31. März 2007

US-Unternehmer dementiert weiterhin Einstieg bei Arsenal

Niemand vermag so ganz genau auszumachen, wie man die Dementis von Stan Kroenke deuten soll, wenn es um die Eigentümerschaft von Arsenal geht. Klar ist nur so viel: hinter den Kulissen werden derzeit Anteile hin und hergeschoben. Der Daily Telegraph rechnete am Donnerstag mal hoch, um was es wirtschaftlich geht: Um ein Unternehmen, dessen Aktienpaket zur Zeit mehr als 400 Millionen Pfund wert ist. Die Aktien sind zuletzt ständig gestiegen. Ebenfalls zu berücksichtigen: eine Belastung von 260 Millionen Pfund, die sich der Club durch das neue Stadion aufgehalst hat - eine Ausgabe, die ihr Geld wert scheint. Das Team verzeichnet seitdem ein Zuschauerplus. Kroenke, dem in Denver eigentlich alles an Ligasport gehört und der seine Spendierhosen bei seiner Einheirat in das riesige Wal-Mart-Familienvermögen erhalten hat, betreibt unter anderem die Colorado Rapids, die unlängst ein Kooperationsabkommen mit Arsenal abgeschlossen hatten. Vor ein paar Tagen wurde das Gerücht bekannt, dass zumindest ein Arsenal-Anteilseigner, das Medienunternehmen ITV, sein Paket losschlagen will und mit Kroenke verhandelt hat. Wie gesagt: Dem folgte ein Dementi aus Colorado des folgenden Wortlauts: "kein Interesse und keine Absicht". Die Grafik rechts aus dem Telegraph illustriert die wirtschaftliche Entwicklung des Clubs.

Altersversicherung in Dallas: Nummer 41 bekommt eine 44 an die Seite

Die Dallas Mavericks wollen sich einen Mann für untern Korb holen, der in Köln und Umgebung mit dem Etikett "fiese Möpp" belegt würde. Ein Typ, der Gegner nervt, zupackt, nichts anbrennen lässt und auch noch den Ball in den Korb bugsiert. Jetzt kommt der Kracher: Der Mann ist 44 und damit älter als die anderen prä-geriatrischen Fälle, die sich neulich zu Wort gemeldet haben (Scottie Pippen, anyone?). An den Gedanken, für den 2,13 Meter großen Kevin Willis zu sein und nicht mehr gegen ihn, muss man sich erst einmal gewöhnen. Allerdings nicht, ehe das medizinische Personal der Mavericks gesprochen hat. die Untersuchung soll am heutigen Samstag stattfinden. "Es ist verrückt", gab Willis in Anspielung an sein Alter zu. "Aber irgendjemand muss es machen." Trainer Avery Johnson hält sich noch zurück: "Er wird nur in Notsituationen spielen." Dallas muss auf den dritten Center D. J. Mbenga verzichten. Er hatte sich am Knie verletzt und wird in dieser Saison nicht einsetzbar sein. Was es alles über Willis und seine lange NBA-Karriere zu wissen gibt, findet man hier.

Scrabble-Spieler mit überschüssigem "i" gesucht

Das Loser-Turnier, das die meisten nur unter der Abkürzung NIT kennen, stand schon immer seit seiner Erfindung im Schatten der offiziellen Collegebasketball-Meisterschaft der NCAA. Aber nicht jedes Jahr wirkt sich diese Umnachtung so herbe aus wie in diesem. Da schlüpften die Sieger des National Invitation Tournament in vorher fabrizierte T-Shirts, die einen dicken Schreibfehler aufwiesen. Die Universität des Bundesstaates aus dem das neue Wunderkind O. J. Mayo kommt, heißt wie der Bundesstaat: West Virginia. Den Kinken hat angeblich die Turnierleitung auf dem Gewissen. Es war der erste Erfolg von West Virginia in diesem Turnier in 65 Jahren. Die Mannschaft hatte Clemson mit 78:73 besiegt. Wie die T-Shirts aussehen, die für den Fall eines Erfolges von Clemson bereit gehalten wurden, möchte man gar nicht wissen (gefunden bei Can't Stop the Bleeding - mitsamt dem Foto, wo man den Erfolg vom Donnerstagabend in den richtigen Rahmen gehängt hat: Das Team sei das 66beste im Land. 65 hatten sich für das eigentliche Ding qualifiziert).
Blick zurück: Manchmal druckt man aufgrund einer allzu frechen Prognose die falschen T-Shirts
Blick zurück: Was passiert mit den Super-Bowl-T-Shirts der Verlierer?

Final Four: Floridas letztes Hurra

Man sollte davon ausgehen, dass man das erfolgreiche Team der Universität Florida an diesem Wochenende in dieser Zusammensetzung zum letzten Mal erleben wird. Heute gegen UCLA im Halbfinale der Final Four. Und, wenn sie gewinnen, am Montag noch einmal gegen den Sieger Ohio State gegen Georgetown. Eigentlich könnten Joakim Noah und seine Nebenleute noch ein Jahr dranhängen. Schließlich studiert man in den USA bis zum Abschluss vier Jahre. Und nur der schussgewaltige Lee Humphrey hat seine Studienzeit komplett abgewickelt. Aber nachdem man zumindest Noah im letzten Jahr schon dringend angeraten hatte, sich für die NBA-Draft anzumelden und auf einen hohen Draftplatz zu spekulieren, sollte sich das Thema in diesem Jahr von selbst erledigen. Diplom hin oder her. Die Aktien für den Start in eine vielversprechende Profikarriere können auch fallen. Aber nicht nur die Spieler werden sich vermutlich vorzeitig trollen. Es sieht ganz so, als ob sich sich Coach Billy Donovan ebenfalls für eine andere Aufgabe interessiert. Die Buschtrommeln besagen, dass die University of Kentucky in Lexington, wo man Basketball wichtiger nimmt als Wissensvermittlung (nur Vollblutzucht und Galoppsport rangieren höher) über 2 Millionen Dollar pro Jahr anbietet, um den erfolgreichsten College-Trainer der letzten Jahre abzuwerben. Donovan hat bislang nicht durchblicken lassen, ob ihn das reizt oder ob er nur pokert, um in Gainesville einen besseren Vertrag herauszuholen. Üblicherweise verursachen solche Hintertreppengeschichten böses Blut und sorgen dafür, dass der Umworbene sich für den Ortswechsel entscheidet. Damit ist auch diesmal zu rechnen. Donovans kuriosester Augenblick (mit symbolischer Bedeutung): Im letzten Jahr bei der Rückkehr nach Florida ließ er bei der großen Siegerfeier den gläsernen Meisterschaftspokal fallen.

P.S. Es war nur eine Nachahmung. Die Aktion war geplant, um das eigene Publikum zu düpieren. College-Humor.

In Hills Heimat sieht man den Maske-Kampf mit ganz anderen Augen

North Dakota ist ein dünn besiedelter Bundesstaat. Ein halbe Million Einwohner und jede Menge plattes Land. Da reichen fünf Zeitungen, von denen die populärste - das Forum in Fargo - an einem normalen Tag auf knapp 50 000 Auflage kommt. Das ist weniger als das Oberbayerische Volksblatt in Rosenheim unter die Leute bringt. Viele berühmte Sportler hat man da oben an der Grenze zu Kanada nicht. Aber das heißt nicht, dass man großen Wind um den einen Mann macht, der zumindest einen respektablen Titel trägt: Virgil Hill, Weltmeister im Boxen. Das Forum stieg am Donnerstag mit einem dürren Stimmungsbericht aus München in die Berichterstattung vom Maske-Kampf ein, nachdem Reporter Jeff Kolpack mit dem Hill-Trainer in Deutschland telefoniert hatte. Die Überschrift versprach mehr ("München in Ekstase wegen Hill-Kampf"), als der Artikel hielt. Hills sportlicher Ratgeber schien halt beeindruckt: "Du würdest ncht glauben, wie groß diese Veranstaltung hier ist. Die Zeitungen, alle Medien. Jeder ist in Ekstase." Das war wohl ein bisschen dick aufgetragen. Denn mehr stand nicht in dem Bericht über das Theater drumherum. Auch nichts über den gar nicht so euphorischen Kartenverkauf. Nichts über die Sorge, dass RTL womöglich mit seinen hohen Einschaltquotenerwartungen daneben liegt. Dafür einiges über Virgil Hill. Darunter: Der Mann fühlt sich dieser Tage im Training bisweilen wie ein richtig alter Mann. Das lässt einen für Henry Maske hoffen.

Die Bismarck Tribune aus Hills Heimatort war sogar noch karger und defätistischer, Überschrift: "Hill sagt, er hat Ringrost". Der Artikel selbst war nach 30 Zeilen zu Ende und enthielt eine falsche Information. Der Amerikaner riskiert gegen Maske nicht seinen Weltmeistertitel. Was soll man daraus schlussfolgern? Dass die rund 50 Fans in der schläfrigen Welt von North Dakota die ganze Sache offensichtlich ziemlich gelassen betrachten. Vielleicht ist das die beste Einstellung überhaupt.
Blick zurück: Die herbe Musik-Parodie auf den Gentleman
Blick zurück: Wie der letzte Maske-Kampf gegen Virgil Hill in den deutschen Medien präsentiert wurde
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30. März 2007

Victoria BH-eckham und die Vernippelung der Welt

Das amerikanische Magazin Us Weekly, das wöchentlich einen wildes Panorama der Promis in vier Farben, schön handlich abgepackt an den Kiosk bringt, sieht ein Problem auf sich zukommen. Victoria Beckham trägt keine BHs, wenn sie in der Öffentlichkeit herumstolziert. Die Nippel mögen zwar zu ihr gehören wie diese seltsame Nase und der Rehblick, aber weil man in dem puritanischen Land alles verhüllt und versteckt was auch nur den entferntesten Hauch von Sexualität entfaltet (siehe Janet Jackson und der Super Bowl) bittet das Massenblatt um Mitwirkung. Die Chefredaktion hat deshalb - unter dem Vorwand, man sei es leid, den Abdruck ihrer Brustspitzen unter T-Shirts zu sehen, einen offenen Brief an Frau Beckham auf die Webseite gestellt: "Es ist klar, dass der Büstenhalter für Sie ein fremdes Konzept ist, so wie American Football oder die gute Idee, einen Bogen um Tom Cruise zu machen." Aber sie sei bereits 32 und solle sich Gedanken um die Zukunft des Gewebes hinter den Nippeln machen. "Wenn Sie weiter den Büstenhalter verschmähen, haben Sie in fünf Jahren Pendel, die von ihren Schlüsselbeinen herunterhängen, die Ehemann David Beckham für Fußballtaschen halten könnte." Ob Us Weekly trotz der vielen Bilder von gelifteten Hollywood-Stars noch nichts von kosmetischer Chirurgie gehört hat?

