28. Februar 2007

Els nicht mehr mit Titleist

Der amerikanische Golfausrüster Acushnet, der dank seiner Marken Titleist, Pinnacle, Footjoy und Cobra die Nummer eins auf dem Weltmarkt ist, hat den Südafrikaner Ernie Els vorzeitig ziehen lassen. Der war nach dem Wechsel von Sergio Garcia (zu TaylorMade) und Phil Mickelson (zu Callaway) das letzte große Ausstellungsstück der Firma gewesen, die einst auch Tiger Woods unter Vertrag hatte (spielt seit einer Weile mit Nike-Schlägern). Els, der das letzte Jahr seines Werbevertrages nicht mehr erfüllen muss, erwies sich nicht als der spektakuläre Fang. Der dreifache Majors-Gewinner gehört zwar noch immer zu den besten Golfern der Welt, hinkt aber schon eine Weile hinter den eigenen Erwartungen zurück. Nachdem er wegen einer Knieoperation im Jahr 2005 (nach einem Segelunfall) monatelang aussetzen musste, fand er noch nicht wieder zu seinem alten Format. Die Buschtrommeln besagen, dass Els mit Callaway im Gespräch ist. Acushnet arbeitet weiterhin mit den Australiern Adam Scott (Titleist) und Geoff Ogilvy (Cobra) zusammen.

Nach Recherchen des Magazins Businessweek betrug das Einkommen von Els bei Acushnet 3 Millionen Dollar pro Jahr. Sein zweiter nennenswerter Sponsor ist der deutsche Software-Hersteller SAP, der ebenfalls 3 Millionen Dollar im Jahr überweist. Der Weltranglistensechste verlangt zwischen 750.000 und 1 Million Dollar als Antrittsprämie bei Turnieren, die nicht von der amerikanischen PGA Tour ausgerichtet werden. Dort gibt es keine Bonuszahlungen für Spieler, damit sie überhaupt angereist kommen.

Nachtrag: Soeben kommt die Meldung, dass Els tatsächlich bei Callaway unterschrieben hat. Welche Schläger er benutzen wird, ist noch nicht klar. Sicher ist nur, dass er sofort alle Logos auswechselt und mit einem Ball seines neuen Werbepartners spielen wird.

Kein Miller und keine Cubs - Mark Cuban dementiert

Das Gerücht wurde anfänglich Mark Cuban zugeschrieben. Aber mittlerweile will keiner bei den Dallas Mavericks auch nur wissen, wie es entstanden ist. Und so wurde es am Mittwoch offiziell von Chefmanager Donnie Nelson beerdigt: Der 41jährige Reggie Miller wird nicht von seinem Reporterplatz beim Fernsehsender TNT geholt, um den freien Platz im Kader zu besetzen. Die Zeiten sind vorbei, in denen man in Dallas wild an der Mannschaft herumbastelte, um wenigstens Stimmung in den halb leeren Laden zu bringen. So kam damals Dennis Rodman für kurze Zeit zu den Mavericks und gab den viel beachteten Pfau. Die Mavericks von heute sind zu gut und zu eingespielt, als dass man mit einem Mann vom Zuschnitt Reggie Millers die Gemengelage verbessern würde. Die Integrationsprobleme wären größer als der Ertrag, den man sich von jemandem erhoffen darf, der sein ganzes Basketballerleben lang ein hervoragender Distanzschütze war, den seine Nebenleute aber suchen und finden müssen, um ihn produktiv zu nutzen. Die Chance, dass mehr Chaos entsteht, als Avery Johnson ertragen kann, ist groß. Ganz zu schweigen von dem, was Nelson "die Balance in der Umkleidekabine" nannte. Ein Euphemismus für die Art der Spieler, ganz genau nachzuhalten, wie viele Minuten sie eingesetzt werden, und zu murren und zu maulen, wenn sie nicht oft und lange genug auf dem Platz stehen.

Aber wo wir schon bei Gerüchten sind: Wie wär's mit diesem? Angeblich will Mark Cuban den Baseball-Club Chicago Cubs kaufen. Mehr als 600 Millionen Dollar wären wohl fällig, um eine der traditionsreichsten Institutionen Amerikas zu übernehmen und eines der traurigsten Kapitel in der US-Sportgeschichte anzugehen: Die Cubs sind die Mannschaft, die am längsten keine World Series mehr gewonnen hat: seit 1908. Cuban hatte 2005 signalisiert, dass ihn die Anschaffung interessieren würde ("wenn sie zu haben sein sollten"). Inzwischen scheinen die gegenwärtigen Eigentümer, der Tribune-Medienkonzern, durchaus an einem Abstoßen interessiert zu sein. Vor einem Jahr wurde er von Fans bezirzt, es ernsthaft zu bedenken. Am Mittwoch hat Cuban auch diese Fama dementiert: "Nicht wahr. Passiert nicht", schrieb er in einer knappen E-Mail-Mitteilung an die Nachrichtenagentur Reuters.

Wahr war bisher nur soviel: Er hatte sich vor einiger Zeit mit einigen anderen Interessenten zusammen offiziell um die Pittsburgh Penguins bemüht. Das Projekt hatte zumindest etwas sentimental Zwingendes. Die Penguins sind der Eishockey-Club seiner Heimatstadt. Und der ist davon bedroht, woanders hin verkauft zu werden. Dass der erfolgreiche Unternehmer Sportclubs sammelt, um sein Vermögen oder auch nur seinen Wirkungskreis als egozentrischer Zirkusdirektor auszubauen, scheint unwahrscheinlich. Er ist bei den Mavericks ungeheuer präsent und findet das das Größte. Und als Ausgleichssport investiert er in Film- und Fernsehprojekte.

NHL: Massenweise Spielertausch

In der NBA lief die Frist für Spielertauschaktionen aller Art vor einer Woche ab. In der National Hockey League war der Termin gestern. Der Unterschied: So gut wie keine Aktivität im Basketball. Hingegen viel Geschiebe in der NHL. Involviert waren 30 Clubs und 44 Spieler, was zwei weniger waren als im Jahr 2003, als die aktuelle Rekordmarke gesetzt wurde. Das wirft die Frage auf: Warum müssen regelmäßig mehr als fünf Prozent alle Eishockey-Profis die Koffer packen und sich an einem neuen Arbeitsplatz häuslich einrichten? Die Antwort ist simpel: Weil General Manager von Clubs mit Playoff-Chancen nicht nur darauf abzielen, ihre Teams ein bisschen zu verbessern, sondern sie so viel stärker machen wollen, dass sie nach dem Stanley-Cup greifen können. Klingt vermessen, ist es aber nicht. Denn anders als in der NBA, wo man eine ähnlich lange reguläre Saison abwickelt und in den Playoffs ebenfalls Best-of Seven spielt, haben auch durchschnittlich wirkende NHL-Teams gegen Ende der Saison durchaus die Möglichkeit, den Titel zu gewinnen. Was man braucht, ist ein nervenstarker Torwart, der wie eine undurchdringliche Mauer auf dem Eis steht. Ein paar Angreifer und Verteidiger, die in ihren Reservetanks jene paar Oktan finden, mit denen man die Gegner abhängt. Und dass die Leistungsträger von Verletzungen verschont bleiben. Denn Spielerausfälle lassen sich während der Playoffs nur noch mit Lückenbüßern aus den Farm Teams füllen.

So spielen alle Jahre wieder auch Teams um den Pott, denen man das im Februar noch gar nicht richtig zugetraut hatte. Die Trades laufen nach einem durchsichtigen Programm ab: Die Playoff-Anwärter greifen sich alte, Stanley-Cup-erfahrene Spieler, die eventuell teuer sind, aber deren Verträge auslaufen. Sie geben ab: Draftplätze und hoch eingeschätzte Nachwuchsspieler. Mit anderen Worten: Sie verpfänden die Zukunft, um die Gegenwart zu attackieren. Wie das alles in diesem Jahr im Detail aussieht, kann man hier nachlesen.

Für 2008 geplant: Comeback der Frauenliga im Fußball

Mit ein bisschen Hilfe von Major League Soccer wird im kommenden Jahr in den USA die 2003 gescheiterte Frauen-Fußball-Liga wieder auferstehen. Und zwar auf kleinster Flamme mit nur fünf Teams in Los Angeles, Dallas, St. Louis, Chicago und Washington. Wie die New York Times heute meldet, hoffen die Veranwortlichen für das neue Projekt darauf, dass die WM in China im kommenden September neues Interesse wecken hilft. Die Clubs sollen im April in die Saison starten, 20 Spiele austragen und im Rahmen eines Playoff-Schemas den Meister ermitteln. Wie stark Spielerinnen aus dem Ausland integriert werden, hängt sicherlich auch von dem finanziellen Polster der neuen Liga ab.
Blick zurück: Der erste Bericht über die Wiederbelebungsmaßnahmen

27. Februar 2007

Holyfield und andere Profisportler in riesigen Doping-Ring verwickelt

Mehr als 20 Ärzte, Apotheker und Geschäftsleute in Alabama, Texas, Florida und New York wurden bereits verhaftet oder werden es noch, um einen amerikaweiten Ring auszuheben, der mit Hilfe des Internets in einem enormen Ausmaß Anabolika und andere Arzneimittel unters Volk gebracht hat. Ausgangspunkt waren die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Albany im Bundesstaat New York, die am Dienstag mit Hilfe von Bundespolizei und anderen Ermittlungsbehörden in Orlando eine in die Affäre verwickelte Apotheke durchsucht haben. Nach Angaben der Times Union in Albany gehen die Gewinne der Ringteilnehmer in die Millionen und könnten aufdecken, in welchem Maße auch professionelle Athleten beliefert wurden. Die Rede ist von gegenwärtigen und ehemalige Major-League-Baseball-Spielern, Ex-Schwergewichtsweltmeister Evander Holyfield, einem ehemaligen Bodybuilder, der den Mr. Olympia-Titel gewann, sowie von NFL-Profis und College-Sportlern. Offensichtlich ebenfalls verwickelt: ein Arzt, der für die Pittsburgh Steelers arbeitet und im letzten Jahr im großen Stil Testosteron und Wachstumshormone angeschafft haben soll.

Der Zeitungsbericht illustriert, weshalb sich die amerikanischen Behörden so schwer tun, den Kampf gegen den illegalen Handel mit Dopingmitteln aufzunehmen. Es ist zeitintensiv, alle über ganze Land verteilten Fäden zusammenzubringen. So wurde in diesem Fall die Apotheke von Fahndern überwacht, und ein Gericht gab der Polizei die seltene Genehmigung, ihre Telefongesspräche abzuhören. Anders als beim Handel mit harten Drogen werden die Täter gewöhnlich nur sehr milde bestraft. Ärzten, die blind und willig Rezepte ausstellen und das Geschäft zu ermöglichen, ist ebenfalls nur sehr schwer beizukommen. Der Steelers-Arzt, ein bestens beleumundeter Silbermedaillengewinner im Turmspringen bei den Olympischen Spielen in München, fiel den Ermittlern auf, weil er sich die Substanzen aus Orlando kommen ließ und mit seiner privaten Kreditkarte dafür bezahlte. Der Ladenpreis für die Ware liegt bei insgesamt rund 750.000 Dollar.

Die Apotheke in Orlando gehört dem Ehepaar Naomi und Stan Loomis, die beide vom Fach sind und im Jahr 2002 mit ihrem Betrieb einen Jahresumsatz von 500.000 Dollar auf die Beine gestellt hatten. Das Geschäft schwoll im vergangenen Jahr auf 35 Millionen Dollar an. Das Paar wurde in Handschellen aus ihrem Laden abgeführt.

