30. November 2007
Der Klingelbeutel: NFL auf Dänisch
Ein US-Blogger hatte den Mut, die dänische Version der gestrigen Übertragung vom NFL-Top-Spiel Dallas gegen Green Bay anzuschauen und sie zu beschreiben. So verwegen und so bedürftig waren manche, um das Spiel anzuschauen, das in den Vereinigten Staaten unter Ausschluss eines großen Teils der Öffentlichkeit stattfand.
Wenn NASCAR-Manager nach einer Erklärung dafür suchen sollten, wieso der enorme Publikumszuwachs der letzten Jahre abrupt zum Stoppen gekommen ist, sollten sie mal die Motorhaube öffnen und diesen Umstand reparieren: Seit fünf Jahren gewinnt ein Mann die Wahl zum populärsten Fahrer, der nicht die Spur einer Chance auf den Nextel Cup (demnächst Sprint Cup) hat. Was da passiert, nennen wir auf gut Englisch: disconnect. Wie funktioniert das? Dale Earnhardt jr. ist zwar in der Lage, einen Tross von Fans für sich einzunehmen - charmant und gut mit Werbeverträgen ausgestattet, wie er nun mal ist - aber die schalten nicht ein, solange er nicht vorne mitfährt. Die New York Times, die nur selten die Rennserie ausführlich unter die Lupe nimmt, vermerkte vor ein paar Tagen dieses überraschende Resultat: Das letzte Rennen aus Homestead außerhalb von hatte einen jämmerlichen 79. Platz in der Wochentabelle der Einschaltquoten produziert. Für die gesamte Saison meldete Bloomberg News dieses Resultat: Alle außer sieben Rennen von insgesamt 36 haben in der abgelaufenen Saison Zuschauereinbußen hinnehmen müssen. Natürlich könnte sich das ändern, falls Earnhardt in der nächsten Saison mal wirklich vorne mitjagt, und die Basis dafür ist mit seinem Teamwechsel auch gelegt. Aber die Konkurrenz pennt nicht und fährt vermutlich einfach besser Windschatten.
Blick zurück: Welche Themen die NASCAR-Welt in Fahrt bringen
29. November 2007
Winter Lager im Time Out
Die Biertrinker im Time Out (5 Dollar für ein Pint Samuel Adams Winter Lager) schienen sich aber nur auf die Üubertragung aus Texas zu interessieren. Wobei sich irgendwann herausstellte, dass die Leute in der Mehrzahl waren, die für die Green Bay Packers brüllten und klatschten. Dass überhaupt Fans der Cowboys anwesend waren, ist schwer zu erklären. Die Cowboys spielen seit Generationen in einer Division gegen die New York Giants und sollten in der Stadt eigentlich keinen Widerhall finden. Aber amerikanische Sportfans sind einigermaßen tolerant (und kommen, wenn sie in Manhattan wohnen, aus allen Ecken des Landes). Trotzdem war die Stimmung eher verhalten. Vielleicht lag es an dem Spiel selbst, in dem vor allem die Cowboys mit der Schärfe eines guten Bowie-Messers in der Offensive und der Defensive attackierten. Die Punktezahl ging mit einer Geschwindigkeit nach oben, die man sonst nur aus der American Conference kennt. Besonders bemerkenswert sind die Würfe von Cowboys0-Quarterback Tony Romo, der nach dem vergölsten Field Goal im Frühjahr in den Playoffs wie ein Fall für den Sportpsychologen aussah und den Rücktritt von Coach Bill Parcells mit auf dem Gewissen hat. Die sehen zwar aus, als habe er sie sich in jahrelangem Solotraining selbst beigebracht, aber sie kommen an.
Auf jeden Fall war das Footballmatch reizvoller als die Extremblamage der Knicks in Boston, die unter anderem unterstrich, wie gut die Celtics sind, die zwischendurch mit 52 Punkten in Führung lagen und auch mit der zweiten Garnitur im vierten Viertel nicht nachließen. Falls die Eigentümer des Madison Square Garden diese Versammlung von Schwachköpfen nicht auseinanderkegeln, werden sich das Publikum und die Medien der Stadt noch deutlich zu Wort melden. 104:59. Was soll man da noch sagen? Bloß gut, dass Knicks-Coach Isiah Thomas nicht die Parole ausgab, eine Schlägerei zu provozieren, wie er das vor einem Jahr gegen die Denver Nuggets getan hatte. Das hätte der Bankrotterklärung auf dem Platz die Krone aufgesetzt.
Die Packers wirkten in der ersten Hälfte nur zeitweilig so gut wie das Team, das bisher zusammen mit Cowboys die NFC dominiert hat. Dann musste Quarterback Brett Favre im zweiten Viertel nach einem harten Tackle mit Problemen am Wurfarm aussetzen, und Ersatz-QB Aaron Ridgers kam ins Spiel. Vielleicht war das keine schlechte Lösung. Der immer risikofreudige Favre hatte an diesem Abend eine Reihe von Fehlwürfen produziert und auf diese Weise seiner Mannschaft Probleme bereitet. Auffallend: die Qualitat der Cowboys-Verteidigung, die mehr als einmal bei langen Pässen zwei Leute eng auf einen Packers-Wide Receiver angesetzt hatte, der den Ball in Empfang nehmen sollte, aber nie auch nur eine Chance hatte, ihn zu fangen. So etwas schaffen die blitzenden Defensivreihen de AFC nicht, weil ihnen dann hedes Mal notgedrungen im Rückraum die Leute fehlen. Die einzige Frage, die bleibt? Spielt Dallas so gut, weil Parcells weg ist? Oder war die Mannschaft schon im letzten Jahr so gut und der neue Trainer Wade Phillips lässt sie einfach gewähren?
Blackout der seltsamen Art: Dallas gegen Green Bay fast nirgendwo im TV zu sehen
Die Cowboys sind Favorit bei den Buchmachern, was uns zu einer weiteren Kuriosität der Woche bringt (und wir reden nicht über das sagenhafte Schlammspiel in Pittsburgh, das mit 3:0 ausging): Die bislang sieglosen Miami Dolphins sind leichter Favorit in der Begegnung am Sonntag gegen die New York Jets. Wollen wir das wiederholen, damit es auch alle glauben? Es gibt noch ein schlechteres Team in der NFL? Offensichtlich.