Boca-Hooligan-Chef tritt vierjährige Gefängnisstrafe an

Argentiniens berühmtester Hooligan hat sich nach einer dreiwöchigen Flucht vor der Polizei am Donnerstag in Buenes Aires den Behörden gestellt. Auf ihn warten vier Jahre Gefängis wegen eines Zwischenfalls aus dem Jahre 1999. Der Knabe heißt Rafael Di Zeo und ist Chef von La Doce, die sich für Boca Juniors prügeln. Zahlreiche Freunde hatten sich vor dem Polizeigebäude versamelt und applaudierten ihm, meldete Reuters über den Moment, in dem sich Di Zeo zeigte (via The Offside)
Blick zurück: Argentiniens Hools als McKinseys ihrer mexikanischen Kollegen unterwegs

Meilenstein für Crosby und die Penguins

Die langsame sportliche Erneuerung der Pittsburgh Penguins macht weiter Fortschritte. Dank drei Vorlagen von Sidney Crosby und anderen guten Sachen gewann das junge Team am Donnerstag in Boston gegen die Bruins mit 4:2 und sicherte sich Platz eins der Atlantic Division sowie vorab einen Platz in den Playoffs. "Ein netter kleiner Meilenstein", nannte Crosby das. Mal abgesehen davon, dass früher die meisten Meilensteine klein waren (als es sie noch gab), kann man davon ausgehen, dass da noch Größeres im Busch ist. Dieser Crosby spielt jetzt schon effektiver als Wayne Gretzky in dem Alter. Und das will nun wirklich etwas heißen.

Ski unheil

Aus der Abteilung: "So was könnte auch in Amerika passiert sein, war aber nicht möglich, weil die Rolltreppen in London länger sind". Unterabteilung: "Noch ein Norweger versucht Julia Mancuso zu beeindrucken - mal schauen, wer gewinnt". Der Bursche heißt angeblich Andreas Hatveit. Und angeblich stand unten einer, der die Passanten abgehalten hat. Na, hoffentlich.

(via Deadspin)

29. März 2007

Das Sockenprogramm wird heiß gewaschen: Schilling bloggt verschärft mit

Es gibt jetzt überall diese ausgedehnten Betrachtungen über die amerikanischen Baseballmannschaften. Das kommt wie die Krokusse und die Narzissen aus der Erde - jahreszeitbedingt. Es sieht auch hübsch aus und verwelkt dann gleich wieder, sobald die Saison auf Betriebstemperatur hochfährt. Wir haben nicht solche botanischen Ambitionen und verweisen deshalb lieber auf die Arbeit von Philipp Würfel vom Blog MLB Saison 2007. Da ist alles übersichtlich dargelegt. Mit Depth Charts und mehr.

Aber was wir hier auf jeden Fall ansprechen wollen, ist die bislang beste Profi-gegen-Journalisten-Fehde. Denn die basiert darauf, dass Curt Schilling von den Boston Red Sox (der mit der blutig roten Socke in der Vitrine in der Hall of Fame von Cooperstown) einen Blog begonnen hat: 38 Pitches (Foto: flickr/creativecommons/redperm) Und dass einer seiner Intimfeinde, diese arrogante Socke Dan Shaughnessy vom Boston Globe (Bild rechts), versucht hat, ihn deshalb lächerlich zu machen. Es gibt andere US-Athleten, die bloggen - wie etwa everybody's darling Gilbert Arenas. Aber die weichen alle gerne jeder Kontroverse aus. Schilling, Republikaner bis auf die Knochen und nicht auf den Mund gefallen, hat offensichtlich nicht vor, deren vielen leeren Platz im Internet mit Schönschreiben zu füllen. So ballerte er einen Tag nach der Satire von Shaughnessy kurz und knapp zurück. Besonders schön der alte Spruch, den er zitiert und der das Los des Athleten und des Popkünstlers im Verhältnis zu den Medien beschreibt: "Erst ignorieren sie dich, dann verspotten sie dich, dann kämpfen sie gegen dich. Und dann gewinnst du." Er nannte die Edelfeder einen "dope" - (Schnösel, Dussel, Idiot) und griff als Inside-Joke den Spitznamen auf, den ESPN-Mann Bill Simmons (in Boston groß geworden) einst über Shaughnessy geprägt hatte: Curly Haired Boyfriend. Eine Duftmarke, die der Kolumnist in einem anderen Inside-Joke in seinem Text verarbeitet hatte. Wer das verstehen wollte, musste wiederum Simmons zu dem Thema gelesen haben. Klingt mühsam? Vorläufig ja. Aber die Saison ist ja noch jung. Beziehungsweise sie hat noch gar nicht angefangen. Opening Day ist der 1. April. Und bei den Red Sox werden sich erst einmal alle Augen auf den neuen Pitcher aus Japan richten. Curly Haired Boyfriend hatte heute etwas Frisches über Dice-K im Globe. Und so wissen wir jetzt, dass Matsuzaka, der Mann, der angeblich einen Gyro-Ball wirft und den Spitznamen "Monster" aus seine Heimatland mitbringt, während der Saison Golf spielt, dass Schilling versucht japanisch mit ihm zu sprechen, dass er die Filme Lethal Weapon, Cliffhanger und When Harry Met Sally gut findet, aber auch Angelina Jolie. Enorm, was man alles herausfindet, wenn man die prominentesten Schreiber an die Front schickt.

Agassis Memoiren: Mehr als 5 Millionen Dollar Honorar

Die Wechselwirkung zwischen dem Teufel und den größten Haufen ist vermutlich bereits in der Vor-Luther-Zeit von den fliegenden Ablaßhändlern hinreichend analysiert worden. Also können wir uns das hier sparen. Stattdessen wollen wir auf diesem Wege ganz honett Andre Agassi gratulieren. Der hat offensichtlich einen Verlag gefunden, der ihm für seine Lebenserinnerungen Minimum 5 Millionen Dollar Honorar bezahlen will. Plus das Geld für einen Schreiber von Format, was mindestens noch mal 300 000 Dollar kosten wird. Das wäre ein neuer Rekord in der Sportpublizistik. Wer das ewige lange Porträt in Sports Illustrated vor seinem Abtritt von Anfang bis Ende gelesen hat, wird sich nicht um ein Exemplar dieses Buches bemühen müssen. Agassi ist zwar das eloquenteste Licht unter der Sonne von Las Vegas und hat ein paar Dinge im Leben erlebt. Er ist auch ein humorvoller Typ, der pointiert formulieren kann. Aber in seiner gründelnden Art schafft er es trotzdem nicht, irgendetwas zum besseren Verständnis von Hochleistungssport, Kommerz, Tennisfabriken, Sportlerehen etc. zu sagen. Eine Reinkarnation von Buddha wäre konkreter und hilfreicher, um diesen Kontext klar und verständlich aufgezeichnet zu bekommen. Das viele Geld sei ihm und seiner Gefährtin gegönnt. Und den Kindern auch. Den Teufel gönnen wir ihm nicht. Den wünschen wir Nick Bolletieri.

Namensänderung in Peyton Manning nicht erlaubt

Da hat Scott Wiese noch mal Glück gehabt. Obwohl, wenn man Wiese heißt... Hier ist die Geschichte: Eine Richterin in Illinois hat entschieden, dass Scott, ein 26jähriger Chicago-Bears-Fan, seinen Namen nicht in Peyton Manning umschreiben lassen kann. Wiese hätte dies eigentlich tun sollen, weil er das in einer Kneipe vor zahllosen Zeugen als Preis für den Verlust einer Super-Bowl-Wette zugesichert hatte. Die immer blinde Frau Justizia fand so etwas sei verwirrend und beschied, es könnte die Persönlichkeitsrechte des echten Peyton Manning beeinträchtigen. Es bleibt also dabei: Wo Wiese draufsteht, ist auch Wiese drin.

28. März 2007

Wo wohnen die meisten Maske-Fans?

Wo in Deutschland sitzen eigentlich die meisten Fans von Henry Maske? Eine rein theoretische Frage. Denn nicht mal der Google-Trend-Computer kann das verbindlich sagen. Obwohl: er spuckt zumindest - auf der Basis der Suchanfragen - eine Liste aus. Und die sieht so aus:
1. Leipzig
2. Köln
3. München
4. Berlin
5. Erfurt
6. Essen
7. Ulm
8. Hamburg
9. Bonn
10. Dortmund
Blick zurück: Die herbe Musik-Parodie auf den Gentleman
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Blick zurück: Was Virgil Hill diesmal vor dem Kampf sagte
Blick zurück: Wie Henry Maske in den USA sein Glück mit einem amerikanischen Trainer versuchte

"Ey, ihr seid nich hiphop"


Link: sevenload.com
Von New York aus geht ein Hat-Tip an den Menschen, der die zwei Zeilen geschrieben und in diese kleine Melodie eingefasst hat: "Der Bruder meiner Tante hat 'en Kumpel mit 'em Kind. Dessen Schulfreund hat behauptet, dass wir nich hiphop sind. Ey ihr seid nich hiphop." Ein weiterer Hat-Tip geht an Thomas Knüwer von Indiskretion Ehrensache, weil er das Video ausgegraben hat. Wenn das der Standard der norddeutschen (nicht Hamburger, wie hier vorher mal zu lesen war, siehe Kommentare) Musikszene ist, dann kann die Industrie noch einmal durchatmen und Hoffnung und Kraft schöpfen. Den aufgepumpten Freestyle-Kiddies was Lässiges um die Ohren, jawoll. Das gefällt.

Noch einmal mit Gefühl: Cañas fertigt Federer ab

Irgendwie gut, irgendwie an der Zeit und irgendwie passend für einen Sommer mit seinen drei Grand-Slam-Turnieren in Paris, Wimbledon und New York, der sonst wieder ziemlich langweilig geworden wäre: Roger Federer ist besiegbar. Die amerikanischen Spieler, die ihn so gerne schlagen würden, hatten vermutlich längst aufgegeben, das Denkmal zu kippen. Nun macht ihnen ein Argentinier vor, wie's geht. Guillermo Cañas heißt er. Ist neulich nach einer Dopingsperre zurückgekehrt. Und putzte den Weltranglistenersten soeben im Achtelfinale von Key Biscayne zum zweiten Mal im zweiten Spiel innerhalb weniger Wochen und erneut auf einem Hartplatz. Diesmal brauchte er drei Sätze und gewann den Tie-Break im dritten Durchgang nur knapp. Aber das ändert nichts an der psychologischen Auswirkung für Federer und den Rest der Topspieler, die jetzt alle wissen, dass es einen Weg gibt, den genialsten Tenniskönner seiner Generation auzuhebeln. Der kam bislang gut ohne richtigen Trainer aus. Da sagen wir mal: No mas. Das Resultat von Key Biscayne aus der Sicht von Cañas: 7:6 (2), 2:6, 7:6 (5). Wie der Argentinier das Spiel sah: Hier die Mitschrift von der Pressekonferenz nach dem Erfolg bei den Tennis News.
Blick zurück: Die erste Niederlage schien noch unerklärlich

Ma-Ma-Maske: Wi-Wi-Widerlich


Das Ding hier schreit nach Kommentaren, Widerspruch, Rezensionen. Gefunden auf der Webseite von Spex: die musikalische und videographische Arbeit von Jacques Palminger über Henry Maske. Der ehemalige Schlagzeuger der Punkband “Dackelblut" und heutige Songschreiber für die Gruppe “Universal Gonzalez", Hörspielautor der WDR-Produktion “Einschlafgeschichten für Männer" und Schauspieler (das kann man alles hier lesen) ist eigentlich ein klarer Fall für den Ring, für den Kampf und für die Faust aufs Auge. Etwa so wie der deutsche Regisseur Uwe Boll, der seine Kritiker zum Schlagabtausch mit Handschuhen aufforderte und ihnen allen etwas auf die Nuss gab. Vielleicht hat Henry nach dem Treffen mit dem Puncher Virgil Hill noch die Energie und fordert Palminger heraus.