Neuer Versteigerungsrekord bei Baseballkarten: 2,35 Millionen Dollar

Die teuerste Sammelkarte der Sportgeschichte hat erneut ihre Besitzer gewechselt und dabei den erstaunlichen Preis von 2,35 Millionen Dollar erzielt. Über den neuen Eigentümer aus Kalifornien hüllen sich die Auktionäre in Schweigen. meldet Associated Press (via yahoo) Die Karte mit dem Konterfei von Honus Wagner, Shortstop der Pittsburgh Pirates, aus dem Jahr 1909, gehörte einst Wayne Gretzky und einem Geschäftspartner, die dafür Anfang der neunziger Jahre die damals schon stattliche Summe von 451.000 Dollar aufgewendet hatten. Das fragliche Exemplar ist eines von noch existierenden 60, die damals von einer Tabakfirma herausgebracht worden war, die sie in Zigarettenpackungen als Werbemaßnahme wegschenkte. Baseballkarten und ihr Sammelwert beschäftigen vor allem junge Amerikaner seit Generation. Viele kaufen jahrelang alles auf, was aktuell auf den Markt kommt, parken es im Keller oder auf dem Dachboden und hoffen darauf ähnlich wie junge Briefmarkensammler, dass sie eines Tages einen Schnitt machen können. Weil die Leidenschaft für die Karten sich mit der Leidenschaft für das Baseballspiel verbindet, sind sie Teil einer ausgeprägt nostalgischen Beziehung vieler Amerikaner zur Geschichte der Sportart, die seit mehr als hundert Jahren professionell betrieben wird.

Wagner war einer der ersten Spieler, der in die Hall of Fame in Cooperstown berufen wurde, nachdem er 1917 nach einer erfolgreichen Karriere vom aktiven Sport zurückgetreten war.

Übrigens: die Spezialfirma Topps, die heute das Geschäft mit Baseball Cards dominiert, brachte vor dieser Saison die erste gephotoshoppte Version mit Derek Jeter heraus (angeblich ein Versehen - wer's glaubt, wird selig). Unter den Zuschauern auf den Rängen sieht man unter anderem Präsident George W. Bush und den legendären Yankees-Star Mickey Mantle. Die Karte wird inwischen bereits bei ebay versteigert. Aktueller Stand acht Stunden vor dem Ende der Auktion: 122,50 Dollar
Blick zurück: Reminiszenz an Cooperstown
Blick zurück: Eine ganze Generation von schwarzen Baseballprofis wird geehrt

Der jüngste Knall bei den SuperSonics: Eigentümer finanzieren Anti-Schwulen-Kampagne

Man kann die Basketballfans in Seattle und Umgebung eigentlich nur bedauern. Die Stadt ist in den neunziger Jahren zu einer Metropole aufgestiegen, die in vielen Bereichen Amerika wichtige Impulse gab: durch Microsoft und deren Computerideen, durch Nirvana und Pearl Jam und die anderen Musiker in der Stadt, durch Starbucks, deren Kaffee es inzwischen an jeder Ecke zu kaufen gibt. Für die SuperSonics reichte es in der gleichen Zeit allerdings nie zu mehr als Platz zwei. Denn im entscheidenden Moment waren die Chicago Bulls und Michael Jordan einfach einen Hauch besser. "Es ist sehr enttäuschend, wenn es so zu Ende geht", sagte Detlef Schrempf im Juni 1996 nach der Finalniederlage, der damals zu den Leistungsträgern der Mannschaft gehörte. "Wir waren so nahe dran."

Seitdem wurden die SuperSonics mehrfach bis auf die Karkasse völlig runderneuert. Die Eigentümer wechselten. Die Spieler wechselten. Und selbst die Tatsache, dass nun Detlef Schrempf wieder dabei ist - als Assistenztrainer - sollte niemand als sentimentale Geste auslegen. Der Leverkusener, der mit seiner deutschen Frau und zwei Kindern in Seattle seine zweite, permanente Heimat fand, kam nur deshalb an Bord, weil Coach Bob Hill angestellt wurde. Der war schon ein Fan des zurückhaltenden Blondschopfs und seiner Spielintelligenz, als beide noch bei den Indiana Pacers waren - Hill als Trainer, Schrempf auf dem Weg zum All-Star.

Tatsächlich symbolisieren die beiden auf eine tragische Weise nur eines: Intelligenz allein produziert keine Erfolge. Und ohne den ist noch jede Mannschaft in der NBA ein Zuschussgeschäft. Erst recht mit einer Halle, die, obwohl erst in den neunziger Jahren ausgebaut, nicht mehr auf dem letzten Stand all der kreativen Einnahmemöglichkeiten ist, die der amerikanische Profisport den anderen Clubeigentümern im Land bietet. Nachdem die Einwohner der Stadt mit Steuermitteln zwei anderen Teams - den Mariners im Baseball und den Seahawks im Football - unter die Arme griffen, um sie aus dem hässlichen Kingdome zu befreien, kamen natürlich auch bei den SuperSonics Begehrlichkeiten auf. Aber selbst der populäre Starbucks-Erfinder Howard Schultz vermochte in seiner Eigenschaft als Mitbesitzer die Öffentlichkeit nicht zu überzeugen. Weshalb als er und seine Partner vor kurzem den Club an eine Gruppe von wohlhabenden Investoren aus Oklahoma City verkauften, die Weichen gestellt schienen: Die Mannschaft wird wohl über kurz oder lang inmitten der Prärie landen. dort wo zur Zeit die vom Hurricane gebeutelten New Orleans Hornets ihr Biwak eingerichtet haben.

Die neuen Eigentümer haben jedoch noch nicht aufgegeben. Obwohl: Nachdem am Montag bekannt wurde, wofür sie die Millionen bisweilen verwenden, die sie in Seattle aus den Taschen der Steuerzahler herausfingern wollen, stehen die Chancen schlechter denn je. Zwei von ihnen, Tom Ward und Aubrey McClendon, sind die Finanziers einer politischen Aktionsgruppe, die einen ehemaligen Präsidentschaftskandidaten mit mehr als einer Millionen Dollar unterstützt hat, der sich selbst als einer der Sprecher der religiösen Rechten des Landes versteht. Seine jüngste Kampagne steht unter dem Banner Americans United to Preserve Marriage, ein Vehikel im aktuellen Kulturkampf gegen Homosexuelle und ihre Gleichstellung in Sachen Eheschließung. Bei diesem Thema gäbe es in Bundesstaaten wie Oklahoma, wo sich eine lautstarke Mehrheit sich in ihrem christlichen Wiedererweckungsfieber unverhohlen auf die Seite der Schwulengegner stellt, keinen Gegenwind. Im politischen Klima von Seattle, eines der politisch fortschrittlich denkenden Zentren des Landes, allerdings trifft eine solche Allianz auf einen empfindlichen Nerv. Es riecht nach Geldwäsche, bei der man politisch aufgeklärten Menschen mit fortschrittlichen Ideen und Symapthien für Schwule die Dollars abnimmt und gegen sie gerichtete Kampagnen steckt.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Demnächst mehr (via True Hoop)
Blick zurück: Wie die Wähler im November entschieden

26. Februar 2007

Kaymer weiter bester Deutscher in der Golf-Weltrangliste

Für Martin Kaymer gab es in diesem Jahr noch nichts zu feiern. Der rasante Sprung von der dritten in die erste europäische Liga innerhalb von einer Saison ist schwerer zu verkraften, als man hoffen durfte. Bei keinem der Turniere, an denen er bisher teilgenommen hat, schaffte er den Cut, der nach zwei Tagen das Feld in zwei Hälften teilt. Die einen fahren wieder nach Hause und bekommen gar nichts - kein Geld und damit auch keine Ranglistenpunkte. Die anderen dürfen zwei weitere Runden spielen und können selbst mittelmäßige erste Tage noch einigermaßen wett machen. Doch in diesen Wochen sollte der 22jährige aus Mettmann trotzdem immer mal wieder in den Weltranglisten-Computer schauen. Einfach aus Lust und Laune. Denn dort wird er seit ein paar Wochen als bester deutscher Profigolfer notiert. Zur Zeit steht Kaymer auf Platz 164, Bernhard Langer auf Platz 171. Der Stand der Dinge spiegelt die guten Resultate des letzten Sommers wieder, als der Nachwuchsprofi fleißig Punkte sammelte, die erst langsam vom Computer wieder weggefressen werden.

Vor ein paar Wochen wurde er ausgiebig in einer Geschichte auf der Seite sportARD.de beschrieben. Da hatte er zu dem immer wieder vorgebrachten Vergleich zu Langer folgendes zu sagen und klang wohl ein bisschen genervt: "Bernhard Langer ist Bernhard Langer. Er hat wirklich sehr viel für den deutschen wie auch für den internationalen Golfsport getan. Ja, und Martin Kaymer ist Martin Kaymer."
Blick zurück: Das Loblied auf den Himmelsstürmer vor ein paar Monaten

NFL will Springsteen für nächsten Super Bowl haben

Die NFL will für den nächsten Super Bowl nicht von der nach dem Janet-Jackson-Debakel eingeschlagenen Linie abweichen und unverdrossen ältere Herren für die Halbzeit-Show verpflichten. Der Kandidat Nummer eins für 2008 ist nach einer Meldung der Zeitung Variety Rockmusiker Bruce Springsteen, dessen Liveauftritte seit Jahren zum besten gehören, was es in diesem Genre gibt. Das Blatt meldete nebenbei, welchen Effekt ein Auftritt auf den Verkauf von Tonträgern hat: Prince's Alben-Umsatz stieg in der Woche nach dem Super Bowl ums Doppelte auf 31.000 Stück. Legale und bezahlte Downloads verzeichneten den gleichen Effekt: Sie kletterten von 59.000 auf 102.000 (via idolator)
Blick zurück: Prince in Miami

"Die Sportblogosphäre ist vor allem ein Bewusstseinszustand"

Was in den USA online passiert, dürfte den deutschen Entwicklungen um rund zwei Jahre voraus sein. Das gilt für Qualität genauso wie für die Quantität. Zum Thema Polit-Blogs und deren Einfluss habe ich im August aus Anlass der Vorwahlen zum Senat ein großes Stück für die FAZ geschrieben. Die Sportbloggerei wird von draußen im Vergleich dazu eher ignoriert. Aber sicher nicht mehr lange. Ein Indiz: Die Arbeit des amerikanischen Blogs the big picture ("Sports news from the outside looking out"), der sein zentrales Thema gefunden hat: Er interviewt die profiliertesten US-Sport-Blogger und stellt allen im Großen und Ganzen die gleichen Fragen. Die Herrschaften reflektieren ausführlich, je nach Standpunkt und signalisieren, wohin die Reise geht.

Die Sammlung ist inzwischen so stark angewachsen, dass es an der Zeit war, sie zu durchforsten und die informativsten Stellungnahmen zu übersetzen und in einem Post zusammenzustellen. Regelmäßige American-Arena-Leser werden sich zumindest an einen der Protagonisten erinnern: Dan Steinberg ist "Mr. Stone Mountain", der Mann, der vor ein paar Tagen seine Leser um Übersetzungshilfe bat, als er in unserem Blog zitiert wurde.

Hier die drei interssantesten Feststellungen von drei High-Profile-Bloggern.

