziplin ist,
• Rashard Lewis (Seattle SuperSonics), der die Nase voll hat von den vielen Niederlagen und Free Agent wird,
• Chauncey Billups von den Detroit Pistons, der sich ebenfalls seine neue Bleibe frei aussuchen kann (obwohl er im Moment am stärksten mit Detroit liebäugelt,
• Vince Carter, der theoretisch die New Jersey Nets verlassen kann,
• Michael Finley, der in San Antonio ein Zubrot verdient (die dicke Gage zahlt Mavericks-Besitzer Mark Cuban, seit er ihn aus der Vertrag herausgekauft hat), aber sich nach Ablauf der Saison einem neuen Arbeitgeber andienen kann, wenn er denn möchte,
• Pau Gasol, der Restposten vom Frühjahr, der bei den Memphis Grizzlies als Kanonenfutter im Einsatz ist und frustriert,
• Jermaine O'Neal, den es nicht mehr bei den Indiana Pacers hält,
• Ron Artest, der in Sacramento nicht mehr gerne gesehen ist, seitdem er dort, seiner dritten Arbeitsstelle in der NBA, gezeigt hat, dass seine Tendenz zum unkalkulierbaren Handeln nicht behandelbar ist.

Die Liste zeigt, dass der Markt hinreichend mit spielstarken Figuren ausgestattet ist, die sich locker auf dem Schachbrett verschieben lassen. Vorausgesetzt die Tauschgeschäfte machen Sinn für die Beteiligten. Am meisten Kreativität sollte man im Moment den Chicago Bulls zutrauen, die noch nicht am Ende ihrer Wiederaufbauarbeit angekommen sind und drei Zweitrunden-Picks haben, die sich vor der Draft oder auch hinterher zu einem interessanten Paket schnüren lassen. Ein weiterer Aspirant für Bewegung sind die Philadelphia 76ers, die zwei Erst-Runden-Picks haben, aber keinen überragenden Spieler. Portland könnte Randolph mit Hilfe von mindestens einem Zweit-Runden-Pick als Bonus obendrauf leichter los werden. Auf das Karussell darf man gespannt sein.

Bernhard Langer: Manchmal hilft ein Brief

In Gedanken ist er zwar schon fast auf der Champions Tour, auf der er im Herbst spielen kann, wenn er 50 geworden. Dann werden die Plätze leichter und die Konkurrenz ist nicht halb so stark. Man spielt nur drei Runden und verdient trotzdem sehr viel Geld. Aber bis dahin wollte Bernhard Langer sein Spiel nicht schleifen lassen. Also hat er vor ein paar Wochen dem Turnierdirektor vom Colonial in Fort Wort/Texas einen Brief geschrieben und um einen der zwölf Startplätze gebeten, die der Sponsor vergeben kann. Zu solchen Maßnahmen sind Golfprofis mitunter gezwungen, wenn sie beim Meldeschluss auf der Geldrangliste zu weit unten stehen und trotzdem gerne mitmachen wollen. Langer erhielt die erhoffte Einladung und bedankte sich mit einem bestechenden Auftritt. Er hätte das Turnier sogar gut und gerne gewinnen können. Am Ende gab ein Birdie auf der ersten Bahn in einem Sudden-Death-Playoff mit drei Spielern den Ausschlag, den der Südafrikaner Rory Sabbatini verwandelte. Der zweifache Masters-Gewinner hätte mit seinem Putt aus zweieinhalb Metern gleichziehen können und eine Verlängerung erzwingen. Der Ball rollte jedoch knapp am Loch vorbei. Langer wurde zusammen mit dem Amerikaner Jim Furyk Zweiter. Fürs erste hat Langer damit genug Geld auf dem Konto, um an jedem Turnier teilnehmen zu können. Es könnte sogar knapp für eine direkte Qualifikation für die US Open reichen, die im kommenden Monat in Oakmont/Pennsylvania ausgetragen werden.

Während dessen sah Alex Cejka zwar auf dem geteilten 36. Platz auch nicht schlecht aus. Er krebst aber auch nach diesem Wochenende weiterhin im Mittelfeld der Geldrangliste herum und wird auch den Rest des Jahres sein Beißen haben.

Kaymer macht weiter verblüffende Fortschritte

Ganz langsam wird einem dieser Martin Kaymer unheimlich. Ein 30. Platz beim Turnier in Wentworth mag sich nicht nach viel anhören. Tatsächlich war das Resultat genauso gut wie das von Colin Montgomerie und besser als José Maria Olazábal, Thomas Björn, Paul McGinley und Thomas Levet, um mal die Namen von ein paar europäischen Ryder-Cup-Spielern im Teilnehmerfeld dick zu unterstreichen. Man sollte an dieser Stelle vielleicht auch noch unterstreichen, was der Dritte der BMW PGA Championship, der dreifache Majors-Gewinner Vijay Singh, sehr zur Verblüffung der Amerikaner gemeint hat: Dieses Turnier sei höher einzuschätzen als die Players Championship, die vor zwei Wochen stattfand und die immer gerne als "fünftes Major" hochgejubelt wird. Zu solchen Feinheiten können wir uns von dieser Warte aus keine Meinung erlauben. Nur soviel: Amerikaner leben halt gerne mit diesem dicken Selbstbewusstsein, das oft verdeckt, wie wenig eigentlich an Substanz dahinter steckt. Ein Blick auf die aktuelle Weltrangliste sollte genügen: In den Top 20 sind mal gerade sieben Amerikaner.

Zu Wentworth noch soviel: Besucher können den Platz spielen (genauso wie den TPC in Sawgrass). Aber es kostet viel, viel Geld. Da muss man sich dann mitunter mit solchen Ausflügen begnügen: Am Donnerstag habe ich zum ersten Mal den ältesten Public Course der USA gespielt (1895 eröffnet) - Van Cortlandt in der Bronx, dem gefürchteten Stadtteil von New York, auf dessen Anlage man früher schon mal ein das eine oder andere Mordopfer gefunden hat. Und am Freitag gab es einen Abstecher nach Garrison im Tal des Hudson genau gegenüber von West Point, wo die Offiziersschüler der amerikanischen Armee ausgebildet werden, um in anderen Teilen der Welt die eine oder andere Leiche zu produzieren. Mal abgesehen von den sozialen und politischen Rahmenverhältnissen: Beide Plätze kann man empfehlen. View from Garrison Golf CourseGarrison (Foto zum Vergrößern anklicken) allerdings nur für Leute, die ihre Bälle im relativ hohen Rough finden können und heraushebeln. Must-Carry-Abschläge von 150 Metern gehören ebenfalls zum Pflichtprogramm. Wenn man für so etwas einen Blick hat: die Aussicht von der zehnten Bahn hinunter (Höhenunterschied: 200 Meter) in das weite Tal ist ein Genuss.

Beckham-Rückkehr ins England-Team macht Galaxy-Manager nervös

Niemand gibt gerne viel Geld aus und setzt alles in Bewegung, um sich ein hübsches Stück fürs Schaufenster zu besorgen, um dann zu erleben, dass andere aufgrund eigener Begehrlichkeiten auch noch mitmischen. So wie im Fall der Los Angeles Galaxy, dessen Management nie und nimmer damit gerechnet hatte, dass David Beckham noch einmal als ernsthafter Kandidat für die englische Nationalmannschaft in Frage kommen würde. Doch da "Becks" vom neuen Trainer Steve McClaren für das Freundschaftsspiel am Freitag gegen Brasilien und das EM-Qualifikationsspiel gegen Estland am Mittwoch der kommenden Woche einberufen wurde, muss man sich in Kalifornien plötzlich mit neuen Begebenheiten abfinden. Der Mann, der zum Treibmittel für den langfristigen Erfolg von Major League Soccer in den USA werden soll und für viel Geld eingekauft wurde, hat wohl noch immer Gefühle für seine sportliche Heimat - die Football Association und ihren Präsidenten William Mountbatten-Windsor, auch Prince William of Wales genannt. So macht sich Club-Manager Alexia Lalas bereits Sorgen, dass der Neueinkauf eventuell erneut im September und Oktober für England spielen muss, wenn weitere vier EM-Pflichtbegegnungen auf dem Programm stehen. "Geschäftlich gesehen ist das keine gute Nachricht", sagte er einem englischen Rundfunksender. "Denn wir verkaufen das das Team mit David Beckham. Und sehr viele Menschen sind darauf gespannt, ihn mit den Galaxy spielen zu sehen."

Verbandspolitisch kann der MLS-Club nichts machen. Er muss Spieler in solchen Situationen freistellen. Lalas deutete aber an, dass er nicht daran denkt, Beckham auch noch für Freundschaftsspiele abzugeben. "Er hat unserer Organisation und unseren Fans gegenüber eine Verantwortung, auf dem Platz und außerhalb."

Der blitzblankesaubere deutsche Fußball: Persilschein vom Bundestrainer

Wir wussten schon, dass der Bundestrainer langsam spricht. Wie langsam er denkt, schält sich erst, wie sollen wir sagen - l-a-n-g-s-a-m - heraus. Er habe keine Anzeichen für Doping gesehen, sagte er in einem Interview mit der Welt, das heute erschienen ist. Also ist der deutsche Fußball sauber, wie die französische Nachrichtenagentur AFP das zusammenfassend auf Englisch Richtung Rest der Welt streut. Joachim Löw weist ausdrücklich darauf hin, dass es jede Menge Doping-Tests in der Bundesliga gebe, unangemeldete sogar. Ja, ja der Mythos von den Tests, die alle negativ ausgehen und die dann angeblich beweisen, dass Sportler keine illegalen leistungsfördernden Mittel zu sich nehmen. Hatten wir das nicht schon in anderen Sportarten? Sagen wir: Radfahren? Oder Leichtathletik?