Nachtrag: Dist ist die YouTube-Version. Die Quicktime-Version, die hier ursprünglich stand, startete immer automatisch und hat zu allergischen Reaktionen geführt (siehe Kommentare)

27. März 2007

Profipfeifen werden gut bezahlt. Doch Frauen erhalten kaum eine Chance

Eine junge Frau tastet sich langsam, aber sicher auf das höchste Niveau im amerikanischen Schiedsrichterwesen hoch: Sie wird als einer der Umpire bei einem Freundschaftsspiel zwischen den Arizona Diamondbacks und den Chicago Cubs auf dem Platz stehen. Ihre Name ist Ria Cortesio. Und normalerweise arbeitet sie zwei Etagen tiefer - im Double-A-Baseball (nachträglich korrigiert - siehe Kommentare). Aber anscheinend will die Liga zeigen, dass die Verantwortlichen mindestens ein Auge für neue Entwicklungen offen halten. Wir sind schließlich im 21. Jahrhundert (via deadspin).

Man kann nicht behaupten, dass das Experiment mit weiblichen Schiedsrichtern in den USA so wahnsinnig gut läuft. Während sich eine langsam wachsende Zahl von weiblichen Sportjournalisten unter Mühen in die erste Reihe kämpfte, blieb etwa in der NBA von dem 1997 bewusst eingegangen Experiment nicht viel übrig. Violet Palmer ist die einzige Unparteiische, die noch zum Aufgebot gehört. Sie gilt bei den Spielern nichts als große Leuchte. Aber die Ligaverantwortlichen scheinen sie zu mögen.

Die Webseite AskMen.com hat die finanziellen Aspekte der Schiedsrichter-Arbeit zusammengestellt. Hier die Essenz:

Major League Baseball von 100.000 bis 280.000 Dollar für eine reguläre Saison mit 162 Spielen. Dazu kommen etwa 50.000 Dollar an erstatteten Reisekosten. Erster-Klasse-Flugtickets bekommen die Umpires gestellt. Wer in den Playoffs dabei ist, kann noch mal 20.000 Dollar Extra verdienen.

In der National Basketball Association (NBA) liegen die Gehälter pro Saison zwischen 90.000 und 225.000 Dollar. Ich hörte Ober-Schiri Dick Bavetta neulich, wie er im Fahrstuhl im Madison Square Garden erzählte, wie schön das Leben in Ocala/Florida eine Stunde von Orlando entfernt ist. Da wohnen viele reiche Vollblutzüchter und halten die Grundstücke schön groß (gut gegen die hässliche Zersiedlung von populären Wohngebieten).

In der National Hockey League (NHL) werden die Neueinsteiger bereits mit 115.000 Dollar pro Saison honoriert. Nach 15 Jahren im Puckhagel liegt das Salär bei rund 220.000 Dollar.

Der Job in der National Football League (NFL) bringt relativ wenig, weil die Liga vergleichsweise nur sehr wenige Spiele ausrichtet. So kommt man hier auf 25.000 bis 70.000 Dollar pro Saison.

Die Kennziffer für die Schiedsrichter in der Women's National Basketball Association (WNBA), die jeden Sommer in die hübsch runtergekühlten Hallen einzieht, lautet: 500 Dollar Gage pro Spiel. Damit kommt man bei einer Saison, die aus 32 Begegnungen besteht, auf maximal 16.000 Dollar.

Zum Vergleich: Der Durchschnittsamerikaner (männlich) verdient rund 40.000 Dollar im Jahr. Der Durchschnittsamerikaner (weiblich) kommt auf 27.000 Dollar im Jahr. Beiträge mit Listen gibt es in der Arena immer wieder. Wer sich über die Auswahl informieren will, geht einfach zu diesem Beitrag. Der enthält eine Übersicht. Die Alternative: in der Spalte rechts gibt es ebenfalls eine Zusammenstellung unter der Rubrik Schlag nach bei American Arena.

Die alte Krankheit des Fußballmarketings: Vergleiche mit anderen Sportarten

Der Fernsehsender ESPN probiert es in diesen Tagen mit seiner Werbung für Major League Soccer mit einem alten edukativen Stilmittel. Drei Commercials (abrufbar hier in der ESPN MediaZone) wurden gebastelt. Und jeder nimmt eine andere populäre Sportart auf den Kieker - Baseball, Football, Basketball - und zeigt anhand von ein paar Zeichnungen und einer Sammlung von Spielszenen, dass Fußball die Pluspunkte dieser Sportarten durchaus besitzt. Das Problem sei nur, dass die Zuschauer das alles einfach noch nicht wüssten, sagt die Zeile am Schluss: "You're a fan. you just don't know it yet". Das wird die eingefleischten amerikanischen Fußballfans fuchsen. Denn eine solche Ausrichtung bedeutet, dass der Sender bei den Übertragungen vor allem das Publikum ansprechen will, die noch keine Stammkunden sind. Und unter dieser Plage leidet die Fußballberichterstattung seit Jahrzehnten. Viele hatten wohl gehofft, dass sich die Prioritäten mit Beckhams Eintreffen ändern. Nicht hier. Nicht jetzt (via The Offside).

Richterlich bestätigt: Dirk ist ein Künstler

Es gab mal eine Zeit, da konnte man sich von der Künstlersozialkasse befreien lassen. Für manche machte das eine Menge Sinn, besonders für jene, die damals bereits eine Menge für die eigene Altervorsorge getan haben. Und natürlich für Millionäre. Dirk Nowitzki hat das offensichtlich versäumt. Sonst hätte es jetzt nicht diesen Rechtsstreit um seinen Auftritt in einem Werbespot für die Frankfurter Bank ING-DiBa gegeben. Die Richter des hessischen Landessozialgerichts folgten erstens nämlich nicht nur der Auffassung der Sozialversicherung, wonach das Finanzinstitut für die fraglichen Werbespots mit Nowitzki einen fünfstelligen Betrag an die Künstlersozialkasse abführen muss. Es entschied zweitens, dass der Mann von den Mavericks nicht befreit ist, woraus sich drittens ergibt, dass er seinen Teil spätestens mit der nächsten Steuererklärung noch nachschieben muss. Und viertens ist damit (vorläufig, weil niederinstanzlich entschieden) klar, dass der manchmal etwas staksig wirkende Basketballprofi ein Künstler ist - wenn er vor der Kamera steht. Das Ganze reimt sich nicht wirklich zusammen, außer für die Künstlersozialkasse, die nun auch noch einen üppigen Betrag von Nowitzki erwartet. Daraus lässt sich übrigens hochrechnen, wieviel Honorar bei diesem Deal zwischen Trikotsponsor ING und dem wackeren Franken über den Tisch gegangen sein müssen: Minimum eine Million Euro. In der Meldung, die den Sachverhalt in knappen Worten wiedergibt, steht nicht, was den Ausschlag für die Entscheidung des Gerichts gegeben hat. Hoffentlich nicht das Video von der Gitarreneinlage mit Steve Nash:

Das haben übrigens laut YouTube erst 31 American-Arena-Leser angeschaut. Wird Zeit, dass sich das ändert. (Stand Januar 2008: Es hat sich geändert. Jetzt waren es schon 159. Wir zählen weiter mit...)

Der letzte Maske-Ball - ein Meer von Tränen

Der letzte Maske-Kampf ist lange her. Aber die beteiligten Personen, die sich am Samstag in der Münchner Olympiahalle gegenüberstehen, sind noch immer die gleichen. Mit einem Unterschied: Sie haben körperlich den Zenit überschritten. Weshalb sollte deshalb die erneute Begegnung zwischen den beiden eigentlich anders verlaufen und attraktiver werden? Zur Einstimmung ein Blick zurück:

VOR DEM KAMPF

Holger Gertz in der Süddeutschen Zeitung vom 12. November 1996:
"Ein paar Schläge in die Luft, ein paar an den Körper des Sparringspartners, ein bisschen Hüpfen mit dem Seil, dann versammelt sich die Pressemeute und reckt Mikrophone an Stativen in den Ring. Maske spricht herab zum Volk wie ein Prophet zu den Pilgern; ein Prophet in Radlerhosen, der keine frohe Botschaft verkünden kann. Der Kampf werde sein letzter sein, keine Verlängerung, keine Draufgabe. Ich habe gesagt, 1997 stehe ich nicht mehr im Ring. Dabei wird es bleiben, sagt er, und dass halt irgendwann für jeden die Zeit gekommen sei, ade zu sagen."
Hans-Joachim Leyenberg am 21. November 1996 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:
"Erst signierte Maske ein Porträt von sich in Öl, dann erzählte er von Hill, "der mir schon über zehn Wochen im Kopf herumschwirrt". Er horche in sich hinein. Die wahren Antworten auf alle Fragen werde er am Samstag praesentieren. Alle Gedanken, die sich um den Abschied vom Ring ranken, "schiebe ich von mir. Irgendwann muss das Ende kommen, ich habe es fuer mich gewählt. Wenn du einen Ring betrittst", so gab er eine alte Boxerweisheit zum besten, "bist du den Titel los." Die Fortsetzung sparte er aus: Du kannst ihn dir in spätestens zwölf Runden wieder holen. Maskes Manager Wilfried Sauerland, der in den vergangenen Tagen mit interpretierbaren Äußerungen zum bevorstehenden Rücktritt zitiert worden war, rückte mit einem Satz alle Spekulationen zurecht: "Ich bin mehr als glücklich, dass er diesen Zeitpunkt gewählt hat." Es wird die zwölfte Weltmeisterschaft seines Zugpferdes. Sauerland sagt: "Wie man einsteigt, soll man aussteigen." Mit einem Sieg also. Wie damals, als Maske im März 1993 "Prince" Charles Williams entthronte. Hill hörte amüsiert zu, mit der Tochter auf dem Schoß. Natürlich sei er gekommen, um den Weltmeistertitel mit in die Vereinigten Staaten zu nehmen. Wenn dem anders wäre, "hätte ich meinen Beruf verfehlt." Als er gefragt wurde, ob das nicht arrogant sei, belehrte er den Fragesteller: "Das Boxen ist Business.""
Peter Unfried in der TAZ vom 23. November 1996:
"Rechtsausleger Maske hat im Sparring versucht, seine Stärken auf Hill "einzustellen". Hills Stärke ist der linke Jab, mit dem er seine Kämpfe zu diktieren pflegt. Das weiß Maske. Das Periodikum Boxing Monthly rät Hill, gegen Maske gelegentlich auch die rechte Schlaghand zu bringen. Das ahnt Maske natürlich auch. Fragen zum Kampfverlauf blockt er, wie immer, ab. "Sie können nicht kalkulieren", sagt der Kalkulator, "sie können nicht sagen, in Runde 3 mach'ich dies, in Runde 5 das." Aber: Gedanken hat er sich doch gemacht? Sofort drückt er den Kopf des Fragenden herunter und schießt eine Rechte ab: "Habe ich den Eindruck erweckt, dass ich mir keine Gedanken mache?" Dann setzt er nach: "Er macht sich ja auch Gedanken."