"Die größten NBA-Diebe"
28. November 2007
Der Klingelbeutel: Hundefutter im Stadion
Dass Footballspieler gefährlich leben, muss man keinem sagen. In Miami wurde gerade mit Sean Taylor ein Profi der Washington Redskins unter noch immer nicht geklärten Umständen angeschossen - in seinem eigenen Haus - und starb später an den Folgen. In derselben Stadt, in der vor einem Jahr ein prominenter Collegespieler ermordet wurde. Aber bislang konnte davon davon ausgehen, dass die Gefahr nur außerhalb des Stadions lauerte. Seit der Geschichte mit Michael Vick scheint das nicht mehr der Fall zu sein. Jetzt attackieren sogar die Polizeihunde (via Deadspin):
Die vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit zwischen der Bundesliga und Major League Soccer hat bislang so gut wie keine Resultate gezeigt. Das soll sich jetzt ändern. Ein bis zwei Mannschaften aus Deutschland sollen in Zukunft Trainingslager in den USA beziehen. Und im All-Star-Spiel soll nach Gastauftritten von Celtic Glasgow und Chelsea ein noch nicht benannter Vertreter der Bundesliga antreten.
Marbury gegen Garnett: Das Prickeln vor dem Spiel
Quatchi, Sumi und Miga - zum Abschuss frei gegeben
27. November 2007
Gatorade-Erfinder gestorben
Zum Glück gab es auch Kreative, die so etwas gekonnt auf die Schippe genommen haben:
Gatorade steht aber noch für etwas anderes: für die eiskalte Dusche, die man Trainern nach dem Gewinn eines Titels über den Kopf kippt.
Erfunden wurde das nach Recherchen von Frank Deford vor etwa 20 Jahren von einem Footballprofi der New York Giants, der sich auf diese Weise bei seinem damaligen Trainer Bill Parcells für die herbe Behandlung im Laufe der Saison bedanken wollte. Wobei man Deford recht geben muss. Die einst so spontan wirkende
Aktion ist zu einem albernen Ritual verkommen. Man muss annehmen, dass Gatorade für die Ausschüttung bezahlt. Denn meistens sind ndie Fernsehkameras da, um den Augenblick und das Gesicht des Coaches einzufangen.
Während die eiskalte Ladung in den Nacken gesundheitsschädlich sein kann, wirkt das Getränk, über die richtigen Kanäle inhaliert, kleine Wunder. Manche schwören darauf als Kampftrunk gegen den Kater am Morgen. Manche halten es für ein Mittel gegen Kopfschmerzen und gegen Nierensteine. All das kann von dieser Warte aus nicht bestätigt werden. Wenn man nicht säuft und nicht raucht und einigermaßen schläft, kommt man wohl auch ohne aus. Ach ja. Und beim Sport tut's auch Wasser.
26. November 2007
Mehr schlecht als Recht: Die Attacke gegen die Hartplatzhelden
Wer die Angelegenheit nur aus der Perspektive dieser Geschichte kennt, mag sich zwar gut informiert fühlen und versteht vermutlich vor allem die Logik des Württembergischen Fußballverbandes in Stuttgart. Der bemüht sich darum, nicht von ihnen autorisierte oder lizensierte Videobilder von Spielen aus den unteren Spielklassen im Verbandsbereich aus dem Internet herauszuhalten. Die Berufsfunktionäre (gewählt und bezahlt von Leuten, die als Delegierte das Vereinsleben ganz unten repräsentieren) fühlen sich offensichtlich mächtig genug, um es auf einen Rechtsstreit anzulegen, um diesen Anspruch durchzusetzen. Man fragt sich unweigerlich, ob das womöglich nur ein erster Torpedoschuss ist, angeschoben von den vom Leben gezeichneten Honoratioren beim Dachverband in Frankfurt, die sich selbst nicht so gerne unbeliebt machen wollten und für den Präzedenzfall lieber ein paar Freiwillige vorgeschickt haben.
Als praktizierender Alltagsjurist ohne Examen und ohne Kanzleierfahrung hat man es schwer, die Rechtsrelevanz der Zivilklage nachzuvollziehen. Und ohne Lektüre der entscheidenden Papiere lässt sich nur mutmaßen, auf welch dünnem Eis der Verband daherkommt. Ein Blick in die Satzung zeigt allerdings einiges: Es handelt sich um einen eingetragenen Verein, nicht um ein Unternehmen. Dessen eigentlicher Zweck ist "die Förderung des Sports, insbesondere des Fußballsports". Nach außen vertritt er die Interessen von Vereinen und deren Mitglieder aus dem Verbandsgebiet qua Satzung nur gegenüber einer Instanz - gegenüber den Behörden. Mit anderen Worten: das Streben dieses Vereins ist ausdrücklich als gemeinnützig angelegt. So will er denn auch "die Allgemeinheit selbstlos... fördern". Man muss angesichts dieser Klage allerdings annehmen: Die Allgemeinheit fördert man in Stuttgart wohl nur ganz allgemein, konkret fördert man erst mal nur sich selbst.
So hat sich der WFV einen Satzungsparagraphen gegeben, in dem er sich das Recht zuerkennt, "für Fernseh- und Hörfunkübertragungen von Verbands- und Freundschaftsspielen ... Vergütungen ... für die Vereine treuhänderisch zu vereinnahmen und an diese zu verteilen" und diesen Denkansatz auf "die Rechte bezüglich aller anderen Bild- und Tonträger gegenwärtiger und künftiger technischer Einrichtungen jeder Art und in jeder Programm- und Verwertungsform – insbesondere über Internet und andere Online-Dienste" ausgeweitet.
Klingt nach viel. Ist es aber nicht. Ich bin mir ziemlich sicher: Die Satzung eines Vereins kann allenfalls die Rechtsverhältnisse der betreffenden Mitglieder untereinander regeln ("treuhänderisch vereinnahmen und...verteilen"). Einen rechtlichen Anspruch gegenüber Nichtmitgliedern können die dort hingeschriebenen Sätze nicht erzeugen. Solche Wahnvorstellungen entstehen zwar immer wieder und sind nicht strafbar. Aber das ändert nichts an der Realität. Und die besteht daraus: Tatsächlich steht in der Satzung kein Wort davon, ob der Verband überhaupt derartige Rechte jemals erwerben wird oder sie durch irgendeinen internen Vorgang bereits besitzt. Wie kann er verwerten, was er nicht hat? Aber das ist noch nicht alles: Kann ein Verein wie dieser aufgrund seiner Rechtsstellung und Rolle solche Rechte überhaupt besitzen oder verstößt er damit gegen die Grundidee des steuerbefreiten Gemeinnützigkeitsgedanken, weil er ja plötzlich wirtschaftlich tätig wird? Wenn ja, gibt es überhaupt Vereinbarungen zwischen den Sonntagskickern auf den Hartplätzen im Südwesten und dem Verband über die Verwertung von Persönlichkeitsrechten und mit den Vereinen über die Verwertung von Markenzeichenrechten?