Der Originaltext ist zur Zeit auf der Online-Seite der Welt nicht zu finden. Wenn jemand ein Link produziert, bitte in den Kommentaren posten (Nachtrag: Das hat soeben probek gemacht. Danke. Bitte hier clicken.)

26. Mai 2007

Sarah, Danica, Milka - es geht um Milch, nicht um Schokolade

Sonntag in Indianapolis auf dem Programm: ein ellenlanges Autorennen, bei dem jede Menge Äthanol verheizt wird und niemand richtig weiß, um was es geht. Sicher. Der Sieger muss am Ende immer eine Flasche Milch köpfen. Und das ist bekanntlich gesund. Aber der Rest ist reine Selbstbefriedigung. Man kann sich das auch einreden, dass ein Fahrer, der noch nie die Indy 500 gewonnen hat, in der Geschichte des Automobilrennsports als Versager gilt. Man kann sich auch einreden, dass es eine besondere Leistung ist, was Robby Gordon schon häufiger getan hat: morgens in Indianapolis fahren, dann ins Flugzeug und anschließend irgendwo im NASCAR-Land noch ein Rennen anhängen. Und man kann auch so tun, als ob das irgendeine Aussagekraft besitzt: dass diesmal drei Frauen im Feld der 33 Teilnehmer an den Start gehen. Denn das gab es bekanntlich auch noch nicht. Aber das zeigt nur, dass man immer wieder neu auf die jeweiligen aktuell PR-gesteuerten Themen hereinfällt (wozu ich mich schuldig bekenne). Die drei Frauen heißen: Sarah Fischer (zum sechsten Mal dabei, bestes Resultat: 21. Platz, Startplatz: 21), Danica Patrick (dritte Teilnahme, zehrt noch immer davon, dass sie beim ersten Start vor zwei Jahren mal kurzfristig in Führung lag, Startplatz: 8) und Milka Duno aus Venezuela, die mit 35 Jahren sehr viel älter ist als die beiden anderen Frauen, aber in Südamerika bereits die flotten Pontiac-Werbespots dreht. Sie fuhr in der Qualifikation einen Wagen zu Schrott, steht aber auf dem 29. Startplatz. Duno ist keineswegs die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt. Sie ist vor allem deshalb interessant, weil von der Benzinmarke Citgo gesponsert wird, die dem venezolanischen Staat gehört, und weil dieser Staat mitsamt seinem Präsidenten Hugo Chavez von der politischen Elite Amerikas dämonisiert wird. Milkas Nachname sprechen die Amerikaner aber aus einem anderen Grunde immer falsch aus: ihre allgemeine Ignoranz gegenüber den Ausspracheregeln von Vokalen in anderen Sprachen lässt einfach nicht zu, dass sie auch nur probieren, es richtig zu machen.

Es gibt übrigens sehr sachkundige Beobachter der 500 Meilen von Indianapolis, die nicht daran glauben wollen, dass es irgendwann mit dieser Art von Rennen zu Ende geht, bei dem alle einen Motorenlieferanten haben (Honda) und einen Chassis-Hersteller (Dallara). Hier sind die Gedanken eines Kommentators auf foxsports.com, die zeigen, was alles verbessert werden kann/müsste.

Nachtrag: Frauen im Motorsport haben einfach kein Glück. Bei manchen kommt dann aber auch noch Pech dazu. Man denke nur an Fatemah Angela Harkness, die es fertig gebracht hat, einer Bank in Texas eine Millionen Dollar abzuschwatzen, um ihr eigenes NASCAR-Team auf die Beine zu stellen. Die Sache ging nicht mit rechten Dingen zu. Jetzt muss die 31jährige Frau, die mal als Stripperin angefangen hatte, für 40 Monate ins Gefängnis. Den Schuldspruch kassierte sie bereits, aber weil sie dann ins Ausland floh und erst vor wenigen Wochen in Dubai von amerikanischen Strafverfolgern festgenommen wurde, kam die Angelegenheit jetzt wieder hoch und wurde mit der Verkündung des Strafmaßes abgeschlossen (via deadspin)

Lendl-Tochter Marika mit Chancen auf US-Open-Qualifikation

Die Golf-Karriere der Lendl-Töchter ist eine Fortsetzungsgeschichte, die weiterzuerzählen nach Art eines Wanderpokals durch die Landschaft mäandert. Die jüngste Folge hat man online bei ESPN aufgeschrieben. Die Mädchen sind noch immer am Ball. Vater Ivan ist noch immer irgendwie manisch bei der Sache. Wozu es gut ist? Auf jeden Fall fürs Konto der Leadbetter Academy in Bradenton in Florida. Den Rest muss man sehen. Isabelle (15) und Marika (17) stehen auf dem dritten beziehungsweise zehnten Platz des Rankings im Junior Golf des amerikanischen Verbandes. Marika (Foto - Quelle: PGA of America) hat die erste Qualifikationsstufe für die US Open der Frauen überstanden. Die nächste findet in einer Woche statt. Das Turnier steht für Ende Juni an. Übrigens eine Tochter - die Zwillingsschwester von Isabelle namens Caroline - ist ein wenig aus der Art geschlagen. Sie reitet Dressurpferde. Natürlich mit Ambitionen. Das ist bei dieser Familie einfach Teil der Erbmasse (via foremenblog).

Stanley-Cup-Hoffnungen: Der Gerber-Effekt

Man kann den Stanley-Cup nicht auf so viele unterschiedliche Arten und Weise gewinnen. Hier eine kurze Liste: Man muss in den Playoffs 16 Spiele (in vier Runden) für sich entscheiden. Man darf sich von Niederlagen nicht beeindrucken lassen. Man muss endlos Energie mitbringen. Man darf sich nicht sehr viele herbere Verletzungen einhandeln. Man darf nicht so viele dumme Fouls begehen. Man muss Nerven für die Sudden-Death-Verlängerungen besitzen. Man braucht einen Torwart, der genau in dieser Phase unbezwingbar scheint. Und - so sagen ein paar Spötter- man braucht Martin Gerber auf der Ersatzbank. Das hat den Carolina Hurricanes im letzten Jahr sehr geholfen, die nach einem spannenden Halbfinale die verletzungsgeplagten Buffalo Sabres aus dem Weg räumten und dann wenig Federlesen mit den Edmonton Oilers machten. Martin Gerber sitzt in diesem Jahr bei den Ottawa Senators auf der Ersatzbank. Wieder ist der Mann aus dem Emmental der bestbezahlte Torwart im Team. Wieder hat er seine Position als Nummer eins an einen Jüngeren verloren. Diese Rolle scheint Gerbers Schicksal zu sein. Schon auf seiner ersten NHL-Station in Anaheim kam er an Stamm-Goalie Jean-Sebastian Giguere nicht vorbei (die schafften mit Gerber auf der Bank immerhin ins Finale). Übrigens: Mit zwei verschiedenen Clubs in zwei Jahren nacheinander den Pott zu gewinnen ist eine Kunst. Ab Montag geht es gegen die Anaheim Mighty Ducks. Ganz Kanada hofft...
Foto: flickr/creativecommons/robgrau

24. Mai 2007

Foreman schlägt wieder zu: Ein Boxer in den Boxen


George Foreman hat mit seinen elektrischen Grillapparaten hunderte von Millionen Dollar verdient. Etwas, was ihm im Rahmen seiner langen Boxerkarriere nicht gelungen war. Das Geld muss arbeiten. Und die vielen hungrigen Kinder, die er gezeugt hat und die alle George heißen, müssen es auch. Also hat sich Foreman neulich in ein Team der Indy Racing League (IRL) eingekauft. Das heißt Panther Racing und hat am Montag bei den Indy 500 gleich drei Autos am Start. Der ehemalige Schwergewichtsweltmeister versteht sicher sehr wenig von Autos, aber das interessiert Team-Eigentümer John Barnes auch gar nicht. Foreman ist ein unglaubliches Talent als Vermarkter und lächelnder Sprücheklopfer (deshalb der Risenerfolg mit den Grillapparaten). Die Söhne George jr. und George III werden ebenfalls eingebunden.

Bei YouTube gefunden: Ein Fachmann von Panther Racing beschreibt, wie man die Reifen wechselt:

Doping-Tsunami brandet an...als leichtes Geplätscher

Der Rest der Welt ist heute endlich aufgewacht und hat den Doping-Tsunami in Deutschland zur Kenntnis genommen. Auslöser war eine AP-Meldung und eine Reuters-Nachricht mit den Namen Zabel und Aldag und einem Verweis auf die beiden Freiburger Ärzte. Für eine Beurteilung darüber, wie die amerikanischen Medien etwa die Geständnisse einordnen, ist es noch zu früh. Vor allem, weil da mal wieder die alten Kameraden Unkenntnis, Ignoranz und Desinteresse aufeinandertreffen. Bis die ihren Platz am Tisch räumen, wird noch etwas Zeit vergehen. Leider.