NACH DEM KAMPF

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 24. November 1996:
"Hill blieb aber ein jederzeit gefährlicher Gegner. Das bekam Maske am Ende der neunten Runde zu spüren, als ihn der Amerikaner empfindlich traf. Verbissen wurde der anfangs stilistisch einwandfreie Kampf zu Ende weitergeführt. Hill suchte immer wieder seine Chance im Clinch, um die Reichweitenvorteile von Maske nicht zur Geltung kommen zu lassen. Dies behagte dem Deutschen hingegen nicht. Am Ende der elften Runde waren beiden die Strapazen deutlich anzumerken. Nicht schün - so dies bei einem Boxkampf überhaupt möglich ist - aber spannend blieb der Kampf, in dem sich die beiden Weltmeister manchmal wie in einem Ringkampf beharkten. Über den möglichen Sieger schienen sich nicht nur die Kämpfer nicht einig zu sein - zwei der drei Ringrichter entschieden sich zum Ärger der Zuschauer für Virgil Hill."
NZZ am 25. November 1996:
"Der deutsche Vorzeigeboxer - das wurde bereits in der Vorbereitungsphase klar - wollte seinen bereits vor geraumer Zeit bekanntgegebenen Rücktritt mit einem großen Kampf krönen. Im Ring selber aber wirkte Maske vom ersten Moment an verkrampft. Er fand nie die richtige Einstellung, blieb statisch, ergriff zu selten die Initiative und ließ fast jede Aggressivität vermissen. Und er tat seinem Namen Gentleman Henry jede Ehre an: Auf die kleinen Fouls seines Herausforderers wirkte er hilflos und amateurhaft."
Holger Gertz in der Süddeutschen Zeitung vom 25. November 1996:
"Dann entschuldigt er sich, und seine Stimme schlingert ein wenig, dann sagt er, dass es auch ohne ihn weitergehen werde mit dem Boxen in Deutschland, obwohl die Amerikaner die Deutschen jetzt ja wieder dort haetten, wo sie ihrer Meinung nach hingehörten: in der boxerischen Zweitklassigkeit. Das ist ein dummer Vorwurf an die Offiziellen, aber ein schlechter Verlierer ist er deshalb nicht. Manchmal fällt es leichter, eine Niederlage anzunehmen, wenn man sich erstmal von ihr entfernt, indem man anderen die Schuld daran gibt.

Danach trottet er durch den Ring, ein paar Tränen laufen ihm die Wangen herunter, der ganze Mann ein Bild des Jammers. Er setzt sich auf den Boden, das Mikro noch immer in der Hand, fast verschwindet er im weiten Boxermantel, wie ein Kind, das nicht mehr weiter weiß und die Bettdecke ueber sich zusammenzieht. Es bebt ein wenig unter dem Mantel. Henry Maske weint. Vorm Ring heulen Männer und Frauen."
Focus 2. Dezember 1996:
"Der Tränenfluss beim letzten Maske-Ball war schnell versickert. Wer in der Münchner Olympiahalle leise live mitgeschluchzt oder daheim vor seinem TV-Geraet feuchte Augen hatte, war tags darauf wieder ganz realistisch. Es war nämlich ein "furchtbares Gewürge und Gerangel", kommentierte beispielsweise Graciano Rocchigiani.

Maskes Abschiedsvorstellung gegen den Amerikaner Virgil Hill sei eines WM-Fights nicht würdig, sondern allenfalls geeignet gewesen, bei der Kandidatenkür fuer den Friedensnobelpreis weit vorn zu liegen, spotteten viele Boxfans. Außerdem habe Henry im Einzeltraining bei Sponsorin Margarethe Schreinemakers gelernt, wie man dekorativ flennt. Sogar drei Männer aus Maskes engstem Umfeld ließen ihren langjährig verhätschelten und umjubelten Star im Tal der Tränen allein. Manager Wilfried Sauerland und sein Technischer Leiter Jean-Marcel Nartz sowie Trainer Manfred Wolke verkündeten noch Tage nach dem Münchner Spektakel nahezu wortgleich, so schlecht, so schwach und so einfallslos habe ihr Henry noch nie geboxt. Das Kapitel Maske war für sie abgehakt, nachdem sie mit dem Mann aus Frankfurt/Oder in den vergangenen Jahren viele Millionen verdient hatten."

26. März 2007

March Madness: Nur einer kam nicht durch

Wir hatten bislang ein March-Madness-Turnier ohne wirkliche Überraschungen. Es gab zwar Außenseiter und Aschenputtel-Teams, die im Laufe eines Spiels beachtliche Vorsprünge herausspielen konnte. Aber am Ende waren die Favoriten cool und gut genug, um sich jedes Mal an den eigenen Schnürsenkeln aus der sumpfigen Gemengelage herauszuziehen. Die einzige Topmannschaft, die auf unerklärliche Weise verlor, war North Carolina am Sonntag. Den Tar Heels ging zum denkbar falschesten Zeitpunkt das Zielwasser aus. Am Ende der Verlängerungen gegen Georgetown sahen sie wirklich so aus, als gehören sie nicht in die Final Four. Egal, was die T-Shirts sagen, die eilige Produzenten vor dem Wochenende bedrucken ließen (siehe Foto, via deadspin). Nun haben wir also zwei Prominentenkinder am kommenden Samstag in Atlanta im Visier - Floridas Joakim Noah, über den ich in der vergangenen Woche eine ausführliche Geschichte in der Printausgabe der FAZ hatte, und Georgetowns Patrick Ewing jr. Nachdem Noah bereits im letzten Jahr die Tabloidinstinkte von all jenen Medienleuten bediente, die lieber über das Drumherum schreiben als über die temporeichen und risikofreudigen Spiele selbst, und zum MVP der Final Four ausgerufen wurde, wird vermutlich diesmal der Scheinwerfer auf Ewing gerichtet werden. Das werden wir sicherlich auch tun. Denn Vater Patrick war selbst eine College-Basketball-Legende, später Mitglied des Dream Team in Barcelona und jemand, dem die größte sportliche Auszeichnung einer NBA-Karriere versagt blieb. Ihm gelang es mit den New York Knicks nicht, den Titel zu gewinnen.

Golf: Kaymer klettert langsam

Man kommt in der Order of Merit der Europeantour nicht besonders vom Fleck, wenn man nur hin und wieder den Cut schafft. Das muss man Martin Kaymer nicht erzählen, der am Sonntag mit einem geteilten 15. Platz in Madeira ein bisschen Geld verdiente, um auf den 181. Platz hochzurücken. Das Arbeitsziel bleibt: Ein Platz unter den ersten 125. Und das möglichst bald. Denn dann hat er die Teilnahme an den Turnieren der laufenden Saison sicher. Und falls er sich auch am Ende des Jahres so weit oben festkrallt, hat der Tourkarte fürs nächste Jahr. Für den erneuten Anstieg auf der Weltrangliste (nun auf 154 und damit fünf Zähler besser als Bernhard Langer) kann er sich allerdings nichts kaufen. Das ist allenfalls gut fürs Gemüt.

Schlecht fürs Gemüt ist, wenn man sieht, wie sich Sergio Garcia verhält und das hinterher im Interview abtut. Wie ein Politiker. Das Thema lautet: Spucken. Genauer: Spucken ins Loch, wo sich dann Fragen - wenn nicht in Sachen Hygiene - so doch des zum allgemein verbreiteten Ekel stellen. Garcia macht gerne in den grauen Bereich der Nicht-mehr-Etiquette-aber noch-nicht-strafbar-Region. Hier der YouTube-Beleg des jüngsten Falls (via deadspin):

25. März 2007

Virgil Hill: Maske "steht unter sehr viel Druck"

Er hat Basketball, Baseball und Football gespielt, war Ringer und hat Leichtathletik gemacht. Aber weil er in seinem Abschlussjahr an der High School bereits bis in die amerikanische Boxnationalstaffel geschafft hatte, blieb er dabei: Er wurde Boxer. Als Amateur hatte er einen Kampfrekord von 288 zu 11, denn er stand jedes Wochenende im Ring. Manchal sogar am Freitag, Samstag und Sonntag. 1984 war er Teil der Olympiamannschaft, in der solche junge Boxer standen wie Evander Holyfield, Pernell Whitaker, Mark Breland und Tyrell Biggs. Für Gold reichte es jedoch nicht. Virgil Hill war 20 Jahre alt, als er Profiboxer wurde. Und 23, als er den ersten Weltmeistertitel errang. Heute ist er 42 und kämpft noch immer.

Vor zehn Jahren nahmen die deutschen Boxsportanhänger erstmals Notiz von dem Mann aus Bismarck/North-Dakota, als er in einem Titelkampf um seinen WBA-Gürtel und Henry Maskes IBF-Gürtel "Sir" Henry abservierte. "Das war eine wunderbare Erfahrung", sagte er im letzten Jahr in einem Interview mit Eastside Boxing. "Ich war überrascht, dass er den Kampf überhaupt annahm. Sie hatten Henry vorher ziemlich gut beschützt."

Im Blick auf den Revanchekampf am kommenden Samstag sagte er nur: "Ich unterschätze niemanden. Er steht unter sehr viel Druck. Er hat mit der Niederlage sehn Jahre lang gelebt. Wenn er wieder verliert, wird das für ihn schlimmer als je zuvor."

24. März 2007

Mord im Auftrag eines Wettsyndikats?

Ein ehemaliger Captain der pakistanischen Cricket-Nationalmannschaft hat den Verdacht geäußert, dass ein internatonales Wettsyndikat hinter dem Mord an Trainer Bob Woolmer steht. Der Engländer, der die Pakistanis betreute, war am Sonntag in seinem Hotelzimmer in Kingston bewusstlos aufgefunden worden und wenig später im Krankenhaus gestorben. Todesursache: Erwürgen. Der Exspieler Rashid Latif hatte vor zwölf Jahren einen Bestechungsskandal aufgedeckt, der zu einer lebenslänglichen Sperre des wichtigsten Beteiligten und Geldstrafen für andere Mannnschaftsmitglieder führte. "Ich habe immer gesagt, dass Cricket nie wirklich von Korruption befreit wurde, trotz der Maßnahmen des International Cricket Council," wurde er von Reuters zitiert. Woolmers Team war überraschend in der Vorrunde des alle vier Jahre ausgetragenen World Cup durch eine Niederlage gegen das schwächer eingeschätze Team aus Irland ausgeschieden. Das Turnier ist das bedeutendste in der Sportart und findet zur Zeit in einer der abseits gelegenen Hochburgen des Spiels statt - in der Karibik, wo sich mehrere Inseln die Ausrichterrolle teilen. Titelverteidiger ist Australien, das den Cup 2003 in Südafrika und 1999 in Großbritannien gewann. Die meisten Cricketspieler leben auf dem indischen Subkontinent. "80 Prozent aller Einnahmen des Spiels weltweit werden in Indien erzielt", schrieb der scheidende UN-Untergeneralsekretär Shashi Tharoor am Freitag in der New York Times in einem Beitrag, in dem er sich darüber mokierte, dass die Amerikaner sich wohl deshalb nicht für Cricket interessieren, weil sie komplizierte Spiele einfach nicht begreifen und mit Baseball bereits eine verwässerte Version praktizieren.

Der Mordfall so nah vor der eigenen Haustür hat jedoch einige in den USA wachgemacht. Darunter auch die die Times, die heute einen erhellenden Bericht eines Reporters aus Kingston über die Verhältnisse im Cricket publizierte.