Dan Steinberg
(30), Journalist und Blogger (D. C. Sports Bog), der vor fünf Jahren als Reporter bei der Washington Post einstieg, auf die Frage, weshalb so viele Mainstream-Media-Outlets heute Blogs haben, aber keiner - außer seinem - mit der Blogosphäre identifiziert wird:
"Für mich ist die Sportblogosphäre ... vor allem ein Bewusstseinszustand. ... Es geht darum, sich nicht zu ernst zu nehmen, andere Informationsquellen als freundliche Hilfe anzusehen und nicht als Konkurrenz, nach Gutdünken diese Informationsquellen zu nennen und ihnen den Daumen drücken, dass sie Erfolg haben, eine eigenartige Abneigung gegen ESPN und all seine Ableger zu haben, obwohl man ESPN anschaut, das ESPN-Radioprogramm anhört und das Magazin abonniert hat, sein Leben dem Internet vermachen, darauf vertrauen, dass die Erwachsenen wirklich nicht kapieren, worüber du die halbe Zeit redest."
Dan Shanoff (34), New York, hat einen Betriebwirtschaftsabschluss in Harvard gemacht und war eine Zeitlang bei espn.com (The Daily Quickie). Schreibt jetzt einen Blog auf eigene Rechnung und sieht die Bloggerei ganz konsequent von der ökonomischen Seite - Angebot und Nachfrage:
"Die gute Nachricht für junge Journalisten ist, dass es es noch nie in unserem Leben einen solchen Augenblick in den Medien gegeben hat, in denen der Bedarf von Verbrauchern so wenig befriedigt wurde. Es gibt überall Gelegenheiten, weil Medienunternehmen Ressourcen aus ihren traditionellen Plattformen abziehen und sie neue Plattformen wie Online damit füttern (wo sie auch hingehören, denn dorthin geht der Verbraucher). Das sind gute Nachrichten für junge Schreiber oder ich könnte auch sagen: "Content-Produzenten". Das neumodische Etikett kommt ohne Scham daher."
Will Leitch (31), Brooklyn, langjähriger Sportjournalist und Gründer von Deadspin, dem erfolgreichsten amerikanischen Sport-Blog, auf die Frage, was am meisten Spaß macht am Bloggen und was am meisten frustriert:
"Einige Leute werden wirklich sauer, wenn Mainstream-Medien eine ihre Geschichten nimmt und sie nicht als Quelle nennt. Aber das bringt mich nicht in Rage. Die Seite wurde mit dem Gedanken gegründet, Sport nicht so ernst zu nehmen ... Ich meine, das ist ein Blog. Er ist hoffentlich lustig und kann hoffentlich ein bisschen Licht in die Sportwelt werfen, aber du solltest nicht übertreiben. Genauso wie Sport sollte es Spaß machen."

US-Fußball: Eigentor in Sachen Zidane

Als das Umfeld der Los Angeles Galaxy und von David Beckham im Januar offiziell den Wechsel des Engländers in die amerikanische Fußballliga bestätigte, haben die Beteiligten vermutlich ein hübsches Eigentor geschossen. Die Nachricht wurde von der sagenhaften Summe gekrönt, die der Spielmacher von Real Madrid angeblich in den USA verdienen würde: 250 Millionen Dollar. Wie hoch das Gehalt tatsächlich ist, sickerte inzwischen durch. Es ist ungefähr ein Zehntel. Zu spät jedoch um die Gespräche wieder anzukurbeln, die es neulich mit Zinedine Zidane gegeben hatte. Denn der Franzose soll, als ihm ein Comeback in Major League Soccer angetragen wurde, seinen Preis mit 15 Millionen Dollar im Jahr angesetzt haben. Auch das eine exorbitante Summe für einen Spielbetrieb, der noch immer mehr Geld kostet, als er abwirft. So viel hat man weder in New York noch in Chicago übrig. Und auch nicht in Los Angeles, wo die inflationierte Beckham-Zahl voller Stolz aufgebracht worden war. Bei einer angemesseneren Nachrichtengebung hätte man Zidane sicher auch für 3 bis 4 Millionen Dollar unter Vertrag nehmen können. Und er wäre es wert gewesen. Mit 34 Jahren ist gut genug, um auf dem Niveau von MLS noch spielerisch zu glänzen. Vom Public-Relations-Effekt gar nicht zu reden (vie espn.soccernet).

Katze aus dem Sack: Alle staunen über Dice-K

Nichts ist besser als Spring Training, um Profi-Baseball aus nächster Nähe zu sehen. Die Stadien sind nicht nur kleiner. Wenn die Spieler sich auf dem Platz aufwärmen, darf man sogar die Tribünen verlassen und sich um den Batting Cage herum gruppieren. Und dann begreift man ziemlich schnell, wie schwierig das Spiel auf dem Niveau von Major League Baseball ist. Das enorme Tempo, mit dem die Bälle anfliegen. Und das Geschick, das man braucht, um die Bälle mit dieser dünnen Keule zu treffen. In Fort Myers bestaunt man dieser Tage den neuen Pitcher aus Japan: Daisuke Matsuzaka, den die Boston Red Sox verpflichtet haben und dessen Qualitäten bislang niemand richtig einschätzen konnte. Bei seinem ersten ernsthaften Auftritt im Training warf er allein beim Aufwärmen doppelt so viele Pitches wie seine verzärtelten amerikanischen Kollegen. Das wurde vermeldet. Das japanische Fernsehen war da. Das wurde vermeldet. Und dass er den Gyroball nicht warf, jenen mythischen unberechenbaren Pitch, den noch keiner gesehen hat, wurde vermeldet. Dice-K hat viel Geld gekostet und galt bislang als Katze im Sack. Jetzt nicht mehr. Manager Terry Francona, dessen Karriere als Trainer einst in Alabama in den Minor Leagues begann, blieb gelassen, als er gefragt wurde, ob er solch einen Rummel schon mal erlebt hat: "Ja, ich hatte Michael Jordan." (Via Swing and a Miss)

"Das Leben der anderen" wird sein Leben verändern


Das sagte der deutsche Filmregisseur Florian Henckel von Donnersmarck im Januar in einem Interview mit der dw-world.de, einem Ableger der Deutschen Welle, der auf Englisch publiziert:
"Of course, it is totally clear to me that it would mean a big change in my life, if I won the Oscar. Ask Volker Schlöndorff how it affected his life to win such a gigantic prize as the Oscar so early in his career, for the 1980 filming of The Tin Drum. This is really an unbelievably powerful statue."
Vor ein paar Stunden hat er das Ding gewonnen. Für einen Film, der es wert ist: "Das Leben der anderen".

25. Februar 2007

Klein, aber fein: Der Fanny-Effekt

Als Fanny Sunesson noch zusammen mit Nick Faldo über die Golfplätze der Welt trottete, war sie trotz ihres eher kleinen Wuchses eine der auffälligsten Figuren in einer Sportart, die aus Tradition besonders langsam ist, irgendwelche Veränderungen zu akzeptieren. Sie schien nicht nur - als Frau - wie die Abgesandte von einem anderen Planeten. Sie verdiente mehr als ihre Kollegen. Mehr sogar als damals die meisten Profi-Golferinnen auf der LPGA-Tour. Die BBC schätzte später ihre Einnahmen aus der Jahren mit dem extrem schwierigen, aber extrem erfolgreichen Engländer auf knapp 2 Millionen Euro. Die Schwedin fand zwar danach keinen Majors-Gewinner mehr für ihre Dienste (es kam zwischendurch noch mal zu einer zweijährigen Zusammenarbeit mit Faldo), aber eine Reihe von anderen Spielern, die mit ihrer Hilfe gute Resultate einfuhren: der junge Sergio Garcia, der soignierte Herr Fred Funk, der kaum größer als sie ist, der Zwei-Richtungs-Putter Notah Begay in seiner erfolgreichen Phase und dann - auf Free-lance-Basis - Michelle Wie, Ian Poulter, Mark Hensby und Zach Johnson. Mit Hensby trat sie im letzten Frühjahr unter anderem in Augusta an - in einem dieser klassischen weißen Masters-Overalls, in denen die Caddies wie Anstreicher aussehen.

Zwischendurch schien die 38jährige genug zu haben: genug Geld auf der Bank, genug von den Launen ihrer Chefs und genug vom ständigen Reisen. Aber irgendwann liess sie sich wieder bitten. Ihr jüngster Job ist wieder extrem lukrativ: Sie trägt den Bag ihres Landsmanns Henrik Stenson, der Anfang Februar an seinem Wohnsitz Dubai zum ersten Mal in der neuen Saison ein Turnier gewann. Das zählte für die Order of Merit in Europa und die Weltrangliste. Stenson produzierte am Sonntag seinen bisher größten Zahltag: Beim Matchplay-Turnier auf dem von Wüste und Kakteen eingerahmten Dove Mountain's Gallery Golf Club außerhalb von Tucson/Arizona schlug der 30jährige Schwede im 36-Löcher-Finale Vorjahressieger Geoff Ogilvy mit 2&1 auf dem 35. Grün und verdiente 1,35 Millionen Dollar. Zehn Prozent davon gehen in die Tasche von Fanny. Stenson hatte in Dubai bereits angedeutet, wie er froh über die neue Hilfe an seiner Seite ist: "Sie gehört zu den erfahrensten und besten. Ich habe das sichere Gefühl, dass sie mir die beste Information gibt, die ich erhalten kann."

Dirk und seine Fast-Nacht: Gut für das Rennen um den MVP

Ganz nah dran an einem hübschen Karriere-Souvenir: Dirk Nowitzki fehlten am Samstagabend beim Sieg der Dallas Mavericks über die Denver Nuggets nur zwei Assists zu seinem ersten Triple Double. Die Bilanz des Abends: 31 Punkte, elf Rebounds und acht Assists. Der Triple Double - zweistellige Ergebnisse (Double) in drei (Triple) statistischen Kategorien - gehört zu den Sahnestückchen der NBA-Statistiken, weil er dokumentiert, wie involviert und vielseitig ein Spieler in einem Match war. Unter den derzeitigen Profis ragt einer besonders heraus: Jason Kidd (New Jersey Nets). Er rangiert inzwischen mit derzeit 84 in der ewigen Bestenliste hinter Oscar Robinson (181) und Magic Johnson (138) auf dem dritten Platz. Hinter ihm liegen Wilt Chamberlain (78) und Larry Bird (59). Die Liste zeigt, dass die Nowitzki-Vergleiche mit Bird zumindest in einem Bereich hinken: Bird war ein herausragender Vorlagengeber und an manchen Abenden der Aufbauspieler der Boston Celtics und ihr wichtigster Vollstrecker.

Nowitzki hatte nicht viel zum Thema zu sagen (
"Ich komme immer wieder nahe dran, aber ich habe es noch nicht geschafft") Aber das braucht er auch nicht. Tatsächlich bringen ihm bereits die Meldungen darüber, dass er es beinahe gepackt hatte, hinreichend Publizität: Associated Press stieg mit der Information über die Fast-Nacht in den Spielbericht ein und half dem Würzburger so in seiner leisen Kampagne für die Prestigeauszeichnung "MVP".

24. Februar 2007

Stadt, Land, Sieg - Wo die meisten Meister herkommen

Das ist die richtige Arbeit für den Praktikanten, der irgendwann mal die fetzigen Artikel über nordamerikanischen Sport schreiben will: Stell mal eine Liste zusammen, die zeigt, welche Stadt in den USA und Kanada die meisten Profi-Titel in den vier bedeutendeten Mannschaftssportarten Baseball, Football, Eishockey und Basketball gewonnen hat. Natürlich hat dann jemand anderer die schlauen Kommentare geschrieben, die vorneweg gestellt wurden. Vergessen wurde, dem Leser zu erklären, wie Washington und Baltimore in einen Topf geraten konnten. Die Tatsache, dass die beiden Städte relativ nahe beieinander liegen und sich zwischendrin einen Flughafen teilen, sollte eigentlich nicht genügen. Oder San Francisco und Oakland und San Jose als eine geographische Einheit? Das sehen vielleicht die Leute aus der Ferne so. Aber ganz bestimmt nicht die locals. Aber ehe wir einen Praktikanten bei American Arena einstellen, um das alles noch genauer auseinanderzutüfteln, kopieren wir lieber die ganze Liste und sagen, wo wir sie gefunden haben: auf Fox Sports.

Die riesige Zahl für New York basiert vor allem auf der Dominanz der New York Yankees im Verlauf unterschiedlicher historischer Phasen. Die Liste basiert auf folgenden Daten: Baseball World Series seit 1903, Eishockey Stanley-Cup seit 1917, NFL Super Bowl seit 1967 und NBA-Meisterschaften seit 1946. Sie ist dadurch natürlich noch schräger, als sie ohnehin schon wäre. Denn die National Football League hatte schon vor dem ersten Super Bowl Meistermannschaften. Beschwerden bitte an Fox-Leute.