Ich vermute mal: nein in allen Punkten. Warum? Sonst hätten sich die Rechtsanwälte des WFV sicher nicht gedacht, sie werfen lieber mit einer anderen Keule und basteln sich eine Theorie (siehe oben), die ihren Rechtsanspruch aus dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) ableitet. Man ignoriert also die Kernfrage (Darf der Verband überhaupt Rechte verhökern? Hat er sie überhaupt?) und konstruiert einfach mal eine Wettbewerbssituation, in der die Hartplatzhelden dem WFV angeblich eine Ware beziehungsweise eine Dienstleistung streitig machen, die ihm angeblich gehört. Vielleicht haben sie Paragraph 8, Absatz 4 des UWG überlesen:
"Die Geltendmachung der in Absatz 1 bezeichneten Ansprüche ist unzulässig, wenn sie unter Berücksichtigung der gesamten Umstände missbräuchlich ist, insbesondere wenn sie vorwiegend dazu dient, gegen den Zuwiderhandelnden einen Anspruch auf Ersatz von Aufwendungen oder Kosten der Rechtsverfolgung entstehen zu lassen."Eines ist klar: Der Grat ist schmal, auf dem ein Projekt wie Hartplatzhelden in Deutschland operiert. Und er wird nur breiter, wenn dieser schnöde Versuch von Funktionären, ihre Arbeit klammheimlich umzufunktionieren - von Gemeinnutz zu Eigennutz - auch politisch gestoppt wird. So steht in der Satzung des WFV jene interessante Bestimmung in Paragraph 4:
"Der Verband darf keine anderen als die in § 3 der Satzung bezeichneten Zwecke verfolgen."Tatsächlich stellt die Attacke gegen die Hartplatzhelden nichts anderes dar als ein Verstoß gegen diesen Paragraph 4. Denn von Vermarktung, Verwertung, Geld verdienen und Inkasso ist in Paragraph 3 mit keinem Wort die Rede. Vermutlich aus gutem Grund. Sonst wäre das mit der Steuerbefreiung und dem Gemeinnützigkeitsstatus schnell zu Ende. Vielleicht sollte sich das Finanzamt mal mit den Machenschaften in Stuttgart beschäftigen.
Nachtrag: Inzwischen gibt es ein Reihe von Berichten und Stimmen zum Thema:
SpOn
stern.de
Nachspiel
Bolzplatz
Wenn bei Agent Zero etwas kaputt geht, dann gleich richtig
Bei Arenas läuft's nicht gut dieser Tage. Agent Zero, zwischendurch wegen seines Humors und seiner Präsenz auf dem Spielfeld eine Art Jim Knopf der NBA (neben David Stern, der Lukas, den Lokomotivführer gibt) fällt nach einem erneuten Eingriff am Knie auf jeden Fall drei Monate aus. Es gibt Kommunikationsprobleme mit dem Club in Sachen Vertragsverlängerung. Und eine unglaublich schreckliche Ansammlung an neuen adidas-Werbespots, die zeigen, wie man einen verwundeten Krieger mit Hang zum Clown NICHT veräppeln sollte.
Wieviel besser geht da Nike mit Steve Nash um. Der darf zeigen, wie er mit dem Fußball umgeht. Die meisten Bilder wurden im Sommer in New York gedreht, als Nash auch sein Interview für die große Geschichte in der New York Times gab.
Wie spielt man gegen Devin Hester?
Wie jede Metapher ist auch diese schief. Denn Football bietet doch noch etwas mehr: zum Beispiel Diskussionsstoff zur Taktik und Strategie einzelner Teams. Beispiel gefällig? Selten gab es eine derartige Debatte wie die um die Frage: Wohin kickt man den Ball, wenn ein gewisser Devin Hester auf der anderen Seite steht? Seit Sonntagabend sagen fast alle Kommentatoren übereinstimmend: Bloß nicht Richtung Hester. Denn der mutmaßlich beste Punt- und Kick-Returner aller Zeiten hat am Sonntagabend mit Macht zugeschlagen und im Alleingang gleich zwei Touchdowns erzielt. Keine Frage: Seine zwölf Punkte (und die beiden aus den Point-After-Versuchen) waren der entscheidende Grund dafür, dass die Chicago Bears überhaupt die Verlängerung erreichen konnte, in der sie die eindeutig besseren Denver Broncos mit einem Field Goal abfertigten.
Hesters Laufstärke und seine Reflexe sind nur schwer einzuzäunen. Im letzten Super Bowl hatte er nach 14 Sekunden seine Mannschaft in Führung gebracht. Wer das Match gewann, wissen wir: Die Indianapolis Colts. Und zwar verdient. Mit anderen Worten: Dass Hester eine Gefahr darstellt, ist unbestritten. Aber er spielt bei einem Team, dass nur selten die Früchte seiner Arbeit erntet. Mit noch ganz anderen Worten: Wer eine Phobie vor Hester entwickelt, hat ohnehin gegen Chicago nichts zu bestellen. Dazu kommt: Hester verliert gerne den Ball. Und das tat er auch gegen die Broncos. Allerdings scheint eine Ansicht dieses Puzzles eher abwegig. Es gibt Leute, die sich auf die statistische Dimension der Hester-Sprints eingeschossen haben und aus dem eher dürftigen Datenmaterial zu der Schlussfolgerung kommen, dass man ruhig in seine Richtung kicken soll. Im Schnitt holt Hester nur fünf Yards an Field Position heraus. Wer anfängt, ihn bewusst zu vermeiden, macht sich hingegen das Leben schwer. Es gibt keine Kicker, die das Ei zielsicher genug und kurz vor der gegnerischen Endzone ins Aus befördern können. Das Spiel mag ja Football heißen. Aber das heißt nicht, dass die Leute, die vor allem mit ihrem Fuß arbeiten, einen Mann wie Hester ausschalten können.
25. November 2007
Keiner sieht den freien Mann
Den gleichen Stand haben übrigens auch die Houston Rockets erreicht: Hollinger kalkulierte eine Saisonbilanz von 61:21. Der Zwischenstand derzeit: 7:7 (also bei den Niederlagen ebenfalls ein Drittel).
Zurück zu den Bulls: Es kann nicht an Luol Deng alleine liegen, dass die Mannschaft derartig aus den Fugen geraten ist. Der saß am Samstag mit Rückenproblemen auf der Bank. Und es kann auch nicht an den Diskussionen rund um Kobe Bryant und einen möglichen Tausch mit den Los Angeles Lakers liegen, der lange Zeit die Diskussionen beherrschte und dann verstummte. Damals konnte man noch behaupten: Ein Trade würde die Chemie eines guten jungen Teams belasten. Angesichts der gegenwärtigen Schieflage, kann man eigentlich nur eines sagen: ein Bryant-Trade wäre mehr als eine Hilfe. Er wäre eine Offenbarung.