Vanek-Warnung war verfrüht

Vorläufig braucht man sich um die Form des österreichischen Eishockeystürmers Thomas Vanek keine Sorgen machen. Zusammen mit den Buffalo Sabres brachte er gestern im Spiel gegen die Toronto Maple Leafs immerhin eine Energieleistung zustande, die zeigt, dass er wohl gegebenfalls noch ein paar Schaufeln Kohle nachlegen kann. Das Team, bekannt für seine unwiderstehlichen Zwischenspurts, holte im dritten Drittel nicht nur einen Drei-Tore-Rückstand auf. Am Ende gingen sie mit 5:4 als Sieger vom Eis. Kein Wunder, dass Leafs-Captain Matts Sundin hinterher die Worte fehlten, zumal er 14 Sekunden vor Schluss eine Ausgleichschance vergeben hatte. "Es gibt nicht viel zu sagen", meinte er. Wenn der alte Schwede es nicht sagen will, tun wir es: Thomas Vanek schoss im Schlussdrittel ein Tor und legte einmal vor, nachdem er im Anfangsdrittel bereits einmal getroffen hatte. In den letzten Begegnungen fällt vor allem ein Aspekt seins Spiels stark ins Gewicht: Er gibt viele gute Vorlagen.
Blick zurück: Mutmaßungen über Vanek

Ein neues (zusätzliches) Spielfeld: nba.com

In eigener Sache: Auf den deutschsprachigen Seiten von nba.com gibt es eine lose zusammengewürfelte Bloggermannschaft, die regelmäßig Beiträge zu ligaspezifischen Themen abliefert. Das bekannteste Mitglied ist sicher Fußballprofi Owen Hargreaves, der in Kanada aufgewachsen ist und dort eine Beziehung zum Profi-Basketball entwickelt hat. Vor ein paar Tagen gab es den ersten Freiwurf von dieser Stelle aus - eine Zwischenbilanz des Allen-Iverson-Trades auf der Basis statistischer Informationen, wie sie in der Arena schon häufiger abgehandelt wurden. Weil die Saison langsam dem Höhepunkt entgegen geht, wird es in den nächsten Wochen nicht an guten Themen mangeln. Wer sich dafür interessiert: Der erste Post (und alle weiteren) stehen auf einer Seite - hier.

Der Beckham-Effekt: Erstmals Fernsehgeld für US-Fußball-Liga

Beckham macht's möglich: Zwischen 3,5 und 5 Millionen Dollar soll der Trikotsponsoren-Vertrag bis 2011 jedes Jahr bringen, den Los Angeles Galaxy mit der Nahrungsergänzungsmittel-Firma Herbalife abgeschlossen hat. Das schrieb das Wall Street Journal am Freitag (online nur für Abonnenten erhältlich), das überraschenderweise ein relativ positives Licht auf den Club und Major League Soccer warf und die Geschichte als Aufmacher im Marketplace-Bund druckte. Überschrift: "US Fußball-Liga hofft endlich ein Tor zu schießen". Positiv herausgehoben wird der Vertrag mit der Bundesliga, der neue Wettbewerb zwischen MLS-Clubs und Mannschaften aus Mexiko, die Zusammenarbeit zwischen den Colorado Rapids und Arsenal und die Tatsache, dass die Liga erstmals richtiges Geld vom Fernsehen bekommt: 20 Millionen Dollar pro Saison. Die Zuversicht, die aus dem Artikel spricht, wird die Ligaverantwortlichen freuen: Das Blatt hat eine Auflage von mehr als einer Million pro Tag und ist Pflichtlektüre von allen, die in der Finanzindustrie und in Topmanagementpositionen arbeiten. Die Einkünfte aus dem Herbalife-Vertrag liegen damit ein gewaltiges Stück unter der Zahl, die vor ein paar Wochen als Spekulation in die Welt gesetzt wurde.

23. März 2007

Cricket-Coach erwürgt

Nur wenige Stunden später, nachdem wir unseren ersten Beitrag aus der Cricket-Szene gepostet haben, bekam das Thema einen ganz anderen Zuschnitt: Die Polizei in Kingston geht davon aus, dass der pakistanische Coach Bob Woolmer erwürgt worden ist. Und zwar soll mehr als ein Täter involviert gewesen sein. Woolmers Mannschaft hatte kurz zuvor gegen Außenseiter Irland verloren. Jetzt fehlt nur noch, dass der tote Ire ebenfalls von jemanden ums Leben gebracht wurde (via Can't Stop the Bleeding).

22. März 2007

Bei Mayo droht Ketchup von oben

Wer am Rande des March-Madness-Turniers (über das man bei allesaussersport aktuell hervorragend informiert wird) noch ein paar Schmankerl aus der College-Szene erfahren will, sollte an dieser Geschichte dran bleiben: O. J. Mayo, das vielgepriesene Basketballtalent, das soeben seine High-School-Karriere beendete, und sein guter Freund, der den Kontakt zu Tim Floyd und USC in Los Angeles strickte, könnten gemeinsam noch in einen tiefen Topf Tinte geraten. Das liegt daran, dass die Amateurregeln der National Collegiate Athletic Association (NCAA) zwar uralt und kurios sind, aber immer noch gelten und in prominenten Fällen auch strikt angewandt werden.

Mayo kann das egal sein, denn der will - aus Altersgründen - nur ein Jahr lang irgendwo günstig unterkommen, an seinem technischen Können arbeiten und sich dann bei der NBA zum Dienst melden. Seinem Kumpel, dessen schattiges Treiben schon bei zwei anderen jungen Basketballern zu Sperren führte, könnte das allerdings das Geschäft verderben. Sein Ziel ist schließlich, junge Basketballer einem Agenten seiner Wahl zuzutreiben. Doch bei dem kann der gute O. J. erst unterschreiben, wenn er sich offiziell zum Profi erklärt (womit dann die Collegelaufbahn zu Ende wäre).

Je mehr man hier und hier über die Angelegenheit liest, desto mehr beschleicht einen das Gefühl, dass USC-Trainer Tim Floyd vielleicht aus taktischen Gründen der New York Times erzählt hat, auf welche Weise ihm Mayo zugelaufen ist. Dann kommen hinterher keine Verdächtigungen auf. Vielleicht will er sich auf diese Weise auch von einer moralischen Last befreien. Denn sein Kollege von der USC-Football-Abteilung hat gerade genau solche Sorgen wegen eines ehemaligen Studenten, der sich parallel zum Stipendium noch an andere Futtertrögen bediente und die Einnahmen über seine Eltern laufen ließ. Sollte die NCAA diese Verstöße als erwiesen ansehen, muss USC mit dem Verlust des Meistertitels von 2004 rechnen. Der Spieler, um den es geht, spielt längst in der NFL und muss sich keine Sorgen machen (was wird es ihn schon kümmern, dass ihm nachträglich die Heisman Trophy aberkannt würde). Er heißt Reggie Bush und hat in dieser Saison gezeigt, das er sein Geld wert ist.

Mysteriöse Todesserie im Cricket

Jetzt fehlt nur noch, dass der KGB seine Finger im Spiel hat: Nur drei Tage nach dem Trainer der pakistanischen Cricket-Nationalmannschaft in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston starb der ehemalige Vorsitzende des irischen Cricket-Verbandes in einem Hotel in Ocho Rios im Norden der Insel. Die Iren hatten am Samstag die Pakistanis aus dem Turnier geworfen. Den Tod des Coaches, Bob Woolmer, hat die Polizei vorläufig als "verdächtig" eingestuft. Für das Ableben des Iren wurde offiziell noch keine Ursache genannt. Man vermutet Herzversagen (via Eurosport). Mehr über die Spekulationen rund um Woolmers Tod gibt es hier.

Die Dopingliste für Golferinnen

Ein Anfang ist gemacht: die amerikanische Frauengolftour LPGA hat den Spielerinnen die Liste von Substanzen übermittelt, nach denen ab dem nächsten Jahr bei Dopinguntersuchungen gefahndet wird. Darauf befinden sich laut einer AP-Meldung 33 Anabole Steroide, 29 Stimulanzien und 20 Beta-Blocker sowie eine Reihe von nicht weiter aufgeschlüsselten Produkten. Die Aufstellung enthält nicht alles, was die Weltdopingagentur WADA als verboten einstuft. Aber das beunruhigt die Aufsichtsgremien der Golferinnen nicht. Man betrachtet wohl bei Olympia Stoffe als Doping, die beim Spiel mit dem kleinen weißen Ball angeblich keinerlei Leistungsplus bringen. Weshalb sollte man die also verbieten? Wachtumshormone à la Stallone zum Beispiel sind demnach weiter erlaubt (obwohl möglicherweise gesetzlich verboten, was die Sache sehr kompliziert machen könnte). Darüber, ob die Proben bei unangekündigten Besuchen gegeben werden müssen und wie oft im Jahr jemand getestet werden kann, stand in der Nachricht nichts. Die Frauen sind mit ihrer Haltung gegenüber Doping den golfenden Männern übrigens weit voraus.

Der Weltrekordler

Auf faz.net kann man eine faszinierende Geschichte über den ehemaligen Weltrekordler und 100-Meter-Olympiasieger Armin Hary lesen, der in seiner Laufbahn auch mal kurz in den USA studierte. Heute ist sein 70. Geburtstag. Alt? Keineswegs. Der Mann war und ist der Prototyp des erfolgreichen Einzelgängers, von dessen Selbstbewusstsein, Klugheit, Durchsetzungsvermögen und geistiger Frische viele Sportler auch noch heute eine Menge lernen könnten. Er selbst unterstützt - abseits vom Verband - aktiv junge Talente. Sehr lobenswert. Die Bildergalerie offenbart ein kurioses Detail: Hary lief auf der Aschenbahn im Olympiastadion von Rom in Puma-Spikes. Bei der Siegerehrung trug er adidas-Schuhe.
Nachtrag: Der Sport-Blogger hat den Endlauf aus Rom bei YouTube ausgegraben.

21. März 2007

Mark Cuban wollte Mavericks verkaufen

Ein frustrierter Mark Cuban hat im vergangenen Sommer mit vollem Ernst zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, die Dallas Mavericks zu verkaufen. Die enttäuschende Niederlage in der Finalserie gegen die Miami Heat und die ständigen Geldstrafen von NBA-Commissioner David Stern hatten ihn so frustriert, dass der Milliardär Investmentbanker bat, sich in aller Stille nach Interessenten umzuschauen. Ein bisschen Zeit und ein paar Abende auf freundschaftlicher Basis mit Dirk Nowitzki sorgten dann jedoch für einen Stimmungswandel. Über die wahren Gründe dafür kann man nur spekulieren. Sicher wäre ein Club nach einem Titelgewinn mehr wert als vorher. Auf jeden Fall erklärt diese Hintergrundinformation die relative Großzügigkeit, mit der Cuban Spieler wie Nowitzki und Josh Howard neue Verträge gab. Der Superfan, der am liebsten bei der Auszeit am Huddle teilnimmt, klingt auch Monate später wie ein reicher Geschäftsmann, der in einem Basketball-Club so etwas wie einen überdimensionierten Spielzeugladen sieht, den man irgendwann sausen lässt, weil man einen interessanteren Laden gefunden hat: "Ich hätte das überhaupt nicht bedauert, weil ich dann eine hübsche Gelegenheit gehabt hätte, mir einige Dinge von der Seele zu reden. Das hätte mit enormen Spaß gemacht."

Aufgetrieben wurde diese Geschichte exklusiv von Ken Berger, der einen Blog für die New Yorker Zeitung Newsday produziert. Sie wurde von TrueHoop aufgelesen, dem ersten unabhängigen Blog, der vom Branchenriesen ESPN in seine neue Palette aufgenommen wurde und der seit kurzem von dieser neuen Plattform aus arbeitet.

Die Mavericks hat Cuban 2000 für 285 Millionen Dollar erworben. Er investierte anschließend nicht nur in die Mannschaft, deren Gehälter heute weit über Salary-Cap-Niveau liegen. Er baute zusammen mit den Eigentümer der Dallas Stars (NHL) eine neue Halle, die ebenfalls den Wert des Teams steigerte. Das Wirtschaftsmagazin Forbes rechnete vor einem Jahr den Marktwert auf 463 Millionen Dollar hoch. In dem Betrag versteckt ist auch der Anteil für die Arena (120 Millionen Dollar). Rechnet man den heraus, wirkt der Wertzuwachs über sechs Jahre eher bescheiden.