Stadt
World Series
Stanley-Cups
NFL Titel
NBA Titel
Titel insgesamt
New York Yankees: 26
Giants: 5
Mets: 2
Dodgers: 1
Rangers: 5
Islanders: 3
Devils: 3
Giants: 2
Jets: 1
Knicks: 2 51
Boston Red Sox: 6
Braves: 1
Bruins: 5 Patriots: 3 Celtics: 16 31
Montreal Expos: 0 Canadiens: 24
Maroons: 2
N/A N/A 26
Los Angeles/
Anaheim
Dodgers: 5
Angels: 1
Ducks: 0
Kings: 0
Raiders: 1 Lakers: 9 20
Detroit Tigers: 4 Red Wings: 10 Lions: 0 Pistons: 3 17
Toronto Blue Jays: 2 Maple Leafs: 13 N/A Raptors: 0 15
Chicago White Sox: 3
Cubs: 2
Blackhawks: 3 Bears: 1 Bulls: 6 13
San Francisco
Bay Area
Athletics: 4
Giants: 0
Sharks: 0 49ers: 5
Raiders: 2
Warriors: 1 12
Philadelphia Athletics: 5
Phillies: 1
Flyers: 2 Eagles: 0 76ers: 2
Warriors: 2
12
Pittsburgh Pirates: 5 Penguins: 2 Steelers: 5 N/A 12
St. Louis Cardinals: 10 Blues: 0 Rams: 1 Hawks: 1 12
Baltimore/
Washington
Orioles: 3
Senators: 1
Capitals: 0 Redskins: 3
Ravens: 1
Colts: 1
Balt. Bullets: 1
Wash. Bullets: 1
11

Basso-Premiere bei Discovery Channel im Schatten von Leipheimer

Foto: flickr/creativecommons/Jeff Archer

Die Tour of California geht am Sonntag zu Ende. Und zwar programm- und standesgemäß. Der Amerikaner Levi Leipheimer, der im letzten Jahr für Gerolsteiner fuhr und nun bei Discovery Channel unter Vertrag steht, liegt vorne und sollte das einwöchige Etappenrennen gewinnen. Die New York Times meldet, das der Wettbewerb, der mit einem Zeitfahren in San Francisco begann und nach Long Beach außerhalb von Los Angeles führt, mehr als eine Million Zuschauer angelockt hat. Offensichtlich hat sich in Kalifornien der Rennrad-Virus enorm verbreitet, eine Folge der Erfolge von Lance Armstrong in Frankreich. Armstrong ist am Discovery-Channel- Verwicklungen in den noch immer ungeklärten spanischen Dopingskandal umstritten. Obwohl er von den Aufsichtsgremien in Italien einen Persilschein erhielt. Er gilt seit Jahren als guter Freund von Armstrong.Team beteiligt und muss demnächst wieder nach einem neuen Sponsor suchen. Der Fernsehsender hat seinen Abschied vom Radsport bereits angekündigt. Vorher will das Team mit dem Italiener Ivan Basso bei der Tour de France und dem Giro d'Italia möglichst viel Eindruck schinden und Geld einspielen.

Das Rennen wurde von einem Mini-Skandal eingeläutet: Hauptsponsor Amgen, der Hersteller des Dopingmittels EPO fand heraus, dass das während der Erstauflage des Rennens vor einem Jahr nicht auf EPO getestet wurde. Man setzte die Veranstalter unter Druck: "Wir haben klar gemacht, dass Amgen nur dann weiter mitmacht, wenn das Rennen sauber ist und auf EPO getestet wird", sagte eine Firmensprecherin. "Wenn jemand bei dieser Veranstaltung EPO nimmt, wollen wir es wissen."

Das ist wohl das Mindeste. Der zusätzliche Test sorgt zwar für eine Verdopplung des Postens "Laborkosten" - von rund 10 000 auf 20 000 Dollar. Aber er ist immer noch minimal im Vergleich zu dem, was an Preisgeldern an die Fahrer ausgeschüttet wird: mehr als 150 000 Dollar.
Blick zurück: Mehr zur Basso-Verpflichtung

Marco Sturm unterschreibt in Boston

Der deutsche Eishockey-Nationalspieler Marco Sturm hat in Boston einen neuen Vertrag über vier Jahre und insgesamt 14 Millionen Dollar unterschrieben. Das hat am Mittag (Ortszeit) die kanadische Presseagentur Canadian Press gemeldet. Der Angriffsspieler aus Dingolfing, der im November bei einem Spielertausch von den San Jose Sharks zu den Bruins gewechselt war, hatte schon in den letzten Tagen angedeutet, dass er sich an der Ostküste sportlich und privat wohl fühlt und bleiben wollte. Allerdings wurde über die Vereinbarung bislang nicht bekannt, ob sie eine Klausel enthält, wonach Sturm für den Fall eines neuerlichen Trades ein Mitspracherecht hat. Viele erfahrene Spieler in der NHL, denen daran liegt, nicht wie ein Sack Kartoffeln achtlos durch die Ligalandschaft geschleudert zu werden, bedingen sich solche Konditionen ausdrücklich aus. Falls Sturm auf diese Bedingung verzichtet hat, könnte er selbstverständlich jeder Zeit von den Bruins an ein anderes Team abgegeben werden (sogar noch in der kommenden Woche, ehe die offizielle Frist abläuft. Der einzige Unterschied: Das Geld, das er mit Boston ausgehandelt hat, ist ihm sicher. Egal, wo er landet.
Blick zurück: Sturm und Bruins signalisieren Unterschriftsreife

Baseball: Warum es Sosa immer so sah

Baseballkundige werden sich an den Namen Sammy Sosa erinnern. Die meisten, weil er in einem Wettstreit um die meisten Home Runs anno 1998 mit Mark McGwire ganz knapp das Nachsehen hatte. Die wenigsten, weil ihm Sports-Illustrated-Kolumnist Rick Reilly im Jahr 2002 in einem Gespräch in der Umkleidekabine von Wrigley Field in Chicago die Frage vorlegte: Was dagegen spräche, wenn der Athlet nach dem Interview zu einem Labor ein paar Minuten entfernt fahren würde und eine Probe seines Urins abgeben. "Du zeigst allen, dass du sauber bist. Es zeigt den Fans, dass all diese riesigen Zahlen, die du hinbekommst, echt sind." Die Herausforderung war simpel und brachte die ganze Bigotterie rund um die Anabolika-Epidemie unter den Spielern von Major League Baseball auf den Punkt. Denn Sosa hatte großmütig verkündet, er würde sich testen lassen, wenn ihm das jemand offerieren würde. Und er wäre "der erste in der Schlange", wenn die Liga die Athleten zur Urinprobe bitten würde.

Nicht an dem Abend. Da spielte Sosa die verfolgte Unschuld mit der Perfektion eines Juristen. Das ging damals noch: So tun, als sei der Journalist das Schwein, weil er auch nur die Courage hatte, das Thema aufzuwerfen. Und als sei er als Muskelpaket von Michelin-Mann-Dimensionen der Öffentlichkeit gar nichts schuldig, sondern dürfe unbeschwert selbige Öffentlichkeit vergackeiern und sich von angesehenen Magazinen wie Sports Illustrated zusammen mit anderen Anabolika-Konsumenten ungestraft zum "Sportler des Jahres" ausrufen lassen (sieh Bild).

Sosa war neulich eine ganze Saison lang abgängig. Vor ein paar Tagen tauchte er im Trainingslager der Texas Rangers wieder auf. Ein Mensch, der deutlich weniger wiegt und sich noch immer herausredet, wenn sich jemand traut, die Frage auf das Thema Anabolika zu lenken. "Ich muss niemanden überzeugen", sagte er am Freitag. "Ich weiss, wer ich bin. Ich bin gut für dieses Spiel gewesen. Ich werde auch weiterhin hervorragend für dieses Spiel sein."

Wie bitte? Derselbe Sammy Sosa, der vor zwei Jahren wie ein hilfloser Junge vor dem ermittelnden Ausschuss des Kongresses saß, wo der der ganze Dopingzauber mit der Macht von Zwangsvorladungen und Aussagen unter Eid auf seinen Kern reduziert wurde? Ja, derselbe: "Ich will nicht darüber reden", sagt Sammy Sosa, der inzwischen 38 Jahre alt ist. "Lass uns über Baseball reden." Das wollte er schon immer am liebsten. Über die Hilfsmittel, mit denen man sich zu einem Home-Run-Hitter aufpumpt, natürlich nicht.

Beckhams wahres Gehalt in Los Angeles: 27,5 Millionen Dollar

Nachdem sich Associated Press die Mühe gemacht hat, mal mit ein paar Leuten zu reden, die den neuen Vertrag von David Beckham mit den Los Angeles Galaxy etwas besser kennen, entsteht das Bild von einem jämmerlich zusammengefallenen Soufflé. 27,5 Millionen Dollar ist demnach das Gehalt, das Becks für seine fußballerischen Leistungen in Kalifornien in den nächsten fünf Jahren bekommen wird. Ein Bruchteil der ursprünglich in die Welt gesetzten 250 Millionen. Dass irgendetwas an diesem Monsterbetrag nicht stimmen konnte, war von Anfang an klar. Es handelt sich um eine Best-Case-Scenario-Hochrechnung, für die der Engländer seine ihm gehörenden Namens- und Vermarktungsrechte einbringen musste. Dafür wird er mit Prozentanteilen von zukünftigen Verträgen entlohnt wird. Garantien gab es keine. Trotzdem wird Beckham nicht schlecht abschneiden. Galaxy hat bereits 5000 Jahreskarten verkauft und verhandelt über eine stattliche Summe bei der Trikotwerbung. Eine Einnnahme, an der Beckham ebenfalls beteiligt sein wird.
Blick zurück: Potenzielle Trikotsponsoren bieten reichlich
Blick zurück: Die offizielle Mitteilung: Becks wechselt nach Los Angeles
Blick zurück: Wirklich unvergesslich - das Beckham-Interview von Ali G.

Golferlatein aus HH: Wenn Woods beim Putten patzt

Der Australier Nick O'Hern, ein stoisch und verschlossen wirkender Mann mit einem ellenlangen Putter in der Tasche, der ihn noch älter aussehen lässt, als er ist, hat am Freitagabend einen richtigen Crowded-House-Augenblick gehabt. Oder besser: Sein Caddie hatte den - am Rand des ersten Playoff-Grüns beim Matchplay-Turnier in Marana außerhalb von Tucson/Arizona. Der Linkshänder hatte gerade zum Par eingelocht und wartete darauf, dass sein Gegner Tiger Woods einen rund einen Meter langen Birdie-Putt verwandelte. Da drückte ihm sein Caddie zu seiner Überraschung den blank geputzten Ball in die Hand, so als ob er sagen wollte: "Don't dream it's over, das Spiel geht weiter". O'Hern reagierte überrascht: "Mann, solche verpatzt er nicht." Aber da hatte Tiger Woods auch schon das scheinbar Unmögliche vollbracht. Sein Putt rollte am Loch vorbei. Und so marschierten die beiden zum zweiten Loch des Stechens, das der Amerikaner mit einem Bogey verlor. So spielt O'Hern heute gegen den Schweden Henrik Stenson in der Runde der letzten acht, und Tiger Woods, dem die amerikanischen Medien eine kuriose Siegesserie angedichtet hatten, flog vorzeitig nach Florida.

Zu dieser sogenannten Serie wäre viel zu sagen. Das haben die australischen Golfjournalisten nach dieser Niederlage denn auch besonders gerne und mit ausgiebiger Häme getan. Denn tatsächlich hatte der Weltranglistenerste zwischendurch auch mal Turniere nicht gewonnen, an denen er teilgenommen hatte. Turniere, die unter anderem so bedeutend sind, dass man bei ihnen Punkte für die Rangliste ausschüttet. Aber bis zum dpa-Schreibtisch in Hamburg hatte sich das noch nicht herumgesprochen. Denn die Agentur meldete heute morgen unverdrossen: "Die Siegesserie von Golf-Star Tiger Woods ist durch eine seltene Nachlässigkeit des Weltranglistenersten gerissen." Der Verfasser der Nachricht hatte sich ganz offensichtlich beim Quellenstudium nicht viel Mühe gegeben. Was man schon daran erkennen kann, wie diese "seltene Nachlässigkeit" im Text beschrieben wird: "Beim entscheidenden Putt zum möglichen Sieg ... verpasste Woods den Ball." Für all jene, die mit Golf nicht besonders vertraut sind: Eine solche Darstellung würde implizieren, dass der sonst so unfehlbare Woods den Ball nicht getroffen hatte. Das gibt es durchaus. Und die Golfregel ist in einem solchen Fall auch klar und eindeutig: auch ein fehlgeschlagener Schwung wird als Schlag gerechnet.