Gedopten Profis aus dem Ausland droht eine Extra-Sperre: der Rauswurf aus den USA
Dabei fehlt nicht viel, um zu begreifen, dass man als Mensch mit einem speziellen Visum oder auch einer Greencard ruckzuck aus den USA ausgesperrt werden kann. Wer zum Beispiel straffällig wird, landet ganz rasch wieder in seiner Heimat. Mehr als 12 Millionen illegalen Einwanderern in diesem Land scheint das offensichtlich nichts auszumachen. Die sind ohnehin abgetaucht, arbeiten mit gefälschten Papieren und Führerscheinen und überleben - irgendwie - im Schatten einer Lohndrückerwelt, die man in den Vereinigten Staaten auf eine fadenscheinige Weise akzeptiert hat, weil man dadurch im großen Stil Gewerkschaften aushöhlen und das Aufkommen neuer Wehrhaftigkeit unterlaufen konnte.
Aber das ist keine Option für einen Baseballprofi aus dem dem Ausland, der in dem riesigen Dopingskandal auffällig wird, der dieser Tage vom ehemaligen Senator George Mitchell untersucht wird. Das Problem besteht nicht mal darin, dass der Report öffentlich Namen von Spielern nennen könnte, die als Anabolika-Verbraucher auffällig geworden sind. Das kitzlige Detail besteht im Wesen eines Visums- oder Greencard-Antrags: Wer hierbei Dinge gefragt wird, die irgendwann mal rechtsrelevant sein könnten und sie aus Angst vor Konsequenzen dazu unwahr Stellung bezieht und später als Lügner geoutet wird, kann daraufhin auf Lebzeiten aus den USA ausgesperrt werden. Nicht weil er verbotenerweise ohne Rezept verschreibungspflichtige Medikamente genommen hat, sondern weil er die Einwanderungsbehörden betuppen wollte.
Eine derartige Strafe geht weit über das hinaus, was eine Liga oder ein Verband tun kann. Denn deren einem Berufsverbot gleichkommenden Sperren sind befristet und halten jemanden nicht davon ab, in der Zwischenzeit in einem anderen Metier Geld zu verdienen. Sie sind auch härter als die kurzen Gefängnisstrafen, die Athleten wie amerikanische Marion Jones und Barry Bonds gewärtigen. Denn hier wurden Strafermittler angelogen, die versucht haben, einen ganzen Sumpf trocken zu legen. Ein Baseballspieler, der nie wieder legal in die USA einreisen kann, darf einpacken. Oder muss versuchen, sich in Japan zu verdingen. Dem einzigen Land, wo man in der Sportart einigermaßen bezahlt wird.
Während die Geschichte in der New York Times zum Thema so tut, als sei das alles hauptsächlich das Problem von Mitchell, darf man sicher als jemand, der als Gast in den USA verweilt und lange auf seine Aufenthaltserlaubnis warten musste, folgendes sagen: Wer denkt, er, brauche sich nicht an die Gesetze dieses Landes zu halten, sollte sich hinterher nicht wundern, wenn er rausgeworfen wird. Und wer ein bisschen schlauer geworden ist, sollte vielleicht die Finger von Drogen lassen. Ist das Schwert der Einwanderungsbehörden endlich eine Abschreeckungsmaßnahme, die wirkt?
23. November 2007
Wenn ein paar hundert Millionen den Blick aufs Wesentliche versperren
Wenn nicht alles täuscht, stellt die Norman-Scheidung die bisherigen Rekordwerte (Neil Diamond und Michael Jordan) für Promi-Zwist in den Schatten.
Blick zurück: Sergio Garcia als Schwiegersohn
21. November 2007
Der Über-Bobble
Die Above the Rim Collection der Dallas Mavericks. Was kann man in dem Katalog bestellen? Einen Ford Mustang mit einem Mavericks-Logo für 90.000 Dollar. Eine Puppe mit Wackelkopf (bobblehead), die Dirk Nowitzki nachgebildet ist - in Lebensgröße für 20.000 Dollar, genannt der Über-Bobble. Ein dreitägiger Ausflug mit Devin Harris auf die Bahamas mit Golf und Ringelpiez mit dem Flieger der Mavericks (300.000 Dollar). Mann kann für 20.000 Dollar einen Tag lang exklusiv die Managementwelt des Clubs kennenlernen. Frauen können sich für 20.000 Dollar für einen Tag in die Cheerleader-Staffel einkaufen (via With Leather)
20. November 2007
Der Stipendiat unterwegs: Wie man sein Taschengeld nicht aufbessert
19. November 2007
Von einem anderen Planeten
Wie die Amerikanerin in den neuen Billigklamotten aussieht, kann sich jeder selber ausmalen oder die Webseite dazu anklicken. Wie sie allerdings zusammen mit ihrem Golfer-Freund Hank Kuehne aussieht, nur schwer. Es gibt Fotos von den beiden zusammen. Und ein paar Geschichten - wie etwa hier.
Der Klingelbeutel: Meineid, Deineid, Seineid
Hinreichend bekannt unter Leuten, die den amerikanischen Sport verfolgen: Der Fluch, den jemand vefällt, wenn er auf dem Titel der Zeitschrift Sports Illustrated aufgetaucht ist. Und der Madden Curse, der etwas mit dem populären Football-Videospiel zu tun hat. Jetzt neu: Die geschäftsschädigende Wirkung der anspruchsvollen Zeitschrift The New Yorker, die neulich den mächtigen Baseball-Agenten Scott Boras in einem wirklich lebenswerten Porträt ausleuchtete. Der Autor hatte Zeit und Zugang. Nun feuerte der Pitcher Kenny Rogers Boras und beschloss, Vertragsserhandlungen alleine zu führen. Und auch sein prominentester Mandant - Alex Rodriguez oder auch A-Rod genannt - marschiert auf eigenen Wegen.
Das war kein gutes Wochenende für Boston: die Fußballer von New England Revolution haben die Meisterschaft verpasst. Und die bislang ungeschlagenen Celtics aus der NBA mussten die erste Niederlage hinnehmen. Angesichts der vorausgegangenen Erfolgsserien (noch intakt: der streak der Patriots in der NFL) und der Meisterschaft der Boston Red Sox werden plötzlich junge Republikaner ganz hibbelig. Einer glaubt: Präsidentschaftskandidat Mitt Romney (war bisher Gouverneur in Massachusetts, davor Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele von Salt Lake City) habe demnach ebenfalls die besten Karten, um die Vorwahlen zu gewinnen, die im Januar beginnen. Kann schon sein. Der bislang populärste Konkurrent in seiner Partei, der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, hat noch sehr viele Probleme vor sich. Und dass der angebliche lebenslange Yankees-Fan neulich erklärte, er halte den Red Sox bei der World Series die Daumen, hat seine Populariät auch nicht befördert. Dafür wurde er als eindeutiger Opportunist geoutet.