Die Prinzessin und der Elch

Manchmal wird man neugierig, wenn sich Leute zu American Arena durchgooglen und mit Suchbegriffen daher kommen, die irgendwie Sinn machen und gleichzeitig aber nur neue Rätsel aufgeben. Der jüngste Fall betrifft die amerikanische Skifahrerin Julia Mancuso, die hier das populärste Thema ist (bereits mehr als 2000 Besucher haben nach ihr gefahndet). Ihr Werbevideo im Bikini im Jacuzzi für die Schuhfirma Lange gehört zu den Dauerbrennern. Vor ein paar Tagen trudelten die ersten Neugierigen ein, die Mancuso mit dem Wort "Blick" koppelten. Es stand also zu vermuten, dass das Schweizer Boulevardblatt gleichen Namens irgendetwas publiziert hatte, was die Gemüter beunruhigt. Warum landen die Wissbegierigen hier? Weil der Blick die Klatschmeldung, die alle interessiert, nicht auf seiner Webseite platziert hat. (Dafür gibt es eine Dia-Show mit zahllosen Mancuso-Bildern, die leider kaum erkennen lassen, was die Zeitung an der Sportlerin findet. Das Profilbild im BH kann es eigentlich nicht sein. Darauf kann man die Mancuso ja nicht mal erkennen.)

Die Geschichte, wonach die Amerikanerin mit dem Gesamtweltcupsieger Aksel Lund Svindal angebandelt habe, hat sich allerdings bis nach Norwegen herumgesprochen. Auf der Seite VGnett wird sie auf ebenso abgehandelt wie beim Aftonposten, der sogar berichtet, dass die Schweizer Yellow-Press-Künstler ihren Landsmann als coolen Elch bezeichnet haben. Auf wcsn.com kann man die Angelegenheit immerhin auch in einer Sprache nacharbeiten, die die halbe Welt versteht: auf Englisch. Und was lesen wir da? Ein volles Dementi (von Svindal, der sicher nichts dagegen hat, wenn man ihm die heißeste Skiprinzessin aus dem Weltcup-Zirkus andichtet und der zugab, einmal mit der 23-jährigen Essen gegangen zu sein) und einen Spruch von Mancuso, die sich aber nicht konkret äußern wollte.

Aus der Ferne lässt sich das Thema am allerwenigsten einschätzen. Beim Blick liegt man nicht immer so daneben wie bei der Bild-Zeitung, weil man sich hin und wieder noch geniert, Geschichten total frei zu erfinden. Ich erinnere mich an einen Fall, da besaß der Blick durchaus die korrekte Information (über den ersten Liebhaber von Martina Hingis). Das Problem: Sie haben die Klatschnachricht - Datelinie Miami - nicht sofort gedruckt. Dem Reporter, der auf der Geschichte kommod sitzen geblieben war, wurde damals gehörig der Kopf gewaschen. Warum? Sein Langmut gab der Konkurrenz - dem Tages-Anzeiger - die Chance, die News vom Blick unbemerkt als erster zu bringen. Wieso ich das weiß? Dreimal raten, bitte.
Blick zurück: Das Mancuso-Video, nach dem so viele in Österreich und der Schweiz fahnden

20. März 2007

March Madness: Der Mann, der USC zu einem Favoritenschreck gemacht hat

Unter den vielen gesichtslosen narzistischen Männern, die allesamt glauben, sie hätten das Zeug als Trainer einer Basketballmannschaft zu bestehen, ist Tim Floyd einer der angenehmsten. Das liegt nicht nur daran, dass er in der Zeit nach Michael Jordan, nach Scottie Pippen und nach Phil Jackson bei den Chicago Bulls gearbeitet hat und dort die Hucke voll gekriegt hat, was bescheiden macht. Es liegt an seiner Art der Selbstdarstellung. Er spielt nicht den lauten Clown, nicht den Zampano, nicht den Chefideologen und nicht den Schönredner. Er spielt sich sich selbst: den Typ aus Mississippi, der in seinen ersten zehn Jahren als Assistenztrainer bei einem genialen Lehrmeister namens Don Haskins in El Paso in die Schule ging, einem Mann, der in die Basketball Hall of Fame berufen wurde.

Normalerweise wäre der weitere Karriereverlauf kein gutes Omen, noch irgendwo eine verantwortliche Stellung zu erhalten. Die Episode in Chicago, in die er von seinem Mentor Jerry Krause förmlich hineingelotst wurde, und danach eine etwas kürzere mit den New Orleans Hornets waren unterm Strich. Aber bei den mehr als hundert Universitäten, die im Collegsport in der oberen Etage spielen, der sogenannten Division I, ist ständig Reise nach Jerusalem. Weshalb man mit etwas Glück auf einen Stuhl rutschen kann, der mehr bietet als einen Platz im Warmen und ein Dach überm Kopf. Floyd ist das in Los Angeles zugestoßen, wo er den Job als Basketballtrainer der University of South California bekam, die unter dem Logo USC antritt und in der Sportart der zu groß geratenen Männer, anders als im Football, noch nie etwas gerissen hat.

Irgendetwas muss er richtig machen, sonst hätte sein Team nicht am Wochenende die höher eingestuften Longhorns der Universität Texas aus dem Turnier geworfen und würden nicht auf einmal im Achtelfinale stehen, wo sie am Freitag gegen den haushohen Favoriten North Carolina vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe stehen. Floyd wird sich nicht grämen. Denn den eigentlichen Scoop hat er bereits gelandet. Er überzeugte den mutmaßlich besten High-School-Basketballer des Landes namens O. J. Mayo dazu, sich im kommenden Spätsommer bei USC zu immatrikulieren. Da das Team im wesentlichen zusammen bleiben wird, ist damit das Ziel bereits gesteckt: Im nächsten Frühjahr spielt Floyds Truppe um den Titel. Und um die innerstädtische Vormachtstellung, die bislang unbestritten von UCLA eingenommen wurde, wo man seit Jahren so spielt, als habe man Basketball, wenn schon nicht erfunden, dann zumindest geistig aufs Strahlendste veredelt.

Ein paar Kilometer weiter bei de Los Angeles Lakers arbeitet übrigens ein gewisser Phil Jackson. Es ist die zweite Schicht. Und niemand weiß genau, wie lang er noch Lust auf diesen Job hat. Auch das ein reizvoller Kontrast für Leute, die die Sportart mit Hingabe verfolgen. Denn Jackson ist zwar eine Überfigur. Aber er hat in Jahren gezeigt, in denen er ohne solche Kaliber wie Michael Jordan und Shaquille O'Neal auskommen musste, dass er bei aller Grütze und all dem Motivationstalk wirklich nur mit Wasser kocht. Neulich wurde Floyd von einem Kolumnisten der Los Angeles Times mit der Frage behelligt, ob er dann nicht irgendwann der Nachfolger von Jackson bei den Lakers werden könne. Die Antwort blieb er schuldig. Wer will schon einen Stuhl, auf dem man sportlich nichts erben kann?

Nachtrag einen Tag später: Heute reicht die New York Times die nahezu unglaubliche Geschichte nach, wie Mayo zu USC und Floyd kam. Der Trainer musste gar nichts machen, sondern einfach nur zustimmen. Wenn man das liest, bekommt man das Gefühl, dass ohne einen so starken Mann wie David Stern auch die NBA irgendwann zu einem Laden wird, bei dem die jungen Spieler über die Institution bestimmen und nicht umgekehrt. Aber abgesehen davon: Der Artikel von Lee Jenkins ist Erster-Klasse-Journalismus und hervoragend getimed.

19. März 2007

ESPN hofft auf Quotenknüller: "Schere, Stein, Papier"

Die zwei Seiten der amerikanischen Art, mit Sport umzugehen: Die eine Seite (wir inszenieren Sport) - ESPN hat die Absicht, "Schere, Stein, Papier" ins Fernsehen zu bringen, nachdem das mit den Pokermeisterschaften so gut geklappt hat und Bud Light als Sponsor einsteigen will, um eine Meisterschaftsserie auf die Beine zu stellen. Der Bierbrauer hatte beim Super Bowl einen Werbespot, der das alte Spiel auf witzige Weise als Partygag einsetzte. Das Ganze ist nicht mal eine Premiere. Im letzten Jahr produzierte der Sender A&E erstmals ein Turnier, bei dem der Sieger 50.000 Dollar erhielt. In den USA läuft das Spiel (sagte jemand Sport?) unter Rock Paper Scissors und die Weltmeisterschaft nennt sich World RPS Championship (via Variety).

Die andere Seite (mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet): Die Polizei in Los Angeles bereitet sich rechtzeitig vor dem Auftauchen von David Beckham im Juli auf ein Phänomen vor, das es bisher in den USA noch nicht gibt: Hooligans. Das berichtet zumindest der Daily Star in London unter Hinweis auf Interviews mit Polizisten, die eine Spezialeinheit abstellen werden. Auf die Konfrontationen darf man gespannt sein. Amerikanische Ordnungshüter sind schwer bewaffnet, schießen gerne oder bearbeiten Leute, die sie einbuchten wollen, gemeinschaftlich mit Fäusten, Füßen und stumpfen Gegenständen (via The Offside)

Wasser-Nixe pumpt für Afrika

Mit 17 muss man als Tennisspielerin schon viele Entscheidungen treffen. Nicht nur auf dem Platz und nicht nur beim Klamottenkauf, sondern auch beim sozialen Engagement. Denn der moderne Athlet tut Gutes und redet darüber. Meistens, in dem er eine Stiftung gründet. So weit ist Nicole Vaidisova wohl noch nicht. Aber dafür unterstützt sie wenigstens ein wirklich nützliches Projekt in der Dritten Welt: PlayPumps, das sind Wasserpumpenstationen mit Auffangtanks, die ohne Strom betrieben werden können, weil man den Spieltrieb und die Energie von Kindern anzapft. Die bewegen mit ihrer Kraft eine dieser beliebten Kotzmaschinen, wie man sie auf jedem Spielplatz hat. Und die Maschine wiederum betreibt die Pumpe im Erdinnern. Das Wasser landet in einem hochaufgebockten Tank und wird dort gefiltert. Von dort aus erledigt die Schwerkraft den Rest. Wer mehr wissen will: Es gibt ein Video, das die fröhlichen Gesichter in einem nicht benannten Ort in Afrika vorstellt. Für die Aktion werden ständig Spender gesucht. Denn die betreffende Landbevölkerung ist zu arm. Von der Vaidisova war hier schon mal kurz die Rede. Sie ist übrigens zur Zeit Achte der Weltrangliste. Ihr nächster Auftritt auf einem Turnierplatz: am kommenden Wochenende in Key Bicayne in Florida, wo sie in der ersten Runde ein Freilos hat. Im Viertelfinale hätte die Tschechin es mit Maria Scharapowa zu tun.

Das Fluch-Zeug hebt ab

Es geht diesem Hamburger Wochenblatt wahrscheinlich so ähnlich wie anderen Periodika, die vor der Erfindung des Internets eine ziemlich ruhige Kugel geschoben haben. Auf einmal muss jeden Tag etwas rausgehauen werden, und das ist schwierig. Es sind zwar nur Nachrichten. Aber auch bei denen kommt der bearbeitende Redakteur/Praktikant (siehe Kommentare hier) irgendwann gemein ins Grübeln. Besonders wenn die Ereignisse quasi austauschbar sind. Wie gut, dass da wenigstens einer bei Sport-Bild sitzt, der apokalytpischer, metaphysischer und geographisch griffiger denkt als viele andere und deshalb eine solche Überschrift entwickelt:

"Der Tiger bricht den Fluch von Bay Hill"

Das war am 16. März, einen Tag, nachdem Tiger Woods auf dem Platz außerhalb von Orlando eine hübsche Runde mit 64 Schlägen (sechs unter Par) spielte. Kenner von Der Fluch der Karibik wissen: Nur ein außergewöhnliches Geheimnis kann einen Fluch wirklich brechen. Alles andere gehört in die Rubrik "Fluch neutralisieren". Und so ähnlich muss es dann wohl in Bay Hill gewesen sein.