Aber das war überhaupt nicht passiert. Der Amerikaner traf den Ball, bloß rollte der nach Darstellung von Tiger Woods über den linken Rand eines nicht ordentlich ausgebesserten Abdrucks, den der Ball eines anderen Flights hinterlassen hatte. Die Unebenheit veränderte die Rollrichtung. Woods ärgerte sich, dass er Ungleichmäßigkeit nicht vorher erkannt und mit seiner Pitchgabel ausgebessert hatte: "Das war eine sehr einfache Sache. Aber ich habe dem einfach keine Beachtung geschenkt."

Aber weiter mit dpa und dem Mythos von der Siegesserie: "Woods scheiterte damit auch bei dem Versuch, den Rekord des legendären Byron Nelson zu brechen, dem vor über sechzig Jahren elf Siege nacheinander gelungen waren." Und dann weiter mit einem Blick auf diese Seite von Golfinvestors.com, die die letzten Resultate von Woods schön übersichtlich aufgereiht. Na? Was sehen wir da seit den British Open? Einen neunten Platz bei der World Matchplay Championship in Wentworth. Zwei zweite Plätze im November, einen dritten Platz vor ein paar Wochen in Dubai. Von welcher Serie ist da eigentlich die Rede? Das sagt die Meldung nicht. Was damit gemeint ist, darf man sich in den USA aus anderen Quellen zusammenpuzzeln. Dort, wo diese Serie erfunden wurde. Sie bezieht sich auf die interessante , von Hand gedrechselte Super-Sonder-Kategorie: von der US-PGA-Tour als relevant sanktionierte Turniere. Alles klar? Die anderen Turniere, an denen ein Tiger Woods teilnimmt und bei denen er nicht gewinnt, zählen nicht. Selektives Seriensyndrom nennt man diese Krankheit. Verursacht von Statistik-Heiopeis, die zuviel von den Klebstoffen einatmen, mit denen sie ihre ausufernden Lose-Blatt-Sammlungen zusammenhalten. Verbreitet von Dampfplauderern an den TV-Mikrophonen, die ihre Zuschauer mit solchen hübsch verzerrten Informationen an die Bildschirme locken. Und aufgeschnappt und weitergereicht von Nachrichtenagenturen, die es besser wissen könnten, aber sich nicht die Mühe machen, es zu recherchieren oder in Frage zu stellen.

Was den "legendären Byron Nelson" angeht: Schwer zu sagen, ob über den schon jemals bei dpa eine Geschichte gelaufen ist. Falls ja, dann stand hoffentlich folgendes drin: Die Serie von Nelson aus dem Jahr 1945 hat den Ruch des Geschönten. Die USA waren nach der Kapitulation Deutschlands im Mai bis in den Spätsommer mit dem Krieg gegen Japan beschäftigt. Nelson war ausgemustert worden, weil man bei ihm eine Bluterkrankung festgestellt hatte. Andere Profigolfer hatten nicht so viel Glück. Da wäre zum Beispiel die Geschichte von Lloyd Mangrum zu erwähnen, der 1946 die US Open gewann, nachdem im Krieg aktiv an der Landung in der Normandie und bei den Kämpfen um Bastogne teilgenommen hatte, zweimal verwundet und mehrfach dekoriert wurde. Diesem Gegner zollte selbst Nelson später Respekt: "Jedes Mal, wenn du ihn geschlagen hast, wusstest du, dass du gut gespielt hast." Wie praktisch, dass ihm bei der Serie von 1945 ein Mangrum nicht im Weg stand. Der Texaner ist heute so gut wie vergessen (nicht bei den Experten, die dafür sorgten, dass er in die Hall of Fame aufgenommen wurde), aber bei den Leuten, die dieser Tage mal schnell eine Meldung über Tiger Woods zusammenzimmern.

Die Konsequenzen einer fehlerhaften Meldung - das geht dann gleich ab wie bei der stillen Post:
Sport Bild: "Blackout kostet Tiger Woods den Sieg"
golfmagazin.de: "Blackout kostet Tiger Woods den Sieg"
Bild Online: "Siegesserie von Tiger Woods gerissen"
Sport1.de: "Bittere Niederlage für Woods"

23. Februar 2007

Crowded House: "Don't Dream It's Over"


Vor etwas mehr als zehn Jahren, am 24. November 1996, hat die aus Neuseeland stammende Band Crowded House bei einem Benefizkonzert vor der Oper von Sydney zum letzten Mal live gespielt. Vor mehr als 120.000 Zuschauern. Die Gruppe repräsentiert den ebenso tragischen Gegenentwurf zum One-Hit-Wonder-Phänomen: Musiker, die trotz allen Talents zum Songs schreiben nie ganz ihr Potenzial ausschöpfen, weil andere Dinge die Entwicklung stören: die Gruppendynamik intern, das Gelaber der A&R-Leute von der Plattenfirma, die visuelle Ausstrahlung im teuren Musikvideo und das Interesse der Stückeschreiber selbst an einer komplexeren musikalischen Struktur, die die populären Genres der jeweiligen Zeit ignorieren. Um es dennoch zu schaffen, muss man wahrscheinlich ehrgeiziger sein und manischer als Bandleader und Sänger Neil Finn das ist. Und man darf sich nicht vom Erfolg in der Heimatbasis (in diesem Fall war es Australien) beeinflussen lassen. Oder man zieht irgendwann eine weiße Fahne hoch und arbeitet im Hintergrund weiter, teilweise auch mit anderen hungrigeren Künstlern, die einst von Finn beeinflusst wurden. Dazu gehören unter anderem Sheryl Crow und Shawn Colvin und den Dixie Chicks.

Dieses Video gehört übrigens zu den technisch besten, die es in der Musiksparte auf YouTube gibt. Die akustische Qualität kann man nur mit Kopfhörer voll ausschöpfen.

Sturm: Boston hat ein gutes Angebot gemacht

Irgendwo in der Region von 3 Millionen Dollar pro Jahr und drei Jahre Laufzeit liegt der neue Vertrag, den die Boston Bruins dem deutschen Nationalspieler Marco Sturm angeboten haben. Der ließ am Donnerstag gegenüber dem Boston Herald durchblicken, dass er dazu neigt, die auf dem Tisch liegende Offerte anzunehmen: "Die haben mir schließlich das angeboten, was ich wollte," sagte er. Aber er wolle alles noch einmal mit seiner Famlie durchsprechen und sich dann entscheiden. Nach dem Tausch, der ihn vor einem Jahr ohne seinen Einfluss aus San Jose in Kalifornien nach Boston katapultierte, fand er Stück für Stuck heraus, dass es sich an der Ostküste gar nicht so schlecht lebt. Abgesehen von der Mannschaft ("Es gibt großartige Jungs hier und das Team hat etwas Spezielles") dürfte auch die relative Nähe zu Deutschland eine Rolle spielen (nur sechs Stunden Zeitunterschied, da kann man viel leichter Telefonkontakt halten als von Kalifornien mit seinen neun Stunden Zeitunterschied). Dazu kommt, dass Westküstenteams aufgrund der enormen Entfernungen zu anderen Spielorten mehr als 20 Tage länger in einer Saison unterwegs sind als Ostküsten-Teams, die bei mehr als der Hälfte der Auswärtsspiele innerhalb eines Flugradiuses von einer Stunde bleiben und von solchen Trips jede Nacht wieder nach Hause fliegen.
Blick zurück: Marco Sturm - einen Tag zuvor sah alles noch so ungewiss aus

Pippens Comeback: Der Mann ist so was von pleite

Was macht ein alternder Profisportler, wenn all die Geschäfte nach dem Karrierende in einer tiefdunklen Ecke im Keller enden? Er bemüht sich um ein Comeback. Henry Maske wird nachgesagt, dass das sein Hauptmotiv sei (da war etwas mit Immobiloien und Verlusten, heißt es). Am 31. März ist Kassensturz gegen Virgil Hill. Scottie Pippen braucht ebenfalls Geld. Viel Geld, wie die Chicago Sun-Times heute meldet. Der 41jährige schuldet einem Finanzinstitut 5,021 Millionen Dollar aus einem Streit, der auf jene Zeit zurückgeht, als dem ehemaligen NBA-Profi sein eigenes Privatflugzeug gehörte, eine Grumman Gulfstream II. Das hat ein Gericht noch einmal bestätigt. Aber das ist nicht alles. Die Zeitung rechnete hoch, dass Pippen etwa 27 Millionen Dollar verloren hat, weil er miserable Berater hatte. Als er 2005 mit Hilfe einer Klage zumindest einen Teil dieser Verluste wieder hereinholen wollte, verlor er den Prozess. Pippen war schon immer vergleichsweise schlechter dran als sein hervorragend entlohnter Nebenmann Michael Jordan. Aber nicht ohne eigene Schuld. Bei dem ersten langfristigen Vertrag mit den Bulls nahm er auch deshalb Abschläge in Kauf, weil ihm die Arbeitsplatzssicherheit vorging. Später, ohne Jordan, fiel er in Chicago meistens als Schmoll- und Mecker-Miesepeter auf. Auch das war keine gute Voraussetzung, um lukrative Abschlüsse hinzubekommen. Das Resultat all dessen ist trotzdem ungerecht. Pippen gehört zu den besten 50 NBA-Spielern aller Zeiten.
Blick zurück: Pippen kündigt sein Interesse an einer Rückkehr in die NBA an

Willkommen in WAG's World: Coleen scheibt ein Buch

Das Image-Aufbauprogramm für Wayne Rooney wäre eigentlich ein leichtes für einen mittelmäßigen PR-Berater, wenn der Bursche auf dem Platz und abseits vom Spielfeld auch nur ein bisschen mehr Charme entfalten würde. Der Junge kann nämlich wirklich mit dem Ball umgehen. Aber irgendetwas kommt immer dazwischen. Wie 2004, als er zugab, als Sechzehnjähriger Massageinstitute und Prostituierte frequentiert zu haben. Oder bei der WM in Deutschland im letzten Jahr, als mal wieder die Sicherung rausflog. Aber zum Glück hat er eine 20jährige Verlobte, die die menschliche Seite des ManU-Manns richtig warmherzig und hübsch auftischen kann. Und zwar gleich in Buchform, damit es sich auch finanziell lohnt. Coleen McLoughlin ist die Autorin eines Werks mit dem Titel Welcome to My World, das im März in Großbritannien erscheinen wird.

Der Blog Kickette weiß mehr. Darunter auch solch pikante Details über die damals schwer angeknackste Coleen, die bereits ein Verhältnis zu Rooney hatte, aber noch kein intimes. Inzwischen hat er ihr die Ehe versprochen. Im Auto sitzend. In einer Tankstelle. Wie romantisch.