Nicht mal Zeit für Currywurst
Die Bloggerei hat natürlich erst recht gelitten. Wie schon auf mehreren Deutschlandreisen zuvor. Zwischen Tür und Angel und immer auf dem Sprung - das haut nicht hin. Und wenn man mal Zeit hat, weil man von jemandem versetzt wurde und man ganz entspannt in einem Café an der Schönhauser Allee sitzt und auf ihn wartet, dann ist das Lesen der Berliner Zeitung keine schlechte Alternative. So war ich hinterher trotzdem ganz zufrieden. Vor allem mit den Gesprächen, deretwegen ich nach Berlin gereist bin (alles Projekte, über die hier nicht weiter gesprochen wird, solange sie nicht einen gewissen Reifegrad erreicht haben). Und mit einem Fund im Buchladen auf dem Flughafen Tegel: eine Ulrike-Meinhof-Biographie. Leider ist (wie ich bereits auf dem Rückflug auf den ersten knapp hundert Seiten feststellen konnte) die Autorin Jutta Ditfurth eine vergleichsweise staksige Schreiberin, deren Eloquenz im Fernsehen oder in Interviews wie diesem im Stern vielversprechender wirkt, als sich das dann auf den vielen Seiten in einem dicken Buch materialisiert. Vielleicht gibt es von dieser Stelle aus noch irgendwann eine abschließende Bewertung.
14. November 2007
Timberlake für Golfer
Aus diesem Anlass dürfen wir hier an den letzten Erfolg von Timberlake erinnern: ein Song im Rahmen der Comedy-Sendung Saturday Night Live (wurde inzwischen vom Host gelöscht).
Ein Sack tätowierte Idiotie
Über Stephon Marbury haben wir im Laufe der letzten Monate zum Beispiel hier und hier und hier berichtet. Den sportlichen Werdegang, eine Art Abstiegskontinuum, haben wir bereits in der Zeit davor, im Januar 2006, in der FAZ, dokumentiert. Was soll man dem noch hinzufügen? Dass dieser Sack extrem verspielte, tätowierte Idiotie jetzt endlich auch auch den Verantwortlichen der New York Knicks auf den Keks geht? Das muss man wohl - der Vollständigkeit halber - tatsächlich berichten. Mit einer gewissen Schadenfreude allerdings. Andere Blogs haben sich bereits hier und hier mit dem aktuellen Fall beschäftigt. Ein Fall von Arbeitsverweigerung. Aber was darin etwas zu kurz kam, ist die offensichtliche Frivolität des Mannes: "Ich weiß so viel über Isiah", sagte er der New York Daily News in einer Anspielung an den Prozess von neulich und drohte auszupacken. "Ihr habt keine Ahnung, was ich weiß."
In einer solchen Atmosphäre wird alles hochgespült: die schmutzige Wäsche und sogar der Verdacht, dass Thomas und Marbury auf dem Flug der Mannschaft nach Phoenix vor zwei Tagen ein Handgemenge hatten (von einem Teamsprecher inzwischen dementiert). Was kommt als nächstes? Ein Tausch mit einem anderen Team? Wer braucht Stephon Marbury?
13. November 2007
Der Klingelbeutel: Zanardi handgetrieben immer noch schnell
Es kostet 300 Dollar Strafe, wenn man auf die Autohupe drückt und die Polizei findet, das sei nicht nötig gewesen. Warum sollte man dann nicht 1000 Dollar für das Füttern von Tauben bezahlen? Ausgemacht ist noch gar nichts. Aber wenn sich die Idee tatsächlich durchsetzt, schicke ich dem Politiker minimum ein Dankschreiben. Tauben sind eine Pest in Manhattan. Und die Leute, die sie füttern, auch. Aus diesem Grund an dieser Stlele der alte Song von Georg Kreisler:
Die Red Sox haben die World Series gewonnnen, die New England Patriots sind mit 9:0 Siegen in die neue Saison gestartet. Die Celtics sind das einzige ungeschlagene Team in der NBA (5:0), New England Revolution steht im Finale der Fußballmeisterschaft. Wo kommt das ganze Gewicht her, das sich plötzlich in der Nortdostecke des Landes aufstaut? Es kann da keinen Zusammenhang geben, oder? Keine noch so fadenscheinige Theorie, die alles erklärt? Sonst würde doch Marco Sturm die Boston Bruins in eine siegreiche Schlacht nach der anderen führen? Aber das klappt beim besten Willen nicht. Stephen Hawkings bitte übernehmen.
12. November 2007
Übern Jordan
Jordans ältester Sohn Jeffrey geriet am Wochenende in die Schlagzeilen, nachdem er seinen ersten Einsatz bei einem College-Team hatte. Es ist zu wünschen dass der Junge demnächst nicht mehr länger von den US-Medien behelligt wird. Seiner Basketballqualitäten wegen. Die scheinen nicht halb so gut wie die seines Vaters. Mutter Juanita war im Publikum, hatte aber nichts zu sagen.
Blick zurück: Wir sprachen schon mal von "mehr als 150 Millionen Dollar"
11. November 2007
Laubbläser-Kakophonie jetzt ganz sportlich
NHL: Nächstes Jahr in Stockholm und Prag?
Bei den Rangers erlebt der österreichische Verteidiger Thomas Pöck übrigens seine zweite Durststrecke innerhalb von zwei Jahren. Nachdem er zu Saisonbeginn meistens nur herumsaß und zuschauen musste, steht er mittlerweile im Farm Team in Hartford auf dem Eis. Ob das wirklich besser ist? Sein Landsmann Thomas Vanek, der jeden Monat die Dollars mit der Schubkarre abtransportiert, leidet in aller Öffentlichkeit. In Buffalo erwartet man, dass er Tore schießt. Was tut er? Er steht viel zu oft auf dem Eis, wenn die Sabres Tore kassieren.
Blick zurück: Der Monster-Vertrag für Thomas Vanek
10. November 2007
Der Klingelbeutel: Für Brad ganz bestimmt federerleicht (aktualisiert)
Kann mal jemand da draußen, der in letzter Zeit in Spanien war, die wirre Welt dieses Pau-Gasol-Werbespots dechiffrieren? Hat die iberische Halbinsel den Anker eingeholt und schippert ins Nichts?
via Deadspin und AOL Fanhouse
Der Dollar ist nicht jedermanns Freund. Nicht mal, wenn er in dicken Bündeln daher kommt. Denn der Dollar fluktuiert. Im Moment zum Beispiel, da er gegen den Euro so anämisch aussieht wie noch nie, fühlen sich die europäischen Profis in den USA geknickt. Sie werden in Dollar bezahlt, aber wollen einen Teil des Geldes in Euro ausgeben/anlegen. Der Umtausch bringt derzeit vielen einen Verlust. Dann wiederum gibt es die kanadischen Eishockey-Clubs in der NHL. Die dürften sich insgeheim die Hände reiben. Denn die bezahlen aus Paritätsgründen ihre Spieler genauso wie die Teams in den USA in US-Dollar. Das war früher jahrelang eine zusätzliche Strafe für Clubs, die ohnehin schon wirtschaftlich zu kämpfen hatten. Warum? Wegen des Umrechnungskurses zwischen kanadischem und amerikanischem Dollar, der bedeutete, dass die Mannschaften im Norden tief in die Taschen greifen mussten. Neuerdings steht der kanadische Dollar so gut, dass man hoch im Norden ganz anders kalkulieren kann.