Die Crux ist wirklich kaum zu erklären und doch typisch Medienalltag (und gilt so auch für andere Länder): Wenn kein Amerikaner unmittelbar verwickelt ist, muss die Geschichte extrem spektakulär sein, sonst wird kaum berichtet. Es tut nichts zur Sache, dass man in diesen Tagen in Deutschland einen weiteren mächtigen Mosaikstein inspizieren kann (mehr Fahrer, Betreuer, Ärzte qua Selbstanzeige entlarvt als Mitglieder einer organisierten mafiösen Bewegung, die eine ganze Sportart unterwandert hat), um sich mit dem langjährigen Lügengebäude des internationalen Radsports zu beschäftigen und um die üblen Attacken von erwischten Sportlern Richtung Wada, Usada, Richard Pound und andere Ritter der ehrenwerten Tafelrunde zu entlarven. Nein, hier in Amerika seziert man lieber phasenklein den Fall Landis - und zwar geistig auf dem Stand vom Anfang der neunziger Jahre - wo man wirklich noch so tun konnte, als sei Doping die absolute Ausnahme. Hier in Amerika tut man noch immer so, als wäre die gute alte Unschuldsvermutung im juristischen Neuland "Sportbetrug" eine Heilige Kuh und dürfe nicht angetastet werden. Und alles nur, weil die Tests nicht gut und genau genug sind und in den Labors ein paar Schlamper sitzen, die nicht peinlich genau arbeiten.

Demnächst - hoffentlich - mehr. Wenn amerikanische Reporter mal richtig rangehen, sind sie ziemlich ergiebig und gut.

23. Mai 2007

Ein Experiment in Sachen Videoangebot

Ein neuer Videoanbieter offeriert kurze Sportnews-Videos aus den USA mit Schwerpunkt Highlights aus der National Hockey League. Eingesprengselt: Szenen vom Landis-Doping-Verfahren, der Auftritt von Dirk Nowitzki bei Nike in Frankfurt und manches mehr. Der Feed beginnt jedes Mal neu, wenn man die American-Arena-Hauptseite anklickt. Aus Platzgründen befindet er sich derzeit unterhalb der Beiträge. Dies ist nur eine Testphase. Kommentare und Meinungen von Lesern werden hiermit dringend erbeten. Falls das Angebot regelmäßige Besucher dieses Blogs eher stört, wird es wieder abgestellt.

Landis: Heute noch die Plädoyers und dann lange warten

AP rechnet in der letzten Meldung vom Landis-Doping-Verfahren damit, dass heute noch die Plädoyers gehalten werden. Und damit, dass die drei unabhängigen Schiedsmänner, die die Entscheidung treffen, mehr als einen Monat zubringen werden, bis sie sich durch das Beweismaterial, die Indizien und die Zweifel an der Zuverlässigkeit des französischen Labors durchgearbeitet haben.

Die ehemalige Phonak-Ärztin Dr. Denise Demir tauchte zwar nicht in personam in Malibu auf. Aber von ihr war dann doch noch die Rede. Velo News berichtete von einer ominösen E-Mail-Kommunikation zwischen ihr und einem Vertreter des internationalen Radsportverbandes UCI, was am Dienstag innerhalb des Verfahrens die Frage aufwarf: Sollten da womöglich Langzeit-Blut-Profile vertuscht werden, die etwas anderes bewiesen hätten, als Dr. Demir in ihrem Interview mit der Bild-Zeitung verbreitet hatte ("Wir können anhand von Trainingsdaten beweisen, daß Floyd solche Leistungen erbringen kann..."). Aber dann erklärte die Landis-Seite, sie hätten die Unterlagen gefunden und würde sie zur Verfügung stellen. Eine Einlassung, die die Herzfrequenz des Usada-Anwalts wieder auf akeptable Werte senken half. Wir spekulieren: Dr. Demir wurde wohl deshalb nicht nach Kalifornien geladen, weil die Unterlagen, zu denen sie hätte aussagen können und Landis entlasten, zwischendurch verschollen waren. Wie gesagt: Wir spekulieren.

Mehr lässt sich auch nicht über das zu erwartende Urteil sagen. Einer der zwei Schiedsmänner (der Amerikaner) ist klar auf Seiten von Landis, was sich bereits im Vorverfahren zeigte. Die beiden Kanadier haben bisher wie ein Tandem gewirkt, das sich nicht von den Nebelwürfen der Verteidigung beeindrucken lässt. Das Labor in Paris kann man nicht verteidigen. Da arbeiten Amateure. Ob die Resultate ihrer Arbeit juristisch bestehen können? Vielleicht.

Morgen, Donnerstag, in der Print-Ausgabe der FAZ gibt es eine kleine Abhandlung von dieser Stelle aus. Der Artikel wurde nicht online geschaltet. Das Foto stammt von der New Yorker Rad-Webseite Trackstar und wurde dort vor einem Jahr herausgegeben. Im Moment ist deren Store nicht anklickbar. Wer sich für das Hemd interessiert, sollte auf anderem Weg Kontakt mit den Jungs aufnehmen.

Nachtrag: Dr. Denise Demir hat per Email mitgeteilt, dass sie aufgrund einer Auflage des Schiedsgerichts in Malibu (auf Englisch: "gag order") bis nach dem Urteil im Fall Landis keine Stellungnahmen abgeben kann. Ich bin nicht sicher, ob dies auch für prozesstaktische Themen gilt, aber das muss man akzeptieren.

Kansas City. Here they come?

Der zweite Mann hinter Dr. Z. in der Hackordnung bei Sports Illustrated, wenn es um Football geht, hat ein paar Infos aufgeschnappt, die Anhänger der NFL in Deutschland interessieren werden: Die Kansas City Chiefs sind die aussichtsreichsten Kandidaten für das nächste, zweite Auslands-Match der Liga im Jahr 2008. Das erste findet in in diesem Herbst in London statt - am 28. Oktober mit Miami Dolphins gegen New York Giants. King spekuliert, dass die Buffalo Bills mitreisen werden, weil die vermutlich als Nicht-Divisionsgegner auf dem Spielplan sein werden. Das Rätselraten kommt bei der NFL immer automatisch. Man hat 32 Clubs aber nur jeweils 16 Spiele. Feststehen immer nur die Begegnungen gegen die Teams aus der eigenen Division. Das entscheidende Zitat zur Unterfütterung der Geschichte stammt aus dem Mund von Kansas-City-Präsident Carl Peterson, der wohl gesagt hat: "Ich denke, wir gehen nach Deutschland. Mein Cheftrainer ist halb Deutscher. Und mein Defensivkoordinator wurde in Deutschland geboren." Kings Kommentar? "Hmmm. Ich wusste gar nicht, dass Herman Edwards halb Deutscher ist."

Das liegt wohl daran, dass er nicht die FAZ liest. Da stand das schon ausführlich am 30. August 2001 über Edwards, seine schwäbische Mutter und seinen schwarzen Vater:
"Der Stolz, den eine Mutter empfindet, wenn ihr einziger Sohn Karriere macht, entspringt einer ganz speziellen emotionalen Kategorie. Manche Frauen leben das Gefühl eher still aus. Andere reagieren so wie Martha Edwards: Die Schwäbin jubelte vor Begeisterung, als sie vor ein paar Monaten von ihrem Filius angerufen wurde und erfuhr, daß der auf dem Weg nach New York sei. Die Jets, eine der besseren Mannschaften in der National Football League, hatten ihm den Job des Cheftrainers angeboten. Dann fuhr die Sechsundsiebzigjährige, die im kalifornischen Küstenort Seaside wohnt, zum Mission-Memorial-Park-Friedhof, wo seit 1978 ihr Ehemann Herman liegt, ein ehemaliger Master Sergeant der amerikanischen Armee, und vergoß ein paar Tränen. "Ich habe mich bei ihm bedankt, daß er mit mir zusammen einen so feinen Sohn großgezogen hat", erzählte sie. Die Nachricht war es wert. "Er hat es geschafft. Sein Wunsch hat sich erfüllt."

Er - das ist Herman Edwards jr., der Anfang September, wenn die neue NFL-Saison beginnt, die schwerste Aufgabe seines Lebens antritt. Er muß beweisen, daß er nicht nur intellektuell der Aufgabe gewachsen ist, fünfzig muskelbepackte Profis und einen Stab von zehn Assistenten auf Linie zu halten....

Jets-Anhänger, die befürchten, daß der neue Mann innerlich zu weich ist, sollten dessen Mutter fragen. Die kennt ihren Sohn nur auf eine Art: als ehrgeizig und zielstrebig. Er wurde Footballspieler gegen ihre Einwände ("Ich wollt's net, ich fand es zu gefährlich") und setzte sich später bei den Philadelphia Eagles als Profi durch ("Nix hat ihn abgehalten"). Und er ließ sich auch als Coach nicht bremsen. Nach Stationen in Kansas City und Tampa Bay griff er bei den Jets nach der ersten Gelegenheit, sich beweisen zu können. Der fitneßbewußte Herman jr. verweigert sogar inzwischen die schwäbische Hausmannskost, mit der sie ihn gerne mal wieder verwöhnen würde. "Früher hat er alles gegessen", sagt sie und lacht. "Heute sind es nur noch Salate."


Blick zurück: Die NFL überlegt, auf 17 Spiele aufzustocken
Blick zurück: Der Zuschlag für Wembley

Manchen missfällt einfach so vieles am Sport in den USA...

Dies hier ist als kleine Anregung und Ablenkung an einem Tag gedacht, an dem man sich vor Doping-Geschichten nicht retten kann, und an dem man lange in sich hineinhorcht und fragt: Welche nachhaltige Wirkung hat die NBA-Draft-Lotterie von gestern auf die Zukunft der Liga? Dies ist die persönliche Liste der zehn schlimmsten Dinge/Verhältnisse/Regeln etc. im Sport - aus rein amerikanischer Sicht. Auf Platz eins steht bei Mr. Nick Canepa von der San Diego Times Union übrigens die Designated-Hitter-Regel in der American League. Auf Platz zwei die Draft-Lotterie. Wer bietet mehr?