Wikipedia berichtet übrigens Gigantisches über den Geschäftserfolg von Ms. McLoughlin, die in Liverpool aufwuchs und Rooney das erste Mal über den Weg lief, als sie zwölf war: Danach wird sie auf ein Vermögen von über 3 Millionen Pfund eingeschätzt, die sie sich mit Hilfe von lukrativen Verträgen verdient hat. Ihre Trainings-DVD Coleen McLoughlin's Brand New Body Workout läuft wie geschmiert. Sie ist das Gesicht einer Werbekampagne für eine Supermarktkette. Und auf dem Weg zur Über-WAG (wives and girlfriends). Victoria Beckham wird sich anstrengen müssen hier in den USA, um den Platz an der Sonne nicht zu verlieren (via deadspin und The Offside)

Nachtrag am 24. Februar: Ein hübscher Bericht aus der Abteilung "Wer WAGt, gewinnt". Der Rund-Blog erzählt ausführlich die Detektivgeschichte über das hübsche Kind, das sich während der WM als angebliche Ronaldinho-Geliebte ins Gespräch bringen konnte und von der englischen Sun und der deutschen Bild darin kräftig unterstützt wurde. Vorher war sie ein niemand. Jetzt ist sie zumindest eine bekannte Nummer (via indirekter-freistoss.de)

Die weisen Worte des Mr. Stone Mountain

Die Washington Post ist nicht nur eine der besten Zeitungen der Welt. Sie produziert die mutmaßlich beste Online-Ausgabe aller amerikanischen Blätter und hat mit Dan Steinberg einen Blogger ins tägliche Sportrepertoire integriert, der der Prototyp für eine neue Art von hellwachem humorvollem Reporter-Kommentator-Insider ist, ohne den eine gut gemachte Metropolen-Publikation in der Zukunft nicht mehr auskommen wird. Warum? Trotz ihrer Reputation lebt die Zeitung hauptsächlich von Lesern in Washington D. C. und den umliegenden Vorstädten. Die interessieren sich zu erst einmal für die Nachrichten mit lokalem Bezug. Für die Wizards und Redskins. Für Gilbert Arenas und Dan Snyder.

Steinbergs Blog nennt sich D.C. Sports Bog. Kein Tippfehler, sondern ein Wortspiel. Das Wort Bog bedeutet Moor, Morast und Sumpf, wird aber auch benutzt, um eingedeichte Flächen für den Anbau der Cranberry zu bezeichnen, die zur Ernte unter Wasser gesetzt werden. Die Cranberry ist Amerikas klassische Beerenfrucht, die beim Thanksgiving-Truthahn-Essen als Geschmacksverstärker einfach dazu gehört.

Gestern und heute tauchte im D. C. Sports Bog auch American Arena auf. Eine Premiere. Denn die meisten amerikanischen News-Outlets und Blogs machen sich nicht die Mühe, über den Tellerrand der englischsprachigen Medienwelt zu schauen. Steinberg hingegen war über ein Link zu einem seiner Beiträge gestolpert und neugierig geworden: Er bat seine Leser, ihm bei der Übersetzung dieses Beitrags zu helfen, in dem er ausgiebig zitiert worden war. Gesagt, getan. Sein Beitrag von heute gab seinen Lesern etwas zum Lachen (und zum Knobeln). Denn einer hatte eine Babelfish-Übersetzung eingereicht, die einmal mehr bewies, dass die Software nicht mal als Krücke taugt, um sich den Inhalt eines fremdsprachigen Textes zu erschließen. So wurde aus Sports Bog "Sports Bent" (bog: Präteritum von biegen). Aus dem Namen der Zeitung wurde Washington Post Office. Der Knüller war die neue Version des Namens Steinberg: stone mountain. Das hat auch Mr. Stone Mountain sehr erheitert. Ganz nebenbei empfahl er all seinen deutschsprachigen Lesern, sich mal American Arena anzuschauen. Wir danken für so viel Vertrauen.

Rückennummern haben es in sich: "3 mal 3 ist 6"

Gefühlte hundert Jahre waren Rückennummern kein wirkliches Thema im Fußball. Zuerst, weil es jahrezehntelang keine gab. Dann weil man sich mit elf begnügte. Und die wurden in der Regel anhand der Positionen auf dem Spielfeld verteilt. Bei Weltmeisterschaften war die Auswahl größer. Aber vor den Holländern 1974 hat keiner groß an dem herkömmlichen Verteilungschlüssel herumgebastelt. Irgendwann hat man nach amerikanischem Vorbild die Schleusen geöffnet. Und so gibt es jetzt auf einmal in Verbindung mit den Zahlen kleine Geschichten zu erzählen. Wir haben ein paar aus der letzten Zeit herausgefischt, die in der deutschen Blogosphäre aufgetaucht sind. Ob sie immer stimmen? Wer weiß? Beim ersten Zitat ist klar, dass der Autor irgendetwas geträumt haben muss. Beckenbauer trug die 4 (in der deutschen Nationalmannschaft 1966 und 1970), die 5 (mit der man ihn immer identifiziert), die 6 (bei Cosmos New York), die 12 (als er nach seiner Rückkehr aus den USA zum HSV und als Auswechselspieler anfing). Aber die 8?

P.S. Zwischen den erwähnten Zahlen ist noch viel Platz. Wer seine eigenen Reminiszenzen beisteuern möchte, solltge das bitte gerne tun. Auch dafür sind die Kommentare da.

"1978, Argentinienbilder gesammelt, Album komplett
1979 ich bekomme eine Rückennummer 8 geschenkt, so wie Beckenbauer sie immer trug"
Schmalz und Marmelade

"Erstmals vergibt die SpVgg Greuther Fürth die Nummer 12 nicht mehr an einen Spieler, sondern an seine Fans. In diesem Zusammenhang startet der Verein die folgende Aktion: Jeder Fan, der ab sofort ein Trikot kauft, kann es ohne Aufpreis mit der Nummer 12 und einem Wunschnamen (keine Spielernamen) beflocken lassen."
www.greuther-fuerth.de

"Es gibt 17 Fußballregeln. Und auch die Spieler mit der Rückennummer 17 haben schon öfters bei dieser WM getroffen. Und in der 17. Minute fielen auch Tore."
Rommel's Blog 2.0

"Die Ziffer 20 auf beiden vorderen Türen erinnert an einen der legen­därsten Stürmer der Squadra Azzurra: Paolo Rossi. Mit der Rückennummer 20 war er Torschützenkönig der Weltmeisterelf 1982, zudem erzielte er in 48 Länderspielen genau 20 Treffer."
Autohaus Wittig

"Vielleicht ist es bekannt, dass Zickler früher zu meinen Lieblings-FC Bayern-Spielern gehörte. Besonders stolz bin ich natürlich auf ein Autogramm mit persönlicher Widmung, dass mir vor sechs Jahren ein MDR-Mitarbeiter besorgte, und im Schrank liegt ein altes Zickler-Trikot mit der Rückennummer 21. Leider konnte er zu Bundesligazeiten nie seine Torjägerqualitäten unter Beweis stellen..."
Rennsportwelt.de Blog

"Gary Roberts vom englischen Fußball-Zweitligisten Ipswich Town ist todunglücklich mit seinem Trikot. Genaugenommen ist der Stürmer unzufrieden mit der Nummer 33. "Ich glaube, dass mich die 33 fett aussehen lässt."
11Freunde.de

“3 mal 3 ist 6. Eigentlich wollte ich die 6 haben, aber die war schon besetzt.” Maik Franz (auf die Frage, was ihm die Rückennummer 33 bedeute)"
Klartextsatire

"Als "Liza' bei einem Freundschaftsspiel im Januar 2005 in Köln seinen Wiedereinstand gab, feierte ihn der mitgereiste Bayern-Anhang frenetisch. Seite angestammte Rückennummer „3“ war zwischenzeitlich an Mitspieler Lúcio vergeben worden; daraufhin wählte Lizarazu die höchste, die jemals in der Bundesliga getragen wurde: die „69“, eine Reminiszenz an sein Geburtsjahr sowie an 1,69 Meter Körpergröße und 69 Kilogramm Gewicht."
lizaswelt

"Was das wohl auf sich hat mit der Rückennummer 99 bei Fussballspielern? Mir sind inzwischen drei Spieler bekannt, die nicht ganz 100 sind – natürlich nur auf dem Trikot, denn sonst sind das ganz sympathische Kerle. Allen voran der Lucarelli Cristiano von Livorno Calcio. Sein Namensvetter mit h und ohne o, der Rigano Christian vom Empoli F.C. trägt auch die 99 und gestern Abend entdeckte ich die unübliche Nummer auch auf dem Rücken von Guillermo Franco von Villareal."
Berner Gazette

22. Februar 2007

Dallas angelt sich Draft-Platz, Sturm hängt noch in der Luft

Die Frist für NBA-Teams, die Spieler tauschen wollten, ist abgelaufen. Wirkliche Neuigkeiten gibt es nicht zu vermelden. Die Dallas Mavericks nutzten die Gelegenheit, um einen Spieler abzugeben, den sie ganz offensichtlich nicht brauchen - Anthony Johnson ging an die Atlanta Hawks. Johnson hatte man im Sommer in einem Trade mit den Indiana Pacers erhalten. Für ihn bekam der Club, wovon er nie genug haben wird: eine weitere Draft-Option für die zweite Runde im kommenden Frühsommer, die nach dem gegenwärtigen Tabellenstand der Hawks als ziemlich lukrativ einzustufen ist. Mark Cuban spart den Rest von Johnsons Gehalt, das mit 2,6 Millionen Dollar nicht exorbitant war.

Der letzte Trade-Termin für die Clubs der National Hockey League rückt inzwischen immer näher. Das hat in Boston für ein wenig Unruhe gesorgt. Das Management der Bruins muss sich bis nächste Woche entscheiden, ob sie Marco Sturm einen neuen Vertrag geben wollen, der dem Vernehmen nach eine Laufzeit von vier Jahren haben würde und deutlich über seinem bisherigen Salär von 2,1 Millionen Dollar pro Saison liegen würde. Oder ob sie ihn und seinen Vertrag einem anderen Club überlassen wollen. Sturms gegenwärtiger Kontrakt läuft am Ende der Saison aus. Sollte ihn niemand bis dahin neu verpflichten, fällt er unter die Unrestricted Free-Agent-Klassel des Tarifvertrags und kann sich seinen Arbeitgeber selbst aussuchen und verhandeln, mit wem er will. Die Chancen, dabei auch noch ein besseres Gehalt herauszuhandeln, sind gut. Sturm gehört nicht zu den Starstürmern der Liga, aber hat einen guten Namen. Was er kann, kommt in Boston nicht besonders gut zur Geltung. Die Mannschaft hatte ihn vor einem Jahr bei einem Tausch von den San Jose Sharks erhalten. Der einzige Grund für den Dingolfinger, schon jetzt zu unterschreiben, wäre das Motiv wirtschaftliche Absicherung. Eishockeyprofis werden häufig und auch schon mal karrieregefährdend verletzt. Mit einem neuen Vertrag hätte er die Einkünfte garantiert - egal, was passiert.
Blick zurück: Die Gehälter der NHL-Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
Foto: Marco Sturm Stiftung (http://www.marco-sturm-stiftung.de)

Aufgewogen in Gold und ein Top-Model fürs Bett

Egal wie sarkastisch man als Zuschauer des amerikanischen Sportbetriebs auch werden mag, an manchen Tagen ist man hin- und hergerissen von der Fähigkeit der Medienmaschinerie, die Protagonisten zu idolisieren und, je nach Anlass und moralischem Kompass, auf Fingerhutgröße zusammenzustauchen. Das bedeutet im Einzelfall fast immer overkill. Aber es gibt einem auch die Gelegenheit, über die kuriose Projektionsfläche "Profisportler" nachzudenken. Das waren früher mal Figuren wie wir, Leute, die sich hochgearbeitet hatten und es geschafft hatten (und dafür mit ein paar Extra-Dollars belohnt wurden). Sie sind heute nichts anderes als hochbezahlte Gladiatoren, die gar nicht mehr erwarten, dass ihnen diese althergebrachte sentimentale Loyalität entgegengebracht wird, weil sie für unsere Stadt, unsere Region, unser Land spielen. Sie wollen in Gold aufgewogen werden. Und, wenn's geht, ein Top-Model fürs Bett.