Der Absturz des Wechselkurses signalisiert, dass es mit der lange so hoch eingestuften Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten nicht mehr groß bestellt ist. Man darf wohl aus diesem Anlass dann noch einmal an dieses Buch erinnern: Weltmacht USA - ein Nachruf vom Franzosen Emmanuel Todd. Bei Amazon.de sollte man ein bisschen weiterlesen. So gibt es unter anderem diesen erhellenden Kommentar:
Nachtrag: Das neue Video von Jay-Z macht Leute in den USA seltsam nervös. Er benutzt einen Stapel 500er Euros als Stilmittel. Sicher: Früher hätte man dafür Dollarscheine genommen. Aber wer mehr in solche Ideen hineinliest, als vermutlich drin steckt, hat zuviel Zeit. Beim letzten Video war der Rapper in Monaco und gab Gas in europäischen Autos. Das hat auch niemanden gestört. Warum? Weil jedem Amerikaner klar ist, dass in den USA nur Fischkisten gebaut werden."Die Grundthese dieser Studie ist, daß die USA dabei sind, ihren Status als 'letzte verbliebene Supermacht' zu verlieren, weil sie die dafür erforderlichen militärischen, wirtschaftlichen und ideologischen Qualitäten nicht mehr aufbringen können....Die gegenwärtigen USA werden als 'räuberischer Staat' definiert, der selbst massive Industrie- und Außenhandelsdefizite aufweist, aber die Finanzen und Produkte aller anderen Staaten quasi wie ein Schwarzes Loch aufsaugt und seinen Reichtum im eigenen Land zu Lasten der Minderheiten und unteren Schichten ungerecht an eine superreiche antidemokratische Oberschicht umverteilt.
Aufgrund eingehender Analyse verschiedenerlei Daten und Vergleiche mit historischen Weltreichen gelangt Todd zu der Überzeugung, daß sich die Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu einer Regionalmacht zurückbilden werden, während die EU im Bunde mit einem wiedererstarkten, aber zur Gutmütigkeit bekehrten Rußland gemeinsam mit Japan künftig das Weltgeschehen bestimmen wird."
Listen mit Tücke: Die großartigsten Fußballer aller Zeiten
1. Pele (Brasilien)
2. Ronaldo (Brasilien)
3. Romario (Brasilien)
Die Deutschen:
7. Lothar Matthäus
8. Gerd Müller
9. Franz Beckenbauer
24. Jürgen Klinsmann
27. Karl-Heinz Rummenigge
38. Sepp Maier
48. Oliver Kahn
66. Jürgen Kohler
73. Rudi Völler
96. Michael Ballack
Namen die fehlen (oder um mit Udo Jürgens zu sprechen: Warum nur, warum?) Uwe Seeler, Fritz Walter, Helmut Rahn, Just Fontaine, Gyula Groscis, Nandor Hidegkuti, Bobby Moore, Stanley Matthews, Niels Liedholm, Gunnar Gren, Billy Bremner und so mancher mehr...
Hier gibt's die Liste komplett. Das sind die Leute, die dahinter stecken. Und so könnte eine Liste aussehen, die etwas taugt.
Zum Tod von Norman Mailer
Das ist kein Samstag nach dem Geschmack eines Sportbloggers, der sich gerne auf die anstehenden Ereignisse aus der NFL und der NBA einlassen möchte. Obwohl man beim Nachdenken über Mailer und seine gigantische Schreibleistung natürlich unweigerlich bei seinen Texten über das Boxen landet. Oder zumindest - für Eilige - bei einem Interview wie diesem, das vor ein paar Jahren entstand und mit einem kleinen Foto dekoriert wurde, das Mailer beim Sparring zeigt. Mailer hat nie wieder ein besseres Buch geschrieben als Die Nackten und die Toten (obwohl er viele geschrieben hat). Er war als Reporter und Essayist einfach stärker, klarer, massiver und sprach da eine so deutliche Sprache. Was sich unter anderem in seiner Einschätzung vom Boxen widerspiegelt:
"Es ist einer gegen einen. Boxen hat deshalb viel mit Schach und Football zu tun. Über einem Schachspiel zwischen zwei guten Spielern hängt die Erniedrigung des Verlierens. Diese Erniedrigung ist beim Boxen sogar noch größer...Es ist fast wie ein ganz bestimmter Mut des Blutes, der sehr tief sitzt. Das fasziniert uns am Boxen. Es ist die Seite am Boxen, die von Leuten nicht verstanden wird, die sagen: 'Ich hasse Boxen. Es ist so brutal.' Es ist das Ausmaß an Intelligenz und Disziplin und Zurückhaltung, das dabei mitspielt. Deshalb betrachte ich Boxen als gesellschaftliches Gut und nicht als gesellschaftliche Krankheit."Blick zurück: Ein Mord, der einem nahe geht
9. November 2007
NBA: Hunderte von Millionen Chinesen können nicht irren
Dennis Rodman will Frauen-Trainer werden
Auf der nach oben offenen Gaga-Skala bringt Dennis Rodman noch jedesmal die Nadel in Bewegung, sobald er nur auftaucht und/oder sich äußert. Wie heute in einer Pressemitteilung seiner Entourage: Rodman will Trainer in der WNBA werden. Das ist nicht etwa bemerkenswert, weil der Mann ganz bestimmt im Laufe seiner Basketballkarriere weit weniger Wissen akkumuliert hat als die meisten seiner Nebenleute (zu denen bei den Detroit Pistons damals auch das Ekelpaket Bill Laimbeer gehörte, der heute in der Frauen-Liga coacht). Sondern weil er der unkommunikativste Basketballer aller Zeiten war. Der mochte weder zuhören noch reden. Der hat einfach wie blöd an seiner Fitness gearbeitet und sich ansonsten auf seine Rolle als Rebound-Spezialist versteift. Darin war er wirklich gut, weshalb ihm jeder seine Marotten nachgesehen hat. Besonders Michael Jordan, der in Chicago sehr froh über die Verstärkung war. Wie will einer, der, wenn er dann doch mal den Mund aufmacht, keinen geraden Satz sagen kann, eine Mannschaft betreuen? Durch Handauflegen?