22. Mai 2007

Wie riecht amerikanischer Sport?

Nicht alles an Web 2.0 wirkt schon so richtig gelungen. Man nehme etwa diesen halb unscharfen Video-Clip von der Promo-Seite bitclix, der auf mehr als bescheidene Weise den Versuch unternimmt, einem die Vorzüge eines Männerduftes namens "American Sport" zu erläutern. Ob der Hersteller des Aftershaves mit solchen wohlmeinenden Kritikern wirklich den großen Sprung nach vorne hinbekommt, mag man sich einfach nicht vorstellen. Angeblich leckt auch noch die Flasche. Weshalb man sie auf Reisen immer schön hochkant halten soll. Wie sage ich das dem Mann am Flughafen, der meinen Koffer durch die Gegend wirft? Wer einen Test machen will: Auf eBay wird gerade ein Restposten günstig verhökert. Den Erfahrungsbericht bringen wir hinterher gerne. Amerikanischer Sport ist doch unsere Domäne. Und da wollen wir mit der Nase immer ganz vorne und ganz nah dran sein....


Arme-Welt: Roddick retuschiert

Der alte Spruch lautete: Lieber arm dran als Arm ab. Der neue lautet......na, gut, er muss noch erfunden werden. Freiwillige vor. Andy Roddick fällt aus. Dem fällt zum Thema Arme nicht mehr viel ein. Außer, dass die beiden Extremitäten, die da auf dem Titel der amerikanischen Zeitschrift Men's Fitness aus diesem Rumpf herausragen, der voluminös das Innere eines T-Shirts füllt, nicht seine sein können. Der Rumpf, so schätzen wir mal, wäre dann wohl auch nicht seiner. Nur der Kopf. Und der tickt immer noch ganz gut. Wie schrieb der Tennisprofi über die Retusche auf seiner Webseite (man muss Mitglied im Club Roddick werden, um das Zitat lesen zu können): "Wer immer das auch gemacht hat, besitzt ernorme Fähigkeiten. Vielleicht will Rafael Nadal seine Arme zurück." Roddickulous.... (via deadspin).

Zweiter wichtiger Hinweis für Doper: Diese Frau kann Ihnen nicht helfen

Die medizinische Betreuung von Floyd Landis im Team Phonak lag bis zur Tour de France in den Händen der deutschen Ärztin Dr. Denise Demir (Foto). Nach dem Bekanntwerden der positiven A-Probe wurde sie von der Bild-Zeitung gefragt: "War Landis gedopt?" Und sie antwortete: "Natürlich nicht. Ich lege meine Hand für ihn ins Feuer." Sie sagte aber noch mehr:
"Wir können anhand von Trainingsdaten beweisen, daß Floyd solche Leistungen erbringen kann. Auf der 17. Etappe ist er fünf Stunden mit rund 360 Watt gefahren. Im Training hat er das schon acht Stunden geschafft. Dabei muß man auch bedenken, daß sich Floyd auf der Etappe davor ja quasi ausgeruht hat.“
Natürlich kommt einem dann der Gedanke: Wenn Dr. Denise Demir wirklich so etwas belegen kann, müsste sie doch die ideale Zeugin für die Verteidigung im Verfahren gegen Landis in Malibu sein? Aber bisher ist die Medizinerin aus dem Münsterland nicht in Kalifornien aufgetaucht. Heute ist Landis im Kreuzverhör an der Reihe. Und am Mittwoch soll Schluss sein mit der Beweisaufnahme. Wir rufen Doktor Demir? DOKTOR DEMIR?
Blick zurück: Landis und LeMond und ein Manager, der gefeuert wurde

21. Mai 2007

Wichtiger Hinweis für Doper: Dieser Mann kann Ihnen helfen

Kleiner Tipp für alle, die die Absicht haben, ihre sportlichen Leistungen mit ein paar Schuss Testosteron oder ähnlichem aufzupäppeln. Dieser Mann kann Ihnen helfen, wenn Sie in Schwierigkeiten kommen: Er heißt Dr. Wolfram Meier-Augenstein und arbeitet am Queens College in Belfast. Hat seinen Doktor in Heidelberg gemacht und wurde von den Landis-Leuten nach Malibu eingeflogen, um die Laborarbeit in Frankreich zu diskreditieren. Sein Vernehmungsprotokoll kann man auf dem Blog Trust But Verify nachlesen. Es wird in Scheiben dargereicht und ist nahezu unverdaulich. Aber das kommt den Landis-Anwälten entgegen. Sie arbeiten als Nebelwerfer-Schwadron an einer taktischen Lösung ihres Problems. Sie wollen einfach nur dokumentieren, dass die ganze Welt Fehler gemacht hat und Vorurteile pflegt, weil sie von Anfang an einen unbescholtenen Tour-de-France-Gewinner aus Amerika aus dem Verkehr ziehen wollten, um einem Spanier namens Oscar Pereiro zum Sieger ausrufen zu können.

Herr Doktor, Sie haben das Wort...

Wir werfen mit Torten


Ein britischer Blogger hat sich die Mühe gemacht, den Ausländeranteil in Europas besten Ligen in kreisrunde Torten-Diagramme umzulegen. Es ist kein Reißer geworden, aber ein übersichtliches, sachliches Stück, das den gegenwärtigen Stand des Spitzenfußballs in Europa und seine Migrationsstruktur illustriert. Die Premier League hat den größten Anteil an Importspielern, die Serie A in Italien den geringsten. Die Auswirkungen selbst sind hinreichend bekannt. Italien ist Weltmeister. England ist eine Katastrophe in den Wettbewerben der Nationalmannschaften. Die Premie League produziert den erfolgreichsten Club-Fußball. Die anderen stolpern hinterher. Man müsse die Italiener bewundern, schrieb Chris, der Blogger, der angesichts der statistischen Pracht völlig verdrängt hatte, wie korrupt der italienische Fußball ist. Hier gibt's die anderen Torten (via The Offside).

Wir kaufen uns einen Fußball-Club - auf englische Art

Als früher Leser von Wallrafs Unerwünschten Reportagen habe ich mich lange gefragt, weshalb Arbeitnehmer nicht den berichteten Missbrauch abschütteln und ihr Unternehmen übernehmen. Besonders wenn ein schlecht wirtschaftender Besitzer dabei noch ein gutes Geschäft machen würde. Das müssen sich in zunehmendem Maße auch die Fans englischer Teams fragen, die erleben, wie sich Männer mit ganz viel Geld aus fernen Ländern ihre Clubs unter den Nagel reißen und anschließend mit Ihnen, den Fans, Monopoly spielen. Im Fall von Manchester United war die Abwehrhaltung zwar besonders stark, aber auch besonders vergeblich. Die Glazer-Familie aus Florida sitzt heute am Drücker. Und wer ihnen das nicht gönnt hat nur eine Möglichkeit: seine Loyalität an eine andere Mannschaft verschenken. Ich würde mich nicht wundern, wenn just aus dieser Abwendung von ManU eine neue Initiative hervorgeht, bei der sich tausende von Fans mit kleinsten Beiträgen zusammentun und sich ihren Club kaufen. Das Fundament ist bereits gelegt und nennt sich My Football Club, eine Organisation auf der Suche nach 50.000 Menschen, die jeder 35 Pfund einzahlen, um eine Kaufkraft von mehr als 1 Million Pfund an den Start zu bringen. Hochglanz kann man dafür nicht kaufen. Tradition allerdings schon. Angeblich hatte die Gruppe 15 Clubs im Auge, darunter Leeds United, das gerade aus der Premier League abgestiegen ist und im Herzen der englischen Fußballgeschichte sitzt - der Industriezone Manchester-Sheffield-Leeds. Ich weiß nicht, was Wallraf dieser Tage treibt. Er geht ja gerne in den Untergrund. Aber wäre das nicht mal eine Reportage wert? Ziemlich erwünscht wäre es auf alle Fälle (via Sportsbiz).

20. Mai 2007

Stallone: Geldstrafe für illegalen Hormonimport

Sylester Stallone ist in Australien noch einmal ganz preiswert davon gekommen. Er bekannte sich in der vergangenen Woche von Ferne schuldig, illegal Wachstumshormone ins Land eingeführt zu haben und wurde mit einer Geldstrafe von 3.000 Dollar belegt und muss die Gerichtskosten von 10.000 Dollar übernehmen. So viel sollte der Film Rocky Balboa allein in Australien eingespielt haben, wohin der 60jährige eigens gereist war, um den Werberummel um den Streifen anzuheizen. Wir haken das Kapitel hiermit ab.
Blick zurück: Die Vorgeschichte aus dem Februar

Wie teuer ist Golf?

Es heißt immer, Golf sei teuer. Aber wie teuer, weiß niemand so genau. Vielleicht sollte man Martin Kaymer fragen, der am Donnerstag bei den Irish Open nur auf einem einzigen Loch wirklich gepatzt hatte (dem letzten) und eine 9 (vier über Par) gespielt hatte. Dann lag er am Freitag erneut nur auf einer einzigen Bahn wirklich daneben - diesmal war es die 10 - und erzielte eine acht (vier über Par) Wir rechnen mal nach: Hätte er die beiden Löcher nur ein bisschen versemmelt, mit jeweils einem Bogey zum Beispiel, hätte er in der Endabrechnung sechs Schläge weniger gehabt und wäre nicht auf dem 35. Platz gelandet, sondern auf dem 7. Der Unterschied? Rund 40.000 Euro. So teuer ist Golf.