Das klingt nach wenig. Ist es auch. Wenn auch nicht für Tom Brady, der Quarterback des dreifachen Super-Bowl-Gewinners New England Patriots, der sich gerade in Europa mit Giselle Bündchen aufhält (sie muss als Mannequin arbeiten, er hat frei). Der Mann hat geschafft, wovon andere nur träumen (und weil sie es tun, auf der Suche nach Nacktfotos die Suchmaschinen der Online-Welt unsicher machen). Wie wenig sein Erfolg in der Frauenabteilung aber in den Augen der Öffentlichkeit zählt, sieht man daran, dass in den meisten Berichten noch von einer anderen Frau die Rede ist. Sie heißt Bridget Moynahan, ist eine kaum bekannte Schauspielerin, war lange Zeit seine Freundin und hat soeben bekanntgegeben, dass sie schwanger ist. Der Vater? Tom Brady.

Die Geschichte könnte damit auch schon zu Ende sein, denn Brady und Moynahan hatten sich vor Weihnachten getrennt. Aber irgendetwas vor allem unter den Fans und den Zeitungen am Patriots-Stammsitz Boston - katholisch, irisch, traditionsbewusst - regt sich, seit die Schwangerschaftsgeschichte hochkam. Ist Brady nicht auch katholisch? Kommen da nicht automatisch gewisse Verhaltensmechanismen zum Tragen, angelernt in hundertfacher Beichte, Absolution, Kommunion, die besagen: Man lässt nicht einfach die Mutter seines Kindes sitzen? Keiner weiß es, denn der Quarterback mit den eiskalten Nerven, hundertfach erprobt in den kitzligsten Situationen in den Stadien der National Football League, lässt sich nicht gerne in solch altväterlichen ethisch-moralischen Fragen in die Enge drängen. Wenn man soviel Geld verdient, kann man das. Man muss nur irgendwann ganz viel Unterhalt bezahlen. Und den bohrenden Reportern klar und deutlich erklären, dass es sich bei dieser Angelegenheit um eine Privatsache handelt.

Und man muss die Verfolgungsjagd der Paparazzi ertragen sowie den Spott einer Firma wie Condom Man, die angekündigt hat, Brady 2000 Verhüterli zu schicken (mit einer Anleitung, wie sie korrekt eingesetzt werden). "Hoffentlich wird ihn das vor weiteren Überraschungen in der Zukunft bewahren."

21. Februar 2007

Warum knallen so viele Footballspieler in Cincinnati durch?

Wo fängt man mit dem Einordnen an, wenn man feststellt, dass eine einzige Stadt im alten Industriegürtel von Ohio offensichtlich mehr junge Männer anzieht, die Sport, Gewalt, Drogen, Sex und Alkohol als attraktiven hedonistischen Cocktail genießen? Am besten bei der jüngsten Geschichte, die mit einem anonymen Brief beginnt (das Link führt zu einem Faksimile auf der Webseite des Cincinnati Enquirer, wo die Angelegenheit gestern aufgerollt wurde). Dies ist die Kernaussage: Vier Anwärter auf einen Football-Stipendium und vier aktuelle Mitglieder der Footballmannschaft der Universität Cincinnati haben sich neulich nicht nur mit einer einzigen "ehemaligen Fußballspielerin" sexuell vergnügt, sondern dabei auch noch schwer gebechert und das Ganze mit einer Videokamera aufgenommen. Die Aufnahmen zirkulieren unter Studenten, wurden aber wohl noch nicht auf eines der einschlägigen Porno-Video-Portale hochgeladen.

Der Schreiber des Briefs (oder die Schreiberin) macht sich Sorgen, dass die Angelegenheit erstens die Sportabteilung der Universität in ein schlechtes Licht rückt und zweitens unter den Teppich gekehrt wird. Denn mal abgesehen von der Gangbanger-Komponente war Alkohol im Spiel. Und damit haben die jungen Leute ganz eindeutig gegen die Gesetze verstoßen, die besagen: solchen Strom kann man erst kaufen und konsumieren, wenn man 21 ist. Unterm Teppich - das wird diesmal nichts. Die Aufregung ist riesig.

Cincinnati wäre gerne ein biederes Pflaster, ist es aber nicht. Das örtliche NFL-Team, das auf den kuriosen Namen Bengals hört, hält den unrühmlichen Liga-Rekord in Verhaftungen: Neun Spieler (von 50) in 14 Monaten. Die Palette reicht von Alkohol am Steuer bis Einbruch und illegaler Waffenbesitz, von Körperverletzung bis Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Eigentlich müsste man gewisse Sympathien für Cincinnati hegen. Seine Einwohner weisen nach Milwaukee und Umgebung und der Doppelmetropole Minnepolis-St. Paul die drittgrößte Konzentration von Menschen mit deutscher Herkunft auf (St. Louis folgt auf Platz vier). Aber abgesehen von kleinen historischen Bezugspunkten wie dem Namen des zentral gelegenen Stadtteils Over-the-Rhine hat der Ort nur wenig zu bieten, was einem Lust machen würde auf eine Erkundigungsreise auf der Suche nach Geschichte. Denn in den USA hat man seit der großen Einwanderungswelle im 19. Jahrhundert sehr viel getan, um das deutsche Erbe wegzuassimilieren. Was der Erste Weltkrieg nicht schaffte, als Deutsch als Umgangssprache verboten wurde, dafür sorgte der Zweite.

Abgesehen davon kann man in der einstmals blühenden Industriestadt allenfalls all die urbanen Krankheiten hautnah erleben, die auch andere befallen haben, wie ich bei Abstechern nach Atlanta und Memphis (beides 2002) Detroit (2004) Cleveland (2005) und Buffalo im November 2006 aus nächster Nähe sehen konnte. Der Virus ist überall der gleiche: Die Mittelschicht ist in die Vorstädte geflohen und hat Armut, Zerfall und Perspektivlosigkeit zurückgelassen. Das Zeug zum Umschwung haben nur wenige Städte (wie Boston, das anfänglich nach der Schließung des Hafens mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte).

Cincinnati erlebte im Jahr 2001 den größten gewalttätigen Protest schwarzer Bewohner gegen die Polizei seit dem Aufstand 1992 in Los Angeles. Die Aktionen galten der Arbeit der Behörden, zwischen Februar 1995 und April 2001 im Rahmen ihrer Arbeit 15 schwarze Männer unter 40 erschossen hatte. Kein Polizist wurde zur Verantwortung gezogen. Schwarze Bewohner mussten in jener Zeit damit rechnen, doppelt so häufig von den Ordnungshütern wegen kleiner Vergehen im Straßenverkehr belangt zu werden als weiße. In der dritten Nacht der Brandstiftungen und Plünderungen in der Innenstadt verhängte der Bürgermeister eine Ausgangssperre und sorgte so für ein Ende der Gewalt. Ein Boykott der Stadt, der von prominenten Künstlern unterstützt wurde, fügte der Stadt allerdings einen messbaren wirtschaftlichen Schaden zu. Sie leidet seither unter einer ständig steigenden Mordrate, obwohl niemand eine logische Verknüpfung herstellen kann. Cincinnati belegte im letzten Jahr Platz 18 auf der Liste der gefährlichsten Städte Amerikas - hinter Detroit (2.), Cleveland (7.), Memphis (13.), Atlanta (17.)

Tauschbörse NBA: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Foto: flickr/creativecommons/Zac-Attack

Donnerstag, 22. Februar, 15 Uhr Eastern Standard Time, ertönt der Gong. Dann sind entweder alle kleinen und großen Tauschspielchen der Manager in der NBA unter Dach und Fach. Oder sie finden nicht statt. Wer bis dahin keine Vereinbarung hinbekommen hat, muss bis zum Ende der Saison warten, ehe er wieder im großen Stil an seinem Kader herumbasteln kann. Ein paar bekannte Namen werden zur Zeit immer wieder gehandelt: Jason Kidd und Vince Carter von den New Jersey Nets und Pau Gasol von den Memphis Grizzlies. Für die Spekulationen gibt es viele Gründe. Auf sie im einzelnen einzugehen, ist ziemlich müßig. Denn man müsste zuerst in jedem Einzelfall erklären, weshalb sich ein Team von einem Leistungsträger und Publikumsfavoriten trennen sollte (und das, obwohl nicht mal klar ist, ob das überhaupt die Intention des Clubs ist.)

Interessant allerdings ein Artikel von Statistik-Guru John Hollinger in der New York Sun von heute, der sich mit der Frage beschäftigt, weshalb die Manager für die Trades immer bis auf den letzten Drücker warten: die kurze Antwort: Weil die Teams, die sich einen Star angeln wollen, nicht schon früh ihre Karten auf den Tisch legen wollen. Denn der Club, der einen großen Namen zu bieten hat, kann natürlich pokern und einzelne Interessenten gegeneinander ausspielen - immer auf der Suche nach dem attraktivsten Gegenwert. Wenn die Uhr laut und vernehmlich tickt, werden die Gespräche kürzer. Die Vorschläge, die hin und her kommuniziert werden, werden konkreter. Hollinger nennt ein paar Namen von Spielern für denjenigen, der sich etwas mehr mit der Materie beschäftigen will.

Die meisten Spekulationen drehen sich um simple Tauschkonstellationen zwischen zwei Teams. In der NBA gibt es allerdings immer wieder regelrechte Monster-Trades, bei denen drei oder mehr Teams eine gemeinsame Vereinbarung treffen. Die Liga hat eine Webseite mit den umfassendsten Trades aller Zeiten. Der Rekord steht bei 13 Spielern und fünf Clubs bei einem Deal im Jahr 2005. Niemand, der damals herumspekulierte, sah eine solche Kettenreaktion voraus.

Amerikaner wollen Fußball-WM 2018 ausrichten

Der amerikanische Fußballverband hat die Absicht, sich um die Fußball-WM 2018 zu bewerben. Und zwar mit einem Hintergedanken: Man will der FIFA schon jetzt signalisieren, dass man notfalls bereits 2014 einspringen kann. Irgendetwas sagt den US-Funktionären, dass dem noch nicht benannten südamerikanischen Land (voraussichtlich Brasilien), am Ende die Puste ausgehen könnte. Die Vereinigten Staaten hatten 1994 zum ersten und bisher einzigen Mal eine Weltmeisterschaft ausgerichtet - mit einigermaßen Erfolg, vor allem was die wirtschaftliche Seite angeht (Zuschauerschnitt: 68.991 pro Spiel). Präsident Sunil Gulati hat das Gefühl, dass sich das noch steigern lässt, vor allem, was die Atmosphäre betrifft. "Wir sind mehr ein Teil des internationalen Sports als 1994", sagte er nach Angaben von ESPNSoccernet. Die WM legte das Fundament zur Gründung von Major League Soccer und eine bessere Jugendarbeit. Die Entwicklung ist inzwischen weiter gegangen. Die Liga hat für den Bau einer Reihe von mittelgroßen speziellen Fußballstadien gesorgt. Weitere architektonisch reizvolle Football-Arenen ständen ebenfalls zur Verfügung - in Städten wie Seattle, Houston, Detroit und Glendale, einem Vorort von Phoenix.

Beckham macht's möglich: Rekordhonorar für Galaxy-Trikotwerbung

Mark Zeigler in der San Diego Union Tribune meldet heute, dass Los Angeles Galaxy einen schönen Schnitt beim Vertrag mit einem Trikotsponsor machen wird. Danach geht es um eine Einnahme von 49 Millionen Dollar für fünf Jahre. Aussichtsreichste Aspiranten sind Citibank und Herbalife (ein Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln). Die Clubs in der amerikanischen Fußball-Liga werden in diesem Jahr erstmals Werbeaufschriften auf der Brust tragen. Bisher hatte man die Logos dezent auf dem Rücken der Spieler untergebracht.
Blick zurück: Das Thema Werbung auf der Brust

Im Baseball gehen die Uhren anders: Die Akte A-Rod

Man kann sagen: Football ist populärer. Und ganz normale NASCAR-Rennen haben mehr Zuschauer. Man kann sagen: die Gehälter sind astronomisch und das Interesse der Spieler daran, einander mit Hilfe von Anabolika, gekorkten Schlägern und eingeschmutzten Bällen zu übervorteilen, ist nahezu kriminell. Aber dann würde man trotzdem nicht verstehen, was Amerikaner an Baseball und vor allem auch an professionellem Baseball finden, und nicht erklären können, weshalb die Beschäftigung mit dem Spiel soviele spirituelle Metaphern produziert. Diese quasi-religiöse Antenne, die da bei etwa 50 Millionen Menschen ausfährt, wenn sie ins Stadion gehen, entspricht interessanterweise einem anderen Phänomen: Kein Land in der westlichen Welt hat - relativ gesehen - so viele Kirchgänger. Sie sind aufgesplittert in hunderte von Konfessionen, aber hängen einmal die Woche irgendwie alle an demselben Aufladegerät.