"Der Fluch ist zurück"

stand nämlich am 17. März über dem Bericht, in dem deutlich wurde, dass Woods wohl nur "auf das Ende seines Fluches beim Arnold Palmer Invitational in Bay Hill" gehofft hatte. Hoffen? Das reicht nicht. Da muss man mehr tun. Zumindest soviel wie Vijay Singh, der am Sonntag das Turnier gewann. Wie schaffte er das?

"Singh bricht den Fluch des 18. Loches"
Das heißt eigentlich hatte er etwas ganz Schlaues gemacht. Er hatte den Fluch ausgetrickst: "Den Grundstein...legte er auf den Front-Nine", schrieb Sport-Bild. Für die ersten neun Löcher brauchte er nur 31 Schläge. Da konnte er am Ende dem 18. Loch so richtig frech ins bissige Gesicht grinsen und spielte eine vier. Ein Par. Also keine Zauberleistung. Aber ein grundsolides Stück Anti-Fluch-Arbeit.

Bei Sport-Bild fahndet man ständig nach Flüchen. Letzte Woche war wohl überall die Hölle los. Also auch im deutschen Eishockey. Es besteht allerdings bis auf weiteres der Verdacht, dass es sich bei bei dem Fluch von Bay Hill um eine Verwechslung handeln könnte. Etwas weiter südlich von Orlando - außerhalb von Montego Bay auf Jamaika - gibt es einen Golfplatz (White Witch), auf dem angeblich eine alte Hexe herumspukt. Sie heißt allerdings Annie Palmer (nicht Arnold Palmer) und lebte im 19. Jahrhundert, brachte drei Ehemänner ins Grab und wurde von einem Liebhaber getötet. Arnold Palmer ist erst einmal verwitwet.

18. März 2007

Wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt...einer ist immer der Dumme

Wir erinnern uns: Englands Torwart Paul Robinson begeht im Oktober in einem Spiel der Europameisterschafts-Qualifikation gegen Kroatien eine der fünf (oder sechs?) Todsünden des letzten Mannes: Er trifft den Ball nicht, den ihm sein Mannschaftskollege zuspielt und produziert auf diese Weise ein legendäres Eigentor. Nun kommt die Retourkutsche. Diesmal ist Robinson der Schütze (beim Premier-League-Spiel letzten Samstag für Tottenham Hotspur) und diesmal ist sein Konkurrent um den Posten in der englischen Auswahl der Gelackmeierte. Der Name des Opfers: Ben Foster im Tor von Watford.

Da bleibt einem nichts anderes übrig, als die werte Leserschaft an dieses Video zu erinnern, das schon eine Weile in der Arena als Denkmal an den unbekannten Soldaten flackert, der im Einsatz auf der Linie oft Zielscheibe des Spotts ist. Dabei vergurken Stürmer ganze Spiele und oft noch viel grandioser. Den Robinson gab's übrigens bei That's On Point zuerst (via deadspin).

Jemand anderem die Stange halten? Nur mit Erlaubnis

Als erstes sah ich, wie der FOREMENblog.de ein Thema anriss, das in Golferkreisen ganz schön Aufsehen erregt hat: "Der Hillbilly kassierte zwei Strafschläge für zuviel Freundlichkeit." "Hillbilly" war wohl ironisch gemeint. Denn der betroffene Amerikaner Boo Weekley kommt aus der Nähe von Pensacola in Florida, wo es keine Hügel gibt. "Zuviel Freundlichkeit" wohl nicht. Denn so - oder so ähnlich - legten fast alle Kommentatoren den Zwischenfall aus, der sich am Samstag in der dritten Runde beim Bay Hill Invitational in Orlando ereignete. Fast jeder empfand Sympathien für einen Mann, der selbst bestraft worden war, weil er verhindern wollte, dass sein Gegenspieler eine Strafe erhält.

Die Sympathieerklärungen waren mehr als irreführend. Es hat nichts mit Freundlichkeit zu tun, wenn ein Golf-Professional die Regeln nicht kennt, sondern mit Unwissen. Man könnte auch sagen: mit Dummheit. Regel 17-2, eine Weiterführung von 17-1, ist ziemlich unmissverständlich: Du ziehst den Flaggenstock mit der Fahne nicht ohne Einwilligung des betreffenden Spielers aus dem Loch, wenn der puttet (oder auf dem Grün chippt, wie hier geschehen). Dass der Gegenspieler zwei Strafschläge kassieren würde, falls sein Ball die Stange touchiert, ist dessen Problem.
"Bedienen ohne Ermächtigung
Wenn ein Gegner oder dessen Caddie im Lochspiel oder ein Mitbewerber oder dessen Caddie im Zählspiel den Flaggenstock ohne Ermächtigung oder ohne vorherige Kenntnis des Spielers während des Schlages oder solange, wie der Ball in Bewegung ist, bedienen, entfernen oder hochhalten, so zieht sich der Gegner oder Mitbewerber die anwendbare Strafe zu, falls diese Handlung die Bewegung des Balls beeinflussen könnte."
Sicher, die Angelegenheit war kurios: Weekleys Gegenspieler kam durch dessen Hilfs-Aktion um die zwei obligatorischen Strafschläge herum. Er selbst jedoch musste sich am Ende einer ziemlich gute Runde zwei Strafschläge aufschreiben. Aber jetzt kommt der Kicker: "Ich wusste nicht, dass man dafür eine Strafe erhält", sagte Weekley. "Ich denke, man lernt jeden Tag etwas Neues." Der begünstigste Gegenspieler Tom Johnson regte sich noch mehr auf: Er habe in 27 Jahren Golf noch nie von so etwas gehört. Da kann man mal sehen: Da waren also zwei Dösköppe unterwegs, die am liebsten noch den Aufstand der Entrechteten starten und die uralten Regeln des Spiels über den Haufen werfen würden.

Dabei war die Affäre noch harmlos im Vergleich zu der Geschichte von vor zwei Wochen, als ein Spieler bestraft wurde, weil sein Caddie gegen eine Regel verstoßen hatte (siehe hier). Damals ging die Sache noch mal gut aus. Der Spieler gewann trotzdem das Turnier.

Durchhänger bei Vanek und den Sabres kurz vor den Playoffs

Es ist nicht ganz so deutlich wie vor einem Jahr, als Thomas Vanek von seinem Trainer als kleine Erziehungsmaßnahme in den Playoffs auf die Bank gesetzt wurde. Aber es fällt auf: Dem besten Stürmer aus dem D-A-CH-Verband, Sohn tschechischer Österreich-Einwanderer, geboren in Graz und sportlich in den USA via Schule und College auf die National Hockey League vorbereitet, geht gegen Ende der regulären Saison ein wenig die Puste aus. Und das ist nicht gut für die Buffalo Sabres. Die Mannschaft ist auf seine spritzigen Attacken und seine aus dem Handgelenk geschossenen Tore mehr denn je angewiesen.

Der 23jährige begann im letzten Herbst schlichtweg formidabel und war lange einer der besten Scorer in der Liga. Mit 34 Treffern gehört er zwar noch immer zu den gefährlichsten Zwölf, und die Sabres stehen auf Platz 1 der Playoff-Tabelle in der Eastern Conference. Aber die Ziele sind höher gesteckt. Da sind Verschnaufpausen nicht hilfreich. Im letzten Jahr übertraf die Mannschaft schlichtweg alle Erwartungen, als sie beinahe bis ins Stanley-Cup-Finale kam und trotz enormer Verletzungsprobleme in der Verteidigung fast den späteren Gewinner, die Carolina Hurricanes, aus den Schlittschuhen gekippt hätte. In diesem Jahr liegt die selbst gelegte Latte etwas höher: Alles andere als das erreichen des Finales wäre ein Misserfolg.

Die Statistik ist allerdings nicht das Entscheidende, sondern vielmehr die Frage: Findet Vanek, dem Coach Lindy Ruff im letzten Jahr vor allem konditionelle Schwächen vorwarf, in den nächsten Wochen die Extra-Energie, die man braucht, um eine der körperlich härtesten Herausforderungen im nordamerikanischen Sport zu bestehen - die NHL-Playoffs mit ihren Best-of-Seven-Serien? Anfang März musste er ein Spiel pausieren - wegen einer nicht näher definierten Verletzung. Wie er und die Mannschaft die nächsten Begegnungen abwickeln, wird viel darüber aussagen, welche Chancen das Team in diesem Jahr haben wird.

17. März 2007

Maske-Kampf für 24 Dollar und ein paar Gequetschte

Foto: flickr/creativecommons/frau-k

Was die Namen Henry Maske und Virgil Hill in den USA wert sind, wird man am 31. März wissen, wenn der Revanchekampf zwischen den beiden als Pay-per-View-Ereignis über amerikanische Bildschirme flimmert. Der Preis für den Verbraucher ist jedenfalls vergleichsweise günstig: 24,95 Dollar (statt gewöhnlich zwischen 40 und 50) muss man nur bezahlen, wenn man die Live-Übertragung aus München hochgeschaltet haben will. Die Uhrzeit ist ein Hemmschuh. Die Sendung beginnt in Kalifornien gegen 13 Uhr, in New York gegen 16 Uhr. In Kanada wurden die Rechte von einem obskuren Kabelkanal mit Sitz in Toronto erworben, der mit den langsam, aber sicher immer populärer werdenden Ultimate-Fighting-Typen liiert ist. Sein Name: The Fight Network. Die Aussicht auf die Ausstrahlung eines Nicht-Titelkampfs von zwei Oldtimern, von denen der eine zehn Jahre lang nicht mehr unter ernsthaften Bedingungen im Ring stand, hat bei den Pressetextern des Senders eine mittelschwere Gehirnschwellung ausgelöst: "Man kann über das letzte halbe Jahrhundert mit Sicherheit sagen, dass Virgil Hill und Henry Maske zwei der herausragenden Halbschwergewichts-Meister sind."
Ja, das kommt hin, wenn man Archie Moore, Harold Johnson, Jose Torres, Bob Foster, Michael Spinks, Thomas Hearns, Sugar Ray Leonard und Roy Jones jr. einfach beiseite schiebt.
Blick zurück: Der Bericht aus dem letztebn Jahr in der FAS über Maskes Training in den USA, das er wenig später abbrach, weil sein alter Coach Wolke wieder zur Verfügung stand

Wo die Seil-Solisten tanzen


Es gibt noch sehr wenige Amerikaner, die in den Sierras in Kalifornien oder in den Rocky Mountains von Utah ein Nylsonseil aufspannen, um in mehreren Metern Höhe in freier Natur zwischen zwei Punkten hin und- und herzulaufen. Aber so langsam spricht sich der Thrill herum. Zeitungen schreiben über Slacklining und die Typen, die sich für diese extreme Freizeitbeschäftigung begeistern. Bisher hat es noch keine Tote geben, was unter anderem an den Sicherungsmaßnahmen liegt, die Slackliner treffen. Sie tragen ein Sicherheitsseil um die Taille, dass an einem zweiten, parallel gespannten Seil befestigt ist. Das Schwierigste und Riskanteste ist denn wohl die Installation (Rigging). Dieses Video ist von der deutschen Filmerin und Cutterin Jutta Reichardt (via yahoo.