P.S.: Das eigentliche Wunder an seinem Ausflug in den County Limerick und auf den Adare Manor Golfplatz war die Tatsache, dass er trotz dieser zwei Fehler auf dem schweren Platz den Cut überstand (mit einem Schlag). Am Anfang der Saison hatte er die Cutgrenze bisweilen um just einen Schlag verfehlt. In solchen Fällen gibt es gar kein Preisgeld. Für den, der nichts verdient, wird Golf nahezu unbezahlbar.

Doping: Giambi hat ein schlechtes Gewissen

Seit ein paar Jahren ribbelt sich der warme dicke Pullover auf, den man sich in den USA gestrickt hat, um den Dopingskandal zu verhüllen, der die ganze Bigotterie des Mythos vom amerikanischen Sport auf den Punkt bringt. Im Zweifel war das Publikum meistens für den Angeklagten, a.k.a "die arme Sau", die erwischt wurde. So wie man auf der Straße in Manhattan erst mal unwillkürlich den Mitmenschen zur Seite springen will, wenn ihn die Polizei am Wickel hat. Wir mögen keine Polizisten. Im Zweifel war das Publikum auch eher für nicht groß nachfragen, lieber wegschauen, für "was ist das Problem?" Betrügen nicht alle irgendwann ein bisschen, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen?

Vor ein paar Tagen müsste ein gewisser Jason Giambi, Baseballprofi in Diensten der New York Yankees, den letzten die Augen geöffnet haben, um was beim Doping geht. Nicht um arme Säue, sondern um reiche. Nicht um kleine Vorteile, sondern um große Verträge. Jason Giambi will zwar inzwischen zumindest ein bisschen sein schlechtes Gewissen los werden, aber nicht die 120 Millionen Dollar, die ihm die Hilfe aus dem Hause BALCO bei den Verhandlungen 2001 mit den Yankees eingebracht hat. Giambi war einer der Kunden von Victor Conte. Einer der Zeugen bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Einer, der eine verworrene Entschuldigungslitanei von sich gab, ohne sagen zu wollen, um was es sich handelt. Einer, der sich wundert, ob sein gutartiger Tumor an der Hirnanhangdrüse durch seinen Drogenkonsum verursacht wurde.

Am Samstag saß Floyd Landis zum ersten Mal im Zeugenstuhl bei seiner Anhörung in Malibu und bestritt alles. Wahrscheinlich hätte er auch bestritten, dass Luft in den Reifen ist, wenn er sich davon etwas versprochen hätte. Am Montag ist Kreuzverhör. Dann wird die Usada das Unmögliche versuchen: einen Mann, der es faustdick hinter den Ohren hat und der hundert seiner Artgenossen in den Alpen das Gesäß gezeigt hat, von vorne anzufassen. Dorthin, wo's weh tut. Ich muss gestehen, das würde ich mir gerne aus der Nähe anschauen. Vielleicht klappt's beim nächsten Mal.

Nachtrag: Noch ist es reine Spekulation. Aber nach einer Meldung der New York Daily News versuchen die Yankees den Vertrag mit Giambi zu kippen. Das wäre eine interessante Wendung der Ereignisse.

Wenn ein Sender nicht mitzieht: NHL-Fans schauen dumm aus der Wäsche

"Man kann es nicht anders nennen: Das war extrem peinlich für die Liga. Ein entscheidendes Spiel in der Conference-Final-Serie, das fallen gelassen wurde, damit Leute über ein Pferd reden können, das letztes Jahr gestorben ist, und das Wetter in Pimlico." So lautete das vernichtende, wenn auch leicht kryptisch getextete Urteil auf der Webseite von Sports Illustrated über einen selten rüden Akt des Managements eines Medienunternehmens. Aber der Reihe nach:
Die Liga? Die National Hockey League.
Das entscheidende Spiel? Buffalo Sabres gegen Ottawa Senators um den Einzug ins Stanley-Cup-Finale.
Das Pferd? Barbaro - nicht vor einem Jahr gestorben, aber an selbiger Stelle aufgrund schwerster Knochenbrüche unrettbar verletzt und Monate später in der Klinik eingeschläfert.
Pimlico? Der Name der Rennbahn in Baltimore, auf der eines der bedeutendsten Galopprennen in den USA stattfindet - das Preakness, das zur Triple Crown gerechnet wird.
Das Medienunternehmen? Der Fernsehsender NBC, der seit Jahr und Tag die Olympischen Spiele überträgt und immer versucht, so etwas wie Klasse und Stil zu projizieren. Der aber die NHL nur für den Futtertrog der leeren Sendeplätze an Wochenenden bereit hält.
Das Problem - Teil 1? Die Sabres und Senators sind nach der regulären Spielzeit noch nicht fertig mit ihrem Match. In Baltimore warten die Reporter auf eine Schaltung. NBC gibt den Rest der Übertragung - und damit den wirklich spannenden Teil - an den Kabelkanal Versus ab, der seit zwei Jahren der Hauptabspielsender für Eishockey in den USA ist.
Das Problem - Teil 2? NBC kann jeder empfangen, Versus gibt es allenfalls in der Hälfte aller amerikanischen Haushalte, wenn nicht in noch weniger. Die Zuschauer nahe der kanadischen Grenze (etwa in Detroit oder auch in Buffalo) konnten auf kanadisches Fernsehen umschalten. So blieben ein paar übrig, die dumm aus der Wäsche schauten.

Wem soll man nun die Schuld an Angelegenheit geben? Bei SI hat Kollege Allan Muir das rasch bestimmt: Das hat die Liga verbockt, die den Spielplan leicht gestreckt hatte, um vom Freitag (keine NBC-Übertragungsmöglichkeit) auf den Samstag zu gehen und darauf zu hoffen, dass das Spiel in dem zugestandenen Zeitfenster bis zum Galopprennen entschieden ist. Der Liga kann man vieles vorwerfen, aber nicht, dass sie eine Chance vertan hätte. Ihr Status bei den großen Sendern rangiert kurz über Bettler. Die Quoten sind seit Jahren nicht der Rede wert. Eishockey leidet - abgesehen von seinem unumstrittenen enormen Stellenwert in Kanada - im Rest von Nordamerika unter einem ganz normalen Symptom. Es interessieren sich immer nur die Menschen in den betroffenen Städten und Regionen für die Clubs, die im Fernsehen auftauchen. Der Rest der Nation reagiert mit Gähnen - selbst, wenn es wie am Samstag richtig spannend zugeht und das Spielniveau hoch ist. Als die Liga nach dem langen Tarifstreit die Vereinbarung mit NBC traf, konnte sie nicht mehr herausholen als dieses: NBC zahlt keine Garantien, sondern nur Anteile an den erzielten Werbeeinnahmen. So hatte man bei der NHL diesmal gar keine andere Wahl: Entweder man schiebt die Senators und Sabres ins Schaufenster und kassiert mit. Oder man verschenkt die Gelegenheit komplett und geht gleich ins Halbdunkel des Kabelsenders Versus.

Wie wird das in den kommenden Wochen beim Finale aussehen? Commissioner Bettman sagt, es sei kein Problem. Er habe mit NBC gesprochen. Die paar tausende Leute in den USA, die das betrifft, werden es ihm glauben müssen.

19. Mai 2007

Buffalo nach dem Aus: Geht Vanek?

Das war am Samstag mit Sicherheit das letzte Mal, dass die Buffalo Sabres in dieser Formation zusammen aufs Eis gegangen sind. Die Pleite im Halbfinale um den Stanley Cup gegen die Ottawa Senators warf schon mal ein Licht auf die Schwierigkeiten, die das Team-Management demnächst bewältigen muss: die beiden Top-Stürmer Chris Drury (zur Zeit bei 3,15 Millionen Dollar) und Daniel Briere (zur Zeit bei 5 Millionen Dollar) können als Free Agents überall unterkommen, wo es Geld regnet. Der Vertrag des Grazers Thomas Vanek läuft aus. Wenn Buffalo nicht so viele Dollars zahlen will, wie ein anderer Club bietet, dann wird auch er in der kommenden Saison woanders spielen. So funktioniert der Tarifvertrag in der Kategorie Restricted Free Agency. Woher soll Buffalo die Kohle nehmen, wenn nicht stehlen? In der abgelaufenen Saison haben sie die Luft unter der Salary Cap bis auf den letzten Kubikzentimeter ausgeschöpft und ständig mit solchen Spielern herumjongliert, die man ins Farm Team nach Rochester abschieben konnte, damit der Deckel nicht hochflog.

Die einzigen Aktionen, die aus gegenwärtiger Sicht Sinn macht (wenn man berücksichtigt, dass Vanek trotz seiner hervorragenden Vorrunde in den Playoffs unter den Erwartungen blieb und womöglich auch deshalb als Schwachpunkt gebrandmarkt wird): Vanek einen neuen Vertrag geben und ihn dann gegen preiswertere Stürmertalente eintauschen. Drury kann man wohl halten, wenn man Briere ziehen lässt. Mal sehen, wie's ausgeht.