Sicher, der kleinstädtische Baseballfan ist anders. Für den sind die Spiele aus der Show nicht mehr als ein fernes faszinierendes Echo, das er früher abends über Mittelwelle im Transistorradio aufgeschnappt hätte und das heute in den Übertragungen auf den hinteren Kabelkanälen schleppender wirkt denn je. Aber es gibt ja auch die großen Städte mit ihren Retro-Stadien, in denen ein heimeliges, launiges Gefühl entsteht, wo das Schleppende einfach unwiderstehlich wirkt. Wo gibt es das noch? Ein Spiel, bei dem die Zeit so langsam vergeht, dass man denkt: Sie steht still.

Es gibt andere Anzeichen dafür, wie gemächlich die Zeit vergeht: Man denke nur an die seit drei Jahren anhaltenden Antipathien zwischen zwei der prominentesten Baseball-Profis Amerikas: Derek Jeter und Alex Rodriguez. Würde Rodriguez, genannt A-Rod, für die Boston Red Sox spielen oder die Baltimore Orioles, dann wäre das Verhältnis der beiden zueinander weit weniger quälend. Die beiden würden einander die Bälle um die Ohren ballern. Und die Fans würden sich an der Rivalität ergötzen. Dummerweise hat der wohlhabende Club-Besitzer George Steinbrenner die beiden dazu verdammt, für dieselbe Mannschaft zu spielen. Und so gehen sie jeden Sommer, Abend für Abend, für die New York Yankees auf den Platz.

Das Problem, das die beiden miteinander haben, lässt sich an zwei höchst widersprüchlichen Details nachzeichnen. Auf der einen Seite ist Rodriguez nicht nur der am besten bezahlte Baseball-Profi, der im Jahr 2000 (damals bei den Texas Rangers) einen Zehn-Jahres-Vertrag über 252 Milionen Dollar erhalten hatte, er ist auch der Spieler mit dem besten Sammelsurium an Leistungsdaten: Keiner hat in den letzten zehn Jahren mehr Home Runs, Runs Batted In, Total Bases und Extra-Base-Hits verbucht. Wenn er so weiter macht, könnte er gleich in drei Prestige-Kategorien folgende Legenden überholen: Hank Aaron (Home Runs), Ricky Henderson (Runs Scored) und Pete Rose (Hits).

Auf der anderen Seite steht diese dicke fette statistische Größe: Null. A-Rod hat noch nie die World Series gewonnen, nicht mit den Seattle Mariners, nicht mit den Texas Rangers und auch nicht mit den New York Yankees, was wirklich eine Kunst ist, denn diese Mannschaft ist so pickepackevoll mit Qualität besetzt wie der FC Chelsea. Nicht nur das: Vor der Zeit mit Rodriguez gewannen die Yankees jahrelang fast immer.

Womit wir zu dem Phänomen kommen, das Sportlern in anderen Sportarten nur sehr selten gelingt: Man kann im Baseball auf eigene Rechnung extrem gut aussehen, ohne dass die eigene Mannschaft davon profitiert. Bei den Yankees allerdings fällt so etwas - unangenehm - auf. In New York gibt es zu viele Reporter und Zeitungen, die überhaupt keine quasi-religiösen Empfindungen hegen, wenn sie ins Stadion gehen. Sie haben keine Ehrfurcht vor einem Statistik-Weltmeister. Sie wollen Meisterschaften sehen. Und sie können Statistiken lesen, die besagen, dass Rodriguez in Spielsituationen, in denen es darum geht, einen Vorsprung herauszuarbeiten oder einen knappen Rückstand aufzuholen, nicht viel leistet.

Warum aber steht A-Rod in der Schusslinie, wo doch in jeder Mannschaft der American League mindestens zehn Leute mitmischen (wenn man den Designated Hitter einrechnet)? Man muss nur ein bisschen zurückblättern ins Jahr 2000, als Rodriguez in Texas den Monster-Vertrag aushandelte und dabei auch mit den New York Mets buhlte und dort Folgendes verlangte: eine eigene Luxus-Loge im Shea Stadium für die Freunde, ein Privatflugzeug, damit er nicht mit dem Mannschaftsflieger reisen muss, ein großes Zelt während des Trainingslagers in Florida, um dort spezielles Rodriguez-Merchandising zu verkaufen, ein vierköpfiges Marketing-Team, um die außersportlichen Geschäfte abzuwickeln, und eine Garantie, dass er in New York auf mehr Werbetafeln zu sehen sein würde als der Publikumsliebling der Yankees, der bereits erwähnte Derek Jeter.

Jeter hatte als Platzhirsch natürlich kein Interesse daran, sich von einer Primadonna wie A-Rod in den Schatten stellen zu lassen, als Steinbrenner vier Jahre danach Rodriguez holte. Er ist nämlich einer, der sich die Hände dreckig macht (und auch das Trikot) und der es im Testosteron-Department mit jedem aufnimmt, wenn auch nicht immer auf die laute Tour. A-Rod wurde also nicht Shortstop, das war Jeters Platz, sondern Third Baseman. A-Rod wurde auch nicht die Nummer 3 in der Reihenfolge der Spieler am Schlag (Batting Line-Up), was die zentrale Position im Angriff ist. A-Rod wurde Schönspieler, Einzelgänger, Weichei, Dekoration - und der Hauptschuldige für die Pleiten in den Playoffs.

In diesen Tagen würden die Zeitungen in New York die seltsame Ehe am liebsten sprengen. Aber die Spieler reden wie die besten Diplomaten im Auswärtigen Amt. Gemeckert wird nie. Gelobt wird in abgewogenen Sätzen. Man will es wohl miteinander versuchen. Man muss es wohl auch. Denn dass andere Teams ihnen diese Last abnehmen, ist kaum anzunehmen. Nicht, wenn sie schlau sind. Je mehr sich die Yankees miteinander beschäftigen, desto besser sind die Chancen für die anderen.
Blick zurück: Derek Jeter kommt gut an - vor allem bei den Film- und Gesangsstars

20. Februar 2007

Der Fall Sam Smith: Auf dem hohen Ross mit dem Kopf im Sand

Der alte Mann mit dem Schnäuzer hat schon seit ein paar Jahren den Absprung verpasst. Damals, Anfang der neunziger Jahre, als Michael Jordan und die Chicago Bulls einen Titel nach dem anderen gewannen und er zwei Bücher auf den Markt warf - das erste (Titel The Jordan Rules) war richtig gut, das zweite gut genug, um ignoriert zu werden - wirkte er wie einer der Kardinäle der Zunft. Ein Basketballjournalist, den Kollegen leise um Interviews baten, weil sie von seiner Weisheit naschen wollten. In den 15 Jahren danach hat sich die Erde tausendfach gedreht. Die Bulls mussten auf Jordan verzichten, bekamen ihn zwischendurch wieder. Die Fans in Chicago sahen ihn erneut in den Ruhestand gehen, um sich dann ausgerechnet in Washington noch einmal zu quälen. Mussten erleben, wie Trainer Phil Jackson frustriert davonzieht und in Los Angeles drei NBA-Titel einsackt. Durften verfolgen, wie der klitzkleine Manager Jerry Krause, genannt Krümel, alles auseinanderhaute, was mal eine Ära war. Und sie bekamen mit, wie ihre Zeitung, Sam Smith's Arbeitgeber - die Chicago Tribune - in einem merkwürdigen Wahn aus Sparen und der Ambition, zu einem dicken fetten Medienkonzern zu werden, an Spannung verlor. Leblos wurde. Die Second City, die sich gerne als Arbeiterstadt mit den breiten Schultern gibt, hatte mit ihrem charismatischen Basketball-Team auch den Blick aufs Ganze verloren.

Das hat Sam Smith noch nie davon abgehalten, über das große Ganze so zu schreiben, als ob es noch irgendjemand interessiert, 15 Jahre später, was er sieht, wenn er auf der Suche nach dem nächsten großen Thema seine alten, gut gepflegten Kontakte nutzt. Wenn man liest, dass er sich am Rande des All-Star-Wochenendes in Las Vegas einen Teil seiner Pau-Gasol-Informationen von aus dem fernen Spanien angereisten Journalisten besorgte, muss man sich allerdings wundern. Am Donnerstag ist Trade-Deadline für diese Saison. Den Chicago Bulls und den Memphis Grizzlies wird nachgesagt, dass sie ideale Partner sind, um das Talent Gasol aus dem sportlichen Sumpf am Ufer des Mississippi herauszuziehen. Aber alles, was Smith am Montag zu berichten wusste, war, dass das Management der Bulls ziemlich entspannt aussieht. Vielleicht gibt es keine ernsthaften Gespräche? Wer weiß?

Normalerweise wäre ein Wechsel von Gasol nach Chicago mehr als business as usual. Es wäre nach dem Abschied von Iverson in Philadelphia (jetzt spielt er bei den Denver Nuggets) der am meisten beachtete Transfer. Er würde die noch sehr unerfahrenen und launischen Bulls in vielen Belangen besser machen. Und er wäre ein Anzeichen dafür, dass das Schwergewicht der Kräfte, das zur Zeit massiv die Western Conference bevorteilt, sich wieder in eine andere Richtung einpendelt. "Es ist nichts im Schwange", schrieb Smith. "Aber du kannst dir vorstellen, dass es einen letzten Versuch am späten Mittwochabend oder am Donnerstagmorgen geben wird." Was für ein Scoop.....

Was einen an Smith inzwischen noch mehr stört als seine bräsige Schläfrigkeit, ist sein jüngster Erguss zur Sport-Blogosphäre in den USA. Nachdem er am Samstag standfest behauptete, "Ich lese keine Blogs" und die ganze Zunft so charakterisierte, als bestände sie aus irgendwelchen Typen, die nicht recherchieren, sondern "in ihrem Keller in ihrer Unterwäsche sitzen und etwas schreiben", wurde er vom sehr hoch eingeschätzten Dan Steinberg vom D.C. Sports Bog der Washington Post hops genommen. Der wies Smith auf wenigen Zeilen nach, dass er sehr wohl Blogs liest: Denn er kupfert nachweislich von ihnen ab und zwar ohne die Quellen ordnungsmäßig zu nennen.

Diese Übung - gleichzeitig auf dem hohen Ross sitzen und den Kopf in den Sand stecken - verlangt mehr Gelenkigkeit und Gedankefrische, rhetorische Kühnheit und schlichtweg Chuzpe als der alte Mann mit dem Schnäuzer noch zusammenbringt. Er ist eines der ersten sich klar abzeichnenden Beispiele dafür, wie die klassischen Beat-Reporter mit dem großem Anspruch, einmal am Tag etwas Lesenswertes abzusondern, in den großen Städten Amerikas den Weg alles Irdischen gehen werden. "Eine dahinsiechende und sterbende Gattung, die bald unter dem Hügel aus [Adjektiv unverständlich, weil es einen Tippfehler enthält] Anspielungen begraben sein wird, die sie nicht versteht" (Steinberg). Smith ist 59 Jahre alt.

Nachtrag und Korrektur: Steinbergs Originalzitat enthielt keinen Tippfehler. Es handelte sich um das Slangwort "pwned", was aus der Sprache der Videospieler kommt und dort so viel bedeutet wie jemanden deutlich besiegen oder auch die eigene Überlegenheit dem Gegner unter die Haut reiben. Dieses Wort in diesem Zusammenhang akkurat zu übersetzen, ist allerdings eine Kunst. Der Hinweis kam von Dan Steinberg selbst. Gut, wenn man mit dem Autor kommuniziert (siehe auch diesen Post).