Kobe vs. A-Rod: Die Abrechnung
"Baseball ist großartig, weil es die einzige Sportart ist, bei der sich jeder Spieler auf dem Platz völlig eigennützig verhalten kann und das tun, was ihren persönlichen Wert auf ein Maximum steigert, und das dann auch noch im Interesse der Mannschaft ist. Jede andere Sportart produziert eine Nullsumme, bei der jeder Schuss von einem Spieler einem Mannschaftskollegen die Chance auf seine Möglichkeit nimmt. Im Baseball gibt du mit einem Hit einem Mannschaftskollegen eine Chance...Wenn Ayn Rand und Adam Smith gefickt hätten, hätte sie einen Baseball zur Welt gebracht."Womit wir bei dem dritten Aspekt sind: Andere Menschen - wie unsereins - können dann auch noch an diesen öffentlichen Streitgesprächen teilhaben und darüber schreiben.
Um was geht es? Eigentlich um nichts Geniales. Frau Hill hat die Verhaltensmuster und Persönlichkeitsmerkmale des Basketballers Kobe Bryant und des Baseballers Alex Rodriguez miteinander verglichen, die beide als ziemlich eitle Individuen gelten (und als Top-Typen in ihren Sportarten, was sich im Fall von Bryant übrigens leicht wiederlegen lässt). Und dabei kommt sie zu dem Schluss, dass Bryant der bessere Mensch sei, weil von seinen Anstrengungen und seinem Ehrgeiz seine Mannschaft - die Los Angeles Lakers - profitieren, während A-Rods Leistungen angeblich zeigen, dass Teams wie die Seattle Mariners, Texas Rangers und präsumptiv dann auch demnächst die New York Yankees ohne ihn besser dran sind.
Fire Jay Mariotti (benannt nach dem aufgeblähten Egomanen, der mehrfach die Woche in der Chicago Sun-Times schreibt und hin und wieder in ESPNs Around the Horn auftaucht), zersägt diese Behauptung auf eine bravouröse Weise (wenn auch nicht immer sehr gentlemanhaft geschrieben). Das schönste steht gleich am Anfang des Beitrags: Rodriguez verdient gar nicht mehr Geld als Bryant, wie immer angenommen wird, wenn man nur die Gehälter vergleicht. Bryant ist der Absahner von den beiden. Und so geht es munter weiter: mit Hinweisen darauf, dass Rodriguez nicht die Bälle pitcht, die dann von den Gegnern zu Home Runs verwertet werden. Und darauf dass A-Rod zwischendurch signalisiert hat, dass er unter bestimmten Umständen sogar auf einen Teil seines Honorars verzichten würde. Und dass die Lakers, seit Bryant Shaquille O'Neal weggebissen hat, rein gar nichts Bemerkenswertes auf die Beine gestellt haben.
Blick zurück: Ein anderer Fall von ESPN-Sense: Scoop Jackson
8. November 2007
Wir schreiben einen bin-Laden-Hüter
Ich weiss, dass Football-Kicker (ähnlich wie Eishockey-Torleute) als ziemlich abgedrehte Sorte gelten. Aber das einer von ihnen denkt, der gute Osama liest seine Machwerke, übertrifft den Grad an Gaga noch gewaltig. Das Buch kommt erst im Januar heraus. Sein Co-Autor ist ein Pastor.
Pannendienst aus Übersee: Gullit wird Beckhams Trainer
Offensichtlich kam der soeben in New York entlassene ehemalige Nationaltrainer Bruce Arena für eine derartig feinfühlige Position nicht in Frage. Und andere Amerikaner gab es anscheinend nicht. Also hat Alexi Lalas von den Los Angeles Galaxy mal schnell in Europa herumtelefoniert und dort den Mann gefunden, der die Beckham-Bagage im nächsten Jahr auf Vordermann bringen soll. Er heißt Ruud Gullit und wartet seit zwei Jahren auf einen Trainerposten. Zeit, die er als Fernsehkommentator zugebracht hat. Seine Vita als Übungsleiter war nach Ansicht des Daily Telegraph in London bislang "nicht besonders erfolgreich". Dann kommt die zukünftige Aufgabe ja gerade richtig. Die Erwartungen an die Resultate in der nächsten Saison sind nicht besonders hoch. Ein Platz in den Playoffs wäre schon eine Leistung. Der Vertrag soll über drei Jahre gehen und den Gegenwert von etwa 10 Millionen Dollar wert sein. Die Zahl klingt sehr hoch. Übrigens war auch Jürgen Klinsmann für den Posten im Gespräch. Dass Gullit ihm vorgezogen wurde, mag man sich nicht vorstellen. Der Holländer war sicher eher so etwas wie zweite Wahl.
Das Bewegungstalent Kevin Costner
So soll denn aufgrund solcher Leistungen hier nur rasch vermerkt werden, dass der Hollywood-Millionär heute in Tampa ist, um offiziell die neuen Trikots der ziemlich gräuslichen Tampa Bay Devil Rays vorzustellen. Gestern nutzte der 52jährige die Gelegenheit für ein bisschen Batting Practice. Der Mann kann nicht nur Sport. Er spielt auch Gitarre mit einer Band namens Modern West und will mit der bei der Gelegenheit in Tampa ein bisschen herumklampfen.
7. November 2007
Schöner Wohnen
Die Nachricht des Tages rund um Alex Rodriguez allerdings hat nichts mit schöner Wohnen zu tun, sondern mit Vertragsrecht. Die Yankees überlegen gerade, ob sie nicht einfach die Rechte an ihrem Third Baseman im Rahmen eines Schiedsgerichtsverfahrens (arbitration) beanspruchen sollen, was aufgrund des Tarifvertrags theoretisch möglich ist. Der Spieler wiederum kann das ablehnen. In einem solchen Fall aber bekämen die Yankees zwei Draftplätze von dem Team, das mit Rodriguez handelseinig wird. Es kann sogar theoretisch noch zu einer anderen Lösung kommen. Aber weil das alles wirklich viel zu hypothetisch und zu kompliziert ist, empfehlen wir unentwegten Baseballkundigen die Lektüre dieses Artikels in der New York Post.
Wenn Rummenigge den Stein der Weisen wirft, macht es platsch
Man könnte dieses Argument aus jeder Richtung auseinanderfieseln, und zwar im Dunkeln und im Hellen. Aber leider wird das vom Times-Mann gar nicht erst versucht. Dabei könnte er anführen:
• das Beispiel der National Football League, das so konsequent wie niemand anderer das Fernsehgeld und einen Teil der Stadieneinnahmen brüderlich teilt und damit das Fundament für die wirtschaftlich erfolgreichste Sportorganisation der Welt geschaffen hat.