18. Mai 2007

"Die Spurs sind wie Krebs"

Man versucht sein halbes Leben lang, seine Gedanken und Empfindungen auf eine Weise in Worte zu fassen, die Sinn ergibt - Sinn für einen selbst und - wenn man Publikum hat - auch für andere. Nicht immer will das gelingen. Weshalb man sich in solchen Momenten vor Leuten verneigt, die es einem vormachen. In diesem Fall beziehe ich mich auf den amerikanischen Basketballer Paul Shirley, der bislang noch nicht durch viel Erfolg aufgefallen ist. Der aber offensichtlich schreiben kann, sonst hätte ihm nicht ein Verlag einen Vertrag für ein Buch mit dem Titel gegeben: "Can I Keep My Jersey? 11 Teams, 5 Countries, and 4 Years in My Life as a Basketball Vagabond". Der Blog Cant' Stop the Bleeding hat gefunden, was Shirley für die Online-Zeitschrift Slate verfasst: die definitive Erklärung, weshalb man die San Antonio Spurs nicht gut finden kann, die gestern die Phoenix Suns aus dem Weg geräumt haben: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie irgendjemand für die Spurs sein kann. Das ist so, als ob man Krebs anfeuert. Gewiss, sie sind wirklich effektiv (unglücklicherweise ist Krebs das auch), aber ich weiß nicht, ob ein solcher Kader von Basketballspielern, die man so leicht nicht mögen kann, zusammengestellt wurde." Für mehr von dem starken Tobak geht man hierhin. Shirleys Schreibarbeit bei Slate findet man hier. Das Buch kann man online kaufen.

At-Landis: Die Insel sinkt

Foto: flickr/creative commons/zlink33

Die Sache mit Greg LeMond gestern in dem nachgebauten Gerichtssaal der juristischen Fakultät der Pepperdine University hat den für Amerikaner scheinbar undurchsichtigen Fall Floyd Landis endlich auf die Ebene gehoben, auf der sich alle einmischen können: Die Clowns wie David Letterman und Jay Leno abends im Fernsehen mit ihren Witzen. Besorgte Mütter, die schon immer wussten, dass jeder Onkel ein potenzieller Päderast ist. Menschen, die gerne Kriminalromane lesen und der Meinung sind, dass sich niemand die schlimmsten Dinge ausmalen kann, weil die Wirklichkeit schon so schlimm genug ist. Und die Sportseiten der Tageszeitungen, denen das Gerede über Laborwerte und die genaue Durchführung von Dopingtests viel zu langweilig war. Jetzt haben wir endlich ein kolportiertes Halbgeständnis von Landis und einen rausgeworfenen Manager, der zwar vermutlich nicht ohne Wissen seiner Auftraggeber gehandelt hat, aber weil diese dumme Einschüchterungsversuch aufflog, die Verantwortung zugeschoben bekam. Und so haben wir einen Plot und die Aussicht auf die eine oder andere mediengerechte Konfrontation. Und alles nur, weil Floyd Landis dachte, er käme am besten bei einer öffentlichen Verhandlung seiner Dopingakten weg. So kann man sich vertun...

Mehr zum Thema findet man hier - bei Steroid Nation und hier bei ESPN (hervorragendes Video mit Bildern aus dem Verhandlungssaal. Und demnächst sicher auch auf diesen Seiten.

In die Hose

Ist dies ein Land von Verrückten mit Verrückten für Verrückte? Oder nur der Traum aller Männer von der geistigen Statur eines Stefan Raab, die es natürlich überall gibt. You'll be the judge. Hier die Nachricht: Fans des Baseball-Clubs Milwaukee Brewers haben eine Aktion ins Leben gerufen, in deren Rahmen sich Mit-Fans dazuverpflichten, sich absichtlich in die Hose zu machen, sollte die Mannschaft am Ende der Vorrunde die Playoffs der National League erreichen. Es gibt sogar eine eigene Webseite www.peeyourpantsforthebrewers.com mit Verpflichtungserklärungen etc. Milwaukee ist übrigens die Bierstadt in den USA. Es sollte also den Leuten nicht schwer fallen, sich mit Bölkstoff vollzukippen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Fußball-Elite sucht Verstärkung: G14 bald G36?

Die einflussreiche Elitegruppe wirtschaftlich starker europäischer Fußballclubs, die unter dem Code-Namen G14 bekannt wurde, will sich ausbreiten und vergrößern (und sich vielleicht dann auch irgendwann einen neuen Namen zulegen). Nachdem im Jahr 2002 die ursprünglich 14 Mitglieder auf 18 aufgestockt wurden, sprach man jetzt am Rande eines Treffens in Glasgow von einer Aufstockung auf das Doppelte. Kein Wunder: Nachdem sich Chelsea als Kraftpaket etabliert hat, wirkt es geradezu kurios, eine solche Wirtschaftseinheit zu ignorieren. Hoffnungen auf einen Zugang macht man sich - so heißt es in einer Reuters-Meldung (via Guardian und theoffside) - bei Roter Stern Belgrad, Galatasaray Istanbul und Celtic Glasgow. Die Bundesliga ist in dem Interessensverband, der sich gerne mit den Verbänden anlegt, erstaunlich stark vertreten: Bayern München und Borussia Dortmund gehören zu den Gründungsmitgliedern, Bayer Leverkusen rutschte 2002 zusammen mit Arsenal nach.

Das eigentliche Motiv einer Ausweitung lässt sich nur schwer nachvollziehen. Es sei dann, man berücksichtigt die finanziellen Aspekte. Die Organisation wird von Abgaben der Mitgliedsclubs getragen und verschlingt Geld. Die Kosten auf mehr Schultern zu verteilen, macht Sinn. Die Idee, sich als Speerspitze von einflussreichen und - hoffentlich - ideenreichen Fussballclubs mit den eingesessenen Funktionären abzuärgern, dürfte unter der Verwässerung leiden. Die Abgesandten der Teams treffen sich schon jetzt aufgrund der Satzung viermal im Jahr.

17. Mai 2007

Es ist Nellies Welt. Und wir sind nur die staunenden Gäste

Ja, so sind sie Meistertaktiker unter den Trainern: Sie spielen alles herunter. Alles, inklusive ihrer eigenen Ambitionen. Und so spielt Don Nelson in diesen Tagen den Mann, der mit dem Gedanken liebäugelt, endgültig von der Bühne abzutreten. Mit 67, einem dicken Bankkonto und einer Episode Prostata-Krebs im Rückspiegel ist das mehr als verständlich. Aber vermutlich macht er das alles nur: um - erstens - laut und deutlich gebeten zu werden, in seiner Rolle als Wunderheiler der Golden State Warriors weiterzumachen, um - zweitens - dem Management klar zu machen, dass sie in dieses Team noch gehörig investieren müssen, wenn im nächsten Jahr auch nur eine ähnliche Leistung herauskommen soll, um - drittens - davon abzulenken, dass Stephen Jackson demnächst ins Gefängnis muss und um - viertens - jedwede Erwartung seitens der Öffentlichkeit an ihn herunterzuschrauben. Nelson, der geniale Dirk Nowitzki-Steve Nash-Josh Howard-Entdecker, der noch mit keiner Mannschaft auch nur im Finale war, tickt nämlich anders. Der hat vermutlich schon vor langer Zeit diese Wahnvorstellung abgewählt, wonach man mindestens einmal NBA-Meister gewesen sein muss, um als Meister seines Fachs akzeptiert zu werden. Der will einfach nur spielen - mit sich und seiner Fantasie, mit uns, mit seinen Basketballern und dem Leben als solchen. So gesehen kann man nur sagen: Don't go, Nellie, wir brauchen dich.

Video-Postkarte aus Florida: Deutsche Baseball-Hoffnung bei der Arbeit

Ein paar Leute, die für namhafte Publikationen arbeiten (Die Welt, Süddeutsche Zeitung, Stuttgarter Zeitung, Tagesspiegel) hatten es registriert und daraufhin den 20jährigen Baseball-Pitcher Rodney Gessmann aus Regensburg ausführlich nach Florida verabschiedet. Man kennt den Tenor: In solchen Geschichten schwingt immer auch die latente (und übertriebene) Hoffnung mit, dass die Tatsache an sich - der Wechsel in das System eines Major-League-Clubs - schon etwas Besonderes sei. Sicher: Minnesota Twins klingt gut. Klingt nach großer, weiter, anspruchsvoller Baseball-Profi-Welt. Und entsprechend wird in den Geschichten immer so getan, als fehle nicht viel und der Junge kommt in Amerika ganz groß raus (mit Überschriften wie "Vor dem großen Wurf"). Die wichtigeren Informationen stehen weiter hinten: "Einer von 60 Neuen bei den Twins, eines von 1500 Talenten, die in diesem Jahr im US-Baseball neu getestet werden." (Tagesspiegel). "Der Weg ins Stammteam der Twins in der Major League Baseball (MLB) ist weit. Vier kleinere Ligen muss er durchqueren. Rein statistisch schafft es einer von knapp 20.000 Spielern in die Profiliga. Und erst dort gelangt man zu Ruhm und Geld." (Die Welt)

Die letzte Aussage - einer von 20.000 - scheint übertrieben, aber sie verdeutlicht die Crux. Das haben schon mehrere junge Deutsche herausfinden können, wie die Süddeutsche nachgehalten hat. Und alle sind spätestens nach dem zweiten Jahr wieder in die Heimat zurückgekehrt. Nach oben ist keiner geklettert. DAS ist die Realität: Im Baseball wachsen in Deutschland keine Nowitzkis, keine Krupps, nicht mal Ritzmanns heran oder solche Figuren wie Benjamin Becker, die am College in den USA mit Erfolg an ihrer Tennis-Karriere arbeiten.