Collegesportler verklagen Universitäten: Es geht um 300 Millionen Dollar

Die Begeisterung rund um March Madness verwischt für ein paar Wochen lang, dass Amerikas beste Mannschaftssportler in den Colleges auf eine Weise ausgebeutet werden, die schon nicht mehr schön ist. Früher, als es noch nicht die Milliardeneinnahmen aus Fernsehgeldern und aus dem Verkauf von Logo-Produkten gab, war die Sache noch im Lot: Die jungen Athleten gaben neben und zusätzlich zum Studium ihr Bestes und bekamen dafür ein Stipendium, das ihnen die Tür zu einem Examen und einem beruflichen Werdegang öffnete, den sie andernfalls vielleicht nie erreicht hätten.

Eine Zivilklage im Namen von mehr als 20.000 aktuellen und ehemaligen Football- und Basketballspielern von den 144 sportlich ambitioniertesten Universitäten des Landes, die in der Division I der National Collegiate Athletic Association (NCAA) zusammengefasst werden, illustriert, wie sich die Gewichte verschoben haben. Der Prozess basiert auf einem Paragraphen des Sherman Act, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Basis für das Vertragswesen im Geschäftsleben bildet. Unter anderem untersagt er willkürliche einseitige Einschränkungen. Im vorliegenden Fall geht es formaljuristisch darum, dass die Sportstipendiaten nicht alle Kosten für ihr Studium erstattet bekommen. Sie erhalten zwar kostenfrei ein Zimmer, das Essen in der Mensa und die Bücher fürs Studium und müssen die teilweise horrende Studiengebühren nicht bezahlen. Aber das sind nciht die einzigen Aufwendungen eines Studenten. Im Laufe eines Studienjahrs geben die meisten im Schnitt zwischen 2500 und 3500 Dollar fürs Wäschewaschen, Telefongebühren, Reisekosten und andere Dinge aus, die nicht ersetzt werden. Die Studenten sind jedoch in den vershcultern Unterricht und das Trainingsprogramm derart eingespannt, dass sie keine Chance haben, diese Geld auf andere Weise zu verdienen. Wer keine Eltern hat, die einspringen, kommt in Schwierigkeiten. Geld von Sportagenten, Schuhfirmen und anderen Repräsentanten des Profigeschäfts dürfen die Athleten nicht annehmen, sonst verlieren sie das Stipendium. Der Mannschaft droht die Aberkennung von sportlichen Erfolgen und Meisterschaftsstiteln. Eine Situation, wie sie derzeit rund um Running Back Reggie Bush in Los Angeles hochkocht, dessen Eltern in seiner Zeit bei USC jede Menge teure Geschenke gemacht wurden.

Daneben will die Klage die Universitäten dazu zwingen, die Krankenversicherungsleistungen und Lebensversicherungen zu verbessern und ihnen den Weg verbauen, verletzten Studenten das Stipendium zu streichen. Eine Praxis, die üblich ist und von den mächtigen Trainern gehandhabt wird, die hervorragend bezahlt werden und Halbgötter auf dem Campus sind. Gibt das Gericht den Klägern in vollem Umfang recht, dann dürften die Colleges einer Rechnung von 300 Millionen Dollar entgegensehen.

Sympathien schlägt den Athleten unter anderem von anderen Hochschullehrern entgegen, die schon lange machtlos mit ansnehen müssen, wie sich der Studentensport verselbständigt hat und die eigentlichge akademische Arbeit und Integrität der Bildungseinrichtungen immer wieder unterwandert. Wer sich für das Thema interessiert, findet im Sports Law Blog mehr. Dort schreiben mehrere Juristen. Dieser Beitrag ist von Michael McCann, der als Assistenzprofessor an der School of Law am Mississippi College in Jackson/Mississippi arbeitet. Weitere Informationen zum aktuellen Fall gab es in einem Artikel in der Pittsburgh Tribune-Review, die in ihrer Schlagzeile eine kurioses Detail der Geschichte bereit hält: Die Studenten werden von der Stahlarbeitergewerkschaft juristisch vertreten.

16. März 2007

Das jüngste Gerücht: NBA-All-Star-Wochenende 2009 in Europa

Zur Zeit ist es nicht mehr als ein Gerücht, das die kalifornische Tageszeitung Sacramento Bee am Donnerstag in Umlauf gebracht hat. Aber es ist ein Gerücht, das Sinn macht. Es lautet: Im Jahr 2009 will die NBA ihr All-Star-Wochenende in Europa ausrichten. Gespräche mit Ausrichtern hat es offensichtlich bereits gegeben. Entscheidungen wurden noch nicht getroffen. Das Thema war durch die Ereignisse am Rand der alljährlichen Veranstaltung in Las Vegas aufgetaucht, als der Kolumnist und AOL-Blogger Jason Whitlock der Liga die Empfehlung gab, im nächsten Jahr nicht wie geplant nach New Orleans zu gehen - in eine Stadt, die noch immer auf der Nase liegt und die seiner Ansicht nach zum idealen Magneten für Zuhälter, Gangster, Prostituierte und Drogenhändler werden würde. Die NBA habe so "die perfekte Entschuldigung, um das All-Star-Spiel nach Deutschland, China, England zu verlegen".

An 2008 New Orleans will allerdings niemand rütteln. Besonders nicht, um der vom Hurricane Katrina gebeutelten Metropole nicht die Einnahmen aus dem Geschäft mit den Besuchern vorzuenthalten und um den Stand der Hornets zu stärken, die in der nächsten Saison aus dem Notquartier Oklahoma City zurückkehren werden. Aber für 2009 gibt es noch keine verbindlichen Pläne, nur ein paar lose Absichtserklärungen unter anderem von den Dallas Mavericks.

Mitten in der Saison nach Europa zu gehen, wirft ein paar logistische Schwierigkeiten auf, wo zu auch der Jet-Lag gehört. Aber das sollte sich durch ein paar Tage Extrapause regeln lassen. Die Delegation würde nicht nur aus Amerikanern bestehen. Dirk Nowitzki wäre dabei. Sicher auch der Italiener Andrea Bargnani. Vielleicht auch der eine oder andere Franzose. London, so schreibt die Zeitung, wäre der aussichtsreichste Kandidat - da hat man die Hotels, die Non-Stop-Flugverbindungen für die Besucher aus den USA und eine neue Arena, in der die Minnesota Timberwolves und Boston Celtics vor Beginn der nächsten Saison ein Freundschaftsspiel austragen werden. Die Halle spricht gegen Paris, wo man keine adäquate Arena anbieten kann. Köln und Athen kommen wohl aus verkehrstechnischen Gründen nicht in Frage. Als Alternative wird San Juan, die Hauptstadt von Puerto Rico, angedacht. Es wuare kein Slam-Dunk. Denn dort erreicht man nicht die internationale Fangemeinde.

Dirk und Steve - warum haben sie keine lukrativen Werbeauftritte?

Der sehr lesenswerte amerikanische Blog sports media watch hat eine Frage aufgeworfen, die sich nicht erst seit dem brillanten NBA-Spiel zwischen den Dallas Mavericks und den Phoenix Suns am Mittwoch aufdrängt, das die beste Einschaltquote der laufenden Saison erzielte. Wieso haben Steve Nash und Dirk Nowitzki eigentlich keine Werbeverträge mit Firmen, die die Basketballprofis in Werbespots einsetzen? LeBron James hat es, und der ist nicht mal ein MVP-Kandidat. Dwayne Wade hat es, dabei kann seine Mannschaft froh sein, wenn sie in die Playoffs kommt. Allen Iverson hat es, und der ist nicht mal der beste Mann in seiner neuen Mannschaft am Fuß der Rocky Mountains. Eigentlich hat man nur bei Shaquille O'Neal das Gefühl, das alles passt: die Erfolge der Vergangenheit, der Bekanntheitsgrad, seine humorvollen Sprüche und seine Reklame für Produkthersteller.

Bei der Antwort auf die Frage stößt man zu erst einmal auf ein paar offensichtliche Aspekte: Nash und Nowitzki sind Ausländer. Gegen die wird zwar in den USA nicht diskriminiert. Aber einen Beliebtheitswettbewerb gewinnen Zugereiste nur ganz selten (von Ausnahmen wie dem Chinesen Yao Ming abgesehen - siehe sein Werbeauftritt für eine Kreditkartenfirma hier). Obendrein sind Nash und Nowitzki zwei ernsthafte Menschen, die sich schwer tun in einer Rolle als Werbefiguren. Man denke nur Nowitzkis NBA-Spot vor zwei Jahren, als er einen Mann spielte, der seiner großen Liebe - der Meisterschaftstrophäe - permanent Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlässt.

Nash hat außerdem einen ausgeprägten politischen Sinn und ganz offensichtlich das Gefühl, dass er als Basketballer bereits hinreichend Geld verdient.

Was sports media watch geflissentlich vernachlässigt, ist, dass die beiden ein anderes Merkmal gemeinsam haben: die weiße Hautfarbe. Das heißt: Sie entsprechen nicht dem Klischeebild des Basketballprofis von heute, das von Michael Jordan mit Hilfe von Nike und Spike Lee in eine neue Ikonographie umgetütet wurde. Den genialsten Werbespruch von allen entwickelte die Getränkemarke Gatorade mit ihm: "Be Like Mike". Wie Mike kann aber nur sein, wer so aussieht wie er, so spielt wie er und so erfolgreich ist wie er.

Der Umdenkprozess wird wohl noch eine Weile brauchen. Denn zur Zeit hat eine andere Debatte rund um die Liga begonnen, angeschoben von schwarzen Bloggern, die hinter jeder restriktiven Maßnahme der NBA-Spitze (Stichwort: Bekleidungskodex) Rassismus wähnen. Auch die Invasion ausländischer Spieler, obwohl die keineswegs alle weiß sind, erhält gerne den Stempel Rassismus. Die Kampagne läuft unter anderem auf dem Blog Sports On My Mind, wo eine pseudo-akademische Debattenkultur gepflegt wird, deren Protagonisten so tun, als bräuchten sie für ihre Unterstellungen und Mutmaßungen weder Belege noch konsequentes analytisches Denken. Im Chor singt Scoop Jackson von espn.com mit, der zwar exponiert arbeitet, aber deshalb noch lange nicht die Notwendigkeit sieht, sich sprachlich und intellektuell weiterzuentwickeln. Eine Liga, die womöglich irgendwann durchaus wieder weniger als 80 Prozent schwarze Spieler haben könnte, weil die Ausländer sich sportlich bestens schlagen und mit mehr Mannschaftsgeist spielen, wird in diesen Kreisen auf Schritt und Tritt der Diskriminierung bezichtigt. Eine solche Grundstimmung, die sich auch gegen schwarze Autoren mit Denkkapazität und sozialem Verantwortungsbewusstsein wie Jason Whitlock richtet, entspricht vorerst ganz offensichtlich dem Mainstream. Wahrscheinlich müssen Soziopathen wie Ron Artest oder schießwütige Spieler wie Stephen Jackson erst noch richtig ausrasten, ehe das Gerede von den 40 Million Dollar Slaves ein Ende hat.
Rückblick: Gedanken zum NBA-All-Star-Wochenende in Las Vegas
Rückblick: Schwarze Profis - reich, aber ohne soziales Bewusstsein