Er könnte entlarven:
• die Absurdität der Behauptung, dass die deutschen Clubs mal so wahnsinnig viel besser in Europa dastanden. Es war allenfalls eine Mannschaft, die nach dem Abbröckeln von Borussia Mönchengladbach und HSV in Europa etwas ausrichten konnte. Und das war der FC Bayern München. Und das lag daran, dass sie ihre Ressourcen - unter anderem ein riesiges vom Steuerzahler finanziertes Stadion - geschickt genug in sportliche Erfolge umgesetzt haben. Die Bundesliga hat sie darin nie zurückgehalten. Und tut es auch heute nicht. Woher kam denn wohl das Geld für den Masseneinkauf in diesem Jahr? Von einem Banküberfall?
Er könnte einwerfen, dass
• in anderen Ländern Clubs Millionenverluste erwirtschaftet haben, die weder durch Fernseheinnahmen noch durch Spielerverkäufe noch durch Fanartikel wieder eingespielt werden können. Und dass allein die Abhängigkeit von Unternehmern wie Leo Kirch schon zur Vorsicht mahnt. Es sei denn man verfolgt die Strategie: Nach mir die Sintflut.
Immerhin ist dem Autor aufgefallen, dass Geld alleine - ähnlich wie bei New York Yankees - keine Garantie für Erfolg ist. Das 0:0 "warf die Frage auf, ob bei all den Anstrengungen und dem investierten Geld, die Meisterschaft gewinnt". Warum stand das nicht am Anfang der Geschichte, sondern am Ende?
Nachhall aus Indianapolis: Das Getöse um den Krach in der Colt-Arena ebbt nicht ab
Keines Weges, liebe Fohlen. Nicht nur tauchte jetzt bei SportsbyBrooks die Geschichte einer Beschwerde der Pittsburgh Steelers aus dem Jahr 2005 auf. Es fand sich ein Wachmann der Arena, der einem Fotografen aus Boston folgendes erklärte: "Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber sie pumpen den Lärm durch die Lautsprecheranlage."
Den kleinen Zwischenfall, der das Problem auf den Tisch brachte, hat jemand als Video bei YouTube abgeliefert. Ein Tondokument für NFL-Afficionados.
Der Zeitgeist-Clown
Im Grunde ist der Erfolg von Scoop Jackson nicht zu begreifen. Weshalb sich ein gewisser Jason Whitlock bereits darüber öffentlich aufgeregt hat. Aber daraufhin verlor der seinen Job, weil er einen Kardinalfehler der Zunft begangen hat: Man kritisiert nicht einen Kollegen laut und vernehmlich, wenn man sein Honorar vom selben Arbeitgeber bezieht.
Jackson verdankt seinen Aufstieg einem Zeitgeist-Produkt (auf das er vermutlich anspielt, wenn er von urban journalism spricht). Es sind Lifestyle-Magazine, die jenes Publikum bedienen, das sich an der Schnittstelle von Streetball/Basketball/Hip-Hop/Ghetto-Schick/Musik-Video eingefunden hat. An diesen Magazinen und der Musik ist nichts weiter bemerkenswert, außer das in beiden Formaten immer so getan wird, als leiste man einen Kulturbeitrag. Beide bestärken sich gegenseitig in der Illusion, dass die Rapper die Könige der von Drogendealern in Schach gehaltenen Ghettos und als Poeten und Berichterstatter einer Lebenswirklichkeit zu betrachten sind, die dem Rest der Welt die Geschichten aus der totalen gesellschaftlichen Sackgasse serviert (die dann noch ein Schlupfloch offenbart: den Weg ins Gefängnis).
So wie es den Rappern bei ihrer Sprachartistik weniger ums Konkrete geht, sondern hauptsächlich um Entertainment und Plattenumsatz und um eine Starrolle, so ignorieren auch die sie begleitenden Schreiber aus dem Medienumfeld gerne die Kernaufgabe. Sie begreifen sich als kreative Cheerleader, die offensichtlich darauf hoffen, dass sie am Ende selber so etwas wie Stars werden. Vor allem dieser Szene ist es zu verdanken, dass Basketballspieler wie Allen Iverson und Stephon Marbury so populär sind, was in keinem Verhältnis zu ihrer Leistung auf dem Platz steht. Und dass sie sich in Interviews so artikulieren, als hätten ihnen jemand den größten Teil des Verstands herausgeschraubt.
Die Verwirrung ist Teil des Spiels um Popularität, Status und finanziellen Erfolg. Keiner der Multimillionäre (ob im Sport oder in der Musikszene) würde auch nur im Traum daran denken, etwas zu tun, was den unreflektierten mythischen Charakter seiner Entertainment-Persona in eine politisch relevante Bahn lenken könnte. Die Typen könnten tatsächlich Einfluss nehmen auf das Leben im Ghetto. Alles, was sie tun, ist Bojangling, wie Whitlock das nennt. Eine Anspielung an Bill Bojangles Robinson, ein schwarzer Filmschauspieler, der in der dreißiger und vierziger Jahren die Klischeerollen schlechthin spielte: der immer lächelnde, devote Schwarze, der zur Unterhaltung oder als Dienstbote des weißen Mannes existiert.
Keiner verkörpert das Prinzip in den amerikanischen Medien so wie Jackson, der inzwischen bei espn.com eine Kolumne hat - also eine beachtliche Plattform besitzt, mit Lesern, die aber längst nicht so leicht zu beeindrucken sind wie die Käufer von Blättern wie Slam! oder Vibe. "Scoop ist ein Clown. Und die Veröffentlichung seiner vorgetäuschten Ghetto-Pose ist eine Beleidigung schwarzer Intelligenz", meinte Whitlock in seinem legendären Interview mit dem Blog The Big Lead. Die meisten Leute halten sich allerdings gar nicht mehr damit auf, den Mann und seine Texte zu kritisieren. Nur manchmal bricht in jemandem etwas auf - wie hier. Und dann erinnern sich noch ein paar Leser an solche Sachen wie diese, als Jackson sich kreativ bei einem Blog bediente, ohne den auch nur zu erwähnen.
Und so kommen wir zum eigentlichen Auslöser dieses Beitrags - zu Jacksons neuester Arbeit: einem puren PR-Stück, in dem er den halbgottgleichen Michael Jordan, seine neuen bei Nike hergestellten Schuhe und vor allem sich selbst abfeiert. Das kommt davon, wenn man keine wirklichen Geschichten erlebt und deshalb nichts zu erzählen hat. Und wenn man keinen Sinn für eine kritische und selbstkritische Auseinandersetzung mit der Welt hat. Dann entstehen solche Kracher: The Jordan Experience.