Selten genug machen die Reporter vor Ort mal eine Stichprobe. Ich hatte vor ein paar Jahren die Gelegenheit und habe Mitch Franke in Phoenix besucht und ausführlich interviewt, der damals im System der Milwaukee Brewers spielte. Einen ähnlichen Text, der 2001 in der FAZ erschien und die Desillusion und die Anstrengung im Kampf um die große Chance einfing, könnte man heute vermutlich wieder schreiben. Aber es gibt ja YouTube. Und eine fleißige Videographin namens Dianna, die in Blog-Form und mit ein paar anderen Anhängern im Webseiten-Format das Schicksal der Fort Myers Miracle dokumentiert, dem Rookie League Club, in dem Gessmann derzeit spielt. Dianna hat Ende April in einem Spiel eine Arbeitseinheit von Gessmann mit den simplen Mitteln einer stationären Kamera eingefangen. Man sollte ein bisschen von Baseball verstehen, um zu erkennen, worin das Problem in diesem Spiel besteht, in dem der Nachwuchs-Pitcher aus Deutschland - Spitzname "The German Kid" - in einem desaströsen Inning fünf Walks, 2 Singles und einen Home Run produzierte. Der große Wurf?

Zu dem Video gibt es noch einen zweiten Teil. Hier.

16. Mai 2007

Nun auch als Buch: Q steht für Qual

John Feinstein ist ein amerikanischer Sportautor, der hauptsächlich davon lebt, Bücher zu schreiben. Die meisten waren rechercheaufwändig und setzten Maßstäbe in der Art und Weise, wie man das Geschehen hinter den Kulissen und die Stimmung der Aktiven vor und nach großen Ereignissen einfängt. Sein jüngstes Produkt ist ein Buch über die Q School der PGA Tour, jenes legendäre Qualifikationsturnier, bei dem sich selbstgestandene Profis sechs Tage und sechs Runden lang bewähren müssen, um die sogenannte Tourkarte zu erwerben. Es wird extrem gesiebt und bedeutet für die meisten Teilnehmer Frust und Enttäuschung. Feinstein hat das Turnier im Jahr 2005 unter die Lupe genommen und seine Beobachtungen in dem Buch Tales from Q School zusammengetragen. Hier das Radiointerview mit ihm zum Thema vom Anfang der Woche beim Sender NPR, für den er hin und wieder als Mitarbeiter tätig ist.

7500 Nachteulen

Dies stand heute bei allesaussersport und ist nicht gerade ermutigend:
"Es sind die ersten mir bekannten Zahlen von nächtlichen US-Sport: die NBA erreichte mit ihren Liveübertragungen der Saison 2005/06 auf PREMIERE 7.500 Zuschauer. Das relativiert dann mitunter die Wünsche nach mehr NBA (auch wenn man darüber diskutieren kann, ob man zur Steigerung der Zugkraft nicht *mehr* senden müsste)."
Die Rede ist von den Einschaltquoten einer Saison, in der Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks bis ins Finale kamen. Man kann sicher alle möglichen Gründe finden, weshalb sich mitten in der Nacht nicht mehr Leute vor den Fernsehapparat setzen. "Mitten in der Nacht" ist vermutlich der entscheidende. Das Fehlen einer gezielten Vermarktungsstrategie sicher der zweitwichtigste. Es wäre interessant zu wissen, wie hoch die TV-Lizenzeinnahmen der NBA in Deutschland sind und ob es sich nicht lohnen würde, darauf zu verzichten und mit Hilfe des Internets ganz andere Wege zu bestreiten.

Ende der Fahnenstange für die Warriors

Nellie-Ball war zwar gegen die harmlosen Mavericks gut genug. Gegen die ambitionierten Utah Jazz reichte es nicht. Das heißt: Es reichte meistens für drei Viertel oder ein bisschen mehr, aber so gut wie nie am Schluss der Spiele. Das war am Dienstagabend in Salt Lake City erneut zu sehen. 87:100 aus Sicht der Golden State Warriors war alles, was die Gäste herausholen konnten, die selbst in guten Momenten nie den Eindruck machten, als könnten sie das Playoff-Aus noch wenden. In den Phasen, in denen es lief, produzierten sie einen Haufen hastiger Abspielfehler. In den Zeiten, in denen es klemmte, zeigten sich die blank gescheuerten Nerven. 4:1 für Utah, das im Western Conference Final auf den Sieger der Serie zwischen den Phoenix Suns und den San Antonio Spurs wartet.

Vieles spricht für die Spurs, die mit ihren biederen Gesichtern so aussehen, als würden sie keinem etwas zu Leide tun können. Wohl kaum: Abgesehen von Bruce Bowen macht sich auch Robert Horry gerne die Hände schmutzig. Und nachdem er Steve Nash am Montag aufs Kreuz legte und daraufhin Amare Stoudamire und Boris Diaw Richtung Spielfeld rannten, sieht die Sache ziemlich gut aus. Horry wurde zwei für zwei Spiele gesperrt. Aber die beiden Suns-Spieler dürfen am Mittwoch in Match 5 ebenfalls zuschauen. Die Provokation hätte nicht wirkungsvoller ausgehen können. Das hat sich die NBA selbst eingeschenkt, dass sie unappetitlich spielende und auf unattraktive Weise gewinnende Mannschaften auf diese Weise weiterkommen lässt. Die Einschaltquoten von Spurs-Spielen sind legendär niedrig. Hier die Horry-Szene und die Reaktionen der Spieler, die zu den Sperren führten:

Wie auf Montage: Der undankbare Job, die Landis-Affäre zusammenzustückeln

Wir werden uns ab heute die Mühe machen und ein Bild zusammensetzen. Ein Bild von der Landis-Doping-Affäre, die seit heute morgen Ortszeit in der Pepperdine Universität im kalifornischen Malibu (Bild rechts) von den Vertretern der USADA aus ihren Einzelteilen in einer Collage zusammenmontiert wird. Und von den Anwälten des amerikanischen Radfahrers sicher ganz konsequent auseinandergenommen wird. Wer also am Ende noch einen Überblick oder gar einen Durchblick haben will, muss wohl in der Lage sein, sehr viele Stücke zusammenzumontieren.

Hier Auszüge aus dem Bericht, der am Mittwoch in der Printausgabe der FAZ erscheint:
"Es gibt Augenblicke im Leben eines Athleten, die geben auf den ersten Blick optisch nicht viel her. Aber Mütter denken oft anders. Und so stand Arlene Landis am Montagmorgen von ihrem Platz in der ersten Zuschauerreihe auf und knipste ein Erinnerungsfoto. Ihr Sohn kaute Kaugummi und lächelte, ehe das Dopingverfahren der bereits offiziell begann. Und die alte Frau mit dem weißen Kopftuch, das an die strengen Bräuche ihrer mennonitischen Religionsgemeinschaft in Pennsylvania erinnert, lächelte ebenfalls. “Er weiß, dass er unschuldig ist,” sagte sie. “Also gibt es auch nichts, dass einen frustrieren kann.”

Die Szene aus dem fensterlosen Gerichtssaal in der juristischen Fakultät der Pepperdine University in Malibu wird sich in den nächsten zehn Tagen vermutlich noch häufiger abspielen. Denn der amerikanische Radrennfahrer Floyd Landis hat beschlossen, dass er auf seine Art gegen den Vorwurf der Leistungsmanipulation antreten will: mit einer öffentlichen pauschalen Anklage gegen das ganze System der Dopingkontrolleure, Labore und Schiedsgerichte....

...Floyd Landis kämpft seit neun Monaten gegen den Vorwurf, dass er einen Tag nach einem massiven Leistungseinbruch bei der 17. Etappe der Tour de France mit synthetischem Testosteron gedopt war. Die Entscheidung über die Beweislage werden in den nächsten Tagen drei eigens für dieses Verfahren berufene Schiedsmänner treffen, die nach den Regeln der American Arbitration Association agieren, einer Institution, die sich um viele Streitfälle im amerikanischen Geschäftsalltag kümmert. Eigentlich sind sie die Hauptpersonen: die beiden kanadischen Rechtsanwälte Richard McLaren und Patrice Brunet und der ehemalige Ringer Chris Campbell, ein Jurist aus Boston, der im Verfahren gegen Olympiasieger Tyler Hamilton in der gleichen Rolle gewirkt hat und damals als einziger im Gremium für einen Freispruch des amerikanischen Radrennfahrers gestimmt hat.


Aber am liebsten würde wohl Maurice Suh, der das vielköpfige Landis-Team aus Anwälten und Medizinern vertritt, die drei gleich mit anklagen. “Dieser Fall ist eine absolute Katastrophe”, erklärte er, ehe er die vielen angeblichen Fehlleistungen im französischen Labor auflistete, die seinem Mandanten eine mehrjährige Sperre und den Ruf des Sportbetrügers einhandeln könnten....

Mal reinhören: NASCAR im deutschsprachigen Radio

Der Schweizer Sender DRS stellt Radiobeiträge als Podcasts ins Internet. Und siehe da: Manchmal ist auch etwas Hörenswertes aus dem amerikanischen Sportgeschehen dabei. Wie dieser ausführliche Beitrag des New Yorker Journalistenkollegen Max Böhnel über der Erfolg von NASCAR in den USA. Zielpublikum für das Feature sind nicht die Leute, die schon alles über die Rennserie und den Nextel-Cup wissen, sondern ganz normale Menschen, die hören wollen, wie alles begann, was hinter dem enormen Erfolg steckt und wie die Koalition aus republikanischer Ölpolitik und die Begeisterung für die donnernden Kisten eine mächtige Institution geschmiedet hat. Der Beitrag lief auch im Deutschlandradio, wo man ihn auf diese Weise präsentiert hat. Hier eine interessante Beigabe: Das Manuskript als pdf-Datei. Multimedia im wahrsten Sinne des Wortes, denn so kann man beim Zuhören mitlesen...

15. Mai 2007

Nun auch offiziell: Dirk ist wertvoller als alle anderen

Eine satte Mehrheit der 129 stimmberechtigten Medienvertreter hat für Dirk Nowitzki als MVP gestimmt. Das geht aus der Meldung hervor, die AP vor wenigen Minuten in die Welt hinausposaunt hat. 83 setzten ihn auf Platz eins. Sein Freund Steve Nash kam auf 44 Stimmen. Die Wahl zum Most Valuable Player wird allerdings im Rahmen eines Punktesystems abgewickelt, bei dem auch Namen auf den unteren Rängen des Stimmzettels ins Gewicht fallen. Deshalb hier das Resultat, das zählt: 1 138 Punkte für Nowitzki. 1 013 Punkte für Nash. Dritter wurde Kobe Bryant, gefolgt von Tim Duncan und LeBron James.

Lesestoff: Die LeBron-Geschichte vom Sonntag

Heute hat faz.net den Text über LeBron James aus der gedruckten Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung übernommen. Für den, der das rundum sehr lesenswerte Printprodukt nicht bezieht, hier das Link. Die Cleveland Cavaliers haben am Montagabend in New Jersey den Vorsprung in der Playoff-Serie auf 3:1 ausgebaut und können am Mittwoch vor eigenem Publikum den Sack zumachen. Cleveland hätte sich damit zum erste Mal seit 1992 wieder für ein Conference Final qualifiziert. Der mutmaßliche Gegner: die Detroit Pistons, die heute voraussichtlich die Chicago Bulls in die Ferien schicken werden. Noch eine Anmerkung zum Spiel der San Antonio Spurs gegen die Phoenix Suns am Montag: Die Spurs entwickeln sich zum unsympathischsten Team der Liga. Der jüngste Fall: Robert Horry rempelt Steve Nash auf fiese Art und Weise aus dem Spielfeld. Er wurde zwar wegen des Fouls vom Platz geworfen und muss mit einer Sperre rechnen. Aber als unmittelbare Reaktion rannten Boris Diaw und Amare Stoudamire von der Ersatzbank aufs Spielfeld, ohne jedoch in das Handgemenge einzugreifen. Das wird die beiden trotzdem ebenfalls teuer zu stehen kommen. Die NBA hat da ihre Regeln. Und so gewinnen die Spurs eben auf die üble Tour.
Blick zurück: Bruce Bowen liebt es dreckig

14. Mai 2007

Buffalos Säbel stumpf wie schon lange nicht mehr

Die Buffao Sabres haben sich die denkbar schlechteste Zeit des Jahres ausgesucht, um sich von einem Gegner wie den Ottawa Senators den Schneid abkaufen zu lassen. Nach zwei knappen Niederlagen zu Hause gab es heute abend Schlappe Nummer 3 - ein 0:1. So wie die Sache sich entwickelt, fährt die auf dem Papier beste Mannschaft der Saison in zwei Tagen aus Kanada zurück über die Grenze und kann nur noch die leeren Hände wringen. Im letzten Jahr war ebenfalls eine Runde vor dem Stanley-Cup-Finale Endstation (gegen den späteren Sieger Carolina Hurricanes). Diesmal sieht es nach dem gleichen Resultat aus. Wirtschaftlich ist das für den Club zu verschmerzen, obwohl ein paar mehr Heimspiele noch ein paar Millionen Dollar gebracht hätten. Denn das Team steht nach einer jahrelangen Krise inzwischen finanziell auf guten Fundamenten. Was sie im Sommer angesichts der engen Grenzen der Salary Cap tun werden und von wem sie sich trennen werden, lässt sich nicht abschätzen. D-A-CH-Verbandmäßig sieht die Sache so aus: Schubert (D) und Gerber (CH) spielen um den Cup. Vanek (A) und Hecht (D) können sich auf die Ferien freuen. Auf den Gegner werden die Senators noch eine Weile warten müssen. Zwischen den Detroit Red Wings und den Anaheim Mighty Ducks steht es 1:1. Und beide Mannschaften sind ausgeglichen genug, um die Serie in die Länge zu ziehen

Noch'n Preis für Dirk

Noch'n Preis, für den sich Dirk Nowitzki nichts kaufen kann: den Titel "Spieler des Jahres", den ihm heute die Zeitschrift Sporting News verliehen hat. Mal davon abgesehen, dass die NBA morgen den dickeren Otto rausrückt: Das Magazin ist eine langsam dahin bleichende Institution in den amerikanischen Sportmedien. Ihr einziger hinreichend akzeptierter Beitrag zum Geschäft war die alljährliche Aufstellung der hundert mächtigsten Figuren im Sport. Aber seit Januar 2006 gab es keine neue Liste mehr.

Nachtrag: Das hoch geachtete US-Fachblatt Slam hat sich in diesem Monat ziemlich mit dem Titelkonzept vergriffen. Sie haben die Auflage geteilt und darauf spekuliert, dass sowohl Dallas als auch Miami die zweite Runde erreichen. Daraus wurde nichts. Die Duplizität hat allerdings eine humorvolle Nebenpointe. Denn vor kurzem wurde von einem gewissen Sam Smith in der Chicago Tribune Gerücht gestreut, wonach Shaq nach Dallas abgegeben werden soll (die BILD-Zeitung tratschte das vor ein paar Tagen gerne nach). Nichts ist dran, wie sich O'Neill von Chefmanager Pat Riley persönlich bestätigen ließ, Der Center was not amused: "Sam besitzt keine Glaubwürdigkeit mehr", sagte er einer Zeitung in Florida. "Ich verspreche allen, dass er das mir nicht in einer dunklen Gasse ohne Zeugen ins Gesicht sagen würde. Das garantiere ich." Das also aus dem Mund eines Hilfs-Polizisten, der sich für Recht und Ordnung einsetzt und offensichtlich davon träumt kleinere Männer mit Brille un Schnäuzer zu vertrimmen.

Der Glaube an die Kraft der Gene, Folge XY: Diesmal Bode Miller

Der weit verbreitete journalistische Kotau vor den Söhnen und Töchtern berühmter Sportler ist hier bei anderer Gelegenheit schon mal aufgegriffen worden. Einen ähnlichen Fall hatten wir vor ein paar Tagen: Da ging es um Dale Earnhardt jr. und sein geschäftlichen Ambitionen. Die vielen Moritaten über das Famlienleben von Proto-Sportlern und dieser fast schon nazimäßige Glaube an die Kraft der Gene, die uns zwei Jahrtausende Aristokratie beschert haben und nur mit viel Feuer und Flamme seitens unserer bürgerlichen und proletarischen Vorfahren in ihre Latifundien exiliert wurden, kann man noch übertreffen. Heute in der New York Times: Die Geschichte über einen Vetter von Bode Miller, der am Wochenende einen Polizisten erschossen hat und anschließend von einem Passanten mit der Waffe des Polizisten erschossen wurde. Der Tatort: Easton in New Hampshire, wo Miller und sein Cousin namens Liko Kenney aufgewachsen sind. Die verwandtschaftliche Beziehung: über die Mutter, deren Clan vor zwei Generationen in diesen abgelegenen herben Teil Amerikas gezogen ist und deren Angehörige offensichtlich eine antiautoritäre Einstellung gemein haben. Hat nicht auch Bode Miller so etwas Aufsässiges? Hat er sich nicht gerade offiziell aus dem US-Skiverband verabschiedet, weil er deren Auflagen nicht akzeptieren kann? Kommt man da nicht ins Grübeln?

Gewiss, aber erstens vor allem über die Menge an Platz, die die Zeitung diesem für amerikanische Fälle ziemlich alltäglichen Kriminalfall widmet. Und zweitens wegen der Chuzpe, die Familiengeschichte in einen Topf zu werfen: Auf Englisch heißt das dann: "the family’s outlaw mystique". Übrigens in der ganzen Geschichte kein Wort darüber, ob die beiden Burschen überhaupt ein näheres Verhältnis zueinander hatten (so etwas steht zumindest bei AP, wo man herausgefunden hat, dass Bode schon mal eine Kaution für Vetter Liko hinterlegt hat). Nur dieses Zitat von einem Onkel der beiden: "Bode hat seine Wut sehr nett ins Skifahren kanalisiert. Liko hat das nicht gehabt. Er konnte mit seiner Wut nicht umgehen." Und dann noch dieses Nugget: "Nicht weit von der tötlichen Szenerie befindet sich das Haus, in dem Miller im Schatten des Cannon Mountain aufwuchs." Grandiose Recherchenleistung: Wir stellen per Zitat eine beliebig erklärbare und interpretierbare inhaltliche Beziehung her und legen noch eine geographische Achse nach. Wenn so was in der BILD-Zeitung stehen würde, wäre das einen Eintrag im BILdblog wert. Es steht aber in der New York Times. The paper of record. Dort geht man eben auch gerne hochhackig übern Boulevard und wackelt mit dem Arsch.

Die beiden Fotos von Liko Kenney und dem erschossenen Polizisten stammen von der Webseite der örtlichen Fernsehstation WHDH.

P.S. Dieser Beitrag enthält acht Links. Ein absoluter American-Arena-Rekord.